Diversity
Kurier | Hochschulzeitung der Deutschen Sporthochschule Köln | 3-2013
Mit Flexibilität zu mehr Vielfalt – denn „Vielfalt ist ein Gewinn“ Alle Talente nutzen, mehr Bildungschancen bieten und dabei alle Potenziale ausschöpfen – das ist das erklärte Ziel der Landesregierung. Die Sporthochschule und neun weitere NRW-Hochschulen sind mit an Bord. Frau Geske, wie fühlen Sie sich als junge Mutter an der Hochschule? Geske: Man fällt schon auf und sticht irgendwie heraus. Gerade in den Bachelorstudiengängen kenne ich keine andere Studentin, die im gleichen Semester ist wie ich und auch ein Kind hat. Also für mich ist es natürlich ganz normal, wenn ich mit Nelio auf dem Campus unterwegs bin, aber ich werde schon viel angeguckt und angesprochen. Aber eigentlich immer nur positiv. Was hat die Geburt von Nelio für Ihr Studium bedeutet? Geske: Am Anfang war ich zunächst überfordert, da die Schwangerschaft nicht geplant war. Dann hat sich aber
Brüner: Mir ging es nach der Chemotherapie in erster Linie darum, wieder ganz normal anzufangen, in ein normales Alltagsleben reinzukommen. Ich wollte keine Sonder- oder Andersbehandlung und habe daher meinen Dozierenden auch nicht von der Krankheit erzählt. Einigen Kommilitonen natürlich schon. Und so ist es jetzt auch noch. Ich möchte einfach nicht, dass mit mir nachsichtiger umgegangen wird. Frau Geske, nehmen Ihre Dozierenden mehr Rücksicht auf Sie? Geske: Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt einige Dozierende, überwiegend die, die selber Familie haben, die sich für meine Gründe, warum gerade wie etwas
klar. Aber etwas mehr Flexibilität, das würde es wirklich erleichtern. Wie könnte diese Flexibilität aussehen? Becker: Wie gesagt, in dem Lehrende und Beschäftigte in den Anlaufstellen der Hochschule innerhalb ihrer Ermessensspielräume zugunsten der Studierenden agieren. Das tun übrigens bereits viele und mit dem Audit wollen wir auch die restlichen noch erreichen. Konkrete Maßnahmen sind, dass sich studierende Eltern vorgezogen in Lehrveranstaltungen eintragen können. Dann gibt es angepasste Prüfungsordnungen – Eltern dürfen länger an ihrer Abschlussarbeit schreiben oder bei Krankheit des Kindes von einer Prüfung zurücktreten, ohne
ningstherapiefläche in der Uniklinik zu trainieren und das hat mir sehr geholfen. Auch der Umgang mit den Leuten dort. Ein Blick in die Zukunft: Haben Sie schon Pläne für nach dem Studium? Brüner: Ich würde mich gerne hier an der Sporthochschule für einen Master bewerben. Aber dafür muss ich jetzt erstmal meine Bachelorarbeit schreiben. Geske: Ich mache ab September ein Praktikum im erlebnispädagogischen Bereich. Internationale Entwicklungszusammenarbeit interessiert mich auch sehr. Eine Kombination aus beidem wäre perfekt. Frau Becker, wie geht es im Auditierungsprozess weiter?
Fotos: Sandra Bräutigam
Seit Anfang des Jahres befindet sich die Hochschule im Auditierungsprozess „Vielfalt gestalten in NRW“. Ziel des Audit-Verfahrens ist, Kriterien für den produktiven Umgang mit Diversität im Hochschulalltag zu entwickeln und für mehr Bildungsgerechtigkeit an den Hochschulen zu sorgen. „Vielfalt ist ein Gewinn. Das gilt vor allem für den Bereich der Bildung“, sagt Wissenschaftsministerin Svenja Schulze, die den Diversity-Wettbewerb für Hochschulen ausgelobt hat. Wir haben die Projektleiterin Tanja Becker gefragt, was unter Diversität an der Sporthochschule zu verstehen ist und mit zwei Studierenden gesprochen, die sich von „Normalstudierenden“ unter-
Der kleine Nelio spielt im neuen Multifunktionsraum für Hochschulangehörige mit Kind, während Mama Lena (mittleres Bild hinten) und Familienservicebüro-Leiterin Tanja Becker (mittleres Bild vorne) dem KURIER ein Interview geben. Der Multiraum ist im FC-Sportinternat untergebracht.
scheiden: Lena Geske ist 23 und hat am Ende ihres ersten Semesters ihren Sohn Nelio auf die Welt gebracht, der mittlerweile ein Jahr und neun Monate alt ist. Der zweite Gesprächspartner (28) ist in seinem Auslandssemester an Morbus Hodgkin, Lymphdrüsenkrebs, erkrankt. Er möchte namentlich nicht genannt werden. Warum, erklärt er selber. Frau Becker, was versteckt sich hinter dem Wort Diversität? Becker: Für Hochschulen heißt Diversität- oder Diversity-Management zunächst, sich die Studierendenschaft und Beschäftigungsstruktur anzuschauen und zu gucken, wie homogen oder heterogen das vorgefundene Milieu ist. Wieviele Frauen sind an der Hochschule? Wieviele Eltern? Wieviele internationale Studierende? Wieviele mit Behinderung oder chronischer Erkrankung? Wieviele studieren hier, die älter sind als 20 bis 25 oder die muslimischen Glaubens sind? Das sind die Fragestellungen, mit denen wir uns beschäftigen, denn der Gedanke bei dem Diversity-Audit ist, dass aus einer vielfältigen Zusammensetzung wertvolles Potenzial für die weitere Hochschulentwicklung erwächst. Wie vielfältig ist die Sporthochschule? Becker: Junge, männliche Studierende sind die klar dominante Gruppe und das prägt die Atmosphäre im Studium und auf dem Campus. Eine stärkere Durchmischung wäre schön, um voneinander zu lernen und den Horizont zu erweitern. Das ist das Ziel mehrerer AGs, die sich im Zuge des Audits an der Sporthochschule gegründet haben.
