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Der mutige

Mönch Valle erzählt von Martin Luther

Ein

Mitmachheft

zum Staunen, Basteln, Rätseln, Singen …

ler coo elt Bas en! g o b


In Valles Werkstatt treffen sich …

Katinka ist

Jonas ist schon 12

noch 9, wird aber in drei Wochen 1o. Sie sprüht voller Ideen und will alles immer ganz genau wissen.

und denkt viel nach. Obwohl er ein Junge ist, liest er viel und interessiert sich für Technik.

David ist 11, Skater und ein Profi im Beobachten. Dabei vergisst er gern schon mal seine Umgebung.

Valentin (Valle)

repariert in seiner Werkstatt (fast) jedes kaputte Gerät. Und er erzählt tolle Geschichten.

er

roooß Valles gck Rucksa

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Impressum Stiftung Missionswerk Werner Heukelbach • 51700 Bergneustadt, Deutschland Auflage-Nr.: KH22 50 1704 1 • Text, Konzept und Layout: Gunther Werner; Bildmaterial und Fotos: Luther-Illustration: Lena Franke; Illustrationen Kinder & Valle: Saskia Klingelhöfer; Fotos Werkstatt (S. 2, 3, 6, 9, 26): Hannah-Céline Werner; Fotos und Illustrationen: pixabay.com; Wikipedia-Com­mons; Bildarchiv Stiftung MWH; Bibelbücher (S. 5): rk-design


„Wo steckt denn Valle? Hat er uns nicht gesagt, dass er heute hier ist?“, stellt Katinka etwas angesäuert fest. Aber da hören die Freunde schon, wie draußen eine Autotür zuschlägt. Kurz darauf steht Valle vor ihnen. Über seiner Schulter hängt ein grüner Rucksack. „Hi, Valle!“ „Hallo, Kinder! Sorry, dass ich so spät bin!“ „Kein Problem!“, meint David. „Wann erzählst du uns die Geschichte von diesem Luther?“, fragt Katinka. Aber sie muss sich noch etwas gedulden, denn Valle fängt an, seinen Rucksack auszupacken. Die Freunde machen große Augen. „Was ist das denn alles?“, fragt Katinka neugierig und beugt sich über den alten Holztisch. „Ein Kompass, eine Pistole, ein Fernrohr, eine altes Bild“, murmelt Jonas. David nimmt das Fernrohr in die Hand, richtet es auf das staubige Fenster und schaut hindurch. Die anderen stecken ihre Nasen über den Tisch und schauen sich die Sachen genau an. Das verspricht ja wieder mal ein spannender Nachmittag zu werden. Um den Tisch herum stehen ein paar Klappstühle. Valle rollt seinen alten Bürostuhl herbei. Die Kinder machen es sich bequem. Sie sind echt gespannt. „Das ist doch ein normaler

Kompass“, meint Jonas trocken, „was hat der mit Luther zu tun?“ „Die Zeit, in der Martin Luther lebte“, erklärt Valle, „war die Zeit der großen Seefahrer und Entdeckungen. Kolumbus entdeckte Amerika … aber dazu später mehr. Um das Jahr 1400 bauten die europäischen Seefahrer die Kompassnadel und die Windrose …“ „Was ist das?“, unterbricht Katinka. „So nennt man dieses Ziffernblatt hier un­ ter der Kompassnadel. Darauf kannst du die Himmelsrichtung ablesen“, erläutert Valle gedul­dig. „Wo war ich stehen geblieben? Ah … bei den Seeleuten. Sie bauten also den Kompass in ein festes Gehäuse aus Holz ein und konnten ihn so auf ihren Schiffen mitnehmen. Das war eine echte Revolution! Bis dahin war es total schwer für Schiffe, den richtigen Kurs zu finden. Vor allem, wenn bei schlechtem Wetter der Himmel nicht zu sehen war. Habt ihr schon mal von Leonardo da Vinci gehört?“ „War das nicht der Kerl, der die Mona Lisa gemalt hat?“ – Jonas kennt sich aus. „Genau. Und er war ein genialer Erfinder. Er schlug vor, den Kompass so locker im Gehäuse aufzuhängen, dass er noch genauer funktioniert. Diese super Idee wurde im Jahr 1534 umgesetzt. Genau im gleichen Jahr hat Martin Luther die ganze Bibel in die deutsche Sprache übersetzt.“

