«Chromata apo tin Kriti» und andere Projekte

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SUBHASH

«CHROMATA APO TIN KRITI» UND ANDERE PROJEKTE PHOTOGRAPHIE WIDER DIE BEDEUTUNG



SUBHASH

«CHROMATA APO TIN KRITI» UND ANDERE PROJEKTE PHOTOGRAPHIE WIDER DIE BEDEUTUNG


«Sahumerio #1932», 2016, 51 x 39 cm


EINFÜHRUNG

Dieser Katalog wurde im Juni 2016 anlässlich einer kleinen Einzelausstellung in Deutschland bei der Gesellschaft für Abstrakte Fotografie/Galerie Dr. Messner erstellt. Er zeigt einen Überblick über meine Arbeit im Bereich der abstrakten Fotografie.


WIDER DIE BEDEUTUNG (Subhash)

„Bedeutung” heißt von sich wegweisen, auf etwas anderes zeigen, einen Weg weisen. „Bedeutung haben” meint aber auch wichtig sein, wertvoll, sinnvoll. Im ersten Fall ist Bewegung, Unruhe eingeschlossen, im zweiten ein Innehalten, ein Zur-Ruhe-Kommen. Ist das Wort „Bedeutung” also zweideutig? – Ich glaube nicht, denn es gibt immer den einen wertvollen Hinweis, der einen zur Ruhe kommen lässt. Dieser zeigt den Weg hinaus aus dem Teufelskreis, im Gegensatz zu den vielen Hinweisen, die nur wiederum zu etwas Bedeutendem führen, also zwar Erfüllung in Aussicht stellen, aber nicht geben können. Insoferne ist die Beschleunigung des Lebens die rastlose Suche nach Bedeutung im erlösenden, auflösenden Sinn, indem letztendliche Bedeutung gesucht, aber nur Wegweisung gefunden wird. Es mangelt also an Bedeutung (2) durch zu viel Bedeutung (1). Das Wegzeigen kommt nicht zur Ruhe, sondern führt nur immer weiter fort. Es mangelt am Nichts, am Bedeutungslosen, am Sinn jeder Bedeutung.


«Explosión otoñal #3584-2», 2012, 36,5 x 48,7 cm


STILL LIVING BEINGS

2009 – wenn ich mich richtig erinnere – war das Jahr der Birne. Unser alter Birnbaum trug so viel wie seit Jahren nicht mehr, überall gab es Birnen in Massen, und sie wurden gerne angenommen. 2011 ist nun das Jahr der Rodung. Es wird umgeschnitten, runtergerissen, niedergewalzt und umgeackert als gelte es, sich gegen einen Urwald ungezähmter Pflanzen durchzusetzen. Die hässliche Fassade wird dem Efeu vorgezogen, Hecken werden weggehackt ohne Rücksicht auf Verluste von Nützlingen und Diversität, Hohlwege ausgebaggert, als müssten Sattelschlepper sie befahren. Ganze Alleen, in Jahrzehnten gewachsen, werden umgeholzt und durch kümmerliche Produkte einer Baumschule ersetzt, so als wären Bäume Nippes, die man hin und wieder gerne ein wenig umstellt um seine Umgebung neu zu gestalten. „Still living beings” also: Die Dreifachbedeutung dieses Titels wird der Serie ganz gut gerecht. Sie kreist um Leben und Tod, um scheinbare Ruhe und verborgene Rhythmen, um Alltäglichkeit und Vergänglichkeit. Ich versuche mich mit diesem Projekt dem Stillen Leben neu zu nähern und zugleich meine fotografi-

schen Grenzen auszuweiten. Man könnte sich angesichts dieser Bilder fragen, ob sie denn überhaupt noch Fotografien seien. Nun, das Werkzeug ist eine digitale Spiegelreflexkamera; ihr Gebrauch allerdings widerspricht gleich mehreren eingebürgerten fotografischen Regeln. In meiner eigenen Arbeit finden sich einige Vorläufer. Für mich selbst hat „Still living beings“ allerdings etwas tatsächlich Neues. Der Rhythmus fließt freier, die Symmetrie ist in noch größerem Maße gebrochen. Aufnahme- und Ausarbeitungstechnik ist ziemlich anders als früher. Die Software „Photoshop“ spielt hier nur eine relativ geringe Rolle. Die Bilder sind oft monochrom gestaltet; auch das kommt nicht von ungefähr, sondern folgt langen Jahren in der Schwarzweiß-Dunkelkammer und einer erneuten Beschäftigung mit diesem Bereich der Fotografie. „Still living beings“ vereint auf diese Weise Konsistenz und eine neue Herangehensweise in meiner fotografischen Arbeit. (Subhash, Sept. 2011) Ergänzendes Video (Diashow): bitte hier klicken


