SCHIESSEN
DAS OFFIZIELLE MAGAZIN DES SCHWEIZER SCHIESSSPORTVERBANDES
MR. SCHWEIZERMEISTERSCHAFT
Mit Ignaz Juon haben die Schützen einen Mann für alle Fälle
FÜR DIE EWIGKEIT
Nina Christen schenkt dem Olympischen Museum ihre Schiessbekleidung
EINE ÄRA GEHT ZU ENDE
Ausbildungsleiterin Ruth
Siegenthaler geht in Rente
Swissmint stellt die Sondermünze zum Jubiläum des SSV vor
EINMUSS
FÜRSAMMLER
S C H W E I Z WWW SWISSSHOOTING CH
C H F 6 , 7 0 E U R 5 , 8 0 JUNI | 02 2023
AMAUSGANGS-
PUNKTVIELER GESCHICHTEN INDIESER AUSGABESTEHT DER EINSATZ VONEHRENAMTLICHEN.
LIEBE SCHÜTZINNEN, LIEBE SCHÜTZEN
Der traditionelle Jubiläumswettkampf steht heuer und im kommenden Jahr ganz im Zeichen des 200-jährigen Jubiläums des Schweizer Schiesssportverbands Der Jubi-Wettkampf kann seit dem 15 März geschossen werden – bereits jetzt wurden mit rund 20‘000 Standblättern bereits doppelt so viele wie im Vorjahr bestellt Alle Teilnehmer können sich so für den Final an der grossen 200-Jahr-Jubiläumsfeier im August 2024 in Aarau qualifizieren (siehe Bericht auf Seite 15).
Egal ob Jubi-Wettkampf oder Jubiläumsfest: Ohne den tatkräftigen Einsatz unzähliger Ehrenamtlicher wären solche Anlässe schlicht nicht denkbar. Dies gilt selbstverständlich und vor allem in den rund 2500 Schiesssportvereinen unseres Landes: Es ist der unermüdliche Einsatz so vieler Freiwilliger, welcher den Schiesssport in der Schweiz am Laufen hält. Dabei ist das unentgeltliche Engagement tausender von Frauen und Männern, die viel Herzblut und Freizeit investieren, keine Selbstverständlichkeit Nicht nur im Schiesssport ist es heutzutage grundsätzlich enorm herausfordernd, motivierte und fähige Personen zu finden, die sich ehrenamtlich engagieren Einer, der sich seit Jahrzehnten für den Schiesssport einsetzt, ist Ignaz Juon Pro Jahr ist er rund 100 Tage für den SSV unterwegs. Er muss in Schützenkreisen nicht gross vorgestellt werden – jedem, der schon einmal an einer 10m-Schweizermeisterschaften in Bern oder an der Outdoor-SM in der Guntelsey mit von der Partie war, ist der «Chrampfer» Ignaz Juon ein Begriff. «Schiessen Schweiz» hat den 66-jährigen Waliser, der auch nicht mit Kritik hinter dem Berg hält, bei ihm Daheim auf dem hoch über Grenchen gelegenen «Montagne de Romont» besucht. Das Portrait über ihn lesen Sie ab Seite 32.
Am Ausgangspunkt vieler Geschichten in dieser Ausgabe von «Schiessen Schweiz» steht der Einsatz von Ehrenamtlichen: Die Schiessbekleidung von OlympiagoldGewinnerin Nina Christen wird nun im Olympischen Museum in Lausanne ausgestellt Es waren auch hier dereinst Ehrenamtliche, die sie als Mädchen und Jugendliche ausgebildet haben – genau wie beim jungen Nachwuchstalent Alexia Tela, die in eine Gastfamilie nach Biel zog, um ihrer Karriere den entscheidenden Schub zu geben.
All den unzähligen Ehrenamtlichen gilt unser grosser Dank!
Viel Vergnügen bei der Lektüre.
Christoph Petermann, Redaktor / Stv Leiter Kommunikation & Marketing SSV
SCHIESSEN SCHWEIZ 3 www.swissshooting.ch EDITORIAL
Schon bald ein begehrtes Sammlerobjekt: Die «Silbermünze SSV»
Ruth Siegenthaler, Leiterin Bereich Ausbildung und Richter, geht in Rente
Damit geht beim SSV eine Ära zu Ende. Bild: Renate Geisseler
Titelbild: Zum 200-Jahr-Jubiläum erhält der SSV vom Bund eine Sondermünze
Foto: zVg, shutterstock.com/Leviana
Ohne ihn geht nichts: Ignaz Juon, SM-Ressorteiter beim SSV.
INHALT
TITEL
10 Am 2. Juni hat die Eidg. Münzstätte eine Sondermünze anlässlich des 200-Jahr-Jubiläums des SSV herausgegeben. Die «Silbermünze SSV» ist im Online-Shop des SSV erhältlich.
BREITENSPORT
15 Seit Mitte März läuft der Jubiläumswettkampf «200 Jahre SSV» Alle Teilnehmer können sich für den grossen Final am Jubiläumsfest in Aarau 2024 qualifizieren
SPITZENSPORT
16 Nina Christen hat mit dem Gewinn von Olympia-Gold Sportgeschichte geschrieben. Nun wird ihre Schiessbekleidung im Olympischen Museum in Lausanne ausgestellt.
20 Sportpsychologe Jörg Wetzel sorgt dafür, dass Spitzensportler unter dem Druck nicht zusammenbrechen Auch für die Kader-Schützen des SSV ist er der Fels in der Krise
NACHWUCHS
24 Das 17-jährige Schützentalent Alexia Tela lebt in Biel in einer Gastfamilie und kann so täglich im Regionalen Leistungszentrum trainieren
4 SCHIESSEN SCHWEIZ Juni 2023 03 Editorial 06 Aktuell
32
Bild: Philipp Ammann
10 30
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VERBAND
28 Der Inbetriebnahme des Riesenprojekts «SAT-/ SSV-Admin» am 1 August steht nichts im Weg An der DV des SSV wurde zudem die Zürcher Kantonsrätin Jacqueline Hofer in den Vorstand des SSV gewählt
30 Eine Ära geht zu Ende: Ruth Siegenthaler, langjährige Leiterin Bereich Ausbildung und Richter beim SSV, geht in Rente. Die St. Gallerin zieht Bilanz.
SPEZIAL
32 «Schiessen Schweiz» hat SM-Ressortleiter Ignaz Juon in seinem Daheim auf dem «Montagne de Romont» besucht. Der 66-Jährige blickt auf ein bewegtes Leben zurück
DYNAMISCHE SCHÜTZEN
36 Bei den Dynamischen Schützen gab es seit über 30 Jahren keine schwerwiegenden Unfälle Grund genug, die entsprechenden Sicherheitsregeln grundsätzlich unter die Lupe zu nehmen.
FORUM
41 Social Media: Der SSV ist auf Facebook und Instagram aktiv. Die Schützen sind aufgerufen, mitzumachen.
43 Mit der SSV-Mitgliederkarte greift man dem SSV-Nachwuchs unter die Arme.
RECHT DIREKT
47 In der Kolumne «Recht direkt» nehmen Gastautoren mögliche politische Entwicklungen rund um das Thema «Waffenrecht» kritisch unter die Lupe
SCHÜTZENMUSEUM
48 Der Schweizerische Zofingerverein führt seit 1932 ein Wettschiessen durch, das bis heute Bestand hat
50 Kalender
51 Impressum / Partner & Ausrüster
Nina Christen wurde im Olympischen Museum in Lausanne geehrt. Ihre Schiessbekleidung ist nun ein Ausstellungsobjekt. Bild: Renate Geisseler
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16
ANZAHL SCHADENFÄLLE BLEIBT STABIL
Die USS Versicherung konnte an ihrer Delegiertenversammlung in Düdingen auf ein positives Jahr zurückblicken. Sorgen bereitet der Genossenschaft eine Zunahme der Schadenfälle im Zusammenhang mit der neuen GP11 Munition.
Sepp Rusch durfte an seiner ersten Delegiertenversammlung als Geschäftsführer vermelden, dass die USS Versicherung trotz Börsenturbulenzen und Mehrkosten weiterhin auf einem soliden finanziellen Fundament dasteht. Der Reingewinn von 112‘000 Franken hat sich im Vergleich zum Vorjahr zwar praktisch halbiert, kann aber mit dem höheren Personalaufwand infolge der Neuorganisation oder höheren Ausgaben im Sponsoring erklärt werden Auch die Delegiertenversammlung 2022 habe im Vergleich zu 2021 kräftig zu Buche geschlagen 2021 fiel die DV der USS infolge Corona-Pandemie aus
EXPLODIERENDE MUNITION BESCHÄFTIGT VERSICHERUNG
Im Geschäftsjahr wurden insgesamt 23 neue Schadenereignisse registriert Diese teilen sich auf in 4 Personenschäden, 8 Haftpflichtfälle, 7 Sachschäden und 4 Fälle, welche auf freiwilliger Basis erledigt wurden Die Anzahl Schadenfälle ist im Vergleich zu den letzten zwei Vorjahren zwar
gestiegen, bleibt aber unter dem Niveau von vor der Corona-Pandemie
Wie dem Schadenbericht 2022 zu entnehmen ist, musste die Versicherung eine Zunahme von Schäden im Zusammenhang mit der neuen GP11 Munition feststellen «Explodierende Munition beschädigte Verschlüsse, deren
Gehäuse und Abzugsvorrichtungen», heisst es im Bericht Wie die USS schreibt, seien ausschliesslich Sturmgewehre 57 mit Sportläufen und Standardgewehre von solchen Schäden betroffen. «Es ist nur glücklichen Umständen zuzuschreiben, dass keine Schützen verletzt wurden», schreibt Schadenleiter Eric Zosso in seinem Bericht. Die Reparaturkosten solcher Schäden seien hoch und würden in keinem Verhältnis zur kalkulierten Kaskoprämie des ganzen Vereines stehen Laut der USS sei der Munitionshersteller und der Bereich Schiesswesen ausser Dienst der Schweizer Armee daran, den Sachverhalt zu prüfen und abzuklären, was dagegen unternommen werden kann. Die Jahresrechnung wurde von den 198 anwesenden Stimmberechtigten ebenso einstimmig genehmigt wie der Jahresbericht, das Protokoll und die Wahl der Revisionsstelle. Am Ende war es an USS-Präsident Rudolf Vonlanthen, verdiente Eidgenössische Schiessoffiziere und abtretende Präsidenten von Kantonalverbänden zu verabschieden Abgeschlossen wurde die Delegiertenversammlung mit dem traditionellen Apéro und Bankett
6 SCHIESSEN SCHWEIZ Juni 2023
DV DER USS-VERSICHERUNG
AKTUELL
USS-Präsident Rudolf Vonlanthen führte einmal mehr souverän durch die Versammlung in der Eissporthalle Düdingen.
PREISERHÖHUNG BEI DER GP11
Ab nächstem Jahr senkt der Bund die Subvention für GP11-Munition. Der SSV konnte im Gegenzug eine Erhöhung der Beiträge an die Bundesübungen erwirken.
Der Bund hat aufgrund der Empfehlung der Eidg. Finanzkontrolle (EFK) beschlossen, die Förderbeiträge der GP11Munition zu reduzieren, damit die GP11 und GP90 ähnliche Subventionen erhalten. Konkret kostet ein Schuss
GP11 ab nächstem Jahr neu 60 Rappen anstatt wie bisher 30.
Der SSV hatte im Vorfeld eine Arbeitsgruppe aus Vertretern von Schützen aus allen Landesregionen gebildet und Vorschläge zu Handen des VBS ausgearbeitet, welche die Erhöhung des Munitionspreises abfedern und für eine gerechtere Abgeltung der vom SSV und seinen Mitgliedervereinen erbrachten Dienstleistungen wie den Bundesübungen sorgen sollten.
Nach intensiven Verhandlungen und zahlreichen Sitzungen wurden den Forderungen Rechnung getragen: Auf der einen Seite werden die Beiträge für das obligatorische Programm (OP) und das Feldschiessen (FS) sowie für die Jungschützenkurse (JSK) erhöht. Damit wird die Arbeit in den Schiessvereinen angemessen entschädigt.
Konkret erhalten die Vereine pro Teilnehmer (AdA) am Obligatorischen Programm neu 30 Franken anstatt wie bisher 20.50. Der Beitrag für das Feldschiessen wird ebenfalls erhöht, und zwar von 10.50 auf 15 Franken pro Teilnehmer Auch im Bereich der Nachwuchsförderung gibt es Positives zu vermelden: Pro auszubildendem Jungschützen erhält der Verein zusätzliche 50 Schuss GP90 sowie eine um CHF 15 höhere Entschädigung. Zu guter Letzt unterstützt der Bund freiwillige Kurse mit dem Stgw 90 in den Verbänden resp. Vereinen. Pro Teilnehmer gibt es auch hier 50 Schuss GP90 gratis.
Es liegt auf der Hand, dass dem SSV die Erhöhung der GP11 Munition keine Freude bereitet: «Wenn man jedoch das Gesamtpaket betrachtet, fällt die Bilanz unserer Meinung nach angemessen aus. Klar ist, dass nun die Vereine gefordert sind – zum Beispiel mittels interner finanzieller Umlagerungen – gute Lösungen für ihre Mitglieder zu finden», sagt SSV-Präsident Luca Filippini.
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2024 feiert der Schweizer Schiesssportverband sein 200-jähriges Bestehen. Zu diesem geschichtsträchtigen Jubiläum dürfen natürlich auch schöne Merchandise-Artikel als Erinnerung nicht fehlen. Im SSV-Webshop sind ab sofort die ersten Jubi-Artikel erhältlich. Derzeit im Verkauf erhältlich sind Shirts, Caps, Sackmesser und stylische Trinkflaschen Sichern Sie sich jetzt ihr erstes Produkt aus dem Jubiläumssortiment und werden Sie Teil von einem einmaligen Anlass Das Sortiment wird laufend ergänzt https://shop.swissshooting.ch
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SCHIESSEN SCHWEIZ 7
An internationalen Wettkämpfen gelten wieder die «alten» Finalregeln.
