EIN LEBEN NACH DEM TANZ
: BALLETT
WARUM ALLES ANGEFANGEN HAT? Was sie sich zum Beginn ihrer Tänzerlaufbahnen erträumt hatten, können beide heute kaum noch sagen. Hannah Teutscher wurde im Alter von drei Jahren von ihren Eltern zum Tanzunterricht gebracht, eine spielerische Form in den ersten Jahren. Doch mit fünf Jahren stand der Entschluss, Tänzerin werden zu wollen, bereits fest. „Es hat aber keiner so wahrgenommen, ich war eine, die man nicht sieht“, erinnert sie sich. Froh war sie schließlich, als es mit dem Traumberuf klappte und „nach dem ersten bezahlten Arbeitstag als Tänzerin, da habe ich geweint“, erfüllt von dem Gefühl, es doch geschafft zu haben! Christian Teutscher ließ sich erst mit 10 Jahren mit dem Tanz ein, die Broadway-Tanzfilme im Fernsehen, die hatten ihm imponiert. Aber für die eigene Entwicklung galt: „einfach nur tanzen, man arbeitet jeden Tag nur daran, besser zu werden.“ Weitere Gedanken, wohin das führen könnte, die hatte er damals noch nicht. „Denn erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Als Tänzer muss man flexibel bleiben.“ – Entscheidend bleibt wohl für beide, dass der Tanz sie zusammengebracht hat. Und gelohnt haben sich im zurückliegenden Beruf auch „viele einzelne Momente“: Das Gefühl von kompletter Freiheit im eigenen Körper, das Einssein von Körper, Musik und einem Publikum, diese spirituellen Augenblicke, das mache das Tänzerglück aus. DAS LEBEN DANACH Seit 2015 betreibt Hannah Teutscher in der Ostermayr Passage ein Studio für Fitness, Körperkoordination und Tanz für jedermann: „Performance Fit Pilates“. Die Erfahrungen aus den 15 Jahren ihrer Profikarriere hat sie mit dem Wissen aus vielen Fortbildungen, u. a. in den Bereichen Pilates, Yoga, Fitness, zu einem eigenen Programm verbunden. Jetzt trainiert sie ganz normale Menschen, die einfach besser mit ihrem Körper zurecht kommen wollen, begleitet Profitänzer*innen durch Verletzungsphasen, gibt Tanzkurse für Erwachsene und hat auch ein Tanzprogramm für jugendliche Flüchtlinge auf die Beine gestellt. Wo sie selbst früher den Punkt gesucht hat, die Bewegung des eigenen Körpers genießen zu können, hilft sie heute anderen, diesen „Aha-Moment“ des Einsseins, des Selbstbewusstseins im eigentlichsten Sinn, zu finden. „Das ist fast genauso gut“, findet sie, „man kann Ergebnisse sofort spüren, bekommt eine unmittelbare Reaktion.“ Das sei doch deutlich anders, als monatelang zu proben und auf den Premierenapplaus zu warten. Christian Teutscher ist ihr in die Selbständigkeit gefolgt. Er absolviert derzeit noch eine Fortbildung als Pilates-Trainer und arbeitet im Studio im Praktikantenstatus mit. Die beiden genießen die erneute enge Zusammenarbeit, die sie nach Hannahs Abschied vom Staatstheaterensemble für einige Jahre vermisst hatten. Auch die neue Freiheit, die die Selbstständigkeit bedeutet, wissen beide zu schätzen. „Man kann eine Pause machen, wenn die Batterien leer sind“, beschreibt er das Luxusgefühl, wenn man nicht mehr mit Blick auf den Probenplan und aus Rücksicht auf eine Gruppe funktionieren muss. Trotzdem bleibt eine starke Verbindung zum Tanz und zur Nürnberger Compagnie, die die beiden jetzt öfter als Zuschauer beobachten. Mit dem Ensemble und Goyo Montero haben sich auch
neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit ergeben. So studierte Christian Teutscher im Auftrag von Goyo Montero im Februar dessen Choreographie „Alrededor no hay nada“ mit Studierenden der School of Dance an der Kunsthochschule von North Carolina ein. Und dem einen oder anderen ehemaligen Kollegen helfen sie im eigenen Studio nach Verletzungsphasen mit einem maßgeschneiderten Trainingsprogramm wieder auf die Füße. – Tanz spielt nach wie vor eine große Rolle im Leben von Hannah und Christian Teutscher, denn „die Leidenschaft zum Tanz wird bleiben!“.
Verena Kögler 27