«El tambaleo», 2011, 48,6 x 36,5 cm


«Viento por la mañana», 2011, 48,6 x 36,5 cm


«África», 2011, 36,5 x 48,7 cm


«Los pequeños buceadores», 2011, 35,6 x 47,5 cm


«Dejarse caer». 2011, 38,1 x 50,8 cm


«Amor en una cálida mañana», 2011, 36 x 48 cm


«¿Qué quedará?», 2012, 36 x 54 cm


«CHROMATA APO TIN KRITI»

Wie schon die Bilder meiner Serie “Still living beings“ versuchen auch diese Fotografien Kontrolle über die Arbeit mit Zufall und unbewussten Reaktionen zu vereinen. Die Grenze zwischen Film und Fotografie wird verwischt und das Sehen frei von Moment und Standpunkt. Viele fotografischen Gewohnheiten und Regeln werden gebrochen um eine frische und unbelastete Sicht zu entdecken. Verschiedene Perspektiven fließen ineinander – bereits in der Kamera – und Zeitpunkte werden zu Zeittümpeln. Dokumentation wird zu Gunsten von Impression vermieden. Während aber die Bilder von “Still living beings” beinahe monochrom gehalten sind, wirft «Chromata apo tin Kriti» das Thema Farbe auf. Auch sie schließen Rhythmus und ein wenig Symmetrie ein, aber nur als Zusatz. Struktur und Textur sind wichtige Ingredienzien. Abgesehen von der Ausarbeitung der digitalen Negative wurden die Bilder in der Kamera beinahe fertig gestellt, es gibt kaum Nachbearbeitung. (Subhash, Sept. 2011)


«Chromata apo tin Kriti #6571», 2011, 36,5 x 48,6 cm


«Chromata apo tin Kriti #7039», 2011, 36,5 x 48,6 cm


«Chromata apo tin Kriti #7610», 2011, 36,5 x 48,6 cm


«Chromata apo tin Kriti #7682», 2011, 36,5 x 48,6 cm


«Chromata apo tin Kriti #6840», 2011, 36,5 x 48,6 cm


«Chromata apo tin Kriti #6986», 2011, 36,5 x 48,6 cm


«Chromata apo tin Kriti #7594», 2011, 36,5 x 48,6 cm


«Chromata apo tin Kriti #6609», 2011, 36,5 x 48,6 cm


«Chromata apo tin Kriti #7329», 2011, 36,5 x 48,6 cm


[ABSTRAKT] (Barbara Kampas)

das objekt im objektiv es gibt nur diesen augenblick der sich nicht dokumentieren lässt festhalten einzig in ausschnitten subjektiv gesehen subjektiv gewählt augenblicke die neue augenblicke gebären sich anlehnen ablehnen verwerfen erheben doch niemals das vollständige vollständig vergangene vollständig dagewesene wiederauferstehen lassen - doch etwas in uns was immer es ist es ist teil von uns unseres lebens unser leben jetzt

zur essenz

Da ist er also, der Katalog eines Fotografen, der die Wirklichkeit abbildet, wie wir sie nicht erkennen. Tut er das „wirklich“ – kann man Wirklichkeit abbilden? Ist nicht jedes Bild, jeder Satz, jeder Gedanke, jedes Ding an sich eine Abstraktion, eine Ableitung, der Versuch einer Annäherung in der Entfremdung, eine Fort-, eine Forst-Setzung des Gegenständlichen und Nicht-Gegenständlichen? Alles Gehörte/Erhörte, Gefühlte/Erfühlte, Gedachte/Erdachte eine Interpretation unseres Verstandes, unseres Verständnisses, unseres konditionierten Wissens … Das Wahr-Nehmen von Nicht-Nichts, von Rhythmus und Zerfall, Ursprung und Vollendung – emotionale Neugeburt dessen, was schon war, wahr war, wahr wird.


