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HEUKELBACH KLASSIKER

DIE BIBEL VERSTEHEN – GOTT ERFAHREN – DAS LEBEN MEISTERN

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Die Stiftung Missionswerk Werner Heukelbach arbeitet überkonfessionell und möchte zum vorurteilsfreien Lesen der Bibel als dem einzig gültigen Wort Gottes ermutigen. Damit leistet sie einen Beitrag zur Weitergabe des Evangeliums, der guten, rettenden Botschaft von Jesus Christus. Die Stiftung distanziert sich von Sekten jeder Art. Alle Publikationen der Stiftung sind unverkäuflich und dürfen ausschließlich kostenfrei weiter gegeben werden. Die Weitergabe erfolgt in Eigenverantwortung der verteilenden Privatperson, Einrichtung oder christlichen Gemeinde.

IMPRESSUM Herausgeber und Copyright: Stiftung Missionswerk Werner Heukelbach Text: Werner Heukelbach 51700 Bergneustadt, Deutschland Druck: Gutenberghaus Druck & Medien GmbH & Co. KG, Dillenburg Auflage-Nr.: SK03 5 1508 9

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Geleitwort Sage mir, wie dein Gebetsleben aussieht, und ich will dir sagen, wie du zu deinem Heiland und Retter Jesus Christus stehst. – So möchte ich jeden Leser dieser Broschüre fragen. Wer Wunder Gottes erleben will, muss ein Beter werden. Darum lass dich auch durch diese Worte ermuntern und bete täglich. Bete laut, bete immer wieder, ja, bete stündlich. Lass dir bitte mehr den Geist des Gebetes schenken und sei gewiss: Der Herr Jesus antwortet auf deine Gebete! Lass dich bitte nicht durch irgendwelche Hindernisse vom Gebet abhalten. Diese Hindernisse versperren dem Segen Gottes den Weg. Sie rauben dem Kind Gottes den Frieden Gottes. Mache reichlich von dem Vorzug Gebrauch, ein Beter sein zu dürfen. Denke daran: Große Reichtümer Gottes warten auf dein Nehmen! Verzage bitte nicht in schweren Stunden. Bleibe in Niederlagen nicht am Boden liegen, sondern lass dich glaubend und betend neu vom Herrn aufrichten! Bekenne deinen Heiland und Retter vor Einzelnen und vor vielen. Gewinne auch du Menschen für Jesus! Wenn du innerlich ganz neu zurechtkommen willst, dann bekenne dem Herrn Jesus alles, aber auch alles, was dich belastet und bereue deine Schuld. Ja, schütte vor ihm dein Herz bis auf den Grund aus. Nur so wird jeder, der innerlich zurückgegangen ist, wieder neu an das Herz des Herrn Jesus kommen. Er wird neu seine Liebe verspüren. Wenn du ein innigeres Verhältnis zu dem Welterlöser – zu deinem Heiland – begehrst, wenn du innere Segnung bei anderen siehst, die du nicht hast, wenn du mehr als ein Segen für andere werden möchtest: Dann räume im Gebet alles aus deinem Leben aus. Nur so wirst du Reichtümer Gottes empfangen und an andere weitergeben können. Klammere dich an die Verheißungen Gottes. Du darfst Größeres für Gott wagen. Du darfst viel Größeres von Gott erwarten. Dein Glaubensmut ehrt Gott. Dein Glaubensmut ist Gott wohlgefällig. Wenn du Schwierigkeiten in deiner Versorgung hast: Dann bete zu Gott, deinem Vater. Er denkt an sein Kind. Er will seinem Kind das Beste geben. Er ist mehr um dich besorgt, als irgendein Vater, irgendeine Mutter um das Kind besorgt sein können. Er hat keinen Mangel an Mitteln, die dir fehlen. Fasse mehr Vertrauen zu dem großen Gott. Klammere dich mehr im Gebet an deinen Vater im Himmel. Lass dich in allem, was du bedarfst, von oben beschenken.


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Sei kein winselnder Christ. Dein Winseln ist dem Fürsten der Welt wohlgefällig. Er will dich immer neu zu Boden drücken. Er will, dass du dich nur um deine eigene Achse drehst. Du aber solltest deinen Heiland im Gebet loben und preisen. Lass dies ab heute dein Ziel und dein Vorsatz sein. Ja, bete den Heiland an, der für dich gestorben ist. Bete den Vater an, der seinen geliebten Sohn für dich hingegeben hat. Wenn du noch nicht zur Heilsgewissheit gekommen bist, wenn der Herr Jesus noch nicht dein persönlicher Heiland geworden ist, dann bitte ich dich sehr herzlich: Knie vor dem Herrn Jesus im Gebet nieder. Schütte vor deinem Heiland betend – möglichst mit lauter Stimme – alles aus, was dein Herz und Leben belastet. Bete flehentlich. Bete kindlich. Bereue vor dem Retter der Sünder alle deine Sünden. Sage ihm deine ganze Sündenschuld. Sage ihm, dass dein belastetes Gewissen der Reinigung durch sein Blut bedarf. Die reinigende Kraft des Blutes Jesu Christi schenkt dir dann den Herzensfrieden. Du wirst die Vergebung deiner Sünden erlangen. Es wird im Glauben ein Stück Himmel in dein Herz kommen. Du wirst Rettungsjubel verspüren. So wirst du ein Eigentum des Herrn Jesus. So wird der Herr Jesus dein persönlicher Heiland. Du wirst dann auch ein Segen für andere werden. Dass jeder Leser dieser Schrift einen besonderen, grundlegenden Segen bekommen möchte, dafür bete ich sehr. Werner Heukelbach


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Der Beter erlebt Wunder Gottes as Gebet ist das Vorrecht der Kinder D Gottes. Strecke deine Hände mutig betend aus, und Gott wird sie dir füllen. Paare dieses Gebet aber mit dem Glauben, dann wirst du nicht lange auf die Erhörung warten müssen. Das Gebet schenkt dem Suchenden die Gewissheit der Errettung seiner Seele. Das Gebet ist ja nur ein Ausschütten des Herzens vor Gott. Im Herzen des unerretteten Menschen sind Unruhe und Rebellion. Das Herz des Gläubigen will Gott aber mit Frieden, Freude und Glückseligkeit füllen. Die Voraussetzungen für ein erhörliches Gebet sind immer sehr leicht zu erfüllen. Gott fordert von einem Menschen nie etwas, was er nicht halten kann. Der Grundsatz Gottes ist nicht eingestellt auf die Worte: Du musst, du darfst nicht, sondern einzig und allein auf die Gnade. Gnade fordert nicht. Gnade gibt. Wenn man bei Gnade oder Begnadigung von einer Forderung sprechen wollte, dann könnte man nur das eine sagen: Wer begnadigt werden will, kann ein Gnadengesuch einreichen. Oberhäupter eines Volkes lehnen ein Gnadengesuch oft ab. Bei dem Herrn Jesus wird kein Gnadengesuch abgelehnt. Er wartet ja nur darauf, dass alle Menschen – jeder für sich – zu ihm kommen. Durch das Gebet kommen Freude und Jubel in ein Menschenherz. Schon hier kann man sagen: Wer betet, siegt, wer betet, erreicht das Ziel. Durch Gebet kommt man zur Errettung seiner Seele. Wenn ein Kind Gottes darunter leidet, dass es in seinem Leben so wenig Frucht sieht, dann darf es zum Herrn Jesus rufen,

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4 und er verwandelt die Fruchtlosigkeit in ein reiches Innenleben. Er wirkt Frucht, mehr Frucht, viel Frucht und bleibende Frucht. Dies ist das Ziel des Herrn Jesus bei jedem Gläubigen. Nur so wird er verherrlicht und sein Name anderen kund. Der Feind der Seele sagt jedem Kind Gottes, das im Wandel nicht treu war: Du kannst nie wieder zurechtkommen. Der Herr Jesus bietet aber jedem gefallenen Kind Gottes, wenn auch die Schmach – die der Betreffende auf den Herrn und sein Volk gebracht hat – noch so groß ist, seine versöhnende Hand. Er hilft jedem Bereuenden zurecht. Er begleitet den Bußfertigen auf dem Weg, um das in Ordnung zu bringen, was in Ordnung gebracht werden muss. Darin besteht ja seine Heilandsliebe, dass er niemand auf dem Weg liegen lässt. Er richtet auf. Er bringt zurecht. Er übernimmt die Führung und freut sich, wenn ein Schäfchen zur Herde zurückkehrt. Kostbar ist, dass das Gebet nicht an irgendeine Zeit, an irgendeinen Ort oder an irgendeine Sprache gebunden ist. Wo du bist, darfst du beten. In welcher Lage du dich auch befinden magst: Du darfst beten. Du darfst draußen beten, du darfst drinnen beten. Und wenn die ersten Worte deines Gebetes nur über die Zunge kommen, der zweite Satz aus der Kehle kommt, so wird der dritte Satz dann aber doch aus deinem Herzen hervorgehen. Du wirst neu für den Herrn Jesus aufgeschlossen werden. Und er wird dir dann Großes und Größeres auf dem Weg kundtun. Du hast vielleicht schon lange für deine Angehörigen gebetet, gewiss schon mal gedacht: Meine Bitte wird nie erhört. Denke aber daran: Viele Gebete um Errettung der Angehörigen werden erst


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5 dann erhört, wenn der Beter selbst schon beim Herrn ist. Dir aber will der Herr vielleicht jetzt schon die Freude schenken, damit du ihn neu rühmst und preist. Es gibt kein Hindernis, das so groß ist, dass es vom Herrn nicht beseitigt werden kann; doch es gibt Hindernisse, bei denen es deiner Zustimmung bedarf, dich davon befreien zu lassen. Wenn er bei dir den Finger auf irgendetwas legt, dann erwartet er, dass du diesen Gegenstand, der die Hindernisse auslöst, wegtust. Vor allen Dingen musst du ihm gestatten, dass er sie wegnimmt. Überlege nicht lange, ob du diesen oder jenen Gebetsgegenstand dem Herrn hinlegen darfst. Du darfst alles – aber auch alles – dem Herrn sagen. Denke daran: Das Gebet ist die Großmacht gegenüber dem Fürsten der Welt. Das Gebet ist der Gradmesser deines Innenlebens. Wenn du so dein Gebetsleben vor dem Herrn prüfst, dann wirst du vielleicht zu dir selbst sagen müssen: So kann es nicht weitergehen. Ich will mehr beten, damit der Herr mich mehr zur Ehre seines Namens gebrauchen kann. Es gibt Kinder Gottes, die durch schwere Prüfungen gehen müssen. Sie werden oft mutlos und mit den Wegen Gottes nicht mehr fertig. Sie meinen, Gott hätte sich in der Wegführung getäuscht. Es gibt verbitterte Gotteskinder. Sie dürfen unter keinen Umständen in dieser Stellung verharren. So kommen sie nicht zur Freude, nicht zur Glückseligkeit. Ihnen muss man helfen, dass sie neu den Mut finden, nach oben zu schauen und Ja zur Führung Gottes zu sagen. Kommen sie aber dahin, dass sie für die Wege danken, die Gott mit ihnen gegangen ist, dann kommen sie auch Schritt für Schritt vorwärts.

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Der Beter erlebt Wunder Gottes Wer ein Beter ist, der wird auch ein Zeuge sein. Man könnte sagen: Nur ein Beter wird vom Herrn zeugen. Man kann über vieles reden, lange reden, über Wahrheiten reden, doch alles zündet nicht, wenn das Gebet des Betreffenden nicht dahinter steht. Das Gebet muss die Vorarbeit zu unserem Tun sein. Denken wir an die Urzeugen des Evangeliums, die sagten: „Wir aber werden im Gebet und im Dienst des Wortes verharren“ (Apostelg. 6, 4). Durch das Gebet kommen wir zu einer größeren Selbsterkenntnis; aber darüber hinaus auch zu einer viel stärkeren Gotteserkenntnis. Natürlich ist es gut, auf sich, seine Schwierigkeiten, seine Nöte, sein Zukurz-Kommen vor Gott zu schauen. Es ist aber niemals gut, dabei stehen zu bleiben. Die Grundausrichtung sollte immer auf den Herrn sein, auf sein vollbrachtes Werk, auf die Liebe des Vaters. So öffnen sich die Quellen stets neu und Geröll sowie angehäufter Schmutz werden aus unserem Leben hinweggeschwemmt. Wir kommen so aus dem Winseln, Jammern, Stöhnen und Seufzen heraus und kommen zum Danken, Loben, Preisen, ja, wir kommen zur Anbetung. So kann man sich an die Verheißungen Gottes klammern und sie täglich neu erleben. Mit Gott kann man große Siege feiern, wenn man nur ihm und seinem Wort glaubt. Mein Gebet zu Gott ist, dass er diese Broschüre für viele dazu gebrauchen kann, dass sein Name verherrlicht wird. Möchten unerrettete Menschen hierdurch angeregt werden, betend den Heiland zu suchen. Möchten aber auch viele Kinder Gottes durch dieses schlichte Zeugnis angespornt werden, Beter zu werden, im


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Wer betet siegt! Gebet nicht nachzulassen, im Gebet nicht nur zu winseln, zu jammern und zu stöhnen und sich zu betrachten – sondern wahre Anbeter zu werden!

Voraussetzungen für ein erhörliches Gebet! ch kehrte von einer längeren Reise Ifeierlich. zurück. Es war so schön zu Hause, so Es fiel mir aber auf, dass meine Frau irgendetwas hatte, was sie bedrückt. Wir waren gezwungen, einen Arzt aufzusuchen. Nach vielen Untersuchungen wurde eine bösartige Krankheit entdeckt. Diese Nachricht bekamen wir vier Tage vor Ostern. Das waren Feiertage, an denen wohl jedes Glied unserer Familie Tränen vergoss. Es wollte aber keiner dem anderen die Tränen zeigen. So auch ich nicht. Der Arzt und auch mein Verstand sagten mir, dass meine Frau nicht mehr lange bei uns sein würde. Dieser Gedanke war mir furchtbar. Ich habe mich in ein Zimmer eingeschlossen, habe die Knie gebeugt, mein Leben neu von dem Herrn durchleuchten lassen und lange unter Tränen im Gebet verharrt. Ich hatte das Bedürfnis, an eine einsame Stelle des Waldes zu gehen, um mich einmal ausweinen und zu Gott schreien zu können. Am Tag nach Ostern wurde meine Frau in eine Kölner Klinik eingeliefert. Einer der tüchtigsten Professoren sollte diese schwere Operation durchführen. Meine Kinder, die teils schon erwachsen waren, sagten: „Vater, wir haben dich nie daran gehindert, das Evangelium zu verkündigen. Du weißt weder von der Mutter noch von uns um Stunden, wo wir schwach geworden waren und dich angehalten hätten, nicht

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6 zu reisen, sondern bei uns zu bleiben. Unsere Mutter hat manchen Sonntag am Fenster gesessen, wenn andere Frauen mit ihren Männern spazieren gingen. Ihr sind Tränen über die Wangen gelaufen. Jetzt aber, Vater“, so sagten sie zu mir, „haben wir eine Bitte: Bleibe bei unserer Mutter, bis die Entscheidung gefallen ist.“ Ich fuhr mit zur Klinik. Es kamen schwere Tage. Die Operation dauerte Stunden. Andere Frauen, die dasselbe schwere Leiden hatten, wurden in die Ewigkeit abgerufen. Auch wir wussten, dass bei einem so weit vorgeschrittenen Krebsleiden, menschlich gesehen, kaum Hoffnung auf Heilung bestand. Ich durfte bei den anderen Kranken von Bett zu Bett gehen. Mit manchem Leidgeprüften konnte ich über die Ewigkeit sprechen. Manche haben dort Gott versprochen, wenn sie wieder nach Hause kämen, dann würden sie dem Herrn Jesus ihr Herz schenken. Ob sie es alle gehalten haben? Das glaube ich kaum. Ich wünsche aber, dass ich mich täusche. Es kamen Tage bei meiner Frau, an denen das Fieber stieg und der Arzt sagte: „Der Zustand Ihrer Frau erfordert, dass Sie ihr etwas geben, woran sie sich mit aller Energie klammern kann. Sonst kann das jetzt nur noch schwache Leben leicht ausgehaucht werden.“ Ich nahm einen Zettel und schrieb darauf: Sein Rat ist wunderbar, und er führt es herrlich hinaus! Diesen Satz unterstrich ich rot, und immer wieder, wenn meine Frau die Augen aufschlug, zeigte ich ihr diese Worte. Die Schwäche nahm aber noch weiter zu. Da knieten einige gläubige Diakonissen, die an die Erhörung eines Gebetes glaubten, im Zimmer über dem meiner Frau und beteten an jenem Sonntagnachmittag in der


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Stunde der großen Entscheidung immer wieder und lange. Dann kamen sie herunter und sagten: „Wir haben den Glauben, die Wende ist da!“ Von der Stunde an ging es aufwärts. Ich war noch einige Zeit bei meiner Frau, aber von Tag zu Tag sah man: Gott hatte ein Wunder getan. Gott erhört Gebete. Höre auch du auf zu fragen: Warum noch beten? Vielleicht ist es gut, wenn wir uns jetzt einmal etwas mit der Vorbedingung für ein erhörliches Beten beschäftigen. In 1. Könige 18, Verse 41-45, lesen wir eine wunderbare Geschichte. Ich will sie hier folgen lassen: „Und Elia sprach zu Ahab: Gehe hinauf, iss und trink, denn es ist ein Rauschen eines gewaltigen Regens. Und Ahab ging hinauf, um zu essen und zu trinken. Elia aber stieg auf den Gipfel des Karmel; und er beugte sich zur Erde und tat sein Angesicht zwischen seine Knie. Und er sprach zu seinem Knaben: Gehe doch hinauf, schaue nach dem Meere hin. Und er ging hinauf und schaute, und er sprach: Es ist nichts da. Und er sprach: Gehe wieder hin, siebenmal. Und es geschah beim siebenten Mal, da sprach er: Siehe, eine Wolke, klein wie eines Mannes Hand, steigt aus dem Meere herauf. Da sprach er: Gehe hinauf, sprich zu Ahab: Spanne an und fahre hinab, dass der Regen dich nicht aufhalte! Und es geschah unterdessen, da ward der Himmel schwarz von Wolken und Wind, und es kam ein starker Regen.“ Wenn man sich nun fragt: Welche Weisung kann dieser Abschnitt dem Beter geben?, so will ich einige Punkte nennen, die mir zum besonderen Segen geworden sind. Der Beter muss sich losreißen können. „Elia sprach zu Ahab: Steige hinauf, iss und trink.“ Vielleicht hatte auch Elia

Hunger und Durst und hätte gern dasselbe getan. Eigenartig ist, dass gerade dann, wenn der Beter sich entschließt zu beten, der Feind sich aufmacht und dies und jenes dem Menschen vor Augen stellt, um ihn vom Beten fern zu halten. Nur noch eben das Telefongespräch führen, so hat er mir oft gesagt, dann kannst du ja deine Knie beugen. Und wenn ich meine Knie gebeugt hatte, sagte mir der Feind oft: Stehe nur eben auf und notiere dir diese und jene Angelegenheit, sonst vergisst du sie wieder, dann kannst du ja weiter beten. In einer anderen Situation sagte derselbe Feind: Regele nur noch eben diese Sache. Du kannst ja beten, aber jetzt im Moment ist es nicht passend. Gehe nur noch eben hier- oder dorthin und kläre die Sache, nachher kannst du beten. Auf diesem Wege wirst du, lieber Leser, liebe Leserin, nie ein erhörlicher Beter werden. Ich sage dir noch einmal, die Voraussetzung für ein erhörliches Gebet ist, dass du dich losreißen kannst, wirklich rücksichtslos dieses und jenes zurückstellen kannst, um das Angesicht Gottes durch Jesus Christus zu suchen. Wie herrlich sind dann solche Stunden. Sie sind ein Vorgeschmack des Himmels. Hier atmet die Seele Himmelsluft. Hier strömt dem Menschen das zu, was die Seele braucht. Der Beter darf keine Mühe scheuen. Es war schon Mühe, als Elia auf den Gipfel des Karmel steigen musste. Bei dem Beter kommen immer wieder Augenblicke, da hört das gemütliche Leben auf. Manche Gläubige liegen morgens bis zum letzten Augenblick im Bett, sprechen dann vielleicht noch ganz kurz so eben in Gedanken ihr Gebet, eilen zum Kaffeetisch, erledigen noch schnell die anderen


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Wer betet siegt! Angelegenheiten, und dann raus zur Arbeitsstelle. Ein solches Leben wird nie den Reichtum in Christo erleben und weitertragen können. Du darfst keine Mühe scheuen. Wo man zusammensitzt, selbst als Gotteskinder, sich über dieses und jenes unterhält und sich dabei von allen möglichen Gesprächen einwiegen lässt, ganz gleich, ob sie gut oder nicht gut sind, da öffnet sich der Himmel nicht. Da wird der Reichtum Gottes nicht ausgegossen. Der Beter muss die wahre Herzensdemut besitzen. Herzensdemut allein bewahrt vor Demütigungen. Haben wir, du und ich, nicht schon gesagt: Warum noch beten? Es wird doch nicht anders. Wir haben gebetet, vielleicht im Sitzen; auch in schlaflosen Nächten, als man immer wieder das Schlagen der Uhr hörte, als man aufstand, um auf andere Gedanken zu kommen, als man versuchte, dieses und jenes auszuschalten, um zum Schlaf zu kommen. Wer kennt sie nicht, diese Nachtwachen. Möchten sie dir und mir zum Segen geworden sein und werden. Die Voraussetzung für ein erhörliches Gebet zeigt hier ein Mann Gottes. Er beugte sich zur Erde und tat sein Angesicht zwischen die Knie. – Ein Freund kam eines Tages zu mir und sagte „Ich habe versucht, im Gebet diese Stellung einzunehmen, als mein Herz in großer Not war. Es ist für mich nicht möglich, während eines längeren Gebetes in dieser Stellung zu bleiben: Zur Erde niedergebückt und das Angesicht zwischen den Knien.“ Du fragst: Muss das sein? Ich kann dir antworten: Nein, nicht von der äußeren Stellung hängt es ab … und dennoch zeugt die äußere Stellung von deiner inneren Haltung. Wir können uns nicht tief genug

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8 vor Gott beugen, und wir können uns auch nicht tief genug vor Menschen beugen, wenn es erforderlich ist. Im Gebet erfahren wir den Segen Gottes und erleben eine Herrlichkeit nach der anderen. Gott sucht ja solche, durch die und in denen er sich offenbaren will. Ich wünschte, dass ich ein solcher würde, dem der Herr viel mehr offenbaren könnte. Ich möchte sehr gern viel mehr den Reichtum Jesu Christi in meinem Leben zur Schau stellen und durch mein Leben andere locken. Hast du nicht den gleichen Wunsch? Ist es nicht so, dass dann, wenn wir glaubten, etwas zu sein, die Demütigungen vor der Tür standen und uns oft wie Räuber überfielen? Es kommen dann Zeiten, in denen man meint: Jetzt bricht alles über mir zusammen. Aus dieser Schwierigkeit komme ich überhaupt nicht wieder heraus. Da türmen sich Wellen über Wellen. Sie versuchen, mein kleines Lebens- und Glaubensschiff ans Ufer der großen Welt zu schlagen. Ich meine, jetzt werde ich stranden. Es kommt so weit, dass ich denke, jetzt ist der Kompass aus meiner Hand geschlagen, ich habe das Ziel nicht mehr klar vor Augen. Lass es dir noch einmal sagen: Nur Herzensdemut bewahrt vor Demütigungen! Möchte der Herr dir und mir doch mehr diese Herzensdemut schenken. Ich möchte sie gern haben. Ich möchte gern, dass sie heimisch bei mir wird. Oft meinst du, etwas davon zu besitzen. Doch schon in der nächsten Stunde entdeckst du, dass sie dir wieder aus den Händen geglitten ist. Sie ist in deinem und meinem natürlichen Leben nicht zu finden. Die Wurzeln dieses Baumes gedeihen nur in einem von Gott vorbereiteten Herzensboden. In einem na-


