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Kenia – Etappe einer Weltentdeckung

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Yvonne Rölli

Yvonne Rölli

UNTERWEGS

Nicht immer verläuft ein Gespräch gradlinig und wie geplant, so geschehen mit Weltenbummler Eugen Bissig, von allen Geni genannt.

Von Gabi Bucher

Als ich Geni Bissig um ein Treffen anfragte, um mir von seiner Kenia-Reise zu erzählen, erklärte er, er sei am selben Tag im SPZ zum Anpassen seines Rollstuhls. «Fünfzehn Uhr im Restaurant und ich bin der mit dem Rollstuhl», meinte er scherzend.

Ganz so daneben war der Hinweis nicht, denn das Restaurant war an diesem Nachmittag zwischen den Festtagen ziemlich verwaist. Nur konnte ich mir schlecht vorstellen, dass jener Mann, der in hohem Tempo und mit einem ziemlich auffälligen

Geni Bissig auf Besuch im SPZ …

Elektrorollstuhl durchs Restaurant kurvte, der Kenia-Reisende sein sollte. Aber er war es und ja, er sei in Kenia gewesen, «letzten September, ich hatte noch Ferien, welche ich einziehen musste, also buchte ich vier Wochen Safari.»

Gerne und viel unterwegs

Geni Bissig ist seit einem Gleitschirmunfall vor 28 Jahren im Rollstuhl, anfänglich im Hand-, jetzt mehrheitlich im Elektrorollstuhl. Er sei viel unterwegs, manchmal fünf bis sechs Tage, manchmal bis zu drei Monate. Kenia habe er gewählt, weil er auf der Globetrotter-Webseite den Beitrag von Roland Bigler gelesen habe, der selber Tetraplegiker sei. Neuseeland habe er auch bereist, mit einem riesigen Bus, und in Kanada habe er die ganze Vancouver Island befahren. Meist sei er mit derselben Begleitperson unterwegs und nein, nicht mit dem Elektro-Rolli. «Da reise ich jeweils mit meinem umgebauten Handrollstuhl mit Motor.» Der Motor befinde sich vorne rechts, es sei wohl kein Serienmodell, meint er, er habe mit dem Rollstuhltechniker etwas getüftelt. So sei er unabhängiger. Und dann erzählt er von Sri Lanka, vom Sprachaufenthalt in Italien, von Berlin. Auch in Marokko war er schon, in Istanbul, am Nordkap und in so mancher Hauptstadt Europas. Probleme beim Reisen? Nein, es sei alles so rollstuhlgängig, wie man es selber gestalte und es komme auch auf die Begleitperson an. Das ist glaubwürdig, in seinen Erzählungen ist der Rollstuhl nie ein Thema. Doch, wenn er es sich gut überlege, in Kenia habe er mal Probleme mit dem Joystick gehabt. «Ich habe am Abend meinen Rollstuhltechniker kontaktiert, ihm per Whatsapp Fotos geschickt, er hat Fotos zurückgeschickt, so konnte ich den Joystick umprogrammieren.» Und mal am Flughafen in Berlin habe man ihm den Rollstuhl gebracht, und alle Kabel hinten seien ausgesteckt gewesen. «Glücklicherweise bin ich Stromer», meint er lachend.

Brunch in der Wildnis

Aber wir wollten ja über Kenia reden! Sie hätten die Parks besucht und jede Menge Tiere gesehen, wunderschön! Der Guide sei derselbe gewesen wie bei Roland Bigler. «Er wusste, worum es geht, zudem macht er diesen Job seit 20 Jahren.» Am letzten Reisetag habe er dann ausnahmsweise erlaubt, dass die Passagiere aussteigen, «so konnten wir draussen brunchen, ganz toll, aber er hat ständig kontrolliert, ob kein Tier in der Nähe ist, ich hätte ja schlecht davonrennen können.» Die Fahrten über die holprigen Pisten hätten seinem Rücken

… und unterwegs auf Kenias Pisten

zwar zugesetzt, und am Flughafen hätten sie gezittert, die Resultate des PCR-Tests seien so spät eingetroffen. Aber alles in allem habe er keine Probleme beim Reisen. Auch Dubai sei übrigens toll…

Jetzt müsse er aber seinen Zug erwischen, erklärt er, setzt sein Béret auf, und kaum verabschiedet sehe ich ihn bereits auf dem Weg zum Bahnhof hinter dem SPZ runtersausen. Aus Kenia ist eine kleine Weltreise im Schnelldurchlauf geworden.

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