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Die Bibel: der Kompass für dein Leben Die Bibel ist de r Komp ass für dein Leben. ei Sie zeigt dir, wi zw eht aus Die Bibel ist das e du glücklich m it Gott lewichtigste Buch D ie Bibel best s­ be Te n e ka lt nn A st . as Sie macht dir M der Welt – und en Teilen. D ut oß , wenn du gr total sp an­ tt ni Go ed d. ergeschlagen bist nend r To und interessant. chtet, w ie . Sie hilft dir, gu und auch de Sie ist voll von tament beri n he te t En sc ts en en ch M am eid st ungen zu tref fen. den packenden Beric D as Alte Te Sie tröstet hten, faszinieren die Welt und ie dich, wenn du tr st kein w bi r, ­ te Du ei t. w den Menschen, ha aurig bist. Lies re erzählt großar tiger Welt geschaffen ch gelmäßig darin! Da allen ­ t. Schau di geschichte. Ab er nn wirst du Go tt sich aus Go Zufallsproduk vor allem ist die ch di tt sau bt un gi lk d Es Vo Je . su n an s ei Bibel Gottes Bo Ch u ristus immer be Völker n einmal gena tschaf t an dich r ss de ie er f w au er ke al Ab nnen ler nen! . . iges M Stell dir vor: De suchte: Israel nur ein einz r große Gott im tt einmalig. Go Menschen, so st en Himmel, der Sc bi st er e Du di t. el W höpfer des Un ren ch die Israiay mobil-Figu versums, hat di versag ten au hat keine Pl eses Buch extr ausch ei gl issachteten le m al a e e für dich auf­ eliten. Si schrei­ geschaffen, di ge b en lassen, dach di tt bote Gottes. eil Go mit du ihn darin die guten Ge sehen. Und w sehr kennen ler nen ch di te Gott sich er t ch ha da kannst. Die Bibe D eshalb schaffen hat, , en l besteht aus 66 ff ha Rettungssc dazu ge Bücher n und wu einen großen lieb. Du bist für rde von ungefähr d heten im un op tt Pr Go ie it D m 40 verschiedenen plan aus. um glücklich en at ndig­ten Schreib er n auftr kü er t en Leider üb geschr ieb en. Dies Alten Testam ihn zu leben. eine Schreib er kann rch den s du da , n an he er sc en ten sich of t un einen Rett die er sten M n te seinen tereinander nich hn n le vo h ttes und t einmal. Denn di je der Mensc zige Gebot Go it n kann. am e Bücher der Bi D de f. er au w n st ih lö gen bel enstanden in ein Sünden er e sich damit ge di t dann in te , em Zeitraum vo ch se beri e, das Bö n insgesamt 1.6 00 Und davon kam die Sünd ka t. e en Jahren! Dennoc nd Sü am r st it de h passt in der Bibe das Neue Te Welt. Und m l alles sehr gut zu rankheiten s Leid, die K sammen. Das ist da en m ein echtes Wunde r, das beweist: Di eses Buch stam mt wirklich von Go tt! Die Bibel enth Himmel sein willst, ält Wenn du bei Gott im Berichte, Ge dich te, Lieder, Erzä g deiner Sünden. Dazu hbrauchst du Vergebun lungen und so ga dir gestorben. Sage r Vorher sagen üb zu be er ist Jesus aus Lie die Zukunf t, von te nden leid tun und bit denen viele scho Gott, dass dir deine Sü n ganz genau ein s Jesus das an, dar e ub getrof fen sind! Gla Im ihn um Vergebung. Mittelpunkt der nn Kreuz bezahlt hat! Da Bibel steht Jesu für deine Schuld am s Christus, der So us ist Jes rr He der d un s hn Gottes. tte wir st du ein Kind Go Schönste, was es gibt, immer bei dir. Es ist das s Leb en zu gehen! rch mit Jesus Christus du

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Die Bibel: ein Buch mit 66 Büchern Das Neue Testament ist der zweite Teil der Bibel. Es erzählt von dem Retter Jesus Christus. Der Herr Jesus ist der Sohn Gottes. Er wurde Mensch und kam auf die Erde, um das Problem der Sünde zu lösen und für uns den Weg zu Gott freizumachen. Er war der einzige Mensch ohne Sünde. Er tat nur Gutes, half den Menschen, wirkte große Wunder und erzählte von Gott, seinem Vater. Er machte sogar Tote wieder lebendig – und zeigte damit seine Macht als Sohn Gottes. Besonders die Anführer in Israel mochten Jesus überhaupt nicht. Sie spürten deutlich, dass er viel mehr zu sagen hatte als sie alle miteinander. Deshalb wollten sie ihn umbringen. Aber das gehörte zu Gottes Plan. Denn nur so konnte unser Sündenproblem gelöst werden: Jesus starb freiwillig am Kreuz unter schrecklichen Schmerzen. Gott bestrafte ihn dort für unsere Sünden. Am dritten Tag nach seiner Kreuzigung wurde er wieder lebendig. Er lebt! Dann blieb er noch 40 Tage auf der Erde und zeigte sich seinen Jüngern, bevor er zu Gott in den Himmel zurückkehrte.

Das Alte Testament hat 39 Bücher in drei Gruppen: die Ge­ schichts­bücher von 1. Mose bis Ester; die dichterischen Bücher von Hiob bis Hohelied und die prophetischen Bücher von Jesaja bis Maleachi. Interessant, wie viele Hinweise es auf Jesus gibt und wie barm­ herzig Gott mit Israel umgeht. So ist Gott auch zu dir!

Der zweite Teil der Bibel ist das Neue Testament. Es hat 27 Bücher. Die ersten vier berichten über Jesus. Es folgt ein Bericht, wie sich die Nachricht von Jesus bis nach Europa ausbreitete (Apostel­ geschichte). Dann gibt es Briefe an Gemein­den oder Personen. Sie erklären dir, wie du Jesus nachfolgst. Lebe auch du mit Jesus!

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„Wartet“, Valle greift hinter ein Regal und holt ein merkwürdiges Gerät hervor, „das hier wollte ich euch auch noch kurz zeigen.“ „Eine Armbrust von Martin Luther?“, Jonas hat das Ding sofort erkannt. Valle schmunzelt: „So alt ist sie nun auch wieder nicht. Ich soll sie für einen Bekannten reparieren. Aber zur Zeit Luthers war die Armbrust noch als Waffe im Gebrauch. Euch ist klar, dass ich keine Werbung für Waffen mache. Die hier ist wirklich super gefährlich und absolut nichts für Kinder! Ihre Pfeile werden mit so einer Wucht abgeschossen, dass sie eine Ritterrüstung durchschlagen können.“ Die Kinder sind beeindruckt. „Wie alt ist sie denn?“, fragt Katinka. „Wer die Armbrust erfunden hat, lässt sich nicht mehr genau sagen. Vermutlich die Griechen. Fest steht aber, dass schon die alten Römer vor 2.000 Jahren diese Waffe besaßen. Erst im 15. Jahrhundert, also vor 500 Jahren, wurde die Arm­brust allmählich durch die Feuerwaffen abgelöst. Die Erfindung des Schwarzpulvers und der Feuerwaffen sorgte dafür, dass die schweren Rüstungen der Ritter und auch die dicken Mauern der Burgen keinen Schutz mehr boten.“ „Okay, verstehe“, meint Katinka, „deshalb hast du diese Pistole mitgebracht.“

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Armbr

ust

„Ja“, gibt Valle zurück, „aber die ist nicht echt. Überhaupt finde ich es schrecklich, wie viele Erfin­der sich damit beschäftigt haben, immer gefährlichere Waffen zu entwickeln. Aber ich wollte euch damit klarmachen, dass es zur Zeit Martin Luthers ganz normal war, eine Waffe mit sich herumzutragen. Als junger Mann hat Martin sich einmal mit seinem eigenen Degen die Schlagader verletzt und wäre beinahe verblutet.“ „Puh! Da hat er aber noch einmal großes Glück gehabt!“, meint Katinka. „Das Leben war damals viel gefährlicher als heute. Und auch viel kürzer. Die Pest raffte Tausende dahin. Es gab keine Medikamente, keine Kranken­ häuser. Eine Krank­ heit oder ein Unfall führten häufig zum Tod. Die Leute lebten längst nicht so lange wie heute.“ David hält immer noch den Kompass in der Hand. „Wolltest du nicht noch was zu Kolumbus sagen?“, wirft er ein.


