Energiespender

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EINBLICK

Südtirol: natürlich voller Energie Bergbewohner sind Querdenker. Sie haben keine Angst vor Höhen, begrüßen verwegen die Einsamkeit auf dem Gipfel, schätzen die Herausforderung und sind stolz, wenn sie dem Berg etwas abgetrotzt haben, was er nicht freiwillig hergibt. Das Leben in den Bergen kostet Kraft. Gleichzeitig ist der Berg ein Energiespender. Physikalisch, physisch, aber auch psychisch: Wer es nach oben geschafft hat, dem öffnet sich der Blick. Oben entstehen neue Ideen. „Südtirol wurde mit seiner Lage am Schnittpunkt der italienischund deutschsprachigen Welt seit jeher von zwei Kulturen beeinflusst. Auch das hat dazu beigetragen, dass es bei den Menschen eine gewisse Offenheit für Neues gibt“, sagt Stefano Dal Savio, Koordinator des Bereichs „Energie & Umwelt“ im TIS Innovation Park in Bozen. Das Dienstleistungszentrum für innovative Unternehmen TIS (Techno Innovation Südtirol) hat es sich zum Ziel gesetzt, die Innovationskultur in Südtiroler Unternehmen zu fördern: Mehrere Expertenteams unterstützen beim Finden von Ideen und bei deren Umsetzung. In den Tälern und auf den Almen rund um das UNESCO-Weltnaturerbe Dolomiten wird aber nicht nur quer, sondern auch grün gedacht: „Südtirol investiert bereits seit vielen Jahren in die Nutzung erneuerbarer Energieträger und in Maßnahmen zur Energieeinsparung“, so Ingenieur Dal Savio. In enger Zusammenarbeit mit der Europäischen Akademie Bozen, der EURAC, einer postuniversitären Einrichtung für angewandte Forschung, wird am TIS daran gearbeitet, neue Wege der Energiegewinnung zu erschließen und die alten zu verbessern. „Wenn es um die Anwendung erneuerbarer Energieträger geht, ist Südtirol auf europäischer Ebene gut positioniert“, so Wolfram Sparber, Leiter des Instituts für erneuerbare Energien an der EURAC. „Das liegt natürlich auch an den geografischen Gegebenheiten: An der Berglage, am Wasserreichtum, am Rohstoff Holz und an den vielen Sonnenstunden.“ Alles Faktoren, die eine umweltschonende Energiegewinnung begünstigen. Ein weiterer, entscheidender Grund ist die Erfahrung. „Wasserkraftwerke gibt es hier beispielsweise seit fast 100 Jahren“, sagt Sparber. Die imposanten Kraftwerke Südtirols produzieren genug Strom, um nicht nur den Bedarf von Italiens nördlichster Provinz zu decken, sondern auch andere Provinzen mit Energie zu versorgen. Südtirol ist energieautark, und die Südtiroler sind zu Recht stolz auf diesen Status. Einen nicht unerheblichen Anteil daran hat auch die Biomasse Holz, ein Energiespender, der in den Häusern und Höfen seit jeher genutzt wurde. Mittlerweile produzieren moderne Biomassekraftwerke genug Wärme für ganze Dörfer. „Wir haben insgesamt über 60 Biomassefernheizwerke. Das heißt, dass die Wärmeenergie von fast jeder zweiten Gemeinde in Südtirol mit Biomasse erzeugt wird.“ Mit über 300 Sonnentagen im Jahr lässt sich

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