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FOTO: J. JACKIE BAIER

Szene machen

Tag der offenen Tür, ZIK – zuhause im Kiez, 15.07., ab 13:00, Standort Beusselstr. Infos unter zik-ggmbh.de

> Martin, du bist fachlicher Leiter bei ZIK. Inwieweit hat sich die Arbeit in den letzten Jahren verändert? In den letzten Jahren gibt es zunehmend Menschen mit psychischen Problemen und Suchterkrankungen, die stark unter Ausgrenzung leiden. Dabei spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Doch gerade in Berlin ist die Wohnungsnot ein großes Problem. Wenn jemand kein Dach mehr über dem Kopf hat, wird es irgendwann in allen Lebenslagen schwierig. Das betrifft auch die Gesundheitsversorgung, was wiederum die vielen Neuinfektionen mit HIV und Hepatitis erklärt. ZIK wendet sich nicht explizit an queere Menschen, dennoch nutzen viele Leute aus der Community eure Beratungsangebote. Habt ihr hier auch Veränderungen feststellen können? Gerade im letzten Jahr ist die Droge Crystal Meth ein großes Problem geworden und es finden sich viele Konsumenten aus der Community bei ZIK wieder. Crystal Meth ist eine vergleichsweise junge Droge und die Anbindung an das klassische Drogenhilfesystem fehlt oftmals. Da sind wir eine der wenigen Schnittstellen, die die queere Com-

ZIK (zuhause im Kiez) ist eine gemeinnützige GmbH, die sich auf die Betreuung von HIV-Infizierten sowie an Aids bzw. an chronischer Hepatitis C Erkrankten spezialisiert. Bereits 1989 gegründet, wurde vier Jahre später das erste Wohnprojekt eröffnet. Mittlerweile gibt es 13 Anlaufstellen für betreutes Wohnen mit 650 Plätzen und diverse andere Angebote. Im letzten Jahr öffnete ein neuer Standort in der Beusselstraße, welcher im Juli zum Tag der offenen Tür lädt. Aus diesem Anlass sprach SIEGESSÄULE mit dem fachlichen Leiter Martin Hilckmann

munity im Fokus haben, und wir versuchen gezielt Angebote zu schaffen. Inwieweit hat die aktuelle Situation von Geflüchteten auf eure Arbeit Einfluss? Bei ZIK gibt es sowieso eine MigrantInnenberatung, aber es kommen zu uns zunehmend Geflüchtete mit HIVInfektionen, aber auch viele mit ungeklärtem Infektionsstatus. Viele dieser Leute wollen gerne in die Regelversorgung. Das Problem ist, dass sie erst einen Anspruch auf betreutes Wohnen haben, sobald der Aufenthaltsstatus geklärt ist. Momentan dauert dies sehr lange und in dieser Zeit können wir dann nur schwer helfen und es passiert gar nix. Viele sind von posttraumatischen Belastungsstörungen betroffen und brauchen eigentlich eine intensive Betreuung. In Zusammenarbeit mit anderen Trägern haben wir ein Konzept für genau diese Zielgruppe erarbeitet. Wir verhandeln mit dem Senat und dem LaGeSo bereits seit einem Jahr und kommen einfach nicht voran. Das ist sehr frustrierend. Denn es wird völlig verkannt, was es für traumatisierte Menschen bedeutet, wenn sie keine Betreuung bekommen. < Interview: Kaey


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