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Hypnose und viel mehr

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Philippe Freiburghaus arbeitete bis vor kurzem als Swiss Golf Elitecoach. Vor vier Jahren begann der «Bündner» mit der Hypnose-Therapie. Hier erklärt er, was darunter zu verstehen ist.

«Das Unterbewusstsein hat mich immer fasziniert», sagt der Swiss PGA Pro Philippe Freiburghaus, denn wir treffen nur fünf Prozent unserer Entscheidungen bewusst.» Es gebe nicht viele Golf Coaches, die auch im mentalen Bereich ausgebildet und tätig seien, fügt er an. Von 2014 bis 2021 arbeitete Freiburghaus als Elitecoach für den Schweizer Golfverband; viele Talente schafften unter seiner Anleitung den Sprung ins nationale Kader. Wie sein Sohn Jeremy, der aktuell beste Golfer der Schweiz, der ambitioniert auf der Challenge Tour unterwegs ist. Seit Ende November arbeitet er nicht mehr für Swiss Golf, weil die Kundschaft in seinem Standbein als Mentalcoach mit Spezialgebiet Hypnose wächst. «Meist wird im Golf sehr viel Technik und Taktik geübt, es werden Schwunganalysen gemacht, etc. Und wenn es dann drauf ankommt, scheitert es meist nicht an der Technik, sondern im Kopf», weiss er aus praktischer Erfahrung. Das sogenannte «HypnoGolf» bringe sichtbare und effiziente Resultate, ist er überzeugt. «Mit dieser Methode verbessern die Kundinnen und Kunden unter anderem ihre Konzentration oder überwinden Versagensängste am Abschlag», äussert er auf eine entsprechende Frage.

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Die Richtigen Fragen Stellen

Die Mischung aus Mentalcoaching und Hypnose erlaubt es Freiburghaus, mit den Kunden unterschiedliche Aspekte zu behandeln. Eine Hypnose müsse man selber wollen, erklärt der erfahrene Golflehrer – und bereit sein dafür. «Die allermeisten psychischen Probleme lassen sich auf Erlebnisse als Kind zurückführen.» In der Hypnose führe er seine Kunden gezielt an diesen Punkt in der Kindheit zurück, der sie bis jetzt belastet. Er sei kein Psychologe, sondern stelle nur Fragen und biete Hilfestellung an. Wie bei einer Zwiebel entferne er Schale um Schale, bis man zum Kern vorgestossen sei. In der Wohnung in Bonaduz, in der Philippe Freiburghaus seine Praxis eingerichtet hat, arbeitet seine Frau als Heilpraktikerin; es ist heimelig, man fühlt sich sofort wohl.

Kaum hat man sich kennengelernt, ist man schon mittendrin im ungewöhnlichen Leben des 58-Jährigen. Aufgewachsen ist der Westschweizer im kosmopolitischen Genf, heute lebt er in einem kleinen Dorf in Graubünden. «Das Leben schreibt die verrücktesten Geschichten», sagt Freiburghaus. «Ich hätte früher niemals gedacht, dass ich einmal so lange in Bonaduz leben würde.»

Start Als Surflehrer

Nach seiner Lehre als Tischler und Schreiner hätte er eigentlich das Restaurant seiner Eltern übernehmen sollen. Doch nach einem Zwist mit seinem Vater entwarf er mit 22 Jahren andere Pläne. Er reiste um die Welt, bis nach Hawaii und wieder zurück, immer den besten Surfspots hinterher. In Europa fuhr er in einem kleinen

Bus durch die Länder und arbeitete als Surflehrer immer genauso viel, wie notwendig war, um leben und weiterreisen zu können. Sonne, Fun und Surfen – so hätte es endlos weitergehen können. Mit 24 war er gerade in Cannes, als ihm sein zehn Jahre älterer Surflehrer sagte, dass er eine Karriere als Golfcoach anstreben würde, wäre er zehn Jahre jünger. Das sei körperlich weniger anstrengend, insbesondere im höheren Alter, und würde genauso viel Spass machen. Mit 60 werde es sehr beschwerlich sein, jeden Tag die beste Welle zu suchen.

