SEKEM Insight

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SEKEMs Journal für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in Ägypten

SEKEM Insight Nr. 84 - August/September 2009

Liebe Leserinnen, liebe Leser, in diesem Sommer vergibt SEKEM bereits zum zweiten Mal den „Heliopolis Innova Award“, den Preis der Heliopolis-Akademie für Innovation im Bereich Nachhaltigkeit und Wissenschaft. SEKEM unterstreicht damit bereits zum zweiten Mal das Anliegen, sich durch die Auszeichnung und öffentliche Vermittlung vorbildlichen Verhaltens selbst für die Unterstützung der Aktivitäten Dritter einzusetzen. Mit der Umbenennung der „SEKEM Akademie für angewandte Wissenschaften“ in die „Heliopolis Akademie für Nachhaltigkeit“ wurde dieses Engagement 2007 eingeleitet. War zwar auch das Anliegen der bisherigen Akademie praktisch, so setzt sich die Heliopolis Akademie noch gezielter für die Entwicklung von Lösungen für drängende Zeitfragen wie Klimawandel oder biologische Landwirtschaft ein - energischer als zuvor mit und für externe Partner. In dieser Ausgabe lesen Sie über wissenschaftliche Kooperationsabkommen, die Vergabe innovativer Preise, und die wissenschaftliche Forschungsarbeit gegen den Klimawandel und für eine nachhaltige Wirtschaft, welche SEKEM praktisch unterstützt.

Ihr Redaktionsteam

Wissenschaft

Soziales

Umwelt

SEKEM und PH Weingarten kooperieren

Solar-Workshop im Ausbildungszentrum

Verleihung des SEKEM Umweltpreises

SEKEM und PH Weingarten unterzeichnen Kooperationsabkommen

Prof. Dr. Ibrahim Abouleish und Rektorin Dr. Margret Ruep unterzeichneten eine Kooperationsvereinbarung zwischen Sekem und der PH Weingarten.

Der Träger des Alternativen Nobelpreises Professor Dr. Ibrahim Abouleish war am Montag, 25. Mai, zu Gast an der Pädagogischen Hochschule Weingarten. In einem öffentlichen Vortrag stellte er seine Initiative Sekem vor, in der es ihm und seinen Mitarbeitern gelungen ist, ein großes Stück ägyptische Wüste urbar zu machen und in eine grüne Landschaft zu verwandeln. Vor etwa 30 Jahren gründete Abouleish die Unternehmensgruppe Sekem. Auf Basis eine biologischdynamischen Landwirtschaft, der Herstellung von natürlichen

Arznei- und Heilmitteln sowie der Produktion von Öko-Textilien haben sich unter dem Dach von Sekem mehrere wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen mit derzeit etwa 2000 Mitarbeitern entwickelt und mehrere Dörfer haben sich rund um Sekem in der Wüste angesiedelt. Das Erfolgsrezept für Sekem liege nicht allein in einer nachhaltigen Wirtschaftsweise sondern auch in der sozialen Verantwortung für Mitarbeiter und Bewohner der Region, wie Abouleish in seinem Vortrag vor Studierenden und Gästen der PH deutlich machte.

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Dieser Verantwortung kommt Sekem nach, indem es Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser und Forschungszentren gründet. Eine Schlüsselrolle komme der Bildung zu: „Sekem will nicht nur Unternehmen sein, sondern auch Bildungsstätte“, sagte Abouleish. „Das Leben besteht aus dieser Vielfalt und die Bildung [...] ist alles. Bildung ist die Vielfalt“, so Abouleish.

Dr. Ibrahim Abouleish spricht an der PH Weingarten

So sei Bildung auch die Antwort auf die vom Menschen verursachten Katastrophen, wie Klimawandel, Armut und das Aussterben von Tieren und Pflanzen. Eine besonders hohe Meinung hat Abouleish, der in vÖsterreich Technische Chemie, Pharmakologie und Medizin studiert hat, vom deutschen Bildungsbegriff und Bildungssystem. „Um die Missstände der Welt zu beheben, würde ich Bildung exportieren – neben Mercedes und VW.“ Sekem sei ein Beispiel dafür, wie man ökonomischen Erfolg mit sozialer Verantwortung und Nachhaltigkeit in Einklang bringen kann, sagte die Rektorin Dr. Margret Ruep. „Man müsste jungen Menschen die Möglichkeit geben, sich das anzuschauen.“ Um das zu ermöglichen und auch um Bildung nach Ägypten zu exportieren, unterzeichneten Abouleish und Ruep im Anschluss an den Vortrag eine Kooperationsvereinbarung. Christina Boecker mit Anne Geertz, PH Weingarten

