Museum der spekulativen Kulturen

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gĂźnstige. faszinierende. ewige Museum der spekulativen Kulturen. Museum der Kulturen Basel, 2253 Sedici




HG. Max Spielmann, Jan Knopp HyperWerk / Sedici Verlag September 2016 Basel, Switzerland


gĂźnstige. faszinierende. ewige Museum der spekulativen Kulturen Katalog zur Ausstellung Museum der Kulturen Basel, September 2253

Sedici



Vorwort Dieser Katalog widmet sich den Anfängen des Museums der spekulativen Kulturen. Sie reichen in die Zehnerjahre des 21. Jahrhunderts zurück. Damals wurde spürbar, dass die menschlichen Kulturen nicht mehr lange alleine bleiben würden. Die in den folgenden Jahrzehnten sich rasch ausbreitenden Roboter mit ihren originär eigenen Kulturen und sozialen Gruppen waren bereits absehbar. Nicht voraussehbar waren die ausserirdischen Gäste, die sich auf der Erde zu Beginn des 22. Jahrhunderts niederliessen und denen wir so viel zu verdanken haben. In dieser Zeit wurden erste Diskussionen zur Relativität der menschlichen Intelligenz geführt. Eine neue Art des Umgangs, eine fröhlichere, spekulativere wissenschaftliche Arbeit wurde notwendig, um die menschlichen Kulturen anders und im Kontext der raschen Veränderungen besser zu verstehen. Dies führte schliesslich 2053 zur Umbenennung zum Museum der spekulativen Kulturen Basel. Heute 200 Jahre später ist es uns gelungen eine Momentaufnahme des Museums aus dem Jahre 2016 zu rekonstruieren und auszustellen. In einem mehrjährigen Forschungsprojekt konnten wir auch diverse Dokumente in Form von Texten und Bildern zusammentragen, welche die ersten Annäherungen an das spätere Museum der spekulativen Kulturen dokumentieren. Damit möchten wir einen Beitrag zum Verständnis der Zeiten kurz vor dem Auftauchen der heutigen Vielfalt der Kulturformen, der menschlichen, der cyberphysischen und der extraterrestrischen leisten. Max Spielmann


every headline is an adress. by what3words



Serenata. Ausstellung. Schlaraffenland. Clip. Overview. Video Bild und Ton Martin Schaffner


https://vimeo.com/183817433


MAN SAGT KULTURELLE GRUPPIERUNGEN, NICHT STÄMME!



Museum der spekulativen Kulturen 2016 „Günstig.Faszinierende. ewige“





0– günstige. faszinierende. ewige Eine spekulative Ausstellung von und mit Max Spielmann Jan Knopp Andrea Iten Und unseren Gäste aus Wien

Stefan-Manuel Eggenweber Stephan Langer Naa Teki Lebar Marie Luise Lemner Quindici, Diplomjahrgang 2016, FHNW HGK HyperWerk sowie:







zuwendung. irgendein. aufklärer






nadeln. bauen. anfĂźhren




1– einer. viele. offiziell

Idee, Text und Lesung Stefan-Manuel Eggenweber Stephan Langer Naa Teki Lebar Marie Luise Lemner



