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Fit für die Magen-OP

Wer sein Übergewicht mittels Chirurgie reduzieren will, sollte zuvor ein Bewegungsprogramm absolvieren. Dieses wirkt sich positiv auf die OP aus, zeigt aber auch den nötigen Willen zur Lebensstiländerung.

Von Heike Kossdorff

Andriy Y. kommt zum Training zu Physiotherapeut Lukas Haider im Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien. Heute stehen ausnahmsweise keine Kraftübungen am Programm, denn Andriy wurde erst vor zwei Wochen operiert, sein Magen mittels Magenbypass verkleinert. Ein Eingriff, den er sich lange gewünscht hat, für den der 26-Jährige aber auch einiges tun musste. „Zuerst habe ich aufgehört zu rauchen, das war eine Grundvoraussetzung, dann an einer zwölf Wochen dauernden Trainingstherapie teilgenommen.“

Andriy Y. beim Krafttraining mit Physiotherapeut Lukas Haider

Andriy Y. vor der Therapie

Sportprogramm vor Operation

Diese vorgeschriebenen Fitnesseinheiten gehören zum neuen Therapiekonzept im Adipositas-Zentrum der Fachklinik. Zweimal pro Woche wird unter Anleitung trainiert, auch im Anschluss an den magenverkleinernden Eingriff wird das Sportprogramm noch für sechs Wochen weitergeführt. Dann sollte Sport zum Alltag gehören und selbstständig weiter ausgeübt werden. Oberarzt Dr. Georg Tentschert ist Leiter des Kompetenzzentrums für Adipositas- und metabolische Chirurgie im Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien. Er weiß, wie wichtig dieses Vorab-Fitnesstraining ist: „Bariatrische Operationen wie ein Magenbypass sind sehr schwierige und aufwendige Eingriffe. Und adipöse Patient/innen gehören zur Hochrisikogruppe. Durch das Training verringert sich die Komplikationsrate und die Betroffenen sind nach der OP wesentlich schneller wieder fit.“ Ein weiterer Punkt ist, dass die Patientinnen und Patienten so begreifen, dass eine Operation immer nur ein Teil des Therapiekonzeptes beim Abnehmen sein kann. Tentschert: „Die langfristige Umstellung des Lebensstils ist sehr schwer, da muss schon wirklich die Motivation da sein.“ Ein Positivbeispiel für den Chirurgen ist sein Patient Andriy. Dieser hat mit Hilfe des Trainingsprogramms vor seiner Operation 38 Kilogramm abgenommen und seinen Bauchumfang um 18 Zentimeter reduziert. „Am Anfang waren die Fitnesseinheiten extrem anstrengend für mich, ich musste danach sogar mit dem Taxi nachhause fahren, weil ich mich so verausgabt hatte“, erinnert sich der Jurist. „Sobald ich aber gemerkt habe, da tut sich jetzt etwas, war ich motiviert. Ich bin dann richtig gerne zum Training gekommen und mittlerweile gehört Sport für mich fix zu meinem Leben.“

Am Gymnastikball werden Rücken, Gesäß und Oberschenkelrückseite trainiert.

Bewegung als Therapie

Dr. Gerhard Vavrovsky ist ärztlicher Leiter der Abteilung für physikalische Medizin und Rehabilitation und hat das Projekt mitentwickelt. „Die Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining macht fit und so kann die Mobilisation der Patient/innen gleich nach der Operation beginnen, oft stehen sie sogar schon selber vom OP-Tisch auf. Schnell können sie dann ihren gewohnten Alltag auch wieder aufnehmen.“ Zum Trainings­paket gehören nicht nur regelmäßige Übungen, ­sondern auch Fitnesstests. „Überprüft werden Alltagsfunktionen wie Stiegensteigen oder wie viele Meter man in sechs Minuten Gehen zurücklegen kann. So haben Patienten nicht nur das subjektive Gefühl einer Verbesserung, sondern diese ist auch messbar.“ Andriy hat seit der Operation übrigens schon wieder acht Kilo abgenommen und geht jetzt täglich mehr als 12.000 Schritte.

Regelmäßig wird in Fitnesstests die körperliche Leistungsfähigkeit bei Alltagsbewegungen überprüft. Beim Stiegensteigen werden die benötigte Zeit und der persönliche Anstrengungsgrad des Patienten erfasst.

Die bunt markierte Strecke im Krankenhausgarten legt Andriy Y. zügig zurück. Lukas Haider nimmt seine Zeit. Dr. Gerhard Vavrovsky freut sich, wie sehr sich die Leistung in den vergangenen Monaten gesteigert hat.

© Alek Kawka

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