unihockey.ch Nr. 86 - Grossauflage

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1. liga Kleinfeld

blau-gelb cazis

Adrian Capatt in den alten Nati-Socken.

Blau gelb ist die

Haselnuss

Blau-Gelb Cazis hält das Bündner Fähnchen in der 1. Liga Kleinfeld aufrecht und sorgte im Schweizer Cup für Aufsehen. Dahinter stecken mehr als eine Handvoll ehemaliger Nationalliga-Spieler. Der ex-Internationale Roger Stegmann. TEXT: RETO VONESCHEN    Fotos: Claudio Schwarz

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appelvoll war die schmucke Vial-Halle in Ems am 22. September. Rund 300 Zuschauer wollten sehen, wie sich «David» Blau-Gelb Cazis gegen «Goliath» Wiler-Ersigen schlägt. Ein 1.-Liga-KleinfeldTeam gegen den amtierenden Cupsieger. Eine selten gesehene Affiche. Eine halbe Stunde wehrte sich Cazis bravourös und musste erst dann die ersten Gegentreffer einstecken. Als Ueli Marugg, ein ehemaliger Snowboarder, in der 34. Minute das 1:2 erzielte, erreichte der Lärmpegel in Ems den Höhepunkt. Wiler gewann letztlich 7:1, doch enttäuschte Gesichter waren bei den Bündnern keine zu sehen. Dass Blau-Gelb Cazis als Kleinfeld-Team drei Cuprunden auf dem Grossfeld überstand, ist bei näherer Betrachtung weniger überraschend. Die Mehrheit des Teams spielte bereits früher gegen Wiler. So wie die Malanser Legende Adrian Capatt, der ehemalige WM-Teilnehmer Roger Stegmann oder ex-Wiler-Trainer Björn Söderberg. Insgesamt sieben Akteure mit NLA-Erfahrung stehen im Cazner Aufgebot. Dazu mit Patric Werthan ein ehemaliger Churer Eishockeyaner und mit Harri Lind der aktuelle Trainer von Piranha Chur. Das Herz des Teams bilden aber noch immer die Ur-Cazner.

Söderberg als Türöffner Wie kommt so eine illustre Gesellschaft zu einem Kleinfeld-Team? «Alles begann mit Björn Söderberg», erzählt Stefan Neuhaus, der Macher bei Blau-Gelb Cazis. Der mittlerweile 45-jährige Schwede besuchte vor fünf Jahren die Cazner als Aussendienstler eines Stockherstellers im Training, «und war sofort begeistert, wie professionell wir KleinfeldUnihockey betrieben», wie sich Neuhaus erinnert. Damals stieg Cazis nach einem Herzschlag-Final in die 1. Liga KF auf, wo die Bündner bis jetzt mitspielen. Nach und nach folgten weitere erfahrene Spieler. «Die ‚Furcht‘ vor den grossen Namen nahm uns Söderberg», erzählt Neuhaus, «aber die Hälfte des Teams kannte sowieso keine NLA-Spieler.» Speziell sei es gewesen, als Capatt erstmals ins Training kam. «Ich war eher Chur orientiert, so kannte ich ihn vor allem als Reizfigur», so Neuhaus. Schnell zeigte sich, dass Capatt tiptop ins Team passte. «Er ist sehr ehrgeizig und will uns helfen, solche Momente zu erleben, wie er sie in seiner langen Karriere hatte», so Neuhaus. Spiele wie gegen Wiler. Nicht alle Gruppengegner haben Freude an

den ehemaligen NLA-Spielern, die etwa auch bei den Berner Hurricanes oder Cevi Gossau zu finden sind. «Dem 1.-Liga-Hockey tat dies gut, das Niveau ist gestiegen. Die Härte der NLA-Cracks ist bei der anderen Regelauslegung auf dem Kleinfeld jedoch manchmal ein Problem», sagt Neuhaus. Cazis habe sich für diesen Weg entschieden, weil Nachwuchs für die höchste Kleinfeld-Liga schwer zu finden sei. «Wir haben eine ansehnliche JuniorenAbteilung, aber viele betreiben mehrere Sportarten», erzählt der Sportlehrer. König Fussball zieht oft mehr. Ebenso sieht Neuhaus Blau-Gelb Cazis als Spieler-Lieferant für die Bündner Vereine. Mit Laura Taboas erlebte erst kürzlich eine ehemalige Caznerin ihre NLA-Premiere im Dress von Piranha Chur. Blau-Gelb statt Rot-Weiss Begonnen hat in Cazis alles um die Jahrtausendwende, als eine Gruppe UnihockeyVerrückter im Domleschg, dem Tal südlich von Chur, wo auch die Musikgruppe «77 Bombay Street» ihr Zuhause hat, einen Verein gründete. «Der Name kommt von den Farben des Gemeinde-Wappens, aber vor allem war es eine Anlehnung an Rot-Weiss Chur», gibt


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