Zeitvorstellungen im alten Ägypten
Die ständige Wiederkehr des „Ersten Males“ Fragt man nach Neuanfängen im Land der Pharaonen, wird man nicht enttäuscht. 5.000 Jahre Kulturgeschichte, mit denen sich Studierende und Forschende des Faches Ägyptologie beschäftigen – das Potenzial zur Betrachtung von Umbrüchen und Neuanfängen durch neue Herrscherdynastien und Fremdherrschaften ist immens. Dabei spricht man zunächst nur vom politischen Wandel – hinzu kommen religiöse Veränderungen im Kultbetrieb, der Klimawandel und zahlreiche Naturkatastrophen, Einsatz von technischen Innovationen in Militär und Landwirtschaft. Im Folgenden wollen wir jedoch keine trockene Geschichtsstunde abhalten und Faktenwissen referieren, sondern viel zentraler auf das Oberthema dieser Ausgabe des sisterMAGs eingehen: „Neuanfänge“.
ZEITVERSTÄNDNIS
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Wenn man sich mit Zäsuren und Neuanfängen befasst, muss man zunächst wissen, dass sich das ägyptische Zeitverständnis von unserem heutigen unterscheidet. Dies äußert sich schon an zwei Wörtern für die „Ewigkeit“: einmal Nechech – die zyklische Zeit, und Djet – die lineare Zeit. In Inschriften mit guten Wünschen oder Anrufungen an die Götter wird beispielsweise dem Pharao Gutes für die Nechech- und die Djet-Ewigkeit gewünscht. In christlichen Gebeten ist dagegen oft „… von Ewigkeit zu Ewigkeit“ die Rede. Wie hat man sich diese zwei Zeitverständnisse vorzustellen?
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