SchiessenSchweiz 01/13

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Technik

Links alte Patrone mit Stahlmantelgeschoss, rechts Pist Pat 14 mit Messingmantel. Beide Geschossböden sind geschlossen. gleich schwer (8,0 g) und besitzen einen Bleikern, die Pist Pat 41 hat jedoch einen CuNi plattierten Stahlmantel und eine «schweizerische» Form der Ogive, während die Police Target einen Messingmantel (CuZn) besitzt und die Geschossform der CIP-Norm (Commission Internationale Permanente) folgt. Für den Schützen haben diese beiden Unterschiede bereits Folgen. Erstens nützt sich das Laufinnere beim Verschiessen von Stahlmantelgeschossen mehr ab als mit den weicheren Messingmänteln, wobei bei Pistolenkalibern (und den entsprechend geringen Geschossgeschwindigkeiten) die Unterschiede nur marginal sein dürften. Trotzdem schon ein kleiner Pluspunkt für die Pist Pat 14. Die Geschossform dürfte sich auf die Aussenballistik (Präzision) nicht stark auswirken, weil diese auf die kurzen Distanzen noch nicht zum Tragen kommt. Allerdings können sich all jene Schützen freuen, welche eine Pistole mit CIP-Patronenlager besitzen. Dort passen die bisherigen Ordonnanzpatronen im Extremfall nicht hinein, die neuen aber schon. Umgekehrt stellt sich dieses Problem nicht, eine CIP-Patrone passt mit ihrem etwas schlankeren Geschoss in jede Schweizer Ordonnanzpistole. Nächster Unterschied: andere Hülsen. Die 41er hat das bekannte «T» (für Thun) in den Boden gestempelt, darunter 04 für das Herstellungsjahr. Die Alternativpatrone heisst «Geco SX», darunter als Kaliberbezeichnung 9x19 (entspricht der 9 mm Parabellum oder Luger). Die Marke Geco gehört seit 2002 zum RUAG-Konzern, gefertigt wird an den Standorten Fürth (Deutschland) und Sirok (Ungarn). Zumindest die Hülse stammt also nicht aus Schweizer FerAusgabe 1 // Januar 2013

Links Thuner Fertigung, rechts Geco-Hülse.

tigung (was sich auf den Endpreis positiv auswirken dürfte). Für den erweiterten Vergleich haben wir je fünf Patronen delaboriert (sanft auseinandergenommen) und die Komponenten näher untersucht. Als erstes ist dabei aufgefallen, dass die Geschosse in der Pist Pat 14 um einiges fester sitzen als bei der Ordonnanzpatrone. Ein Blick auf das freigelegte Geschoss zeigt bei der 14er eine CrimpRille, welche bei der 41er fehlt. Ein fester Halt des Geschosses in der Hülse macht die ganze Patrone robuster gegen äussere Einflüsse und auch tauglicher für Seriefeuerwaffen, kann unter Umständen aber auch zu Drucksprüngen führen, falls der Ausziehwiderstand nicht immer identisch ist. Der bedeutendste Unterschied dürfte die unterschiedliche Pulversorte und die Laborierung sein. In der Pist Pat 41 kommt ein Blättchenpulver zum Zuge, während in die Pist Pat 14 ein viel feineres Granulat verladen wird. Vor- und Nachteile? Das feinere Pulver lässt sich theoretisch genauer dosieren, solange die Menge nur volumetrisch abgemessen wird. Und dies ist bei der Produktion von Massenware der Fall, hier reicht die Zeit einfach nicht, um jede Charge auf ein tausendstel Gramm genau abzuwiegen. Die Gewichtsunterschiede betrugen denn auch (bei fünf Stichproben) 0,2 Grains (1 Grain = 0,0648 Gramm) bei der alten Patrone oder 3,52% beziehungsweise 0,1 Grain oder 1,5% bei der Pist Pat 14. Dies sind für Pistolenpatronen geringe Abweichungen und fallen kaum ins Gewicht. Bei den Geschossgeschwindigkeiten gibt die RUAG für die Pist Pat 41 eine v0 von 365 ± 12 m/s an, für die Pist Pat 14 eine v10 von 365 ± 15 m/s. Wir haben mit einer SIG P

210 bei der v3 366 beziehungsweise 361 m/s gemessen, also insgesamt alles im tolerierbaren Bereich. Bei den Streukreisen (vermutlich mit eingespanntem Messlauf) nennt die RUAG für die 41er bei 50m einen Streukreis ≤ 120mm, für die 14er bei 25m Distanz ≤ 50mm. Die Präzisionsanforderungen ab laffetiertem Messlauf bei einer Distanz von 50m und 20 Schuss liegen laut RUAG bei einem Umkreis von 120mm, wobei die Pist Pat 41 54mm hält und die Pist Pat 14 64mm. Beides Werte, welche höchstens Spitzenschützen zu erbringen vermögen.

Testauswertung Im Schlussbericht kommen dann die Schützen beziehungsweise die Landesteile zu Wort, wobei die Anzahl der aufgetretenen Ladestörungen und Auswurfstörungen vernachlässigbar klein sind (bei 775‘000 verschossenen Patronen jeweils weniger als 100 Störungen). Bei insgesamt 13 Zündstörungen (Patrone zündet nicht oder Geschoss bleibt im Lauf stecken) wurde bei näherer Untersuchung durch die RUAG einmal ein fehlender Amboss im Zündhütchen festgestellt, bei einem stecken gebliebenen Geschoss fehlte die Treibladung (kein Pulver in der Hülse). Beim Waffenverhalten reichten die Empfindungen der Schützen von «geringerer Rückstoss» über «kein Unterschied» bis zu «grösserer Rückstoss», Tendenz zu stärkerem Rückstoss. Eine Erklärung dazu könnte in der unterschiedlichen Pulversorte und dem damit zusammenhängenden Abbrandverhalten liegen. Bei der Frage nach der Verschmutzung und dem Reinigungsaufwand gingen die

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