1 minute read

Aufgelesen

Aufgelesen News aus den 100 Strassenzeitungen und -magazinen in 35 Ländern, die zum internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP gehören.

Jamie W. ist überzeugt: «Wenn du gut aussiehst, fühlst du dich auch gut!» Sie nimmt sich jeden Morgen Zeit fürs Makeup und eine sorgfältige Zusammenstellung ihrer Garderobe. Ihre verstorbene grosse Schwester ist für sie dabei eine Inspiration: «Als ich fünf Jahre alt war, habe ich mir ihre Highheels genommen und bin damit durch die Wohnung gestöckelt. Sie hat mich chic angezogen und Schönheitssalon mit mir gespielt.» Viel Geld gibt Jamie allerdings nicht für ihre Klamotten aus, sie kauft im Discounter oder bekommt Secondhand-Stücke geschenkt. Das würde sie auch nicht ändern, wenn sie mehr Geld hätte. «Selbst wenn ich Multi-Milliardärin wäre, würde ich nicht mehrere hundert Dollar für ein Paar Schuhe ausgeben.»

Sinn für Mode Wie für viele Menschen spielt auch für die Verkäufer*innen von Strassenmagazinen ihr äusseres Erscheinungsbild eine Rolle. Manche möchten lieber möglichst unauffällig aussehen, andere «ganz normal», wieder andere haben Spass an Trends und überlegen sich am Morgen genau, welche Kleidungsstücke sie miteinander kombinieren. Wie Jamie und Shawn aus Nashville, Tennessee in den USA, wo sie The Contributor verkaufen.

THE CONTRIBUTOR, NASHVILLE

Shawn L. verkauft die Strassenzeitung seit zehn Jahren und arbeitet schon länger an der Idee, selber Kleidung zu entwerfen: «Kings and Queens». Der Name leitet sich von seinem muslimischen Glauben ab. «Jeder trägt Gott in sich», sagt Shawn. «Wenn du dich schlecht fühlst, tu dir etwas Gutes und behandle dich selbst wie eine Königin oder ein König – auch wenn es nur innerlich ist.» Deswegen will Shawn nicht nur seiner Klamottenmarke diesen Namen geben, er spricht auch seine Strassenzeitungskunden mit «Kings and Queens» an. Da er nur wenig Geld hat, läuft sein T-Shirt-Business noch nicht so gut wie erhofft, aber Shawn lässt sich dadurch nicht entmutigen. «Ich mache dies, um die Menschen zum Lächeln zu bringen.»