„Ach ja, richtig, danke David! Als Christoph Kolumbus im Jahr 1492 Amerika entdeckte, war Martin Luther gerade neun Jahre alt. Natür­ lich bekam Martin davon nichts mit. Es gab ja kein Internet, kein Radio oder Fernsehen.“ „Und wie haben die Leute dann von Neuigkeiten erfahren?“, fragt der nachdenkliche Jonas. David bläst sich etwas auf: „Ist doch klar! Die haben sie einfach weitererzählt. Deshalb hat es ja so lange gedauert, bis was Neues die Runde machte.“ Valle zieht ein großes Blatt hervor und legt es auf den Tisch. „Das ist ein Bild, das ich mir aus dem Internet ausgedruckt habe“, – er zeigt auf die vielen Linien – „es ist wahrscheinlich eine Karte von Kolumbus und das hier sind seine Wege, die er auf seinen Entdeckungsfahrten eingeschlagen hat. Wisst ihr, was ich bei Kolumbus so krass finde?“ Die Freunde schütteln die Köpfe.

Unterschrift von Ch

„Dass er überhaupt nicht wusste, wo er eigentlich gelandet war, wenn er auf seinen Reisen irgendwo anlegte. Deshalb fiel ihm nicht einmal auf, dass er mit Nordamerika einen neuen Kontinent entdeckt hatte!“ „Klar, es gab ja auch noch keine Karten, auf denen Amerika eingezeichnet war“, kombiniert Jonas. „Genau! Und deshalb empfehle ich euch ja immer, in der Bibel zu lesen. Sie ist nicht nur wie ein Kompass, sondern auch wie eine Karte für unser Leben. Ohne etwas über Gott und seinen Plan mit uns zu wissen, sind wir so orientierungslos im Leben wie Kolumbus auf dem Schiff.“

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„Und Luther?“ – Katinka findet diese Zeit von Luther jetzt schon spannend. „Ich meine, hat der denn in der Bibel gelesen, um Gottes Plan zu erfahren?“ „Nein, das konnte er gar nicht“, erklärt Valle, „denn zu seiner Zeit hatte praktisch niemand eine Bibel. Es gab sie nur in einigen Klöstern. Und es gab sie nur auf Latein – bis auf ganz wenige deutsche Bibeln, die aber ziemlich schlecht zu lesen waren. Latein war die Sprache der Kirche. Im Gottesdienst wurde die Bibel nur auf Latein gelesen. Der Gottesdienst lief in lateinischer Sprache ab und das verstanden die allerwenigsten Leute.“ Katinka schüttelt entrüstet den Kopf: „Das ist ja krass! Was für eine Zeit!“ „Zeit. Damit gibst du mir noch ein gutes Stichwort. Seht mal!“ – Valle zeigt auf einen kleinen runden Kasten, der vor dem Mann auf dem alten Bild auf dem Tisch liegt. „Wisst ihr, was das ist?“ „Keine Ahnung“, murmelt Jonas, „sieht aus wie eine Dose.“ „Ja, das ist eine Dosenuhr“, Valle kommt jetzt so richtig in Fahrt, denn technische Geräte liebt er über alles. Das wissen die Freunde schon. „Im frühen 15. Jahrhundert wurde der Federantrieb erfunden. Bis dahin mussten alle Uhren durch mechanische Gewichte angetrieben werden. Die Dosenuhr auf diesem Bild stammt aus dem Jahr 1511. Sie war eine geniale Konstruktion des Uhrmachers Peter Henlein aus Nürnberg. Ihr könnt diese

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Dosenuhr

Schnabelschuh


Uhr heute noch im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg anschauen.“ David hält sich das Bild direkt vor die Nase: „Da ist aber nur ein Zeiger dran“, stellt er fest. „Ja, die Stunden gingen noch so ungenau, dass es gar keinen Minutenzeiger, sondern nur einen Stundenzeiger gab. Erst ab der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden die ersten Taschen­uhren mit Minutenzeiger gebaut. So alte Uhren wie diese hier auf dem Bild sind heute super selten und natürlich richtig viel wert!“ Jonas holt Valle zurück: „Hatte Luther so eine Uhr?“ „Nein, ganz bestimmt nicht. Es gab sie noch viel zu selten und sie waren auch viel zu teuer. Und weil es noch keine Uhren in den Häusern gab, hatten die Leute bestimmt deutlich weniger Stress und Hektik als heute. Ihr Tagesablauf richtete sich nach dem Lauf der Sonne. Im Winter wurde einfach länger geschlafen als im Sommer. Und dann gab es ja noch die Kirchenglocken. Sie waren sozusagen der Ersatz für die Uhren.“ „Cool, ich würde auch gern im Winter länger ausschlafen“, bemerkt David. „Das glaube ich dir aufs Wort“, grinst Jonas. „Wollt ihr vielleicht noch was über die Mode zur Zeit Luthers wissen?“ – Valle sieht Katinka kurz fragend an und als die nickt, erzählt er weiter: „Im 15. Jahrhundert waren die Schnabelschuhe in Mode. Das waren Schuhe, die vorn spitz zuliefen.