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türlichen Menschenherzen kann sie nicht wachsen. Da wachsen alle möglichen und unmöglichen Triebe, nur sie nicht. Laut rufe ich in dieser Stunde: Herr, schenke mir doch mehr die Voraussetzungen für ein erhörliches Gebet. Wollen wir beide nicht eins werden, dass auch du es in diesem Augenblick rufst? Wir werden es beide erleben, unser Leben wird reicher und gesegneter werden. Ich habe ein Sehnen, dass ich mein natürliches Eigenleben mehr erkennen möchte, dass ich über manches tiefe Buße empfinden möchte, um ihn mehr zu verherrlichen. Nur einer konnte von sich sagen: „… Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig“ (Matth. 11,29). Wir tun oft so, als seien wir sanftmütig. Wir finden sogar noch Worte, um unsere Demut zum Ausdruck zu bringen. Aber unter Herzensdemut stelle ich mir etwas anderes vor, etwas Grundlegendes, etwas Entscheidendes, das bei mir nicht als Gast einkehrt, um in einer Stunde wieder wegzugehen, sondern ständig bei mir wohnt. Möchte es dir und mir geschenkt werden. Oft frage ich mich: Warum kann dein Leben in Jesus Christus nicht reicher sein? Warum kann der Herr nicht mehr tun, nachdem du so lange in seiner Nachfolge stehst? Kniend bete ich dann oft eine halbe Stunde und mehr, um mich in dieser Richtung zu prüfen. Und immer wieder muss ich mir dann sagen: Der Mangel an wahrer Herzensdemut ist die Ursache, kein erhörlicher Beter in allen Stücken zu sein. Bei meinen vielen Evangelistendiensten hin und her war mein Herz oft sehr geschwächt. Ich konnte nicht mehr. Doch wenn ich dann in irgendeinem Eckchen, auf der Reise oder zu Hause, meinen Zustand neu erkannte, brach ich innerlich

zusammen. Und wie froh und glücklich war ich dann, wenn auch ich die Stellung in Christo Jesu neu erfahren durfte. Der erhörliche Beter muss Ausdauer haben. „Gehe doch hinauf und schaue nach dem Meere hin. Und er ging hinauf und schaute und sprach: Es ist nichts da. Er sprach: Gehe wieder hin, siebenmal.“ Geht es dir bisweilen nicht auch so, dass du einen Gebetsgegenstand dem Herrn immer wieder genannt hast und dabei müde geworden bist? Du hast dann den Gegenstand liegen lassen. Es kamen sogar Stunden, in denen du sagtest: „Warum noch beten? Hat es überhaupt noch einen Zweck, dieses dem Herrn immer wieder hinzulegen?“ Ich muss ganz frei bekennen, ich war oft in solcher Lage, diesen und jenen Gegenstand nicht mehr zum Inhalt meines Gebetes zu machen. Es ist mir aber auch in letzter Zeit klar geworden, dass ich die Voraussetzungen nicht erfüllt hatte, damit dieses Gebet erhört werden konnte. Gott muss ja einen Grund haben, dass er mich in diesem und jenem Punkt so lange warten lässt. Wartezeiten sind oft schwere Zeiten! Wartezeiten sind aber auch – wenn wir mit den Wegen Gottes Schritt halten – große Segenszeiten. Der Herr schenke mir mehr Ausdauer in meinen Gebeten, um immer wieder vor ihn hinzutreten, bis er mich erhört. Willst du nicht auch in deinen Gebeten ausdauernder werden? Meine Gebetsanliegen sind vielleicht ganz andere als deine. Wenn ich sie dir sagte, würdest du mich nicht recht verstehen. Vielleicht würdest du sogar sagen, dass deine Anliegen, die du gern erfüllt sehen möchtest, viel schwieriger sind als meine. Ich will dir nur sagen, dass nicht der Grad der Schwierigkeit bei Gott maßgebend ist, er kann überall aus


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Wer betet siegt! großen Schwierigkeiten wunderbare Herrlichkeiten machen. Wir wollen doch nicht so leicht ermüden und uns das Ziel verrücken lassen, sondern Ausdauer in dieser wunderbaren Arbeit des Gebetes haben. – Doch dies alles allein genügt nicht. Unser Gebet muss, wenn es erhört werden soll, den wahren Glauben in sich tragen. Bei mir ist der Glaube oft sehr schwach. Je länger, je mehr habe ich entdeckt, dass zwei Heckenschützen immer wieder mit ihren tödlichen Pfeilen auf den schwachen Glauben schießen. Der eine Heckenschütze heißt Gefühl. Die Gefühle sprechen oft meinem einfachen Glauben Hohn. Sie greifen den schwachen Glauben an. Sie sagen: „Du kommst doch nicht durch.“ Das schreckt oft mein Herz. Meine Gemütsbewegungen sind dann nicht himmelhochjauchzend, sondern oft zu Tode betrübt. Der andere Heckenschütze heißt Verstand. Der Verstand sagt mir oft, die Erfüllung meiner Bitte kann nicht kommen. Die Möglichkeit ist nicht vorhanden. – Wir wollen nicht so sehr auf die Gefühle und den Verstand achten. Es gibt natürlich Gebete, in denen du nicht in Sturheit – in ständigem Anrufen und Flehen verharren kannst. Manches ist eben der Weg für dich. Es soll so gehen. Gott hat es so eingerichtet. Du brauchst es zu deiner Erziehung! Nur der Glaubensweg ist sicher, unerreichbar für den Feind! Siehe, eine Wolke, klein wie eines Mannes Hand, steigt aus dem Meere herauf. – Da hätten wir gesagt, das alles ist noch keine Garantie für Regen. Eine kleine Wolke soll Regen bringen! Unsere Kritiker und Nörgler würden uns auslachen, wenn wir darauf unseren Glauben

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10 stützten. Siebenmal hatte er den Knaben ausgeschickt. Beim siebten Mal kam der Hoffnungsstrahl. Glaube ist ein Nichtzweifeln. Der Glaube klammert sich an das Wort Gottes und legt den Gebetsgegenstand immer wieder dem großen Gott hin. In Jesus Christus, seinem Sohn, glaubt er an die Erhörung. Der Glaube holt wie eine Kette mit vielen Gliedern all die kostbaren Verheißungen herbei, deren Erfüllung er erleben durfte. Ich kann sie nicht alle aufzählen. Oft war ich auch zu bange, sie alle aufzuzählen, um nicht der Einbildung, die aus den Tiefen meines Ichs immer wieder neu hervorbrach, Nahrung zu geben, als hätte Gott in mir und durch mich Größeres getan als bei anderen Menschen. Dennoch muss ich sie bei den schwankenden Gemütsbewegungen in mein Blickfeld treten lassen, damit ich daran erinnert werde: Er ist noch derselbe! Die Verherrlichung Gottes muss immer der Grund meiner Gebete sein. Wenn meine Ehre auf den Leuchter gesetzt wird, dann kann Gott nicht Ja sagen. Wenn ich mein gemütliches Leben nicht aufgegeben habe und an seine Stelle ein planmäßiges Beten getreten ist, wie kann mich Gott dann erhören? – Die Sünde muss raus, wo immer sie ein Plätzchen einnimmt. Denn wo sie ist, muss der Glaube weichen. Die Seele eines Gotteskindes muss ganz frei sein, um ihm dienen zu können. – So kann man im Blick auf Elia noch sagen: Der Sieg kam! „Und es geschah unterdessen, da wurde der Himmel schwarz von Wolken und Wind, und es kam ein starker Regen.“ Wie durfte das Herz des Mannes Gottes jubilieren. Wie durfte er sich freuen, die Erhörung seines Gebetes zu


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11 sehen. Er hatte nicht umsonst den Gott, den er so oft erprobt hatte, angerufen. Der rettende Gott war für ihn da. Es ist etwas Großes, zu wissen: Gott ist für mich da! Er ist bereit, sich in meine Belange – oft kleine Dinge – einzuschalten. Wir alle wollen uns ermuntern lassen – du, der diese Zeilen liest, ich, der sie für dich schreibt, und der, dem du diese Broschüre gibst – Großes von Gott zu erwarten und Großes für ihn zu wagen. Er kennt deine und meine Bedürfnisse. Er kennt auch die Bedürfnisse deiner Familie. Ihm sind auch die Bedürfnisse des Kreises der Gotteskinder, in dem du dich bewegst, nicht unbekannt. Er weiß auch, ob deine Angehörigen errettet sind, oder ob du dich um sie sorgst. Er kennt die Schwierigkeiten in deinem Beruf, in deiner Verwandtschaft und Bekanntschaft, ja, auch in deiner Nachbarschaft. Sage ihm alles und vertraue ihm, er wird handeln. Doch denke daran: Vor dem Regen kommen erst dunkle Wolken. So habe ich es oft erlebt: Stunden, da ich meinte, jetzt werde ich umgeworfen. Der Wind brauste oft um das schwache Gebäude meines Lebens, und alles Toben wollte mein zagendes Herz erschüttern. Oft zuckten die Blitze von allen Seiten, von Menschen und Mächten in dieser Welt ausgelöst. Auch du hast sicher schon oft empfunden, was die Blitze bewirken können. Dann denke daran: Ein gesegneter Regen steht bevor. Es soll in deinem Leben grüner werden. Es soll wieder blühen und zum Fruchtbringen kommen. Der Donner rollte oft, und welcher Beter ist da noch nicht zusammengeschreckt. Manches, was du in deinem Leben aufgebaut hattest, wurde in einer Stunde in einen Schutthaufen verwandelt.

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Herr, gib mir Heilsgewissheit! Sei aber gewiss: Gott will aufbauen! Er ist der große Baumeister. Ich habe ihm oft in sein Handwerk gepfuscht. Oft dachte ich, ich müsste es tun. Wie viel Energie habe ich auf diese und jene Sache verwandt, um mein Ziel zu erreichen. Erst als ich kapitulierte, zogen seine Siegesheere im Triumph ein und nahmen das Feld, das ich brauchte, um für ihn arbeiten zu können. Ja, wenn des Menschen Kunst zu Ende, werden mächtig seine Hände! Ich glaube, wir beide haben dasselbe Verlangen: Herr, ich will die Voraussetzungen für ein erhörliches Gebet erfüllen, damit du mich mehr segnen und für viele zum Segen setzen kannst.

Herr, gib mir Heilsgewissheit! ott liebt jeden Menschen mit gleicher G Liebe. Er liebt auch die, die ihm den Rücken zuwenden. Er lässt aber nicht jeden Menschen eigene, selbst gewählte Wege gehen. Seitdem der Fürst dieser Welt die Menschheit für sich erobert hat, versucht Gott alles, um jeden Einzelnen für sich zurückzugewinnen. Er sieht nicht darauf, ob der Betreffende reich oder arm ist. Auch das Alter spielt bei ihm keine Rolle. Ob die Einzelnen schlecht oder weniger schlecht sind – alle sind Gegenstand seiner göttlichen Liebe. Zwei- oder dreimal wendet Gott in jedem Menschenleben alles auf, um mit seinem gnadenvollen Suchen zum Ziel zu kommen. Gott benutzt dazu Mittel und Wege, die dir nicht immer gefallen. Dies sehen wir auch in jener alten Geschichte aus 1. Mose 27, 18-41: „Jakob ging zu seinem Vater und sprach: Mein


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Wer betet siegt! Vater! Und er sprach: Hier bin ich; wer bist du, mein Sohn? Und Jakob sprach zu seinem Vater: Ich bin Esau, dein Erstgeborener; ich habe getan, wie du zu mir geredet hast… Und der Vater sprach: Bist du wirklich mein Sohn Esau? Und Jakob sprach: Ich bin's. Und er segnete ihn… Esau feindete Jakob an wegen des Segens, womit sein Vater ihn gesegnet hatte; und Esau sprach in seinem Herzen: Es nahen die Tage der Trauer um meinen Vater, dann werde ich meinen Bruder erschlagen.“ Jakob war ein Lügner. Er hatte seinen alten Vater belogen. Sein Vater traute ihm nicht ganz und fragte ihn noch einmal: Bist du wirklich mein Sohn Esau? Und Jakob log wieder. Es gibt auf dieser Erde keinen Menschen, der behaupten könnte, er hätte noch nie eine Unwahrheit gesagt. Auch die Übertreibung ist eine Lüge. Hüten wir uns vor Selbsttäuschung! Wir hatten in großen Zelten und Sälen oft hunderte von Kindern unter dem Wort Gottes. Oft habe ich gefragt, ob ein Kind dabei sei, das noch nicht gelogen habe. Ich forderte dann dieses Kind auf, einmal aufzustehen. Nie stand ein Kind auf. Wenn ein noch schulpflichtiges Kind sich so erkennt, wo willst du, der du schon älter geworden bist, mit deiner Schuld hingehen? Lass jetzt einmal deine Jugendzeit an dir vorüberziehen! Wie vieles liegt doch da verborgen! Manches liegt schon lange zurück, du weißt es nicht mehr. Eins aber musst du wissen: Gott ist nicht ein Gott der Unordnung. Er hat alles in seinen Büchern festgehalten. Diese Bücher werden einmal aufgetan. Vielleicht kommen aber auch bei dir Stunden, und in deinem Gewissen wird manche Tat wieder in Erinnerung gebracht, ganz

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12 gleich, ob sie zu Haus oder in der Fremde, im Krieg oder im Frieden, in der Nacht oder am Tage geschehen ist. Wenn du ganz aufrichtig bist, musst du das zugeben. Werde jetzt einmal ganz still vor Gott im Blick auf deine Vergangenheit. Dann kannst du auch das Wort Gottes verstehen, wenn es sagt: „Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist!“ (Psalm 32,1). Es muss einmal Licht in dein Herz fallen. Wenn dieses Licht durch diese Zeilen jetzt dein Leben erhellt, dann zucke nicht zurück, wenn Gott dir deine Gedankenwelt zeigt, wie unrein sie oft gewesen ist. Stehe jetzt einmal still vor dem Licht, das deine Seele durchdringen will. Jeder Einzelne weiß am besten, wenn er Licht über sich selbst bekommt, welche Schwächen in seinem Leben vorhanden sind. Vielleicht bist auch du schlechte Wege gegangen, sodass du dich schämen müsstest, wenn deine Mutter um die verborgenen Dinge in deinem Leben wüsste. Vor dem Auge des lebendigen Gottes ist aber jeder Tag, jede Nacht, ja, jede Stunde deines Lebens offenbar und auch jeder Weg, den du gehst. Er weiß alles, was du allein oder in Gemeinschaft mit einem anderen oder in einem größeren Kreise getan oder geredet hast. Auch dein Heute ist ihm nicht unbekannt. Vielleicht wurde in deiner Gegenwart die Person Jesu Christi verunehrt oder in irgendeiner Weise angegriffen. Du hast dazu geschwiegen. Es könnte bei dir sogar so weit gekommen sein, dass du dich über den Herrn oder über seine Anhänger lustig gemacht und versucht hast, Sachen in ihrem Leben zu finden, die Gelächter bei anderen ausgelöst haben. Aus kleinen Begebenheiten im Leben eines Gotteskindes hast du eine


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13 große Sache gemacht. Du kanntest die Begebenheit noch nicht einmal genau, hast sie vorher auch nicht geprüft, aber dein Urteil darüber gesprochen. Vielleicht berührt Gott durch diese Zeilen etwas in deinem Leben, worüber er dich einmal zur Rede stellen wird. Wenn du ganz still stehst, wirst du gewiss manche Sünde und Übertretung in deinem Leben entdecken, die du bei oberflächlicher Betrachtung gar nicht siehst. Es kann sein – und ich bitte dich herzlich, dies einmal ganz genau zu prüfen –, dass durch deine Sünde andere Menschen benachteiligt worden sind. Es kann sogar sein, dass du andere durch dein Handeln in Not und Trauer versetzt, ein reines Menschenleben beschmutzt und mit in diese Sünden hineingezogen hast. Jakob hatte durch sein Handeln nicht nur seinen alten Vater belogen, sondern auch seinen Bruder Esau betrogen. Esau war darüber sehr erbost. Durch diese Tat war Zwist in die ganze Familie getragen worden. Weißt du – wenn du dich vor dem Angesicht Gottes prüfst –, ob du nicht in gleicher Weise Zwistigkeiten unter Menschen gebracht hast? In Esau reifte der Entschluss, eines Tages seinen Bruder Jakob zu erwürgen. So war es dahin gekommen, dass Jakob sein Elternhaus verlassen musste. Wenn du einmal darüber nachdenkst, findest du gewiss auch Abschnitte in deinem Leben, wo du rücksichtslos gegen deine Mitmenschen gewesen bist. Vielleicht sogar in deiner eigenen Familie. Vielleicht denken die Menschen – selbst wenn sie es nicht zu sagen wagen –, dass du der Unruhestifter gewesen bist, der die Harmonie in seiner Umgebung stets durch seine Worte und Handlungen gestört hat.

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Herr, gib mir Heilsgewissheit! Prüfe einmal, ob du deinen Vorteil gesucht hast, auch wenn andere benachteiligt worden sind. Es wäre besser gewesen, du hättest die ganze Sache in Gottes Hand gelegt: „Er schafft Recht dem Bedrückten“ (Psalm 146, 7). Du kannst dich darauf verlassen, dass auch dieses Wort immer wieder in Erfüllung geht, selbst wenn Gott lange wartet und mit seinem Eingreifen zögert, aber er schreitet ein. Du warst vielleicht in manchen Stunden deiner Umgebung gegenüber sehr kalt. Mit deinem launischen Wesen hast du es deiner Umgebung oft schwer gemacht. Dein mürrisches Benehmen hat sich zuweilen wie ein Albdruck nicht nur auf deine eigene, sondern auch auf die Seele deiner Mitmenschen gelegt. Vielleicht ging mancher in deiner Umgebung mit einem starken Druck durchs Leben, an dem du nicht unschuldig warst. Wie oft haben wir alle durch unsere Empfindlichkeit uns selbst und anderen das Leben schwer gemacht. Wie viel Schuld mag wohl in deinem Leben sein, wenn du einmal schonungslos deine ganze Gegenwart und Vergangenheit durch das helle Licht Jesu Christi aufdecken lassen musst? Es gibt Menschen, die sind so veranlagt, dass sich alles nach ihnen richten muss. Sie wollen stets tonangebend sein und sind dickköpfig. Das alles sind Eigenschaften, die mehr oder weniger in jedem Menschen schlummern. Diese Züge werden durch unser eigenes Ich täglich neu genährt, ja, dieses Feuer wird immer wieder neu geschürt. Ich glaube gewiss, wenn du ganz ehrlich bist, siehst du in deinem Leben Züge, die noch schlechter sind als die eines Jakob. Das Erschütternde bei Jakob war:


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Wer betet siegt! Er war dabei sehr religiös. Ja, man kann christlich religiös, anscheinend fromm – und doch mit all den erwähnten schlechten Eigenschaften und Fehlern behaftet sein. Wir lesen in 1. Mose 28 weiter: „Auf seiner Flucht kam Jakob nach Haran. Er übernachtete daselbst; denn die Sonne war untergegangen. Er nahm einen Stein, legte ihn zu seinen Häupten und legte sich daselbst nieder.“ – Das böse Gewissen ließ ihn aber nicht zur Ruhe kommen. Er hatte keine Heilsgewissheit - „Und träumte: Siehe, eine Leiter war auf die Erde gestellt und ihre Spitze rührte an den Himmel; und siehe, Engel Gottes stiegen auf und nieder an ihr. Und siehe, der Herr stand über ihr und sprach… Siehe, ich bin mit dir, und ich will dich behüten überall, wohin du gehst, und dich zurückbringen in dieses Land; denn ich werde dich nicht verlassen, bis ich getan, was ich zu dir geredet habe. Als Jakob von seinem Schlaf erwachte, sprach er: Fürwahr, der Herr ist an diesem Ort, und ich wusste es nicht. …Und er gab demselben Orte den Namen Bethel. Und Jakob tat ein Gelübde und sprach: Wenn Gott mit mir ist und mich behütet auf diesem Weg, den ich gehe, und mir Brot zu essen gibt und Kleider anzuziehen und ich im Frieden zurückkehre zum Hause meines Vaters, so soll der Herr mein Gott sein.“ Es gibt Menschen, die meinen, ihre Seele wäre durch einen Traum errettet worden. Ich glaube nicht daran, dass in einem Traum die Stunde der großen Wende in einem Menschenleben stattfinden kann. Wohl kann ein Traum der Anlass zu einer tieferen Besinnung über das eigene Leben sein. Die Entscheidung, durch welche die Seele ihres Heils gewiss wird, vollzieht sich aber nicht kampflos.

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14 Eine ganze Entscheidung für Jesus Christus greift tief hinein in ein Menschenleben, bis in die Fundamente und Falten seines Innersten. Es geht darum, sein Leben entweder in Eigenliebe und Sünde weiterzuleben, oder es restlos dem Herrn Jesus auszuliefern, um ganz für ihn da zu sein. Ja, man muss ganz wach sein, um diesen Kampf, in dem zwei Mächte ringen, zu Ende führen zu können. Jeder Mensch muss einmal eine solche Stunde durchkämpfen und durchbeten, um Heilsgewissheit zu bekommen. Die Zukunft lag dunkel vor Jakob. Er wusste nicht recht, wie es in seinem Leben weitergehen sollte. Wohl hatte er sich ein Ziel gesetzt, auf das er zusteuerte: Hin zu seinen Verwandten. Aber ob er sein Vaterhaus jemals wiedersehen würde, das war ganz ungewiss. Nicht immer findet einer, der seine Heimat verlässt, in der Fremde das, was er sucht. In der Heimat sind die Menschen oft rücksichtsvoller, weil sie uns von Kindheit an kennen. Sie kennen in etwa unsere Art und Herkunft. Bei fremden Leuten dagegen ist es mit der Liebe oft nicht weit her. Jakob tat ein Gelübde, weil er in großer Angst und Ungewissheit war. Er wusste nicht recht, was aus seinem Leben werden würde. Er sprach: „Wenn Gott mit mir ist und mich behütet auf diesem Wege, den ich gehe, und mir Brot zu essen gibt und Kleider anzuziehen, und ich in Frieden zurückkehre zum Hause meines Vaters, so soll der Herr mein Gott sein“ (1. Mose 28, 20-21). Was soll Gott nun tun, wenn ein Mensch ein Versprechen, das er Gott in schweren Tagen gegeben hat, nicht hält? Gott muss doch zu seinem Ziel kommen. Er will dir doch gern die Heilsgewissheit schenken. Vielleicht machst du jetzt einen Vorschlag.


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15 Es ist aber fraglich, ob dein Vorschlag – von Gott aus gesehen – zum Ziel führt. Gott weiß in solch einem Fall den rechten Weg. Er nimmt dann den Menschen in eine besondere Schule. Vielleicht bist du durch schwere Krankheiten oder sonstige Krisen und Notzeiten gegangen, sei es im Krieg oder im Frieden. Du hattest kaum das, was du brauchtest, um durchzukommen. Es waren schwere Schulen Gottes. Und doch sträubte sich dein Innerstes dagegen, das alles aus Gottes Hand anzunehmen. Lege diese Broschüre jetzt nicht weg, sondern versuche, mir bis zum Schluss dieses Kapitels, ja, bis zum Schluss dieser Broschüre zu folgen. Du wirst gewiss zur Heilsgewissheit kommen. Lege jetzt schon in deinem Herzen fest, diese Broschüre an einen anderen Menschen, für den sie passt, weiterzugeben. Auch von Menschen kannst du enttäuscht worden sein, vielleicht so gründlich, dass du keinem mehr traust. Du bist nicht der erste, dem es so geht. Eine Person aber darf ich dir nennen, die dich nie enttäuschen wird. An der Person wirst du keinen Makel finden, von welcher Seite du sie auch betrachtest. Diese Person heißt Jesus Christus und ist der Heiland der Welt, der dein persönlicher Heiland werden will. Ja, glücklich ist das Menschenherz erst dann, wenn es sagen kann: Mein Herr, mein Heiland! Gott geht sehr sorgfältig vor. Er lässt uns nötigenfalls die eine oder andere Schule zwei- oder dreimal durchlaufen, bis wir die Lektion gelernt haben. In unserer Schriftenmission hatten wir eine Karte mit folgenden Worten: Es kann vorkommen, dass wir eine Schule Gottes zweimal durchlaufen müssen, weil wir

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Herr, gib mir Heilsgewissheit! nicht gelernt haben, was wir lernen sollten! So ging Jakob sieben Jahre durch eine schwere Schule unter der starken Hand eines Menschen, der mehr oder weniger über sein Leben bestimmte. Er lernte aber nicht, was er lernen sollte, und bestand die Abschlussprüfung nicht. Noch einmal sieben Jahre! So musste er in der schweren Schule Gottes reifer und reifer werden. Doch auch nach vierzehn Jahren hatte er die Reife zur Heilsgewissheit noch nicht erlangt und musste weitere sechs oder sieben Jahre ausharren, bis er erkannte, was in seinem Herzen war. Diese Selbsterkenntnis ist die größte Erkenntnis. Nicht in den Hochschulen erlangt man sie, sondern nur in den Schulen Gottes. Endlich konnte Jakob ausrufen: „Ich bin zu gering all der Gütigkeiten und all der Treue, die du deinem Knecht erwiesen hast“ (1. Mose 32, 10). Diese Erkenntnis Jakobs muss auch deine Erkenntnis werden. Es muss auch bei dir zu einer entscheidenden Stunde kommen. Ich habe sie erlebt und gemerkt: Jetzt legt Gott die Hand auf mein Leben. Auch Jakob kam in die Gefahr, vor der engen Pforte umzukehren. Sie schien ihm zu eng, um auf den schmalen Weg kommen zu können: „Jakob blieb allein übrig, und es rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte aufging. Und als er sah, dass er ihn nicht übermochte, da rührte er sein Hüftgelenk an; und das Hüftgelenk Jakobs ward verrenkt, indem er mit ihm rang. Da sprach er zu ihm: Was ist dein Name? Und er sprach: Jakob. Da sprach er: Nicht Jakob soll hinfort dein Name heißen, sondern Israel – Kämpfer Gottes –; denn du hast mit Gott und mit Menschen gerungen und hast ob-


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Wer betet siegt! gesiegt. Und Jakob fragte und sprach: Tue mir doch deinen Namen kund? Da sprach er: Warum doch fragst du nach meinem Namen? Und er segnete ihn daselbst. Und Jakob gab dem Ort den Namen Pniel: „Denn ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen und meine Seele ist gerettet worden! Und die Sonne ging ihm auf, als er über Pniel hinaus war“ (1. Mose 32, 24-31). Die ganze Nacht hatte Jakob in einem erbitterten Ringen gestanden, bis aller Zweifel aus seinem Herzen gewichen war, und er die restlose Vergebung seiner ganzen Schuld und die völlige Gewissheit seines Heils erlangt hatte. Frage nicht: Warum noch beten? Beten ist das Fühlungnehmen mit der oberen Welt, von der allein dir die volle Heilsgewissheit zuteil wird. So habe ich auch einmal gerufen: Herr, du kannst mein Leben in dieser Stunde auslöschen. Ich gehe aber nicht zurück, bis du meiner Seele den göttlichen Frieden geschenkt hast! Noch einmal wurde Jakob an seine ganze Vergangenheit erinnert, als er Gott seinen alten Namen nennen musste. Diese Erinnerung kann nicht jeder Mensch vertragen. So geschah es auch bei mir, als ich schon in den Wehen der Wiedergeburt stand. Jetzt kam es darauf an, nicht zurückzuschrecken, sondern Gott das ganze Ja zu geben. Einmal muss die Wende kommen. Jakob hatte wohl ein Bethel erlebt. Der Name bedeutet: Haus Gottes. Es ist gut, wenn du dich viel in dem Haus aufhältst, wo Gottes Wort verkündigt wird. Es muss aber noch das Wichtige hinzukommen: Du musst ein Pniel erleben! Dann erst kannst auch du sprechen: Meine Seele ist gerettet worden! Lass dir auch nicht von irgendeinem anderen Menschen

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16 ein verwischtes Evangelium verkündigen. Du musst den Kern der Botschaft Jesu Christi erfahren und erfassen. Alles, was Jakob durchgemacht hat, hat jetzt den Höhepunkt erreicht: Eine sichere Gewissheit. Bis dahin war es ein Hängen und Würgen. Die Gewissheit der Errettung seiner Seele hatte ihm gefehlt. Nun aber ging ihm die Sonne auf. Mir ging ja ein neues Licht gnadenvoll auf, drum zweifle ich ferner nicht in meinem Lauf. Manche Menschen stehen vor diesem Schritt, bewegen sich jedoch immer im Kreis: Soll ich, soll ich nicht? Dies Lied soll dein Herz erfüllen: Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir! Drückt mich auch Kummer hier, drohet man mir, soll doch trotz Kreuz und Pein dies meine Losung sein: Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir! Bricht mir, wie Jakob dort, Nacht auch herein, find ich zum Ruheort nur einen Stein, ist auch im Traume hier mein Sehnen für und für: Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir! Nun kam aber das Ordnen seines Lebens, das auszuräumen, was Gott nicht gefiel. In dieser neuen Gesinnung kam es auch zur Versöhnung mit seinem Bruder Esau! Es wurde bei diesem Gottesstreiter, so hieß Jakob jetzt, innerlich alles anders. Es wurde auch nach außen hin ein Neues. Esau hatte einmal geschworen: Eines Tages werde ich meinem alten Vater ein großes Herzeleid zufügen. Ich werde meinen Bruder Jakob erwürgen. Nun, da Gott mit Jakob das Ziel erreicht hatte,


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17 Gibt es für ein gefallenes Kind Gottes kein Zurechtkommen mehr? wandte er das Herz Esaus, ja, man kann sagen, dessen Gesinnung so radikal um, dass er Jakob um den Hals fiel und ihn küsste, und beide weinten sehr. Heilsgewissheit im Herzen eines Menschen bringt Versöhnung mit allen Menschen mit sich. Sonst kann sie nicht echt sein. Erfülle mir jetzt die Bitte und ringe mit ganzem Ernst um Heilsgewissheit. Sage dem Herrn Jesus alles, was bei dir göttlich geordnet werden muss. Glaube dann an das Bibelwort: „Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde“ (1. Joh. 1, 7). So wirst du deines Heils gewiss.

