sisterMAG 35 – Mary Poppins – DE

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MARY

POPPINS

Ergänzt wird die Szene mit den für Disney typischen menschenähnlichen Cartoon-Figuren, wie etwa wenn Bert mit vier Pinguinen einen Stepptanz aufführt und damit auch die Tradition der Hollywoodtanzfilme bspw. mit Fred Astaire zitiert. Was regelrecht revolutionär war: Diese Zeichentrickfiguren scheinen mit den Schauspielern zu interagieren. Solch ein Wechsel der Erzählweise zwischen Spiel- und Animationsfilm war in Kinofilmen der Zeit äußerst ungewöhnlich. Dabei sind es genau diese Misch-Szenen, die versinnbildlichen, dass für die Nanny nichts Unmöglich scheint: Etwa wenn Mary Poppins einen gemalten Blumenstrauß von einem Cartoon-Gentleman in ihre Hand nimmt, sie auf dem Rücken einer gemalten Schildkröte über einen See gepaddelt wird oder sich nostalgische Holzpferde einfach vom Karus-

sell lösen und durch die Welt galoppieren . Die Szene endet übrigens mit einsetzendem Regen, der Berts Kreidebild zu verwaschen beginnt und alle vier wieder aus der Fantasiewelt herausschleudert. Diese generelle filmische Mischform des Filmbildes und auch der magische Plot zwingen das Publikum, herkömmliche Vorstellungen von Wirklichkeit in Frage zu stellen. Wenn Mary Poppins die Kinder in ihre Fantasiewelten mitnimmt, werden die gängigen Gesetze von Zeit und Raum aufgehoben. Ihre Magie widersetzt sich allen Versuchen, das Rationale zu bemessen. Mary Poppins' Wortneuschöpfungen wie »Superkalifragilistisch-Expiallegorisch« zeugen ebenso von dieser anderen Welt des Phantastischen wie die gemeinsamen Abenteuer mit den Kindern.

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SISTERMAG 35 | 03 / 2018


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