SchiessenSchweiz 01/12

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Technik

Wenn der Lauf nicht mehr will... Quand le canon n’en veut plus… Quando la canna non ce la fa più… Die Situation kennt wohl jeder Schütze. Die Trefferleistung seines Gewehres nimmt nach und nach immer mehr ab, gute Resultate liegen nicht mehr drin. Wie geht man am besten vor, um das Problem zu beheben? Von László Tolvaj Der Lauf schiesst, der Schaft trifft. Diesen Jägerspruch hat vermutlich jeder Schütze schon einmal gehört und weiss, was damit gemeint ist. Wenn jedoch alles stimmt und das Gewehr trotzdem nicht trifft, kann es halt doch nur am Lauf liegen – meint man wenigstens. Dass dem nicht immer so sein muss, soll in diesem Artikel angesprochen werden. Entstanden ist er in Zusammenarbeit mit verschiedenen Büchsenmachern, nicht von selbsternannten «Experten». Zudem richten sich diese Erkenntnisse vor allem an Vereinsschützen und Breitensportler, welche weder über Trainer oder Coaches noch über Sponsoren verfügen, die zu ihrer Ausrüstung schauen oder irgendwelche Kosten übernehmen. Manch ein Schütze wird sich in dieser Situation einen neuen Lauf oder gar ein neues Gewehr wünschen, ohne vorher das Problem richtig ausgelotet zu haben. Und mancher Waffenhändler ist auch noch so gerne bereit, diesem Kundenwunsch nachzukommen. Nicht so Dieter Häberli, Büchsenmacher in Sissach/BL, der Schützen mit solchen Schwierigkeiten zuerst zum Optiker schickt. Denn viele Schützen versuchen, das Problem überall zu lösen, nur nicht bei sich selbst. Dass eine optimal angepasste Schiessbrille viel bewirken kann, wäre in einem solchen Fall jedoch sicher ein Versuch wert. Ein weiterer Weg wird oft bestritten, indem der Lauf ausgemessen wird. Aber auch hier warnt Häberli: «Ordonnanzwaffen, welche für die GP 11 eingerichtet sind,

wurden in einem Bereich zwischen 7,51 und 7,58mm hergestellt. Werden 7,58mm gemessen, so handelt es sich dabei nicht um einen ausgeschossenen 7,51er Lauf, sondern um einen Lauf, der in diesem Mass hergestellt worden ist und über viele Tausend Schuss diese Abmessung beibehält. Zudem gilt zu bedenken, dass die GP 11 mit Geschossen verladen wird, welche zwischen 7,72 und 7,82mm messen.» Selbst leichte Rostnarben müssen laut Häberli nicht unbedingt zu einem schlechten Schussbild führen. Eindeutig Ausschuss ist nach seiner Meinung ein Lauf erst bei 7,64mm.

Standardgewehr mit 800 Schuss Belastung. Das 98er Schussbild ist nicht sehr überzeugend (Ø 143mm).

Mit diesem Stgw 57 kann die Neun nicht mehr gehalten werden. Ø 192mm für 15 Schuss.

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Schussbild ab Maschine... Wenn also weder der Optiker helfen kann, noch das Ausmessen des Laufes ein klares Bild zeigt, hilft nur noch der Schusstest ab Maschine. Eine solche benützt zum Beispiel Kurz Frölicher, Büchsenmacher in Solothurn, wenn er Kundenwaffen auf ihre Trefferleistung testet. Dazu werden die Waffen (möglich mit allen Ordonnanzwaffen plus mit den meisten Standardgewehren) teilweise ausgeschäftet und in eine stabile Vorrichtung eingespannt. Dann wird das Gewehr grob auf die Scheibe ausgerichtet und mit fünf Schüssen «aufgewärmt». Ein

100er Schussbild eines Karabiners mit Hämmerli-Lauf. Ø ca. 80mm ab Maschine.

Tanner-Standardgewehr in GP 11 mit RUAG-Schussbild aus dem Schiesskanal. Ø 38mm ab Maschine. Ausgabe 1 // Januar 2012


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