Aufs Klo setzen. Den Kühlschrank öffnen. Ihr schaltet das Licht an. Ihr fühlt die Härchen an Eurem Körper aufstehen. Ihr schaut in die flackernde Leuchtröhre auf dem Mosaik an der Wand. Ihr seid nicht geblendet. Ihr tretet ein. Plattfüße auf dem Linoleum. Ihr folgt einem Reflex: Immer, wenn ihr Linoleum an Euren Füßen spürt, müsst ihr Euch die Hose runter ziehen. Ihr zieht Euch die Hose runter. Ihr geht in die Hocke und wippt ein paar Mal hoch und runter. Ihr mögt das. Ihr setzt Euch auf die Plastikbrille. Ihr fühlt die Brille an Euren Hinterbacken. Ihr denkt an Kunststoffgetränkebecher auf dem Campingplatz. Niemand fühlt das so. Dieses Hartplastik am eigenen Arsch. Niemand fühlt das so wie ihr. Niemand ist bei Euch. Ihr seid intim mit Eurem Gefühl. Ihr spürt wie sich in Euch drin Flüssigkeit in Richtung Ausgang bewegt. Ihr spürt wie die Flüssigkeit widerspenstig den Körper verlässt. Ihr plätschert. Ihr nehmt das letzte Papier von der Rolle. Ihr wischt die Spuren weg. Wischt alles sauber, alles rein. Ihr würdet gerne etwas davon teilen. Etwas von dem, was ihr gesehen habt. Nachts seid ihr immer alle. Ihr seid dann immer alle, ob ihr das wollt oder nicht. Ihr steht nachts auf. Steht neben der Matratze. Ihr klickt mit den Augen. Ihr schlaft. Ihr seid wach. Ihr schlaft. Ihr seid wach. Schlaft, seid wach. Ihr geht in die Küche. Haltet inne, im Türrahmen. Ihr habt Eure Brille vergessen. Ihr seid nach vorn, fühlt die Nachtkacheln am Boden. Weiter zum Kühlschrank. Ihr öffnet die Tür. Sie summt. Ihr spürt das Neonweiß quer auf Eurem Schwanenhals. Ihr mögt das. Heute geht ihr nicht in die Hocke. Unten ist immer das Gemüse. Ihr wollt nicht nach unten. Ihr seid allein. Ihr wollt die grellen Objekte in Eurem Kühlschrank. Ihr wollt die Plastikbecherhimbeerjoghurtobjekte. Ihr wollt die Schnitzelaluminiumfolienobjekte. Ihr knabbert an der frischen Wurst. Ihr schleckt die Schüssel aus. Ihr beißt in den alten Käse. Ihr spürt Staub in Eurem Mund. Ihr wisst nicht, was das bedeuten soll. Ihr haltet das aus.

Stephan Langer


Fernsehen Mein Raum ist von Lichtstreifen getigert. Dort, wo sie auf das Coke-Glas treffen schimmert es rotbraun und schmutzig. Etwas daran macht mir Übelkeit und ich nehme gleich einen braunen Schluck gegen den bitteren Geschmack. Ich hasse die Lichtstreifen. Sie zerstörendas wertvolle Bild. Das Bild beinhaltet viele Bilder. Über das Bild beobachte ich die Welt. Ich beobachte dich. Wer immer du bist. Ich versuche, dich zu verstehen, also zeig divh. Mein Raum ist heiß und getigert. Das Bild ist kaltes Sonnenlicht. Ich stelle mir vor, das Bild bräunt mir blasse verschwommene Schatten ins Gesicht und auf die Unterarme. Die Welt ist mir und auf die Unterarme gebräunt. Die Bilder sagen, dass sie Himbeer-Cola mögen. Die Bilder sagen, dass sich Cola light weiterentwickelt hat. Die Bilder sagen, dass ich ihn lieben soll. Die Bilder sagen, dass sie ihn nicht lieben können. Die Bilder sagen, dass Halsschmerzen grün und stachelig sind. Die Bilder sagen, dass ich nichts sagen soll. Die Bilder zeigen Tropenatmosphäre und Lichtstreifen und Hitze füllen meinen Raum. Eine braune, lichtgetigerte Lacke vor mir. Das trinke ich. Die Bilder sagen es existiert zwei Mixer. Es müsstens mindestens zwei Mixer existieren. Zu zweit, sagen die Bilder, treten sie in einem Sonerangebot auf. Zwei Mixer könnten dazu verwendet werden, beide Füße gleichzeitig zu mixen. Zwei Mixer, zwei Füße. In meinen Augen macht das Sinn. Im Bild stellt sich jemand Rollen die Füße und sagt: So fühlen sich meine Reflexzonen gut an. Die Mixer sind jetzt nicht mehr im Bild aber sie könnten bei mir auftreten. Das Bild markiert mein Sichtende, zwei hexelnde Mixer markieren meine Beinenden. Das ist meine Kultur, in der ich stehe. Stefan-Manuel Eggenweber




