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Scheffler und sein Glaube
from SWISS GOLF 02-22 DE
by swissgolf.ch
Sein Aufstieg zur Weltnummer 1 war rasant, trotzdem ist der Texaner Scottie Scheffler hierzulande noch wenig bekannt. Das ändert sich mit dem souveränen Sieg beim 86. Masters in Augusta. Dabei fällt auf, wie oft er über den Glauben und Gott redet.
loss 42 Tage nach seinem ersten Sieg auf der PGA Tour übernahm Scottie Scheffler Ende März die Spitze der Golf-Weltrangliste. Damit war der 25-Jährige sogar noch deutlich schneller die Nummer 1 als Tiger Woods. Der Texaner gewann im Februar die WM Phoenix Open, damit gelang ihm der Sprung in die Top-10. Nach seinem Triumph beim Arnold Palmer Invitational reicht es schon für den fünften Platz. Mit seinem Sieg beim WGC-Dell Technologies Match Play kletterte er als 25. Profi an die Spitze des weltweiten Rankings, das im April 1986 eingeführt worden war.
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«GEWEINT WIE EIN BABY»
Nur zwei Wochen später holte Scheffler das berühmte Green Jacket am 86. Masters in Augusta; er siegte überlegen mit drei Schlägen Reserve auf Rory McIlroy. Mit dem ersten Major-Sieg verdiente er 2,7 Millionen Dollar und sicherte sich ein lebenslanges Startrecht in Augusta. Dabei hatte es am Morgen vor der Entscheidung noch nicht unbedingt nach einem Erfolg ausgeschaut: «Ich habe wie ein Baby geweint», sagte er auf der Pressekonferenz. «Ich war so gestresst. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich sass da und sagte zu meiner Frau Meredith: 'Ich glaube, ich bin nicht bereit dafür. Ich fühle mich einfach überfordert’.» Danach hätten sie gemeinsam besprochen, «dass Gott die Kontrolle hat und dass der Herr mich führt».
Der 1.90 Meter grosse und 90 Kilo schwere ehemalige Basketballspieler kämpfte zeitweise mit den Emotionen und betonte danach seinen Glauben erneut.
«Der Grund, warum ich Golf spiele, ist, dass ich versuche, Gott und alles, was er in meinem Leben getan hat, zu verherrlichen», sagte der Amerikaner direkt nach seinem grössten Erfolg. «Egal, ob du gewinnst oder mit zehn Schlägen verlierst, ich werde dich immer noch lieben. Jesus liebt dich, und nichts ändert sich», hatte Meredith ihm zur Erleichterung mit auf den Weg gegeben. Die beiden kennen sich seit der gemeinsamen Schulzeit, sie studierten beide in Texas und heirateten vor zwei Jahren.
Seinen offiziellen Antrag beantwortete Meredith auf Instagram ebenfalls mit viel «Glauben»: «Ja! Ich kann
Der
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nicht glauben, dass Gott mir meinen besten Freund gegeben hat, um den Rest meines Lebens mit ihm zu verbringen; ich kann es kaum erwarten, deine Frau zu werden, Scottie!!!! Ich bin überwältigt von der Treue und Güte des Herrn zu uns.» Beim traditionellen Par-3-Contest vor dem eigentlichen Turnier half sie als Schlägerreinigerin mit, nach dem Triumph beim 86. Masters gehörte Meredith natürlich zu den ersten Gratulantinnen.
Gl Ubiger Caddie
Dazwischen spielte Ted Scott eine wichtige Rolle. Der langjährige Caddie des zweifachen Masters-Siegers Bubba Watson arbeitet seit November 2021 an der Seite von Scottie Scheffler. «Er macht sich ziemlich gut», sagte Scheffler lachend. «Ich kann Ted als Person und als Caddie gar nicht hoch genug schätzen. Es macht so viel Spass, mit ihm zusammen zu sein; er ist ein Mann des Glaubens, und ich liebe ihn. Ich kann nicht genug Gutes über ihn sagen. Die Qualitäten, die man bei einem Menschen sucht, verkörpert Ted so ziemlich alle», lobte der aktuell klar beste Golfer der Welt seinen Mann an der Seite.
Scheffler und Scott lernten sich offenbar bei einem gemeinsamen Bibelstudium kennen – etwa ein Jahr, bevor sie sich zusammentaten.
Ihr erstes gemeinsames Turnier war die RSM Classic im November. Trotz einer 63er-Runde zum Auftakt reichte es Scheffler damals nur für den 57. Rang.
Beim zehnten gemeinsamen Turnier war der Start nicht so spektakulär. Mit Tagesergebnissen von 69, 67 und zwei Mal 71 Schlägen blieb beim Masters in Augusta nur ein Spieler konstant unter Par. Scheffler spielte so überlegen, dass er sich auf dem 18. Grün sogar vier Putts und einen Doppelbogey, den ersten des Turniers, leisten konnte.
Die Show Der Anderen
Lediglich zu Beginn der Finalrunde kam sein Flightpartner Cameron Smith mit zwei Birdies auf den ersten beiden Löchern auf einen Schlag heran. Spätestens an der Zwölf, an der der australische Players-Sieger ein Triple-Bogey notierte, verabschiedete er sich aus dem Titelrennen und landete schliesslich auf Platz 3.
So blieb Rory McIlroy der einzige halbwegs «gefährliche» Konkurrent. Der Nordire beendete das Turnier mit einer 64er-Runde, seinem bisher besten Ergebnis in Augusta, und verbesserte sich damit auf Rang 2. McIlroy feierte sein abschliessendes Birdie aus dem Bunker wie einen Turniersieg, gleich danach lochte sein Flightpart- ner Collin Morikawa aus dem gleichen Bunker ebenfalls vielbejubelt ein.
Der Trophäensammler: Vor dem Masters siegte Scottie Scheffler innerhalb von 42 Tagen bei der WM Phoenix Open, beim Arnold Palmer Invitational und im WGC-Dell Technologies Match Play.



Die «Patrons», wie die Zuschauer beim Traditionsturnier im Süden der Vereinigten Staaten offiziell bezeichnet werden, feierten aber nicht nur einzelne spektakuläre Schläge. Sie feierten vor allem das Comeback von Tiger Woods. Beim ersten offiziellen Training erschienen 35 000 Fans, nach dem Erreichen des Cuts beklatschten ihn noch mehr, und beim Empfang auf dem Schlussloch schien es, als hätte er gerade sein sechstes Masters gewonnen. «Worte können gar nicht beschreiben, was mir die Unterstützung der Fans bedeutet», erklärte der Superstar im TV-Interview. «Vor allem mit den Aussichten, die ich vor gut einem Jahr hatte. Selbst vor einem Monat war ich mir nicht sicher, ob ich hier dabei bin. Es ist nicht immer leicht mit den Schmerzen, aber mein Team hat mich wirklich unglaublich unterstützt. Es gibt Tage, da fällt es mir leicht, in Schwung zu kommen, aber auch einige, an denen die Schmerzen sehr gross sind.»

Spätestens bei der 150. Open Championship in St Andrews will Woods wieder abschlagen. Beim Traditionsturnier an der schottischen Ostküste wird dann ebenfalls Ausnahmezustand herrschen.•