Gibt es für ein gefallenes Kind Gottes kein Zurechtkommen mehr? ott hat verschiedene Mittel und MögG lichkeiten, um zu den Menschen zu reden. Er geht oft mild und vorsichtig mit den Menschen um, um seinen Mund an ihr Ohr legen zu können. Er hat aber auch starke Hände, um rücksichtslos zuzupacken, wenn es erforderlich ist. David war ein Mann Gottes. Er war aber einer großen Versuchung erlegen und in Sünde gefallen. Bestimmt hat er dies lange im Verborgenen mit sich herumgetragen und abgewogen, wie er mit Gott wieder ins Reine kommen könnte. Wer einmal Gemeinschaft mit dem rettenden Gott gehabt hat, dem wird die Welt zur Hölle, wenn er diese Gemeinschaft verliert. Gott ist heilig, und niemand kann, wenn er nicht den Schmutz seines Lebens von ihm selbst beseitigen lässt, in seiner Nähe leben.

Gott gebraucht sein Wort, um zu den Menschen zu reden. Er will ihnen ihren Zustand zeigen. Er gebraucht aber auch seine Knechte, wie hier den Propheten, um David das zu sagen, was er hören musste. David kam zu einer tiefen Buße und tat Gott, der ja doch alles wusste, sein Leben kund: „Sei mir gnädig, o Gott, nach deiner Güte: nach der Größe deiner Erbarmungen tilge meine Übertretungen! Wasche mich völlig von meiner Ungerechtigkeit, und reinige mich von meiner Sünde! Denn ich kenne meine Übertretungen, und meine Sünde ist beständig vor mir. Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt, und ich habe getan, was böse ist in deinen Augen; damit du gerechtfertigt werdest, wenn du redest, rein erfunden, wenn du richtest. Siehe, in Ungerechtigkeit bin ich geboren, und in Sünde hat mich empfangen meine Mutter. Siehe, du hast Lust an der Wahrheit im Innern, und im Verborgenen wirst du mich Weisheit kennen lehren. Entsündige mich mit Ysop, und ich werde rein sein; wasche mich, und ich werde weißer sein als Schnee. Lass mich Fröhlichkeit und Freude hören, so werden die Gebeine frohlocken, die du zerschlagen hast. Verbirg dein Angesicht vor meinen Sünden, und tilge alle meine Ungerechtigkeiten! Schaffe mir, Gott, ein reines Herz, und erneuere in meinem Innern einen festen Geist! Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und den Geist deiner Heiligkeit nimm nicht von mir! Lass mir wiederkehren die Freude deines


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Wer betet siegt! Heils, und mit einem willigen Geiste stütze mich! Lehren will ich die Übertreter deine Wege, und die Sünder werden zu dir umkehren. Errette mich von Blutschuld, Gott, du Gott meiner Rettung, so wird meine Zunge jubelnd preisen deine Gerechtigkeit. Herr, tue meine Lippen auf, und mein Mund wird dein Lob verkünden. Denn du hast keine Lust an Schlachtopfern, sonst gäbe ich sie; an Brandopfern hast du kein Wohlgefallen. Die Opfer Gottes sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten! Tue Zion Gutes in deiner Gunst, baue die Mauern Jerusalems!” (Psalm 51). Wie erfreute es doch das Herz Gottes, als David betend ausrief: „Wasche mich völlig von meiner Ungerechtigkeit.“ Wenn eine Frau ein Kleid gewaschen hat, wird es oft von denen bewundert, die es sehen. Es kann aber auch vorkommen, dass sich beim Waschen starke Schmutzflecken nicht entfernen lassen. So scheint es hier bei David gewesen zu sein. Sein Gebet war: Reinige mich von meinen Sünden. Nimm die Punkte aus meinem Leben fort, wo diese schmutzige Sünde, die Sinneslust, gesessen hat. Waschen allein genügt hier nicht. Ja, es muss zu einer tiefen Reinigung kommen. Wer durch Jesus Christus wirklich in die Stellung kommen will, völlige Gemeinschaft mit Gott zu haben, der muss sich der tiefen Reinigung aussetzen. Die Stelle, wo der große Dreck deiner Sünden gesessen hat, bedarf einer tiefen Reinigung. Es kann sein, dass dich der Herr Jesus nach deiner Bekehrung noch an eine Sünde aus der Vergangen-

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18 heit erinnert, die bei dir ganz tief verwurzelt ist. Dann knie nieder und bekenne dem Heiland zuerst diese Sünde, vergiss aber nicht, auch die anderen Sünden deinem Herrn zu bekennen. Doch tu das nur einmal, nicht immer wieder. Glaube an die restlose Reinigungskraft des Blutes Jesu Christi! Ich kenne meine Übertretungen, das ist die Vorbedingung zum Zurechtkommen. Es dauert oft lang, bis der Mensch seine Schuld und Übertretungen erkennt und diese Sünden zugibt. Immer wieder versucht auch das gefallene Kind Gottes, die Schuld bei anderen zu sehen und sich selbst vor Menschen noch möglichst rein zu waschen. In dieser Stellung wird es nie dahin gelangen, wieder in das Verhältnis zu Gott zu kommen, wonach sich sein Herz sehnt. Meine Sünde ist beständig vor mir, so ruft der Psalmist aus. Wo er ging und stand, sah er immer wieder diese Tat. So ist es, wenn Gott anfängt, an denen zu wirken, die er liebt und gern ganz für sich haben möchte. Du kannst in der Natur den Frühling sehen, wovon andere begeistert sind, du aber merkst: Meine Sünde ist beständig vor mir. Der schönste Wintertag, an dem die Sonne auf den schneeund eisbedeckten Fluren ein Glitzern und Blinken hervorruft, begeistert dich nicht mehr. Immer wieder denkst du: Meine Sünde ist beständig vor mir. Du kannst ans Meer reisen und seine Schönheit bewundern, doch immer wieder denkst du daran: Meine Sünde ist beständig vor mir. Auch eine Fahrt in die Alpen mit den gewaltigen Bergen wird deine Sünde nicht verwischen. Sie wird mit dir gehen, bis du sie restlos vor Gott und, wenn es sein muss, vor Menschen bekannt hast. Eigenartig


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19 Gibt es für ein gefallenes Kind Gottes kein Zurechtkommen mehr? ist, dass der Psalmist sagt: Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt. Stimmt das, ist denn eine Sünde, die ein Kind Gottes begangen hat, eine Sünde gegen Gott? Das darfst du wohl annehmen! Wenn der allmächtige Gott durch Jesus Christus ein so großes Werk getan und dir durch den Opfertod des Herrn Jesus alle Schuld und Sünde für ewig weggenommen hat, du aber noch in der Sünde lebst und damit nicht ins Licht kommen willst, dann kann man wohl sagen: Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt. Ich habe getan, was in deinen Augen böse ist. Die Sünde ist böse in den Augen Gottes. Manches wird nicht als Sünde erkannt. Selbst Kinder Gottes machen es sich hier oft einfach. Sie fangen an, sich damit zu entschuldigen, dass dieser und jener es auch tut. Mit der Zeit gewöhnen sie sich sogar an schmutzige Dinge – an Dinge, die Gott nicht wohlgefallen. Sie werden ihnen zur Gewohnheit, und sie empfinden sie nicht mehr als Sünde. Möchte dir der Herr Jesus in dieser Stunde die große Gnade schenken, dein Leben mit allen Taten so zu erkennen, wie er es erkennt. Auch in meinem Leben war es eine harte Lektion, nach meiner Bekehrung Rückschau in mein früheres Leben zu halten und wie David vor Gott hinzutreten und zu sagen: Siehe, in Ungerechtigkeit bin ich geboren. Meine Abstammung ist nicht gut. Ich bin väterlicherseits und mütterlicherseits belastet. Wer von Gott mehr Gnade, Kraft und Frucht haben will, als er bisher empfangen hat, der muss diesen Weg gehen, den ich jedem empfehlen kann. Er stimmt auch mit dem Wort Gottes überein: Vergesset

nicht die Reinigung der vorigen Sünden! An unvergebenen Sünden gleichgültig vorüberzugehen, das löscht die Schuld nicht. Man muss, wenn man zurechtkommen will, ganz offen die Dinge bis ins Kleinste vor dem Herrn Jesus ausbreiten und sich viel Zeit dazu nehmen, ihm alles zu sagen. Man muss sogar gewillt sein, zu den Menschen hinzugehen, die durch diese Sünden irgendwie in Trauer versetzt worden oder in Nachteile geraten sind. Wer da nicht ganz klare Sache macht, bei dem bleibt das Leben, auch das Glaubensleben, nur ein Hängen und Würgen, ein Rackern und Abrackern. Prüfe dich doch einmal, mein lieber Leser, ob du nicht in das Gebet einstimmen musst: Entsündige mich mit Ysop, und ich werde rein sein, wasche mich, und ich werde weißer sein als Schnee. Während ich diese Zeilen schreibe, sehe ich draußen frisch gefallenen Schnee, auf den die Sonne ihre Strahlen sendet. Daneben hängen Wäschestücke, die von sorgfältiger Frauenhand mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gewaschen worden sind. Ich sehe da aber einen großen Unterschied: So weiß, wie der frisch gefallene Schnee ist, kann keine Frau die Wäsche waschen. Hier, im frisch gefallenen Schnee, ist kein Tüttelchen Schwärze oder Schmutz. So wasche mich, Herr, dass ich weißer werde als Schnee. Gibt es etwas Herrlicheres im Leben, als im Blut Jesu Christi für Zeit und Ewigkeit gewaschen zu sein? Schaffe in mir Gott ein reines Herz. Der Psalmist will wohl sagen: Arbeite du, Gott, in mir und an mir. Ich will still halten, bis das Unreine, das immer wieder mein Herz beschmutzt hat, restlos aus meinem Leben entfernt ist. Denn damit


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Wer betet siegt! habe ich dich, du rettender, du wunderbarer Gott, so oft betrübt. Wenn du eine Sünde hast, die dir die Gemeinschaft mit Gott raubt, dann denke daran, dass Jesus Christus dafür – ja, gerade dafür – sein Leben gelassen hat. Gehe nicht leichtfertig damit um, denn ihm ist der Weg nicht leicht geworden: Du hast mir Mühe und Arbeit gemacht mit deinen Sünden, so sagt Gott in seinem Wort. Gott hat wirklich Mühe und Arbeit wegen deiner und meiner Sünden. Wenn du dies richtig erkennst, dann wird auch der nächste Ruf über deine Lippen kommen: Lass mir wiederkehren die Freude deines Heils! Möchte all das, was in deinem Leben noch ungeordnet ist, immer vor dir sein, dass du Tag und Nacht darüber nicht mehr zur Ruhe kommst. Du denkst vielleicht bei diesen Zeilen: Hör auf, sonst lege ich die Broschüre weg. Auch das kannst du tun, und dennoch weiß ich, es gibt eine unsichtbare Macht, den Geist Gottes, der stark genug ist, dich dahin zu führen, dass du gern diese Broschüre und besonders das Buch der Bücher, vor allem diesen Psalm, noch einmal liest. So wirst du ganz bestimmt dahin kommen, wo Gott dich gern haben möchte. Und wenn du selbst zurechtgebracht bist, dann wirst du das Sehnen bekommen: Lehren will ich die Übertreter deine Wege, und die Sünder werden zu dir umkehren. Es wird dein Herzensverlangen sein: Ich will helfen, Seelen zu gewinnen, bis er wiederkommt. Ich will, dass er mich bei der Arbeit findet, wenn er erscheint. Einmal war ich in einem kleinen Städtchen im Wintersportgebiet Sauerland, um

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20 dort das Evangelium zu verkündigen. Ich sprach in einer großen Halle. Immer mehr Zuhörer kamen. Am Sonntag konnten wir diese Halle nicht benutzen, weil ein Kinobesitzer diese sonntags gemietet hatte. Die Geschwister des Ortes traten mit der Bitte an den Pfarrer heran, ob wir nicht am Sonntagmorgen die Kirche haben könnten, um dort das Wort vom Kreuz in volkstümlicher Weise zu verkündigen. Der Pfarrer fühlte sich aber verpflichtet, selbst seinen Gottesdienst abzuhalten. Viele Sportler, die in einem Hotel und anderen Gaststätten untergebracht waren, hatten ihr Erscheinen zum Gottesdienst zugesagt. Die Geschwister meinten, meine Art der Verkündigung könnte den Besuchern der Kirche, wenn Gott seinen Segen gäbe, dazu gereichen, dass bei etlichen das Samenkorn zur Wiedergeburt gelegt würde, ja, dass sogar einige durch Buße zum Glauben kämen. Sie kamen zum Gebet zusammen. Es fand ein tiefes Beugen statt. Immer wieder hörte ich die Worte: Du musst mich ganz zurechtbringen. Du musst uns ganz zurechtbringen. - Vergib mir alles aus der Vergangenheit. – Vergib uns –. Und Gott erhörte das ernste Flehen: Es dauerte nicht lange, da verständigte der Pfarrer die Geschwister, dass uns die Kirche am Sonntagmorgen zur freien Verfügung stände. Was war geschehen? – An einem anderen Ort war der Pfarrer sehr schwer mit dem Auto verunglückt. Er bat den Pfarrer an unserem Ort, ihn in seiner Kirche am Sonntagmorgen zu vertreten. Er bat ihn, doch alles zu versuchen, um einen Ersatzmann für unseren Ort zu beschaffen, damit sein Wunsch erfüllt werden könnte. So gebrauchte Gott den Unfall, um uns die Türen zu öffnen. Es war ein erfreulicher Anblick, wie


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21 Gibt es für ein gefallenes Kind Gottes kein Zurechtkommen mehr? auch die Treppen zur Empore besetzt wurden, und die Sportler teils mit ihren Skiern erschienen. Alle hörten aufmerksam zu. Für mich war es ermutigend, feuchte Augen zu sehen und Züge wahrzunehmen, die mir die Gewissheit gaben, dass Gott etwas tat. Wie ermutigend sind doch solche Dienste – ermutigend, einer verlorenen Welt weiterhin das Evangelium zu bringen. Ermutigend aber auch, Kinder Gottes für die Arbeit im Weinberg des Herrn mobil zu machen. Sage auch du: Ich will ein Werkzeug in der Hand des Meisters werden. Ich will jeden Weg gehen, um verirrte Kinder Gottes zurückzubringen. Ich kann ihnen sagen, wie ich es gemacht habe! So manche stehen müßig am Weg, tragen Lasten mit sich herum und haben doch die Gewissheit der Gotteskindschaft. Sie entschuldigen sich, indem sie sagen: Ich kann nichts für den Herrn tun, ich bin nicht begabt. Ich bin so schüchtern, es liegt mir nicht so, mit dem Mund vornweg zu sein. All dieses kann vielleicht bei Menschen noch Anerkennung und Zustimmung finden, niemals aber bei Gott. Wer wirklich ganz zurechtgekommen ist, der kann nur das eine Sehnen haben: Lehren will ich die Übertreter deine Wege, und die Sünder werden zu dir kommen. Dann kommt auch der Ruf aus deinem Herzen: Herr, tue meine Lippen auf! Das kannst du rufen, das Recht hast du. Du kannst sagen: Herr, es fällt mir so schwer, von dir zu erzählen. Du kannst ihm ruhig sagen, wie leicht es dir fällt, dies und jenes mitzumachen. Du magst in deinem Reden sogar bis zu leichten und seichten Witzen gegangen sein. Doch jetzt fange an zu rufen: Herr, tue meine Lippen auf! Ich will dein Lob verkünden! Das Lob

Gottes, das ihm entgegengebracht werden soll, ist, dass er für verlorene Sünder, die ihm Unehre und Schande bereitet haben, seinen geliebten Sohn geopfert hat, und er nun jedem bußfertigen Sünder restlos alles vergibt und ihn so hinstellt, als habe er nie gesündigt. Das Jammern in deinem Leben, über das sich der Teufel so oft gefreut hat, soll aufhören. Es ist liebliche Musik für den Fürsten dieser Welt, wenn er hört, wie Kinder Gottes Jammerlieder singen, unter ihrer Schuld seufzen und den Weg nicht finden, um innerlich ganz zurechtzukommen. Gleich, was in deinem Leben ist, du weißt eins ganz genau: Dies ist der Weg, um ganz ins Reine mit Jesus Christus zu kommen. Gehe diesen Weg und prüfe nicht, wie groß die dunklen Flecken deines Lebens sind, sondern sorge, dass sie durch die Gnade und das Blut Jesu Christi entfernt werden. Du hast in deinem Herzen Jammerlieder genug gesungen. Auch wenn sie niemand gehört hat, Gott weiß sie. Denke daran: Deinen Zustand zu beweinen und zu beklagen, das ist vom Herrn. Aber dabei stehen zu bleiben, das ist vom Teufel! Wenn du dabei stehen geblieben bist, dann wage es jetzt, vorwärts zu gehen. Hör auf mit deinen Jammerliedern und lass Loblieder aus deinem Herzen schallen. Es wird so sein, wenn du den Schutt und alles Geröll aus deinem Herzen entfernt hast, dann werden die Schwingen deines Herzens frei werden. Ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten. Ich wünsche mir als Zierstück meines Glaubenslebens ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz über alles, was in meinem


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Wer betet siegt! Leben noch ungereinigt liegen mag. Möchte der Herr Jesus mein Leben mit einem bußfertigen Herzen auszeichnen, das sich nicht schämt, seinen Zustand vor Gott und Menschen zu nennen, wenn etwas noch nicht in Ordnung ist. Möchte der Herr mir und dir die Herzensdemut schenken, die wir brauchen, um mehr von ihm in Empfang nehmen zu können. Ich selbst will immer neu zurechtkommen und dann helfen, andere zurechtzubringen. Sollen wir, du und ich, uns in diesem Augenblick nicht die Hände reichen und zunächst selbst den Weg gehen, der erforderlich ist, um anderen dienen zu können? So rufe ich jedem Kind Gottes, das für kürzere oder längere Zeit in eine Sünde gefallen ist, zu: Der Herr Jesus wartet darauf, dass du zu ihm zurück-kommst und dich von ihm zurechtbringen lässt. Nur so konnte uns David den Psalm 103 hinterlassen. Das ist der Weg für uns, für alle, die bekennen, Gotteskinder zu sein: Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!

Wann soll ich beten? ein Herz war nicht ganz in Ordnung. M Ich war gezwungen, mit meiner Frau einige Zeit auszuspannen. Wir wohnten in einer kleinen Holzhütte. Sie war nur sechs Quadratmeter groß. Das Wetter war nicht gerade einladend. Es war kühl, Stürme peitschten Schnee und Eis gegen die Fenster unseres kleinen Hüttchens. Innerlich bedurfte ich einer Erneuerung. Das Sehnen war neu bei mir wach geworden, mehr für den Herrn da zu sein. Zu Hause hatte ich mich immer wieder bemüht, in meiner Gebetszeit treu zu sein.