Je wichtiger die Person, desto länger die Spitzen ihrer Schuhe. Die Schuhlänge war aber genau vorgeschrieben bei einem höheren Adligen, einem einfachen Ritter oder bei gewöhn­ lichen Leuten. Der Spruch ‚auf großem Fuß leben‘ stammt aus dieser Zeit. Die einfachen Leute konnten sich aber meist gar keine Schnabelschuhe leisten. Sie trugen knöchelhohe Halbschuhe, die auf einer Seite geschnürt oder geknöpft wurden. Die Sohlen waren aus Leder.“ Valle merkt, dass das mit der Mode die Jungs nicht besonders inte­ ressiert. „Jetzt möchte ich euch aber nicht mehr länger auf die Folter spannen. Die Geschichte von Martin Luther geht so …

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Valle erzählt von

Martin Luther

E

s geschah vor 500 Jahren ... „Was für eine kalte und stürmische Nacht!“, murmelt der Nacht­wächter der kleinen Stadt Eisleben. Gerade dreht er seine letzte Runde vor Mitternacht. Nur in einem Haus brennt noch Kerzenlicht. Und hier wird in dieser Novembernacht des Jahres 1483 ein kleiner Junge geboren. „Martin soll er heißen!“, beschließen seine Eltern Hans und Margarethe Luther. Im Jahr darauf zieht die Familie von Eisleben nach Mansfeld um. „Aus Martin soll etwas Ordentliches werden!“, beschließt sein Vater. Er erzieht seinen Jungen sehr streng. Schon mit fünf Jahren wird Martin in die Schule geschickt. Weil der Weg weit ist, trägt der Onkel den kleinen Martin im kalten Winter Huckepack zur Schule. Im Unterricht geht es sehr streng zu. Nach elf Jahren Schule in Mansfeld, Magdeburg und Eisenach kann Martin fließend Latein lesen, schreiben und sprechen. Latein ist die Sprache der Kirche, die nur wenige beherrschen. Auch die Bibel, das Buch Gottes, gibt es nur auf Latein. Stadtansicht von Erfurt (Anton Koberger, 1493)

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Wir schreiben das Jahr 1501. Es ist Frühling. Über den vielen Kirchtürmen der freien Reichsstadt Erfurt liegt ein strahlend blauer Himmel. Diese Stadt macht mächtig Eindruck auf Martin, denn sie hat 20.000 Einwohner, 90 Kirchen, 36 Klöster sowie 80 Burgen und Dörfer. Hier soll Martin studieren. Sein Vater will, dass er einmal ein tüchtiger Rechtsanwalt wird. Zur Zeit Martin Luthers gehen die Menschen oft zur Kirche. Trotzdem leben sie in ständiger Angst. Niemand kann ihnen sicher sagen, wie sie in den Himmel zu Gott kommen können. Auch Martin leidet sehr darunter. Liebend gern würde er wissen, ob Gott ihn einmal in den Himmel einlassen wird. Im Sommer des Jahres 1505 ist Martin auf dem Rückweg nach Erfurt von einem Besuch seiner Eltern zu Hause. Hier, in der herrlichen Natur, hat er viel Zeit zum Nachdenken. Wie lehren es die Männer der Kirche? Der Mensch wird geboren, wird erwachsen und muss sterben, wenn Gott es will.

„Nach meinem Tod werde ich vor Gott, den strengen Richter, treten“, überlegt Martin, „dann werde ich für alles Böse, das ich getan habe, in die Hölle geworfen.“ Martin grübelt verzweifelt nach: „Was kann ich bloß tun, um zu Gott in den Himmel zu kommen? Womit kann ich Gott zufriedenstellen?“ Vor lauter Grübeln hat Martin nicht bemerkt, dass sich der Himmel verdunkelt. Ein Gewitter! Schon bricht es mit aller Gewalt herein! Hektisch sieht er sich nach einem Unterschlupf um! Zu spät! Da – ein Blitz! „Hilfe!“, schreit Martin in panischer Angst, „hilf, du heilige Anna, wenn du mich rettest, will ich Mönch werden.“ So hat Martin in seiner schrecklichen Todes­ angst im Gewitter versprochen: „Wenn ich hier lebend heraus­komme, werde ich Mönch und trete in ein Kloster ein.“ Martins Eltern sind entsetzt und auch seine Freunde versuchen, ihn umzustimmen. Aber Martin bleibt bei seinem Entschluss und tritt am 17. Juli des Jahres 1505 ins Kloster ein.

Im Gewitter

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B

Martin im Kloster

Ich schaffe es nicht, Gott zu gefallen!

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evor er Mönch wird, muss Martin im Kloster eine Probezeit bestehen. Die Mönche müssen ihren ganzen Besitz aufgeben und dürfen nicht heiraten. Und sie müssen dem Kloster­vorsteher ohne Widerrede gehorchen. Martin besteht die Probezeit. Er hält sich supergenau an alle Regeln. Jeden Tag steht er mitten in der Nacht für das erste von sieben Stundengebeten auf, die sich über den ganzen Tag verteilen. Das Essen ist sehr einseitig und Martin fastet regelmäßig (verzichtet freiwillig aufs Essen). Zu allem Überfluss ist er sehr traurig, weil er fühlt: „Ich schaffe es ein­fach nicht, ein besserer Mensch zu wer­den. Immer noch tue ich böse Dinge und habe schlechte Gedanken, die Gott nicht gefallen. So kann Gott mit mir nicht zufrieden sein!“

Zur Zeit Luthers waren Beutelbücher in Mode. Die Leute trugen sie am Gürtel mit sich herum. Praktisch, oder?


Martin machen seine Sünden sehr zu schaffen. Sünden sind Taten, Worte oder Gedanken, die Gott nicht gut findet. In der Bibel steht zum Beispiel in den Zehn Geboten, was Gott nicht gut findet. In heutigem Deutsch könnte man die Zehn Gebote so ausdrücken:

Kann das überhaupt jemand schaffen?

1 Die Bibel zu diesem Thema: Keiner ist gerecht, auch nicht einer. Keiner hat Einsicht und fragt nach Gott. Alle haben sie den rechten Weg verlassen und sind unbrauchbar geworden. Niemand ist da, der Gutes tut, kein Einziger. Römer 3,10-12

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Bete nur Gott an (und keinen anderen)!

