DAV Panorama 3/2013

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Wandern wie Bayerns bodenständigster Herrscher

Des Prinzregenten liebste Berge Er war Ersatzkönig, begeisterter Bergsteiger und Jäger. Luitpolds Spuren ziehen sich bis heute durch die Allgäuer Bergwelt zwischen Oberstdorf und Hinterstein. Von Christian Rauch

Foto: Christian Rauch

Königliches Jagd- und Wanderrevier: Das Rauhhorn ist ein felsiger Wandergipfel mit weitem Blick auf Schrecksee und Hochvogel.

Seine Überschreitung über den „Kalten Winkel“ und den gesicherten Bäumenheimer Weg ist eine der Königstouren der Allgäuer Berge. 16 Jahre später bauten die Immenstädter den Jubiläumsweg vom Luitpoldhaus zum Schreck­ see. Dieses grünblau glitzernde Kleinod mit seiner hügeligen Insel liegt ganz versteckt un­ ter dem Kugelhorn. Ein kühles Badevergnügen dank Schneeresten bis in den Hochsommer; da heißt es fest an den robusten Prinzregenten denken. Ein stellenweise nur fußbreiter Steig durch blumenübersäte Steilgrasflanken führt zur Hinteren Schafwanne mit dem Rauh­horn. Die Überschreitung (man kann sie auch umge­ „Ganz blau war der Prinzregent manchmal,

sein Jagdhaus stand, und zum Köpfle, einem

hen) bietet nette Kletterstellen im zerborste­

wenn er aus der Gumpe stieg“, erzählt Hugo

Aussichtspunkt mit Blick über das Ostrachtal,

nen Hauptdolomit, danach geht es über die

Anwander (78). „Nach der Jagd hier in seinen

sein einstiges Jagdrevier.

Willersalpe wieder hinab nach Hinterstein.

Lieblingsbergen hat er sich gern im eiskalten

14.000 Hektar umfasste das Jagdrevier des

Wasser erfrischt.“ Hugo Anwanders Großvater

Ein Hüttenbauplatz als Geschenk

diente dem hohen Herrn einst als Träger; die

Vom Giebelhaus ganz hinten im Talgrund führt

im benachbarten Tal der Iller ging er auf die

Jagdhelfer wurden großzügig entlohnt, beka­

der Weg hinauf zum Prinz-Luitpold-Haus, das

Pirsch. In Oberstdorf ließ er 1856 das Königli­

men Zigarren und eine eigene Lederhose, für

die Alpenvereinssektion Immenstadt 1881 er­

che Jagdhaus errichten, heute ein Restaurant.

die oft zahlreichen Kinder Sparbücher.

baute. Den Bauplatz hatte Luitpold gestiftet.

Seine Geldspenden für Notleidende und Be­

Luitpold hatte erst mit 65 Jahren die Regent­

Heute ist „seine“ Hütte eine der beliebtesten,

dürftige dankte Oberstdorf mit einem überle­

schaft über Bayern von seinem Neffen Ludwig II.

nicht zuletzt dank ihrem Hausberg Hochvogel.

bensgroßen Denkmal.

Prinzregenten rund um die Ostrach. Doch auch

übernommen. Der Märchenkönig war am 9. Juli 1886 entmündigt worden und drei Tage später im Starnberger See ertrunken. Luitpold blieb 26 Jahre lang bayerischer Landesvater, Bilder mit weißem Vollbart und kurzen Lederhosen prä­ gen bis heute das Image des bodenständigen, volksnahen Regenten. Luitpolds Wildwassergumpe in Hinterstein heißt bis heute „Prinze Gumpe“. Schöne kurze Wan­ derwege führen von hier zum Schrattenberg, wo

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Literaturtipp: Stankiewitz, Karl: „Ich näherte mich den Gebirgen – Mit Fürsten und Dichtern durch die Alpen“, Volk Verlag, 2009. „Prinze-Touren“ im Ostrachtal: > Hinterstein – Zipfelsbachfälle – Köpfle – Wildfräuleinstein – Hinterstein, ca. 2 Std., 400 Hm, leicht. > Giebelhausstraße, E-Werk – Schrecksee (1813 m), ca. 4-4 ½ Std., 900 Hm, leicht. > Hinterstein – Rauhhorn (2241 m) – Schrecksee (1813 m) – Giebelhausstraße, E-Werk, 7-8 Std., ca. 1500 Hm, schwer (Rauhhorn um­gehbar, dann mittel). > Giebelhaus (Bus) – Prinz-Luitpold-Haus (1846 m) – Hochvogel (2592 m) – PrinzLuitpold-Haus (Übernachtung), 6 ½ -7 Std., ca. 1550 Hm, schwer. Dann Jubiläumsweg – Schrecksee – Giebelhaus­straße (Bus), ca. 6 Std., 250 Hm, 1400 Hm, mittel.


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