Von: Naa Teki Lebar <gutekatze@icloud.com> Betreff: für zine Datum: 21. September 2016 13:13:14 MESZ An: <dario.zeo@students.fhnw.ch> haarwaschgang gefundene utensilien: zwei haarspangen. blauer kamm mit langem, dünnen stiehl. grober kamm. vermuteter zusatz: heissluft. vermuteter prozess: über den badewannenrand beugen. nass, shampoo, nass, conditioner, nass, kokosnussöl, heissluft. mögliche variationen: avokadoöl, mandelöl, sheabutter. olivenöl, arganöl, oder: bier, ei, avokado, mayonaise. auswaschen. maniküre gefundene utensilien: eigene oder fremde hand. feile. vermuteter gebrauch: längliches gerät mit rauer oberflache gegen die vorderspitze des fingers drücken, dort, wo was absteht. raue oberfläche seitwärts schieben, was absteht wird kleiner. glätten. abrunden. Text: Naa Teki Lebar

Von meinem iPad gesendet


Rad 1 Einen kleinen Schlüssel mit den Fingern zwischen Anderen am Ring ertasten. Schwarzes Plastik mit einem kleinen Metallspitz. Kaltes Schloss mit der Hand umschließen. Schlüssel hineinschieben. Drehen. Plastikschnur zwischen den Speichen zusammendrücken. Durchschieben. Entwirren. Telefonkabel? Nein. 2 3 4 Durch den Rucksack fühlen: Eckig und hohl aus Metall? Nein. Klimpert. Länglich aus Glas, Metallkappe? Nein. Lederhülle, drinnen Plastik. Finden. In die Jackentasche stecken. Atmen. Zurück. Stoffhülle. Großer Metallblock. Zwei Gummivorrichtungen in die Hände nehmen. Mit beiden Daumen gleichzeitig drücken. Rotes und weißes Blinken. 5 6 Zweites Drücken. Schnelleres Blinken. Beim dritten Druck starres Licht. An der vorderen, an der hinteren Stange befestigen. Mit dem Scheinwerfer zur Tür leuchten. Griffe mit der Hand nehmen, schieben. Tür aufdrücken. Vorbei Schieben. Noch eine Tür aufdrücken. Durchschlängeln. Den Fuß auf die kleine Fläche stellen. Das Bein nach hinten schwingen, in der Luft einen Halbkreis nach Vorne zeichnen lassen. Dabei vorwärts Rollen. 7 8 9 10 11 Den zweiten Fuß auf die zweite Fläche stellen. Nach Vorne hinunterdrücken. Dabei das zweite Bein nach oben kommen lassen. Beine abwechselnd in Kreisen nach Vorne und Hinten schieben. Die Fußflächen nicht verlassen. Vorwärts Schauen. Blicke über Schultern werfen. Mit den Schuhen um die Speichen kreisen. Nachtluft. Atmen. Marie Luise Lemner




2– gestoppt. benutzung. gestalten Idee und Lesung Andrea Iten




Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA Home (/eda/de/home.html)

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Vertretungen und Reisehinweise (/eda/de/home/vertretungen-und-reisehinweise.html)

Papua-Neuguinea (/eda/de/home/vertretungen-und-reisehinweise/papua-neuguinea.html)

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Reisehinweise für Papua-Neuguinea

Gültig am: 19.09.2016 Publiziert am: 10.06.2016

Reisehinweise für PapuaNeuguinea Diese Reisehinweise entsprechen der aktuellen Lagebeurteilung des EDA. Sie werden laufend überprüft und bei Bedarf angepasst. Beachten Sie auch die nebenstehenden länderunabhängigen Reiseinformationen und die Fokus-Themen; sie sind Bestandteil dieser Reisehinweise.

Grundsätzliche Einschätzung Bei Reisen nach Papua-Neuguinea ist der persönlichen Sicherheit grosse Aufmerksamkeit zu schenken. Viele Stammesgruppen lebten bis vor kurzem isoliert und waren teilweise verfeindet. Ihr Zusammentreffen in einem modernen Staat ist mit sozialen und politischen Schwierigkeiten verbunden. Die Kriminalitätsrate ist sehr hoch. Die politische und soziale Lage ist zunehmend gespannt. Aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage können Versorgungsschwierigkeiten und –engpässe von Gütern des täglichen Bedarfs nicht ausgeschlossen werden. Demonstrationen und Streiks können jederzeit vorkommen und von Sachbeschädigungen, Ausschreitungen und Plünderungen begleitet sein. Auch Verspätungen und Behinderungen des Reiseverkehrs können die Folge sein. Anfang Juni 2016 ist es in Port Moresby und Lae zu gewaltsamen Zusammenstössen zwischen den Sicherheitskräften und demonstrierenden Studenten gekommen, die Verletzte gefordert haben. Mit weiteren Ereignissen dieser Art muss landesweit gerechnet werden. Informieren Sie sich vor und während der Reise in den Medien und bei Ihrer Reiseagentur über die aktuelle Sicherheitslage in Ihrem Zielgebiet. Meiden Sie Demonstrationen jeder Art, denn diese können in Ausschreitungen ausarten. Befolgen Sie die Anweisungen der lokalen Behörden (Ausgangssperren etc.) und bleiben Sie in Kontakt mit Ihrem Reiseveranstalter.