Mach dir keine Ersatzgötter (das ist alles, was dir wichtiger ist als Gott)!

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Sag nicht einfach „Gott“, ohne ihn wirklich zu meinen! Lege einmal pro Woche einen festen Ruhetag ein! (Für Israel ist das der Samstag, für Christen der Sonntag.)

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Respektiere und schätze deine Eltern!

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Du sollst nicht töten! Du sollst nicht ehebrechen!

(Wer verheiratet ist, soll seinem Partner ein Leben lang treu bleiben.)

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Du sollst nicht stehlen!

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Sei nicht neidisch auf den Besitz deines Nachbarn!

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Rede nicht schlecht über andere!

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Das Turmerlebnis

G

ott im Himmel! Ich bin ein Sünder! Ich passe nicht zu dir, dem gerechten Gott!“, betet Martin verzweifelt auf dem kalten Steinfußboden seiner Zelle. „Erbarme dich über mich und zeige mir den Weg zu dir!“ Etwas Ablenkung von seinen trau­ r igen Gedanken erfährt Martin in der Kloster­ bibliothek. Dort hält er sich so oft wie möglich auf. Denn hier lagern kostbare Bücher: die Schrif­ ten der alten Kirchenväter und ... die Bibel, das Buch Gottes, in lateinischer Sprache! Jetzt ist Martin froh, dass er in der Schule so gut Latein gelernt hat. Beim Studieren der Bibel spürt er: „Wenn ich jemals Antworten auf meine Fragen finde, dann in diesem Buch!“ Martin studiert fleißig und erwirbt viel Wissen. Das fällt im Kloster auf. „Bruder Martin! Ich habe eine neue Aufgabe für dich.“ Erwartungsvoll sieht Martin zum Klostervorsteher auf.

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„Du gehst nach Wittenberg. Dort wirst du als Professor für Bibelkunde arbeiten.“ In Wittenberg geht Martin mit Feuereifer seiner Arbeit nach. Er untersucht eifrig die Bibel und hält für seine Studenten Vorlesungen über einzelne biblische Bücher. Dazu sitzt er bis tief in die Nacht hinein in seinem Studierzimmer im Turm. Beim flackernden Licht einer Kerze untersucht er den Brief des Paulus an die Christen in Rom. Wie heißt es dort? „Der Gerechte wird leben, weil er glaubt“ (Römer 1,17). Martin weiß: „Ich bin ein schlechter Sünder. Aber Gott ist gut und gerecht. Deshalb muss er mich für meine Sünden bestrafen.“ Doch jetzt versteht er aus der Bibel: „Am Kreuz bestrafte Gott seinen Sohn Jesus für meine Sünden. Wenn ich daran glaube, dass Jesus an meiner Stelle starb, spricht Gott mich von meiner Schuld frei. Dann vergibt Gott mir alle meine Sünden!“ Martin ist überwältigt, als er begreift: „Ich kann mir den Himmel gar nicht selbst verdienen! Ich brauche nur meine Schuld vor Gott zuzugeben und ihn um Vergebung bitten. Jesus Christus hat am Kreuz für mich bezahlt! Jesus ist die Garantie dafür, dass ich einmal bei Gott im Himmel sein werde!“

Mönchszelle im Erfurter Kloster


Den Turm an der roten Linie ausschneiden!

Geheimtipp: Dieser Turm eignet sich auch super als Stifte-Box für den Schreibtisch oder als Schachtel. Rückseite des Bastelbogens mit Papier verstärken (bekleben)!

Farbiges Papier von innen sieht schön aus!

Als Fundament stabile Pappe unterkleben!

An der gestrichelten Linie nach innen knicken!

An der gestrichelten Linie nach innen knicken!

An der gestrichelten Linie nach innen knicken!

Hier und auf den nächsten Seiten findest du einen coolen Bastelbogen für deinen eigenen „Luther-Turm“. Wie er gebaut wird, steht auf Seite 17.

Stifte-Box Klebe diese Seite des Turmbogens auf ein Blatt Papier – dann werden die Wände stabiler. (Tipp: Mit farbigem Papier sieht die Box von innen schöner aus.) Klebe den offenen Boden des Turms von unten mit einem Stück Pappe zu. Dann hat deine Box eine feste Grundlage. Das Dach brauchst du nicht festkleben. Die Klebelaschen kannst du sauber abschneiden.

Dach nur an einer Seite ankleben!

Schachtel So machst du aus deinem Turm eine Schachtel: Klebe das Dach nur an einer Seite fest, damit du es aufklappen kannst. Die übrigen Klebe­ laschen schneide sauber mit der Schere ab. Ein neuer Boden kann nicht schaden. Sonst bleiben deine Sachen nicht so lang in der Schachtel. :-)

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# An den roten Linien einschneiden!

Dann die Laschen nach auĂ&#x;en knicken, um das Dach aufzukleben!

Der HERR ist mein Schutz. Psalm 94,22

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Nach innen knicken und auf Bodenplatte kleben!


Dein Luther-Turm  1

An den gestrichelten Linien wird das Dach zu einer Pyramide gefaltet.

Turm, Bodenplatte und Dach ausschneiden.

2 Turm knicken und platte kleben.

kleben.

Bodenplatte

n!

So sieht dein fertiger Luther-Turm aus:

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Hier Turm zusammenkleben!

4 Dach zusammenkleben. 5 Dach auf den Turm

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zusammenkleben.

3 Turm auf die Boden-

Verwende am besten Flüssigkleber, (mit Klebestift geht es nicht so gut)! Diese dunkelgraue Fläche aus der Boden­ platte ausschneiden! So kannst du beim Aufkleben des Turms unten hineingreifen und die Laschen zum Kleben gut andrücken.

Nach innen knicken und auf Klebelaschen oben am Turm kleben!

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Dach an der roten Linie ausschneiden!

Hab keine Angst, denn ich bin dein Gott! Jesaja 41,10

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Jesus sagt: Ich bin jeden Tag bei euch, bis zum Ende der Zeit.