ISSF: NEUE REGELN FÜR FINALDURCHGÄNGE
Die ISSF hat neue Regeln für die Finaldurchgänge sowie die Junioren-Einteilung beschlossen. Sie wurden ab dem 8. Mai 2023 erstmals auf internationaler Ebene am Weltcup in Baku umgesetzt und gelten auch für die Olympischen Spiele in Paris 2024.
Die ISSF hat bereits am 10 April 2023 beschlossen, dass die Final-Regeln geändert werden Nachdem die ISSF den olympischen Schützinnen und Schützen per 1 Januar 2021 neue Wettkampfformate und -regeln beschert hat, geht es jetzt quasi zurück auf «Start»: Konkret gelten nun die Regeln, wie sie vor der Regeländerung anfangs 2020 und zum Beispiel an den Olympischen Spielen in Tokyo angewendet worden sind.
FINAL GEWEHR UND PISTOLE 10M MÄNNER UND FRAUEN
Neu besteht der Final wieder aus zwei Serien von jeweils fünf Schüssen. Danach folgen 14 einzelne Schüsse. Die Eliminierung der Finalisten mit den niedrigsten Punktzahlen beginnt nach dem 12.
Schuss und wird nach jeweils zwei Schüssen fortgesetzt bis die Gold- und Silbermedaillen vergeben sind Insgesamt gibt es 24 Schüsse im Finale
Bis anhin qualifizierten sich die besten acht Schützen für je zwei Halbfinals Danach schied der schlechteste Schütze aus, die Sieger zogen in das Medaillen-Finale ein Hier erfolgte eine weitere Elimination, am Schluss starteten die beiden Finalisten bei Null und machten Gold und Silber im sogenannten Gold Medal Match untereinander aus
FINAL GEWEHR 50M DREISTELLUNG MÄNNER UND FRAUEN
Hier wird die Durchführung mit Halbfinals und Gold Medal Match ebenfalls beendet.
Neu gelten auch in der Dreistellung die «alten» Regeln: Das Finale besteht aus 15 Schüssen in den Positionen kniend, liegend und stehend. Die beiden am schlechtesten platzierten Finalisten scheiden nach den beiden Serien stehend aus Danach setzen sechs Schützen stehend fort, bis zwei Athleten übrig bleiben, die den letzten Schuss abgeben, um den Sieger zu ermitteln
NEUE JUNIOREN-EINTEILUNG
Neu schafft die ISSF auch einen neue Junioren- und Juniorinnen-Einteilung Bis anhin galt U20, neu U21. Konkret wird die Junioren-Zeit also um ein Jahr verlängert.
Daniel Burger, Leiter Bereich Spitzensport, begrüsst die neue Einteilung bei den Juniorinnen und Junioren: «Wir haben nun ein Jahr länger Zeit, unsere Schützinnen und Schützen nachhaltig an die Elite heranzuführen.» Der Schiesssport auf Spitzenniveau sei hoch komplex – diesem Umstand werde nun durch die Verlängerung um ein Jahr Rechnung getragen Bei anderen Sportarten sei dies schon längst der Fall, wie zum Beispiel bei der Leichtathletik oder dem Mountain Biking mit der Kategorie U23
Die neuen ISSF-Regeln wurden ab dem 8 Mai 2023 erstmals auf internationaler Ebene am Weltcup in Baku umgesetzt und gelten somit auch für die Olympischen Spiele 2024 in Paris
8 SCHIESSEN SCHWEIZ AKTUELL Juni 2023
DER COUNTDOWN LÄUFT
Die Anmeldungen der Schützinnen und Schützen für das Thurgauer Kantonalschützenfest treffen laufend ein. Mit den Zahlen ist das TKSF2023 auf Kurs. Weitere Anmeldungen sind noch bis zum Festbeginn möglich.
NEUE ASSISTENTIN DES GESCHÄFTSFÜHRERS
Claudia Odoni arbeitet seit dem 1. April als Assistentin des Geschäfts-führers beim SSV in Luzern. Odoni ersetzt Tanja Burri, welche den SSV Ende März auf eigenen Wunsch verlassen hat, um eine neue Herausforderung anzunehmen.
Das Organisationskomitee des TKSF2023 freut sich auf viele Schützinnen und Schützen aus der ganzen Schweiz.
Es sind nur noch wenige Wochen, bis das TKSF2023 offiziell startet. Das OK unter Präsident Jakob Stark ist voller Vorfreude. Das Thurgauer Schützenfest bietet diverse gute Gründe für eine Teilnahme: So führen die Thurgauer 2023 als einziges Kantonalschützenfest ein Eröffnungsschiessen durch. Dieses findet am ersten Schiesswochenende, am Freitag 16. Juni, statt. Ein weiterer Pluspunkt ist die Möglichkeit, auf die neuste Trefferanzeige vom Typ SIUS 9006 zu schiessen. Mit dem Gabentempel im Wert von über 92‘000 Franken haben die Schützinnen und Schützen die Chance, attraktive Preise mit nach Hause zu nehmen. Darunter sind ein Bleiker Standardgewehr metallic, ein Sturmgewehr 57/03, ein Sturmgewehr 90 und eine Kleinkaliber Sportpistole. Anmeldungen sind noch bis zum Festbeginn möglich.
OFFIZIELLER TAG MIT BUNDESRAT RÖSTI
Am offiziellen Tag, am Samstag, 24. Juni 2023, findet beim Soldatendenkmal in Frauenfeld die Fahnenübergabe statt. Die Bevölkerung ist eingeladen, an diesem Anlass inklusive dem anschliessenden Apéro teilzunehmen Am eigentlichen Festakt im Casino Frauenfeld wird Bundesrat Albert Rösti seine erste Rede im Kanton Thurgau halten. Auch die Ständeratspräsidentin, Brigitte Häberli-Koller, wird den Anwesenden das Grusswort aus Bundesbern überbringen.
Alle Informationen und Anmeldung: www.tksf2023.ch
NEUER LEITER ABTEILUNG NACHWUCHSFÖRDERUNG
Per 1. September 2023 wird Philippe von Känel neuer Leiter der Abteilung Nachwuchsförderung beim Schweizer Schiesssportverband. Der 48-Jährige aus dem Kanton Freiburg war über elf Jahre selbst Kaderathlet und hat mehrmals an Europaund Weltmeisterschaften teilgenommen. Philippe von Känel wird die Abteilungsleitung von Claudia Loher übernehmen, welche sich heute als operative Leiterin auszeichnet. Die Übergabe erfolgt im Herbst 2023 und sollte bis im Frühjahr 2024 abgeschlossen sein. Loher wird weiterhin als Pistolen-Trainerin der Junioren und Athletenbetreuerin tätig sein.
KORRIGENDUM
In der April-Ausgabe von «Schiessen Schweiz» hat sich im Artikel über Doping im Breitensport ein Fehler eingeschlichen. Dabei hat die Disziplin Pistole 50m in der Liste mit Wettkämpfen, an denen Nulltoleranz gilt, gefehlt. Bitte verwenden Sie für die vollständige und geltende Liste das Reglement zur Bekämpfung des Dopingmissbrauchs 2023 unter www.swissshooting.ch/antidoping
SCHIESSEN SCHWEIZ 9 www.swissshooting.ch AKTUELL SWISSSHOOTINGNEWS
SONDERMÜNZE FÜR DIE SCHÜTZEN
Ehre, wem Ehre gebührt: Zum 200-JÄHRIGEN JUBILÄUM erhält der Schweizer Schiesssportverband vom Bund eine Sondermünze.
Text: Philipp Ammann Fotos: zVg
10 SCHIESSEN SCHWEIZ Juni 2023
wird im
Die Silbermünze
August 2024 mit einer exklusiven Goldmünze ergänzt.
Pünktlich zum Start des offiziellen Festwochenendes des Eidgenössischen Feldschiessens hat die Eidg. Münzstätte Swissmint anfangs Juni eine neue Sondermünze, die «Silbermünze SSV», präsentiert. Die Münze mit Nominalwert von 20 Franken ist ein weiterer Vorbote auf das grosse Jubiläumsfest im August 2024 in Aarau. Auf diesen Zeitpunkt wird Swissmint die Silbermünze mit einer Goldmünze ergänzen, ein Muss für jeden Sammler!
DAS AUGE IM ZENTRUM
Die Münze wurde im Auftrag von Swissmint vom italienischstämmigen Künstler Vito Noto kreiert. Noto lebt im Tessin und betreibt in Lugano eine Agentur
Das Zentrum der Münze prägt ein Auge, dessen Pupille eine Zielscheibe zeigt. «Schiesssport erfordert
Präzision und Konzentration. Das menschliche Auge ist dabei das wichtigste Instrument. Genau aus diesem Grund treffen wir mit unserem Design ins Schwarze», schreibt Swissmint in ihrer Fachzeitschrift.
Erhältlich ist die Silbermünze ab sofort im Onlineshop des Schweizer Schiesssportverbands unter https://shop.swissshooting.ch. Neben dem Kauf haben Schützinnen und Schützen aber auch die Möglichkeit, die Sondermünze am Jubiläumswettkampf «200 Jahre SSV» zu gewinnen. Wer den Jubiläumsstich mindestens drei Mal absolviert (unabhängig der Disziplin), erhält als Auszeichnung die Silbermünze zum Verbandsjubiläum. Weitere Informationen zum Jubiläumswettkampf finden Sie auf Seite 15 in dieser Ausgabe.
SCHIESSEN SCHWEIZ 11 www.swissshooting.ch
SONDERMÜNZE 200 JAHRE SSV TITEL
«SCHÜTZENTALER, KRANZABZEICHEN UND SCHÜTZENMEDAILLEN SIND JEDEM SCHÜTZEN EIN BEGRIFF.»
Am 2. Juni 2023 hat Swissmint die Silbermünze SSV lanciert Wir haben JÜRGRICHTER, dem über die Schweizer Grenzen hinaus bekannten und renommierten Spezialisten für Schweizer Schützentaler und Schützenmedaillen fünf Fragen zur Schweiz und den Schützentalern gestellt.
Interview: Gerald Barth
BIO
Jürg Richter (*1963) ist leidenschaftlicher
Numismatiker Schon als Kind hat er begonnen, Schweizer Münzen zu sammeln, wurde bei der Schweizerischen Kreditanstalt und der UBS zum
Numismatiker ausgebildet und arbeitete als
Spezialist für Gold- und Silbermünzen sowie als Fälschungsexperte für Schweizer Münzen und Banknoten. Seit 2011 leitet er die SINCONA AG. Er ist Autor zahlreicher Publikationen, darunter «Die Schützentaler und Schützenmedaillen der Schweiz».
Juni 2023
UND
Die Schweiz und ihre Schützen haben ein ganz besonderes Verhältnis. Können
Sie uns dieses bitte erläutern und erklären, was Münzen damit zu tun haben?
Die Tradition der Schützen und der Schützenvereine reicht weit zurück. Das erste Freischiessen in Zürich fand 1504 vor über fünfhundert Jahren statt. Diese, die Schweiz prägende Tradition, steht stellvertretend für die Wehrhaftigkeit, für den Zusammenhalt und den Willen, sich gegen fremde Heere verteidigen zu können. Diese Tradition ist heute noch sehr präsent. Die Schützenvereine oder der Wiederholungsdienst nach Abschluss der Rekrutenschule sind nur zwei Beispiele dafür
Den Schützenvereinen wurde eine grosse Verantwortung übertragen. Sie sorgten dafür, dass die Schweizer Schützen den Umgang mit den Waffen übten und der Waffe mächtig blieben. Es ist auch aus heutiger Sicht gut nachzuvollziehen, wie die Schiessübungen Wettbewerb- und Sportcharakter angenommen haben. Die Schützenfeste und -veranstaltungen waren lange Zeit mehr als nur sportliche Herausforderungen. Sie zogen neben den Schützen aus dem In- und Ausland auch viel Prominenz an und boten dem Volk Gelegenheit, um mit Regierungsvertretern in Kontakt zu kommen.
Gerade zu den Anfangszeiten der Schützenfeste war es noch nicht üblich, Gedenkprägungen herauszugegeben. Ab 1842 wurden kunstvoll gestaltete Schützentaler, die auch Geldcharakter hatten, geprägt. Die Medaillen wurden sowohl als Prämien verliehen als auch von den Herstellern an deren Verkaufsständen an den jeweiligen Schützenfesten verkauft. Sie wurden schnell zu beliebten Sammelobjekten.
In Ihren Veröffentlichungen heben Sie die Rolle der Eidgenössischen Schützenfeste und des Schweizerischen Schützenvereins als Wiege für den 1848 gegründeten Schweizerbund her-
vor. Ist diese Rolle mittlerweile nicht in Vergessenheit geraten? Das ist sicherlich so. Die Gründung des Schweizerischen Schützenvereins fällt in eine Zeit, welche von ausländischen Machteinflüssen und innerer Zerrissenheit geprägt war Die Stadt- und Landbevölkerung sehnte sich nach einer neuen gemeinsamen Kraft. Mit den eidgenössischen Schützenfesten entstand diese neue, einheitliche Energie. Dieser gesamtschweizerisch strukturierte Geist überwand föderalistische und zu extreme klerikale Gesinnungen.
So ist es nicht erstaunlich, dass die Schützenvereine schon vor der Gründung des Schweizerbundes sehr populär waren. 1824 wurde das erste Eidgenössische Schützenfest in Aarau durchgeführt und in den Folgejahren nahmen diese Feste und auch die Vereine eine wichtige gesellschaftliche Rolle ein. Diese nationalen Grossanlässe waren mitunter auch die Wiege für den im Jahre 1848 gegründeten Schweizerbund. 1848 wurde der bewaffnete Bürger zu einem konstitutiven Element des neuen Schweizerbundes und es erscheint naheliegend, dass den Schützenvereinen die Aufgabe, das obligatorische Schiessen für jeden Schweizer Soldaten zu organisieren, übertragen wurde.
