Journal #3 2018/19

Page 31

Vergleichst du manchmal in der Erinnerung noch die japanische mit der europäischen Kultur, auch an dir selbst? HIROSHI AMAKO Natürlich. Ich leiste mir ja den Luxus, jedes Jahr nach Japan zu reisen. Ich halte Verbindung zur Familie meines Vaters, zu Freunden, die aber alle keinen musikalischen Hintergrund haben. Es war speziell in der Zeit, als ich in Cambridge im Chor gesungen habe, ziemlich schwierig zu erklären, welchen religiösen Hintergrund Chormusik in Europa hat. Auch kommen immer wieder Fragen, ob man denn von der Musik leben könne, speziell mein Onkel, ein knallharter Geschäftsmann, fragt mich das oft. Alle sind ein wenig besorgt.

Musikalische Hafenrundfahrt mit dem Internationalen Opernstudio

Hörst du japanische Musik? HIROSHI AMAKO Ich höre auch mal die japanischen Charts und ich finde, in jedem Land ist das eine triste Beschäftigung. Ich stöbere aber gerne in Japan in den Second-Hand-CD-Shops in Tokio, um etwas Interessantes zu finden. Übrigens sind die CDs in Japan sehr teuer, vielleicht weil die Japaner weniger über das Internet Musik hören – spotify oder ähnliches – sie kaufen sich gerne Musik, die sie „anfassen“ können. Traditionelle japanische Musik wird nur von einem kleinen Kreis von Leuten gehört. Normalerweise werden diese Dinge, auch No-Theater, als kulturelles Erbe geschätzt und beachtet, doch Konzerte von alter japanischer Musik gibt es wenige. Für Europäer mag das sehr fremd klingen, aber auch für Japaner gehört das nicht zur vertrauten musikalischen Erfahrung. Auch sie, nicht nur Europäer, müssten lernen, es zu mögen.

Es gibt einen sehr schönen Film des japanischen Regisseurs Takeshi Kitano, er heißt „Takeshi Kitano’s Dolls“, der zu Anfang den Beginn einer Bunraku-Aufführung in einem Theater in Tokio zeigt. Und das Faszinierende ist, dass die riesengroßen Puppen, teilweise geführt von drei Menschen, und ihre Stimmen getrennt voneinander sind: ein Sänger an der Seite singt alle Rollen. Und diese Aufspaltung von Darsteller und Stimme widerspricht fundamental unserem europäischen Ideal der Identifikation des Darstellers mit seiner Rolle. Diese Puppenspielform Bunraku ist sehr sehr fremd und faszinierend. HIROSHI AMAKO Dieser extreme Charakter im Ausdruck erinnert mich sehr an Bücher von Haruki Murakami. Auch an die sehr stark und starr organisierte Form des Arbeitslebens in Japan. Alles ist streng geregelt, jeder muss sich der Hierarchie in einer Firma unterwerfen, Gesten sind standardisiert und nicht-individuell. Das ist sehr japanisch.

Kammermusik und Lieder von Hugo Wolf, Franz Schubert und Charles Martin Loeffler auf der MS HAMBURG. Na'ama Shulman, Sopran Hiroshi Amako, Tenor Naomi Seiler, Viola Rupert Burleigh, Klavier Ks. Peter Galliard, Moderation Samstag, 16.02.2019 um 19:30 Uhr Sonntag, 17.02.2019 um 17:30 Uhr Eine Veranstaltung der RAINER ABICHT

Hast du, wenn du singst und arbeitest und probst in irgendeiner Weise das Gefühl, dass in dir etwas steckt, etwas „Japanisches“, was dich unterscheidet von deinen Kollegen?

Vielleicht dass ich gerne mir gestellte Aufgaben übernehme und sie „in time“ erledige.

Elbereederei in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Opernstudio der Hamburgischen Staatsoper

HIROSHI AMAKO

Tickets zu je € 47,50 inkl. Pausenbewirtung 040 | 31 78 22-0 | tickets@abicht.de

Das tun die Deutschen auch.

Ich werde mal darauf achten. Wahrscheinlich sind wir uns sehr ähnlich. HIROSHI AMAKO

www.abicht.de/veranstaltungen


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.