Wandern wie Bayerns bodenständigster Herrscher
Des Prinzregenten liebste Berge Er war Ersatzkönig, begeisterter Bergsteiger und Jäger. Luitpolds Spuren ziehen sich bis heute durch die Allgäuer Bergwelt zwischen Oberstdorf und Hinterstein. Von Christian Rauch
Foto: Christian Rauch
Königliches Jagd- und Wanderrevier: Das Rauhhorn ist ein felsiger Wandergipfel mit weitem Blick auf Schrecksee und Hochvogel.
Seine Überschreitung über den „Kalten Winkel“ und den gesicherten Bäumenheimer Weg ist eine der Königstouren der Allgäuer Berge. 16 Jahre später bauten die Immenstädter den Jubiläumsweg vom Luitpoldhaus zum Schreck see. Dieses grünblau glitzernde Kleinod mit seiner hügeligen Insel liegt ganz versteckt un ter dem Kugelhorn. Ein kühles Badevergnügen dank Schneeresten bis in den Hochsommer; da heißt es fest an den robusten Prinzregenten denken. Ein stellenweise nur fußbreiter Steig durch blumenübersäte Steilgrasflanken führt zur Hinteren Schafwanne mit dem Rauhhorn. Die Überschreitung (man kann sie auch umge „Ganz blau war der Prinzregent manchmal,
sein Jagdhaus stand, und zum Köpfle, einem
hen) bietet nette Kletterstellen im zerborste
wenn er aus der Gumpe stieg“, erzählt Hugo
Aussichtspunkt mit Blick über das Ostrachtal,
nen Hauptdolomit, danach geht es über die
Anwander (78). „Nach der Jagd hier in seinen
sein einstiges Jagdrevier.
Willersalpe wieder hinab nach Hinterstein.
Lieblingsbergen hat er sich gern im eiskalten
14.000 Hektar umfasste das Jagdrevier des
Wasser erfrischt.“ Hugo Anwanders Großvater
Ein Hüttenbauplatz als Geschenk
diente dem hohen Herrn einst als Träger; die
Vom Giebelhaus ganz hinten im Talgrund führt
im benachbarten Tal der Iller ging er auf die
Jagdhelfer wurden großzügig entlohnt, beka
der Weg hinauf zum Prinz-Luitpold-Haus, das
Pirsch. In Oberstdorf ließ er 1856 das Königli
men Zigarren und eine eigene Lederhose, für
die Alpenvereinssektion Immenstadt 1881 er
che Jagdhaus errichten, heute ein Restaurant.
die oft zahlreichen Kinder Sparbücher.
baute. Den Bauplatz hatte Luitpold gestiftet.
Seine Geldspenden für Notleidende und Be
Luitpold hatte erst mit 65 Jahren die Regent
Heute ist „seine“ Hütte eine der beliebtesten,
dürftige dankte Oberstdorf mit einem überle
schaft über Bayern von seinem Neffen Ludwig II.
nicht zuletzt dank ihrem Hausberg Hochvogel.
bensgroßen Denkmal.
Prinzregenten rund um die Ostrach. Doch auch
übernommen. Der Märchenkönig war am 9. Juli 1886 entmündigt worden und drei Tage später im Starnberger See ertrunken. Luitpold blieb 26 Jahre lang bayerischer Landesvater, Bilder mit weißem Vollbart und kurzen Lederhosen prä gen bis heute das Image des bodenständigen, volksnahen Regenten. Luitpolds Wildwassergumpe in Hinterstein heißt bis heute „Prinze Gumpe“. Schöne kurze Wan derwege führen von hier zum Schrattenberg, wo
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DAV
3/2013
Literaturtipp: Stankiewitz, Karl: „Ich näherte mich den Gebirgen – Mit Fürsten und Dichtern durch die Alpen“, Volk Verlag, 2009. „Prinze-Touren“ im Ostrachtal: > Hinterstein – Zipfelsbachfälle – Köpfle – Wildfräuleinstein – Hinterstein, ca. 2 Std., 400 Hm, leicht. > Giebelhausstraße, E-Werk – Schrecksee (1813 m), ca. 4-4 ½ Std., 900 Hm, leicht. > Hinterstein – Rauhhorn (2241 m) – Schrecksee (1813 m) – Giebelhausstraße, E-Werk, 7-8 Std., ca. 1500 Hm, schwer (Rauhhorn umgehbar, dann mittel). > Giebelhaus (Bus) – Prinz-Luitpold-Haus (1846 m) – Hochvogel (2592 m) – PrinzLuitpold-Haus (Übernachtung), 6 ½ -7 Std., ca. 1550 Hm, schwer. Dann Jubiläumsweg – Schrecksee – Giebelhausstraße (Bus), ca. 6 Std., 250 Hm, 1400 Hm, mittel.