Was sind Schützentaler und welche Bedeutung haben diese für die Schweiz und für Numismatiker im In- und Ausland?
Die Schützentaler sind als Sammelobjekt weit über die Schweizer Grenzen hinaus beliebt. 30 bis 40% der Sammler befinden sich in der Schweiz, je 20% in Asien und in den USA, der Rest verteilt sich über die ganze Welt.
Die Gründe für diese Begeisterung für die Schweizer Schützentaler liegen sicherlich in der hohen Prägekunst und den Darstellungen sowohl auf der Münz- als auch auf der Bildseite von Waffen, Kriegern und heraldischen wie auch allegorischen Symbolen. Die Schweizer Schützentaler sind und bleiben Sinnbild des schweizeri-
schen Selbstverständnisses der «bewaffneten Neutralität».
Darüber hinaus sind Sammler fasziniert von der Art und Weise, wie sich Schweizer mit den Schützen, den Schützenvereinen und den Schützentalern identifizieren. Selbstverständlich spielen Wehrhaftigkeit und die Faszination für Waffen als Mittel zur Wahrung der patriotischen Eigenständigkeit wichtige Rollen.
Der Schweizer Schiesssportverband feiert 2024 ein Jubiläum: 200 Jahre. Macht eine Sondermünze SSV im Jahr davor schon Sinn?
Sondermünzen zum 200 JahrJubiläum des Schweizer Schiesssportverband sind eine sehr gute Idee. Auch der Grundgedanke anlässlich dieses Jubiläums zwei Münzen – eine Silbermünze und eine Goldmünze – zu prägen, gefällt mir sehr gut. Schützentaler, Kranzabzeichen und Schützenmedaillen sind jedem Schützen ein Begriff. Ich wage sogar zu behaupten, dass diese Münzen von Personen gekauft wird, die bisher noch keine Sammler-Beziehung zu Münzen hatten.
Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Welches Münzdesign wünschen Sie sich für eine der zukünftigen Swissmint Sondermünzen?
Da fällt mir sofort der 1885 für das Eidgenössische Schützenfest in Bern geprägte Schützentaler zu 5 Franken ein. Eine wirklich herausragende Prägung, die sehr viele besondere Elemente vereint: die Helvetia, das Schweizer Wappen, den Bären und den Leitspruch «Dem Bund zum Schutz, dem Feind zum Trutz».
200
SONDERMÜNZE JAHRE SSV TITEL SCHIESSEN SCHWEIZ 13
Hier trifft die Schweiz
Grosses 200-Jahr-Jubiläumsfest
Schweizer Schiesssportverband
16. –
18.08 2024 AARAU
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Wir freuen uns auf euren Besuch.
» Grosses SSV-Finalschiessen
» Target Sprint
» Musikalische Highlights
» Streetfood Meile
» Luna Park
» Festumzug durch Aarau
» und viel mehr
ssv200.ch
SCHON FAST 20’000 BESTELLTE STANDBLÄTTER
Seit Mitte März läuft der JUBILÄUMSWETTKAMPF 200 JAHRE SSV in allen Disziplinen. Bei der Meldestelle wurden bereits doppelt so viele Standblätter wie im Vorjahr bestellt.
Der traditionelle Jubiläumswettkampf steht in diesem und nächstem Jahr ganz im Zeichen des 200-jährigen Jubiläums des Schweizer Schiesssportverbands. In allen Disziplinen (Gewehr 300/50/10m, Pistole 50/25/10m und Auflageschiessen) kann der Jubi-Wettkampf seit dem 15 März geschossen werden «Wir sind sehr gut gestartet und konnten schon kurz nach der Öffnung des Anmeldefensters viele Bestellungen entgegennehmen», sagt Elena von Pfetten, welche den JubiWettkampf auf der SSV-Geschäftsstelle in Luzern betreut. In der Zwischenzeit habe man schon fast 20‘000 bestellte Standblätter registriert. Es seien bereits auch schon erste Resultate online erfasst worden.
RUND 300 ANFRAGEN
Die Anmeldungen für den Jubi-Wettkampf laufen komplett elektronisch über das Onlineportal https://score swissshooting ch Wie im vergangenen Jahr werden die Standblätter nicht mehr in Papierform per Post zugestellt Angemeldete Schützenvereine können die entsprechenden Standplätter im Onlineportal direkt selbst ausdrucken Laut Elena von Pfetten funktioniert dieser
Prozess sehr gut: «Es gab bis jetzt nur eine Handvoll Vereine, welche Probleme mit dem Ausdrucken hatten.» Diesen habe man dann unkompliziert unter die Arme gegriffen. Insgesamt hatte von Pfetten bis jetzt 260 E-Mails mit Fragen zum Jubiläumswettkampf beantwortet Hinzu kommen noch rund 50 telefonische Anfragen
QUALIFIKATION FÜR FINAL IN AARAU Alle teilnehmenden Schützinnen und Schützen können sich am Jubi-Wettkampf für den grossen Final am Festwo-
chenende im August 2024 in Aarau qualifizieren. Pro Disziplin werden 50% der Finalteilnehmer über das Resultat und die weiteren 50% durch das Los bestimmt. Zudem erhalten alle Teilnehmer die silberne Jubiläumsmedaille, bei Erreichen der entsprechenden Limite wird eine goldene Medaille abgegeben Schützen, welche den Jubiläumswettkampf mehrfach absolvieren (unabhängig der Disziplin), erhalten ab 3 gelösten Standblättern die exklusive Sondermünze zum SSV-Jubiläum (siehe Bericht auf Seite 10)
JETZT FÜR DEN JUBILÄUMSWETTKAMPF ANMELDEN!
Datum: 15. März 2023 bis 15. Mai 2024
Disziplinen: Gewehr 10, 50 und 300m / Pistole 10, 25 und 50m / Auflageschiessen 10m
Kosten: 17 Franken pro Teilnahme, ohne Munition.
Teilnahme: Der Jubiläumswettkampf ist lizenzpflichtig und wird dezentral in den Vereinen geschossen. Die Vereine bestellen das Wettkampfmaterial bis spätestens 30.04.2024 über die Webseite: https://score.swissshooting.ch Standblätter können bis Ende April 2024 jederzeit nachbestellt werden.
SCHIESSEN SCHWEIZ 15 www.swissshooting.ch JUBILÄUMSWETTKAMPF BREITENSPORT
Text und Fotos: Philipp Ammann
ICH SCHÄTZE ES MEGA, DASS EIN TEIL VON MIR FÜR IMMER IM MUSEUM BLEIBT.
16 SCHIESSEN SCHWEIZ
SPITZENSPORT NINA CHRISTEN IM OLYMPISCHEN MUSEUM
Foto: Key tone-s SDA
BEI DEN SPORTLEGENDEN VEREWIGT
Sie hat Sportgeschichte geschrieben. Und als Teil der Olympia-Historie wurde GOLD-UNDBRONZEMEDAILLENGEWINNERINNINACHRISTEN im Olympischen Museum in Lausanne geehrt Dafür trennte sich die Gewehrschützin von ihrer Schiessbekleidung
Text und Fotos: Renate Geisseler
Nach all dem, was ich in Tokio erreicht habe, ist es nun das Tüpfelchen auf dem i, dass ich meine Kleidung hier hergeben kann. Das ist einfach unglaublich», schwärmte Nina Christen, nachdem sie dem Olympischen Museum ihre Schiessbekleidung spendete. Jene Schiessbekleidung, die sie trug, als sie an den Olympischen Spielen in Tokio eine Gold- und eine Bronzemedaille gewann.
Auf einem Bildschirm erlebte das Publikum der Zeremonie im Olympischen Museum in Lausanne jene Bilder und Emotionen aus dem Jahr 2021 erneut; als die zierliche, 1 60m kleine Schützin mit auffällig rotem Haar den Olymp eroberte und damit zur Königin der Königsdisziplin im Schiesssport gekürt wurde
ZUM IDOL GEWORDEN
Von einem Teil dieses unvergesslichen Erlebnisses hat sich die 29-Jährige an einem sonnigen Frühlingstag im März getrennt. «Ganz ohne Wehmut», wie Nina Christen sagt «Ich hätte die Kleidung nicht aufbewahrt Wenn ich sie nicht ins Museum gegeben hätte, hätte ich sie vermutlich einer Juniorin aus unserem Verein geschenkt» Sie sei keine Jägerin und Sammlerin, so die Olympiagewinnerin, die nach der Zeremonie sogleich von ein paar jungen Mädchen um-
zingelt wurde Unter deren bewundernden Blicken trug sich Christen im Buch der Olympiagewinner ein. «Ich habe geschrieben, dass ich es mega schätze, dass ein Teil von mir beziehungsweise meiner Olympia-Geschichte - mein Material, das mit mir in Tokio war und mir half, die Medaillen zu gewinnen - nun für immer hier bleibt», freute sich die Gewehrschützin, die vom Museum ein SpenderZertifikat sowie das goldene Buch der Olympischen Spiele erhielt
«Es ist eine besondere Gelegenheit und Ehre für uns, Schweizer Olympionikinnen und Olympioniken im Museum zu empfangen», sagte Elizabeth Holtan, PR- und Kommunikationsmanagerin Kultur & Kulturerbe beim Internationalen Olympischen Komitee
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TG
EIN STÜCK GESCHICHTE
Während die Gewehrschützin durch das Olympische Museum schlendert, kommen bei der Weltnummer 1 in der Dreistellung plötzlich ungeahnte Emotionen hoch «Die erste Goldmedaille, die es für Indien gab, holte ein Schütze; dieser hat sein Gewehr hierher gespendet Dann einer der grössten Schützen der Geschichte – Niccolò Campriani – seine Sachen sind auch hier, seine Schuhe sind hier», sagt Christen voller Bewunderung. «Und wenn man bedenkt, dass hier auch Michael Phelps (der US-amerikanische Schwimmer gewann 28 olympische Medaillen) etwas gespendet hat», Christen hält inne. «Das ist nochmals eine ganz andere Grösse Und nun bin ich im gleichen Museum Irgendwie ist das so ein
Kreis, von dem ich nie dachte, auch mal dazu zu gehören», sagt die 29-jährige Gewehrschützin dankbar Ihren ersten Museumsbesuch möchte sie mit ihrem Freund machen Dann aber auch mit den SSV-Kaderschützinnen und -schützen «Das wäre bestimmt ein cooler Team-Ausflug während eines Trainingslagers Magglingen ist ja nicht so weit von Lausanne entfernt», sinniert die Top-Athletin. «Vor allem möchte ich die Ausstellung meinem Trainer Torben Grimmel zeigen. Er ist immerhin fünffacher Olympiateilnehmer plus Medaillengewinner».
VOLLER VORFREUDE
In gut einem Jahr wird das Olympische Feuer in Paris erneut entfacht Bei dieser Vorstellung lodert auch in Nina Christen die Flamme: «Alles, was man hier im Museum entdeckt, erinnert einen wieder an etwas Auch an die Geschichten von anderen Sportlern, wie Simon Ammann, der in Salt Lake City zwei Goldmedaillen holte. Das gibt schon ein Reissen und man möchte bei den nächsten Spielen unbedingt mit dabei sein, weil es ein ganz eigener Spirit ist».
AUCH DIE SCHUHE VON NICCOLÒ CAMPRIANI, EINEM DER GRÖSSTEN SCHÜTZEN DER
SCHIESSEN SCHWEIZ 19
NINA CHRISTEN IM OLYMPISCHEN MUSEUM SPITZENSPORT
Nina Christen trägt sich im Buch der Olympiagewinner ein.
Zusammen mit Nina Christen geehrt: Der Tessiner Schwimmer und Bronzemedaillengewinner Noè Ponti.
GESCHICHTE, SIND HIER.
DER VERTRAUTE DER SPORTPROFIS
Er sorgt dafür, dass Athleten unter Druck nicht zusammenbrechen:
SPORTPSYCHOLOGE JÖRG WETZEL kümmert sich um die mentale Gesundheit der Sportprofis. Unter ihnen auch die Top-Schützen des SSV, die er an die Druckluft-EM nach Tallinn (EST) begleitet hat. «Schiessen Schweiz» hat Jörg Wetzel dabei über die Schulter geschaut.
Text: Renate Geisseler Fotos: Renate Geisseler, zVg
20 SCHIESSEN SCHWEIZ Juni 2023 SPITZENSPORT SPORTPSYCHOLOGE JÖRG WETZEL
Die Gewehrschützen Jan Lochbihler, Christoph Dürr und Fabio Wyrsch stehen in der 10m-Schiesshalle im estnischen Tallinn Ihre Stimmung ist im Keller Das Trio hat soeben den Teamwettkampf beendet und bleibt unter seinen Erwartungen Sie debattieren über den Begriff «müssen» Hätten sie nicht besser abschneiden «müssen»? Sie sind sich uneins und sichtlich enttäuscht. «Wir hatten gerade ein sogenanntes hot Briefing», erklärt Jan Lochbihler. «Das heisst, gleich unmittelbar nach dem Wettkampf eine Kurz-Analyse machen - mit allen Emotionen, die hochkommen».