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Matthäus 28,20

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Vielleicht gibt´s noch ein Plätzchen an deinem Turm … Wie ein fester Turm ist der Name des Herrn, der Gerechte läuft zu ihm und ist in Sicherheit! Sprüche 18,10

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Psalm 23,1

Bodenplatte an der roten Linie ausschneiden!


Gott will dir den Himmel schenkeN! Ist das nicht großartig? Das Einzige, was du Noch einige Tipps, wie du glücklich mit Gott machen musst, ist: dieses Geschenk annehmen. leben kannst: Wie kannst du das machen? Bete mit ganz Lies regelmäßig in der Bibel! Es gibt darin ganz einfachen Worten zu Gott – zum Beispiel so: viel für dich zu entdecken. Du wirst Gott beim „Lieber Herr Jesus Christus, ich merke, dass Lesen immer besser kennen lernen und er wird dir ich böse Dinge getan habe. Es tut mir leid, dass zeigen, was für dich wichtig ist. ich bisher ohne dich gelebt habe. Bitte vergib mir meine Schuld. Danke, dass du für mich am Sprich jeden Tag mit Gott über deine Freuden, deine Sorgen Kreuz gestorben bist. Daran glaube ich. Mein und Probleme. Bete für deine Mitmenschen – auch für die, mit Leben soll von jetzt an dir gehören. Dir möchte denen du nicht so gut klarkommst. Du wirst staunen, wie dich das ich nachfolgen. Bitte hilf mir dabei. Amen.“ positiv verändert. Wenn du so oder mit ähnlichen Worten zu dem Such den Kontakt zu anderen Christen, die nach der Bibel leben Herrn Jesus gebetet hast und es ernst meinst, dann möchten. Gott hat dafür gesorgt, dass es Kirchen und Gemeinden hat Gott dich gerettet. Er hat dir alle deine Sünden gibt, damit du mit anderen Christen gemeinsam Jesus nachfolgen vergeben. Du bist ein Kind Gottes geworden. Du kannst. kannst dich jetzt so freuen wie Martin Luther, als er im Turm zum Glauben an Jesus fand. Auch wir von der Stiftung Missionswerk Heukelbach möchten Hier kannst du dir das Datum deiner Entscheidung dir gern weiterhelfen. Wenn du Fragen hast, kannst du uns für Jesus Christus aufschreiben: schreiben. Wir antworten dir bestimmt.

Du gehörst nun für immer zu dem Herrn Jesus. Er ist dein Retter, dem du so viel verdankst.

Stiftung Missionswerk Werner Heukelbach D-51700 Bergneustadt

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Die 95 Thesen

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M

artin hat aus der Bibel verstanSünden nicht vor den: Gott vergibt meine SünGott. Luther weiß, den, wenn ich an Jesus glaube. dass nur Gott Sünden Er rettet mich ohne Gegen­leistung. vergeben kann. Und Die Kirche verkauft zur Zeit Luthers er hat aus der Bibel in großem Stil „Ablass­ briefe“. Der verstanden, dass Jesus Papst in Rom benötigt Geld für den einmal am Kreuz für die Bau einer neuen, großen Kirche, Sünden gelitten hat. Wer dem Petersdom. Ablasspresein Vertrauen auf Jesus diger ziehen von Stadt zu setzt, braucht keinen AbStadt. Um so viele Briefe wie lassbrief. Deshalb schreibt möglich zu verkaufen, machen er einen langen Brief an den sie den Leuten große Angst vor dem, Erzbischof von Mainz, einen was sie nach dem Tod erwartet. Zumächtigen Mann der Kirche. gleich versprechen sie: „Wenn die Martin formuliert 95 einzelMünze im Kasten klingt, die Seele ne Sätze (Thesen), die er dem in den Himmel springt.“ Brief beifügt. Die 95 Thesen werden auch Jeder Ablassbrief ist auf wertan die Tür der Wittenberger volles Pergament gedruckt und Schloss­kirche ange­schlagen. Das mit dem päpstlichen Siegel verist damals an der Universität so sehen. Wer ihn besitzt, bekommt üblich. Was Martin nicht weiß: Der darin versprochen, dass ihm Bischof leitet die Thesen direkt nach ein Teil seiner SündenstraRom zum Papst weiter, um Luthers fen erlassen wird. Luther ist neue Lehre im Keim zu ersticken. sehr besorgt, weil viele sich Und er fordert Kurfürst Friedrich auf, in falscher Sicherheit wiegen. der damals das Land Sachsen regiert, Andere kaufen nur einen Abetwas gegen Luther zu unternehmen – lassbrief, bereuen aber ihre


aber ohne Erfolg, denn der Fürst ist seinem Professor Luther freundlich gesonnen. In den Folgejahren wird Martin für die 95 Thesen scharf angegriffen. Man fordert ihn auf, seine Behauptungen zurückzunehmen. Aber er weiß, dass Gott auf seiner Seite ist. Er möchte mutig für die Wahrheit einstehen, nach der er selbst so lange gesucht hatte.

Jeder Mensch, der seine Sünden aufrichtig vor Gott bekennt, bekommt Vergebung … Druc

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Wittenberger Schlosskirche Bleibuchstaben

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Überall in Deutschland werden die 95 Thesen und andere Schriften Luthers in Druck­werk­stätten gedruckt (kopiert). Un­gefähr 60 Jahre zuvor hat Johannes Guten­berg in Mainz den Buchdruck mit beweglichen Bleibuchstaben erfunden. Das war eine wirklich geniale Erfin­dung! Denn bis dahin war das Ko­pieren von Texten eine müh­same und zeitraubende Arbeit! Das Ab­schreiben einer Bibel dauerte zum Beispiel ein ganzes Jahr. Daher kostete im Mittelalter eine Bibel so viel wie heute ein neues Auto! Erst nen Flugblätter seit Gutenberg kön­­ (Flyer) und Bücher viel schneller und in hoher Stückzahl herge­stellt wer­den. Es werden auch immer mehr Schrif­ten Luthers auf Deutsch gedruckt, sodass viele sie lesen kön­nen.

