DAV Panorama 6/2015

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Bad Kissinger Hütte (1792 m): 20 Jahre Herzblut in den Tannheimern Als Heinz Steidle, der damalige Erste Vorsitzen-

zwar die Übernachtungsplätze nicht vermehrte,

schaften die Hütte so nachhaltig, dass sie 2006

de der Sektion Bad Kissingen, Andrea Walch die

aber die Qualität der angebotenen Schlafplätze,

das Hüttengütesiegel erhalten hat. Und auch an

Übernahme der Hütte vorschlug, ahnte die

und der vor allem für die Wirtsleute und das

der AV-Kampagne „So schmecken die Berge“

Hüttenwirtin nicht, dass sie auch 20 Jahre spä-

Personal vernünftige Unterkünfte brachte.

nimmt die Hütte teil: Das Essen wird frisch zu-

ter noch die Chefin des Bergsteigerheims am

Nicht wegzudenken von der Hütte sind Andreas

bereitet, überwiegend aus regionalen Produk-

Aggenstein in den Allgäuer Alpen sein würde.

Tiere. Die beiden Border Collies Bess und Cliff

ten. Besonders beliebt sind der täglich geba-

Die heute 53-Jährige hat sich ursprünglich nicht

sind ihre ständigen Begleiter. Zwerghühner und

ckene Apfelstrudel und das Frühstücksbuffet,

träumen lassen, einmal Hüttenwirtin zu wer-

Zwergziegen bevölkern den kleinen Stall neben

das kaum Wünsche offen lässt.

den, obwohl oder vielleicht auch gerade weil sie

der Hütte und sind die Hauptattraktion für Kin-

Die Hütte ist vom Tal ab Enge südlich von

aus einer Familie stammt, die im Gastgewerbe

der. Seit 15 Jahren unterstützt Andrea ihr Le-

Pfronten in knappen zwei Stunden zu errei-

tätig war. Aber als echtes Kind aus dem Tann-

benspartner Dietmar Köhlbichler, beide bewirt-

chen. Neben Kletterern, die am nahen Aggen-

heimer Tal ist sie seit frühester Kindheit mit den

stein Kletterrouten bis zum 5. Schwierigkeits-

Bergen vertraut. Nach acht Jahren auf der –

grad finden, besuchen meist Bergwanderer

eine Tagesetappe entfernten – Tannheimer

die Hütte. Auch sie können dem bekannten

Hütte wechselte sie auf die Bad Kissinger Hüt-

Tannheimer Gipfel einen Besuch abstatten,

te, die frisch von der Sektion übernommen wor-

wenn sie sich im ausgesetzten Gelände wohl-

den war. Es galt, ihr wieder einen guten Namen

fühlen, oder wandern sonst zum Brentenjoch

zu verschaffen, und das ist Andrea Walch bes-

(2000 m, 1,5 Std.) oder zur Großen Schlicke

tens gelungen. Viel passiert ist in dieser Zeit:

(2060 m, 3,5 Std.). Auch Familien sind gern ge-

Zahlreiche Umbau- und Renovierungsarbeiten

sehene Gäste, und seit dem neuen Anbau blei-

waren zu bewältigen, das forderte natürlich vor

ben viele auch länger als nur eine Nacht.

allem die Wirtin. Zuletzt konnte 2014 der Anbau zur Hütte in Betrieb genommen werden, der

Andrea ist auf der Hütte eine Institution, ihr Lebenspartner Dietmar unterstützt sie kräftig.

hst

| Von Anfang Mai bis Ende Oktober geöffnet. dav-kg.de |

Bergwaldtagung

Schulterschluss fürs Ökosystem Sonthofen im Allgäu war Ende September der

Schutzwall gegen Lawinen und Hochwasser, als

wirtschaft, Naturschutz, Kommunen und Touris-

Ort der diesjährigen Bergwaldtagung des DAV in

Lebensraum für Tiere und Pflanzen, als Jagd­

musvertreter ziehen hier an einem Strang. Oder

Kooperation mit der Bayerischen Forstverwal-

revier und immer mehr als Freizeitareal für Er-

die Kampagne „Dein Freiraum. Mein Lebens-

tung und den Bayerischen Staatsforsten. „Der

holungsuchende und Bergsportler. Wie die ver-

raum“, die im Oberallgäu Natursportler über die

Bergwald – ein Objekt der Begierde“, lautete das

schiedenen Funktionen des Bergwalds in einem

Bedürfnisse der schützenswerten Tiere und

Motto, schließlich muss der Wald heute vielen

harmonischen Miteinander nachhaltig erhalten

Pflanzen informiert.

Ansprüchen genügen: als Rohstofflieferant, als

werden können, war deshalb einer der Schwer-

Als Ergebnis wurden am Ende der Tagung zen­

punkte der Veranstaltung.

trale Empfehlungen ausgesprochen; als beson-

Positive Beispiele gibt es ei-

ders bedeutend wurde der sensible Umgang mit

nige, wie die „Bergwald­

dem Bergwald durch alle Nutzer und eine ange-

offensive“, ein Förderpro-

passte Jagd angesehen. Einig waren sich die

gramm der Bayerischen

Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch, dass im

Forstverwaltung für zu-

Bergwald die Schutzfunktion eine besondere

kunftsfähige Berg- und

Bedeutung hat. Sollten Konflikte entstehen,

Schutzwälder vor dem Hin-

könnten diese am besten am Runden Tisch mit

tergrund des Klimawandels.

allen Beteiligten gemeinsam gelöst werden,

Waldbesitzer, Jäger, Alp-

Kompromissbereitschaft vorausgesetzt.

Den Bergwald zukunftsfähig machen – das geht nur, wenn alle Anspruchsgruppen zusammenarbeiten.

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DAV

6/2015

red

Fotos: DAV Bad Kissingen, DAV, Jonas Kramer, Verena Tremmel

HÜTTENWIRT


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