Von der Tribüne aus beobachtet Sportpsychologe Jörg Wetzel die hitzige Diskussion und wartet ab «Nach einem Wettkampf lasse ich die Athleten jeweils in Ruhe», sagt Wetzel Grundsätzlich gehen die Schützinnen und Schützen auf den Sportpsychologen zu, wenn sie ihn brauchen Und dann hagelt es nicht etwa Tipps; Wetzel stellt Fragen und hört zu. «In dieser Situation frage ich, wieso dieses Wort «müssen» so wichtig ist. Ist es wirklich so wichtig? Damit löse ich in ihm wiederum einen Prozess aus, damit er Erkenntnisse gewinnt und damit abschliessen kann», führt der 54-Jährige weiter aus Das Problem lag ganz wo anders «Bei Jan und Christoph war das ein Nichtaushalten des Misserfolgs Man muss es aushalten können, nicht kognitiv erklären»
Zu diesem Schluss kam auch der Gewehrschütze Christoph Dürr: «Letztendlich gehören Niederla-
gen und Enttäuschungen auch zum Sport. Ich glaube sehr an das, was die Formel 1-Legende Niki Lauda einmal dazu gesagt hat: «Gewinnen ist das eine, aber aus Niederlagen lernte ich immer mehr»
NUR NICHT TRÖSTEN
Auch die Schweizermeisterin Chiara Leone musste in der estnischen Metropole eine Niederlage einstecken. Im Mixed-Wettkampf mit Teamkollege Fabio Wyrsch gehörte die Aargauerin zu den Schlusslichtern. Daraufhin handelte die 24-Jährige instinktiv richtig: Sie zog sich zurück, machte einen Spaziergang und verarbeitete so ihren Misserfolg. «Danach redete ich mit Jörg Während des Gesprächs realisierte ich, dass es mehr Sinn macht, mich auf den Einzelwettkampf einzustellen», erklärt Chiara Leone Deswegen tröstet der Sportpsychologe die Athleten nicht «Trösten ist Mitleid Man muss unterscheiden zwischen Mitleid und Mitgefühl. Mitgefühl ist ok, aber Mitleid ist eine Erniedrigung, weil man jemanden bemitleidet», fügt Wetzel hinzu. Man solle nicht gleich mit dem emotionalen Verbandskasten herbeirennen. Es sei wichtig, dass die Athleten selber die Lösung finden. Das macht sie psychisch widerstandsfähiger So war es auch bei Leone: «Ich wusste ja, dass ich gut schiessen kann Das musste ich mir wieder eintrichtern Das Mixed sagte nichts über den nächsten Wettkampf aus Es war dann eine komplett andere Welt» Nach dem Gespräch mit der ent-
täuschten Schützin sagte Wetzel voller Überzeugung: «Morgen liefert Chiara wieder ab». Und er hatte Recht: Im Einzelwettkampf erreichte sie den Final.
Diese Gespräche schätzt auch Kaderschützin Muriel Züger: «Ich schätze vor allem Lagebesprechungen vor Wettkämpfen, um eine Art Fahrplan aufzustellen. Das hilft mir, mich im Wettkampf auf das Wesentliche zu konzentrieren Spannend ist danach auch die Analyse, was davon geklappt hat»
IM HERZEN VON BERN
Zwei- bis dreimal pro Jahr begleitet Jörg Wetzel die Kaderschützinnen und -schützen an internationale Wettkämpfe, um zu sehen, ob und wie sie sich weiterentwickelt haben. Aber auch, um sie als Team zu stärken. «In Individualsportar-
WENN DU AUF DEM
HÖCHSTEN GIPFEL BIST, MUSST DU AUCH WIEDER
HERUNTER GEHEN.
SCHIESSEN SCHWEIZ 21 www.swissshooting.ch
Enttäuschte Schützen (v.l.): Christoph Dürr, Jan Lochbihler und Fabio Wyrsch nach missglücktem Wettkampf
Gewehrschützin Muriel Züger bei der Lagebesprechung.
MITGEFÜHL
ten ist die Teamstärke ein Potenzial. Das haben wir in der GewehrNationalmannschaft geschafft. Die Teamstärke ist über Jahre hinweg gewachsen dank der gemeinsamen Trainings im NLZ Magglingen und die Team-Inputs, die ich ihnen gebe», erklärt der Sportpsychologe. «Dabei arbeite ich auch intensiv mit den Trainern und dem Head-Coach».
Wenn er nicht gerade mit Sportprofis um die Welt jettet, betreut er diese in und aus seiner Praxis im Berner Marzili-Quartier, in einem Stadthaus gleich unterhalb des Bundeshauses. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert betreut der gebürtige Solothurner Trainer und Athleten aller Sportarten, aktuell mehrheitlich Curler, Schützen und Eishockeyspieler Dabei hat er bereits Dutzende Nationalmannschaften und Olympiasieger erfolgreich unter seine Fittiche genommen. Der dreifache Familienvater weiss aus eigener Erfahrung, dass es auf dem Weg zur Weltspitze nicht nur um Leistungsoptimierung geht. Er war selber Mitglied der Schweizer Nationalmannschaft im Militäri-
22 SCHIESSEN SCHWEIZ
Jörg Wetzel mit Gewehrschütze Christoph Dürr.
Im Gespräch mit Weltmeister Jan Lochbihler während seiner Corona-Erkrankung.
IST OK, ABER MITLEID IST EINE ERNIEDRIGUNG.
EM Tallinn (EST) 2023: Chiara Leone und Jörg Wetzel vor dem Final der Gewehrfrauen.
Tokio 2021: Jörg Wetzel mit Olympiasiegerin Nina Christen kurz vor ihrem grössten Erfolg.
Jörg Wetzel ist 54 Jahre alt und wuchs in Stüsslingen (SO) auf. Nach seinem Sportlehrer-Studium hat er sich der Sportpsychologie zugewandt. Wetzel ist weiter für das Bundesamt für Sport sowie die Swiss Olympic Association tätig und Autor des Buches «Gold – mental stark zur Bestleistung» Weiter leitet Wetzel Kaderausbildungen, Seminare und Workshops in der Wirtschaft Er ist verheiratet, Vater von 3 fast erwachsenen Kindern und lebt mit seiner Familie im Kanton Freiburg
schen Fünfkampf. «Ich war sozusagen ein gebranntes Kind. Damals kam ich viel zu schnell an den Start der Heimweltmeisterschaften und war überfordert. Dann arbeitete ich mit einem Sportpsychologen zusammen und wurde dadurch international zu einem der besten Schützen», sagt Wetzel leicht verlegen. «In den 1990er Jahren war es bei den Fünfkämpfern noch nicht üblich, auch Trockenübungen zu machen».
DERFELSINDERKRISE
Besonders intensive Erlebnisse hatte Wetzel mit der Olympiasiegerin Nina Christen, die er vor, während und nach den Olympischen Spielen in Tokio betreute. Für Christen war er besonders während ihrer von den Medien sogenannte post-olympischen Depression eine wichtige Stütze. «Mir half, dass er sehr verständnisvoll war: Für ihn war klar, dass dieses Loch nach Olympia normal ist und man etwas dagegen tun kann. Einiges geht sofort, anderes braucht etwas länger», sagt die Top-Schützin. Wetzel selbst bezeichnet diesen Zustand als Olympia-Blues: «Ich möchte da nicht so schwere, pathologische Worte verwenden. Wenn Du auf dem höchsten Gipfel bist, musst du auch wieder herunter gehen. Neben der hohen Belastung, die man während einer langen Zeit hatte
vor allem mental und emotional
kommt mit dem Medienrummel eine weitere Belastung hinzu», erklärt Wetzel. Und Nina Christen bestätigt: «Anfangs sah ich vor
lauter Wald die Bäume nicht mehr Aber es war klar, dass ich nicht alleine bin und dass es da jemanden gibt, der mir helfen und Optionen aufzeigen kann». Wetzel und Christen arbeiten bereits 10 Jahre zusammen.
Eine ebenso lange Geschichte hat der Sportpsychologe mit Weltmeister Jan Lochbihler. Dieser hatte nach seiner ersten CoronaErkrankung Lungen- und Herzprobleme. Zur körperlichen Belastung kam die psychische hinzu; Lochbihler hatte Existenzängste: «Muss ich mit dem Karriereende rechnen? Wir haben gemeinsam gedanklich alle Szenarien durchgespielt. Das half mir dabei, wieder den positiven Weg einzuschlagen und mich nicht ins Verderben ziehen zu lassen», erzählt der Gewehrschütze. «Wir überlegten uns, was er in der jeweiligen Situation tun konnte, damit es ihm besser geht und setzten uns ein realistisches Ziel», ergänzt der Sportpsychologe. Bei Lochbihler waren es 1000 Minuten mentales Training über drei Monate verteilt. «Von autogenem Training, zu
NIEDERLAGEN
MUSS MAN AUSHALTEN KÖNNEN.
Meditationen, Atemübungen, Mindset usw Eine Palette von Techniken. Das hilft besonders zielorientierten Athleten, die auch einen Plan haben möchten, um dies besser zu bewältigen».
EINWEGBEGLEITER
Bei Jörg Wetzel kommt allerdings auch der Spass nicht zu kurz. Besonders mit Erinnerungen über gemeinsame Erlebnisse bringt der Sportpsychologe seine Schützlinge zum Lachen. Während dieser Momente scheint der immense Druck, der auf den Athletinnen und Athleten lastet, in weiter Ferne. Eines wird schnell klar: Die Schützinnen und Schützen mögen ihren Mentalcoach auch als Mensch Und besonders für Lochbihler und Christen ist er ein langjähriger Wegbegleiter, dem sie bedingungslos vertrauen: «Mittlerweile kennen wir uns so gut, dass ich auch anderes mit ihm teilen kann. Auch Dinge, die mich von Kindesbeinen an belasten und unter Druck wieder hochkommen. So erkennt man auch, wie man unter Druck noch stabiler werden kann», erklärt Olympiagewinnerin Christen.
In wenigen Tagen ist der Sportpsychologe ein weiteres Mal mit an Bord und begleitet die SSV-Schützinnen und Schützen an die European Games in Wroclaw (POL) Natürlich stärkt Wetzel auch an den Olympischen Spielen 2024 den Sportprofis in Paris den Rücken Dort feiert er übrigens ein persönliches Jubiläum: Seine 10 Mission als Olympiapsychologe.
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Jörg Wetzel in seinem Büro im Berner MarziliQuartier
SCHIESSEN SCHWEIZ 23
AUSGEZOGEN, UM ENNET DEM GOTTHARD DAS SIEGEN ZU LERNEN
Die 17-jährige Alexia Tela ist mit 16 von zu Hause ausgezogen. In Biel lebt sie in einer GASTFAMILIE und hat so die Möglichkeit, täglich im Regionalen Leistungszentrum zu trainieren. Die hochtalentierte Tessinerin reift so aber nicht nur als Sportlerin, sondern auch als Person
24 SCHIESSEN SCHWEIZ Juni 2023 NACHWUCHS SCHÜTZENTALENT IN GASTFAMILIE
Hinten v.l.: Athletenbetreuer Erich Sutter und Mutter Manuela, vorne Vater Giorgio, Alexia Tela und Schwester Nikita.
Text und Fotos: Michael Schenk
Eigentlich müsste sie ja auf der Skipiste erfolgreich sein «Mein Vater und meine Schwester sind Skilehrer, meine Mutter ist zudem noch Snowboardlehrerin.» Sie selber freilich mag keinen Schneesport. «Dabei war das früher ganz anders», erzählt die Mutter von Alexia Tela.
«Alexia konnte schon mit 18 Monaten Skifahren – ihre Schwester Nikita erst viel später». Vater Giorgio fabriziert sogar eigene Skis der Marke Tela Früher hatte er ein Sportgeschäft, das wegen Corona indes einging
Die Eltern sind in Biel, um ihre Tochter zu besuchen Weil: Alexia wohnt seit August 2022 nicht mehr in Pedrinate oberhalb von Chiasso bei ihrer Familie. Seit die 17-Jährige wie eine Rakete durch den Schützentalenthimmel schoss, lebt sie in der Seeländer Metropole bei einer Gastfamilie und trainiert täglich drei Stunden im örtlichen regionalen Leistungszentrum.
«Am Anfang, als ich nach Biel kam, war es schon sehr hart. Ich konnte kein Deutsch und die Trainer sprechen zum Teil ausschliesslich Deutsch» Inzwischen spricht
Alexia freilich gut Deutsch – Französisch, Italienisch und Englisch sowieso
KRASSER AUFTRITT
Die Geschichte der jungen Schützin Alexia ist unglaublich. Sie schiesst erst seit drei Jahren. Im März 2022 kam sie mit der Mama an die Schweizermeisterschaft nach Bern. «Wir hatten absolut keine Ahnung, was, wie, wo, wann», erinnert sich die Mutter
Manuela. «Im Tessin war die Betreuung im Verein mehr auf Hobby und Breitensport ausgerichtet», so Alexia Schweizermeisterschaften darum eher kein Thema
Alexia liess sich nicht irritieren, stand hin und holte Bronze (Kat Jugend) Einfach so - Peng! Damit schoss sie sich natürlich aufs Ra-
SIE KANN ES GANZ AN DIE SPITZE SCHAFFEN.
Erich Sutter Athletenbetreuer
dar der Talentsichter und -erkenner im Verband Den folgenden PISTE-Test (prognostische, integrative, systematische Trainer-Einschätzung) bestand sie und ist seither im Kader T3 eingeteilt Heute wird von den Trainern Olivier Schaffter und Aldo Bertschi betreut. «Sie geben mir das Vertrauen und die Motivation für meine Entwicklung in der Technik und den Resultaten.»
«Ursprünglich wollte ich an eine Schule in Luzern, damit wäre ich näher von zu Hause gewesen, erzählt Alexia. Das ging nicht, weil die Schule, die infrage gekommen wäre, nur Deutsch in Schrift und Wort verlangte So kam sie nach Biel Betreut wird sie da von Erich Sutter, u a ehemaliger Headcoach am Regionalen Leistungszentrum (RLZ) Nordwestschweiz (NWS)
und heute Athletenbetreuer am RLZ-NWS «Er ist immer für mich da», sagt Alexia Ein wichtiger Mann also – nicht nur für die sportliche Entwicklung. «Ich rede öfter mit Erich als mit meinem Mann», lacht Manuela Tela. Vor allem natürlich am Telefon und via Videocall. Vater Giorgio, der sich um die Sponsoren kümmert, sagt: «Wir sind froh, ist Erich da. Alexia ist bei ihm in guten Händen »
Viel dazu, dass sich Alexia in ihrer Wahlheimat wohlfühlt, trägt auch das wöchentliche Training mit den Sportschützen Winistorf bei Hier hat sie eine tolle Gruppe von Gleichgesinnten und mit Gina Gyger erst noch eine Kaderkollegin, mit der sie zusammen im RLZ NWS trainiert. Auch der dortige Coach, Fritz Ryser, ist Ansprechperson und Förderer für Alexia. Und auch er, der schon viele Spitzenschützinnen und -schützen «rausgebracht» hat, attestiert Alexia grossartiges Potenzial.