3– ausbau. anfangs. zudem Idee und Lesung Andrea Iten




Die Stille Meine liebste Musik ist die Stille. Vögel zwitschern, ein Auto. Die Strasse ist nass. Kinderstimmen. Das Blut rauscht in den Ohren. Stille im Heimathafen. Angekommen sein im Innerohr. Horchen, Lauschen, Volumen im Raum. Sich den stillen Raum vorstellen, den Raum der Stille. Er ist weiss. BlackBox oder White Cube? Er ist nicht planbar. Aber uralt. Wie riecht er? Oder kann man ihn schmecken? Kräuterduft. Er dehnt sich unendlich weit aus. Er ist salzig. Ein Durchgangsort Der Innenraum als Raumkörper, durchlässig für Gezwitscher. Eine Sinfonie des Alltags im weissen Kleid. Bebautes Hören, gesehenes Bauen. Pausen Reiseziel. Stillstand. Nullen ohne Einsen.


4– digitaler. ladung. teuer Idee und Lesung Dario Zeo Manuel Köchli







5– digitaler. ladung. teuer /2 Idee und Performance Max Spielmann



Aglem-Ter Amp-Kwimbe Amp-Nemong Amp-Wenta Ife Jara Kentiga Koina Kompamp-Kengakama Kompamp-Mancy Kompamp-Meta Kumbi Kundika-Marpa Kwimbe Mogumand Nambuka Nengka-Ampdau Palantina Sirizo Yerema Agolave Akelika-Yaga Andagalimp-Wak Endemongo Ewunga-Goiba Gaima-Yokumul Gasowe Gavey-Akamo Gesupo Gopie-Ataiamelaho Isakoa-Hepu Jokuri-Hari Kaglnogl Kainaro-Kravia Kaura Kepagane-Peone Kerenga Kerika-Rebia Khaswaho-Baitoheiro Kiakoa Kimba-Kopol KizeKize-Obaneso Klimbil Kombagle

Komp-Nikints Kondon-Agaundo Korua-Kolta Korul-Korul Kuan Kubal-Nori Kubarl Kumai-Kana Kumi-Kispe Kut Kwipi-Nembil Loo Lowai Maasi-Pinjinga Maba Maepkang-Miti Miok Mirani-Gena Moropia Mukuka-Wingti Naia-Imulan Namborn Nambuka-Ninji Nambuka-Titip Napornga-Mare Narmu-Varnu Nonggorr Obi Okame Onguglo-Komugl Opramb-Rumint Owa Pal Pena Penapul Peng Petro-Pisine Pinketa Pok Pora Powa Pupun Seriate Sinamoi Sole-Sole Subul Teatakan


Towa-Ulta Tupia-Osiro Ulaline Ulka-Wena Vojavona Wamp-Wan Wera-Mori Wia-Tugl Xomerang Yakamup Yanopa-Kai Yasa

Amp-Biam Rossa Amborn Barunoma Buassi Gerigl-Gande Korpore Kirupano-Eza‘e Koin Konia-Taglba KopiaKerika-Kubal Koritoia-Ope Rompinjimp-Nanganbia Opa Ot Wager Wai Wak


6– tief. abgeführt. wirtin

Idee und Performance „Objects and Stories ‚Wanderausstellung Prävirtuelle Kultur‘ “ Sarah Frey Nanna Hansen Kopp Nathali Victoria Gallus Martina Monika Hostettler Alisa Knechtli Annie









7– tief. abgefßhrt. wirtin Idee und Lesung Melanie Kuratli Marina Fehr Manuela Cossalter Kaja Eng