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22 Ich bat den Herrn, er möchte mir doch jetzt die Möglichkeit schenken, mit meiner Frau diese besondere Gebetsgemeinschaft zu haben. Ich machte ihr den Vorschlag, doch eine Zeit festzusetzen – wenn es auch nur eine halbe Stunde täglich wäre –, die wir in kniendem Gebet verbringen wollten. Wir wollen aber laut beten, sagte ich ihr, damit die Zwischengedanken, die sich leicht einschleichen, nicht stören können. Wir lasen fortlaufend in der Offenbarung. Nachdem wir ein Kapitel gelesen hatten, betete ich, dann betete meine Frau. Ich betete wieder, sie schüttete ebenfalls ihr Herz aus. Es kamen immer neue Gebetsanliegen auf unser Herz. Wir beteten für unsere vier Kinder, die alle bekannten, den Herrn zu haben und in Gemeinschaft mit Gotteskindern zu sein. Wir beugten uns demütig vor Gott im Blick auf seine große Gnade, die er uns und unserer Familie hatte zuteil werden lassen. Er hatte uns aus Welt und Sünde herausgeholt, weg vom Tanzboden und allen Belustigungen, die diese Welt bietet. Im Gebet meiner Frau und auch in meinem Gebet klang immer wieder durch, wie dankbare Herzen den Herrn für seine große Liebe und Güte lobten und priesen. Unsere Gebete haben unsere vielen Freunde eingeschlossen, die wir im Werk des Herrn haben. Unsere Nachbarn und Hausgenossen wurden genannt und die Geschwister unserer Heimat, die Arbeitsplätze, wo ich als Evangelist gedient hatte, und die Orte, wo ich noch hinkommen wollte. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nahmen einen großen Raum in unseren Gebeten ein. Jeder von uns betete öfter. Es war ein Stück Himmel. Eine halbe Stunde reichte kaum. Dies wiederholte sich täglich. Innerlich und äußerlich


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23 erholt, kamen wir nach vierzehn Tagen zu unseren Kindern zurück. Wann soll ich beten? Diese Frage wird oft von uns, den Kindern Gottes, ausgesprochen. Wir sollen es nicht nur zu Hause tun, sondern überall, wo wir uns aufhalten. Oft meinen wir, besonders auch, wenn wir unterwegs sind, kein Gebetseckchen zu finden. Wir dürfen aber gewiss sein, auch in den Schwierigkeiten zeigt der Herr einen Weg, um zum Ziel zu gelangen. Daniel war ein planmäßiger Beter. Er steht groß vor meiner Seele. Dreimal des Tages kniete er nieder auf seine Knie. Eigenartig ist dieser Ausdruck: Er kniete nieder auf seine Knie. Ich habe oft gedacht, hätte es nicht genügt, wenn der Geist Gottes mir in diesem Wort gesagt hätte: Er kniete? Nein, er kniete nieder auf seine Knie. Kniearbeit ist die schwerste Arbeit im Reich Gottes, die Arbeit, die keiner sieht, die aber der Herr sieht. Wie viel habe ich da versäumt. Wie viel hätte ich auf den Knien erreichen können, was ich mit Händen versucht habe zu schaffen. Wie viel haben Arbeiter und Arbeiterinnen im Werk des Herrn oft mit Laufen schaffen wollen, was sie viel besser auf den Knien erreicht hätten. Bitte, denke nun nicht, dass ich einen Bruder oder eine Schwester angreifen will. Ich weiß, welche große Strafe darauf ruht, seine Mitknechte zu schlagen. Nur eins dachte ich: Wenn alle, die im Werke des Herrn arbeiten, die Zeit, die sie bisher am Studiertisch zugebracht haben, von nun an auf den Knien zubrächten, und die Zeit, die sie bisher auf den Knien zugebracht haben, am Studiertisch zubrächten – dann wäre manche Verkündigung geisterfüllter und würde stärker in das Herz der Zuhörer eindrin-

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Wann soll ich beten? gen. Verzeih mir bitte, dass ich diese Zeilen so niedergeschrieben habe. Schlage mich nicht zu sehr mit deinen Gedanken – und vielleicht auch mit Worten, wenn für dich das Gesagte zutrifft. Denke daran, was mich getrieben hat, diese Zeilen zu schreiben. Ich möchte so gern, dass wir beide solche würden, wie der Herr sie sucht: Menschen, die ganz für ihn da sind, die planmäßig beten und andere ermuntern, den Himmel zu bestürmen, damit sein Name verherrlicht werde. Daniel führte ein Gott wohlgefälliges Leben. Beter müssen im Wandel treu sein. Wenn Beter fünf gerade sein lassen, dann kann Gott nicht erhören. Daniel hatte innige Gemeinschaft mit Gott. Auch in mir ist ein Sehnen, innige Gemeinschaft mit Gott zu haben. So ganz mit ihm verbunden sein zu dürfen, das ist die Stellung, in der die Seele Himmelsluft atmet. Gemeinschaft mit der Sünde hebt die innige Gemeinschaft mit Gott auf und führt nicht zur Herzensfreude. In den ersten Jahren meines Glaubenslebens ist mir das nicht so zum Bewusstsein gekommen wie heute. Nicht immer war der Kontakt mit der oberen Welt klar. Schutt und Geröll haben Störungen zwischen Gott und mir verursacht. Niemals war Gott schuld, stets war ich der Schuldige. Oft habe ich gedacht, so kleine Sachen können nicht zur Disharmonie mit Gott führen. Nun aber weiß ich immer mehr, wie genau Gott es nimmt, und ich sehne mich danach – und das ist neu mein Entschluss in dieser Stunde –, es mit der Sünde ganz genau zu nehmen. Lieber Leser, wir wollen uns beide danach ausstrecken, stets in voller Harmonie mit Gott zu leben. Wir wollen Ja sagen zu seinen Führungen, zu seinen Handlungen und zu


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Wer betet siegt! seinen Zielsetzungen. Die Freude am Herrn, das Glück des Geborgenseins und das Ruhen am Herzen Jesu werden dann unser Teil sein. Der Zustrom von Gott wird in der Auferstehungskraft durch unser Leben fließen. Durch uns werden andere zum Reichtum in Gott kommen. Was Daniel zierte, soll auch meine Zier sein: Er hatte ein starkes Vertrauen zu Gott. Deine Angst und dein Kampf sind nur Mangel an Gottvertrauen: Es kann mir nichts geschehen, als was er hat ersehen, und was mir dienlich ist. Wenn man sich fragt, was war denn der Grund bei Daniel, dass er diese Gemeinschaft, dieses starke Vertrauen hatte? Dann ist es nicht schwer, die Ursache zu finden: Daniel hatte eine Gebetsstätte. Wer nur betet, wenn er Freudigkeit zum Gebet hat, der wird bald nicht mehr beten. Man kann diesen Satz nicht oft genug wiederholen. Ich wünschte, es würde mir geschenkt, dir dies jetzt ganz tief ins Herz zu legen, damit du es nie wieder vergisst. Ganz offen kann ich dir sagen, ich möchte dich so gern ganz für Jesus Christus gewinnen, damit du ein planmäßiger Beter wirst. Immer mehr sehne ich mich danach, überall auf meinen vielen Reisen, oft unter schwierigsten Verhältnissen, eine Gebetsstätte zu finden. Ich war während einer schweren Erkrankung meiner Frau – in dieser Broschüre schrieb ich davon – mit ihr in einer großen Klinik Westdeutschlands. Morgens zwischen sechs und halb sieben Uhr kamen die Schwestern und begannen ihre Arbeit auf dem Zimmer meiner Frau. Ich bat den Herrn, er möchte mir doch eine

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24 Gelegenheit zum Gebet geben. Dann wurde mir klar: Dort in der Stadt standen so viele zertrümmerte Häuser. Hinter ihnen gab es Plätze, wo man ganz ungestört den Hut abnehmen und zum Herrn rufen konnte. Es war kalt und winterlich draußen. Den Mantelkragen hochgeschlagen und den Hut in der Hand, so schüttete ich mein Herz immer wieder laut im Gebet vor Gott aus. Du sagst vielleicht, so etwas würde ich nicht preisgeben. Vielleicht wertest du es sogar falsch und rechnest es mir als Hochmut an. Dies wird mich aber nicht davon abhalten, dich weiter zu ermutigen, ein Beter zu werden. Lass nur den Gedanken nicht wieder in deinem Herzen aufkommen: Warum noch beten? Nein, werde ein planmäßiger Beter, der immer wieder eine Gebetsstätte, ein offenes Fenster gen Jerusalem findet. Daniel betete unter den schwierigsten Verhältnissen, denn zu seinem Gott zu beten, war verboten. Wie oft habe ich Kinder Gottes sagen hören: Ich habe keine Zeit zum Gebet. Wissen wir nicht von einem Mann, den Gott besonders gebraucht hat, der sagte: Heute habe ich viel zu tun, heute muss ich die doppelte Zeit oder eine halbe Stunde länger beten? Manchmal haben Kinder Gottes ein Recht, Folgendes zu sagen: Ich habe kein Plätzchen, wo ich meine Knie beugen kann. Ich schlafe mit anderen in einem Zimmer, und kein anderer Raum steht mir zur Verfügung. Wahr ist aber doch, dass man, wenn man morgens früh aufsteht, während andere noch schlafen, in der Küche oder sonst irgendwo die Knie beugen kann. Oft habe ich auf dem Speicher gebetet, oft auf dem harten Beton des Kellers gekniet. Wie bin ich dabei immer wieder gesegnet worden. Das Innerste preiszugeben, um


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25 anderen zu dienen, ist oft nicht leicht. Es fällt auch mir in dieser Stunde nicht leicht. Doch ich tue es mit dem einen Gedanken – und nehme gern jeden Vorwurf auf mich – , dass nur sein Name verherrlicht werde. Wenn wir Gotteskinder nur alle dahin kämen, ihm zu dienen und seinen geliebten Sohn zu erwarten. In meinem Gebetsleben gibt es auch Tage und Stunden, da hängen die Wolken ganz tief. Da verwehrt der Nebel mir den Blick auf Gott und seinen geliebten Sohn, meinen Heiland Jesus Christus. Da brausen die Stürme in meinem Leben, dass sie mir fast den Boden unter den Füßen wegreißen. Da hagelt und blitzt es von allen Seiten der Welt, oft auch von solchen, die den Herrn lieben. Immer wieder aber will ich versuchen – und gehe du bitte mit mir einig –, ein offenes Fenster zur Offenbarungsstätte Gottes zu haben, von wo aus er seine Ausstrahlungen in mein Leben und meinen Dienst sendet: Herr, ich brauche mehr von dir, um mehr für andere zum Segen zu sein! Das soll immer der Notruf in meinem Leben bleiben. Möchte er sich verstärken, bis ich ihn schaue. Daniel flehte nicht nur, sondern er lobpries Gott. Dieses Loben und Preisen fällt mir oft sehr schwer. Wenn ich meinen Zustand besehe, dann will es mir gar nicht gelingen. Ich sehe so vieles, was mich betrübt und bedrückt. So werde ich dann zur Demütigung und Buße gedrängt. Sehe ich auf die Verhältnisse, die um mich herum sind, auf Menschen, die Kinder Gottes sind – oder gar in seinem Werk arbeiten –, dann möchte ich lieber weinen als lobpreisen. Und dennoch weiß ich, nur ein wirkliches Danken und Preisen gibt mir den geöffneten Himmel. Du und ich, wir wollen uns ermutigen, hier nichts zu ver-

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Wann soll ich beten? säumen. Daniel hatte ein inniges Verhältnis zu seinem Gott: Er betete zum Herrn, seinem Gott. So muss das Verhältnis sein. Es ist mein Gott, er ist nicht ein Gott, er ist mein Gott! So suchte er ihn, wie wir in Daniel 4 lesen. Er erkannte und rühmte die Größe Gottes, seine Herrlichkeit und seine Erhabenheit, seine Treue und seine Liebe. Aus dieser Stellung heraus kam er zum Bekenntnis seiner Sünden. Dadurch wurde die Grundlage zu einem klaren Verhältnis zu Gott geschaffen. Möchte das der Herr auch dir und mir schenken. Er bekannte auch die Sünden seines Volkes. Wir haben uns empört, ich und die anderen, die du mir zur Betreuung gegeben hast, so klingt es aus seinen Worten. Wir sind Rebellen gegen Gott gewesen. Wie kostbar ist aber dann das schöne Zeugnis, das Daniel empfing: Er hatte sein Herz darauf gerichtet, Weisheit zu empfangen und demütigte sich vor seinem Gott (Daniel 10,12). Das ist der rechte Boden. Wenn der Verstand darauf gerichtet ist, kommt wenig dabei heraus. Erkenntnis Gottes ist eine Herzensangelegenheit. Er bekam das schöne Zeugnis Gottes, und seine Demütigung wurde erkannt. Ja, wer sein Herz darauf richtet und sich vor Gott demütigt, den wird er erhören und dem wird er sich kundtun. Möchte dir und mir dies mehr geschenkt werden. Es ist möglich, dass wir auf die Erhörung etwas warten müssen. Bei Daniel war es so, dass die Gebetserhörung auf sich warten ließ, weil ein Fürst aus dem Königreich Persien dem im Weg stand, der die Siegesbotschaft Daniel bringen sollte.


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Wer betet siegt! Wir werden es aber auch erleben, dass die Boten Gottes den Sieg davontragen. So konnte er, weil er ein planmäßiger Beter war, als mächtiger Zeuge zum Volk sprechen: Brich mit deinen Sünden! Und er konnte das Menetekel verkündigen. Wenn mir jetzt eine Bitte zu Gott gestattet würde, und ich die Zusage der Erfüllung bekäme, dann würde ich Folgendes äußern: Herr, lass mich und alle, die diese Zeilen lesen, ab heute planmäßige Beter werden!

Zu spät gebetet! einem kleinen Gebirgsdörfchen wohnIbeintenihren mehrere Christen. Diesen wurde es Zusammenkünften immer klarer, dass in ihrem Ort einmal in besonderer Weise das Evangelium verkündigt werden müsse. Gerettetsein, gibt Rettersinn! Eine Reihe Sänger vereinigte sich und übte erweckliche Lieder, die die Herzen der Menschen ansprachen. Man ließ große Plakate drucken und an besonderen Tafeln anbringen. Einige tausend Einladungszettel wurden ebenfalls hergestellt. Alle Vorbereitungen wurden getroffen. Die Einladungszettel wurden von einer Schar junger Leute, die ein persönliches Christusleben hatten, in alle Häuser des Dorfes, der Nachbardörfer und der näheren Umgebung getragen. Ein Verkündiger des Evangeliums war gerufen worden. Alles sah mit großer Spannung dem Beginn dieser Evangelisationswoche entgegen. Schon am ersten Abend machten die Gläubigen des Ortes die freudige Entdeckung, dass viele Menschen im Versammlungssaal waren, die man früher dort nicht gesehen hatte. Zu Beginn der Versamm-

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26 lung wurde ein gemeinsames Lied von Jesus, dem Erretter, gesungen. Der Chor sang ein Lied, und dann wurde das Evangelium verkündigt. Unter den Zuhörern saßen zwei junge Menschen: Der Sohn und die Tochter des Ortspfarrers. Der Vater war noch in Kriegsgefangenschaft. Ihr Großvater, der selbst ein Eigentum des Herrn und Heilandes Jesus Christus war, hatte die beiden Enkelkinder zur Evangeliumsverkündigung mitgebracht. Einige Abende vergingen. Da blieben nach einer Versammlung auch diese beiden jungen Menschen zurück. Sie begehrten, zur Gewissheit der Errettung ihrer Seele durchzubrechen. Sie wollten nicht einmal das schreckliche Wort über sich ergehen lassen: Zu spät gebetet! Das Mädchen schüttete sein Herz vor Gott aus. Es wusste, dass niemand zu Gott kommen kann, als nur durch Jesus allein. Man hatte den Eindruck, dass es nichts zurückhielt, was sein Gewissen und Leben belastete. Nachdem es Gott angerufen hatte, begehrte auch sein Bruder dem Sünderheiland zu nahen. Es vergingen einige Augenblicke der Stille, und im Himmel war Freude darüber, dass sich Menschenkinder Gott stellten, so wie sie waren, ohne etwas zu verschönern. Der Evangelist versuchte nun, diesen beiden, die Gott von ganzem Herzen suchten, das Erlösungswerk von Golgatha recht klarzumachen: Wie ein anderer die ganze Schuld und Sünde ihres Lebens auf sich genommen habe und wie er jedem, der zu ihm komme, Vergebung und Rettung schenke. Eine Bibelstelle nach der anderen nannte ihnen der Evangelist. Auch einen Liedervers von dem Lamm


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27 Gottes, das aller Welt Sünde trägt, sagte er und versicherte ihnen, dass sie nun in dem vollbrachten Erlösungswerk dieses Lammes ruhen dürften. Es dauerte einige Augenblicke, bis die beiden Menschen es im Glauben erfassten. Ihr Angesicht veränderte sich, die Augen fingen an zu glänzen. Ihre Seele hatte im Blut des Lammes Frieden gefunden. Zuerst beugte der junge Mann, dann das Mädchen die Knie, und sie lobten und priesen Gott. Diese jungen Menschen hatten den Schritt gewagt, und ihr Leben war durch die vollbrachte Tat Christi auf Golgatha zur Ruhe gekommen. Es war nicht zu spät. Das Wort Gottes erzählt uns aber von einer Gruppe Menschen, die zu spät gebetet haben. Ich will den Abschnitt aus Matth. 25, 1-13 folgen lassen: „Alsdann wird das Reich der Himmel gleich geworden sein zehn Jungfrauen, welche ihre Lampen nahmen und ausgingen, dem Bräutigam entgegen. Fünf aber von ihnen waren klug und fünf töricht. Die, welche töricht waren, nahmen ihre Lampen und nahmen kein Öl mit sich; die Klugen aber nahmen Öl in ihren Gefäßen mit ihren Lampen. Als aber der Bräutigam verzog, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein. Um Mitternacht aber entstand ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam! gehet aus, ihm entgegen! Da standen alle jene Jungfrauen auf und schmückten ihre Lampen. Die Törichten aber sprachen zu den Klugen: Gebet uns von eurem Öl, denn unsere Lampen erlöschen. Die Klugen aber antworteten und sagten: Nicht also, damit es nicht etwa für uns und euch nicht ausreiche; gehet lieber hin zu den Verkäufern und kauft für euch selbst. Als sie aber hingingen, zu kaufen, kam der Bräutigam, und

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Zu spät gebetet! die bereit waren, gingen mit ihm ein zur Hochzeit; und die Tür ward verschlossen. Später aber kommen auch die übrigen Jungfrauen und sagen: Herr, Herr, tu uns auf! Er aber antwortete und sprach: Wahrlich, ich sage euch, ich kenne euch nicht. So wachet nun, denn ihr wisset weder den Tag noch die Stunde.“ Das Wort Gottes schildert uns hier eine Begebenheit, in deren Mittelpunkt der Bräutigam steht. Es ist Jesus Christus, Gottes Sohn. Diese Geschichte ist sehr ernst. Der Herr Jesus hat sie für uns niederschreiben lassen. Sie ist deshalb sehr ernst zu nehmen, weil alle Voraussagen des Wortes Gottes bisher restlos in Erfüllung gegangen sind, wenn die Zeit dafür gekommen war. Du kannst gewiss sein, auch die noch unerfüllten Weissagungen werden einmal in Erfüllung gehen. An einer anderen Stelle habe ich diesen Bräutigam schon in seiner erhabenen, göttlichen Machtfülle beschrieben. Seine Stellung als Erlöser der ganzen Welt wurde dort ebenfalls erwähnt. Auch über seine Wiederkunft steht Näheres in meinen Schriften. Hier will ich einige der Gaben nennen, die der Herr Jesus schenkt. Er gibt einen bleibenden Frieden. Es ist herrlich, wenn ein unruhiges Menschenherz, das bisher von den Stürmen und Wogen des Lebens hin und her geworfen wurde, zur Ruhe kommt. Wenn ein solcher Mensch weiß: Hier habe ich mitten in der Brandung des Meeres einen Felsen gefunden, auf den ich mich mit beiden Füßen stellen kann. Mögen die Wellen noch so hoch gehen, mögen die Stürme noch so sehr toben: Ich habe Frieden, dauernden Frieden! Es ist köstlich, den Frieden des Gewissens gefunden zu haben und zu


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Wer betet siegt! wissen, dass die Scheidewand zwischen Gott und dem Sünder hinweggetan ist und der Kriegszustand zwischen Gott und mir aufgehört hat. Vor dem großen Gott, der auch in meinem Leben Sieger geworden ist, hat das Herz kapituliert, ist die Übergabe an den Erlöser Jesus Christus vollzogen. Alle Verfehlungen des vergangenen Lebens hat er hinweggetan. Nie mehr will er auf die vergebene Schuld zurückkommen. Es findet für den begnadigten Sünder kein Gericht mehr statt. Vergeben! So klingt es immer wieder im Herzen. Ja, vergessen für alle Zeit sind die Sünden und Übertretungen! Das Herz ist froh geworden. Es darf glauben und wissen, dass die Schuld gesühnt ist. Die Seele ist in der oberen Welt zur Ruhe gekommen. Von dort kommt ein himmlisches Echo zurück und gibt immer wieder neuen Frieden und neue Glückseligkeit. Es ist schon etwas, diesen bleibenden Frieden zu haben. Es bedeutet schon etwas, in der Vorfreude auf die ewige Herrlichkeit zu leben. Ein Heimweh erfasst uns, den zu sehen, der dies alles für uns auf Golgatha vollbracht hat. Er schenkt auch einen geebneten Weg. Das Höckerichte aus meinem Leben ist beseitigt. Er ebnet mir den Weg. Die vielen Berge und Schluchten, die mir den Weg so erschwert haben, darf ich nun in Begleitung des treuesten Freundes durchlaufen. Mit ihm darf ich mich auf dem Weg beschäftigen. Mit ihm darf ich reden, und er redet mit mir. Mit dem, der uns in dem Bibelabschnitt als der Bräutigam vorgestellt wird, bin ich in innige Verbindung gekommen. Er macht das Leben fruchtbar. Es geht uns wie einem Obstbaum, der einmal als Wildling unter anderen Bäumen aufge-

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28 wachsen ist. Man konnte ihn beschneiden, düngen, um ihn herum graben, man konnte tun, was man wollte: Er brachte keine Frucht! Da kam der große Gärtner und nahm diesem Wildling – es war mein Leben – die ganze Krone weg. Er setzte ein neues Reis auf. Nun durfte mein armes Leben erfahren, wie er es fruchtbar machte. Freude und Glückseligkeit, Liebe und Geduld, ja, alle Tugenden werden vom Geist Gottes, von dieser Kraft aus der oberen Welt, gewirkt. Er hilft zu einem Überwinderleben. Man wird jetzt mit seinen Schwächen und Leidenschaften fertig. Die Sünde siegt nicht mehr wie bisher. Zwar klopft die Versuchung noch immer an die Tür, aber man braucht die Tür nicht mehr zu öffnen. Ein anderer ist zum Torhüter meines Lebens bestellt, es ist der Heilige Geist. In meinem Herzen und Leben hat ein anderer Wohnung genommen. Nun gibt es statt Niederlagen – Sieg, statt Traurigkeit – Freude, statt Erbärmlichkeit und Nutzlosigkeit – göttlichen Reichtum. Und das alles schenkt der Bräutigam, der Herr Jesus. Die größte Freude ist, dass er einmal wiederkommt. Gott wird einmal das Signal geben, und der lange Zug der Erlösten wird sich in Bewegung setzen. Alle die, die durch das Blut Jesu gedeckt sind, die ihr ganzes Leben dem Herrn gegeben haben, werden dann den großen Siegeszug mitmachen. Es wird zur Heimat droben gehen. Dort wird ein freudiges Grüßen sein, ein Wiedersehen und Jubilieren. Ein neues Lied wird erklingen und die Himmel durchdringen: Das Lied vom Lamm, das gestorben ist und gesiegt hat. Alle, die zu dieser Gruppe gehören, haben sich einmal als verloren erkannt.


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29 Irgendwo an einem Ort, teils kniend im lauten Gebet, haben sie dem Herrn Jesus ihr Herz und Leben übergeben. Er hat bei diesen Menschen ein ganz Neues gewirkt. Sie haben früh genug gebetet. In dem zu Anfang angeführten Abschnitt der Heiligen Schrift treten zehn Jungfrauen auf. Anscheinend sind alle gleich – und doch sind sie verschieden. Alle zehn gingen aus, dem Bräutigam entgegen. Alle hatten den Entschluss gefasst, sich vom bisherigen Leben zu lösen, um das Ziel zu erreichen. Sie trugen das gleiche Kleid, die gleichen Lampen und waren alle Brautjungfrauen. Und doch war ein Unterschied da: Innerlich waren sie so weit voneinander entfernt, wie es einst der Himmel von der Hölle sein wird. Fünf dieser Jungfrauen waren klug. Sie hatten einmal gründlich über alles nachgedacht und waren bei ihrer Selbstbesinnung zur Errettung ihrer Seele gelangt. Der Entschluss, den sie nun fassten, war klug: Sie nahmen außer den Lampen auch noch ein Gefäß mit Öl mit. Die anderen fünf dagegen waren töricht. Sie hatten sich auch mit der Wiederkunft des Herrn beschäftigt. Sie waren auch Wartende wie die anderen. Sie hatten sich aber nicht zum Letzten durchgerungen. Die letzte Frage ihres Lebens war noch nicht geklärt worden. Nun will ich versuchen, die Frage, wer die zehn Jungfrauen eigentlich sind, evangelistisch zu beantworten. Ich bin ein Mann, der hin und her durch Deutschland gereist ist und in Zelten und Sälen das Evangelium verkündigt hat. Welche sind nun die törichten Jungfrauen?, so fragst du. Diese Frage ist berechtigt. Die törichten Jungfrauen haben die gleiche Lampe – die gleiche Form wie

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Zu spät gebetet! die übrigen. Sie sind mitgegangen, haben sich nicht geschämt und gescheut, zu dieser Gruppe zu gehören. In schweren Zeiten sind sie sogar unter einer gewissen Schmach den Weg gegangen. Vielleicht haben sie sogar andere auf das Kommen des Bräutigams aufmerksam gemacht. Es gibt liebe Menschen, die sich mit der äußeren Zugehörigkeit zum Kreis der Frommen zufrieden geben. Die Neigung zur Welt ist bei ihnen immer schwächer geworden. Zeitliche Vergnügungen hatten sie nicht mehr befriedigt. Sie suchten etwas anderes. Aber der Kern fehlte ihnen noch, den die Ewigkeit in das Menschenherz hineinlegt. Mitgesungen haben sie, die Lieder sind ihnen bekannt. Nicht wenige gehören zu dieser Gruppe. Man glaubt sogar, dass sie zu den Frommen gehören. Sie haben aber das Eine nicht: Es fehlt ihnen der Heilige Geist. Sie hatten – um mit den Worten des Herrn Jesus zu reden – kein Öl. Die Salbung von oben war ihnen nicht zuteil geworden. Das Siegel des Geistes Gottes, das nur ein wahrhaft Bekehrter empfängt, fehlte ihnen. Der Geist Gottes hatte ihnen nie die Bestätigung der Gotteskindschaft geben können. Solche Menschen sind nicht in der Lage, sagen zu können: Ich weiß genau, dass ich den Erlöser gefunden habe! Spricht man mit ihnen, dann weichen sie immer wieder aus. Sie gestatten gern, dass man sie lobt und ihre Haltung anerkennt. Sagt man ihnen aber klar auf den Kopf zu, dass ihnen das Letzte, trotz aller Religiosität, noch fehlt, dann sind sie beleidigt. Wie kann man solchen Menschen helfen? Gehörst du auch zu ihnen? Ich weiß nicht, wo du diese Broschüre liest. Eins aber, lieber Leser, darf ich dir sagen: Ich werde immer wieder für alle, die dieses


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Wer betet siegt! Buch lesen, beten, dass sie zur vollen Klarheit kommen. Mein Gebet ist auch, dass es dir nicht schwer fällt, dich von der eigenen Meinung und der Meinung deiner Mitmenschen frei machen zu lassen. Es ist nicht leicht – auch bei mir war es schwer – eine ganze Kehrtwendung zu vollziehen, allem restlos den Rücken zu kehren. Eine halbe Drehung – ja, die macht vielleicht noch mancher mit, aber eine völlige Abkehr von der Welt, um für das Kommen des Bräutigams bereit zu werden, das kann Gott doch nicht verlangen, so meint man. Vielleicht siehst du auch an dir gewisse Züge, die dich an die törichten Jungfrauen erinnern: Form statt Leben, äußere Zugehörigkeit ohne ein wirkliches Christuserleben? Welches sind nun die klugen Jungfrauen? Bemerkenswert ist, dass bei ihnen – im Gegensatz zu den törichten Jungfrauen – zuerst das Öl, der Inhalt, genannt wird. Erst nachher wird die Lampe genannt, die äußere Form. Im Vordergrund steht die Salbung von oben. Das Wichtigste bei ihnen ist der Besitz des Heiligen Geistes. Sie haben die Gotteskindschaft erlangt. Sie freuen sich, durch jene große Tat, die Jesus auf Golgatha vollbracht hat, gerettet zu sein. Sie sind unter dem Kreuz von Golgatha zur Ruhe gekommen. Sie haben Golgatha verstanden. Sie haben den Mittler angenommen und die Gewissheit ihrer Errettung bekommen. Einige von ihnen hatten dieses große Erlebnis in jungen Jahren. Manche sind alt geworden, ehe es ihnen geschenkt wurde. Aber sie alle sind durchgedrungen. Sie hatten früh genug gebetet und kamen in den vollen Besitz des Heils. Die Welt bezeichnet sie nicht als klug. Sie tragen vielmehr Schmach. Und doch