VOLL FOKUSSIERT
Erich Sutter erinnert sich: «Als ich Alexia zum ersten Mal begegnet bin, habe ich ihr vier Punkte mitgegeben, an denen sie arbeiten sollte Als wir uns später wiederge-
Bestens eingelebt: Alexia Tela in ihrem Zimmer bei der Gastfamilie in Biel.
SCHIESSEN SCHWEIZ 25 www.swissshooting.ch SCHÜTZENTALENT IN GASTFAMILIE NACHWUCHS
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sehen haben, hatte sie die Aufgaben perfekt umgesetzt » Insofern traut Sutter, der einst auch Sarah Hornung via Gold an den Olympischen Jugendspielen in Nanjing und EM-Silber in Baku an die Olympischen Spiele 2016 in Rio führte, der Tessinerin viel zu. «Sie kann es ganz an die Spitze schaffen.» Vor einem Jahr lag die 60-Schuss-Bestleistung mit dem Luftgewehr bei 600 Punkten –heute kann sie 620 und mehr schiessen. «Was fehlt, ist die Konstanz – und genau darum geht es jetzt » Just hier macht es natürlich einen Unterschied, ob ich schon früh auf Schiessen gesetzt habe oder eben erst als Teenager Wobei – Alexia hatte ebenfalls schon früh Erstkontakt mit Schiessen An einem Sportfest im Tessin war es – mit 7, 8 Jahren «Man hat mir damals gesagt, ich solle doch in einen Verein.» Das hat sie dann aber vorerst betont sein lassen. Stattdessen wandte sie sich dem Fussball und später dem Judo zu und spielte ausserdem Saxophon und Schlagzeug. Als Torhüterin beim FC Chiasso brachte sie es bis in die Regionalauswahl. Eine erfolgreiche Karriere wäre insofern auch auf dem grünen Rasen drin gelegen Allein, das mit dem Schiesssport war nie ganz vom Tisch und als dann 2022 der erwähnte Erfolg an der SM kam, waren die Würfel endgültig gefallen Jetzt gilt der Fokus ganz der
ATHLETENBETREUER ERICH SUTTER: «DIE KARRIERE IM SCHIESSSPORT»
Zielscheibe «Sie kann sich top fokussieren, weiss genau was sie will, was es braucht und liebt es auch zu trainieren», sagt Erich Sutter. Top also.
NUR DIE SONNE FEHLT
Ausbildungsmässig besucht die junge Sportschützin die BFB (Wirtschaftsschule) in Biel. Später soll es die Sportler-RS in Magglingen sein. Apropos: Heute mag Alexia Tela den Army Look auch privat «Früher konnte es nicht genug rosa und «Blingbling» sein», lacht die Mutter So kann man sich verändern - und nicht nur was den Modegschmack angeht Nebst dem Sport entwickelt sich die junge Athletin in Biel bei diesem Gastfamilien-Modell fern der Heimat auch als Person. «Ich habe das Gefühl, ich rede heute nicht mit einer 17-, sondern einer 22-Jährigen», sagt die Mama. Dabei habe sie ihrer Tochter früher die Würmer aus der Nase ziehen müssen und es habe ewig gedauert, bis sie parat war, wenn es ausser Haus ging Heute geht alles Ruckzuck-Zackzack! Alexia hat ihr Leben sowas von voll in die eigene Hand genommen Das, was sie inzwischen am meisten an ihrer Heimat – dem Tessin – vermisst, ist «die Sonne!» Das kann man gut verstehen!
Einmal pro Woche trainert Alexia bei den Sportschützen Winistorf Hier hat sie ein motiviertes Team um sich.
«Das Beispiel Alexia Tela zeigt nicht zuletzt auf, an wie vielen Stellen die vorhandenen Konzepte der Nachwuchsförderung des SSV geprüft werden. Und wie viele verschiedene Sachverhalte eine erfolgreiche Karriere beeinflussen können. Da ist einmal der gesamte Selektionsprozess (PISTE) aber auch die Einschätzung von persönlichen Gegebenheiten mittels vielen Gesprächen. Bereits vor der Anmeldung zur PISTE sollten Eltern und Athlet sich im Klaren darüber sein, wie Ausbildung und Sport sich parallel nebeneinander entwickeln können. Alexia hattte klar signalisiert, dass im Falle einer Selektion ein Umzug und der Wechsel der Schule nach Biel erfolgen würden. Damit war auch klar, dass nach dem positiven Selektionsentscheid die Wahl der Schule und die Lösung der Wohnsituation angegangen werden musste. Es hat sich gezeigt, dass Eltern, welche ihre Kinder in eine komplett neue Umgebung geben, sehr froh sind, wenn vor Ort eine gute Betreuung sichergestellt ist. Umso wichtiger ist das Zusammenspiel zwischen dem Athletenbetreuer des RLZ NWS, der Eltern und der Informationsfluss zur Nachwuchsförderung. Ein Umzug des Lebensmittelpunkts direkt zur Trainingsstätte steht vor allem für Talente aus entfernteren Gegenden der Schweiz im Vordergrund. Wo Anfahrten zum Training pro Weg dazu führen, dass Athleten und Eltern mehrere Stunden Autofahrt pro Woche aufwenden. Jedes der fünf Regionalleistungszentren in Lausanne, der Nordwestschweiz, Luzern, Teufen und Filzbach verfügt über eine angegliederte Sportschule und bietet die Möglichkeit für Gastfamilien oder Internate an.»
SCHIESSEN SCHWEIZ 27 www.swissshooting.ch
EIN GROSSPROJEKT IST AUF KURS
Das Riesenprojekt der neuen Mitgliederdatenbank «SAT-/SSV-ADMIN», welches der SSV zusammen mit dem VBS umsetzt, ist auf Kurs. Der geplanten Inbetriebnahme am 1. August 2023 steht nichts im Weg. An der DV des SSV wurde zudem die Zürcher Kantonsrätin Jacqueline Hofer im Rahmen einer einjährigen Übergangsphase neu in den Vorstand des SSV gewählt.
Text: Christoph Petermann Fotos: Philipp Ammann, Renate Geisseler
Der Anstoss für die Erneuerung der über 20 Jahre alten Vereins- und Verbandsadministration kam unter anderem vom Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS. Die Schützen profitieren mittels der neuen, modernen Mitgliederdatenbank «SAT-/SSV-Admin» von einer weiterhin kompatiblen Anbindung an den Bund; dies ist für das Schiesswesen ausser Dienst unabdingbar
Von Seiten Vorstand des SSV zeichnete sich Walter Harisberger für das Grossprojekt verantwortlich Er informierte die anwesenden 217 stimmberechtigten Delegierten, dass man für die Inbe-
triebnahme per 1 August 2023 auf Kurs sei Dies sei umso mehr positiv zu bewerten, da der Aufwand vor allem in personeller Hinsicht für den SSV enorm gewesen sei. Harisberger bedankte sich bei dieser Gelegenheit explizit bei SSV-Projektleiter Walter Meer für den geleisteten Einsatz. Die Schulungen für die Verantwortlichen der neuen SAT/SSV-Admin seien mittlerweile abgeschlossen und erfolgreich über die Bühne gegangen, führte Harisberger aus Nun folgten die Schulungen auf Vereinsebene in den Kantonen «Das ist eine riesige Aufgabe», hielt Harisberger fest Er appellierte bei dieser Gelegenheit an die Anwesenden, bei eventuell auftretenden
WER IST JACQUELINE HOFER?
Jacqueline Hofer (*1969) wohnt in Dübendorf im Kanton Zürich und ist Unternehmerin im Bereich Treuhand/Immobilien. Seit 2011 ist Hofer Kantonsrätin und wurde zuletzt im März bestätigt. Sie gehört zur SVP des Bezirks Uster und ist seit Mitte 2019 Mitglied der Kommission für Justiz und öffentliche Sicherheit des Kantons Zürich. Die 53-Jährige ist Mitglied in vier Schützengesellschaften. Namentlich bei den Pistolenschützen Dübendorf, Schützengesellschaft Uster, Stadtschützen Dübendorf und Schützenverein Volketswil.
Problemen nach der Implementierung am 1 August strikt den offiziellen Weg einzuhalten: Treten auf Stufe Verein Fragen auf, sind diese an den Verantwortlichen SAT/SSV-Admin im entsprechenden Kantonalverband zu richten. Erst dann müsste sich dieser bei Bedarf an den Verantwortlichen beim SSV wenden.
JACQUELINE HOFER NEU IM SSV-VORSTAND
SSV-Präsident Luca Filippini begann seine «Tour d’Horizon» mit einem Rückblick auf das für den Spitzensport so erfolgreiche Jahr 2022 Die insgesamt 30 Medaillen an Europa- und Weltmeisterschafen – darunter auch der Gewinn von Edelmetall durch die Juniorinnen – zeigten, dass der vor sechs Jahren eingeschlagene Weg mit dem nationalen Leistungszentrum in Magglingen und der damit einhergehenden Professionalisierung der Athleten der richtige Schritt gewesen sei. Genauso wichtig sei die Unterstützung durch Swiss Olympic und dem BASPO Filippini dankte explizit der Spitzensportförderung der Armee, die mit ihrem Modell der Spitzensport-RS einen elementaren Beitrag zu den Erfolgen der Spitzen-Athletinnen und -Athleten des SSV beiträgt Bei dieser
28 SCHIESSEN SCHWEIZ Juni 2023 VERBAND DELEGIERTENVERSAMMLUNG
Der SSV-Vorstand mit dem neuen Ehrenmitglied Nelly Oesch. Von links: Paul Röthlisberger, Luca Filippini, Nelly Oesch, Jacqueline Hofer, Renato Steffen, Walter Harisberger und Jürg Schöttli.
Gelegenheit würdigte Filippini die SSV-Ehrenpräsidentin Dora Andres, unter deren Ägide als SSVPräsidentin das NLZ auf die Beine gestellt wurde.
An der DV kam es zu einer Ergänzungswahl für den Vorstand. SSV-Vizepräsident Paul Röthlisberger wird 2024 nicht mehr kandidieren. Für die Übergangsphase wurde die langjährige Zürcher Kantonsrätin Jacqueline Hofer gewählt Sie war vom Zürcher Schiesssportverband und den Ostschweizer Verbänden für das Amt vorgeschlagen worden
Des Weiteren wurden Funktionäre des Schweizer Schiesssportverbands und der Kantonalverbände geehrt Als neues Ehrenmitglied wurde Nelly Oesch gewürdigt, die sich über Jahrzehnte mit grossem Engagement für das Schiesswesen eingesetzt hat.
Neben den Delegierten konnte der SSV an seiner DV Gäste aus Politik und Armee begrüssen. Didier Castella, Präsident Staatsrat des Kantons Freiburg, hiess die Schützinnen und Schützen in seinem Heimatkanton herzlich willkommen
Divisionär Stephan Christen, Stellvertretender Chef Kommando Operationen, überbrachte die Grussbotschaft der Armee Er blickte auf die jahrhundertelange
Oben: Der neue SSV-Geschäftsführer Daniel Orthaber an seiner ersten Delegiertenversammlung.
Unten: SSV-Präsident Luca Filippini führte souverän durch die DV.
enge Bindung zwischen der Armee und den Schützen zurück. Zudem betonte Christen deren Bedeutung für das ausserordentliche Schiesswesen. Bei dieser Gelegenheit kam er auch auf den Ukraine-Konflikt zu sprechen: Er mache bewusst, dass die Schweizer Armee ein Defizit punkto Durchhaltefähigkeit aufweise «Wir müssen in Zukunft gezielt in die Armee investieren, damit sie in der Lage ist, bei einem Angriff auch über Monate hinweg Widerstand leisten zu können», so Christen Bei dieser Gelegenheit
richtete der Divisionär seinen Blick auf das 200-Jahr-Jubiläum des SSV 2024. Er betonte die Bedeutung des SSV für die Schiessfähigkeit der Soldaten. «Sie können noch so eine starke Artillerie, Drohnen und Cyberfähigkeit ausweisen – wenn ein Soldat seine Waffe nicht beherrscht, kann er seinem Auftrag nicht gerecht werden Der SSV wird daher auch in Zukunft eine zentrale Rolle für unser Milizsystem und seine Bürgersoldaten spielen», schloss Christen seine Grussbotschaft
SCHIESSEN SCHWEIZ 29 www.swissshooting.ch
Alle Traktanden wurden praktisch einstimmig von den Delegierten verabschiedet.
Düdingen
gerührt:
DIE SCHIESSSPORT-IKONE MIT DEM GROSSEN HERZ
Nach insgesamt 18 Jahren ist nun Schluss: RUTH SIEGENTHALER, langjährige Leiterin Bereich Ausbildung und Richter beim SSV, geht in Rente. Gemeinsam mit ihren engsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zieht die St. Gallerin Bilanz.
Text und Fotos: Renate Geisseler
Ich mag Menschen Deshalb gebe ich nur Feedbacks zum Verhalten oder zur Leistung. Nie aber zur Person. Ich akzeptiere sie, wie sie ist», sagt Ruth Siegenthaler, scheidende Leiterin Bereich Ausbildung und Richter beim SSV, die den Verband mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlässt.