A

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Reichstag

I

m Frühling des Jahres 1521 erhält Martin vom Kaiser persönlich eine Einladung zum Reichstag nach Worms. Dort soll er erklären, was er zu sagen hat. Im Vertrauen auf Gott tritt Martin die Reise nach Worms an. Er weiß, dass viele seiner Gegner ihn lieber tot als lebendig sehen würden. Aber er weiß auch, dass Gott auf seiner Seite ist. Ist Gott nicht viel stärker als ein Kaiser und kann ihn beschützen? Der Reichstag ist ein Treffen der mächtigsten Männer des ganzen Kaiserreichs. Als Letzter wird Martin Luther vor den Kaiser geführt. Auf einer Bank sind alle seine Schriften aufgestapelt. „Doktor Martinus Luther, hast du diese Schriften geschrie­ben?“ „Ja“, antwortet Luther. „Gibst du zu, dass alles verkehrt ist, was du geschrie­ben hast?“ – Diese Frage trifft Luther wie ein Schlag! Er bittet um einen Tag Bedenkzeit. Der Kaiser erlaubt es ihm. Am nächsten Tag soll er zur gleichen Zeit wieder gefragt werden. In dieser Nacht findet Martin kaum Schlaf. „Gott, hilf mir! Lass mich festhalten an deiner Wahrheit“, betet er zu Gott. Und Gott lässt Luther nicht allein. Er gibt Martin ganz viel Mut für den schwierigsten Tag seines Lebens!

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Am nächsten Tag tritt Martin erneut vor den Kaiser. Der kaiserliche Sprecher sieht den unscheinbaren Mönch scharf an und fragt streng: „Wie lautet deine Antwort?“ – „Mein Gewissen ist an die Bibel gebunden. Deshalb kann und will ich nichts zurücknehmen. Gott helfe mir! Amen.“, antwortet Martin mit fester Stimme. Der Kaiser regt sich gewaltig über Luther auf. Zornig gibt er Befehl: „Herbergt den Martin Luther nicht! Speist und tränkt ihn nicht! Schützt ihn nicht offen und nicht heimlich! Nehmt ihn gefangen und liefert ihn aus!“ – Martin muss Worms verlassen. Unterwegs wird seine Kutsche plötzlich von bewaffneten Reitern an­ge­halten! Sie zerren ihn auf ein Pferd und galoppieren mit ihm auf und davon. Ist es jetzt aus mit ihm?


Wartburg

Septembertestament

Nein – im Gegenteil! Es sind Martins Freunde, die ihn heimlich auf die Wartburg entführen, damit seine Gegner ihn nicht finden können. Auf der Wartburg tarnt Luther sich mit einem anderen Namen. Er heißt nun „Junker Jörg“ und lässt sich einen Bart wachsen, damit ihn niemand erkennt. Acht Monate bleibt er auf der Wartburg versteckt. Und seine beiden wertvollsten Schätze hat er mitnehmen können: das Neue Testament in griechischer Sprache und die Hebräische Bibel. Hinter den dicken Mauern der Burg findet er endlich die Ruhe, einen Wunsch um­zu­setzen, den er schon lange hegt. Oft hat er es gelehrt und geschrieben: „Sola scriptura!“ ( = „Allein die Schrift!“, also „Allein die Bibel!“). Martin wünscht sich so sehr, dass viele seiner Landsleute selbst in der Bibel lesen können, um die gute Nachricht von Jesus zu erfahren. Und so übersetzt er in nur elf Wochen in seinem Zimmer der Burg den zweiten Teil der Bibel, das Neue Testament, in die deutsche Sprache. Weil im September 1522 der Verkauf der 3.000 Exemplare beginnt, wird es Septembertestament genannt. Luther lebt immer noch gefährlich. Die Schergen des Kaisers könnten ihn aufspüren. Deshalb stehen weder sein Name noch der des Buchdruckers auf dem Titelblatt.

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Noch im Frühjahr des Jahres 1522 beginnt er mit der Übersetzung des Alten Testaments. Unterstützt von seinem guten Freund Philipp Melanchthon kann Martin Luther im Jahr 1534 die Übersetzung der ganzen Bibel abschließen. Bis ans Ende seines Lebens setzt er sich unermüdlich für seinen Gott ein. Und bis heute gibt es unzählige Menschen, die wissen: „Ich kann mir einen Platz im Himmel nicht verdienen. Aber ich weiß, dass meine Sünden vor Gott vergeben sind, weil Jesus Christus an meiner Stelle dafür am Kreuz bezahlt hat!“

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Martin Luther sagte über die Bibel: ntik, t nicht a is l e ib B n, „Die ht moder auch nic wig.“ sie ist e

„In der Bib el redet Gott selbst m it uns wie ein Men sch mit seinem Freu nd.“

wie ich „Ich lese die Bibel, ernte: meinen Apfelbaum was d Ich schüttle ihn, un ist, if re runterkommt und re de an s das nehme ich. Da .“ en ng lasse ich noch hä

Weißt du das auch?

„Die Bibel ist gegenüber andere n Büchern wie die Sonne im Vergleich mit jedem andere n Licht.“ Lutherbibel von 1534


Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.

Psalm 91,1-2

Bei Jesus bist du sicher Wenn du Jesus Christus als deinen Retter angenommen hast, gehörst du zu ihm. Er hat dich lieb, ist immer bei dir und hilft dir. Stell dir einmal vor, wie groß und mächtig er ist. Bei ihm bist du noch viel besser beschützt als in einer Burg. Bleib in seiner Nähe!