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30 sind sie, die in den Augen der Welt als töricht gelten, die göttlich Weisen, die wahrhaft Klugen. Wann wird der Herr kommen? Und wann wird die Hochzeit sein?, so fragst du, lieber Leser. Den Tag und die Stunde der Hochzeit weiß niemand, nur allein der Vater im Himmel. Nur er bestimmt den Zeitpunkt, wann der himmlische Bräutigam seine Braut heimholt. Mein alter Lehrer sagte uns einmal: Wenn man den Tag wüsste, an dem man von dieser Erde Abschied nehmen muss, oder den Tag, an dem der Herr Jesus wiederkommt, dann käme man in die Gefahr, sorglos draufloszuleben, um dann noch in letzter Stunde alles in Ordnung zu bringen und dabei zu sein. Man hat sich vielfach bemüht, den Zeitpunkt der Wiederkunft des Herrn auszurechnen, aber man hat sich immer wieder verrechnet. Eine große Müdigkeit unter den Gotteskindern deutet aber darauf hin, dass die Mitternachtsstunde nahe ist. Nach der Rede des Herrn Jesus werden alle Jungfrauen vor der Wiederkunft des Bräutigams als schläfrig bezeichnet … Sie schlafen sogar ein. Wenn man daraufhin manche christlichen Kreise betrachtet, ganz gleich, ob sie zur Kirche oder zu irgendeiner Gemeinschaft gehören, so bekommt man den Eindruck: Hier ist etwas von Schläfrigkeit oder Eingeschlafensein zu sehen. Manche träumen noch von der schönen Vergangenheit, von Segnungen, die sie einmal erlebt haben. Vieles liegt weit zurück. Man weiß es nur noch vom Hörensagen, dass hier oder dort einmal Erweckungen gewesen sind, dass viele durch Buße zum Glauben an Jesus Christus gekommen sind, dass über jene Berge und


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31 Täler einmal Gesänge erschallt sind, angestimmt von solchen, die Jesus Christus als ihren Heiland gefunden haben. In der Stunde, wenn der Herr Jesus im Begriff steht zu erscheinen, werden die Jungfrauen aus ihrem Schlaf aufgeschreckt. Sie hören den Schrei: Der Bräutigam kommt, gehet aus, ihm entgegen! Es war der Aufruf, sich bereit zu machen. Noch waren die Klugen und Törichten beisammen. Noch trafen sie alle dieselben letzten Vorbereitungen und schmückten ihre Lampen. Äußerlich sollte alles blitzsauber und blank, ja, in Ordnung sein, das Innere der Gefäße konnte niemand sehen. Einem aber ist es nicht verborgen. Er kann mit seinen Augen überall hinschauen. Alle Jungfrauen setzten sich in Bewegung, dem Bräutigam zu begegnen. Die Törichten hatten aber eins versäumt: Sie hatten sich nicht rechtzeitig das kostbare Öl des Heiligen Geistes besorgt. Vielleicht haben sie oft gedacht: Warum noch ernstlich beten? Bei den Worten des Herrn Jesus, die wir zuvor in diesem Kapitel gelesen haben, dreht sich alles um den Kern, um das Eigentliche im Leben eines wahren Christen. Nur der Geist Gottes allein gibt die Gewissheit des Gerettetseins. Doch dieses Geschenk des Heiligen Geistes haben nur die, die Jesus Christus persönlich erlebt haben. Niemand hat dieses von Geburt an besessen oder durch irgendwelche religiösen Handlungen bekommen. Es wird dem Sünder nur durch die Wiedergeburt – die Geburt von oben, wie die Bibel es nennt – zuteil. Bis jetzt waren die törichten Jungfrauen nur mit den klugen mitgegangen. Genauso gehen auch heute viele Men-

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Zu spät gebetet! schen in eine Kirche oder Gemeinschaft nur mit. In dieser kritischen Stunde aber kamen die törichten Jungfrauen zur Besinnung. – Jetzt entdeckten sie ihren Mangel und wandten sich in ihrer Not an die klugen Jungfrauen: Gebt uns von eurem Öl, denn unsere Lampen verlöschen! Wir könnten es auch so ausdrücken: Uns fehlt das Licht, das rechte Feuer. Unsere Herzen brennen nicht für den Heiland. Nicht also, damit es nicht euch und uns fehle, antworteten die klugen Jungfrauen. Die Bitten der Törichten wurden nicht erhört. Sie hatten zu spät gebetet. Ein furchtbares Wort, das einmal viele Menschen hören müssen. Ich wünsche in dieser Stunde eins, dass du, der du diese Zeilen liest, nicht zu jenen gehören möchtest. Nun sagst du vielleicht: Wird denn nicht jede Bitte erhört? Hat nicht der Herr Jesus verheißen, dass jeder Bittende empfängt, dass jedem Anklopfenden aufgetan wird? Jetzt hast du noch Zeit, lieber Leser. Jetzt darfst du noch um das Letzte, das dir fehlt, ringen und bitten. Ja, du wirst zur Klarheit und zum Besitz des Heils kommen, wenn du dich im Gebet durchringst. Nur eins möchte ich noch sagen: Lass es nicht darauf ankommen, bis es zu spät ist! Geht hin zu den Krämern und kauft für euch selbst! Da fragt man nun häufig: Wer sind diese, bei denen man das Öl kaufen kann? Sind es die Pfarrer, zu denen ich gehen muss, oder ist es ein Prediger? Manche meinen, die Evangelisten seien die Leute, die den richtigen Weg zeigen und das kostbare Öl vermitteln könnten. Mein lieber Leser, nicht die Krämer sind hier wichtig, wichtig vor allem ist dein


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Wer betet siegt! Tun. Du musst zu den Verkäufern gehen, d.h., du musst etwas in die Waagschale werfen, wenn du dieses köstliche Gut haben willst. Man könnte auch sagen, es kostet etwas: Dein ganzes Leben, so wie du es bis jetzt gelebt hast. Alle Schuld und Sünde muss in die Waagschale Gottes gelegt werden, dann schenkt dir Gott Vergebung deiner Schuld und die Gewissheit deines Heils. Ist dir dieser Preis zu hoch? Es gibt keinen geringeren. Du darfst nichts zurückbehalten. Hast du schon dieses Erleben der Gnade gehabt? Gibt dir der Geist Gottes Zeugnis, dass du ein Gotteskind bist? Bei der Ankunft des Bräutigams hat niemand so viel Geistesfülle, dass er einem anderen etwas davon abgeben könnte. Jeder hat nur für sich selbst genug. Wenn deine Mutter gläubig ist, oder schon im Glauben heimgegangen ist, so kann sie dir doch nicht helfen. Auch der Kreis der Beter, der für dich betet, kann dir von sich nichts geben. Du kannst an einem Tisch mit Gotteskindern sitzen; ihr Ölvorrat reicht aber nicht aus, um bei der Wiederkunft des Herrn deinen Mangel zu decken. Hast du nicht selbst dem Herrn Jesus das Herz geschenkt, hast du dein Leben nicht von ihm in Ordnung bringen lassen – dann gibt es an jenem Tage für dich nur ein schreckliches Zuspät! Die bereit waren, gingen mit ihm ein zur Hochzeit. Wenn schon ein frohes Herz ein beständiges Festmahl ist, wie die Heilige Schrift sagt, so wird doch dies die Krone aller Festlichkeiten sein. Die Vorfreude, einmal dabei sein zu dürfen, will oft die Brust sprengen. Freust du dich auch? Dann aber ist die Tür verschlossen. Noch einmal sage ich: Es gibt ein Zuspät-

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32 Gebet! Dann ist die Tür verschlossen. Dann wirst du einst draußen stehen, bittend: Lass mich ein! Händeringend wirst du flehen, doch zu spät wird's sein. Schnöder Sünder, hast's vergessen, wer einst klopfte, wer? Er, der einst um dich geworben, kennt dich dann nicht mehr. Ja, der Herr wird sprechen: Ich kenne euch nicht! Manche werden dann sagen: Sind wird nicht mitgegangen? Waren wir nicht oft dabei? Haben wir nicht alles Schöne und Herrliche miterlebt? Zu spät! So wird es dann heißen. Darum lass dir zum Schluss das eine sagen: Rufe und flehe zum Herrn, möglichst sofort, irgendwo, wo du allein bist, und ruhe nicht, bis du die Gewissheit hast: Ich werde an der Hochzeit des Lammes teilnehmen. In diesem Kapitel durfte ich dir zeigen, dass Jesus Christus wiederkommt, wie seine Wiederkunft stattfinden und wer dabei sein wird. Auf dem Bahnhof hatte ich Dienst als Fahrdienstleiter. Der letzte Zug fuhr ab. Da kam eine junge Frau abgehetzt angelaufen und schrie: Halten Sie den Zug an, ich muss mit diesem Zug fahren, meine Mutter wartet auf mich, sie ist schon vorgefahren! Zu spät! lautete meine Antwort. Sie haben den letzten Zug versäumt. Mein lieber Freund, gestatte mir doch, dass ich dich so nenne, weil ich dich liebe und für dich bete, obwohl ich dich nicht kenne, prüfe doch bitte einmal, was ich dir hier geschrieben habe. Sehr gern möchte ich dich und alle, die diese Zeilen lesen, einmal in dem großen Festzug, wenn Jesus Christus die Seinen von dieser Erde


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in die Herrlichkeit holt, sehen. Noch ist es nicht zu spät. Noch darfst du bitten und flehen. Doch es ist Zeit! Die Stunden folgen schnell; es geht auf Mitternacht. Bald schlägt es voll, und drüben schimmert's hell; ihr Jungfrauen, erwacht! Der Bräutigam erscheint von weitem, auf, auf, die Lampen zu bereiten! Auf, es ist Zeit!

Erhört Gott mein Gebet um Errettung meiner Angehörigen? eder Mensch hat sich in seinem Leben Jreichen gewisse Ziele gesteckt, die er gern ermöchte. Es kommt aber oft anders, als du und ich es uns ausgemalt haben. Du wirst nicht der Einzige sein, der am Ende seines Lebens auf nicht verwirklichte Pläne zurückblicken muss. Ein guter Rat lautet: Sorg, doch sorge nicht zu viel, es geht doch, wie Gott es haben will. Zum Teil stimmt dieser Vers, aber nicht ganz. Gott will den Menschen im Leben so führen, dass er einmal bei ihm in der Herrlichkeit sein kann. Es hängt von dem Willen des Menschen ab, ob er ihn dem Willen Gottes unterordnet. Dies fällt manchen Menschen ungeheuer schwer. Es bringt sie in einen harten Kampf, um im Blick auf die Ewigkeit klar zu sehen und recht zu handeln. Bei mir ging es auch durch manch heißen Gebetskampf. Im Wort Gottes wird uns ein solcher Gebetskampf geschildert,

den eine Frau weniger für sich, als für die Errettung ihrer Tochter gekämpft hat: „Jesus ging aus von dannen und entwich in die Gegenden von Tyrus und Sidon; und siehe, ein kananäisches Weib, das von jenen Grenzen herkam, schrie zu ihm und sprach: Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids! Meine Tochter ist schlimm besessen. Er aber antwortete ihr nicht ein Wort. Und seine Jünger traten herzu und baten ihn und sprachen: Entlass sie, denn sie schreit hinter uns her. Er aber antwortete und sprach: Ich bin nicht gesandt, als nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Sie aber kam und warf sich vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir! Er aber antwortete und sprach: Es ist nicht schön, das Brot der Kinder zu nehmen und den Hündlein hinzuwerfen. Sie aber sprach: Ja, Herr, denn es essen ja auch die Hündlein von den Brosamen, die von dem Tische ihrer Herren fallen. Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: „O Weib, dein Glaube ist groß; dir geschehe, wie du willst“ (Matth. 15, 21-28). Es gibt viel Not auf dieser Erde. Der eine hat mehr Not durchzumachen, der andere weniger. Die Frau, von der in diesem erwähnten Abschnitt die Rede ist, war in große Not gekommen. Diese Not hatte sie veranlasst, um Hilfe zu schreien. Das kann bei jedem Menschen einmal vorkommen. Schon im Berufsleben geht es nicht immer so, wie man es gern möchte. Phlegmatiker lassen einfach alles so laufen, wie es eben kommt. Wer sich aber ein Ziel setzt, um etwas zu erreichen, muss auch Schwierigkeiten überwinden. Viele geben sehr leicht vor Hindernissen den Kampf auf. Andere werden im Kampf nur noch mutiger. Sie setzen alles daran, um ihr Ziel zu erreichen. Vielleicht hast auch


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Wer betet siegt! du in deinem Leben einen besonderen Erfolg gehabt. Du schreibst ihn dir allein zu. Bis zu einem gewissen Grad mag das auch richtig sein. Denke aber daran: Wen Gott segnet, der ist gesegnet ewiglich. Im Familienleben gibt es auch mancherlei Schwierigkeiten. Da kommen Krankheiten. Oft scheint es, als sollte man das eine oder andere Familienglied plötzlich verlieren. Wer ist da nicht schon in Not geraten? In manchen Familien machen ungeratene Kinder den Eltern große Sorge. Wie viele Tränen werden von Müttern geweint. Geschwister leiden darunter, wenn ein verlorener Sohn oder eine verlorene Tochter über die ganze Familie Schande bringt. Auch jungen Menschen bleibt die Not nicht erspart. Wie mancher hat schon vor einem Examen gestanden und schlaflose Nächte gehabt. Du hast dich vielleicht auch schon in solchen Stunden gefragt: Wie werde ich es nur schaffen? – Du standest vor einem großen, gewaltigen Berg, der musste überschritten werden. Not und immer neue Not wollten dich am Leben scheitern lassen. Hilfe suchtest du bald bei diesem, bald bei jenem, von denen du wusstest, dass sie begabter waren als du. Es gibt aber auch eine innere Not, von der es im Lied heißt: Es gibt im Leben ein Herzeleid, das ist wie die weite Welt so weit, das ist wie Bergeslasten schwer, das ist so tief wie das tiefste Meer. Eine ganz große Not ist es, wenn ein Kind Gottes eine Person, die es liebt, gern in den Reihen der Nachfolger Jesu sehen möchte, und diese Person den Weg dahin nicht findet. Die Frau in dem erwähnten Bibelabschnitt schrie zum Herrn Jesus. Sie

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34 sagte: Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids, meine Tochter ist schlimm besessen. Die Not eines ihrer Allernächsten brachte sie zu diesem Notschrei. Sie kam aber an die richtige Adresse und brachte ihr Herzensanliegen dem Herrn Jesus. Mütter, Väter, Verwandte von Menschen, die noch kein Eigentum des Herrn Jesus sind, leben oft in der großen Gefahr, Vorwurf um Vorwurf auf diese Menschen herniederprasseln zu lassen. Dies ist aber nicht der Weg, die Menschen zu Jesus zu führen. Die Männer werden gewonnen durch der Frauen Wandel, so sagt das Wort Gottes, und wiederum lesen wir, dass der Wandel allein oft nicht genügt, um Menschen zur inneren Erschütterung zu bringen, die dem Abgrund der ewigen Qual entgegentaumeln. Er aber antwortete ihr nicht ein Wort, so lesen wir in dem erwähnten Vers. Man könnte sagen, nicht jedes Gebet wird sofort erhört. Ein furchtbares Wort für die, die meinen, ich kann unmöglich noch länger warten, der Herr muss mich erhören. Oft werden die das erleben, die für ihre Angehörigen beten, bis fast keine Hoffnung mehr vorhanden ist. Die Jünger schalteten sich hier ein und sagten: Entlasse sie, denn sie schreit hinter uns her. Oft wird ein flehentlicher Beter, dem es ganz ernst ist, der unter Tränen für die Errettung seiner Angehörigen ruft und schreit, von anderen Gläubigen nicht verstanden. Es kann dahin kommen, dass sogar erfahrene Brüder und Schwestern in Christo sagen: Es kommt nur auf den Glauben an. Du musst still werden. Du musst warten, bis der Herr einschreitet. Wenn aber Gott den Zustand der Verlorenen einem Gotteskind so brennend aufs Herz legt, dann kann es unmöglich zu


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einem Aufhören im Gebet kommen. Da antwortete Jesus, und zwar sagte er: Ich bin nicht gesandt als nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Sie hat die Vorbedingung nicht erfüllt, so könnte es heißen, wenn man das Wort näher betrachtet. Nun musste sie sich damit abfinden, nicht erhört von dannen ziehen zu müssen. Doch hier sieht man das wahre, rechte Gebet und die innere Not einer Mutter wegen der Errettung ihrer Tochter. Sie kam und warf sich vor ihm nieder. Nicht erhörte Gebete müssen uns dem Herrn näher bringen. Wir dürfen nicht zurückschrecken, wenn wir einmal das große Gebetsanliegen aufs Herz genommen und geschrien haben: Herr, rette mein Kind, meinen Sohn oder meine Tochter um jeden Preis. Ihre Worte werden flehender, ihr Notschrei wird immer stärker, sie sagt nur: Herr, hilf mir! Er aber antwortete: Es ist nicht schön, das Brot der Kinder zu nehmen und den Hündlein hinzuwerfen. Sie wurde mit einem Hündlein verglichen, mit einem unreinen Tier. Dennoch wurde ihr Flehen und Rufen in der Waagschale Jesu nur geprüft, um festzustellen, ob es ihr wirklich um das eine ging. Sie aber ließ nicht nach, sie antwortete dem Herrn: Ja, Herr, ich bin unrein. Sie gab zu, dass sie unrein war. Und dennoch, so sagte sie, essen die Hündlein von den Brosamen, die von des Herrn Tische fallen. Manches Gotteskind hat sich schon oft mit der Frage beschäftigt: Wird mein Gebet, wenn ich für die Errettung meiner Angehörigen flehe, erhört oder nicht? Wie mancher hat einen Anlauf genommen und ist nicht zum Ziel gekommen. Mein

Sohn wurde mit fünfzehn Jahren in den Krieg als Luftwaffenhelfer eingezogen. Er hatte in jungen Jahren bekannt, den Herrn gefunden zu haben. Ein Jahr später kam er zum Arbeitsdienst. Wieder ein Jahr später zur Wehrmacht. Als Panzerfunker wurde er in den verschiedensten Gegenden herumgeworfen. Zuletzt hatte er den kleinen Glauben, wenn auch nicht ganz, so doch in etwa verloren. Er machte manches mit, was andere Soldaten auch taten. Gott gab große Gnade. Er kam aus dem schrecklichen Krieg über die Gefangenschaft bald ins Elternhaus zurück. Nun bekam er eine Lehrstelle als Kaufmann. Morgens früh verließ er das Haus, abends spät kam er zurück. Hin und her erzählten mir Freunde, mein Sohn rauche genauso Zigaretten wie die anderen Jungen. Er witzele mit wie die anderen seines Alters. Ich hatte ihn diesbezüglich wiederholt väterlich zur Rede gestellt. Es war aber doch mehr die Strenge des Vaters, der ein anderes Leben von dem Jungen forderte. Eines Tages hörte ich von anderen wieder einiges über das Leben meines Jungen. Es fiel mir nun sehr schwer, weiter den Dienst als Evangelist zu tun. Eines Nachmittags bat ich ihn zu einer Aussprache in mein Zimmer. Er war gern bereit, sich über das, was mein Herz bewegte, auszusprechen. Ich sah aber keine Wende, keine Buße, nicht die innere Voraussetzung, die ich bei ihm gern gesehen hätte, um ihn ganz für den Herrn gewinnen zu können. In dieser Stellung, als ich in Liebe und innerem Ergriffensein mit meinem Sohn sprach, rollten mir die Tränen über die Wangen. Auf einmal fiel mir mein Sohn um den Hals und sagt: Vater, dies ist die letzte Ermahnung. Von dieser Stunde an wird es anders in meinem Leben. Jetzt, im Augenblick,


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Wer betet siegt! gibt mir der Herr Jesus über all das Verfehlte und Falsche, über die mangelnde Hingabe an ihn, über mein starkes Eigenleben Licht. Bete mit mir zu dem Herrn Jesus, dass er mich in dieser Stunde von allem frei macht. Ich will ab heute ganz dem Heiland folgen. Wir knieten in meinem Zimmer nieder. Als ich mein Herz ausschüttete, gab es bei mir und auch bei ihm viele Tränen. Ich wies ihn auf die Gnade Jesu Christi hin, zu der wir immer wieder Zuflucht nehmen dürfen. Auf das Blut Jesu Christi, das wir immer wieder in Anspruch nehmen können. Große Freude zog in sein Herz ein. Mein Herz jubelte wahrscheinlich noch mehr als das seine. Noch einmal knieten wir nieder und dankten dem Herrn für die zurechtbringende Gnade. Hier antwortete Jesus. So durfte ich es erleben, so durfte es mein Sohn erfahren, so durfte es die Frau in Besitz nehmen, wie wir es in diesem Abschnitt gelesen haben. Sie bekam sogar ein Lob: Dein Glaube ist groß. Nun bekam sie doch ihren Willen: Dir geschehe, wie du willst. Diese innere Not und das Flehen der Mutter konnte der Herr Jesus nicht länger mit einem Nein beantworten. Sie wurde erhört. Ihre Tochter wurde gesund – oder gerettet – von jener Stunde an. Liebes Gotteskind, wenn du um die Errettung einer Seele bangst, dann lass dich durch diese schlichten, einfachen Zeilen eines Mannes, der mit dir empfindet, ermutigen, doch im Gebet anzuhalten. Frage in schweren Stunden nicht, wenn du keine Erhörung siehst: Warum noch beten?, sondern denke daran, Jesus Christus erhört dich, wenn du um die Errettung deiner Angehörigen betest. Du darfst dich dabei an viele Verheißungen klam-

36 mern, die dir in einem besonderen Kapitel dieser Broschüre noch in Erinnerung gebracht werden sollen. Gib nur den Gebetskampf nicht auf, vielleicht stehst du ganz kurz – nur noch wenige Schritte – vor der Erhörung, die dich zum Jubel und zur Freude bringen wird. Doch wir müssen erst die Vorbedingungen erfüllen. Der Herr, der große Erhörer des Gebets, muss erst bei uns das Ziel erreicht haben. Wenn wir mit einem bußfertigen Herzen zum Herrn beten und ihn immer wieder bitten, er möge uns alles Versäumte in der Erziehung, alle Verfehlungen im Wandel, in Worten und Taten sowie alle Unterlassungen vergeben, wenn es bei uns zu Tränen kommt, dann werden wir bald erleben: „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten“ (Psalm126, 5).

Ein Gebet, das nicht erhört wird und Tod! – Gibt es größere Lundeben Gegensätze? Das eine so voller Freude oft mit viel Leid durchkostet und durchlitten – das andere so oft ersehnt und doch gefürchtet! Leben und Tod! Sind nicht in stillen Stunden auch schon in deiner Seele die Fragen aufgebrochen: Was kommt nach dieser Zeit? Darf ich an ein Weiterleben glauben? Was wird aus mir und meiner Seele? Bliebst du beim Überlegen ruhig, oder packten dich Angst und quälende Unruhe? Du sagst: Das Leben ist so schön, warum soll ich mich mit dem Sterben befassen? Ja, das Leben bietet allerlei Freuden! Ein trauter Freundeskreis, in dem man sich wohlfühlt, Menschen, mit denen man eines Sinnes ist, die mitempfinden,


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37 Leid und Freude teilen, ein inniges Familienleben: Das alles gibt dem Leben Inhalt und Wert. Oder denkt man an Erholungszeiten zurück, an Tage der Ausspannung und Ruhe, vielleicht im Kreis lieber Menschen verlebt, dann wird einem das Herz warm. Auch der Beruf bietet vieles, woran ein Mensch sein Herz hängen kann, worin er seine Befriedigung findet. Gewiss sagst du, es gibt auch eng daneben viel Leid. Es beginnt mit den Enttäuschungen im Berufsleben, wenn das Leben durch Menschen, oder auch durch eigene Schwächen recht erschwert wird. Mancher geht dann mit Seufzen an seine tägliche Beschäftigung. Es kann im Leben dahin kommen, dass man mit einem Notschrei ausruft: Ach, wäre ich doch nie geboren! – Mancher sah sich schon vor die Frage gestellt, wenn es kein Fortleben nach dem Tod gibt, ob es dann nicht besser ist, diesem Leben selbst ein Ende zu bereiten. Und nun sagst du, das Leben ist so bitter und so hart, und aus diesem Grund ist es gut, dass es ein Ende hat. Bist du bei diesem Gedanken ruhig? Bist du wirklich so gelassen, wie es den Anschein hat? Wenn man das Treiben, Hasten und Jagen der einzelnen Menschen beobachtet, könnte man auf den Gedanken kommen, sie wollten immer auf dieser Erde bleiben. Es ist Tag für Tag ein SichMühen und Plagen. Wie leicht kann es doch über Nacht anders werden. Da streckt sich plötzlich eine kalte Hand nach dir aus. Nicht jeder wird siebzig oder achtzig Jahre alt, bis er in die Ewigkeit abgerufen wird. Hat man erst einen der Lieben zu Grabe tragen müssen, dann fragt man besonders: Gibt es ein Fortleben nach dem Tod?