“Travelling Plants II #6011”, 2011, 36,5 x 48,7 cm


über grenzen

über abstraktion

Im Alltag sind wir darin Meister: Wir verwenden Worte und – im übertragenen Sinn – Bilder, schaffen mit dem Gesprochenen und Geschriebenen ein Abbild dessen, was wir mitteilen oder verschweigen, betonen oder verwerfen möchten. Das sind unsere täglichen Verwerfungen, an die wir uns klammern. Ohne Festmachen treiben wir in den Gewässern des Unmöglichen, ohne Loslassen hängen wir fest am Vertrauten, in der Hoffnung, nicht von neuen Blickwinkeln und Betrachtungsweisen verstört, gestört, erschüttert zu werden.

Subhash widmet sich dem Bildlichen im Konkreten, und so wird dieses Konkrete zur Abstraktion. Was rückt er ins Licht, was bleibt im Dunkeln? Ist das Geschaffene wahr? Es ist wahrhaftig … Er bringt, was er sieht, in eine für uns neue Form, wir als Betrachter bringen das, was wir (von ihm) sehen, nach unserer Form in unsere Form. Versteckt oder nicht versteckt – es ist bereits enthalten. Die Möglichkeit des Entdeckens, das Entdecken der Möglichkeiten legt etwas in uns frei, weckt es auf, lässt uns ahnen, dass „etwas“ anders ist als gewöhnlich, gewohnt, abgewohnt. Das macht die F ­ otografien an-reizend, an-klingend und ein-wirkend auf die Wirklichkeit.

Der Mensch reduziert (sich), um sich nicht zu verlieren und findet, was er verloren hat, in seiner Ausdehnung – wenn er sie wagt.

Unser Zutun ist der Beweis.


“Travelling Plants II #6019”, 2011, 36,5 x 48,7 cm


[KONKRET] (Barbara Kampas) ein bild ist ein bild ist ein bild ist ein bild …

Sehen Sie nur. Sehen Sie Farbe! Sehen Sie Licht! Sehen Sie schwarz! Sehen Sie nicht! Sehen Sie dunkel! Sehen Sie hell! Sehen Sie Mattheit! Sehen Sie grell! Sehen Sie verschwommen! Sehen Sie klar! Sehen Sie was im Kommen! Sehen Sie was war!

Sehen Sie Abschnitt, Einschnitt, Schraffur! Sehen Sie Kanten, Schatten, Bravour! Sehen Sie, sehen Sie, sehen Sie nur! Sehen Sie, was Sie sehen.

Aber sehen Sie. Sehen Sie hin. Sehen Sie nach. Sehen Sie vor. Sehen Sie frei. Sehen Sie, was Sie noch nie gesehen. Sehen Sie, was Sie nicht verstehen. Sehen Sie, was Sie sehen. Ganz konkret: Werden Sie abstrakt.

anschauungen wechseln gelegentlich …


«Volando #6280», 2014, 36,5 x 48,7 cm


«Volando Filmstills #6253-71», 2014, 26,7 x 47,5 cm


Ergänzendes Video: bitte hier klicken

«Volando Filmstills #6277-83», 2014, 26,7 x 47,5 cm


«PETRAGUA»

Das Äußere und das Innere, das Harte und das Weiche, das Feste und das Flüchtige, das Glitzernde und das Dunkle, das Plumpe und das Fragile, Zwei in Eins: Das ist «Petragua». Unruhig hüpft das Auge hin und her um eine Szene abzutasten; lässt man es ruhig an einem Punkt verweilen ohne Bewegungen zu folgen, entstehen neue, unvertraute Formen. Der Fotoapparat kann dieses Sehen unterstützen und die Formen aufzeichnen. Paradoxerweise zeigt also das Standbild mehr Bewegung als das unruhige, alltägliche Auge, das sie verfolgt und gerade dadurch anhält. Die eingeschränkte Palette (Grün-, Braun- und Blautöne) von «Petragua» lenkt nicht ab und lässt den Blick tiefer eindringen. Um ein wenig der Vielschichtigkeit der Welt mit fotografischen Mitteln zu zeigen, werden zwei Ebenen eines Motivs zugleich erfasst. Das fließende Element bewegt das starre, und diese Bewegung malt beide auf den Sensor der Kamera. (Subhash, Juli 2012)


