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Neozoen in der Steiermark

Der

Nutria

in der Steiermark

Der Nutria (Myocastor coypus) wird auch als Sumpfbiber oder Biberratte bezeichnet und ist eine aus Südamerika stammende und in Mitteleuropa eingebürgerte wasserlebende Nagetierart. In seiner ursprünglichen Heimat kommt der Nutria vom südlichen Brasilien bis nach Feuerland vor. In Mitteleuropa wurde er als Pelztier eingebracht und in Pelztierfarmen gehalten. Auch wurde er mancherorts bewusst ausgewildert. Artikel von Werner Leitner

Durch den Zusammenbruch des Pelzmarktes wurden Nutriafarmen aufgelöst und die Tiere oft einfach in die Freiheit „entsorgt“. In einem bekannten österreichischen Lehrbehelf für die Jägerausbildung wird sein Vorkommen in Österreich als vereinzelt und nur an wenigen Orten vorkommend beschrieben. Dies gilt für den südsteirischen Raum mit Sicherheit nicht mehr. Die südsteirischen Nutriavorkommen sind auf eine Nutriapelzfarm in Graz-Mariatrost zurückzuführen, die vor ca. 25 Jahren aufgelassen wurde. Die zuvor in Käfigen gehaltenen Tiere wurden in ein Freigehege überbracht, wo sie, „ausbruchssicher“ ihr restliches Dasein verbringen sollten. Was von den betreuenden Personen völlig außer Acht gelassen wurde, ist die enorme Vermehrungsfähigkeit und Wühltätigkeit dieser Spezies. Nach nur wenigen Jahren haben sich enflohene Tiere entlang des Mariatrosterbaches, des Grazer Hilmteichs sowie der Mühlgänge bis zur Mur verbreitet. Von dort war die weitere Eroberung neuer Reviere flussauf und flussab ungehindert möglich, sodass zum heutigen Zeitpunkt die wassernahen Reviere entlang der Mur, aber auch der Kainach bis hin an die südliche Staatsgrenze nach Slowenien von Nutrias besiedelt werden.

Aussehen Nutrias erreichen ein Körperlänge von bis zu ca. 60 Zentimeter und können im ausgewachsenen Zustand rund zehn Kilogramm wiegen. Männliche Stücke sind generell etwas stärker als weibliche. Sie besitzen eine runde, halbkörperlange Rute und haben an den Hinterläufen unvollkommene Schwimmhäute. Typisch für sie sind die starken, bei erwachsenen Tieren oft intensiv orange gefärbten Nagezähne. Der Balg ist meist graubraun – es gibt jedoch sehr viele Farbvarianten von Hellgrau bis Schwarz, Hell-

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cremefärbig bis fast Schneeweiß. Der Nutria – vor allem Jungtiere – wird gelegentlich mit dem Bisam verwechselt. Zweiterer stammt jedoch ursprünglich aus Nordamerika und ist mit ca. einem Kilogramm Körpergewicht wesentlich kleiner.

Vorkommen und Biologie Der Bisam hat einen kastanienbraunen Balg, eine seitlich abgeplattete Rute und keine Schwimmhäute. Als überwiegend wasserlebende Spezies findet man den Nutria in der Südsteiermark entlang von Flüssen und Bächen sowie an Teichen. Die Tiere halten sich meist im Wasser oder in Ufernähe auf. Die tagund nachtakiven Tiere haben ihre Hauptakivität in der Morgenund Abenddämmerung, wo sie zur Nahrungssuche häufig die Gewässer verlassen. Die Tiere leben paarweise oder in Gruppen von ca. zehn bis 15 Individuen. Als nahezu reine Vegetarier ernähren sie sich vorwiegend von Kräutern, Gräsern, Feldfrüchten und Wurzeln von Wasserpflanzen. Nutrias graben sich ihre Baue selbst, deren Röhreneingänge oberhalb der Wasserlinie liegen, was sie von Bisam und Biber unterscheidet. Bei Nutrias gibt es keine geschlechtliche Saisongebundenheit, weshalb man zu jeder Jahreszeit Jungtiere antreffen kann. Anlässlich einer Entenjagd Ende Dezember konnten in der Kainach bei Wildon ca. vier Wochen alte Junge angetroffen werden. Nutrias erlangen ihre Geschlechsreife – je nach Ernährungszustand – im Alter von ca. sechs bis acht Monaten. Nach einer Trächtigkeitsdauer von ca. 135 Tagen bringt das Weibchen ca. sechs bis acht behaarte und sehende Junge zur Welt. Die Milchdrüsen liegen beim Weibchen an den Seiten, näher dem Rücken


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