6 Das SOPHIST–REgelwerk
6.3
Vom Umgang mit sprachlichen Effekten
Jede der erwähnten Transformationskategorien Tilgung, Generalisierung und Verzerrung zeigt sich in bestimmten so genannten sprachlichen Effekten. Jeder Effekt kann zu qualitativ minderwertigen Anforderungen führen, jedoch nicht in allen Fällen auch zu einem Defekt. Inwiefern ein sprachlicher Effekt ein Problem darstellt und deshalb behoben werden sollte, hängt von vielen Randbedingungen ab. Ein wichtiger Faktor ist sicherlich das Detaillierungsniveau, auf dem Sie gerade Anforderungen schreiben. Sprachliche Effekte auf der Ebene von Zielen oder von eher generischen Anforderungen (z. B. Spezifikationslevel 0 und 1, siehe Kapitel 3 „Von der Idee zur Spezifikation“) sind normal und auf dem angestrebten Detaillierungsniveau auch nicht immer zu vermeiden. Da es allerdings Leser geben wird, die Ihre Spezifikation nur auf diesen Ebenen betrachten werden, ist es wichtig, dass die für diese Leserschaft wichtigen Informationen nicht durch Effekte vernichtet werden. Gewisse grundlegende Regeln sollten Sie bereits auf Spezifikationslevel 0 und 1 einhalten: ■■ Schreiben Sie Ihre Anforderungen stets in vollständigen Sätzen. ■■ Formulieren Sie immer im Aktiv (siehe Regel 1 in Abschnitt 6.4.1). ■■ Verwenden Sie Begriffe konsistent und vermeiden Sie Synonyme oder Homonyme. ■■ Falls es bereits ein Glossar (siehe Kapitel 8 „Dokumentation von Anforderungen“ und Kapitel 7 „Schablonen“) gibt, verwenden Sie die darin definierten Begriffe. ■■ Formulieren Sie Prozesse durch Vollverben.
Wie z. B. berechnen, drucken, exportieren, überweisen, ....
Schreiben Sie sehr detaillierte Anforderungen (ab Spezifikationslevel 2), die auch noch Teil eines Vertrages für eine externe Beauftragung werden, so sind sprachliche Effekte bei weitem schädlicher und sollten sehr kritisch geprüft und nach Möglichkeit beseitigt werden. Auch wenn Ihre Anforderungen syntaktisch meist wohlgeformt sind, können sie sprachliche Effekte enthalten. Ihre Aufgabe ist es nun, diese Effekte zu erkennen und zu beheben, sofern die fehlenden oder verzerrten Informationen wesentlich sind.
Grammatikalisch richtig Wir empfehlen daher, die Regeln des SOPHIST-REgelwerks im Wesentlichen ab Spezifikationslevel 2 anzuwenden. Ab diesem Level formulieren Sie detailliertere Anforderungen, durch die Anforderungen auf Level 0 und Level 1 verfeinert werden.
123