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Ein Gebet, das nicht erhört wird Der schlimmste Feind des Lebens ist der Tod. Er steht in großem Widerspruch zu allem Leben. Steht man an der Bahre eines kleinen Kindes, das der Sonnenschein im Haus war, kann man die Tränen oft nur mit großer Mühe zurückhalten. Sieht man hinter einem Leichenwagen die Braut ihres verstorbenen Verlobten gehen, so erfüllt uns das mit tiefem Mitempfinden. Sieht man aber hinter den Trägern des Sarges eine junge Frau mit einigen kleinen Kindern gehen, die ihren Mann zu Grabe trägt, dann tut das Herz weh. Nicht geringer ist der Schmerz, wenn eine Reihe Kinder ihre allzu früh abgerufene Mutter zu Grabe begleitet. Hier war es ein Unglücksfall, dort machte ein plötzlicher Herzinfarkt dem Leben ein Ende. Oft ging es auch durch ein langes Krankenlager, so dass die Angehörigen den Tod dieses lieben, teuren Menschen herbeisehnten. Alte Leute zu Grabe zu tragen, so sagte jemand, ist nicht das Schwerste. Ich muss aber sagen, dass man doch sehr oft den Rat der alten Leute braucht, um vor Irrund Umwegen in diesem Leben bewahrt zu bleiben. Wie es auch sein mag, jedenfalls ist es berechtigt, dir die große Frage vorzulegen: Wie wird bei dir das Fortleben nach dem Tode sein? Ach, was könnt es nützen dir, wenn du gleich die Welt gewönnest. Einmal musst du fort von hier, fort von dem, was dein du nennest. Was du hast, ist dir gelieh'n; denn du musst von hinnen zieh'n. Komm, lass uns diese Dinge einmal gemeinsam behandeln. Wir wollen uns damit unter das Wort Gottes beugen, das die Fragen klar beantwortet, wie das Fort-


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Wer betet siegt! leben nach dem Tode sein wird und ob auch dann noch Gebete erhört werden: „Es war aber ein gewisser reicher Mann, und er kleidete sich in Purpur und feine Leinwand und lebte alle Tage fröhlich und in Prunk. Es war aber ein gewisser Armer, mit Namen Lazarus, der an dessen Tor lag, voller Geschwüre, und er begehrte sich von den Brosamen zu sättigen, die von dem Tische des Reichen fielen; aber auch die Hunde kamen und leckten seine Geschwüre. Es geschah aber, dass der Arme starb und von den Engeln getragen wurde in den Schoß Abrahams. Es starb aber auch der Reiche und wurde begraben. Und in dem Hades seine Augen aufschlagend, als er in Qualen war, sieht er Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoße. Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, dass er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge kühle; denn ich leide Pein in dieser Flamme. Abraham aber sprach: Kind, gedenke, dass du dein Gutes völlig empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus gleicherweise das Böse; jetzt aber wird er hier getröstet, du aber leidest Pein. Und zu diesem allem ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, damit die, welche von hier zu euch hinübergehen wollen, nicht können, noch die, welche von dort zu uns herüberkommen wollen. Er sprach aber: Ich bitte dich nun, Vater, dass du ihn in das Haus meines Vaters sendest, denn ich habe fünf Brüder, damit er ihnen ernstlich Zeugnis gebe, auf dass sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. Abraham aber spricht zu ihm: Sie haben Moses und die Propheten; mögen sie dieselben hören. Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn jemand von den Toten zu ihnen geht, so werden sie Buße

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38 tun. Er aber sprach zu ihm: „Wenn sie Moses und die Propheten nicht hören, so werden sie auch nicht überzeugt werden, wenn jemand von den Toten aufersteht“ (Luk. 16,19-31). Das Erdenleben bringt viel Mühe und Arbeit mit sich, besonders bei denen, die sich ein hohes Ziel setzen, die mit ihrem Ehrgeiz etwas erreichen wollen. Sie schaffen von früh bis spät und wollen wenigstens so viel im Leben erreichen, dass sie sich das Alter angenehm gestalten können. Vielen genügt auch schon eine gute Kleidung, um sich ordentlich und anständig unter den Menschen bewegen zu können. In wie vielen Herzen kommt die Gedankenflut von Nahrungs- und Kleidungssorgen auf dieser Erde gar nicht mehr zum Stillstand. In dem Abschnitt, den du soeben gelesen hast, findest du einen Mann, der sich auch viel mit dem Irdischen beschäftigt hat. Er kleidete sich in Purpur und köstliche Leinwand, legte Wert auf das Leben, auf Fröhlichsein, auf Essen und Trinken. Wäre mit dem Tod alles aus, dann könnte man jeden verstehen, der alles daransetzt, dieses Leben restlos zu genießen. Ja, man könnte andererseits auch die verstehen, die ihrem Leben selbst ein Ende machen. Wie manche sagen in dieser schweren Zeit, durch die wir gehen, das Leben lasse sich oft nicht mehr ertragen. Wie auch immer sich das Leben bisher bei dir abgespielt haben mag: Eines Tages wirst du dich mit dem Abruf in die Ewigkeit beschäftigen müssen. Vielleicht merkst du die Folgen einer Krankheit, es will nicht mehr so recht gehen, es hapert hier und dort. Man sucht nach erprobten Hausmitteln. Vieles wird angewandt, was sich in anderen Fällen bewährt hat. Aber


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39 bei dir versagt es! Es wird ein Arzt in Anspruch genommen, und alles Bemühen und alle Tüchtigkeit der Menschen scheitern. Die Gesundheit lässt vergeblich auf sich warten. Es wird noch ein anderer Arzt hinzugezogen, aber es gibt keine Hilfe mehr. Es winkt die Ewigkeit – aber wie wird sie sein? Wenn die Stunde da ist, dann nützt auch kein Heilkundiger mehr. Vergeblich beschreitet man Wege, die in unzähligen Fällen erfolgreich waren. Man nimmt den Rat mancher Freunde und Freundinnen an, macht sogar weite Reisen, es nützt nichts mehr. Auch eine Operation, die in einigen Fällen Linderung oder völlige Heilung gebracht hat, ist hier vergeblich. Der Tod legt seine kalte Hand auf das Leben des Menschen. Wenn ich darüber nachdenke, wie viel Schaffen, Abrackern, Hetzen und Jagen im Leben eines Menschen liegen, dann werde ich an das Wort meiner alten Mutter erinnert, das sie mir zurief, als ich wieder einmal abfuhr, um das Evangelium zu verkündigen. Sie sagte: Vergiss nicht, den Menschen immer wieder zu sagen, das letzte Kleid, das sie tragen werden, hat keine Taschen. Es ist wichtig, auch dir, lieber Leser, in herzlicher Liebe einmal den Spiegel der Ewigkeit, den Spiegel, in dem du dich beschauen kannst, wie dein Fortleben nach dem Tod sein wird, vor Augen zu halten. In unserem Bibelwort sehen wir zwei Menschen, die ganz verschiedene Ziele hatten. Der eine ein Himmelsanwärter, der andere, verzeiht den krassen Ausdruck, ein Höllenanwärter. Der Erstere, der die himmlische Herrlichkeit zum Ziel hatte, musste sterben; aber er wurde von Engeln dorthin getragen, wo der Vater des Glau-

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Ein Gebet, das nicht erhört wird bens war, an den Ort der Ruhe, zur Heimat droben. Bezeichnend ist, dass sein Name sogar im Wort Gottes festgehalten ist. Alle Menschen, die ins Buch des Lebens geschrieben wurden, kommen an diesen herrlichen Ort, wo es keine Tränen mehr gibt, kein Leid, kein Geschrei, keine Trauer, wo ewige Herrlichkeit auf die Erlösten wartet. Ich hatte einen guten Freund. Wenn ich Rat brauchte, war er für mich da. Brauchte ich Hilfe, versagte er sie mir nie. Eines Tages kam ich von einer Reise zurück, da fährt ein Wagen an meiner Wohnung vor, und ich werde gebeten einzusteigen, um mich von meinem heimgehenden Freund zu verabschieden. Beim letzten Händedruck sagte er: Das ist kein Sterben, das ist Herrlichkeit, Herrlichkeit, nur Herrlichkeit, Halleluja! Ich kniete mit seiner Schwester zusammen am Sterbebett nieder und befahl seine Seele dem Herrn an, dem er gedient hatte und dem er gehörte. Als wir wieder von den Knien aufstanden, war er nicht mehr auf dieser Erde. Da war sein Wunsch erfüllt, allezeit bei dem Herrn zu sein. Du fragst vielleicht: Welche besonderen Segnungen besitzen die, die einmal in die Herrlichkeit zu Jesus Christus gehen, schon hier unten auf dieser Erde? Es sind Menschen, die sich als Sünder erkannt haben, sie haben ihre ganze Schuld, die sich in ihrem Leben angehäuft hat, entdeckt. Zunächst glaubten sie, gut zu sein und vor GOTT bestehen zu können. Dann aber schenkte ihnen der Herr Licht, und sie sahen ihr Leben im Licht Gottes. Sie erschraken – und übergaben ihr Leben dem Herrn Jesus. Sie baten ihn um Vergebung der Schuld, um Errettung der Seele und wurden froh und glücklich.


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Wer betet siegt! Höre auf zu lesen, knie nieder und bitte den Herrn Jesus, er möge dir doch jetzt einmal dein ganzes Leben, all dein Tun und Lassen, all deine Übertretungen zeigen. Sage es keinem Menschen, sage es Jesus, damit du nicht einmal nach diesem Leben Gebete ausrufen musst, die dann nicht mehr erhört werden. Denken wir an unser Bibelwort. Auch der andere starb, der nicht zur Herrlichkeit ging, der Jesus Christus nicht als seinen Heiland angenommen hatte. Bei ihm wird hervorgehoben, dass er begraben wurde. Sicherlich war es ein standesgemäßes Begräbnis in Reichtum und Prunk. Aber sein Name wurde nicht genannt. Er war nur einer unter den vielen, der nicht, wie die Schar der Erlösten, die Heimat droben als Ziel hat. Doch seine Seele starb nicht. Es gibt ein Fortleben nach dem Tod! Höre nicht auf jemand, der irgendwo einen Satz gehört hat und ihn nachsagt: Es gibt kein Fortleben nach dem Tod, mit dem Tod ist alles aus! Oft sind solche Leute, sogar, wenn sie in deinem eigenen Freundeskreis gefunden werden, lose Schwätzer. Sie haben für ihre Ansicht keine Beweise. Ich rate dir, werde jetzt beim Lesen dieser Zeilen einmal ganz still. Vielleicht legst du sogar die Broschüre für einen Augenblick zur Seite und fragst betend Jesus Christus, der aus dem Himmel zu uns gekommen ist, wie das Fortleben nach dem Tod sein wird. Er ist die Wahrheit und redet auch die Wahrheit. Der reiche Mann, der sich hier auf dieser Erde nicht mit der Ewigkeit auseinander gesetzt hatte, musste nun seine Augen aufschlagen, als er in der Qual war. Man könnte manchem, der über die Person Jesu Christi und über das ewige Leben oder über das Wort Hölle spöttelt,

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40 sagen: Dir werden die Augen aufgehen! So erging es dem reichen Mann. Als er seine Augen öffnete, sah er, dass er verloren war. Jetzt rief er um Erbarmen und Gnade, aber es war zu spät! Es gibt ein Zuspät. Bedenke: Dann ist die Gnadenzeit vorbei! Es gibt Menschen, denen ist es schon unangenehm, wenn sie eingeladen werden, mit in eine Evangelisationsversammlung oder dorthin zu gehen, wo Gottes Wort verkündigt wird. Sie meiden möglichst Menschen, die mit brennendem Herzen an sie herantreten, um sie einmal mitzunehmen. Sie sehen solche, die im Retterdienst Jesu stehen, nicht gern kommen. Oft ist ihnen schon das Überreichen eines Einladungszettels unangenehm. Nun muss dieser reiche Mann den Lazarus in der Herrlichkeit sehen, während er an dem Ort der Qual ist. Beachten wir: Der Unerrettete wird den Erretteten sehen, und dadurch wird sein elender Zustand nur noch gesteigert; aber der Errettete wird den Unerretteten nicht sehen. Das hat Gott in seiner Weisheit so eingerichtet, damit die Freude der Erlösten völlig ist. Zu Lebzeiten hätte dieser Mann, der sich jetzt mit seinem Zustand in der ewigen Gottesferne abfinden muss, niemals einen Frommen um Hilfe angerufen. Hier aber schreit er: Sende Lazarus, dass er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge kühle, denn ich leide Qual in dieser Flamme. Ein Gebet, das nicht erhört wurde! mochte es noch so heiß und flehend ausgerufen worden sein. Die Gnade geht nicht über das Leben eines verlorenen Sünders hinaus. Die Entscheidung über seine Ewigkeit fällt in der Stunde, wenn er den letzten Atemzug in diesem Leben tut.


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41 Jetzt sehnt er sich nach Hilfe. Hier unten ist sie ihm jedenfalls häufig angeboten worden, und er hat die Hand zurückgewiesen. Man könnte sagen: Dort in der Ewigkeit wird keine Bitte mehr erfüllt. Du musst dich mit deinem Los abfinden, und zwar auf ewig. Kind, gedenke! So erscholl der Gegenruf von dem Ort der Seligen, einst hättest du gekonnt, jetzt ist es zu spät. Eine große Kluft ist zwischen denen, die sich in der Herrlichkeit aufhalten, und denen, die sich in der ewigen Verdammnis befinden. Von hier nach dort und von dort nach hier gibt es keine Brücke, keine Verbindung. Ich könnte nicht weiter schreiben, ohne dich jetzt einmal ganz offen zu fragen: Wo wirst du die Ewigkeit zubringen? Wirst du einmal einen Seufzer ausstoßen, der nicht erhört wird? Noch eins steigert die Not: Der Verlorene wird jetzt an sein vergangenes Leben und an sein Elternhaus erinnert. Wie viele Vorwürfe und Selbstanklagen häufen sich da: Hätte ich doch! Wäre ich doch! Ach, könnte ich doch! Dann denkt er noch an seine Brüder und ruft: Ich bitte dich nun, dass du Lazarus, der meine Angehörigen kennt, in das Haus meines Vaters sendest, denn ich habe fünf Brüder. Er soll sie dringend warnen, damit sie nicht an den Ort der Qual kommen. Auch hier ein Gebet, das nicht erhört wird. Sie haben den Willen Gottes gehört! Sie haben die Wahrheit bei Lebzeiten gehört. Sie hätten Buße tun können. So klang es aus der Herrlichkeit zurück. Sie hätten so zu Jesus Christus kommen können, wie sie waren. Sie haben ihr Glück verscherzt. Nein, sagt der reiche Mann, wenn jemand von den Toten zu ihnen zurückkehrte, dann würden sie überzeugt werden.

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Ein Gebet, das nicht erhört wird Lass es dir in diesem Augenblick, wenn du diese Zeilen liest, sagen: Weder dein Gebet für dich noch dein Gebet für andere, die noch auf dieser Erde leben, wird nach deinem Abscheiden von dieser Erde erhört werden. Nimm diese Worte nicht leicht. Du wirst einmal daran erinnert werden, wenn du an dieser Tatsache vorübergehst. Du denkst gewiss: Warum die harte Sprache in diesem geschriebenen Wort? – Du wirst dich einmal in der ewigen Herrlichkeit freuen, wenn du meinen Wunsch und meine Bitte erfüllst und zur Gotteskindschaft durchdringst, wenn du Frieden und Freude im Blut Jesu Christi findest, dass ich dich mit so ernsten Worten herzlich und dringend ermahnt und ermutigt habe. Du erinnerst dich, wie manche leichtfertig sagen: Es ist noch niemand aus dem Jenseits wiedergekommen. Rede es den losen Schwätzern nicht nach, denn Jesus Christus ist wiedergekommen. Er ist aus den Toten auferstanden und hat in klarer Weise Zeugnis abgelegt, wie das Fortleben nach dem Tod sein wird. Nun lege dir bitte eine Frage vor: Bin ich ein Himmelsanwärter? Habe ich Gemeinschaft mit Jesus Christus? Mit meinem Erlöser? Ja, bin ich in einer Stunde meines Lebens zu ihm gekommen und habe den Bankrott meines Lebens erklärt? Konnte er mir alle meine Sündenschuld vergeben, oder habe ich noch nicht die Gewissheit der Errettung meiner Seele? – Ich habe dir nun in schlichter Weise mit den Worten des Herrn bewiesen, dass es ein Fortleben nach dem Tod und dass es Gebete gibt, die nicht mehr erhört werden. Du wirst wohl nicht wagen zu behaupten, dass Jesus Christus ein Lügner ist, wenn er dir klar in seinem Wort das Fortleben nach


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Wer betet siegt! dem Tod schildert. Versuche auch nicht, dich über mich zu stellen, indem du meine einfachen, schlichten Worte verachtest, mit denen ich dir in volkstümlicher Weise aus dem Herzen heraus das Signal zum Halt gebe. Frage nun nicht, was Menschen sagen, auch nicht, was deine Gefühle oder dein Verstand sagen. Denn damit kommst du der Beantwortung der großen Frage nicht näher, sondern halte jetzt mit dem Lesen einmal inne und frage dich: Wo werde ich die Ewigkeit zubringen? Ist diese Frage bei dir geklärt? Wenn nicht, dann tue doch jetzt, in diesem Augenblick, den Schritt. Tue ihn aber bitte ganz. In manchem Kapitel dieser Broschüre habe ich in so einfacher Weise, dass es jeder verstehen kann, den Weg zum Herrn gezeigt. Mache bitte keinen Umweg. Er führt nicht zum Ziel. Es gibt nur den einen Weg, auf dem du zum Glauben kommst. Buße ist nichts anderes, als aufzuhören, dich zu entschuldigen, und einfach so vor den Herrn Jesus hinzutreten, wie du bist – mit deiner ganzen Vergangenheit und Gegenwart. Buße ist, wenn du sagst: Herr Jesus, ich kann nicht mehr weiter. Ich kann auch nichts mehr gutmachen. Nimm mich doch bitte so an, wie ich bin. Du wirst erleben: Dein Gebet wird erhört, jetzt, in dieser Stunde, wenn du wirklich willst. Freund, reiß dich beizeiten los, Abschied gib den Erdengötzen. Ihr Betrug ist schlimm und groß, und dir bleibt zuletzt kein Fetzen. Nackend tratst du in die Welt, bloß verlässt du dieses Zelt. Suche doch die obre Stadt mit den reinen, goldnen Gassen! Bürgerrecht dort jeder hat,

42 der die Götzen lernte hassen. Diese Stadt hat festen Grund; denn sie steht mit Gott im Bund.

Hindernisse für ein erhörliches Gebet! „Wenn ihr in mir bleibet, und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen“ (Joh. 15, 7). – Ich war gerade durch eine innere Reinigung gegangen. Solche Stunden sind zunächst nicht angenehm. Nachher aber lösen sie immer eine große Freude aus. Unsere Nachbarin war schwer krank. Ihre Schwäche war sehr groß. Es schien, als müsse sie von dieser Erde Abschied nehmen. Sie wünschte meinen Besuch. Wir hatten ein schönes nachbarliches Verhältnis. Als wir sahen, wie schwer sie litt und sich in Schmerzen winden musste, kamen meiner Frau und mir die Tränen. Wir beteten zum Herrn, dass er doch hier einschreiten möchte. Es dauerte nicht lange, da schwand das Fieber bei ihr, die Schmerzen waren verschwunden. Der Herr Jesus hatte seine Macht geoffenbart. Es ging von Stunde zu Stunde bergauf. Immer wieder hörten wir die Worte: Der Herr Jesus hat mich geheilt. In jedem Leben, auch im Leben der Beter, gibt es Eigentriebe, die abgeschnitten werden müssen. Es ist gut, dass ich dieses Abschneiden nicht selbst tun muss. Ich würde sonst wenige Schnitte vollziehen. Der Herr erwartet von mir nur, dass ich ihm still halte. Vor allem neigen wir sehr dazu, bei der geringsten Kleinigkeit den Beleidigten zu spielen. Manche Zerwürfnisse und mancher Streit in den Fa-


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milien beginnen damit. Das Empfindlichsein eines Menschen kann dem anderen das Leben oft zur Qual machen. Wer so ungezügelt sein Eigenleben führen will, wird dann sehr rechthaberisch. Das sind Menschen, die durch vermeintliche Besserwisserei andere immer wieder übertönen und unterbrechen. Mit diesem Eigenleben paart sich auch das Launischsein. In einer Stunde ist ein solcher Mensch die Freundlichkeit selbst, in einer anderen kann man überhaupt nichts mit ihm anfangen. Sein mürrisches Wesen führt nicht zur Freude derer, die mit ihm umgehen müssen. Der natürliche Mensch versucht immer wieder, mit seinem Kopf – wie der Volksmund sagt – durch die Wand zu rennen. Menschen, die sehr tüchtig sind und Großes leisten, sind in manchem wirklich zu beneiden, man kann schlecht ohne sie fertig werden. Solche leiden aber oft an einer ungeheuren Dickköpfigkeit und an Starrsinn. Phlegmatiker habe ich noch nie gut ertragen können. Doch die Verfehlungen und Sünden temperamentvoller und hitzköpfiger Menschen übersteigen oft die Sünden anderer. Wer wirklich ein Beter werden will, muss dahin kommen, sein religiöses Fleisch zu hassen. Dieses tritt dadurch zutage, dass sich einer immer wieder selbst in seinem Religiössein sucht und sein eigenes Tun hervorhebt. Diese Menschen leben oft in der Meinung, sie könnten Gott etwas bringen, woran er Wohlgefallen haben könnte. Je länger ich auf dem Wege bin, dem Herrn zu folgen – es sind beim Schreiben dieser Zeilen etwa fünfundzwanzig Jahre – desto mehr habe ich erkannt, dass alles Selbsttun Gott verunehrt. Solche Men-

schen tun so, als müssten sie zu dem vollbrachten Werk der Erlösung noch etwas hinzufügen, etwas, was Gott vergessen hätte. Sich ganz auf die Gnade zu stützen, ganz das Blut Jesu Christi in Anspruch zu nehmen, das ist die Stellung, die Gott wohlgefällt. Hindernis für ein erhörliches Gebet ist sehr oft die Sünde, die den Menschen Tag und Nacht nicht zur Ruhe kommen lässt, und immer wieder und überall die Gedankenwelt durchseucht. Wer sich ihr hingibt, wird von vielem Guten abgehalten, besonders von einem planmäßigen Gebetsleben. Auch Weltsinn hindert das Gebet. So können die Stätten, wo die Welt ihre Vergnügungen sucht – ob es die Tanzveranstaltung oder der Rasenplatz ist - Gebetshindernisse für Kinder Gottes sein, wenn sie daran teilnehmen. Ja, nicht nur, dass dies alles sie am Beten hindert, sondern auch das Gebet nicht zur Erhörung kommen lässt. Wenn der Wandel eines Beters nicht in Ordnung ist, dann ist auch der Kontakt mit der oberen Welt gestört. Bei Henoch finden wir ein bedeutungsvolles Zeichen: Er wandelte mit Gott. Er ließ sich von Gott führen. Er hatte das Bedürfnis, sich an Gott anzuschmiegen. Aus dieser Stellung heraus wurde er entrückt und allem enthoben. Es ist nicht gut, wenn wir das Leben derer beobachten, denen es besser geht als uns. Wir sehen, wie es ihnen so gut geht, wie ihnen alles zufließt, wie sie im Wohlstand leben. Gott legt großes Gelingen in ihr Leben. Wir werden dabei leicht neidisch. Noch weniger gut ist es, wenn wir hochmütig werden.