Die Wartburg bei Eisenach

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Als Valle fertig erzählt hat, ist es in der Werkstatt einen Moment lang still. Die Geschichte war wirklich spannend. Katinka räuspert sich zuerst: „Danke, Valle, fürs Erzählen!“ „Na klar, ihr wisst doch, wie gern ich erzähle. Ich hab natürlich noch mehr Geschichten auf Lager.“ „Heißt das, wir können nächste Woche wiederkommen?“, fragt David. „Natürlich!“, lädt Valle die Freunde ein, „aber beim nächsten Mal bräuchte ich eure Hilfe.“ „Wozu?“ „Mir hat ein Freund diesen Holzkasten mit Bleibuchstaben mitgebracht und die hätte ich gern sortiert.“ „Puh!“, stöhnt Jonas, „das kann dauern!“

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„Ja, ich weiß“, stimmt Valle zu, „aber ihr müsst ja auch nicht unbedingt damit fertig werden und außerdem … beim Sortieren könnt ihr doch noch gut zuhören, oder?“ – die Freunde kapieren sofort und nicken im Chor. „Seht ihr“, freut Valle sich, „dann haben wir doch für alle eine gute Lösung gefunden. Aber jetzt ab mit euch! Ihr wisst ja, dass ich noch die Armbrust reparieren muss. Ciao, macht´s gut! Und denkt daran, den Kompass und die Karte von Gott zu lesen!“ „Tschüss, Valle!“


10.11.1483

Martin Luther wird in Eisleben geboren.

bis 1501

Kindheit und Schulzeit in Mansfeld, Magdeburg und Eisenach

1501

Martin soll Rechtsanwalt werden und wird Student in Erfurt.

1505

Er gerät in einem Gewitter in Lebensgefahr und verspricht, Mönch zu werden. Er tritt ins Erfurter Augustinerkloster ein.

1511

Luther zieht nach Wittenberg, um dort weiter Theologie zu studieren.

1513-1516

Er wird Professor für Theologie und hält Vorlesungen über einzelne Bücher der Bibel. Beim Studieren der Bibel begreift er: Kein Mensch kann aus eigener Anstrengung in den Himmel kommen. Gott schenkt jedem, der seine Sünden bekennt und an Jesus Christus glaubt, Vergebung und ewiges Leben.

1517

Luther schreibt 95 Thesen auf, um sie zur Diskussion zu stellen. Sie werden an der Wittenberger Schlosskirche angeschlagen.

1518

Luther wird durch Kardinal Cajetan in Augsburg verhört. In den Folgejahren versuchen die Vertreter der römischen Kirche, ihn umzustimmen.

1521

Der Kaiser lädt Luther vor den Reichstag zu Worms. Dort bleibt Martin nach einer Bedenkzeit bei seinen Überzeugungen und weigert sich, seine Schriften zu widerrufen. Der Kaiser erklärt ihn für „vogelfrei“ (das bedeutet, dass ihn jeder töten darf). Deshalb wird er sicherheitshalber auf die Wartburg entführt, wo er unter dem Decknamen „Junker Jörg“ lebt. Dort übersetzt er das Neue Testament in nur elf Wochen in die deutsche Sprache.

1525

18.02.1546

Martin heiratet Katharina von Bora, eine ehemalige Nonne. Sie bekommen sechs Kinder, von denen aber nur vier erwachsen werden, und leben im ehemaligen Wittenberger Augustinerkloster (heute: Lutherhaus). Martin Luther stirbt in Eisleben.

Zeittafel

Glaube an Jesus Christus! Er ist der einzige Weg zu Gott in den Himmel.

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Das große Luther-Rätsel

Gut aufgepasst beim Lesen? Dann ist das große Luther-Rätsel sicher kein Problem für dich. :-) Und bevor du verzweifelst: Bei jedem gesuchten Wort ist die Seite angegeben, auf der du die Antwort findest.

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Wen brauchst du, um in den Himmel zu kommen? Luthers Geburts- und Sterbeort heißt … Wo fand im Jahr 1521 der Reichstag statt, zu dem Martin Luther eingeladen wurde?

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Wer entdeckte Amerika (Nachname)? Wohin zogen Martins Eltern um, als er noch ein Kind war?

Welche Fremdsprache lernte Martin in der Schule?

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7 10

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Der zweite Teil der Bibel heißt „Neues …“ Wo übersetzte Martin das Neue Testament ins Deutsche? Auf der …

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Wie hieß der erste Zeitmesser, den man in die Tasche stecken konnte? Auf welches Material wurden die Ablassbriefe gedruckt? In welchem Bibelbuch machte Luther seine größte Entdeckung? Im Brief des Pauls an die Christen in …

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In welcher Stadt arbeitete Luther als Professor für Bibelkunde?

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Luther schrieb 95 davon auf. Man nennt sie… Vor dem Reichstag sagte Luther: „Mein … ist an die Bibel gebunden.“ Wo hat Jesus für unsere Sünden bezahlt? Am …

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In welcher Stadt fing Martin an zu studieren?

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Wer erfand den Buchdruck mit Bleibuchstaben (Nachname)? Mit welchem technischen Gerät, das Schiffe an Bord haben, lässt sich die Bibel vergleichen? Wer kann als Einziger Sünden vergeben?

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Lösungssatz:

Jesus sagt: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich. Johannes 14,6

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Das Luther-Lied (für Kids) Text: Gero Cochlovius (nach Vorlage M. Luther) Melodie: Martin Luther

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Burg ist un – stets in al – Kraft fühl‘ ich – bin ich nie –

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Gott, Not, klein, lein,

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1. Wenn Bö- ses mir droht: Viel stär- ker ist Gott! Er ist im- mer 2. Er ist stets mein Freund, der‘s gut mit mir meint! Er schenkt mir viel Am Em C Dm G7 C

ich brauch mich nicht zu fürch – Ich will ihm fest ver- trau –

4 4

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da, Mut,

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ge- bor – ne Sor – Ge- fah – be- wah –

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gen. gen. ren. ren.

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in mei- ner Angst ganz nah, denn er macht al- les gut.

ten. en!

Lösungen Kreuzworträtsel (von oben nach unten): Jesus • Eisleben • Worms • Kolumbus • Mansfeld • Latein • Testament • Wartburg • Dosenuhr • Pergament • Rom • Wittenberg • Thesen • Gewissen • Kreuz • Erfurt • Gutenberg • Kompass • Gott

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C


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„Das ist ja krass! Was für eine Zeit!“, meint Katinka. Lass dir in Valles Werkstatt … … die spannende Martin-Luther-Geschichte erzählen, … bau dir deinen Luther-Turm, … lern das Luther-Lied und … … knack das große Luther-Rätsel!


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