Lkm 2016 04 internet

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Landkreismagazin 4.2016

Steiner Tafel, all das trägt enorm viel zur Persönlichkeitsentwicklung unserer Schüler bei und ist gelebte Erziehung zur Demokratie. Als vor einigen Wochen ein Interview mit zwei Oberstufenschülerinnen in der Zeitung veröffentlicht wurde, die sich im Rahmen ihres P-Seminars intensiv um die Kinder aus Flüchtlingsfamilien kümmern und inzwischen ganz enge Beziehungen zu diesen Familien entwickelt haben, war ich richtig stolz. Das ist es, was ich mir als Werteerziehung vorstelle. Die energetische Sanierung der Schule soll schon bald beginnen. Wie sehen Sie diesen Arbeiten entgegen, die den Schulalltag ja auch beeinflussen werden? Wir sind sehr zuversichtlich, dass die Sanierung unserer Schule beträchtliche Verbesserungen bringen wird, ohne dass während der Bauarbeiten der tägliche Betrieb allzu sehr leiden muss. Ich denke, die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unserem Sachaufwandsträger wird sich auch bei dieser großen Maßnahme bewähren. Natürlich bringen solche großen Projekte immer gewisse Unwägbarkeiten mit sich, und man kann nicht alles bis ins letzte Detail vorhersehen. Aber die Sanierung wird auf jeden Fall unser architektonisch äußerst reizvolles Gebäude auf den neuesten Stand bringen, was Wärmeisolierung und Brandschutz angeht. Dabei können zum Beispiel durch die Verlegung entsprechender Leitungen auch alle Voraussetzungen für die modernste Ausstattung mit Medien und Geräten geschaffen werden, die dann Schritt für Schritt in Abstimmung mit dem Fortschritt der Sanierungsarbeiten geschehen soll. Für uns ganz entscheidend ist die Zusage, dass wir als Schulfamilie am angestammten Ort zusammenbleiben werden. Es wird keine Auslagerung von Klassen geben, kein Hin- und Herfahren zwischen verschiedenen Standorten. Ganztagsangebote liegen im Trend, wie ist das Gymnasium Stein hier aufgestellt? Ja, Ganztagsangebote liegen im Trend, und sie sind aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte auch nicht mehr wegzudenken. Persönlich war ich zunächst skeptisch, ob dafür in Stein überhaupt ein Bedarf ge-

geben ist - auch aufgrund der zweifellos damit verbundenen Mehrbelastung für die Lehrkräfte. Inzwischen bin ich von unserem Konzept überzeugt: Wir bieten je nach individuellem Bedarf drei verschiedene Optionen: das traditionelle System, eine offene Ganztagsbetreuung durch geschulte Sozialpädagogen und gebundene Ganztagsklassen. Es macht wenig Sinn, eine Lösung für alle verpflichtend zu verordnen, weil die Bedürfnisse, die familiären Situationen, die Wünsche von Eltern und Kindern so unterschiedlich sind. Wahlfreiheit ist wichtig und bei uns werden alle Optionen angeboten und angenommen: Zur Zeit gibt es zwei Gruppen mit insgesamt knapp 40 Kindern in der offenen Mittagsbetreuung mit Sport- und Spielangeboten und betreuter Studierzeit, und in den Jahrgangsstufen 5 bis 7 ist jeweils eine gebundene Ganztagsklasse eingerichtet. Planen Sie auch einen Ausbau der Angebote? Für die nächsten Jahre versuchen wir, dieses gebundene Ganztagsangebot dadurch noch attraktiver zu machen, dass wir in diesen Klassen das Projekt „Theaterklasse“ umsetzen. Das heißt, alle Ganztagsschüler haben pro Woche zwei Stunden Theater auf dem Stundenplan. Davon versprechen wir uns großen pädagogischen Nutzen für die Kinder, die Förderung sozialer Tugenden wie Kooperation und Durchhaltevermögen durch die gemeinsame Arbeit an Theaterprojekten, die Steigerung ihres Selbstbewusstseins, ihrer Fähigkeit, vor anderen aufzutreten und etwas zu präsentieren. Nicht zuletzt fördert das Theaterspielen auch in ganz natürlicher Weise die sprachlichen Kompetenzen. Wie viele Projekte und Gruppen gibt es eigentlich am Gymnasium Stein? Das ist eine Frage, die mich in eine angenehme Verlegenheit bringt, denn es ist fast unmöglich, spontan und aus dem Stegreif an all die vielen und vielfältigen Aktivitäten zu denken, die unser Schulleben auszeichnen. Mir fällt zunächst unsere ausgesprochen aktive SMV-Arbeit ein; es sind insgesamt elf Arbeitskreise eingerichtet, in denen unter anderem alle Klassensprecher unserer Schule aktiv sind und die ganz verschiedene Bereiche des Schullebens mitgestalten wie zum Bei-

spiel der AK Technik, auf den wir uns als Schulleitung bei der Durchführung von Abendveranstaltungen absolut verlassen können, oder AKs zu Themen wie KonzertManagement, Toleranz/Anti-Rassismus, Schulhausgestaltung, Schüler-Café und viele mehr. Dazu kommen Aktivitäten im künstlerischen und kreativen Bereich, allen voran das Projekt „Bläserklasse“ in der Unterstufe, in dem Schüler, die noch nie ein Instrument gespielt haben, nach nur drei Monaten so weit sind, beim Weihnachtskonzert mitzuspielen. Ganz herausragend für mich sind auch die Leistungen unserer Theatergruppen, die schon mehrfach bei den Bayerischen Schultheatertagen mit ihren Stücken für Aufsehen gesorgt haben. Und seit vielen Jahren sind unsere RSG- und Turngruppen ein Aushängeschild unserer Schule, nicht nur, weil sie serienweise Bezirks- und Landesfinaltitel einheimsen, sondern auch durch spektakuläre Auftritte bei öffentlichen Anlässen, bei unserer eigenen Sportgala, auf der Consumenta oder sogar in der Münchner Olympiahalle. Und man könnte noch viel mehr nennen. Die Projekte und Aktivitäten ziehen sich durch alle Fächer und Fachgruppen. All das ist nur deshalb möglich, weil Lehrkräfte unserer Schule diese Gruppen betreuen und fördern und sich dabei weit über das übliche Maß hinaus engagieren. Ich bin wirklich stolz darauf, an der Spitze eines derart aktiven und einsatzfreudigen Kollegiums zu stehen. Wäre es anders, hätte ich mich wohl nicht um diese Stelle beworben, denn nach 28 Jahren an der Schule weiß man schließlich, mit wem man es zu tun hat. Wie hat sich Schule aus Ihrer Sicht in den vergangen Jahrzehnten verändert? Natürlich hat sich Schule in nunmehr fast drei Jahrzehnten stark verändert; sie ist ja Teil der Gesellschaft, und die hat sich seit 1988 ja auch rasant verändert. Wir erleben die Auswirkungen dieses Wandels ganz unmittelbar im Verhalten und in der Arbeitshaltung unserer Schüler, und vieles, was sich da entwickelt hat, macht unsere Aufgabe nicht eben leichter. So ist die Zahl der Schüler, die Verhaltensauffälligkeiten zeigen und die selbst an psychischen Problemen leiden, stark gestiegen. Ohne das in den letzten Jahren an unserer Schule aufgebaute Beratungs- und

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