So reifte 1988 in ihm eine verrückte Idee. Er wollte Golflehrer werden, obwohl er noch nie einen Schläger in den Händen gehalten hatte. Also schlug er fleissig Bälle auf einer Driving Range in Cannes und erlangte bald die Platzreife. Schliesslich meldete er sich für die Ausbildung zum Swiss PGA Professional an und schaffte nach drei Jahren alle Prüfungen. Vier Jahre nach dem ersten Schwung fing Freiburghaus als Lehrer im Golfclub Bad Ragaz an. «Im Prinzip war das damals eine Schnapsidee», sagt er. «Aber ich kann hartnäckig sein, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe.»

SEIT 1997 PRO IN DOMAT/EMS

Nach fünf Jahren wechselte er in den Golfclub Domat/Ems, er feiert diese Saison also sein 25-Jahre-Jubiläum im sportlichen Bündner Club. Freiburghaus war während ein paar Saisons Head Pro, gab wegen seiner vielen Verpflichtungen dieses Amt jedoch wieder ab. Freiburghaus ist ein Tüftler, vielleicht gar ab und zu ein Freak, mit Kompetenz und Lebenserfahrung, mit Kommunikationsgabe und Raffinesse. Sein Sohn Jeremy hielt schon mit zwei Jahren erstmals den

Golfschläger in der Hand. Später liess ihn Vater Philippe ein Loch aus psychologischen Gründen immer so spielen, dass er eine realistische Chance auf ein Par hatte. Am Anfang waren das damals Schläge 20 bis 30 Meter vor dem Grün. Irgendwann schlug Jeremy den Ball so hart, schnell und präzise, dass eine Profikarriere absehbar wurde.

Die Idee mit der Par-Chance würde den Spass für viele Feierabendgolfer deutlich erhöhen. «Golf soll attraktiv sein und nicht frustrierend», sagt Freiburghaus.

JEDEN TAG YOGA

Das Gespräch mit ihm in Bonaduz ist kurzweilig und dauert lang; beinahe verpassen wir die Teetime im Golfclub Domat/Ems. Ein schnelles Sandwich im Clubrestaurant, dann geht’s auf die Runde. Freiburghaus ist neun Löcher dabei und platziert unaufdringlich den einen und anderen wertvollen Tipp. Er sagt, 80 Prozent der Golfer hätten ein Handicap von 24 und mehr, Für sie sei es wichtig, dass Wohlbefinden auf dem Platz kreiert wird. «Dazu gehören viele Dinge, die oft vernachlässigt werden.»

Freiburghaus denkt nicht nur an die mentalen Aspekte, sondern auch an die Fitness. Er selber geht dreimal in der Woche ins Gym, joggt alle zwei Tage, macht jeden Tag Yoga, ist beweglich geblieben – im Körper wie im Geist. Er ist immer noch ein Suchender, stets offen für Veränderungen. Und so überrascht es keineswegs, dass er entzückt ist von der One-Length-Schlägerphilosophie, die mit dem US-Amerikaner Bryson DeChambeau auf der PGA Tour einen prominenten Vertreter hat. Im Bag von Freiburghaus sind alle Eisen gleich lang wie ein normales Eisen 7. Freiburghaus ist überzeugt, dass die meisten Golfer in ein paar Jahren so unterwegs sein werden. «Warum muss man etwas kompliziert machen, was auch einfach geht?», fragt er. Und sagt: «Golf ist schwierig genug. Es geht auch darum, den Schwung zu vereinfachen. Sind die Schläger immer gleich lang, ist das deutlich angenehmer.» Er ist mittlerweile der Schweizer Botschafter von Cobra Golf, das die One-Length-Eisen vertreibt. Noch ist diese Art von Schlägern ein Nischenprodukt, doch Freiburghaus meint, es sei nur eine Frage der Zeit, bis alle Hersteller auf den Geschmack kommen würden. Daran zweifelt er keine Sekunde. Minutenlang referiert er über die Vorzüge der One-Length-Schläger – und zieht einen mit seinen kommunikativen Fähigkeiten erneut in den Bann.•

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