Steirische Wirtschaft, Ausgabe 8

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Nr. 8 · 2. März 2012

24 · Steirische Wirtscha!

International

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Ungarn am Scheideweg

Wirtscha!sdelegierte Erika Teoman-Brenner über Viktor Orbán, harte Maßnahmen und lohnende Investments in Ungarn. V M R .@.

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Journalistengesetz, Fremdwährungskredite, Unabhängigkeit der Notenbank. Viele in Europa fragen sich: Was will Viktor Orbán? Erika Teoman-Brenner: Das ist eine gute Frage. Manche sagen,

die Regierung habe eine so zerrüttete Wirtscha! übernommen, dass sie zu extremen Maßnahmen greifen müsse. Grundsätzlich scheint das wirtscha!spolitische Ziel der Regierung zu sein, die in der Vergangenheit durchgeführten Privatisierungen rückgängig zu machen (siehe auch Artikel rechts). Problematisch sind aber ihre ad-hoc-Entscheidungen, die eine Planbarkeit für Unternehmen unmöglich macht. Die Banken haben etwa bis kurz vor Absegnung des Gesetzes zu den Fremdwährungskrediten nichts davon gewusst.

Erika Teoman-Brenner im Gespräch mit Redakteur Markus Rodlauer.

International ist Orbán stark umstritten, bröckelt auch im Land die Unterstützung? Teoman-Brenner: Würde heute gewählt, Orbán würde wieder gewinnen. Das bestätigen zumindest alle Umfragen. Die Opposition ist momentan sehr schwach, Meinungsforscher schätzen, dass die Sozialisten auf etwa 13 Prozent aller Stimmen kämen. Die Kritik durch die Europäische Union ru! bei vielen Ungarn nationalistische Gefühle hervor, sie stellen sich hinter die Regierung. Ist es unter diesen Voraussetzungen überhaupt ratsam, in Ungarn aktiv zu werden? Teoman-Brenner: Es ist auf jeden Fall nicht riskanter als noch vor vier oder fünf Jahren. Ja, die Regierung trifft manchmal unerwartete Maßnahmen, aber das betrifft nur bestimmte Sektoren – als Produktionsstandort bietet Ungarn nach wie vor ausgezeichnete Chancen. Der Automobilindustrie geht es hier ausgezeichnet, Audi und Mercedes investieren momentan im großen Stil.

Was spricht trotz aller Unwägsamkeiten für den ungarischen Markt? Teoman-Brenner: Zum einen natürlich die hervorragende geographische Lage. Das Land verfügt über eine sehr gut ausgebaute Infrastruktur, und das Lohnnivevau und die Qualifikation der Arbeitskrä!e ist absolut konkurrenzfähig. Dafür kann die Sprache ein Hindernis darstellen, und o!mals kann es sich als sehr schwierig erweisen, Informationen über mögliche Handelspartner zu erlangen. Die Ungarn sind da nicht sehr auskun!sfreudig. ■

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