Newsletter Nr. 9

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Dieser Newsletter erscheint dreimal jährlich. Postkonto: 30-6709-1 (mit entsprechendem Verwendungszweck) Herausgeber Redaktion Fotos Layout / Konzept Druck

Stiftung Heilsarmee Schweiz, Mission & Entwicklung Laupenstrasse 5, 3001 Bern, Schweiz Telefon 031 388 05 91, mission@swi.salvationarmy.org Markus Muntwiler, Doris Droz, Thomas Martin Archiv Mission & Entwicklung Thomas Martin / Martin Stucki Grafik, Heimenschwand, msgrafik.ch Jordi AG, Belp

Soziale Gerechtigkeit

Impressum Die Heilsarmee Schweiz dankt allen Spenderinnen und Spendern für die grosszügige finanzielle Unterstützung nach den Überschwemmungen in Pakistan. Andrew Lee, Pakistan Auch in den kommenden Monaten führt die Heilsarmee die Hilfe weiter. Dabei verlagert sich die Hilfe langsam von der reinen Nothilfe zum Wiederaufbau. In Zusammenarbeit mit der Heilsarmee England und der Heilsarmee Schweiz wird die Heilsarmee Pakistan in den nächsten drei Jahren neun Dorfgemeinschaften beim Wiederaufbau ihrer Häuser und Lebensgrundlagen unterstützen.“ Markus Muntwiler, Leiter Mission & Entwicklung Heilende Gemeinschaft ist eine Antwort auf diese Not. Wir begleiten Menschen, die sich nach einem ganzheitlichen Heil-Werden sehnen und geben ihnen eine Stimme. Lesen Sie dazu die Beispiele aus Südafrika und Ecuador in diesem Newsletter. Was aber ein vorbildlicher Zusammenhalt ist, kann in Zusammenhang mit der extremen Armut traurige Folgen haben. „Um meinem Bruder ein Studium zu ermöglichen, tat ich alles, bis hin zur Prostitution“, sagte mir eine junge Frau bei meinem letzten Projektbesuch in Kenia. In unserer Welt kaufen, brauchen und profitieren manche von diesem „Angebot“, das aus der Armut heraus entsteht. Im Menschenhandel sind die Auswirkungen von Ungerechtigkeit und Armut am „krassesten“ sichtbar. Bei meinen Projektbesuchen fällt mir immer wieder auf, wie in vielen Ländern des Südens die Familiensolidarität eine ganz wichtige Rolle spielt. Ohne Familiensolidarität keine Zukunft.

Editorial

Bis heute hat die Heilsarmee in den Provinzen Khyber Puktunkhwa, Punjab und Sindh über 22 000 Nothilfesets mit Matratzen und Decken sowie Koch- und Haushaltutensilien an notleidende Familien verteilt. In den Provinzen Sindh und Punjab stellte die Heilsarmee zudem 4665 Zelte für die Obdachlosen Menschen bereit, dies in Zusammenarbeit mit der UNO und anderen Organisationen, die für Nahrung, Wasser und sanitäre Anlagen sorgten. Bereits sind mehrere Monate vergangen seit dem Beginn der verheerenden Überschwemmungen in Pakistan und die Hilfe der Heilsarmee dauert an.

Pakistan – Nothilfe und Wiederaufbau

Glaube in Aktion Newsletter Mission & Entwicklung Nr. 9 – Jan. 2011

Majorin Elisabeth Frei ist, nach 40 aktiven Dienstjahren als Heilsarmee­ offizieren, seit 2004 im Ruhestand. Sie ist verheiratet und wohnt in Ostermundigen. Als Mitglied der Internationalen Kommission für soziale Gerechtigkeit vertritt sie die Heilsarmee bei der UNO in Wien.

Sylvette Huguenin ist Heilsarmeeoffizierin und Mutter von vier erwachse­ nen Kindern. Viereinhalb Jahre arbeitete sie für die Heilsarmee in Kongo Brazzaville im Gesundheitswesen. Als Mitglied der Internationalen Kom­ mission für soziale Gerechtigkeit ist sie Vertreterin der Heilsarmee an der UNO in Genf.

Engagement für mehr Gerechtigkeit

Kleine Tropfen im Ozean

Was verstehe ich unter sozialer Gerechtigkeit? Dass es meinem Nächsten annähernd so gut geht wie mir und seine grundlegenden Bedürfnisse gestillt werden können. „Es ist ganz offensichtlich genug für alle da, und doch fehlt vielen das Nötigste, während andere mehr als genug haben. Diese Verteilungslage widerspricht den Gerechtigkeits-Gefühlen vieler Menschen. Sie sind der Meinung, dass es aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit erforderlich ist, den gesellschaftlichen Reichtum weitaus stärker umzuverteilen als dies bisher geschieht, damit das soziale Gefälle egalisiert und die Lebenslage der Bürger einander annähernd angeglichen werden können“, so ein Zitat, welches ich im Internet gelesen habe.

