Universität Stuttgart FORSCHUNG LEBEN Nr.2-2014

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Forschung erleben

In Verbindung mit Sharing-Mo­ dellen am Bahnhof bekommt die Verknüpfung der Verkehrsträger

Potenzial des neuen Verkehrsknotens für den kommunalen Klimaschutz und die Elektro-Mobilität. Dazu sollen am Bahnhof und in unterschiedlichen Wohnquartieren Elektrofahrräder vermietet werden, mit denen die Fahrgäste die letzten Meter nach Hause zurücklegen – unabhängig vom Busfahrplan, günstiger und umweltfreundlicher als mit dem Taxi. Zusätzlich prüfen die Stadtplaner, wie und wo sich Energie zum Laden erzeugen lässt. Auch ein Carsharing-Anbieter könnte am Bahnhof Ludwigsburg stationiert werden. Priorität haben aber die Pedelecs. „Am Anfang steht die Frage: Wie wird es angenommen?“, sagt Hager. „Das kann man nicht komplett abschätzen.“ Damit möglichst viele Ludwigsburger die Räder nutzen, sollen an vier Standorten im Stadtgebiet Leihstationen für die Rückgabe des Pedelecs entstehen. Möglichst viele Probleme klären die Wissenschaftler vorab: Wo genau sollten die Fahrradständer am besten aufgebaut werden? Wo wohnen potenzielle Nutzer? Wie ist dort die Stromversorgung? Wie gestaltet man den Ausleihprozess einfach? Das alles klärt eine elektromobile Quartierstypologie. Dazu befragt das SI die Anwohner und analysiert, wo freie Flächen für die Stationen liegen. Forschungsgruppenleiter Prof. Wolfgang Rid sieht Ludwigsburg als Testfeld an, denn für eine Mittelstadt ist diese Form der Analyse neuartig. „Wir testen die Konzepte in einer Art Stadtlabor, um zu sehen, wie die sich die Theorie in der Praxis bewähren“, sagt Rid. „Unser Ziel ist der Transfer, sodass wir Handlungsempfehlungen für andere Städte geben können.“ Und die Ludwigsburger Pedelec-Stationen sollen sich bis zum Projektende selbst tragen. „Ich glaube, dass es funktionieren wird“, so Rid. DIGITAL GESTEUERTER MARKTPLATZ Ein völlig neuartiges Element des Bahnhofs für alle Lebenslagen soll eine Multifunktionsbox

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eine neue Dimension.

werden, die das Institut für Arbeitswissenschaft für Technologiemanagement (IAT) der Universität Stuttgart entwirft. Bei der so genannten YolomaBox handelt es sich um ein etwa zwei Meter hohes und fünf Meter breites Schließfachsystem, wie Frieder Schnabel vom IAT erklärt. Man kann sich die Box ein bisschen wie die Packstationen von DHL vorstellen und als Ablageort für nutzen. Aber noch für Vieles mehr. Denn die Multifunktionsbox soll als Übergabestation für alles dienen, was man auf dem Weg vom oder zum Bahnhof erledigt. Daher auch der Name: Your local market place, kurz Yoloma, soll die Internetseite und die App zur Bedienung heißen. Wenn also das Auto zur Inspektion muss, stellt man es in Bahnhofsnähe ab und hinterlegt den Schlüssel in einem Fach. Die Werkstatt holt das Fahrzeug und stellt es abends wieder bereit. Dazu sind die Schließfächer in verschiedenen Größen mit einem Code per Smartphone zu öffnen. Auch der Tauschgedanke soll mit der Box in der Stadt etabliert werden. „Sharing Economy ist ein neuer Trend“, sagt Schnabel. Wer etwa ein Spezialwerkzeug braucht, aber keines hat, sucht auf der eigens entwickelten Homepage nach jemandem, der dieses Gerät


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