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Wer betet siegt! Dazu können sogar Segnungen Gottes und Erfahrungen, die der Herr in unser Leben hineinlegt, führen. Je besser wir über uns denken, desto schlechter steht es um uns. Dies ist oft die Wurzel zu aller Lieblosigkeit und allem Hass. Ein großes Hindernis für das erhörliche Gebet ist der Zweifel. Der Macht und dem Einschreiten Gottes nicht zu vertrauen, das ist's, was ein Erhören des Gebetes immer wieder verhindert. Manches, um das ich ihn bat, musste mir der Herr vorenthalten, weil ich an seinem Einschreiten zweifelte. Es kann auch sein, dass du irgendetwas mehr liebst als den Herrn Jesus. Er will aber gern dein ganzes Herz haben, weil er auf Golgatha auch alles für dich getan hat. Weil er sein ganzes Leben hingegeben hat, um dich zu erlösen, will er auch dein ganzes Herz und Leben haben. Er sehnt sich nach deinem ganzen Einsatz für ihn. Aus dieser Stellung heraus finden wir dann auch den Kontakt zu den Menschen, mit denen wir umgehen, seien es Gotteskinder oder nicht. Ihre Fehler sehen wir wohl, bleiben aber nicht dabei stehen. Selbst wenn uns jemand Böses getan hat, können wir vergeben, und sollen auch vergessen. Aus einem geheiligten Leben heraus schwinden die Hindernisse für ein erhörliches Gebet. Der Unglaube wird hinweggefegt, der Gott immer wieder die Hände gebunden hat, mir seinen Reichtum kundzutun. Unser Herz muss in unseren Gebeten ausgeschüttet werden. – Ja, es muss alles abgelegt werden, was irgendwie das Gebetsleben hindert. Du darfst den Vater darum bitten. Er ist dafür da, Hindernisse zu beseitigen. So wird er uns ja als der rechte Weingärtner in den Abschiedsreden

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44 Jesu vorgestellt. Ich habe immer wieder versucht, wenn auch in unvollkommener Weise – einige Punkte in Wort und Schrift auf den Leuchter zu stellen. Ich will sie noch einmal nennen. Vielleicht werden sie dazu dienen, dir die Hindernisse für ein erhörliches Gebet zu zeigen: Nur wer ein planmäßiges Gebetsleben führt, wird Siege Gottes erleben. Er wird dem Himmel näher und in den rechten Abstand zur Welt kommen. Nur wer das Wort Gottes liebt, täglich darin forscht, es herzensmäßig liest und auf sich wirken lässt, wird in ein geheiligtes Leben hineinkommen. Er wird Ratschlüsse Gottes erkennen, immer neu seinen Zustand sehen und am inneren Menschen wachsen. Er wird die tägliche Reinigung nicht vergessen. Wer gewaschen ist, hat nicht nötig, nochmals gewaschen zu werden, so sagt der Herr ebenfalls in seinen Abschiedsreden, ausgenommen die Füße. Die Wiedergeburt kann man nur einmal erleben. Es ist ein großer Irrtum, wenn jemand glaubt, er müsse täglich von neuem geboren werden. Man kann nur eine tägliche Reinigung erleben, wenn man vorher zur Wiedergeburt gekommen ist. Wo sich Schmutz an unsere Füße gesetzt hat, da muss er täglich beseitigt werden. So schwinden die Hindernisse für ein erhörliches Gebet. In der Gemeinschaft mit den Kindern Gottes wird meines Erachtens manche Ecke und Kante abgeschliffen, manches Rauhe poliert, wenn auch oft unter Tränen und Klagen. So kommt man zum normalen Leben eines Jüngers Jesu und bekennt: Es ist mir unmöglich, von dem zu


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schweigen, was ich erlebt habe. Ihm zu danken, das ist meine Lust. Ihm Ehre zu geben, ihm Liebe entgegenzubringen, für ihn da zu sein, dem Herrn in allen Lagen treu zu sein. Ja, dann wird er mich erhören, wenn die Erhörung meines Gebetes zur Verherrlichung seines Namens gereicht. Drei Stufen will ich dir jetzt einmal nennen. Prüfe dabei bitte, auf welcher Stufe du dich befindest. Die erste Stufe wird in Jak. 4, Vers 2, genannt. Dort stehen die Worte: „Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet!“ – Du sagst: Wer nicht bittet, ist kein Kind Gottes. Jedes Kind Gottes hat auch das Bedürfnis, ein Gebetsleben zu führen. Das stimmt aber nicht immer. Es gibt Menschen, die bekennen, irgendwann und irgendwo dem Herrn Jesus das Herz geschenkt zu haben. Sie können diese Stunde mit einfachen Worten schildern. Man merkt aber, in ihrem Glaubensleben stimmt irgendetwas nicht. Die Freude, die erste wahre Liebe besitzen sie nicht mehr. Ihr Gebetsleben ist nicht in Ordnung. Sie sprechen bei Tisch noch ein auswendig gelerntes Gebet, aber man hat dabei mehr den Eindruck, es ist ein Lippengeplärr, ein gewohnheitsmäßiges Hersagen von irgendetwas, wobei auch der Name Gottes oder Jesus Christus genannt wird. Sie gehen so weit, dass sie dem Herrn auch weitere Wünsche hinlegen, alles aber ohne innere Sammlung. Der Feind, der sich ja überall einschaltet, funkt dann mit allen möglichen Gedanken dazwischen. Solche Anrufer Gottes werden immer wieder gestört, weil der Kontakt nicht klar ist und die Nebengeräusche das Gespräch mit der oberen Welt stören.

Die zweite Stufe, die uns in demselben Vers genannt wird, lautet: „Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet.“ – So werden manche Gebete emporgesandt, bei denen sich die Beter nicht in der richtigen Stellung befinden. Sie suchen nicht die Ehre Gottes, sondern die eigene Ehre. Selbst wenn sie scheinbare Erhörungen haben, buchen sie diese auf ihr Konto, auf ihre besondere Stellung zu Gott, auf ihre Gebete, und der Herr wird seiner Ehre beraubt. Auf solche Gebete kann er nicht antworten. Sie fallen wirklich unter das Wort: Übel gebetet. Die dritte Stufe wird uns in Jakobus 5, Verse 17 bis 18, geschildert. Sie ist herrlich und kostbar. Ich wünschte, dass ich stets auf dieser Stufe gefunden würde und dass du mir jetzt in Gedanken die Hand reichtest und sagtest: Ich wünsche auch, dass das von heute ab immer meine Stellung sein möchte. Dieser Vers lautet: „Elias war ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir; und er betete ernstlich, dass es nicht regnen möge, und es regnete nicht auf der Erde drei Jahre und sechs Monate. Und wiederum betete er, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht hervor.“ Was mir viel Trost bereitet, sind die Worte: Elias war ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir. Er hatte dieselben Zweifel wie ich, indem er dachte: Wird Gott erhören oder nicht? Vielleicht hatte er auch dieselben Minderwertigkeitsgefühle, indem er sich sagte: Gott wird andere erhören, aber auf meine Gebete kann er nicht antworten. Sie sind so erbärmlich und dringen nicht durch. Vielleicht war er, wie es bei mir auch vorkommt, in Siegesstunden, in denen man das Wirken des Herrn mit Händen greifen


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Wer betet siegt! konnte, himmelhochjauchzend. Vielleicht war er hier und da, wie es auch bei mir Stunden gibt, zu Tode betrübt: Im Blick auf seinen Zustand, im Blick auf seine Umgebung und auf den Zustand der Kinder Gottes! Er betete ernstlich und flehentlich, dass es nicht regnen möchte. Er ließ seine Seele im Gebet arbeiten; das ist mir so groß an diesem Mann Gottes. Er nahm im Glauben betend die Hand Gottes, umfasste sie mit beiden Händen, klammerte sich daran und flehte den Segen Gottes herab. Er musste wieder und wieder beten. Glaubend beten heißt, ringen mit Gott und nicht mit den Umständen. Wenn wir auf die Umstände sehen, werden wir nicht durchkommen. Beim Bau des Hauses für unsere Schriftenmission waren wir in schwierigster Zeit gezwungen, manches vom Herrn zu erbitten, was man nur auf dem Weg eines Wunders bekommen konnte. Oft waren die Hindernisse so gewaltig und groß, dass es uns immer mehr auf die Knie zwang. Wir beteten einzeln und gemeinsam. Und der Herr tat Wunder über Wunder. Die Außenmauern waren fertig und die vielen Zwischenwände mussten gezogen werden. Viele tausend Schwemmsteine, die aus einem Kiesmaterial hergestellt werden, mussten beschafft werden. Es durfte nichts Schweres sein, damit die schwachen Träger und Balken nicht zu stark belastet wurden. Wir beteten immer wieder, aber alle Bezugsquellen und Verbindungen der Handwerksleute und des Architekten brachten uns nicht zum Ziel. Als ich einmal in der Nähe des Gebietes, wo solche Steine hergestellt werden, das Evangelium verkündigte, schilderte ich auch den dortigen Brüdern die Not und

46 fragte sie, ob nicht irgendeine Möglichkeit bestände, um an diese Werke heranzukommen. Sie alle – und unter ihnen führende Unternehmer – beteuerten, dass der Weg aussichtslos wäre. Ich fuhr wieder nach Hause, trat an unseren Schrank, in dem die Anschriften unserer Freunde aufbewahrt werden, die einmal irgendetwas von unserer Schriftenmission erbeten und bekommen hatten, oder die uns irgendjemand empfohlen hatte, ihnen etwas zu senden. Ich betete, dass der Herr mir den Menschen zeigen möchte, der mir helfen könnte. Ich griff dann aus dem Neuwieder Kasten irgendeine Adresse heraus und schrieb an den Betreffenden. Einige Tage später kam die Antwort: Ich habe meine Firma veranlasst, Ihnen Ihren Wunsch restlos zu erfüllen. Die Spediteure und Handwerksleute, die am Bau arbeiteten, staunten. Wir aber knieten nieder, dankten dem Herrn und beteten ihn an.

Kann ich trotz harter Prüfung beten? Du magst in deinem Leben viel verloren haben. Doch erinnere dich bitte daran, dass vor dir Menschen gelebt haben, die noch größere Verluste erlitten haben als du. Hiob war ein Mann, der schlicht und gottesfürchtig war und das Böse mied – so war das Zeugnis, das Gott ihm ausstellte. Er wurde in den Schmelztiegel Gottes geworfen, damit alles, was in seinem Leben vorhanden war, geprüft würde, ob es auch in dem gewaltigen Bewährungsfeuer Gottes standhielt. In seiner Armut und beim Tod seiner Kinder fiel er auf die Erde


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und sprach: „Ich bin nackt aus meiner Mutter Leib gekommen, nackt werde ich auch wieder dahinfahren. Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, der Name des Herrn sei gelobt“ (Hiob 1, 21). In guten Tagen kann man das alles leicht sagen. Es fällt uns jedoch schwerer, wenn uns etwas genommen wird. Menschen, auch Geschwister, die viel mehr verloren haben als ich, haben mir bekannt, dass es ihnen nach schweren Schicksalsschlägen – so nennen sie diese Heimsuchungen Gottes in ihrem Leben oft – so unsagbar schwer gefallen sei, Ja zu den Führungen Gottes zu sagen. Hiob konnte in schwerer Krankheit ausrufen: „Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen“ (Hiob 2,10). In schweren Krankheitstagen versündigte er sich nicht mit seinen Lippen. Der Herr konnte in Lukas 22, 31 sagen: „Siehe, der Satan hat euer begehrt, euch zu sichten wie den Weizen.“ Alles Leid hat das Ziel, unser Glaubenslicht heller leuchten zu lassen. Man kann wohl dahin kommen, dass man in schweren Drangsalen die Stunde seiner Geburt verwünscht. Auch Hiob sagte: Warum starb ich nicht von Mutterleibe an. Die Frage nach dem Warum kann in schweren Stunden, in Leiden und harten Prüfungen kommen. Nur darfst du nicht dabei stehen bleiben, sondern darfst dem Herrn vertrauen, dass er deine Gebete erhört. Er kann dir alles erstatten, was du in deinem Leben verloren hast. So hat es Hiob erfahren. So kannst auch du es erleben. Man kann dahin kommen und wie Asaph in Psalm 73 dem Sinn nach ausrufen: Wie haben es die Gottlosen doch so gut. Wenn man in Leidensschulen auf den

Wohlstand mancher Gottlosen schaut, dann kann man tatsächlich entgleisen. Man kann sich so festfahren, dass das neue Leben keinen Raum mehr hat. Wenn man sieht, wie sie essen, alles im Überfluss haben, wie sie Gelingen haben, wie sie alles besitzen, dabei oft Gott spotten und lästern, dann kann man dahin kommen, wohin Asaph gekommen war: Wenig fehlte, so wären meine Füße abgeglitten. Es gibt viele, die einmal bekannt haben, Kinder Gottes zu sein, die die Stunde ihrer Wiedergeburt bezeugen konnten und dann doch abgewichen sind. Sie schieben alles Mögliche und Unmögliche vor und geben diesem und jenem die Schuld. Sie kommen dabei aber nicht zur Ruhe und zur Freude. Auf andere zu blicken, ist und bleibt eben doch nur der Weg, um unglücklich zu werden. Man kann einmal auf diese falsche Bahn geraten. Wer tief geprüft wurde, der wird bekennen, dass er in schwachen Stunden auch einmal dort angelangt ist. Nur darf man hier nicht Tage und Wochen, oder gar jahrelang weitermachen. Man wird sonst zum Rebell gegen Gott. Der Segen fließt an uns vorüber und wendet sich anderen zu. Wir müssen das tun, was Asaph tat: Da dachte ich nach, um dieses zu begreifen. Eine mühevolle Arbeit war es in meinen Augen. Wenn du wirklich mühevolle und doch nutzlose Arbeit tun willst, dann musst du in diese Fahrrinne geraten. All dein Nachdenken und Grübeln wird dich niemals dahin bringen, dass du mit dem Geschehen fertig wirst. Was auch der Verlust deines Hab und Guts in sich geborgen hat, wenn du den Liebsten oder die Liebste auf dieser Welt verloren hast – eine mühevolle Arbeit ist es, das zu be-


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Wer betet siegt! greifen. Du siehst das Gewebe deines Lebens nur, wie man einen Teppich von unten sieht. Du siehst die tausend Fäden, die kreuz und quer laufen. Du wirst einmal, wenn du beim Herrn bist, das ganze Gewebe von oben sehen. Du wirst staunen, wie wunderbar es gewebt ist und wie aus allem sein Bild herausstrahlen soll. Nur ein Weg ist richtig, und den ging dieser Mann Gottes. Er wird uns in seinen Worten beschrieben: Bis ich hineinging in die Heiligtümer Gottes. Bis er in harter Prüfung sein Herz beugte, da fand er die Gnade, zu den Führungen des Herrn Ja zu sagen. Abgeschieden von aller Unruhe der Zeit, dorthin gehen, wo keiner Zutritt hat – und wäre es hinter einer Hecke in einem Dorf am Abend. Du kannst auch den hellen Tag dazu gebrauchen, um eine Schlucht im Wald aufzusuchen. Das Plätzchen hinter einer umgefallenen Mauer bietet dir auch Gelegenheit dazu. Jeder einsame Ort kann dir zu einem Heiligtum Gottes werden. Welches Kind Gottes kennt nicht solche Heiligtümer, die der Nebenmann nicht gesehen und nicht geahnt hat. Da vertraute er neu dem Herrn und seiner Führung. Du musst auf das Ziel schauen. Bisher schaust du auf den Weg, den du gegangen bist und in der Gegenwart gehen musst. Blicke über das alles hinweg auf das Ziel. Du hast vielleicht von manchem Liebgewordenen schon Abschied nehmen müssen, wovon andere sich in der letzten Stunde ihres Lebens nur schwer lösen können. Eine etwa neunzig Jahre alte Mutter, ihr Mann war genauso alt wie sie, sagte mir einmal Folgendes: „Wir hatten große Besitztümer. Unsere Kinder haben teils studiert. Sie lieben uns mit der Inbrunst

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48 ihres ganzen Herzens. Es war Eintracht in unserer großen Familie. Sieben Kinder umgaben die Eltern in rührender Sorgfalt und Liebe. Da, eines Tages, begann etwas samenkornartig in die Familie hineinzukommen. Leise streckten sich die Hände der Kinder nach dem Gut aus, das wir unser Eigen nannten. Der eine wollte es haben, und der andere begehrte es auch. Es bestand die große Gefahr, dass die schöne Harmonie unserer Familie verloren ging. Da kam die Stunde, in der uns der Herr im zweiten Weltkrieg alles zerschlug und restlos nahm. Unsere Kinder sahen nichts mehr von dem, was sie einmal von uns erben wollten. Sie zankten sich nicht mehr um das, was wir erworben hatten. Es ist ja leider oft so, dass das, was die fleißigen Hände der Eltern im Leben erworben haben, Zankobjekt bei den Kindern vor oder nach dem Abscheiden der Eltern wird. – Heute sind wir die geliebten Eltern. In rührender Weise werden wir von unseren Kindern besucht und umgeben. Sie trachten nur danach, uns Liebe zu erweisen und Freude zu bereiten. Von unserem Besitz“, so sagte die alte Mutter weiter, „sind wir längst gelöst.“ Sie konnte wahrlich mit dem Psalmisten sagen: Wen habe ich im Himmel? Und neben dir habe ich an nichts Lust auf der Erde. Solche Bekenntnisse werden nur nach großen Verlusten ausgesprochen. Lust am irdischen Besitz zu haben, lenkt das Herz von Jesus Christus ab. Lust an seinem kostbaren Wort und an seiner wunderbaren Person zu haben, das ist's, was dem Herrn wohlgefällig ist. So wird man ausrufen: Ich habe meine Zuversicht auf den Herrn gesetzt, um zu erzählen alle deine Wege. Das ist die richtige Einstellung. Asaph wurde mit seinem Leid fertig und


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49 Darf ich mich auch jetzt noch an die Verheißungen Gottes klammern? ein mutiger Zeuge. Wir müssen unsere Meinung loslassen. Wir dürfen Gottes Segen nicht für den von uns selbst bestimmten Weg erhalten wollen. Nein, wir müssen ganz bereit sein, jeden Weg zu gehen, den der Herr zeigt.

Darf ich mich auch jetzt noch an die Verheißungen Gottes klammern? s gibt Zeiten, in denen man sich an beE sondere Worte des Herrn klammert. Zeiten, in denen man durch die Umstände dahin geführt wird, besondere Verheißungen, die Gott in seinem Wort niedergelegt hat, zu ergreifen und für sich persönlich in Anspruch zu nehmen. – So war es bei mir einmal mit den Worten aus Psalm 23, Vers 1: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Nachdem ich jahrelang als Evangelist durch die Lande gezogen war, kam die Zeit, wo ich es gesundheitlich nicht mehr so konnte. Ich hatte nie im Leben ein starkes Herz gehabt. Im ersten Weltkrieg, den ich als junger Infanterist mitmachte, war nach den vielen Anstrengungen in Frankreich, Russland und Galizien mein Herz sehr mitgenommen. Es blieb eine starke Herzmuskelschwäche zurück. Oft habe ich zwischen meinen Diensten als Evangelist monatelang ständig liegen müssen. Manche Kuren haben mir unter der segnenden Hand Gottes immer wieder Linderung gebracht. Es kam aber die Zeit, dass ich etwas kürzer treten musste. Viele Freunde ermutigten mich dazu. Nun habe ich in den vergangenen Jahren einige kleine Heftchen geschrieben. Teils waren es solche, in denen meine Bekehrung ge-

schildert war, teils waren sie dazu angetan, Menschen durch Buße zum Glauben zu führen. Diese Schriften wurden immer mehr gewünscht. Für Verstandesmenschen war der Inhalt zwar oft zu einfach. Ein guter Freund von mir, der, als ehemaliger Lehrer, ein Meister der deutschen Sprache ist, sagte mir einmal, dass ich der unfähigste Mann sei, um schriftstellerisch tätig zu sein. Diese Worte bewirkten bei mir keine Mutlosigkeit, sondern ich dachte an das Wort: „Was nichts ist vor der Welt, das hat er erwählt, auf dass sich vor ihm kein Fleisch rühme“ (1. Kor. 1, 28 u. 29). So schrieb ich weiter, und in vielen Millionen Exemplaren flossen – durch die Gnade Gottes bewirkt – die von mir geschriebenen Hefte und Traktate in fast alle Städte und Dörfer Deutschlands. Sie wanderten auch in viele Länder, ja, in alle Erdteile. Immer wieder klammerte ich mich an die Verheißung: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln – nichts mangeln: Weder Begabung noch Mittel, um Aufträge Gottes auszuführen. So legte der Herr gnädige Segnungen auf alles Tun. Ich lasse hier einige kleine Auszüge aus Briefen von solchen folgen, die durch das schriftliche Zeugnis angesprochen worden sind. Manche erscheinen als Suchende, andere als solche, die den Herrn gefunden haben: Ein Herr schreibt: Als Suchendem geriet mir unter anderem auch Ihre Schrift „Wo bist du?“ in die Hände. Ergriffen durch den Inhalt und in Anbetracht meines früheren sünd- und lasterhaften Lebens, habe ich dieses Büchlein immer wieder gelesen, und nun ist meine so lange scheinbar gewesene Seelenruhe dahin. Mir wurden die Augen ge-


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Wer betet siegt! öffnet, und ich sehe den Abgrund, dem ich zustrebe, deutlich vor mir. Nun hätte ich noch eine große Bitte. Wäre es Ihnen möglich, mir noch einige Hefte zu schicken? Ich wäre Ihnen dafür unendlich dankbar. Eine Frau schreibt: Ich bin durch eigene Schuld unter die Mörder gefallen. Gott ließ mich nun schon fünfundzwanzig Jahre liegen. Darf ich noch auf Hilfe hoffen, oder gibt es keine Rettung mehr für mich? Ich bitte und flehe: Herr Jesus, hilf auch mir zum Sieg, um deines Werkes willen. Eine junge Frau schreibt: Ich möchte auch dabei sein, wenn der Herr kommt. Ich ringe jetzt schon seit fünf Jahren, aber die Sündenketten müssen bei mir erst gesprengt werden. Darum bitte ich Sie, besonders für mich zu beten. Senden Sie mir doch bitte eine Bibel. Ein Herr schreibt: Schon verschiedentlich habe ich Ihre Traktate gelesen und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir mehr davon zukommen ließen, ebenfalls Hefte und ein Neues Testament. Ich bin Katholik. Beten Sie für mich, dass ich den endgültigen Frieden in Jesus Christus finde. Eine Krankenschwester schreibt: In diesen Tagen bekam ich einige Ihrer Hefte in die Hand, die mich sehr erschüttert und mich innerlich vollständig umgeworfen haben. Nun kämpft es in mir, aber ich merke, dass ich nicht weiterkomme und vor allem nicht zurechtkomme, und das möchte ich doch so gern. Ich arbeite in einem Operationssaal, aber ich bin unglücklich. Wenn es Ihre Zeit erlaubt, darf ich Sie dann wohl um eine Wegweisung bitten? Eine junge Frau schreibt:

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50 Ihr Traktat „Christen ohne Christus“ hat mir sehr viel Kopfschmerzen bereitet. Das, was Sie hier geschildert haben, passt auch ganz genau auf mich; denn ich habe gemerkt, während ich es durchlas, dass auch ich ein Christ ohne Christus und ohne Wiedergeburt bin. Nun habe ich ein heißes Sehnen nach Frieden. Oh, könnte ich doch auch von Herzen an den Herrn Jesus glauben, denn bisher habe ich nur mit dem Verstande glauben können. Seit der Ankunft Ihres Briefes liege ich fast jede Nacht wach und kann nicht einschlafen. Oh, könnte ich doch auch zum Durchbruch kommen. Würden Sie mir wohl die Hefte 11 und 13 schicken? Hoffentlich höre ich bald mehr von Ihnen. Was veranlasst mich, Schriftenmission zu treiben? Als ich im Gebet über meine letzten Beweggründe Klarheit zu gewinnen suchte, schenkte mir der Herr Licht und Freudigkeit, im Glauben den Dienst der Schriftenmission auch weiterhin zu tun. Ich will hier kurz sagen, was mich dazu bewegt: Der Drang, Seelen für den Herrn zu gewinnen. In großen Sälen und Zelten hatten wir oft tausend und mehr Menschen unter dem Wort, wenn wir die Frohe Botschaft von Jesus Christus verkündigten. Die Zahl der Zuhörer war aber nur ein Bruchteil der Bewohner der Stadt, in der wir jeweils sprachen. Der Gedanke, an die vielen, vielen heranzukommen, die nirgendwo hingehen, um das Evangelium zu hören, veranlasste mich ganz besonders, Traktate zu schreiben, diese in hohen Auflagen drucken zu lassen und dann zu verbreiten. Die Möglichkeiten, die der Herr mir gegeben hat: In den schweren Jahren, in denen ich längere Zeit Redeverbot und


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51 Darf ich mich auch jetzt noch an die Verheißungen Gottes klammern? Redeeinschränkung hatte, konnte ich – zum Teil im Verborgenen – in Diakonissenmutterhäusern, Krankenhäusern und Lazaretten einige tausend gläubige Diakonissen ermutigen, ihr Leben ganz dem Heiland zu übergeben, um dann rechte Menschenfischer und Seelengewinner zu werden. Viele dieser gläubigen Schwestern verteilen nun in Krankenhäusern, Lungenheilstätten, Altersheimen, Heimen für gefallene Mädchen und wo immer sie ihren Dienst tun, unser schriftliches Zeugnis. Manche Bahnhofsmissionen verteilen unsere Schriften an die vielen Durchreisenden. Mutige junge Menschen tragen diese auf die Sportplätze und zu den Menschen, die vor den Tanzlokalen stehen. An und in den Zügen werden diese Zeugnisse denen überreicht, die stundenlang im Zug sitzen und Zeit haben, den Inhalt auf ihr Herz und Gewissen wirken zu lassen. Die Strandbäder bieten ein großes Missionsfeld, wo unsere Traktate von missionsfreudigen Menschen verteilt werden. Ärzte und Zahnärzte legen sie in Wartezimmern aus. Manche Verteiler gehen von Haus zu Haus. So wird die heilbringende Botschaft in Dorf und Stadt getragen. Ich denke auch an den Dienst, der mir in den ersten Wochen und Monaten meines jungen Glaubenslebens besonders am Herzen gelegen hat und mir persönlich zum großen Segen geworden ist. Die Bestätigung Gottes: In den schweren Zeiten, als man kaum Papier haben konnte, schenkte uns der Herr aus manchen Quellen des In- und Auslandes sehr viel Material. Unsere Hefte, Heftchen und Traktate wurden in mehreren Millionen verbreitet. Das Echo war und ist überaus stark und oft herzbewegend. Das Interesse unserer Freunde: Unser

großes Ziel war und ist, allen deutsch sprechenden Menschen das zu verkündigen, was Jesus ihnen zu sagen hat. Wir erreichen dabei vielfach jene Söhne und Töchter von Gläubigen, um die viele Tränen geweint werden. Der Herr öffnet auch die Türen zu den Herzen vieler Namenschristen, die ohne Christus dahinleben. Unser Zeugnis dringt oft gerade zu denen, die nirgendwo hingehen, um das Evangelium zu hören. Das Echo unserer Freunde war und ist immer wieder besonders ermutigend und stark. Wir können nicht immer alle Wünsche befriedigen, so viele Hefte und Traktate, auch Bibeln und Bibelteile, werden gewünscht! Immer wieder erreicht uns Post, in der mitgeteilt wird, dass man besonders für uns betet. Was wir brauchen, sind viele aktive Freunde, Gotteskinder mit brennendem Herzen, die die große Aufgabe unserer Schriftenmission freudig und mitverantwortlich aufs Herz nehmen. Möchtest auch du, lieber Leser, in steigendem Maß ein tätiger Freund unserer Schriftenmission sein? Der Raum, der unserer Schriftenmission in unserem Hause diente, reichte bei weitem nicht mehr aus. Wie ich schon erwähnte, entschlossen wir uns deshalb, ein Haus für die Arbeit der Schriftenmission zu bauen. Es war aber eine Zeit, in der in Deutschland das Geld keinen Wert hatte und kein Mensch irgendein Grundstück als Bauplatz verkaufte. Mein Freund und ich besuchten einen Nachbarn, der nicht sehr religiös war. Ich sah ihn und seine Familie nie in eine Kirche gehen. Als wir ihm die Sache vortrugen, erwiderte er auf unsere Bitte ungefähr: Wir sollten bestimmen, wann wir zum Notar fahren wollten, um die


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Wer betet siegt! Sache umzuschreiben. Auf unsere Frage, was wir denn zahlen oder ihm als Gegenleistung geben sollten, erwiderte er immer wieder, dass er das restlos uns überlasse. Dies wollten wir zunächst gar nicht annehmen. Es ging ihm aber wirklich nur darum, dass wir die Stunde bestimmten, wann dieser Akt geschlossen wurde. Wir hatten viel um einen solchen Platz gebetet und der, den wir nun erwarben, war für uns der günstigste, den es in dieser Gegend gab. Wir sahen, wie wunderbar der Herr lenken kann, wenn er zu seinem Ziel kommen will. Mein Freund und ich trennten uns und sagten: Es gibt eben für den Herrn keine Schwierigkeiten, und mögen sie noch so groß sein, die er nicht hinwegtun kann. Er muss zu den Gebeten aller Heiligen Kraft geben, wie in Offb. 8,1-5 geschrieben steht, sonst werden wir den Eindruck haben, unsere Gebete gehen nicht durch die Decke. Die Gebete verfliegen und erreichen nicht die Stelle der Erhörung. Wenn wir die Vorbedingungen erfüllen, dann wird der Herr das Seine tun. In Maleachi 3, Vers 10, werden wir aufgefordert: Gebet dem Herrn, was dem Herrn gehört, dann gibt uns der Herr, was sein Eigen ist, und zwar in einer solchen Fülle, dass wir nur staunen und anbeten können. – Wir müssen nur zu aller Zeit beten, und zwar mit allem Gebet und Flehen im Geist. So sagt uns auch Eph. 6,18. Wer nur dann betet, wenn er zum Gebet Freudigkeit hat, wird nie ein Beter werden. So sagte ich es ja schon einmal. Wie neigen wir doch alle dazu, im Gebetsleben nachzulassen und immer wieder zu sagen: Warum noch beten, ich habe doch keine oder so bitter wenige Erhörungen zu verzeichnen.