Was klingen mag wie eine Floskel, war während fast 18 Jahren Siegenthalers Erfolgsrezept; 13 davon als Abteilungsleiterin
EINE MACHERIN
«Ruth war in vielen Beziehungen ein Vorbild für mich», sagt J+SExperte Steven Bleuler Nicht zu-
letzt auch, weil es Ruth Siegenthaler zu verdanken ist, dass 2010 das Sportschiessen im Sportförderprogramm «J+S» aufgenommen wurde. Für die Jugendausbildung in den Vereinen ein Meilenstein.
«Das heisst, die Jugendkurse der Vereine waren ab da an subventioniert», erklärt die gebürtige Aargauerin und wühlt in ihren Unterlagen mit allen wichtigen Zahlen.
«Seit 2010 hat das Bundesamt für Sport BASPO den Vereinen insgesamt 3,1 Millionen Franken direkt ausgezahlt», erklärt Siegenthaler freudestrahlend
«Der Aufbau der Nachwuchsförderung war ein Meilenstein Sie hat viel initiiert», erklärt Urs
30 SCHIESSEN SCHWEIZ Juni 2023
AUSBILDUNG ABSCHIED RUTH SIEGENTHALER
Sichtlich
Ruth Siegenthaler bei der Verabschiedung.
Werthmüller, der während 10 Jahren als Siegenthalers Stellvertreter an ihrer Seite war und ihr immer noch nahe steht. «Ich sagte immer: Wenn sie aufhört, höre ich auch auf».
«Ihre Vorgänger waren nicht annähernd so effizient wie Ruth», sagt Marlise Keller, die neben vielen weiteren Projekten auch beim Programm zur Gewinnung von neuen Mitgliedern Hand in Hand mit Siegenthaler arbeitete
CHEFIN AUF AUGENHÖHE
Es ist längst nicht nur ihre Fachkompetenz, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewundern Zu ihrem Team hatte die 62-Jährige stets einen freundschaftlichen Draht. «Ich habe Ruth nie als Chefin gesehen, sondern als Kollegin. Unsere Zusammenarbeit war von Respekt und Vertrauen geprägt», beschreibt J+S-Experte Steven Bleuler die Beziehung zu seiner früheren Chefin.
An ihrer letzten Fachtagung mit den kantonalen Ausbildungsverantwortlichen in Magglingen wurde Ruth Siegenthaler erst richtig bewusst, wie viel sie ihrem Team bedeutet Dieses verabschiedete sein grosses Idol mit Blumen, Schokolade und einer Perlenkette «Ich bekomme Gänsehaut, wenn
ich daran denke», lächelt die Vollblutschützin «Ich trage die Perlen oft und halte sie in Ehren Das ist ein Geschenk, welches man immer bei sich hat; nahe bei sich hat», sagt Siegenthaler und deutet auf ihr Herz.
NUN
HEISST ES LOSLASSEN
«Nach all diesen Jahren stehe ich dem Verband natürlich nahe», resümiert Siegenthaler. «Daher war mir ein geordneter Übergang wichtig Dass ich gehen kann und sagen, es stimmt für mich Wir haben jetzt eine gute Lösung» Diese Lösung heisst Roland Steiner, der als neuer Leiter Bereich Ausbildung und Richter von Dominique Stocker unterstützt wird «Roli
bringt ganz viel Unterrichtskompetenz mit Dominique ist zwar noch sehr jung, bringt aber viel aus dem Sportwissenschaftlichen und dem Schiessen mit», freut sich Ruth Siegenthaler über ihre Nachfolge.
Jetzt kann sie endlich abschalten. Und Reisen. Mit ihrem Mann Daniel im Wohnmobil die Welt erkunden. Das ist ihr Plan für 2023. Und dann geht es nächsten Winter nach Thailand, wo sie August Wyss, einen weiteren ehemaligen Mitarbeiter besuchen wird Dieser sagt: «Ruth wird nicht zu kopieren sein Sie ist einmalig mit ihrer Fachkompetenz, welche sie sich in jahrelanger Arbeit angeeignet hat»
ICH AKZEPTIERE
DIE MENSCHEN, WIE SIE SIND. Ruth Siegenthaler Ehemalige Leiterin Bereich Ausbildung und Richter
SCHIESSEN SCHWEIZ 31 www.swissshooting.ch ABSCHIED RUTH SIEGENTHALER AUSBILDUNG
Ruth Siegenthaler mit der ehemaligen SSV-Präsidentin Dora Andres. Standing ovations an der Fachtagung mit den kantonalen Ausbildungsverantwortlichen.
EIN MANN FÜR ALLE FÄLLE
IGNAZ JUON darf mit Fug und Recht als «MR. SCHWEIZERMEISTERSCHAFTEN» bezeichnet werden. Der 66-Jährige ist ein «Chrampfer», der sich mit Leidenschaft für den Schiesssport einsetzt und wenn nötig auch mit Kritik nicht hinter dem Berg hält. «Schiessen Schweiz» hat Juon in seinem Daheim auf dem «Montagne de Romont» besucht.
Text: Christoph Petermann Fotos: Philipp Ammann
32 SCHIESSEN SCHWEIZ Juni 2023 SPEZIAL IGNAZ JUON
Wer zu Ignaz Juon will, sollte wie früher den Kopf resp eine Karte benutzen und sich nicht blind aufs Navi verlassen Plagne (deutsch: «Plentsch») liegt auf einer Hochebene oberhalb von Grenchen, welche den französischsprachigen Jura vom deutschsprechenden Mittelland trennt. Irgendwann hört die asphaltierte Strasse auf, und es geht über löchrige Wege hinauf auf den höchsten Punkt, den 1100 m.ü.M liegenden «Montagne de Romont.» Auf dem Kamm befinden sich ausgedehnte Jurahochweiden mit den typischen mächtigen Fichten, sowie weit verstreut zahlreiche Wochenendund Ferienhäuser In einem davon lebt Ignaz Juon mit seiner Lebenspartnerin «An den freien Tagen waren wir eh immer hier oben Irgendwann kam der Gedanke: Hier könnte man doch auch wohnen», sagt Juon. «2020 sind wir dann fest eingezogen. Zudem habe ich meine ganze «Maschinerei» hier oben. Das passt schon.» Mit «Maschinerei» meint Juon Spannmaschine, Traktor mit Anhänger und Fräse: Er kauft pro Jahr 20 bis 30 Kubikmeter Holz, bereitet es zu Brennholz auf, lagert es zwei Jahre und verkauft es anschliessend «Reich wirst du davon nicht Aber es ist ein willkommener «Zustupf»», erklärt Juon Auch für den Winterdienst ist er zuständig: Juon montiert die Fräse an seinen Traktor – und fertig ist der Schneepflug Er räumt im Winter eine Strecke von acht Kilometern rund um Plagne frei – auf Wunsch auch die Zufahrtswege der Bauernhöfe und Wochenendhäuser. Zudem betreibt Juon einen Raclette-Catering-Service.
Und dann natürlich der Schiesssport: Beim SSV ist er seit 2011 Ressortleiter SM und für die Indoor-Schweizermeisterschaften in Bern und Outdoor-Meisterschaften in Thun verantwortlich Ausserdem seit 2015 für das Auflageschiessen «Eigentlich habe ich momentan fast zu viel zu tun», meint Juon. Dabei wurde sein Einsatz an so vielen Fronten aus einer Notsituation heraus geboren.
MIT 58 DEN JOB VERLOREN
Juon war 58, als er seinen Job bei seinem damaligen Arbeitgeber «Regionalverkehr Bern-Solothurn» verlor «Der Teamleader und ich hatte Differenzen. Dann hat das eine das andere ergeben und am Schluss erhielt ich die Kündigung», sagt Juon. An einem Montagmorgen war das, er musste die Schlüssel und seine Kasse abgeben. «Das war ein «Fristloser» für mich», stellt Juon fest. Er sei heim gegangen und habe sich gesagt: «Für die schaffe ich keine Minute mehr». Tatsächlich wurde ihm später von einer betriebsinternen Schlichtungsstelle bestätigt, dass bei der Kündigung ein gravierender Formfehler passiert sei und er nicht mehr zur Arbeit erscheinen müsse. «Das war in einem Mai und ein schönes Sommergeschenk», erzählt Juon lächelnd
Hand aufs Herz: War das kein Schock, diese Kündigung mit 58?
«Die erste Woche hat das schon genervt», so Juon «Aber relativ schnell habe ich mir gesagt: Das ist doch das Beste, was mir passieren kann.» Die Kinder waren erwachsen – Juon realisierte, dass er nicht mehr 100 Prozent «in den Stollen» muss.
Juon arbeitete hauptsächlich als Kontrolleur für zwei Verkehrsbetriebe im Raum Solothurn «Das war eine Abwechslung, nach so vielen Jahren in meinem ursprünglichen Beruf als Chauffeur nicht mehr jeden Tag auf dem «Bock» sitzen zu müssen», sagt Juon Heute würde er das nicht mehr machen wollen. Der Grund? «Am Anfang ging es anständig zu und her, du konntest normal mit den Leuten reden», so Juon. Mit der Zeit sei es immer «extremer» geworden, die Stimmung wurde aggressiver. «Als ich vor rund 20 Jahren angefangen habe, konntest du noch allein unterwegs sein; heute geht man zu viert, nachts kommt die Securitas oder die Bahnpolizei mit »
ALS KONTROLLEUR HABE ICH IM NOTFALL SCHON MAL DEN EINEN ODER ANDEREN GEPACKT.
In seinem Haus auf dem «Montagne de Romont» findet Ignaz Juon den Ausgleich zur hektischen Betriebsamkeit der vielen SSV-Wettkämpfe.
Einmal habe er bei einer Kontrolle den Kantonalen Polizeichef im Zug ohne Billett erwischt. «Aber Sie wissen, wer ich bin?» meinte der «Ja, weiss ich», entgegnete Juon – und verpasste ihm eine Busse Nur ein einziges Mal habe er eine Ausnahme gemacht «Das war eine alte Frau – und die hat mir einfach Leid getan » Was passiert? Einer der Passagiere bekommt das mit und beschwert sich prompt bei den Busbetrieben. «Nachher habe ich es einfach konsequent durchgezogen und jeden unterschiedslos behandelt. Und im Notfall habe ich schon mal den einen oder anderen gepackt und gewartet, bis die Polizei gekommen ist», sagt Juon. Zweimal sei er vor Gericht gestanden Durch sein konsequentes Handeln habe er jedoch intern Problem bekommen: «Ich erhielt zu wenig Rückendeckung » Bestimmte Vorgesetzte hätten seine Linie «super» gefunden, andere hätte er so gegen sich aufgebracht
SCHIESSEN SCHWEIZ 33 IGNAZ JUON SPEZIAL
SCHIESSSPORT, HOLZVERKAUF UND RACLETTE-CATERING
Nach der Kündigung warf Juon die Flinte nicht ins Korn sondern machte sich selbständig Damals hat er mit dem «Holz angefangen», wie Juon sagt Zudem baute er ein kleineres Raclette-Catering auf Man kann Juon «privat» mieten – oder er ist mit einem Stand an diversen Events vertreten; heuer im April an den «Solothurner Biertagen». An den drei Tagen hat er insgesamt 250kg Raclette-Käse, 200 kg Kartoffeln und 42 kg Brot verkauft.
Vor allem aber ist Juon für den SSV im Einsatz Angefangen hat dies 2001, als er das Ressort «Dezentralisierte Matchmeisterschaften 50m» und ein Jahr später den Posten des Wettkampfchefs «Winter- und Kniend-Meisterschaft Gewehr 10m» übernommen hat Die beiden Ämter hatte Juon bis 2010 inne, als er vom bekannten, kürzlich verstorbenen Schützenfunktionär Walter Oesch angefragt wurde, ob er nicht die Schweizermeisterschaften übernehmen wollte. 2011 hatte Juon noch zu 100 Prozent gearbeitet, sagte jedoch zu. «Ich wurde durch Walter Oesch sehr gut eingeführt, das war eine wirklich gute Zeit
Die Kameradschaft war super So bin ich in den Verband gekom-
DIE 300M-VEREINE MÜSSEN SICH ENDLICH DER REALITÄT STELLEN.
men», erzählt Juon. Seitdem zeichnet er ununterbrochen für die Indoor- sowie die Outdoor-SM und seit 2015 für das Auflageschiessen verantwortlich. Pro Jahr ist er rund 100 Tage für den SSV im Einsatz.
Hat sich seit 2011 etwas verändert? «Die Schützen sind grundsätzlich das gleiche Volk geblieben Wenn du anständig mit ihnen umgehst, kommt’s auch anständig zurück», so Juon Enttäuscht sei er heuer von einigen Nationalkaderschützinnen und -schützen gewesen. Für das Publikumsschiessen an der Monatura-Messe, bei welcher der SSV mit einem grossen Schiessstand vor Ort war – und für das Juon notabene ebenfalls verantwortlich zeichnet – hätte er für die geplanten «Show-Schiessen» nur Absagen kassiert.
Grund zur Sorge gibt Juon der Schützennachwuchs, bei dem die Zahlen zurückgehen Viele Regionalverbände machten hier einfach zu wenig, vor allem die Ostschweiz und die Romandie, hält Juon fest «Wobei: Immerhin gingen 2023 die Teilnehmerzahlen bei den Junioren in Bern wie in Thun nach oben.»