«Petragua #1766», 2012, 36 x 48 cm


«Petragua #1774», 2012, 36 x 48 cm


«Petragua #1777», 2012, 36 x 48 cm


«La separación ardorosa #5011», 2016, 48,6 x 36,5 cm


«La separación ardorosa #5012», 2016, 48,6 x 36,5 cm


«Sahumerio #1952», 2016, 35 x 35 cm


«Sahumerio #2019», 2016, 35 x 35 cm


SUBHASH * 1957 in Wien, verheiratet, 2 Kinder; lebt und arbeitet nahe Schwarzenau im Waldviertel; Mitglied der Kulturvernetzung Niederösterreich und der IG Bildende Kunst etwa seit 1971

erste fotografische Arbeiten (Autodidakt), Ausarbeitung in eigener Dunkelkammer

ab 1976

Studium an der Hochschule für Angewandte Kunst

1974 bis 1981

Div. Ausstellungen (Fotografie, Acrylmalerei) u.a. in Wien, im Wald-, Wein- & Industrieviertel; darunter:

1981

Fotografische Beteiligung an Wolfgang Denks „Sonnentanz”

1981 bis heute

fortlaufend fotografische Arbeiten

1986

Ankauf des Acrylbildes „Blaue Glut” durch die Kulturabteilung der NÖ Landesregierung

1993

Reise nach Indien; Annahme des Namens „Subhash”

2000

Klangwolke Linz, „actopera“: Grafische Sujets für Großprojektionen (mit Iris Lindner)

2008 – 2010

101 „Bilder der Woche” für die Creative Commons (Foto-Internetprojekt)

Feb./ März ’08

Fotoreportage einer Studienreise nach Venezuela und Kolumbien; Blog „Mein Venezuela”

2008 bis 2013

Weitere Fotoausstellungen in Wien, Mödling, Wolkersdorf, Gmünd, Waidhofen/Thaya & Groß Siegharts – u. a.:

Sept. 2009

forumschlosswolkersdorf, secret art moments (NÖ Viertelfestival Weinviertel; Beteiligung)

Nov. 2012

„Fern.Weh”, Gemeinschaftsausstellung im kunstraumarcade, Mödling

Sept. 2013

Beteiligung am „Artwalk” der Kunstfabrik Groß Siegharts (Ausstellung «Petragua»)

Mai bis Aug. ’14

Installation „Milchausstoß” im Rahmen des Viertelfestivals Niederösterreich, Waldviertel

Mai/Juni 2015

„Mödlinger Architekturen”, Gemeinschaftsausstellung im kunstraumarcade, Mödling

Juli/August ’15

„Dante”, Gemeinschaftsausstellung in der Galerie Gleichgewicht in Drösing

August 2015

„Kunst & Wein”, Haugsdorf, Beteiligung mit zwei Fotopräsentationen

September 2015

Beteiligung am „Artwalk” der Kunstfabrik Groß Siegharts (Fotopräsentationen)

Okt. bis Dez. ’15 „Photosophishe und photographishe Anshichten, Einshichten & Ausshichten”, mit Pramesh Gerhard Kunz; Galerie DerSammer, Zwettl Februar 2016

„Finnischer Abend in Moll”, fotografische Visuals zum Konzert, Schwarzenau

Mai bis Juli ’16

„Alchemie – Die Kunst der Verwandlung”, Beteiligung, Galerie AugenBlick, Kirchberg/Wagram

Aug. bis Okt. ’16 «Chromata apo tin Kriti», Galerie Dr. Messner, Trossingen wird fortgesetzt

http://fineart-fotografie.at


IMPRESSUM

Herausgeber, Medieninhaber, Design, Layout, Fotos und Texte, so nicht anders angegeben: Subhash K. G. Robin Hausbach 31 3900 Schwarzenau Österreich +43 2849 20 003 subhash@fineart-fotografie.at http://fineart-fotografie.at


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