sisterMAG Ausgabe 17

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SCHLÜSSELDIENST

Mit dem Drehen eines Schlüssels

zu Tür unterschiedlich, kein Gleich-

öffnen sich nicht nur schwere Tore

klang wie heutige Zylinderschlüssel

und entlegene Portale, sondern auch

oder gar geräuschlos, höchstens ein

unbekannte Welten und Räume, die

Klick, bei Pincode- und Chipkarten-

stets etwas zu verstecken haben. Der

türen. Der Akt des Schließens mag

Schlüssel erlaubt den Zugang und ent-

daher nicht mehr seine eigene Me-

scheidet, wer hinein und heraus darf

lodie verlautbaren, nicht mehr eine

aus diesem Bereich, der nicht öffent-

Kunst des Öffnens sein wie einst

lich ist und deshalb abgeschlossen

beim Aufwinden des bereits in Ho-

werden muss, mag es nun eine üppig

mers Odyssee beschriebenen Ver-

gefüllte Speisekammer einer alten

schlusssystems mit Stab und kunst-

Ritterburg, das Büro der Kanzlerin

voll gewundenem Knoten oder den

oder die eigene Garage sein. Immer

von mittelalterlichen Feinschmie-

gestattet der Schlüssel nur wenigen

den hergestellten Schlössern, die

Zutritt und privilegiert seine Träger.

kleinen technischen Wunderwerken

Ein Schlüssel verkörpert Macht und

glichen. Aber der Schlüssel als Be-

das Geräusch des Abschließens und

gleiter, auf den man achtet, bei Rei-

Öffnens eines Schlosses ist sein un-

sen in den Schuh steckt oder für die

verkennbarer Klang. Früher, als die

engsten Familienmitglieder auf dem

mechanischen Schlösser noch mit

Fensterbrett unter dem Blumentopf

mehrteiligem Knacken ihr metalle-

versteckt, bleibt auch dem modernen

nes Innenleben aussprachen, war der

Menschen neben Smartphone und

Moment des Schlossöffnens noch ein

Kreditkarte ein täglicher Begleiter.

unverwechselbares Ereignis, von Tür

Ausgabe 17 | Februar 2015

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