300M-SCHÜTZENMÜSSENAUFWACHEN
Apropos Bern: Dem Besucher fällt auf, dass die Stimmung an der SM 10m ungleich viel besser ist als an an der Outdoor-SM in Thun. Warum ist das so? «In Bern spielt sich alles in einer Halle ab, da geht einfach mehr Die Wirtschaft, die hervorragend von den Sportschützen Vechigen geführt wird, ist nahe Die Stimmung ist herzlicher, die Leute offener » In der Guntelsey dagegen gäbe es drei Schiessstände, Pistole 25m, Gewehr 50m und 300m Jeder koche
sein eigenes Süppchen, es existiere kein Gemeinschaftsgefühl Hinzu komme, dass es im Breitensport schlicht zu viele Disziplinen und damit auch viel zu viele Schweizermeister gäbe «Ich musste heuer viel mehr «Open class»-Wettkämpfe durchführen, weil wir in bestimmten Disziplinen zu wenig Teilnehmer hatten. Dafür gibt es viele – manche finden, zu viele – Senioren- und Seniorenveteranen-Wettkämpfe. Aber zum Beispiel eine separate SM mit Senioren und Veteranen durchzuführen, sei nicht realistisch, der Aufwand wäre zu gross, meint Juon. Allein eine SM mehr in Thun zu organisieren wäre vom Terminkalender der Guntelsey extrem schwierig – und die OutdoorSM sei bereits heute ein Defizitgeschäft, gibt Juon zu bedenken Wie sieht der erfahrene Schützenfunktionär Ignaz Juon die Zukunft des Schiesssports? «Es steht und fällt mit den Vereinen, die müssen aufwachen», ist Juon überzeugt. Man müsse alles unternehmen, um die Jugend für den Schiesssport zu gewinnen – und dann in den Verein zu integrieren. Und es brauche Trainer mit Herzblut, welche die Jungen motivieren können Wie zum Beispiel die Sportschützen Winistorf mit Trainer Fritz Ryser «Dort reisst man was, es gibt Buben und Mädchen in den Trainings – sobald man so eine Gruppe hat, entsteht eine ganz andere Dynamik, die wiederum neuen Nachwuchs anzieht», stellt Juon fest.
Vor allem die 300m-Vereine, welche unausweichlich am überaltern seien, müssten sich endlich der Realität stellen, führt Juon weiter aus. Er erlebe das bei seinem eigenen Verein, den Sportschützen Bätterkinden, bei denen er lange Präsident war: Im Ort hat es drei Vereine, die Sportschützen, Pistole und den 300m-Verein; alle im selben Schiessstand daheim «Jahrelang arbeitete ich darauf hin, dass wir fusionieren Mit den Pistolenschützen wäre das absolut kein Problem gewesen Aber die 300m-Schützen sind stur Und
SPEZIAL IGNAZ JUON Juni 2023
Das von ihm selbst aufbereitete Brennholz lagert Ignaz Juon zwei Jahre und verkauft es anschliessend.
dass, obwohl sie jetzt nur noch wenige Elite-Schützen haben, der Rest sind alles Senioren und Veteranen», erzählt Juon kopfschüttelnd. «Aber du dringst dort nicht durch.» Irgendwann habe er sich gesagt: «Gut, ich höre auf; irgendwann gibt es euch halt einfach nicht mehr.»
SCHICKSALSSCHLAG IN DER KINDHEIT
Egal ob als Organisator der Schweizermeisterschaften, beim «Holzen» oder Schneeräumen auf dem «Montagne de Romont» – Juon ist ein unermüdlicher «Chrampfer» und geradliniger Typ, der in Schützenkreisen aber auch innerhalb des SSV geschätzt wird Vielleicht hat das auch mit seiner Kindheit zu tun: Geboren und aufgewachsen in
Törbel im Wallis mit fünf Geschwistern, hat die Familie früh den Vater verloren, der 43-jährig an einer Staublunge gestorben ist «Das älteste Kind war 13, das jüngste drei Jahre alt: Das war ein harter Schlag», erzählt Juon. Man hatte einen kleinen Bauernhof, mit dem die Mutter die Familie über Wasser gehalten hat. «Nie hätte sie eines ihrer Kinder weggegeben», erinnert sich Juon. Dies rechnet er ihr um so höher an, da der Druck von aussen im kleinen Dorf hoch war «Aber sie hat sich gewehrt bis aufs Blut und hat das durchgezogen » Die Kinder mussten natürlich auch mit ran auf dem Bauernhof «Trotzdem hatte ich eine wirklich schöne Kindheit Wir haben immer gut gegessen und eine sehr
gute Mutter, die uns immer geschaut hat», sagt Juon
Wie lange will der 66-Jährige sich für den Schiesssport und den SSV einsetzen? «Falls ich gesund bleibe, mache ich das noch fünf oder sechs Jahre. Oder wenn sich etwas abzeichnen sollte, höre ich vielleicht doch schon früher auf», sagt Juon. Früher? Wenn man Ignaz Juon bei den Schweizermeisterschaften, aber auch bei sich zu Hause beobachtet, wie er mit Traktor und Anhänger auf der Jurahochweide «rumfuhrwerkt»
oder erlebt, wie er quasi im Akkord an den «Biertagen Solothurn» den ganzen Abend bis spät in die Nacht hinein den Raclettekäse abstreicht, nimmt man ihm das mit dem «früher» nicht wirklich ab
SCHIESSEN SCHWEIZ 35 www.swissshooting.ch IGNAZ JUON SPEZIAL
–
Treue Begleiterin: Ignaz Juon mit «Lucy», einer dreijährigen Labradoodle.
HOHES SICHERHEITSNIVEAU IN DER SCHWEIZ
36 SCHIESSEN SCHWEIZ DYNAMISCHE SCHÜTZEN UNFALLVERMEIDUNG Juni 2023
Durchschnittlich zehn Schiessunfälle mit Schusswaffen ereignen sich jährlich in der Schweiz. Beim Schweizer Verband für dynamisches Schiessen (SVDS) gab es seit über 30 JAHREN
KEINE SCHWERWIEGENDEN UNFÄLLE mehr, auch keine Unfälle mit Dritten. Warum passieren Unfälle mit Schusswaffen typischerweise und wie kann man sie besser verhindern?
Unfälle mit Schusswaffen sind auf eine Vielzahl von Ursachen zurückzuführen und betreffen oft professionelle Waffenträgerinnen und Waffenträger Sie passieren zum Beispiel, weil man das Sichern einer Langwaffe vergisst oder eine Pistole zu schnell ins Holster steckt Oft lässt die Person beim Holstern den Finger am Abzug oder ein Kleidungsstück verheddert sich im Abzugsbügel. Die eigentliche Ursache für die meisten Schiessunfälle ist jedoch das Missverständnis rund um die «Kultur der leeren Waffe».
DIE KULTUR DER LEEREN WAFFE
Gemäss «Kultur der leeren Waffe» ist eine Waffe nicht gefährlich, solange keine Munition darin ist. Das am Ende des Schiessens angeordnete Entladen entbindet jedoch keineswegs von der weiteren konsequent achtsamen Handhabung, insbesondere Laufrichtungskontrolle Deshalb wurden in den 90er Jahren vier Sicherheitsregeln eingeführt Jeff Cooper, der Vater des modernen dynami-
schen Schiessens, kristallisierte diese bereits Mitte der 1970er Jahre heraus und verbreitete sie mit Gründung des IPSCSchiesssports auf der ganzen Welt
DIE VIER SICHERHEITSREGELN
Jeder Schütze und jede Schützin kennt sie in der einen oder anderen Variation:
1 Alle Waffen gelten immer als geladen
2. Niemals eine Waffe auf etwas richten, das man nicht treffen möchte.
3. Den Zeigefinger vom Abzug fernhalten, solange das Visier nicht auf das Ziel gerichtet ist.
4. Sich seines Ziels sicher sein.
Sie sind das Mantra, dass Schiessleitende und Schützen unablässig wiederholen. Man findet sie in Tribünen, in Kasernen, in Polizeistationen, in Sicherheitsunternehmen. Und die Anwendung war erfolgreich: Vor ihrer Einführung gab es in der Armee zwei bis drei tödliche Unfälle pro Jahr; seither haben wir nur einen bedauert. Früher verletzten
besteht diese aus Holz, um die Abprall-Gefahr zu vermeiden
fehlbare Schützen zudem oft Dritte, heute tendenziell eher sich selbst. Ein Grund für den Erfolg der vier Regeln: Es ist einfacher, vier Regeln auswendig zu lernen und anzuwenden als mehrere Dutzend Punkte, die oft nur vergangene Vorfälle nachzeichnen.
Die vier Regeln haben das Sicherheitsniveau aller Organisationen, die sie angenommen haben, erheblich erhöht. Und trotzdem beseitigen sie Unfälle nicht vollständig.
WARUM ALSO NOCH UNFÄLLE?
Einer der Faktoren könnten die negativen Formulierungen wie «nicht» und «niemals» sein Psychologische Studien haben gezeigt, dass das menschliche Gehirn Schwierigkeiten hat, Negation zu erkennen «Denke nicht an einen rosa Elefanten» verdeutlicht dieses Phänomen Da die menschliche Natur so ist, wie sie ist, öffnet auch das Wort «gelten» den Weg zum Irrtum Der SVDS hat die vier Sicherheitsregeln daher umformuliert:
1. Alle Waffen sind geladen.
2.Der Lauf zeigt ausschliesslich auf ein Ziel. Wenn es kein Ziel gibt, ist der Lauf in die sicherste Richtung gerichtet.
3.Wer schiessen möchte: Finger auf den Abzug – wer nicht schiessen möchte: Finger hoch.
4 Achten Sie auf Ihr Ziel und seine Umgebung
Eine Waffe ist ein Werkzeug, das geschaffen wurde, um zu verletzen oder zu töten Sie ist per Definition gefährlich Auch bei ungeladenen Waffen - etwa
Ob drinnen oder draussen: Der Lauf zeigt konstant in eine sichere Richtung, auch in der Bewegung
g UNFALLVERMEIDUNG DYNAMISCHE SCHÜTZEN
Text: Alain Baeriswyl Fotos: Alain Baeriswyl, Noemi Muhr, János Stockbauer
Die Vorbereitung des Schiessstands ist wichtig. Bei dieser Schiessübung aus der Deckung
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während der Wartung oder Lagerungsind die Folgen menschlichen Versagens oder eines maschinellen Defekts so gravierend, dass immer davon ausgegangen werden muss: Alle Waffen sind geladen Regel 2 folgt aus Regel 1: Achten Sie auf die Richtung Ihrer Waffe. In einer Schiessanlage ist es offensichtlich, dass man in Richtung des Kugelfanges zieht. Wenn Sie zu Hause mit der Waffe hantieren müssen, tun Sie dies in Richtung eines Auffangbehälters, der ein versehentlich abgefeuertes Projektil schlucken kann, z.B. drei Ordner, die gut mit Dokumenten gefüllt und zusammengeklebt sind.
Regel 3 ist so formuliert, dass die Position des Zeigefingers an die Absicht des Schützen gebunden ist und nicht an die Position der Waffe im Raum. «Finger hoch» soll zudem vermeiden, dass der Triggerfinger einfach vom Abzug genommen und auf dem Abzugsbügel abgelegt wird. Die Erfahrung zeigt, dass der Zeigefinger unter Stress oder Ermüdung dazu neigt, sich zu verbiegen und so wieder mit dem Abzug in Kontakt kommen kann – das sogenannte «Zom-
bie-Finger-Phänomen». Indem man den Finger in direkten Kontakt mit dem Waffengehäuse bringt, stellt man dessen Position sicher
Und zuletzt: Achten Sie auf Ihr Ziel und seine Umgebung.
DIE BEDEUTUNG VON ÜBUNGSLEITENDEN
Beim dynamischen Schiessen ist die permanente Anwendung der vier Regeln Sache des Sicherheitsbeauftragten bzw im IPSC des Security Officer (Übungsleitenden). Diese Personen werden in verbandsinternen Lehrgängen ausgebildet und regelmäßig requalifiziert. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, für die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften zu sorgen und die Schützinnen und Schützen zu unterstützen. Interessanterweise sind mehr als ein Viertel der SVDS-Mitglieder als Security Officer zertifiziert Dies ist wohl einer der Gründe für das sehr hohe Sicherheitsniveau der dynamischen Schützinnen und Schützen in der Schweiz Auch ausserhalb des dynamischen Schiesssports sind Schiessunfälle in der Schweiz extrem selten geworden Perfektionismus, unsere weltweit einzigartige
Waffenkultur und Schiessausbildung haben dazu beigetragen. Darüber hinaus erhalten in der Schweiz mehr als 95% der Schützinnen und Schützen eine formelle Ausbildung in einem Schützenverein, der Polizei oder der Armee. Es sei daran erinnert, dass in der Schweiz jährlich 100 Millionen Patronen verschossen werden, davon 70 Millionen in Schützenvereinen. Tausende von Kaderpersonen sowie Trainerinnen und Trainer engagieren sich für einen sicheren Schiessbetrieb Es liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen, seinen Beitrag zur sicheren und unfallfreien Ausübung des Schiesssports zu leisten Ganz nach dem SVDS-Motto: Schiessen verlangt Verantwortung, Präzision und Konzentration
SCHIESSEN SCHWEIZ 39 www.swissshooting.ch UNFALLVERMEIDUNG DYNAMISCHE SCHÜTZEN
Jeff Cooper hat vor einem halben Jahrhundert die vier Sicherheitsregeln zusammengefasst
Sicherheitsbeauftragte überwachen, dass der Abzug der Patronen langsam erfolgt, Lauf in Richtung der Ziele, Finger hoch
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DIE WAFFEN EINER FRAU
Während Jahrhunderten waren Waffen ausschliesslich in Männerhand. So mussten sich die ERSTEN FRAUEN, DIE SICH IN DIESER
MÄNNERDOMÄNE BEHAUPTEN WOLLTEN, ihren Platz darin hart erkämpfen. Die gelernte Büchsenmacherin Ines Kessler erklärt, wie sich das auf die letzte Waffenrechtsabstimmung ausgewirkt hat und mit welchen Vorurteilen sie selber zu kämpfen hatte.