8– fühlt. beläuft. häufig Idee und Installation „Riz Casimir“ Jan Knopp




Sie sehen hier eine Bricollage Schweizer Sehnsüchte des 19./20 Jahrhunderts. Und der Jahrtausendwende. Die Schädel stammen aus der Sammlungstätigkeit wohlhabender Basler Bürger - und aus dem Archiv des Museums der Kulturen. Der Film, den sie hier sehen, stammt aus dem grössten Archiv der Kulturen, das damals, 2016, frei zugänglich war: Der Daheit. Damals, 2016, nannte man dies auch noch Internet. Im Film sehen sie zwei brasilianische Gourmet-Ethnologinnen, die sich der Vermittlung Schweizer Kultur durch die Kulturtechniken des Kochens und Zubereiten verschrieben haben. Sie sehen hier die Zubereitung des Schweizer Urgerichtes «Riz Casimir». Riz Casimir ist 1952, nach Krieg und Hunger, das erste Mal in Erscheinung getreten. Und hat sich seit dem als beinahe einziges gesamtschweizerisches Gericht stellvertretend für die Schweizer Koch- und Ess- sowie Sehnsuchtskultur, durchgesetzt. Jan Knopp


Watch the video. A brasilian family is explaining the world how the swiss speciality Riz Casimir is done.: goo.gl/1dlNZ0



9– atmung. sorten. verlieben Idee und Installation „Baumarkt 2000“ Jan Knopp



kobold.ziele.ablenken kobold.ziele.ablenken kobold.ziele.ablenken



10– genauere. vertrauen. zelt Idee und Lesung Simon Wyss





11– genauere. vertrauen. zelt /2

Idee, Audio und Performance Max Spielmann




Listen to the audio. „Freistil: First Contact - Was, wenn die Erde Besuch bekommt?“ Deutschlandfunk, 24. Juli 2016 goo.gl/4UiOHE


12– schulhof. gründete. empfehlen Idee und Lesung Sarah Frey





13– betreiber. früheres. bemerkung Objekt und Performance Tobias Kauer Nicolas Lienhard Claude Brechbühl Carlos Linder





Maske Schöpfungskraft Diese Maske wurde von der Haageka-Kultur zum Einfangen von Geistesfeuern aus dem weiten Raum verwendet. Es wird vermutet, dass die Geistesfeuer mittels der Maske einem rituellen Verdauungsprozess ausgesetzt und gegährt wurden, um anschliessend den Zeremonieteilnehmern übermittelt zu werden. H 250 cm; Holz, Drahtgeflecht, Fischkonzentrat, Zellstoff, Farbe; Acryldispersion, Basel, Dreispitz; vor 2017; Leihgabe der Fondation Langkilde; Vb 6725

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14 – gewesen. mitunter. schmale Idee und Lesung Nathalie Victoria Gallus





15– lebhaft. leiter. frßhester Idee und Lesung Silvan Rechsteiner












„in der Ausstellung gibt es so einen Korbfisch dort haben sie jeweils die Köpfe der Gegner reingetan, so eklig (ich glaube, die fangen da an zu modern) aber der Fisch ist sehr toll und gross und er fliegt auch sonst gefällt uns die Ausstellung Danke MKB“ D.Z.




Serenata.

Text Andrea Iten, 22.9.16

Mbsch, mbschgh, gdggd, mbsch, mbsch, mbsch, gdgdgd......



