sisterMAG 31 – Empire Lila und Melancholie – Sektion 1

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EMPIRE

LILA

&

MELANCHOLIE

Kleider machen Leute – und noch viel wichtiger: Kleider machen Dandys. Laut Definition im Oxford Dictionary ist ein Dandy ein Mann, der übermäßig daran interessiert ist, stylisch und modisch auszusehen. Doch in Wahrheit steckt viel mehr hinter dem Phänomen dieser auffallenden Paradiesvögel. Der wahre Dandyismus ist eine Kunstform, die von ihren Anhängern mehr als eine Religion betrachtet wird als ein bloßer Stil. Dandy und Autor Nathaniel Adams beschreibt es sogar als eine spezielle Form einer Geistesstörung der besten Art und bestätigt damit, was Thomas Carlyle bereits 1834 schrieb: Während die anderen sich kleiden, um zu leben, lebt der Dandy, um sich zu kleiden. Dandys genießen die Selbstinszenierung und schwelgen darin, durch ihr - isnbesondere im 21. Jahrhundert - auffallendes Äußeres im Mittelpunkt zu stehen. Dabei bleiben sie

innerlich aber meist am Rande des Trubels und sind oft trotz ihrer g e i st re i c h e n Art eher Außenseiter in der Gesellschaft. Sie leben ihre Exzentrik für sich selbst und tun nur das, was ihnen Spaß macht. Ein echter Dandy definiert sich, trotz der gewissen Eitelkeit, über seine inneren Werte und nutzt Mode, um einen Charakter in der eigenen Lebensgeschichte zu kreieren. Die bis ins Detail geplante Inszenierung und typisch wortgewandte Selbstironie der Dandys zeigt sich selten besser als bei dem Schriftzug über der Innentasche von Adams Sakko: »Looking up at the stars I know quite well, for all they care I can go to hell.«

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SISTERMAG 31 | 09 / 2017


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