Dänisch in Kiel

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Kundin Mette schwärmt beim ersten Haltepunkt in Altenholz: „Rigtig fin service! Die Themenkisten sind immer schön zusammengestellt.“ Die Dänischlehrerin versorgt sich regelmäßig über den Bus mit Unterrichtsmaterialien. In den kommenden Wochen wird sie das Thema „Wikinger“ behandeln. Davon ahnt ihr Schüler Harald am übernächsten Haltepunkt in der Kieler Wik noch nichts. Für Sprachinteressierte wie ihn hält die Bibliothek eine breite Auswahl an Lern­medien, Wortbilderbüchern und Leicht-Lesebüchern mit AudioCD bereit. Doch Harald ist bereits fort­geschritten, leiht sich eine dänische Biografie aus. „Wenn man sich etwas Mühe gibt, kann man das gut schaffen“, beschreibt er seine Erfahrung mit der ehemals fremden Sprache Dänisch. So transportiert der Bus auch ein Lob an die vielen engagierten Dänischlehrer, die sich für den Erhalt von Sprache und Kultur in Süd­ schleswig einsetzen.

Treffpunkt Holtenau Treffpunkt für Harald und seine Lehrerin Mette ist das Versammlungshaus in Holtenau. Auch hier hält der Bus – doch leider erst auf „Tour 27“ in einer Woche. Zu spät zum Pflaumenklauen! Denn im Garten des Hauses in der Westhofenstraße stehen prächtige Obstbäume zur Ernte bereit: Äpfel, Pflaumen, Renekloden. „Das sind alte Sorten“, schwärmt Hausmeister Holger. „Morgen gibt es Pflaumenmus.“ Wie bei so vielen Gebäuden der dänischen Minderheit ist die Haus­ meisterwohnung in das Versammlungshaus integriert. Gebaut wurde es 1957. Seitdem geben sich die Kulturorganisation SSF, der SSW als politische Vertretung der Dänen, die Gewerkschaft SAF, der Hausfrauen­verein (Husmoderforening), Dänischlehrer und -schüler so­wie die dänische Kirche die Klinke in die Hand. Neben

einem großen Versammlungssaal steht für kleine Runden ein gemüt­liches Gartenhaus bereit. Von dort ist der Weg zur Obstplantage gar nicht weit… Doch für den Ernteeinsatz fehlt Sven und Hans-Peter auf den Bücherbustouren die Zeit: Kunden beraten, Die Skandinavier verste­ hen ihre Bibliotheken Bestellungen hervorholen, Werke recherchieren, Büneben Arbeitsplatz und cherstapel einsortieren, Vorgemerktes weiterleiten, Privatbereich/Zuhause als Bestände auffüllen – ruhig und beschaulich ist die eine Art Dritten Ort, an dem Tätigkeit eines Bibliothekars ganz sicher nicht. „Die man sich treffen, etwas Arbeit ist sehr abwechslungsreich und vielseitig. Und erleben oder einfach ein wenig abschalten kann. du bekommst spontane Reaktionen mit. Das ist sehr bereichernd“, beschreibt Sven. Nach einer kurzen Mittagspause ohne Pflaumen geht es weiter zum dänischen Kindergarten, dem KielPries Børnehave im Christianshus in der Fritz-Reuter-Straße. Hier freuen sich rund 40 Kinder und fünf pädagogische Fachkräfte auf den Besuch. Auf seinen regelmäßigen Touren versorgt der Bus die Einrichtung alle zwei bis drei Monate mit einem Extraset frischer Bücher, individuellen Themenkisten und Sprachkoffern. Und zu besonderen Anlässen wird gleich der ganze Bus gebucht: Dann setzen sich die Bibliothekare Schirmmützen auf, knipsen „Fahrkarten“ ab und werden zu Reiseleitern in die Abenteuerwelt der dänischen Kinderliteratur. Hier ist ein Bibliothekar mehr als nur Bibliothekar, der Bus mehr als Flensburg, im Zentrum von Gesamtschleswig gelegen, nur fahrendes Bücherregal. Hinter ist die Heimat der Centralbibliotek, Von hier starten die dieser Ausweitung des Klassisch- Bücherbusse ihre Touren.

Die Orte Drei

Der Dritte Ort

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