SchiessenSchweiz 05/13

Page 26

Rückblende

«Schau dir die Sportschau an, da kommt jemand!» «Regarde les informations sportives,   il y a quelqu’un que tu connais!» Charles Jermann kann auf eine erfolgreiche Schiesskarriere zurückblicken. 17 Mal Schweizer Meister, Europameister im Einzel und in der Mannschaft im Jahr 1977, Goldmedaille in der Mannschaft und Silbermedaille an der Weltmeisterschaft in Korea 1978. SchiessenSchweiz besuchte den wohl bescheidensten Eliteschützen seiner Zeit und sprach mit ihm über seine Karriere, seine Familie und die Zukunft des Schiesssports. von béatrice Dürrenberger Freundlich winkt Charles Jermann vom Balkon seiner Wohnung in Liesberg im Laufental. Lächelnd heisst er die Besucherin in seiner gemütlichen und ordentlichen Wohnung willkommen. Erwartungsvoll blickt er sie an und wartet. Der pensionierte Steinhauer ist kein Mann grosser Worte. Das Interview gestaltet sich zu Beginn etwas holprig, denn der bescheidene Laufentaler redet nicht gerne, schon gar nicht über sich. «Das war schon immer so, dass ich wortkarg bin», lacht er auf die Bemerkung der Besucherin, dass man ihm die Würmer aus der Nase ziehen muss.

Enkeln das Schiessen gezeigt Geradezu redselig wird er aber, wenn er von seinen drei Kindern und den acht Grosskindern spricht. Nein, keines der Kinder oder Enkelkinder würde schiessen, sagt er. Er bedauert es nicht. Sein Sohn ging zwar früher mit zum Schiessen, aber Fussball war ihm dann doch wichtiger, was auch gut sei. Mit jedem seiner Grosskinder ging er aber ein Mal schiessen. «Nur, damit sie wissen, wie das ist», erzählt er schmunzelnd. Das Jüngste ist nun 13, das Älteste 27 Jahre alt. Einer seiner Enkel ist dem Tennissport eng verbunden und spielt sogar in der Nationalmannschaft. Stolz zeigt er einen Ordner, den er von seinen Enkelkindern als Ge-

Charles Jermann in früheren Jahren bei seiner Leidenschaft dem Schiessen.

schenk erhalten hat. Fein säuberlich sind darin alle Presseartikel, Fotos und Erinnerungen über seine Schiesskarriere abgelegt. Nun kommt er beim Durchblättern dieses Ordners doch noch etwas mehr ins Reden.

Erst mit 28 Jahren begonnen Zu schiessen begonnen habe er als kleiner sechs- oder siebenjähriger Knabe mit einem Bolzengewehr, erinnert sich Jermann. Dieses habe er von seiner Gotte zu Weihnachten erhalten. Damit habe sie ihm einen Herzenswunsch erfüllt. Auf diesen war er gekommen, weil er in seinem Dorf in Dittingen manchmal den Schiessverein besucht hat. «Zuhause haben wir dann auf Scheiben geschossen», erzählt Jermann weiter. Richtig zu schiessen begonnen habe er aber erst mit dem Jungschützenkurs 300m und nach der Rekrutenschule mit dem Karabiner im Verein und im Jurassischen Verband. Mit 27 Jahren kaufte er sich den ersten 300m-Stutzer, ein Jahr später ein Kleinkalibergewehr. Erst dann startete er mit dem

26  SchiessenSchweiz  TirSuisse // TiroSvizzera // TirSvizzer

sportlichen Schiessen. Dabei stand ihm sein damaliges Vorbild, Weltmeister Erwin Vogt als Lehrmeister tatkräftig zur Seite.

1976 Schweizer Rekord kniend Die Resultate liessen sich sehen. Schon bald zählte Jermann zu den Besten. «Als ich 1969 das erste Mal an die Schweizermeisterschaft Kleinkaliber in Zürich gegangen bin, habe ich doch gleich den Liegendmatch gewonnen und bin Schweizermeister geworden», blickt er zurück. 1972 folgte der Schweizermeistertitel im KleinkaliberDreistellungsmatch. In dieser Zeit kam das Aufgebot zur Vorentscheidung der Nationalmannschaft. «Das erste Mal flog ich raus, beim zweiten Mal konnte ich mich dann aber halten», kommentiert er trocken. Was folgten waren acht Jahre in der Nationalmannschaft und etliche Erfolge: Ganze 17 Mal war er in seiner Karriere Schweizer Meister. 1976 brach er mit 395 Punkten Kleinkaliber kniend sogar den Schweizer Rekord. Ausserdem wurde er beim eidgeAusgabe 5 // Mai 2013


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.