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Victoria, Michelle, Hanspeter und Annekäthi

Fussballer sind Popstars, wird gesagt. Das tönt vielleicht gut, aber jetzt muss man sich darunter auch noch was vorstellen können. Der erste Kicker, der dieses Credo so richtig wirksam interpretiert hat, heisst David Beckham. Dabei blieb dem armen Kerl eigentlich nicht viel mehr als seine Frisur, um während seiner Hauptbeschäftigung, dem Fussballspielen, auf seine Polyvalenz aufmerksam zu machen. Doch der kreative Engländer liess sich einen genialen Schachzug einfallen – er sorgte für einen Transfer von ManU zu Real Madrid und zog sich Victoria rein, eines der Spice Girls (lies: einen Popstar), die so betörend schön ist, dass ihr Hinterteil noch die allerschäbigsten Jeans zum Kultobjekt aufwertet. Das mobilisierte die gesamten People-Medien, welche Mr. und Mrs. Beckham zusammen mit ihren Kids und den Schönheitsoperationen zum Dauerthema erhoben – ob David jetzt trifft oder nicht, bei seiner Hauptbeschäftigung, das ist längst nebensächlich. Auch Michelle Wie ist ein Popstar. Dass sie mit lukrativen Werbeverträgen angeblich bereits zur weltweit bestverdienenden Sportlerin aufgerückt ist, das verdankt sie kaum einem gelegentlichen Eagle oder einem verpassten Dreifuss-Putt. Nike, Omega, Sony – um nur die bekanntesten zu nennen: zusammen mit ihrer Jugendlichkeit, ihrem sportlichen Können und einem ... nun: Hinterteil à la Victoria, wenn Sie die kleine Anzüglichkeit verzeihen, mischt die Wie gemeinsam mit ihren Hauptsponsoren nun das Damengolf weltweit auf. Das ist ganz im Sinne der Tours, der europäischen wie der amerikanischen. Marketing für Frauen, das läuft nach wie vor am besten, wenn es sexistisch angehaucht ist; ob uns das jetzt gefällt oder nicht. Die «Chixx» (Chixx-n-Stixx: Name einer Golfmode-Marke für Frauen) haben gefälligst etwas sexy auszusehen, weil das den Umsätzen hilft. Längst gibt es auch popstar-verdächtige Individuen auf der Tour der Männer. Jesper Parnevik hat es vorgemacht, war seiner Zeit aber vielleicht noch voraus.

Ian Poulter, Frederic Jacobsson, Johan Edfors, Jarmo Sandelin: sie alle versuchen die gleiche Karte zu spielen. Ihre Bodies sind schlank und fit wie diejenigen von Lorena Ochoa, Paula Marti oder Florence Lüscher. Bauchfrei ist genauso ein Thema (zumindest im Finish) wie kurze Minijupes oder bei den Männern eng sitzende Polos, die Bizeps, Trizeps oder das Sixpack am Bauch nicht nur vermuten lassen. Hängende Schultern, rundliche Bäuche, schleppende Schritte – das waren die alten Zeiten; heute haben Athleten das Sagen im Spitzengolf, die sich zum Popstar eignen. Wie, natürlich, auch Tiger Woods einer ist! Knappe Dresses, elastische Stoffe, knallige Farben: das wird heute in den meisten Proshops feilgeboten. Auf vielen Golfplätzen allerdings sind der Proshop und das Büro des «Director of Golf» noch nicht ausreichend vernetzt: was hier zu kaufen ist, darf dort nicht immer zum Spielen eingesetzt werden. Zu knapp, zu popig, zu bunt, zu blau – käme Victoria in ihrem Kultobjekt an die Reception und würde sich nach einem Greenfee erkundigen, würde man sie zuerst in die Kleiderkontrolle schicken, um ihre massgeschneiderten Bluejeans (Stückpreis: ein paar Tausend Pfund) gegen etwas Knielanges oder so auszuwechseln. Es würde ihr wenig nützen darauf hinzuweisen, dass die Antipathie gegen Bluejeans aus den Urzeiten herrührt, als Golf das Spiel der Aristokratie und blaue Hosen die Kleidung der Arbeiterschaft war.

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Auch Michelle Wie käme so, wie sie sich am Evian Masters zu geben pflegt, mit der Bekleidungsetikette auf einigen Golfplätzen in Konflikt. Auch ihr würde Protest wenig nützen: sie könnte beispielsweise einwenden, dem Spiel würde es mehr dienen, wenn man punkto Etikette weniger auf das Outfit und mehr auf das Reparieren von Pitchmarks und Divots achten würde. Was allerdings auch schwieriger durchzusetzen ist als das Tragen von Polos in den Hosen – auch wenn es noch so heiss ist. Was jedoch dem Hanspeter und seiner Annekäthi, die sich jeden Tag mit unreparierten Pitchlöchern herumschlagen müssen, auch viel mehr nützen würde!

■ Jacques Houriet

nur zwei dinge trennen sie.

Während des 36. Ryder Cups werden Tom Lehman und Ian Woosnam als Captains das europäische und das US-Team in einen Wettstreit um eine der begehrtesten Trophäen im Sport führen. Nach drei Tagen fairer Wettkämpfe wird nur ein Team siegreich die Trophäe präsentieren — und sich zwei Jahre lang über den Erfolg freuen können.

Das Schwitzen und Schnaufen hat ein Ende: Der Golfpark Oberburg eröffnete die längste Brücke auf einem Golfplatz in der Schweiz. Mit einer Länge von 80 Metern überquert sie den gurgelnden Tiefenbach. Elegant schwingt sich die Brücke direkt durch die Baumwipfel, und die Golfer schreiten nun bequem in luftiger Höhe durch das berüchtigte Oberburger «Death Valley». Die Holz-Stahl-Konstruktion passt sich gut in die Umgebung ein. Das neue Wahrzeichen kostete rund 300000 Franken und wurde hauptsächlich dank Gönnern finanziert.

Oberburg hat noch andere News gemeldet: eine Partnerschaft mit dem GC Aaretal von Kiesen nämlich. Die beiden Clubs spannen ab sofort zusammen und bieten ihren Mitgliedern eine vergünstigte Spielmöglichkeit auf der befreundeten Anlage (50% Preisreduktion). Aus diesem Anlass luden sie am 12. August 2006 zum Brücken Cup. Im Zweier-Team wurden zuerst 9 Holes in Aaretal und danach die Backnines in Oberburg gespielt, mit einem gemeinsamen Nachtessen im stilvollen Club-Restaurant «Altes Sumpfhaus» in Oberburg.

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