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HEUTE IST DIE ZEIT DER LUXUS

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Seit 1979 arbeitet der gebürtige Engländer Cliff Potts als Golf Professional. Seit genau 33 Jahren in seiner eigenen Golf Academy, davon die letzten 20 Jahre in Ascona. Im Gespräch erinnert er sich an den speziellen Anfang seiner Karriere und wie sich das Kundenprofil im Verlauf der vielen Jahre geändert hat.

Aufgewachsen in Windsor in der Nähe des Schlosses und des berühmten Edelclubs Wentworth, begann Cliff Potts zunächst als Caddie. Dann durfte er die Bälle auf der Driving Range zusammensammeln, bevor er selbst zu den Schlägern greifen konnte.

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«Wie viele meiner Kollegen träumte ich von einer grossen Karriere als Tour Pro», erzählt der heute 62-Jährige. «Dass mich der dreifache Ryder-Cup-Kapitän Bernard Gallacher ausbildete und zu Turnieren mitnahm, hat mir riesige Möglichkeiten eröffnet», erinnert er sich an die ersten Schritte als Profi. 1981 spielte er insgesamt acht Mal auf der European Tour. «Für das damalige Swiss Open hatte ich mich mit dem Cut in der Vorwoche qualifiziert. Ohne Bernard hätte ich mir die teure Reise in die Schweiz nicht leisten können», lacht Potts über die Zeit vor gut 40 Jahren.

Wie damals üblich, habe es zwischen Playing und Teaching Pro einen fliessenden Übergang gegeben. «Dank Gallachers Beziehungen konnte ich in den USA unter anderem mit dem Short-Game-Guru Dave Pelz in Texas und dem Tour Coach Jimmy Ballard in Miami arbeiten.» Nach kurzem Aufenthalt in Wentworth folgte die erste

Stelle als Teaching Pro in Vale do Lobo in Portugal. Zwei Jahre später wechselte Potts auf Wunsch des dortigen Präsidenten zum Frankfurter Golfclub. «Im klassischen Privatclub buchte dort Frau Doktor Schmitt ihre Trainerstunde jeden Dienstag um 14 Uhr die ganze Saison hindurch und bezahlte ein Jahr im Voraus. Das ist heute natürlich total anders», sagt der Golflehrer auf eine entsprechende Frage. «Heute machen fast alle alles, aber dafür nichts ‘Richtiges’», lautet sein Fazit nach den vielen Jahren im Beruf.

KEINE «SCHNELLE REPARATUR»

«Viele Golfer gehen erst zum Pro, wenn fast überhaupt nichts mehr geht. Dann erwarten sie, in einer Stunde die Lösung für alle Probleme der vergangenen vier oder fünf Jahre zu finden. Logisch, dass dies nicht funktionieren kann.» Statt der sogenannten «schnellen Reparaturen» setzt Potts seit vielen Jahren auf sein eigenes Trainingsprogramm mit zwei respektive vier ganztägigen Kursen. So bleibt in der Kleingruppe von zwei bis maximum vier Personen sehr viel Zeit mit dem Pro auf der Driving Range und auf dem Golfplatz für individuelle, dauerhafte Verbesserungen.

«Wir wollen uns in der Feriendestination Ascona mit unserem Golfakademie-Kursangebot umfassend um unsere Gäste kümmern, entsprechend kostet ein privater 4-Tages-Kurs bei uns beispielsweise 1800 Franken pro Person», erläutert der mittlerweile zweifache Grossvater sein klassisches «Nischenangebot». Dank sehr viel Mund-zuMund-Werbung von bereits über 14 000 Teilnehmern funktioniere das Konzept seit vielen Jahren.

«Unser Aufwand und das Risiko sind viel grösser als beim klassischen Privatunterricht in Form von einzelnen Stun- den. Ich bin nicht sicher, ob es funktionieren würde, wenn wir heute ganz neu damit anfangen würden», fügt er an. «Ich brauche jeden Morgen eine gute Stunde auf meiner Driving Range, um alles optimal vorzubereiten, bevor ich mit dem Unterricht beginne», illustriert der englischschweizerische Doppelbürger einen kleinen Teil seiner «umfassenden Qualitäts-Philosophie». Auch nach so vielen Jahren im Geschäft habe er immer noch einen «Riesenspass» an seiner Arbeit. «Ich übe nach wie vor selbst fast jeden Abend und habe noch nie für den Freitagabend und das Wochenende gelebt; es ist mein grosses Glück, dass ich nach 43 Jahren als Golf Professional meinen Beruf immer noch liebe», bringt er es auf den Punkt.

EINZIGES EHEPAAR IN DER SWISS PGA

Zum privaten Glück gehörte zudem, dass die ehemalige WM-Teilnehmerin Alexandra Albisetti nach ihrer Zeit bei der Swissair eine Karriere als Golflehrerin starten wollte. Die Schwester der heutigen Swiss Golf Sportdirektorin

Barbara Albisetti begann ihre Pro-Ausbildung in der Cliff Potts Golf Academy am Bodensee. 2001 absolvierte sie offiziell die PGA-Abschlussprüfung. Im selben Jahr heirateten die beiden . «Alexandra hat ihr eigenen Unterrichtsstil, wir ergänzen uns hervorragend. Mittlerweile bietet sie Kurse speziell für Ladies und Girls an. Ich mache meine altersgerechten Trainingskurse für SeniorenGolfer. Eine bessere Kombination kann ich mir gar nicht vorstellen», sagt Potts zur speziellen Konstellation als einziges Ehepaar in der Swiss PGA.

2005 kam Tochter Jasmine in Ascona zur Welt. «Sie spielt mittlerweile Handicap 7 und hält uns beide jung», lacht der 62-Jährige. Gleichzeitig freut er sich über seine treuen Kunden, die meist zwischen 50 und 70 sind. «Der Älteste war 92, und erst kürzlich buchte ein Paar deutlich über 80 wieder einen Privatkurs – ziemlich genau 30 Jahre, nachdem sie zum ersten Mal bei mir gewesen waren. Heute ist nicht das Geld der Luxus, sondern die nötige Zeit. So gesehen hat sich beim Golf in den vergangenen Jahren einiges verändert.» •

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