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Tiger gegen die Blauen–und Zack!
Das erste Major des Jahres 2007 brachte die erste Überraschung: der Amerikaner Zach Johnson gewann das extrem spannend verlaufene Turnier mit zwei Schlägen Vorsprung. Das ist die nackte Information. Was allerdings auf dem Weg zu diesem Schlussergebnis alles passierte, daraus lohnt es sich, ein paar Müsterchen herauszupicken.
• Ernie Els, Sergio Garcia, Colin Montgomerie, Chris DiMarco, Michael Campbell, Darren Clarke, Chad Campbell, Thomas Björn, Nick O'Hern, Robert Allenby: das könnten problemlos die Top-Ten irgend eines Turniers der PGA Tour sein. Aber nein – diese Jungs haben den Cut verpasst in Augusta. Dazu kommen auch Bernhard Langer, Ben Curtis, Johan Edfors oder Shaun Micheel, um nur die bekanntesten zu nennen.
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• Adam Scott, Retief Goosen, Angel Cabrera, Fred Couples, Rory Sabbatini, Charles Howell III, Lee Westwood, Miguel Angel Jimenez, Rich Beem, Stewart Cink, Rod Pampling, Trevor Immelmann, Aaron Baddeley: ebenfalls eine Reihe von erstklassigen Namen. Sie rutschten durch diesen Cut, gerade auf der Cutlinie oder um einen Schlag besser. Der Cut lag bei +8.
• Brett Wetterich, Tim Clark, Vaughn Taylor, Jerry Kelly, Vijay Singh, Zach Johnson, Justin Rose, David Howell, Lucas Glover, Padraig Harrington, Bradley Dredge, Stuart Appleby, Geoff Ogilvy: die effektiven Top Ten nach zwei Runden. Unter Par lagen genau die ersten drei.
• Stuart Appleby, Retief Goosen, Justin Rose, Zach Johnson: die Namen der vier Spieler, die während der Schlussrunde ein- oder mehrmals Leader waren und ein blaues Polo-Shirt trugen.
• Tiger Woods: der Name des Favoriten, der mit fünf Schlägen Rückstand im Mittelfeld den Cut passierte, die Schlussrunde ganz in schwarz mit einem hellroten Kragen spielte und auch einmal Leader war.
• Retief Goosen: der einzige Spieler, der die dritte Runde unter Par spielte (70) und damit von der letzten Position unter die Top Ten vorrückte.

• Sam Snead (1954), Jacky Burke Jr. (1956), Zach Johnson (2007): die Namen der Masters-Sieger mit dem höchsten Score aller Zeiten. Eins über Par nämlich.
• Hootie Johnson, Billy Payne: die Namen des letzten und des gegenwärtigen Präsidenten des Augusta National Golf Clubs. Johnson war es, unter dessen Ägide der Club begann, den heiligen Grund an die Longhitter anzupassen. Mehrere hundert Meter länger ist er geworden, und er hat jetzt auch Rough, neue Bäume und Pine Needles. Es war die Reaktion des Clubs auf den Sieg von Tiger Woods 1997 mit18 und 12 Schlägen Vorsprung. Man wollte solche Scores in Zukunft verhindern, und das scheint auch gelungen zu sein. Allerdings hat Tiger mit seinem Spiel jetzt noch viel ausgeprägtere Vorteile in Augusta.
Deshalb war klar, wer gewinnen würde am Masters. Tiger Woods. Nach drei der vier Runden sah es nach einer langweiligen Schlussrunde aus, mit einem davonziehenden Favoriten und einem Sieg mit Vorsprung. Irrtum. Was wir erlebt haben, war die spannendste Schlussrunde seit langem, mit einem Tiger, der dem Druck offensichtlich nicht standhielt und Fehler machte, und einem Überraschungssieger namens Johnson. Zach Johnson. Das ist die Kurzform für Zacharias; so hiess der Vater von Johannes dem Täufer, und der Vorname des Siegers ist nicht dessen einzige Verbindung zur Bibel. Beim Siegerinterview bekannte er, dass «The Lord and Jesus» ihm geholfen hätten, neben all seinen Sponsoren und all seinen Freunden und all seinen Trainern und seiner ganzen Familie. Typisch amerikanisch eben. Bloss Sponsor Titleist vergass er in der Hektik zu erwähnen. Bleibt noch nachzutragen, dass Titelverteidiger Phil Mickelson nie ins Geschehen an der Spitze eingreifen konnte, und dass Woods in der Schlussrunde längst nicht der einzige war, der dem Druck auf dem extrem schwierig zu spielenden Golfplatz mit den viel zu schnellen Greens (bis 15 auf dem Stimpmeter) nicht gewachsen war. Den anderen drei mit den blauen Polo-Shirts passierte genau das gleiche: kaum lagen sie auf der Leaderposition, kam das nächste Bogey oder Double Bogey...
Zach hingegen widerstand, wurde Sieger – zweiter Sieger, den allgemein wurde in den Kommentaren der Golfplatz als der grosse Sieger bezeichnet. Er ist jetzt endlich so schwer, dass ihn die Pros nicht während eines gemütlichen Spaziergangs abschütteln wie eine lästige Fliege, sondern dass wir sie leiden sehen, wie wir Clubspieler in unseren unwichtigen Turnieren ebenfalls leiden. Höllenqualen. Wie Zacharias damals, vor über 2000 Jahren, als der Erzengel Gabriel ihm von der bevorstehenden Geburt eines Sohnes berichtete und er ihm nicht glaubte, so dass er zur Strafe stumm wurde. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte, über die der neue Masters Champion sicher besser Bescheid weiss als wir…
■ Urs Bretscher
EXKLUSIV VON LEXUS: