Interview
«Ganzer Einsatz ist ganzer Erfolg» «Engagement total veut dire succès total» «Impegno completo è un risultato completo» Seit fünf Jahren ist Urs Stähli Präsident des Zürcher Schiesssportverbandes. Der 52-Jährige arbeitet im Forensischen Institut Zürich und ist erst mit 30 Jahren zum Schiesssport gekommen. Als aktiver Schütze mit Sturmgewehr 90, Pistole und Armbrust kennt er die Bedürfnisse der Schützenbasis und weiss, dass sein Kantonalverband zu den aktivsten des Landes zählt. Von Max Flückiger Wie ist Ihr Verband organisiert? Der Zürcher Schiesssportverband in der heutigen Struktur ist im Jahre 2006 aus dem Zusammenschluss des Zürcher Kantonalen Schützenverbandes (ZKSV) und dem Zürcher Kantonalen Sportschützenverband (ZKSpV) entstanden. Er besteht aus 15 eigenständigen Unterverbänden. Was ist speziell an Ihrem Verband? Mit dem Zusammenschluss von ZKSV und ZKSpV hat man es im Kanton Zürich beinahe geschafft, sämtliche Schiesssportdisziplinen unter einem Dach (ZHSV) zu vereinen. Beinahe darum, weil die Armbrustschützen, Bogenschützen und die Veteranen nicht mitmachen wollten. Leider hat man es 2006 auch verpasst, die Gesamtstruktur des neuen ZHSV den neuen Gegebenheiten anzupassen. Man übernahm die alten Strukturen 1:1, was bedeutet, dass heute nach wie vor die ‚alten‘ 11 Bezirksverbände des ZHSV und die ‚alten‘ 4 Teilverbände des ZKSpV funktionieren. Wir sind zwar unter einem Dach, das zielorientierte und zukunftsweisende Zusammenwirken über alle Disziplinen ist aber durch diese künstlichen Barrieren nach wie vor sehr schwierig. Wie viele Mitglieder zählt er (aktiv/passiv)?
Urs Stähli strahlt Optimismus aus.. Der ZHSV ist mit seinen rund 15‘000 Mitglieder der zweitgrösste Schützenverband der Schweiz und der viertgrösste Sportverband im Kanton Zürich. Als aktive Schützen darf man die gut 9‘000 Lizenzierten im ZHSV bezeichnen. Wie sieht es mit dem Nachwuchs aus? Ich behaupte, dass das Nachwuchswesen im ZHSV – wegen der unermüdlichen Arbeit des Kantonalverbandes – heute eine zentrale Rolle einnimmt. Durch die Zusammenarbeit im Nachwuchsbereich über alle Distanzen, haben wir erste Erfolge zu verzeichnen. Dies hat aber über zwölf Jahre Aufbauarbeit bedingt – früher über die Nachwuchskommission (NAKO) und heute über die Abteilung Ausbildung des ZHSV. In der Ausbildung arbeiten wir in allen Disziplinen – auch mit den Armbrustschützen – eng zusammen. Diese Synergien wurden erkannt und es wird alles daran gesetzt, daraus auch den besten Weg zu finden.
6 SchiessenSchweiz TirSuisse // TiroSvizzera // TirSvizzer
Wie erklären Sie sich diese erfreuliche Entwicklung? Erfreuliche Entwicklung – ja, das ist die richtige Bezeichnung. Es ist nicht gut und schon gar nicht wunderbar. Der ZHSV steht im schweizerischen Vergleich sicher im vorderen Drittel. Aber das genügt nicht, um unseren Sport für die Zukunft zu erhalten oder gar noch auszubauen. Nach wie vor beteiligen sich nur etwa 20% der Vereine an einer zukunftsweisenden Nachwuchsförderung. Das ist zu wenig und führt dazu, dass die Schere zwischen den engagierten und weniger engagierten Vereinen noch viel grösser wird. In vielen Vereinen hat man noch nicht erkannt, dass es ohne kontinuierliche Nachwuchsförderung nicht geht. Nachwuchsschützinnen und –schützen kommen nicht einfach zu einem Verein und fragen, ob sie mitschiessen dürfen. Der Nachwuchs muss gezielt angegangen und gesucht werden. Hat man junge Schützinnen oder Schützen gefunden, erAusgabe 4 // April 2013