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GEDANKENZU EUROPA
by soj.at
Quereinsteiger
Als Quereinsteiger hat man es in der Welt der Politik nicht immer leicht. Es fehlen die Netzwerke und oft auch nur die konkrete Erfahrung, wie man mit Politprofis am besten umgeht.
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Beim für Österreich schwierigsten EU-Thema der ersten Jahre, beim Transit, habe ich mir im Verkehrsausschuss anfangs ziemlich schwergetan, Verständnis für unser Problem zu wecken.
Enge Alpentäler und Schwerverkehr war etwas, das für die Flachlandeuropäer völlig unproblematisch war – „auf unseren Autobahnen fahren noch viel mehr LKWs!“ – habe ich immer wieder gehört. Also habe ich es mit einem „Trick“ aus dem Werkzeugkasten eines Universitätsprofessors versucht. Beim Gesprächspartner Neugierde wecken, am besten mit einem g’schmackigen Leckerli verbunden. Eine Einladung der Vorsitzenden des Verkehrsausschusses, einer Niederländerin, zu einer fact finding mission in Tirol bot sich geradezu von selbst an. Die aktive Unterstützung des Tiroler Landeshauptmanns war mir sicher. So flogen wir zu viert, Pilot, EU-Flachländerin, der LH und ich in einem sehr kleinen Hubschrauber vom Flughafen Innsbruck über die Brennerstrecke bis zur italienischen Grenze und wieder retour.
Auf der Autobahn war das übliche Chaos, Hunderte Schwerlaster krochen in einer geschlossenen Kolonne bergauf, und unser Gast war sehr still. Wahrscheinlich auch deshalb weil wir die Dame erste Reihe fußfrei über dem Abgrund platziert hatten.
Glück war natürlich auch dabei, oder besser gesagt gute Planung. Kurz vor unserem Tirolausflug hatte der damalige österreichische Verkehrsminister der Präsidenten der EU-Kommission zu genau demselben Programm eingeladen. Mit großem Tamtam und Medienpräsenz.
Ergebnis: Die Frächterlobby hatte dafür gesorgt, dass einen Tag lang der Brenner LKWfrei war. Ich hatte dem Tiroler LH das Versprechen abgenommen, die Pressekonferenz ganz spontan erst nach unserer Rückkehr nach Innsbruck abzuhalten.
