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Gastkommentar

Die vergessene Vergesslichkeit

Dr. Sylvia Unterdorfer, Wissenschaftsjournalistin, ORF

Demenz bedeutet wörtlich: ohne Geist. Ein beängstigender Begriff! Kein Wunder, dass Betroffene versuchen, den schleichenden Verlust ihrer kognitiven Fähigkeiten zu verbergen. Auch angesichts der bekannten Bilder von Demenzkranken, die meist nur schwere Formen des geistigen Verfalls zeigen. Ein erstes Symptom einer beginnenden Demenz ist Vergesslichkeit. Das ist aber auch eine normale Alterserscheinung. Deshalb ist es sinnvoll, eine Ärztin* oder einen Arzt* aufzusuchen. Denn sie oder er kann mit Tests herausfinden, ob es sich um Altersvergesslichkeit, das Symptom einer Krankheit wie Depression oder wirklich um Demenz handelt. Die Unterscheidung wird umso wichtiger, als Antikörper auf den Markt kommen, die bei sehr früh diagnostizierter Alzheimer-Krankheit den geistigen Abbau verlangsamen können.

Ob Altersvergesslichkeit oder leichte Demenz: Betroffene brauchen Unterstützung im Alltag, wenn sie zum Beispiel vergessen, ihre Medikamente regelmäßig einzunehmen oder ausreichend zu trinken. Nicht immer ist eine klassische Haushaltshilfe oder Pflege das Richtige.

Eine Möglichkeit für ein selbstbestimmtes Leben wäre eine „Persönliche Assistenz“, so wie es sie für Menschen mit körperlichen Einschränkungen bereits gibt. Vor allem für allein lebende Menschen bietet sich ein geriatrisches Tageszentrum an, in dem der Tag aktiv mit Gleichgesinnten verbracht wird. Neugierig zu bleiben und soziale Kontakte zu pflegen, beugt übrigens der Vergesslichkeit vor. Es sind im Wesentlichen die fünf L’s Lachen, Lernen, Lieben, Laufen und lustvoll Leben, die helfen, das Leben auch im Alter zu genießen.

Der Kommentar gibt die Meinung der Autorin wieder und muss nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

© Steffen Saint-Clair, Headerbild

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