Text: Ines Kessler
Als ich vor 7 Jahren meine Lehre als Büchsenmacherin angefangen habe, freute ich mich, ein traditionelles Handwerk zu erlernen, welches sich mit dem Gleichgewicht von Ballistik, Material und dem Menschen mit seinen unterschiedlich gegebenen mentalen und körperlichen Eigenschaften hinter der Waffe beschäftigt. Nebst der «Faszination Technik» kamen immer mehr Faktoren wie die Entwicklung und Geschichte sowie das Schiessen an sich hinzu. Zusätzlich stieg mein Bewusstsein für Öffentlichkeitsarbeit. Ob ich nun wollte oder nicht: Meine Berufswahl polarisiert. Nicht selten führt dies zu einer breiten Diskussion über Politik, Recht, Ethik und meiner Position dazwischen als Frau
UNSICHTBARE FRAUEN
Während meiner Lehrzeit stellte ich vermehrt fest, dass Frauen mit ihrem Interesse und Talent in Bezug auf Technik
46 SCHIESSEN SCHWEIZ Juni 2023
oder Waffen unsichtbar bleiben Es fehlte lange eine sichtbare Peer-Group, mit welcher sie sich identifizieren und bestärken konnten Der Trend scheint sich offensichtlich zu wandeln Wer auf Social Media aktiv ist, stellt fest, dass Frauen ihre neusten Erfolge in Hobby und Beruf begeistert aufzeigen und sich gegenseitig darin bestärken. Dies gilt genauso für Schiess-, Sammler- oder Handwerkstätigkeiten. Förderprojekte für Frauen in technischen Berufsschulen werden mehr genutzt und stärken das Selbstbewusstsein junger Frauen bei ihrer Berufswahl. Zwar sind Frauen immer noch in der Minderheit bei technischen Berufen, jedoch ist ein Wandel spürbar
WAFFEN WAREN MÄNNERSACHE
Mir liegt die Förderung von Frauen und Technik persönlich sehr am Herzen, weswegen ich mich vermehrt für solche Projekte oder an der Berufsmesse engagiere Ich kenne die Problematik selbst
gut: Als junge Frau verlor ich bei der Berufswahl schnell den Mut, eine Mechanikerin zu werden Zu oft wurde mir beim Schnuppern ungefragt geholfen oder Werkzeuge aus der Hand genommen Ich entschied mich für einen Weg, mit welchem ich nicht glücklich wurde Erst im Alter von 24 Jahren konnte mich mein Umfeld für mein ursprüngliches Interesse bestärken. Ich blühte während meiner Lehrzeit stark auf und wurde zufriedener. Was hat dies nun alles mit dem Waffenrecht oder dem Schützenwesen zu tun? In vorhergehenden Generationen wurden Waffen oftmals schon vorab zur «Männersache» erklärt. Noch in den 1970er Jahren war beispielsweise auf den Kranzkarten die Anrede «Herr» vorgedruckt und musste für erfolgreiche Schützinnen von Hand angepasst werden Dies führte zu einem Ungleichgewicht Vielen Frauen waren Waffen auch sonst gesellschaftlich vorenthalten und es führte vermehrt zu Unsicherheit und Ablehnung Dies hält sich auch noch bis heute und die Ablehnung der Frauen war auch bei der letzten Waffenrechtsabstimmung erkennbar.
INFO
In der Kolumne «Recht direkt» schreiben Gastautoren rund um die Themen Waffenrecht und politische Entwicklungen, welche in Zukunft einen direkten Einfluss auf das Schiesswesen in der Schweiz haben könnten «Recht direkt» wird unterstützt von Piusicur, einem unabhängigen, gesamtschweizerisch agierenden Verein mit sicherheitspolitischer Zielsetzung
Weitere Infos: www piusicur ch
BIO
Ines Kessler (31) ist gelernte Büchsenmacherin EFZ und Dipl. Betriebswirtschafterin HF Zuvor erlangte sie die Maturität, absolvierte Militärdienst und studierte zwei Semester Rechtswissenschaften an der Universität Fribourg 2020 übernahm sie die Geschäftsleitung der Kessler Auktionen AG von ihrem Vater In ihrer Freizeit ist sie entweder mit dem Boot auf dem See, an ihren Musikinstrumenten oder im Schützenstand anzutreffen.
ERFOLGREICHE SCHÜTZINNEN
Heute ist die verstärkte Präsenz erfolgreicher Schützinnen deutlich angestiegen. Man denke beispielsweise an unsere erfolgreichen Landesvertreterinnen bei Olympia oder an den IPSC-Weltmeisterschaften. Diese Schützinnen sind Vorbilder für junge Menschen und bestärken insbesondere Frauen. Sie geben dem Sport ein Gesicht und bauen eine Brücke zu jenen, welche sich ansonsten blind auf Vorurteile festfahren Mein persönlicher Weg wäre vielleicht einfacher oder zumindest anders gewesen, wenn ich bei der Berufswahl oder auch beim Hobby ein Vorbild gehabt hätte Ich hatte die Möglichkeit, mich nochmals neu zu orientieren – doch diese Möglichkeit haben nicht alle Daher ist es umso wichtiger, dass die Wahl des Lehrberufes oder des Studiums dem eigenen Interesse und Talent entspricht, und nicht von Rollenbildern oder Vorurteilen beeinflusst wird. Wir sollten uns alle vermehrt Gedanken machen, wie wir sichtbare Vorbilder für die nachfolgende Generation sein können und müssen dieser auch Sorge tragen, damit wir nicht irgendwann komplett in der Versenkung verschwunden sind Nun ist es an mir – und an uns allen – selbst ein Vorbild zu sein für die nächste Generation Vermitteln wir allen Lernenden, dass ihr Interesse an Technik oder Präzision legitim ist und dass ihr Geschlecht keinen Einfluss auf die Qualität ihrer Arbeit hat
SCHIESSEN SCHWEIZ 47 www.swissshooting.ch RECHT DIREKT KOLUMNE
SCHIESSTRADITION AUF DEM CENTRALFEST
1932 führte der SCHWEIZERISCHE ZOFINGERVEREIN ein Wettschiessen im Rahmen seines alljährlichen Centralfestes in Zofingen ein. Dieses veranstaltete er mit einem Unterbruch während des Zweiten Weltkrieges bis heute, zuletzt Ende April dieses Jahres.
48 SCHIESSEN SCHWEIZ Juni 2023 SCHÜTZENMUSEUM SCHWEIZERISCHER ZOFINGERVEREIN
Text: Peter Johannes Weber Bilder: Staatsarchiv Bern, V Zofingia 215, Verein Sammlung Tobiniensia Bern
Aufnahmediplom der Schiess-Sektion der Zofingia Bern in den SSV Programm des Centralfestes 1932 des Schweizerischen Zofingervereins.
Der am 21. Juli 1819 in Zofingen als vaterländischer Verein von Berner und Zürcher Studenten gegründete Schweizerische Zofingerverein – kurz Zofingia – hat heute Sektionen an allen Schweizer Hochschulorten Spricht man Zofinger auf die lange Schützentradition in ihrem Verein an, erinnern sich manche daran, dass alljährlich samstags auf dem Centralfest, auf dem Zofinger Hausberg «Heitern», geschossen wird Dabei ist aber den Wenigsten bewusst, dass die Schützentradition ihres Vereins bis weit ins 19. Jahrhundert zurückreicht und spätestens mit der aktiven Teilnahme an den Freikorps in den Auseinandersetzungen mit Frankreich (1831 und 1838) und Preussen (1856/57) begann. Nachdem man sich in Friedenszeiten anfangs nur auf den Besuch von Eidgenössischen Schützenfesten beschränkt hatte, wurden von einzelnen lokalen Sektionen nach 1900 Schiess-Sektionen gegründet: Genf und Lausanne 1901, Basel 1904, Bern 1908 und mit etwas Verspätung Zürich 1933 Als es 1908 vier Schiess-Sektionen in der Zofingia gab, stellte Henry Perret von der Sektion Genf auf dem Centralfest am 15 Juli 1908 den Antrag: «Am ersten Tag des Centralfestes soll unter den Zofinger Schiesssektionen ein Wettschiessen eingeführt werden. Es soll dies ein Mittel sein, dem Patriotismus zu huldigen.» Dagegen erhob sich allerdings energischer Protest, so dass der Antrag mit grossem Mehr verworfen wurde.
ERNEUTER ANLAUF
hielt Centralpräsident Guido Eigenmann fest: «Das letzte Jahr neu eingeführte Schiessen hat überall einhellig Anklang gefunden Allgemein wurde ein Ausbau dieser Seite des Festprogramms gewünscht » In seinem Jahresbericht 1932/33 schrieb Eigenmann: «In vielen Sektionen wird obligatorisch und regelmässig geturnt, einige nennen mit Stolz eine Skihütte ihr eigen und Genf und Bern haben eigentliche Schiess-Sektionen ausgebildet. Es war an der Zeit, dieser Seite des Zofingertums auch in der Ausgestaltung des Zentralfests entgegenzukommen.» Im Bericht von Karl Hauri, Centralquästor 1932/33, liest man: «Von A[lt].-Z[ofinger].-Verbänden und Aktiv-Sektionen sind 205 Franken und verschiedene Gaben für Schiessen und Sport eingegangen, wofür hier nochmals herzlich gedankt sei [ ] Meiner Meinung nach haben sich die sportlichen Gruppenkämpfe am Zentralfest sehr bewährt » Dieser Meinung waren auch die nachfolgenden Centralausschüsse, weswegen in den Folgejahren das Schiessen auf dem Centralfest ein fester Programmpunkt wurde.
WENIGER TEILNEHMER
Auf dem 120. Centralfest fand am 15. Juli 1939 für einige Jahre das letzte Centralfest-Schiessen statt. Schuld an der geringeren Teilnehmerzahl könnte der
DAS LETZTES
JAHR NEU
EINGEFÜHRTE SCHIESSEN HAT
kurz zuvor am 1. Juli durchgeführte Akademikerwettkampf des ESF in Luzern gehabt haben, an dem Mannschaften der Zofingiasektionen Bern, Luzern, Zürich, Lausanne usw. teilnahmen. In den folgenden sechs Jahren ruhte das Schiessen auf dem Centralfest wie anderenorts, da die Munition dem Militär vorbehalten blieb Eine seltene Ausnahme bildete die Schiess-Sektion der Zofingia Bern, wie sie zu den Sommersemestern 1942 und 1944 berichtete: «Zur Arbeit innerhalb der Sektion ist auch die rege Tätigkeit der Schiess-Sektion zu rechnen, die das obligatorische Programm schon dieses Jahr durchführte und sich am Feldsektionswettschiessen und an einem Pistolenschiessen beteiligte.» sowie «Die Schiesssektion erlebte einen erfreulichen Aufschwung und vermochte der Sektion im Karabiner- und Pistolenschiessen Trophäen heimzubringen.»
MUNITIONSSCHWIERIGKEITEN
ÜBERALL EINHELLIG ANKLANG GEFUNDEN.
Guido Eigenmann Centralpräsident
1932/33
Knapp 25 Jahre später stellte die Sektion Genf 1931/32 den Centralausschuss, also den jährlich wechselnden Vereinsvorstand Dieser rief aufs Centralfest 1932, welches den Abschluss seines Vereinsjahrs darstellte, erstmals zu einem «Concours de tir zofingien» auf In seinem Bericht zur Centraldiskussion
Während es auf dem Centralfest im Juli 1945 noch keinen Schiessbetrieb gab, wurde er auf dem 127 Centralfest in Zofingen am 13 Juli 1946 wieder aufgenommen «Das Schiessprogramm sowie die Angaben betr Stichgelder usw werden den Schiess-Chefs der Sektionen direkt zugestellt. Wegen Munitionsschwierigkeiten können verspätete Meldungen nicht berücksichtigt werden.» Als Schützenmeister dürfte sich Paul Amstutz von der Schiess-Sektion der Zofingia Bern deswegen angeboten haben, weil seine Schiess-Sektion auch während des Krieges regelmässig an Schiessen teilnehmen konnte Seither fand auf jedem in Zofingen durchgeführten Centralfest ein Schiessen statt Ein Kuriosum gab es 1948: «Geschossen wurde vorbildlich Die Vaudoise stellte den Einzelsieger, Bern den Mannschaftsersten Zürich meldete den Verlust des Schiessfähnchens»
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Gais, AR
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Ennetmoos, NW
SEPTEMBER
2 SEPTEMBER
Final SGM-G300
Gewehr 300m
Winterthur, ZH
2.SEPTEMBER
Final SGM-P25
Pistole 25/50m
Thun, BE
3 SEPTEMBER
Final Feldstich
Gewehr 300m und Pistole 25/50m
Möhlin, AG
3 BIS10 SEPTEMBER
Schweizermeisterschaften
Gewehr 300m, 50m und Pistole 25/50m
Thun, BE
16.SEPTEMBER
Final LZ-Cup
Gewehr 300m, 50m und Pistole 25/50m
Buchs, AG
16.SEPTEMBER
Final SGM-G300 Jungschützen, Junioren, U21, Elite Plus Gewehr 300m Emmen, LU
16.UND23.BIS24.SEPTEMBER
Historisches Schwaderlohschiessen
Pistole 25/50m
Alterswilen, TG
23.UND24.SEPTEMBER
Historisches Schwaderlohschiessen
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24 SEPTEMBER
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30 SEPTEMBER
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Buchs, AG
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VORSCHAU
HEFT NR. 3 / 2023
Die nächste Ausgabe
erscheint am
13 Oktober 2023
Redaktionsschluss:
11. September 2023
Inserateschluss:
30 August 2023
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Redaktion Philipp Ammann (pam) Christoph Petermann (cpe) Elena von Pfetten (evp) Renate Geisseler (rge)
Autoren in dieser Ausgabe Gerald Barth Michael Schenk Alain Baeriswyl Ines Kessler Peter Johannes Weber Kontakt Lidostrasse 6 6006 Luzern Telefon 041 418 00 30 redaktion@sw ssshooting ch Layout, Grafik trurnit GmbH trurnit Publishers Artur Quante Isabel Hanner und Reiko Mizutani Druck Merkur Druck Langenthal Anzeigen Redaktion «Sch essen Schweiz», Telefon 041 418 00 30, redaktion@sw ssshooting ch
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