Bad Kissinger Hütte (1792 m): 20 Jahre Herzblut in den Tannheimern Als Heinz Steidle, der damalige Erste Vorsitzen-
zwar die Übernachtungsplätze nicht vermehrte,
schaften die Hütte so nachhaltig, dass sie 2006
de der Sektion Bad Kissingen, Andrea Walch die
aber die Qualität der angebotenen Schlafplätze,
das Hüttengütesiegel erhalten hat. Und auch an
Übernahme der Hütte vorschlug, ahnte die
und der vor allem für die Wirtsleute und das
der AV-Kampagne „So schmecken die Berge“
Hüttenwirtin nicht, dass sie auch 20 Jahre spä-
Personal vernünftige Unterkünfte brachte.
nimmt die Hütte teil: Das Essen wird frisch zu-
ter noch die Chefin des Bergsteigerheims am
Nicht wegzudenken von der Hütte sind Andreas
bereitet, überwiegend aus regionalen Produk-
Aggenstein in den Allgäuer Alpen sein würde.
Tiere. Die beiden Border Collies Bess und Cliff
ten. Besonders beliebt sind der täglich geba-
Die heute 53-Jährige hat sich ursprünglich nicht
sind ihre ständigen Begleiter. Zwerghühner und
ckene Apfelstrudel und das Frühstücksbuffet,
träumen lassen, einmal Hüttenwirtin zu wer-
Zwergziegen bevölkern den kleinen Stall neben
das kaum Wünsche offen lässt.
den, obwohl oder vielleicht auch gerade weil sie
der Hütte und sind die Hauptattraktion für Kin-
Die Hütte ist vom Tal ab Enge südlich von
aus einer Familie stammt, die im Gastgewerbe
der. Seit 15 Jahren unterstützt Andrea ihr Le-
Pfronten in knappen zwei Stunden zu errei-
tätig war. Aber als echtes Kind aus dem Tann-
benspartner Dietmar Köhlbichler, beide bewirt-
chen. Neben Kletterern, die am nahen Aggen-
heimer Tal ist sie seit frühester Kindheit mit den
stein Kletterrouten bis zum 5. Schwierigkeits-
Bergen vertraut. Nach acht Jahren auf der –
grad finden, besuchen meist Bergwanderer
eine Tagesetappe entfernten – Tannheimer
die Hütte. Auch sie können dem bekannten
Hütte wechselte sie auf die Bad Kissinger Hüt-
Tannheimer Gipfel einen Besuch abstatten,
te, die frisch von der Sektion übernommen wor-
wenn sie sich im ausgesetzten Gelände wohl-
den war. Es galt, ihr wieder einen guten Namen
fühlen, oder wandern sonst zum Brentenjoch
zu verschaffen, und das ist Andrea Walch bes-
(2000 m, 1,5 Std.) oder zur Großen Schlicke
tens gelungen. Viel passiert ist in dieser Zeit:
(2060 m, 3,5 Std.). Auch Familien sind gern ge-
Zahlreiche Umbau- und Renovierungsarbeiten
sehene Gäste, und seit dem neuen Anbau blei-
waren zu bewältigen, das forderte natürlich vor
ben viele auch länger als nur eine Nacht.
allem die Wirtin. Zuletzt konnte 2014 der Anbau zur Hütte in Betrieb genommen werden, der
Andrea ist auf der Hütte eine Institution, ihr Lebenspartner Dietmar unterstützt sie kräftig.
hst
| Von Anfang Mai bis Ende Oktober geöffnet. dav-kg.de |
Bergwaldtagung
Schulterschluss fürs Ökosystem Sonthofen im Allgäu war Ende September der
Schutzwall gegen Lawinen und Hochwasser, als
wirtschaft, Naturschutz, Kommunen und Touris-
Ort der diesjährigen Bergwaldtagung des DAV in
Lebensraum für Tiere und Pflanzen, als Jagd
musvertreter ziehen hier an einem Strang. Oder
Kooperation mit der Bayerischen Forstverwal-
revier und immer mehr als Freizeitareal für Er-
die Kampagne „Dein Freiraum. Mein Lebens-
tung und den Bayerischen Staatsforsten. „Der
holungsuchende und Bergsportler. Wie die ver-
raum“, die im Oberallgäu Natursportler über die
Bergwald – ein Objekt der Begierde“, lautete das
schiedenen Funktionen des Bergwalds in einem
Bedürfnisse der schützenswerten Tiere und
Motto, schließlich muss der Wald heute vielen
harmonischen Miteinander nachhaltig erhalten
Pflanzen informiert.
Ansprüchen genügen: als Rohstofflieferant, als
werden können, war deshalb einer der Schwer-
Als Ergebnis wurden am Ende der Tagung zen
punkte der Veranstaltung.
trale Empfehlungen ausgesprochen; als beson-
Positive Beispiele gibt es ei-
ders bedeutend wurde der sensible Umgang mit
nige, wie die „Bergwald
dem Bergwald durch alle Nutzer und eine ange-
offensive“, ein Förderpro-
passte Jagd angesehen. Einig waren sich die
gramm der Bayerischen
Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch, dass im
Forstverwaltung für zu-
Bergwald die Schutzfunktion eine besondere
kunftsfähige Berg- und
Bedeutung hat. Sollten Konflikte entstehen,
Schutzwälder vor dem Hin-
könnten diese am besten am Runden Tisch mit
tergrund des Klimawandels.
allen Beteiligten gemeinsam gelöst werden,
Waldbesitzer, Jäger, Alp-
Kompromissbereitschaft vorausgesetzt.
Den Bergwald zukunftsfähig machen – das geht nur, wenn alle Anspruchsgruppen zusammenarbeiten.
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DAV
6/2015
red
Fotos: DAV Bad Kissingen, DAV, Jonas Kramer, Verena Tremmel
HÜTTENWIRT