Technik
Das Brünieren oder wie man Stahl färben kann Das Brünieren, Braunieren oder Broncieren sind jahrhundertealte Verfahren, um Stahl- und Eisenteile dauerhaft zu färben. Einerseits sollte das dem Rostschutz dienen, was es nur bedingt tat, anderseits die Schönheit von Waffen oder Waffenteilen fördern. Ein Beispiel dafür ist das Coltblau eines auf Hochglanz polierten Revolvers. VON PETER PULVER (TEXT + FOTOS) Es gibt heute grob gesagt zwei Arten der Brünierung. Man legt die zu färbenden Teile in stark oxydierende heisse Bäder und lässt die Eisenteile so rosten. Hat sich genügend Rost angesetzt, wird der Vorgang durch Eintauchen in heisses Oel gestoppt. Die Oberfläche ist dann tiefschwarz. Die zweite traditionelle Art des Brünierens ist die Streichbrünierung. Die Künstler vom Fach benennen das Broncieren. Das Ergebnis wird perfekter und ist vor allem für Lauf-
Der Broncierprozess und ein Buchtipp 1. Entfetten der Teile in einer speziellen Lösung bei 60 Grad während 12 Stunden. 2. Anstreichen der Teile mit der Broncierlösung. 3. Zwei Stunden ziehen lassen 4. 30 Minuten wärmen bei etwa 70 – 80 Grad 5. Spülen in kochendem Wasser 6. Nach dem Trocknen werden die Teile mit einer rotierenden Bürste aus speziell weichem Draht gekratzt oder gebürstet. Nun ist bereits der schwarze Farbton erkennbar. 7. Die Vorgänge 2 bis 7 werden nun dreimal wiederholt. Das Ergebnis ist eine gleichmässig schwarze Oberfläche, welche am Schluss geölt wird. Wer sich für die Geheimnisse des Färbens von Stählen interessiert, sei auf das Büchlein «Firearm Blueing and Browning» von R.H. Angier verwiesen. Darin sind Dutzende Rezepte für das Färben in verschiedenen Farbtönen zu finden. Die Ingredienzien, die dazu empfohlen werden, wirken teilweise recht abenteuerlich und scheinen einer mittelalterlichen Alchimistenküche zu entstammen. Antimonbutter z.B. wird mit Sicherheit kein Brotaufstrich sein.
Sohn Emil Markus Rüegg führt einen Korb voller Waffenteile in das Reinigungsbad ein. Die Tauchbäder befinden sich in zylindrischen, von unten beheizten Behältern. bündel von kombinierten Waffen ein Muss, da durch das Streichbrünieren das Lot zwischen den Läufen und an den ZF Montagen nicht angegriffen wird. Im Gegensatz zur Tauchbrünierung, die erst in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts aufgekommen ist, bietet die Broncierung auch einen echten Schutz gegen Rost. Die Streichbrünierung ist aber nicht nur eine schmutzige und ermüdende, sonders auch giftige Arbeit. Denn die Bestandteile der Brüniersäure sind teilweise stark toxisch.
Pfenninger übergab an Noser... In Stäfa existierte bis etwa 1980 die Büchsenmacherfamilie Pfenninger. Der letz-
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te dieser Dynastie, Rudolf Pfenninger, verkaufte 1973 seine Broncieranlage – altershalber – an seinen ehemaligen Lehrling Fritz Noser. Während 40 Jahren hat Büchsenmacher Fritz Noser aus Hombrechtikon diese Broncierkunst für unzählige Waffenliebhaber und Büchsenmacher eingesetzt. Nun mit 83 Jahren suchte er einen Nachfolger. Glücklicherweise wurde er fündig beim Team Vater und Sohn Emil Rüegg in Schwanden.
...der mit 83 an Rüegg weitergab Emil Rüegg sen. ist Büchsenmacher aus Leidenschaft und bekannt für ausgezeichnete Arbeit. Viele Waffenhändler vergeben heikle Arbeiten an Waffen gerne an Emil Ausgabe 12 // Dezember 2014