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52 Beharret im Gebet und wachet in demselben mit Danksagung, so heißt es in Kol. 4, 2. Beharren, wachen, danksagen, das gehört zusammen, ganz gleich, ob wir für uns oder für andere beten. Dann wird uns auch der Herr erhören. In Jes. 59,16 steht ein erschütterndes Wort: Gott staunte, dass kein Fürbittender vorhanden war. Wir wollen uns als Fürbittende Gott zur Verfügung stellen, damit er uns segnen kann. Wir wollen auf den Mauern als Wächter stehen und, wenn es sein muss, weder bei Tage noch in der Nacht schweigen, wie es in Jes. 62, 6 geschrieben steht. Wir wollen Acht geben, dass der Feind nicht hereinbricht – bei uns persönlich, in unsere Familien und Zusammenkünfte. Im Werk des Herrn werden Wächter gesucht, die die Gebetsposaune blasen, wenn der Feind sich nähert. Die das Volk Gottes und besonders die Wachen der Kinder Gottes alarmieren, auch im Blick auf die Endzeit, wo sich die Macht der Finsternis auf dem Erdball noch stärker auswirkt. Wie kostbar ist es zu wissen: Das Gebet der Gerechten hört er (Sprüche 15, 29). – Man muss sich unter das Blut Jesu Christi stellen, um den Anforderungen Gottes zu genügen, und dann im Glauben die Stellung eines Gerechten einnehmen, eines Freigesprochenen und Begnadigten. So werden wir Wunder und viele Siege als Beter erleben. Wir wollen aufhören zu sagen: Warum noch beten?, sondern wir wollen uns viel mehr an die Verheißungen Gottes klammern und uns an Matth. 21, 22 erinnern lassen, wo geschrieben steht: Alles, was irgend ihr im Gebet glaubend begehret – ohne zu zweifeln –, werdet ihr empfangen. Das allein ist der


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53 Darf ich mich auch jetzt noch an die Verheißungen Gottes klammern? Boden, auf dem Gott seine Herrlichkeiten ausschüttet und wo das Ohr des Menschen für den Widerhall der Gebete geöffnet wird und Gottes Antwort vernimmt. Wir wollen uns immer wieder prüfen, ob unser Herz uns nicht verurteilt. So werden wir erinnert an 1. Joh. 3, 21-22: „Wenn unser Herz uns nicht verurteilt, so haben wir Freimütigkeit zu Gott.“ Freien Mut zu haben, vor Gott hinzutreten und ihm alles zu sagen, nichts zurückzuhalten, das ist das Teil der Kinder Gottes, die Linie, auf der wir stehen wollen. Wir können auch da noch schwanken und wanken, aber wir wollen uns immer wieder ermutigen, zu dieser Linie zurückzukehren, so wird der Herr uns erhören. Wir wollen auch tun, was in Psalm 81,10 gesagt ist, denn es gilt auch für unsere Gebete, nicht nur für die Verkündigung seines Wortes: Tue deinen Mund weit auf, und ich will ihn füllen. Wir werden es immer wieder erfahren: Bei dem Herrn gibt es keine Unmöglichkeiten. Bei ihm heißt es niemals: Es ist nichts mehr da. Wir wollen uns danach richten, was der Psalmist mit dem Ausruf sagt: Habe deine Lust an dem Herrn, der wird dir geben, was dein Herz wünschet (Psalm 37, 4). – Dieses Wort ist mir immer wieder ein Edelstein aus den Schatzkammern Gottes, den ich in Besitz nehmen darf. Ein Wort, an das ich mich immer wieder klammere, bis er mich erhört. Er hat ja versprochen, so steht es in Sprüche 8,17-21: Er will unsere Vorratskammern füllen. Die Leere soll bei mir und bei meiner Familie aufhören. Sie soll schwinden aus dem Abschnitt des Werkes des Herrn, den

er mir anvertraut hat. Sie soll sich bei den Kindern Gottes nicht breit machen, mit denen ich Gemeinschaft habe. Oft kamen mir Zweifel, ob ich wohl mit meiner großen Familie und dem Werk der Schriftenmission durchkommen würde. Ich wurde dann aber an Phil. 4,19 erinnert, wo geschrieben steht: Mein Gott aber wird all euren Mangel ausfüllen. Er kennt meinen Mangel. Welch ein Glück ist in meinem Herzen, dies zu wissen. Ich darf nur nichts von irgendjemand anderem erwarten. Weder mein Können noch meine Kraft noch mein Wissen noch irgendwelche Menschen, Berufe oder Beschäftigungen helfen mir, sondern: Mein Gott ist es, der große Gott, der alte Bundesgott, Jesus Christus als neuer Bund, ja, der Vater im Himmel, mein Vater, er wird meinen Mangel ausfüllen. Ich will nicht überlegen, wie er es tut, sondern glauben, dass er es tut. Er kann mich auch warten lassen. Es können Widerwärtigkeiten eintreten, Schwierigkeiten sich türmen wie Berge, ja, wie Meereswogen über mich hereinbrechen. Widerwärtigkeiten können zum schweren Ballast, zur Not werden und auf mein schwaches Leben einstürmen. Ich will mich aber an Psalm 34,19 erinnern, wo es heißt: Viele sind der Widerwärtigkeiten des Gerechten, aber aus allen denselben errettet ihn der Herr. Galt dieses nur für David, oder darf ich es ebenfalls für mich in Anspruch nehmen? Ja, und dem Herrn sei Dank, auch Josua 1, 9b gilt für mich, wo er sagt: Ich bin mit dir überall, wohin du gehst. Du sagst, du bist doch kein Josua, wie kannst du überhaupt diesen Vers und andere für dich in Anspruch nehmen? Für


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Wer betet siegt! mich steht geschrieben, dass alle Verheißungen Ja und Amen sind in ihm. Ich nehme sie einfach im Glauben. Viele, viele hat der Herr schon bei mir eingelöst. Wenn er sie nicht einlösen konnte, lag es immer bei mir, weil ich das Ziel nicht erreicht hatte, zu dem er mich führen wollte. Unser eigenes Mühen ist immer zum Scheitern verurteilt. Doch, wer die Vorbedingungen von Psalm 1,1-3 erfüllt, der wird erleben, dass es sich auch heute immer wieder bewahrheitet: Und alles, was er tut, gelingt. So werfe ich alle meine Sorgen auf ihn, denn er hat verheißen in 1. Petr. 5, 7: Er sorget für euch! Ich darf meine Anliegen auf den Herrn werfen, er wird mich versorgen – er ist besorgt um mich. Wie kostbar ist es, zu wissen: Wer an ihn glaubt – ihm vertraut – wird nicht zu Schanden werden. Die Rechte des Herrn behält den Sieg, die Rechte des Herrn ist erhöht; die Rechte des Herrn behält den Sieg! (Psalm 118,15 u. 16).

Anbetung, die Krone aller Gebete! as Winseln und Jammern der Kinder D Gottes ist wunderbare Musik für den Feind der Seele. Er hat den Eindruck, sie sind doch nicht restlos in dem zur inneren Ruhe gekommen, was sie bekennen, zu sein und zu haben. Sie sind doch noch immer die Gebundenen und, wenn auch nicht mehr so sehr wie ehedem, die Unbefriedigten. In meinem Glaubensleben unterscheide ich verschiedene Stufen des Gebetes: Bitte, Gebet, Fürbitte, Beten, Flehen, rin-

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54 gende Gebetskämpfe, Danken und Loben. In Offenbarung 1, Verse 5-6, werden Worte gebraucht, durch die wir stark ermutigt werden, unseren Herrn und Heiland anzubeten. Dort lesen wir: „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut, und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater: ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ Dem, der uns liebt. Ich kann es kaum glauben, dass Jesus Christus mich liebt, so sagen mir Verstand und Gefühl. Ich sehe doch so vieles an mir, was mir selbst nicht gefällt. Wie kann dies dem Herrn gefallen. Es ist mir ganz klar, er kennt mein Leben bis ins Innerste. Er weiß, wie ich gelebt habe. Ich kann ihm gar nichts verbergen; und dennoch weiß ich, er liebt mich. Für mich ist er da, ihn darf ich in Anspruch nehmen. Nie komme ich vergebens zu ihm. Ja, ich bin der Gegenstand seiner Liebe. Wie ist dies möglich? Er hat mich gewaschen in seinem Blut. Er hat all den Schmutz aus meinem Leben weggeräumt. Für alle Menschen hat er sein Blut vergossen. Keiner geht verloren um seiner Sünde willen, sondern nur um der Sünde willen, dass er dieses Werk von Golgatha nicht für sich persönlich in Anspruch nimmt. Er, Jesus Christus, nimmt selbst die Reinigung vor. Nie mehr will er meiner Sünden und Übertretungen gedenken. Welch ein Jubel, ja, welch eine Freude durchströmt immer wieder neu mein Herz beim Nachsinnen über diese große Tatsache. Sein Blut hat all den Schaden der ganzen Vergangenheit und Zukunft meines Lebens von dem Angesicht Gottes entfernt. Es bleibt mir nur noch das eine: Dies im Glauben anzuneh-


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55 men und ihm dafür zu danken. Nun hat er sogar noch etwas aus uns gemacht, so sagt es dieses Bibelwort. Das ehrt den Meister, aus dem minderwertigsten Material das Kostbarste zu machen. All das führt dazu, dass ich ihn viel mehr liebe und nur noch den einen Wunsch habe, mich da hinein zu versenken, um endlich, von allem Ringen und Mühen frei, ihn und sein herrliches Werk betrachten zu können. Je mehr ich mich damit beschäftige, desto mehr sehe ich meine große und gewaltige Schuld. Ich sehe aber auch seine Hingabe für mich. Ich sehe seine Tat, die die ganze Welt umspannt. Er bringt aus allen Völkern und Nationen die, die sich in Reue und Buße zu ihm wenden, zu diesem herrlichen Erleben seiner Liebestat. Zu einem Königtum hat er uns gemacht. Wir sind tatsächlich solche, die mit Jesus Christus in Ewigkeit herrschen und regieren werden. Er wird uns einmal die Gebiete zuweisen, die er uns bereitet hat. Auch jetzt schon ist der Dienst der Kinder Gottes, den sie im Aufblick zum Herrn tun, ein königlicher Dienst. So hat er sie zu Priestern, seinem Gott und Vater, gemacht. Sie sind ihm geweiht. Ihre Zeit soll ihm zur Verfügung stehen. Sie tragen auf ihrer Stirn den Ausdruck: Dem Herrn geweiht! Ihr ganzer Besitz – groß und klein – gehört ihm. Ihm bringen sie ihr Dankopfer dar. Ihm weihen sie ihr Herz. Wie gewaltig und herrlich tritt dies zutage, wo Kinder Gottes, in wahrer Anbetung um ihn geschart, seine Person und sein Werk betrachten und ihn lobend und preisend ehren. Sie tun es in Wort und Lied. Ihm sei die Macht und die Herrlichkeit, ihm und nur ihm allein! Je mehr wir uns

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Anbetung, die Krone aller Gebete! in den Schatten stellen lassen, desto herrlicher und kostbarer wird er hervorleuchten. Je mehr wir uns in den Vordergrund rücken, auch in den Zusammenkünften der Kinder Gottes, desto mehr verblasst seine kostbare und herrliche Person. Seine Herrlichkeit und Macht ist lückenlos von Ewigkeit zu Ewigkeit. Es gibt kein Ende in der Anbetung unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. Möchte es in deinem und meinem Leben heute zum wahren Anfang kommen, ihm unsere Anbetung darzubringen. Möchte diese nie verstummen, solange noch ein Hauch in mir ist. Das Seufzen und Klagen soll aufhören. Es soll aufhören, dass ich mich um mich selbst und meine Schwächen drehe und dabei nicht stark, sondern schwindelig werde, so dass ich die Verheißungen Gottes und sein herrliches Werk nur noch verschwommen sehe – und es Nacht und dunkel um mich wird. Mit dem Dichter will ich singen: Anbetung dir! Sei hochgepriesen für deine Liebe, Jesu Christ, die du an Sündern hast bewiesen, da du für uns gestorben bist. Wie viel hast du für uns getan! Wir beten dankend, Herr, dich an. In Offenbarung 5, Vers 6-10, sehen wir die Anbetung, wie sie einmal dem Lamm dargebracht werden wird. Ich lasse diesen Abschnitt folgen: „Und ich sah inmitten des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen wie geschlachtet, das sieben Hörner hatte und sieben Augen, welche die sieben Geister Gottes sind, die gesandt sind über die ganze Erde. Und es kam und nahm das Buch aus der Rechten dessen, der auf dem


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Wer betet siegt! Throne saß. Und als es das Buch nahm, fielen die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamme, und sie hatten ein jeder eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk, welches die Gebete der Heiligen sind. Und sie singen ein neues Lied: Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft, durch dein Blut, aus jedem Stamm und Sprache und Volk und Nation, und hast sie unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht, und sie werden über die Erde herrschen!“ Ein Lamm, wie geschlachtet. Was in Ewigkeit gerühmt wird, ist das geschlachtete Lamm. Nicht nur das Lamm, das getötet ward, sondern es ward geschlachtet. Ihm blieben die Todeswehen nicht erspart. Die tiefsten Tiefen, die je ein Mensch an Leiden erleben musste, hat der Herr Jesus erlebt, als er für mich zur Sünde gemacht wurde. Er hat nicht nur meine Sünde an seinem Leibe an das Kreuz getragen, sondern, ich möchte es noch einmal sagen, er wurde zur Sünde gemacht. Dieser Heilige und Gerechte, der die Sünde nicht kannte, wurde, um mich zu erlösen, mit dem Schmutz der ganzen Welt belastet, er nahm Knechtsgestalt an und wurde gehorsam bis zum Tode, um das ganze Werk für mich – an meiner statt – hinauszuführen (Phil. 2, 8). So wurde er dort geschaut als das Lamm, das sieben Hörner hat. Der Verstand sagt: Ein Lamm mit sieben Hörnern gibt es nicht. Hiermit will uns der Heilige Geist daran erinnern, dass er vollkommen ist an Kraft. Das Horn ist das Symbol der Kraft. Die Zahl sieben soll uns daran erinnern, dass es im Weltall – jetzt und in alle Ewigkeit – keine Person gibt, die ihm

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56 gleichzustellen wäre. Du kannst alle großen Personen des Zeitgeschehens zusammenbringen: Sie werden restlos vor ihm verblassen. Die großen Wissenschaftler, sie werden vor ihm verstummen. Die Politiker und Machthaber werden ihre falschen Wege erkennen. Die Kirchenfürsten und was diese Welt an Größen hatte und hat, werden ihm, diesem herrlichen und wunderbaren Heiland gegenüber viele Schwächen aufzuweisen haben. Er erscheint uns als das Lamm mit sieben Augen. Das Auge ist das Symbol der Einsicht, der Durchsicht und der Weitsicht. Vor dem Auge ist alles klar, man sieht die Gegenstände, wie sie in Wirklichkeit sind. Das Schöne wird vom Auge wahrgenommen. Das Unschöne und Schmutzige erkennt es ebenfalls. So steht das Lamm vor uns, vollkommen an Einsicht und Durchsicht. Deine ganze Vergangenheit steht vor Jesus Christus, vor seinem Auge und in seinem Licht, und mit deiner Gegenwart ist es nicht anders. Er sieht auch das Verborgenste aus der Vergangenheit und Gegenwart. Und auch deine Zukunft sieht er jetzt schon, als hättest du sie schon durchlebt. Wie groß und gewaltig erscheint doch der Herr in diesem Abschnitt denen, die ein geistiges Auge für ihn haben. Was blieb beim Anblick dieses Lammes den Umstehenden anderes übrig als: Sie fielen nieder vor dem Lamm. Hier auf der Erde will mancher noch etwas Besonderes sein. Bei mir entdecke ich es auch immer wieder, dass etwas hervortreten will, was längst in den Tod hätte gegeben werden sollen. Hier wollen auch manche, die im Werke des Herrn in Wort und Schrift arbeiten, sich noch erheben. Dort aber gibt's nur noch ein Niederfallen.


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57 Es wird kein Muss dahinterstehen, es wird ein Bedürfnis sein. Glückselig die Schar, die ihn einmal umringen wird, um ihm diese Ehre und Anbetung, die Krone aller Gebete, darzubringen! Möchten wir – du als Leser und ich aIs Schreiber – dazu schon hier unten mehr das Bedürfnis haben. Möchten die Zusammenkünfte der Kinder Gottes sich mehr auf diesem Boden der Anbetung bewegen. Es ist der Boden, der ihm wohlgefällig ist. Es ist die Stellung, die alle Kinder Gottes befriedigen wird, wenn sie diese einnehmen. Du und ich, wir wollen uns ermutigen, uns doch auf diese Grundlage zu stellen, und wollen uns anspornen, viel mehr als bisher zur Verherrlichung seines wunderbaren Namens beizutragen. Wo jeder eine Harfe bekommt. In einem Liede heißt es: Wo jeder eine Harfe nimmt und ein besonderes Loblied singt. Dies wird – um es einmal so zu sagen, wie ich es im Herzen habe – mit neuen Zungen zum Lobgesang werden. Es wird zu einem gewaltigen Chor werden, durch den Jesus Christus, dem Welterlöser, die Anbetung dargebracht wird. Des dürfen wir gewiss sein. Möchte es sich hier schon in deinem und meinem Herzen so auswirken, dass wir heute noch viel mehr als bisher damit beginnen und es in unserem Leben nicht mehr unterlassen. Sie haben dort goldene Schalen voll Räucherwerk, welches sind die Gebete der Heiligen. Wenn schon das Winseln und Jammern, Stöhnen und Seufzen – denn anders kann man, von oben gesehen, unsere Gebete oft nicht bezeichnen in goldenen Schalen aufbewahrt wird, wie wird dann das Danken, Loben, Preisen und Anbeten gewertet werden. Und nicht

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Anbetung, die Krone aller Gebete! nur das der Einzelnen, sondern das große und gewaltige Besingen des Lammes von den Scharen der Erlösten aus allen Völkern und Zeiten. Was werden sie singen? Vielleicht hast du dich schon einmal damit beschäftigt. Die Worte sind uns nicht genau genannt, doch du darfst gewiss sein, es wird so kommen, wie es hier geschrieben steht: Sie singen ein neues Lied. Die Jammerlieder der Kinder Gottes hören auf. Das ist mir eine Freude. Alles, was diese Schar der Erlösten dazu bewog, Jammerlieder zu singen, wird dort nicht mehr sein. Er wird jede Träne von ihren Augen abwischen. All das Weh wird vergessen sein und nie mehr in Erinnerung kommen. Es wird auch keine Sonderanschauung der verschiedenen Gruppen der Kinder Gottes besungen werden. Diese werden alle aufgelöst sein. Da werden wirklich eine Herde und ein Hirte in Erscheinung treten. Kein Redner, welche Gabe er auch hatte, ob Evangelist, Hirte oder Lehrer, wird dort mehr besungen werden. Heute liegt es den Kindern Gottes noch nahe, über Menschen Loblieder zu singen. Dort aber wird nur eins ertönen: Du bist geschlachtet worden. Du, so heißt es dort. Ja, er und er allein wird im Vordergrund stehen. Und wie wir am Anfang das Lamm sahen wie geschlachtet, so wird hier das geschlachtete Lamm gesehen, welches der Welt Sünde getragen hat. Ich bin so froh, dass auch meine Sünde dabei war. Ich bin so glücklich, dass ich in diesem vollbrachten Erlösungswerk ruhen darf. Ich darf es glauben und wissen, mein Schuldbrief ist zerrissen. Sie sind Gott erkauft durch sein Blut.


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Wer betet siegt! Sein Blut wird in Ewigkeit gerühmt werden. Sie haben überwunden durch sein Blut und um des Wortes ihres Zeugnisses willen. Nur das, was das Blut Jesu Christi auf der Erde wirkt und schafft, bleibt in Ewigkeit. Alles andere wird einmal verschwinden. Diese Erde wird aufhören zu sein. Er wird einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, wo Gerechtigkeit wohnen wird. Hier auf Erden ist Ungerechtigkeit am Ruder. – Sein Blut ist das Mittel, das Kinder Gottes immer wieder in Anspruch nehmen können. Sie können nach den schlimmsten Entgleisungen zurechtgebracht werden und von den verstecktesten Abwegen und aus dem dornigsten Gestrüpp dieser Welt zurückgebracht werden. Dieses Blut wird gerühmt werden. Sie sind nicht mit Gold und Silber erkauft, sondern mit seinem teuren Blut. Dies Blut sei all mein Leben lang die Quelle meiner Lust. Das bleibt mein ew'ger Lobgesang an meines Heilands Brust! Es quillt für mich, dies teure Blut, das glaub’ und fasse ich! Es macht auch meinen Schaden gut; denn Christus starb für mich! Das große Wunder wird sein: Sie werden dort gefunden werden aus jedem Stamm und Sprache und Nation. Nicht die Schwarzen haben den Nachteil und nicht die Weißen den Vorzug. Nicht die gelbe Rasse schreitet voran, sondern sie alle sind gleich, aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk. Daran wollen wir uns als Kinder Gottes in dieser Endzeit der Völker erinnern und uns als Jünger und Jüngerinnen Jesu über alle Grenzen hinweg herzlich lieben. Wir

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58 wollen in der Vorfreude leben, einmal alle zusammen beim Herrn zu sein. Er hat sie unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht, und sie werden über die Erde herrschen. Die hier auf der Erde so verachtete Schar, die wird über die Erde herrschen? – Das glaubst du doch selbst nicht, so könnte jemand sagen. Und dennoch ist es wahr, was hier geschrieben steht, einmal werden sie die Welt regieren: „Wisset ihr nicht, dass wir Engel richten werden?“ (1. Kor. 6, 3). Aber nur in ihm und mit ihm, als Miterben Christi, als Teilhaber seiner Herrlichkeit, als Genossen der himmlischen Berufung. Wir wollen zu unserer Bewahrung und Stärkung mehr in dieser Vorfreude leben. Jetzt ist der Herr noch bei mir, in meiner Umgebung. Dann werde ich bei ihm sein, in seiner Umgebung. Bis dahin werde ich immer wieder neu erleben: Wer betet, siegt! Was hat dir nun diese Broschüre gesagt? Mein Gebet ist, dass sie dich veranlasst, dich dem Herrn restlos zu übergeben, ihm treuer und völliger zu dienen, damit du dich einmal nicht vor dem Herrn zu schämen brauchst, sondern ihn aus den Himmeln froh erwartest. Die Broschüre will dazu beitragen, dass viele Seelen sich für den Heiland entscheiden. Dass alle Kinder Gottes, die sie lesen, wahre Beter werden, ja, dass alle helfen, Seelen für das Lamm zu gewinnen, damit die Vollzahl aus den Nationen bald eingeht und er wiederkommen kann. So lege ich dies, was ich geschrieben habe, betend in seine Hände.


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