SOLO #3

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Was gab’s zum Frühstück Kaio? ~ Ich wohn gerade bei einer Freundin auf der Couch und wir haben gestern Pasta bestellt, die hab ich warmgemacht. Ich war bis vier Uhr nachts skaten und hatte jetzt keinen Bock mir was zu holen.

Das klingt ziemlich erwachsen. Hat dich New York reifen lassen? ~ In Deutschland bin ich voll ausgerastet und war voll oft hacke. Als ich letztes Mal zurück in Deutschland war, hab ich halt die Zeit mit meinen Freunden genossen und mitgenommen was ging. Mir war alles egal, ich hab mich in der Altstadt geschlagen. Da kam Kai das Ghettokid raus.

Wie sieht ein typischer New York Tag aus? ~ Normalerweise steh ich morgens auf und krieg Mails von meiner Agentur. Dann hab ich zwei, drei Castings. Außer Ricardo (Napoli), ein Brasilianer mit dem ich immer filmen gehe, hat frei, dann buche ich mich aus, muss keine Castings machen und kann skaten gehen.

Ich hatte gehofft, du würdest ein paar Drogen-/Party-/Model-Orgien-Anekdoten über New York erzählen… ~ Naja, man muss ja nicht immer in den Club gehen… [grinst] Also mit Drogen hab ich nix zu tun. Ich hab Angst vor Drogen. Klar, ich hab früher auch gekifft. Aber vor eineinhalb Jahren hab ich dabei einen Angstzustand gekriegt. Da dachte ich schon, kiffen ist nicht so geil. Weihnachten war ich dann zuhause und wollte mit meiner Ex-Freundin zum Einschlafen noch was rauchen und dann kam das wieder. Da hab ich gesagt, ich hör auf und hab das durchgezogen. Auch wenn ich hier jeden Tag Kokain nehmen oder kiffen könnte. Da fragt dich z.B. der Aufnahmeleiter ob du einen rauchen willst, aber ich bin da raus.

Was machst du gerade für Jobs? Auch Laufsteg? ~ Ne, ich mach keine Shows. Ich hab gestern eine Anfrage aus Mailand abgesagt. Ich hab auch zu dicke Skaterbeine, ich pass nicht in die Minihosen bei der Fashionweek. Die ganzen Krüppelmodels haben alle so Miniärsche. Man kann Jobs kriegen, wo man für eine Company immer wieder gebucht wird. Ich hab das gerade mit Kenneth Cole, einem Anzughersteller. Da mache ich E-Commerce, sprich im Studio stehn und am Tag 160 Outfits wegfotografieren. Das sind dann Zwölf-Stunden-Tage, aber die sind auch dementsprechend bezahlt. Wenn man jede Woche so einen Job hat, dann ist das perfekt und ich hatte das die letzten drei Wochen, neben anderen Jobs. Ein bisschen ist es wie im Skaten. Wenn man sich mit dem Fotografen gut versteht, dann schlägt er dich wieder vor. Deswegen ist es für mich wichtig, dass ich on point bin, wenn ich einen Job habe. Andere Leute gehen jeden Tag arbeiten. Ich hab vielleicht ein oder zwei Jobs die Woche und dann kann ich mir da doch gerne den Arsch aufreißen. Aber meine Arbeit ist auch nicht nur chillig. Neulich war ich in Boardshorts bei 2 Grad am Rockaway Beach und hab mir den Arsch abgefroren. Da war noch ein Topmodel dabei und die hat dann irgendwann ihre Agentur angerufen und gesagt sie hat keinen Bock mehr, aber die Agentur meinte sie muss bleiben, weil es ein gut bezahlter Job war. Das war ein koreanischer Kunde und die geben dir nach dem Job einen fetten Umschlag mit Geld. [lacht] Und dann wird Party gemacht? ~ Nee, ich bin nicht mehr am Feiern. Vorgestern war ich das erste Mal seit drei Wochen aus, sonst geh ich nur in ’ne Bar und trink ein Bier. Nicht ins Max Fish. Keinen Bock drauf.

Backside Nosegrind Foto: Napoli

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Hat man in New York eigentlich als Skater Vorteile beim Feiern? Stehen einem mehr Türen offen? ~ Gar nicht. Aber wenn man die richtigen Leute kennt, dann kommt man überall rein, auch als abgefuckter Skater. Eric (Searle), mit dem ich gestern den Instagram Clip gefilmt habe, ist einer der bekanntesten Promoter in New York. Der arbeitet für sechs verschiedene Clubs. Vorgestern war ich im Happy Ending wo Alex Olson Dienstags immer auflegt. Danach bin ich mit Ricardo zu Eric ins Avenue, das ist ein bekannter Model/High-Society Club. Da hat dann Billy Rohan gechillt und ich bin mit dem ein bisschen abgehangen. Donnerstags lädt Eric die ganzen Skater ein. Er macht immer Dinner mit den ganzen Models und geht dann mit denen in den Club. Das sponsert der Club, damit der gefüllt ist mit schönen Menschen. Donnerstags kann er einladen wen er will. Letztens war auch Jereme Rogers da. Dann chillst du halt mit ein paar Skatern und es sind fünfzehn krasse Model-Ollen um dich rum. Überkrasse Bitches. [lacht] Dann sitzen da noch Scheiche aus Dubai die ständig irgendwelche Flaschen kaufen, die mit Feuerwerk serviert werden. Ich war so hacke als ich am Donnerstag angekommen bin, hab Eric und Billy getroffen und mir direkt in einem Kübel eine Flasche Patron Tequilla gegriffen: „Let’s start the party!“ Von da aus sind wir noch in eine Bar, da bin ich dann nicht mehr klargekommen und dann irgendwann in Brooklyn aufgewacht und wusste nicht wo ich bin. Das war ein bisschen heavy, aber cool. Zu viel feiern ist aber auch schlecht für’s Modeln. Erstens kriegst du schlechte Haut und zweitens quillt man auf. Ich geh nur feiern, wenn ich einen Grund habe. Wenn nicht, dann geh ich lieber skaten.


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