Wenn wir die Ungerechtigkeit uns oder jemand anderem gegenüber betrachten oder die Ungerechtigkeit in der Welt sehen, empfinden wir Wut, Traurigkeit und Frustration oder vielleicht auch Resignation, Desillusion und Gefühle der Ohnmacht. Seit ihrer Gründung bleibt das Zeigen eines akuten sozialen Bewusstseins ein Markenzeichen der Heilsarmee. 2007 wurde die Internationale Kommission für soziale Gerechtigkeit der Heilsarmee gegründet, um den Ursachen von Ungerechtigkeit und Leid entgegenzutreten. Als globale Stimme der Heilsarmee im Bereich der Gerechtigkeit will die Kommission darauf aufmerksam machen, dass die Misere einer zu grossen Anzahl Menschen in der heutigen Welt inakzeptabel ist. Ihr Mandat ist es, „die internationale Hauptfürsprecherin und Beraterin im Bereich sozialer, wirtschaftlicher und politischer Fragen, wie auch bei Ereignissen, die soziale Ungerechtigkeit in der Welt zur Folge haben“1 zu sein. Die Kommission kann sich auf die Infrastruktur der Heilsarmee, ihre Mitglieder, ihre Programme und ihren Einfluss in 123 Ländern rund um den Globus abstützen.

Politischer Wille ist gefordert, um eine tiefgreifende Veränderung in der Welt zu bewirken. Daran scheitern jedoch die Bemühungen für mehr Gerechtigkeit oft. Deshalb haben sich weltweit viele NGOs zusammengetan, um miteinander in erster Hinsicht für Menschen in Not zu arbeiten und in zweiter Hinsicht auch als Fürsprecher bei den Regierungen auf die Missstände hinzuweisen. So auch die Heilsarmee. • In der Ukraine betreut die Heilsarmee Menschen, welche von Abfalldeponien leben. Sie ist die erste Organisation, die sich dieser Menschen annimmt, um ihnen in ihren medizinischen, emotionalen und geistlichen Problemen beizustehen.

Die Arbeit mit in Armut lebenden Menschen in entwickelten oder weniger entwickelten Nationen hat uns gelehrt, dass die Stimmen derjenigen, die unter Ungerechtigkeit leiden, ein wichtiger Faktor im Bestreben sind, eine gerechtere Zukunft für alle zu verwirklichen.

• In Moldawien hat die Heilsarmee ein HIV/AIDS-Programm für Schulen entwickelt und eingeführt. In Partnerschaft mit der Regierung wurden in 80 Seminaren 16 000 junge Menschen ausgebildet.

Feststellend, dass die menschliche Not keine Grenzen kennt, engagieren wir uns, den Schrei der Unterdrückten zu verstärken und deren reale Lebenswahrnehmungen in Taten und Möglichkeiten zu verwandeln, damit sich ihr Leben positiv e­ ntwickeln kann.

• In Tansania zielt ein Wasserprojekt der Heilsarmee darauf ab, dass sich die Gesundheit der ländlichen Bevölkerung durch sauberes und gesichertes Wasser verbessert.

Falls wir uns machtlos fühlen, die Welt zu verändern und den Eindruck haben, dass alles, was wir tun, nur ein Tropfen in den Ozean ist, denken wir daran, dass der Ozean nur aus Tropfen besteht. Die erste Verantwortung eines jeden von uns ist es, dort Gerechtigkeit am Nächsten zu leben, wo man sich gerade befindet. Auch können wir uns vermehrt personell, finanziell, sozial, politisch und gemeinschaftlich engagieren und so immer wieder neue Ideen finden, um für Gerechtigkeit zu kämpfen.

Dies sind einige Beispiele aus der vielseitigen Arbeit der Heilsarmee rund um den Globus. Von dieser Hilfe profitieren Menschen, welche unter grosser sozialer Ungerechtigkeit leiden. Was kann ich persönlich, in meinem Umfeld, zur sozialen Gerechtigkeit beitragen? Ich kann z.B. Menschen bei Behördengängen begleiten, damit sie hier, in unserem Land, zu den ihnen zustehenden Rechten kommen. Grosse Umwälzungen kann ich als Einzelperson nicht bewirken, doch im Kleinen meinen Beitrag leisten.

Lasst uns alle unsere kleinen Tropfen beitragen, indem wir die Prinzipien der Gerechtigkeit leben und andere ermutigen, dasselbe zu tun. Sylvette Huguenin

Elisabeth Frei

1 aus „Seeking Justice Together“, ISJC


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