Chronische Krankheit in der Jugend

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Chronische Krankheit in der Jugend

Die in der Tabelle genannten Belastungen aufgrund der Krankheit zeigen, dass die meist genannten in Zusammenhang mit den Entwicklungsaufgaben stehen. Wie weiter oben in der Studie mit Diabeteserkrankten werden auch hier vor allem die Bereiche „Schule, „Gleichaltrige“, „anderes Geschlecht“ und „Freizeit“ genannt. Salewski (2004, S. 34) fasst dies folgendermassen zusammen: Bei chronisch kranken Jugendlichen zeigen sich die „daily hassles“ der Krankheit darin, dass sie den normalen Alltagsablauf behindern und Lebensbereiche einschränken, in denen gesunde Jugendliche die Aktivitäten entwickeln, die sie ihren Entwicklungszielen näher bringen. Abschliessend schreibt Seiffge-Krenke (1996, S. 218 & 219), dass empirische Studien gezeigt haben, dass eine chronische Krankheit einen Einfluss auf die Erfüllung der Entwicklungsaufgaben haben kann. Die Erfüllung von Entwicklungsaufgaben wird durch den Ausbruch einer chronischen Krankheit in der Jugend hinausgezögert oder verhindert. So wird zum Beispiel die Ablösung von den Eltern schwieriger, da die/der Jugendliche aufgrund der Erkrankung im Mittelpunkt steht, die elterliche Sorge grösser ist und sich auch die Rollen in der Familie verändern. Auch die Aufnahme von Freundschaften zu Gleichaltrigen gestaltet sich schwieriger und bleibt unvollständig, da Behandlungen und Einschränkungen der Erkrankung die Teilnahme an Schul- und Freizeitaktivitäten behindern. Die Aufnahme sexueller Kontakte findet gemäss Studien verspätet statt und die berufliche Planung kann von der Erkrankung beeinflusst werden.

Weitere relevante Studien befassen sich mit der Krankheitsbewältigung junger Menschen. Die analysierten Studien von Seiffge-Krenke und Barth aus dem Jahr 1990 und die Studien von Hanl aus dem Jahr 1995 liefern Resultate dazu. Seiffge-Krenke vollzieht eine Strukturierung der Faktoren, die den Gesundheitszustand und die Krankheitsverarbeitung beeinflussen, nach entwicklungspsychologischen, personalen, sozialen, lebensgeschichtlichen und krankheitsbezogenen Determinanten. Diese Faktoren werden in den nächsten Unterkapiteln genauer betrachtet. 12.4.1

Alter

Das Alter ist ein gut untersuchter Faktor für das Bewältigungsverhalten chronisch kranker junger Menschen. Zwar ist es auch für Erwachsene nicht einfach, chronisch zu erkranken, und sicherlich kommt es auch da darauf an, in welcher Phase die Erkrankung auftritt, doch sind Jugendliche, denen die Entwicklungsaufgaben des Jugendalters noch bevorstehen, ganz anders betroffen von einem kritischen Lebensereignis wie einer chronischen Erkrankung. Seiffge-Krenke (1996, S. 25) fasst mehrere empirische Studien zusammen, die aufzeigen, dass durch eine chronische Erkrankung „die Bewältigung wichtiger Entwicklungsaufgaben hinausgezögert oder verhindert wird“. Giambra (1974; zit. nach Seiffge- Krenke, 1996, S. 37 / 98


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