Landkreismagazin 2013 05 23 Ausgabe 10

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Landkreismagazin 10.2013

Schulen

Großes Interesse bei der Premiere des Dokumentarfilms zur Geschichte Langenzenns Großhabersdorf - Bis auf den letzten Platz gefüllt war das Kino in Großhabersdorf bei der Premiere des Dokumentarfilms „Langenzenn – aus der Geschichte einer Stadt“. Viele Landkreisbürgerinnen und Bürger wollten sehen, was Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Oberasbach im Rahmen eines Film-Kurses zusammengetragen hatten. Der Dokumentarfilm ist der Auftakt eines umfangreichen DVD-Projekts der drei Landkreisgymnasien zum Thema „Arbeitserziehungslager Langenzenn – Fränkische NS-Geschichte“ unter der Schirmherrschaft von Landrat Matthias Dießl. Dieses Projekt von Schülern für Schüler und Interessierte soll ein Stück deutsche und im speziellen fränkische Geschichte näher bringen. Inspiriert wurde das DVD-Projekt durch die Dokumentation „Die Flucht“ von Wladyslaw Kostrzenski, aufgezeichnet von Joachim Mendsorf, und den Roman „Valentina“ von Fritz Stiegler. In dem Film sind fünf Schüler zu sehen, die zu verschiedenen Interviews begleitet werden. Die Schülerinnen und Schüler der Oberstufenklassen Q11 und Q12 sind Mitglieder des Wahlkurses „Film“ unter der Leitung ihrer Lehrerin Felizitas Handschuch am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Oberasbach. Sie sprechen mit Zeitzeugen, Langenzenns Bürgermeister Jürgen Habel und Historikern, wie dem Vorsitzenden des Heimatvereins, Kurt Sellner. Der Film zeigt die Schüler auch bei Recherchen im Nürnberger Staatsarchiv und an Originalschauplätzen. Aus über 30 Stunden Filmmaterial, das Jessica Kuhnert, Dora Stanic, Samuel Seitz, Marcel Werner und Daniel Kniewasser unter der Regie des Oberasbacher Schauspielers und Filmproduzenten Tobias Rosen aufgenommen haben, wurde ein 75-minütiger Dokumentarfilm erstellt. Gleichzeitig fungierte Tobias Rosen bei der Produktion als Autor, Kameramann und Unterstützer in allen Bereichen.

Filmproduzent Tobias Rosen (mit großer Filmrolle) umrahmt von Schülern und Zeitzeugen

Der Film dokumentiert die aktive Auseinandersetzung der Gymnasiasten mit den Geschehnissen zur Zeit des Nationalsozialismus und lässt Schüler und Zeitzeugen gleichermaßen zu Wort kommen. Sonja Birke, Frida Köhler, Konrad Nickel und Lidija Tkazenko erinnern sich an die Jahre 1943 bis 1945, in denen in Langenzenn das sogenannte Arbeitserziehungslager (AEL) bestand. Sie schildern die menschenunwürdigen Zustände unter denen die Insassen dort lebten und litten. Sie finden hierfür viele Beispiele, die sie als Kinder selbst erlebt haben oder aus Erzählungen der Eltern kennen. Gleichzeitig legen sie auch ein Zeugnis ab über die Ohnmacht der Langenzenner Bürger, die den Betroffenen in dem Lager gerne geholfen hätten, die aber durch die Diktatur des NS-Regimes und aufgrund der harten Kontrollen durch Lagerleitung und Wärter nur Tropfen auf dem heißen Stein blieben. So wird von Brotstücken erzählt, die schon die Kinder von ihrem Schulbrot für die Lagerinsassen auf deren Weg legten und von Kohlköpfen, die „zufällig“ ins Lager rollten. Der Film berührt, macht betroffen und nachdenklich, ohne dabei anzuklagen. Zur Erinnerung an die Vergangenheit ist im Oktober 2009 auf dem Gelände, wo ehemals das AEL stand, ein Ge-

denkstein errichtet worden. Er erinnert an die Zwangsarbeiter und deren Schicksale. „Ich finde es wichtig, dass sich gerade junge Leute mit den Geschehnissen der Vergangenheit auseinandersetzen, deswegen habe ich gerne die Schirmherrschaft für dieses Projekt übernommen und bin gespannt auf den Film“, sagte Landrat Matthias Dießl am Rande der Premiere. Wie er dankte auch der Schulleiter des Gymnasiums Oberasbach, Oberstudiendirektor Heinz Beiersdorfer, allen an dem Projekt Beteiligten dafür, dass sie durch die engagierte Arbeit dieses schwierige Thema ins Gedächtnis rufen und damit zur Aufarbeitung beitragen. Nach Abschluss der Arbeiten der Gymnasien in Stein und Langenzenn soll 2015 die DVD mit dem gesamten Material und weiteren Informationen des Heimatvereins Langenzenn fertig gestellt werden. Nach dem Film blieben die Gäste noch lange im Kino Großhabersdorf, um interessiert das Gespräch mit den Produzenten des Films, aber auch mit den Zeitzeugen zu suchen. Der Film-Trailer ist auch im Internet zu finden unter http://www. youtube.com/watch?v=NM5RyJqg8D8. (Manuela Rögner)

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