relativ schnell herausgestellt, dass es viele Anlaufstellen innerhalb der SpoHo gibt. Im Moment kann ich mich überhaupt nicht beklagen. Nelio ist jetzt bei den Gummibären in der Krabbelgruppe aufgenommen und ihm geht es dort super gut. Außerdem habe ich dieses Jahr das Deutschlandstipendium bekommen, so dass es auch finanziell geht. Und mit dem Elternbüro haben wir einen super Ansprechpartner, da kann ich auch für die anderen Eltern sprechen. Herr Brüner (Name von der Redaktion geändert), Sie hatten ein einschneidendes Erlebnis in Ihrem Studium, eine Krebserkrankung. Wann haben Sie davon erfahren? Brüner: Als die Krankheit festgestellt wurde, war ich gerade im Auslandssemester in Australien. Es war dann erst einmal nebensächlich, wie es mit der Uni weiterläuft. Im Vordergrund stand natürlich die Behandlung der Krankheit und ich bin nach Deutschland zurückgekehrt. Ich muss allerdings sagen, dass ich einen riesigen Support hatte – sowohl in Australien, als auch hier durch das Auslandsamt. Ich konnte alle Kurse, die ich noch nicht zu 100 Prozent fertig hatte, nachholen und anrechnen lassen, so dass ich in dieser Hinsicht keinerlei Nachteile hatte. Im Grunde war es ein gutes Timing (lacht). Nein, aber im Ernst: Die Diagnose kam im Oktober, als ich in Australien fast fertig war. Die Behandlung ging dann bis Mitte März und zwei Wochen später konnte ich noch zwei Klausuren an der SpoHo nachholen. Und dann bin ich ganz normal wieder eingestiegen. Warum ist es Ihnen wichtig, nicht erkannt zu werden?
läuft, interessieren. Ich hatte aber auch schon ein paar schwierige Situationen. Zum Beispiel: Wenn ein Kurs um acht Uhr anfängt, kann ich erst um fünf nach da sein, weil vorher die Krabbelgruppe nicht öffnet. Wenn ich das versuche zu erklären, kommt auch schonmal der Spruch: Das ist ein Vollzeitstudium, so ist es eingetragen und Sie haben sich dafür entschieden. Becker: Um solche Aspekte geht es eben auch bei Diversity-Management. Nämlich um die Sensibilisierung von Beschäftigten, die im direkten Kontakt zu den Studierenden stehen. Es ist nicht die Rede davon, alles für jeden und jede möglich zu machen. Es gibt hier Regeln und an die muss man sich halten, das ist ganz
dass ihnen ein Nachteil entsteht. Die geringe Abbruchquote spricht ja dafür, dass die Studierenden gerne hier sind. Das Ziel ist, alle zum Studienabschluss zu bringen – nach ihren Möglichkeiten. Herr Brüner, wie geht es Ihnen heute? Brüner: Gut. Ich gelte als geheilt. Und ich treibe auch wieder viel Sport. Ich hatte das Glück, an einer SporthochschulStudie der Arbeitsgruppe „Bewegung, Sport und Krebs“ teilzunehmen. Sport ist für den Heilungsprozess sehr förderlich und war auch gerade am Anfang für mich persönlich sehr wichtig, um wieder eine gewisse Routine in den Alltag zu bekommen. Die Arbeitsgruppe hat mir auch ermöglicht, auf der Onkologischen Trai-
Becker: Das Audit ist vom NRW-Wissenschaftsministerium bis Februar 2015 angelegt. Aktuell nehmen wir die psychische Belastung im Sportstudium unter die Lupe, inwiefern sich das Vollzeitstudium, neben dem Studium arbeiten zu müssen oder Prüfungsstress auf den Studienerfolg auswirkt. Dann wollen wir uns dem Thema Sport und Ethnie widmen. Da gibt es ein ganz spannendes Kooperationsprojekt mit der Uni Köln zum Thema Islam und Sport. In einem anderen Projekt drehen unsere Studierenden Kurzfilme zum Thema Diversity, was aus ihrer Sicht Diversität an der Hochschule bedeutet. Die Ideen gehen uns nicht aus. Das Interview führte Lena Overbeck
Anzeige
Viele neue Leistungen Sie sind z. B. auch versichert bei Infektionen durch einen Zeckenbiss (Borreliose oder FSME). Niedrige Beiträge Schon für umgerechnet 6,35 €* monatlich.
Unfallversicherung Classic Wir helfen, wenn Sie rmieren: Jetzt info ! s Angebot ue Unser ne Hilfe brauchen
* Unser Vorsorge-Tipp 18 bis 64 Jahre, Gefahrengruppe A: Vollinvalidität 250.000 €, 50.000 € Versicherungs-summe Invalidität mit Progression 500 %, 10.000 € TodesfallLeistung und Zusatzbaustein Unfall PLUS (Jahresbeitrag 76,20 €)
Bestell-Nr. MA456 158 x 94 mm
Kundendienstbüro Claudia Schulte Versicherungskauffrau Telefon 02234 2003734 Telefax 02234 2003736 Claudia.Schulte@HUKvm.de Aachener Straße 1171 50858 Köln-Weiden Öffnungszeiten: Mo., Mi., Do., Fr. 9.00–12.30 Uhr Mo. u. Do. 14.30–18.00 Uhr Di. 9.00–14.30 Uhr und nach Vereinbarung
7