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Von A (wie Approach) bis W (wie Woods)
In den letzten Monaten habe ich einige interessante Dinge im Golfspiel beobachten können. Der beste Spieler der Welt hat die Open Championship in Hoylake gewonnen und dabei eine Spielstrategie demonstriert, die nahezu einmalig war; einmalig gut zumindest. Auf der ander n Seite musste ich auch sehen, wie viele Golfer sich mit Rückenschmerzen herumplagen; das muss noch lange nicht heissen, dass man «Out» ist fürs Spiel!
Approach: dem Boden nach,
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Wer einen Approach aus kurzer Distanz von einem sehr harten Fairway spielen muss, steht vor dem Problem, dass der Ball mit einem Wedge ganz genau getroffen werden muss und kaum ein Divot geschlagen werden kann. Zwischen zu dünnem und zu fettem Treffen gibt es ganz wenig Toleranz, weshalb ein klassischer Wedge-Schlag nicht unbedingt die beste Lösung ist – vor allem dann nicht, wenn zwischen Ball und Fahne nur Fairway und Green liegen. Jetzt kommt ein sogenannter «Bump-and-Roll» in Frage: mit einem mittleren Eisen, einer 7 vielleicht, wird ein langer Chip gespielt. Der Ball macht wenig Höhe, fliegt einen Teil der Teil der Strecke durch die Luft, landet, springt vielleicht ein paar Mal und rollt aufs Green. Der Vorteil dieses Schlages ist sein geringes Risiko: der Ball ist ziemlich einfach aufs Green zu bringen. Im Gegensatz dazu ist die Distanzkontrolle schwieriger als mit einem Wedge, weil das Geschehen bei der Landung und auf der Rollstrecke nicht kontrolliert werden können. Und ein weiterer Vorteil: wer das jetzt schon übt, beherrscht es dann beim Herbstausflug nach Schottland!


Dort gehört dieser Schlag auf den harten Links-Plätzen zum Standard-Repertoire für ein gutes Score. Anders sieht die Sache natürlich aus, wenn der Approach über ein Hindernis hinweg erfolgt. Entweder riskiert man einen Schlag mit dem Sandwedge, oder man rollt den Ball seitlich am Hindernis vorbei aufs Green! Bei so harten Böden gibt es nämlich Schläge, die viel zu riskant sind – man ist besser dran, einen kleinen Umweg in Kauf zu nehmen. Ein mit dem Sandwedge getoppter Ball kann ohne weiteres 70 oder mehr Meter weit fliegen.
Golf mit einem schmerzenden Rücken
Statistiken zeigen es: die meisten Menschen schlagen sich mit diesen oder jenen Rückenschmerzen herum. In den seltensten Fällen bedeutet das aber das Ende an der Freude am Golfspiel. Sicher sollte man zuerst wissen, welches Teil genau schmerzt, und ob ein Risiko besteht, dass die Beschwerden schlimmer werden oder gar in einen Notfall münden können. Die Ärzte schrecken heute vor allzu schnellem operativem Eingreifen zurück, empfehlen klassische Therapie, Kräftigung der Rumpfmuskulatur sowie den Einsatz von Schmerzmitteln. Diesen Weg beschreiten auch viele Playing Pros; auch wenn wir das von ihnen vielleicht nicht einmal wissen.
In jedem Falle sollte man aber ein paar einfache Regeln befolgen.
• Kein Training mit Schmerzen. Es macht keinen Spass, man macht keine Fortschritte, und man riskiert erst noch, wegen einer verkrampften Schonhaltung den Schwung zu ruinieren.
• Spielen mit leichten, weichen Schäften hilft, lockerer und weniger verkrampft zu schwingen. Wer mit zu harten, zu schweren Schäften spielt, tendiert zum «Murksen» – und das ist gar nicht rückenschonend!
• Gutes Aufwärmen und genügend Pausen zwischen den Bällen auf der Driving Range sind wichtig. Ein paar Schritte gehen nach jedem Ball lockert; statische Positionen wenn möglich vermeiden. Deshalb auf dem Putting Green nur mit einem Ball üben!
• Nie bis zur totalen Übermüdung Bälle hauen, weil sonst auch die Erholungszeit Tage dauern kann (jeder kennt das mühsame Aufstehen am nächsten Morgen…).
• Keine Schwung-technischen Experimente, ohne vorher den PGA-Pro zu konsultieren! Er kennt Tips für einen rückenschonenden Golfschwung.

Tiger, der Meister des Open


Der beste Spieler der Welt hat seinen Gegnern, aber auch allen Zuschauern gezeigt, wie man schwierige Aufgaben löst. Bei seinem Sieg an den Open Championship in Hoylake, im Royal Liverpool Golf Club, hat Tiger Woods ein Meisterstück in Sachen Course Management abgeliefert. Währen der vier Runden hat er genau ein einziges Mal mit dem Driver abgeschlagen; dazu pro Runde vielleicht drei Mal mit einem Holz. Auf allen anderen Holes hat er vom Tee mit langen Eisen gespielt, um die heiklen Fairway-Bunker aus dem Spiel zu nehmen und eine bestmögliche Chance zu haben, auf dem Fairway weiterspielen zu können. Er hat damit in Kauf genommen, längere zweite Schläge zu haben, hat dann aber regelmässig Mitte Green gezielt. Wie er in einem Interview sagte, hat er speziell Putts um zehn Meter Länge geübt – das sind die Putts von der Greenmitte zu den üblichen Fahnenpositionen.
Den Platz – oder das Loch – genau analysieren, sich überlegen, von wo man weiterspielen will, und dann den Abschlag dorthin schiessen: das könnten auch Amateure, wenn sie nur wollten. Natürlich ist Tiger mit Eisen viel länger als wir alle; aber man kann ja einen Hybrid-Club einsetzen! Weil Amateure oftmals nicht genau wissen, wie weit sie ihre Clubs wirklich spielen, sollten sie im Training auch an diesem Problem arbeiten. Tigers Demonstration war beeindruckend; und wer will, kann viel von ihm lernen!
«Conservative Line, positive Swing»


Das kann der «Game Plan» eines intelligenten Spielers für eine ganze Runde sein. Wenn immer möglich zielt man auf die sichere Seite, also weg von den Gefahren, und macht eine dezidierten, positiven Schwung. Als Zielpunkt bieten sich zum Beispiel die Mitte der Greens an; dann hat man in jedem Fall einen Birdie-Putt. Das ist gerade heutzutage eine gute Strategie, denn viele Fahnen stehen ja auch für Amateure sehr nahe am Wasser oder am Bunker. Hat man sich für einen bestimmten Schlag entschieden, dann studiert man nicht mehr daran herum, sondern geht durch seine Preshot Routine und spielt den Ball entschlossen und mit Überzeugung. «Prepare for success and accept what happens»: man tut alles für einen guten Shot und lässt es dann geschehen (englisch tönt das einfach besser, finde ich!).