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Gerhild Rack, die Initiat
by soj.at
VON GERHILD RACK
Wir waren und sind immer noch eine warmherzige und ideenreiche Familie. Mein Mann Reinhard und die beiden Söhne Robert und Herbert, Schwiegertöchter samt dem Nachwuchs. Reinhard ist nicht nur Geistes- und Genussmensch, sondern auch sportlich aktiv. Als Orientierungsläufer trainierte Reinhard nicht nur die Muskeln sondern auch die Gehirnzellen. Für mich war es außerordentlich wichtig, mit einem gescheiten und im Herzen bescheidenen Mann das Leben zu beschreiten. Reinhard machte mich zu seiner „Prinzessin“. Seinen Beruf als Professor an der Karl Franzens Universität in Graz liebte mein Mann sehr. Seine Vorträge und sein Fachwissen über Verfassungs-, Verwaltungs- und EU-Recht ließ auch die damalige Politik unter LH Joschi Krainer aufhorchen. Die steirische Volkspartei spannte meinen Reinhard vorerst als Nationalrat in die Politik ein. Nahezu gleichzeitig auch als Delegationsleiter in der ÖVP-Delegation in der EU. Von da an reduzierte sich unsere gewohnte „Honeymoon-Ehe“ auf mögliche freie Zeiten von Freitag bis Sonntag in Graz. Natürlich zudem an zahlreichen Wochenenden in der Steiermark noch Händeschütteln, Arbeitsessen und politische EU-Ansprachen bei diversen Veranstaltungen. Reinhard wurde gemocht. Mein Göttergatte klagte niemals. Zu sehr war er von dem EU-Friedens- und Wirtschaftswerk für Europa überzeugt. Doch Reinhard war mit all den unglaublichen Aufgaben und Herausforderungen auf einmal nicht mehr da. Als liebende Ehefrau war ich nicht nur stolz auf meinen Mann. Ich war auch traurig, weil unsere schönsten Jahre irgendwann einmal enden werden. Anfang der 90er Jahre hat mich somit „mein Mann verlassen“..... Für seine „Liebe zur EU“. Fast zur gleichen Zeit haben auch meine beiden Söhne dasselbe getan. Ersterer hat mit seinem Job an der Universität offenbar nicht genug gehabt. Weil ihm der österreichische Beitritt zur EG/EU so wichtig war, musste er zusätzlich auch die Aufgabe des steirischen Europabeauftragten annehmen und pendelte von da an zwischen Ranten und Radkersburg, und von Wien nach Brüssel. Zuhause war er selten… Damit nicht genug haben sich ziemlich genau zur selben Zeit, unsere beiden Söhne von zuhause verabschiedet. Der eine hatte zwar schon eine Zeit lang an der Montanuniversität in Leoben studiert und der andere an der Uni in Wien, aber dann mussten sie beide partout nach Frankreich verschwinden – beide hatten Erasmus Stipendien bekommen, der eine nach Orleans und der andere nach Paris.
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Was tun? Eigentlich ergab sich alles mehr oder weniger von selbst. Ich hatte nach fast zwanzig Jahren im Ehrenamt –von der zusätzlichen Kindergartenmutti bis zum gesamtösterreichischen AHS-Elternverband – eine klare Perspektive. Zurück in den Beruf. Und auch das Thema war für mich klar: Die Erfahrungen aus meinem früheren Leben nutzen.
Frauen hatten damals – und hoffentlich heute nicht mehr – drei Defizite, von denen die Männerwelt nur profitieren konnte. Mangelndes Selbstbewusstsein, mangelnde rhetorische Fähigkeiten für den privaten und öffentlichen Diskurs, und keine Netzwerke!
Da wollte ich ansetzen und helfen. Ich hatte bereits in der Zeit, in der unsere Söhne keine schulische Betreuung mehr brauchten, „Mama lass, wir machen das schon selbst“, eine Reihe von Ausbildungsseminaren zum Thema Erwachsenenbildung absolviert, und ging nun daran, sie zu nutzen.
Im Blickpunkt Gerhild Rack
(„Aktivistin für die Frauen“)
und ein Qualifizierungsangebot in Sachen EU. Die Studienreisen nach Brüssel und Straßburg waren heiß begehrt. Es gelang Gerhild Rack somit die EU in all ihren Abläufen im Europäischen Parlament den steirischen Frauen näher zu bringen. Auf dem Programmpunkt auch immer das Steiermarkhaus in Brüssel. Auch noch heute im „Ruhestand“ trägt ihr Reinhard noch immer die EU im Herzen. Über Jahrzehnte veröffentlichte der Professor im Süd-Ost Journal seine Glossen. Aus tiefer Freundschaft zu Herausgeber KommR Hannes Krois, der ja selbst über viele Jahre akkreditierter EU-Journalist war. Auf Zypern erholen sich Gerhild&Reinhard oftmals... Nur ein wenig Ruhe...