Aus dem Tor des Museums der Kulturen erheben sich mächtige Schwingen eines unbekannten Vogels. Seine Flügel sind so breit, dass sie den Durchgang blockieren. Er trägt einen rosaroten Stoffschnabel, einen, wie ihn die Ärzte zu Zeiten der Pest trugen. Kehren wir ins finstere Mittelalter zurück? Hinter ihm, im fahrbaren Polymaten, einem Streitwagen der etwas anderen Art ein DJ, er stammt aus dem postindustriellen Zeitalter. Er schraubt an den Knöpfen des Verstärkers, zückt ab und zu das Handy und wippt mit der Hüfte zu den knackigen Beats. Dahinter Farben frohe, ausgelassene Studenten mit filigranem Kopfputz, Hüten aller Art und bunten Bemalungen im Gesicht. Eine Ethnologie der Zukunft? Der tanzende Zug bewegt sich Richtung Münster, wo sich eine amerikanische Reisegruppe die Augen reibt. Sie finden den „Minirave“ deutlich spannender, als die historische Materie, die ihnen gerade erklärt wird. Die ersten zücken bereits ihre Cellphones und wippen verstohlen zu karibischen Beats, die über den Münsterplatz schallen. Jetzt biegt der Zug links in eine Wohngasse ein, der Vogelmann benötigt ein weiteres Mal Hilfe, damit seine Flügel nicht geknickt werden. Klar kennen wir die Geschichte von Ikarus – wer hoch hinaus will, muss gut planen können und möglichst alle Details berücksichtigen – auch den Absturz. (Man betrachte die Beine des Ikarus rechts unter dem Segelschiff) „S’isch mer alles ei Ding, ob i lach oder sing, han äs Härzeli wien’es Vögeli darum lieb i Di so ring“, singt die muntere Gesellschaft jetzt an der Haustüre einer Altstadtvilla, wo die Bewohnerin zum abendlichen Picknick in den Museumshof der Kulturen geladen wird. Die Freiestrasse hinunter bewegt sich der Festzug Fasnachtsgleich. Die Passanten stehen rechts und links auf dem Gehsteig und nehmen, wie gewohnt „Zedel“ entgegen. Es ist März im September geworden. Ein paar Fahrradfahrerinnen haben ebenfalls Hüte auf, die unverkennbaren Velohelme zieren so manches Basler Haupt. Sie schlängeln sich gekonnt am Umzug vorbei, hier ist untertags immer Trubel. Man hat es eilig in Basel, aber niemanden kümmert’s, vor allem uns nicht.


Schon ist der Tross beim Marktplatz angelangt, wo sich ein junges japanisches Paar vor den Tanzenden per Handy Stick ablichtet. Die werden etwas über Basel zu erzählen haben, nach ihrer Rückkehr auf die Insel. Auch sie erhalten eine Einladung zum Fest und wir werden sie im Innenhof des Museums der Kulturen wieder sehen: Dieses mal fotografieren sie den Erweiterungsbau von Herzog & Demeuron. Vorbei sind wir alle, vorbei am Polizeiposten. Niemand ist auf die Strasse getreten und hat uns gestoppt. Ein paar Kinder hüpfen fröhlich zur Musik. Der Vogelmann schwitzt heftig unter seinem warmen Kostüm. Die Polymatenfahrer schenken Bowle aus einer mitgebrachten Mostflasche aus. Über den steilen Rheinsprung geht’s hoch und zurück zum Museum der Kulturen. Eine Mitarbeiterin aus dem Historischen Museum tänzelt aus dem Haupteingang und beglückwünscht uns zur Serenata. Bei ihnen werden der zeit Mumien gezeigt. Ötzi? Nein, der ist gerade in Österreich. Aber das ist eine andere Geschichte. Viele Fotoapparate werden hervorgeholtt, immer tollere Brillen und Hüte haben sich unserem Umzug angeschlossen, ein paar Sambaschritte da, ein paar Jauchzer dort. Mbsch, mbschgh, gdgdgd, mbsch, mbsch, mbsch, gdgdgd...... Zurück im Museum der Kulturen fliegen die Hüte in die Luft, bevor sich alle auf die Picknickdecken setzen. Wer die Fasnacht in Basel noch nie vom absoluten Zentrum heraus gespürt hat, dem „Gässele“, sollte das in Zukunft mit uns tun. Den wir, wir selbst sind die Methode, das müssten sie spätestens jetzt verstanden haben.


























Impressum Workshop/Ausstellung Max Spielmann, Jan Knopp und Andrea Iten Gestaltung Jan Knopp Interventionen Silvan Rechsteiner, Manuel Köchli und Dario Zeo Bilder Silvan Rechsteiner, Max Spielmann, Jan Knopp, Désirée Nüesch und Andrea Iten Headlines Daheit & geografischer Zufall what3words Druck HyperWerk, IT Yeah! Font Arial, Times Papier Cheap Color Print Auflage 12 Erschienen Basel, 23.09.2016 Sedici Verlag c/o HyperWerk HGK FHNW Freilager-Platz 1 CH-4023 Basel http://www.hyperwerk.ch http://www.sedici-verlag.ch




Mit dem herzlichsten Dank an Anna Schmid, Tabea Buri und das gesamte Team des Museum der Kulturen Basel



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