Solar Workshop im SEKEM Ausbildungszentrum

SEKEM verleiht erneut „Heliopolis Innova Preis“

Vergangenen Monat kündigte ein Konsortium europäischer Großkonzerne ein 400 Milliarden Projekt an. In den kommenden Jahrzehnten soll in der Sahara ein Energiegewinnungsprojekt entstehen um künftig Solarstrom aus der Wüste zu gewinnen. Diese Energie soll dann über eigens zu errichtende Leitungen nach Europa geleitet werden. Riesige Spiegel sollen die Sonnenstrahlen konzentrieren um ein Trägermedium zu erhitzen welches später Turbinen zur Stromerzeugung antreibt.

Bereits zum zweiten Mal wurde am 20. Juni der „Heliopolis Akademie Innovationspreis INNOVA“ an zwei herausragende ägyptische Wissenschaftler verliehen.

Zur gleichen Zeit engagiert sich auch Sekem in dieser Technologie. In unserer Ausbildungswerkstatt findet zurzeit ein zehnwöchiger Solar-Workshop statt in dem unter Anleitung ein 16m2 „Scheffler Spiegel“ errichtet wird. Auch dieser Spiegel konzentriert das Sonnenlicht und erreicht im Brennpunkt Temperaturen von über 600°C. Der Spiegel wird später die Dampferzeugung für die SEKEMBetriebe unterstützen und dadurch den Bedarf an fossilen Brennstoffen reduzieren. Dies ist jedoch nicht das einzige Ziel. Vielmehr wird eine Technologie gefördert, welche lokalen Mehrwert schaffen kann. Zum einen können nach dieser Ausbildung weitere Spiegel unter Eigenregie hergestellt werden, zum anderen werden nur lokale Materialien verwendet. Finanziell wird der Bau durch das „Flug-Emissionsausgleichs-Projekt“ unterstützt, über welches in der vorigen Ausgabe berichtet wurde. Wir danken allen bisherigen Kunden für die Unterstützung. Martin Haagen

SEKEM können Sie auch besuchen: www.SEKEM-reisen.de www.demeter-reisen.de

Der INNOVA Preis ist ein Projekt, das über das Research Development & Innovation Programme (Forschungsentwicklungsund Innovationsprogramm) finanziert wird und über das Ministerium für Hochschulwesen mit der EU verbunden ist. Der Preis wird alle zwei Monate an einzelne Forscher oder Forschungsteams verliehen, deren Arbeit eine Innovation im naturwissenschaftlichen oder technischen Bereich darstellt. Das wichtigste Kriterium für die Auswahl ist die Nutzbarkeit der Forschungsarbeit für die Industrie und ihr Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Die Preisträger waren in dieser zweiten Runde Frau Dr. Mona Ahmed Hussein vom nationalen Forschungszentrum mit ihrem Projekt „Zubereitung von Entomopathogenen Nematoden als Bio-Pestizide“ zur Bekämpfung von Nematoden im Boden, und Herr Dr. Tamer Helmy Aly Gamal von der Fakultät für Landwirtschaft der Universität Alexandria für seine Forschung über „Innovative industrielle Nutzung von Amaranth.“ Fünf weitere Bewerber bekamen eine Verdiensturkunde und ein Service-Paket der Heliopolis Akademie für Weiterbildung und Kontakte zur Industrie. Der INNOVA Preis wurde überreicht im Rahmen einer wissenschaftlichen Konferenz, die Frau Dr. Kadria Ali Abdelmotaal, die Vizepräsidentin der Heliopolisakademie und Projektmanagerin des INNOVA Preises, organisiert hatte. Christina Boecker

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SEKEM führt Trainingsmaßnahmen für Gleichstellungsgrundsätze ein SEKEM hatte Anfang des Jahres begonnen, nach den Richtlinien des Projektes „Gemeinsames Unternehmen – gleiche Chancen“ die bisherige Firmenpolitik systematisch zu bewerten, Bewusstsein für das Recht auf Gleichstellung zu schaffen und die Chancen der Frauen am Arbeitsplatz zu verbessern. Externe Projektberater, die von den Ministerien für Investitionen und Arbeitskräfte als Projektmanager getragen wurden, berieten das Gleichstellungskomittee von SEKEM bei der Umsetzung des Projektes und übernahmen zahlreiche Trainingsmaßnahmen für die Mitarbeiter. Im März wurden mit 110 Mitarbeitern aus allen SEKEM Firmen und von allen Ausbildungsbereichen Interviews geführt, um ihre persönliche Erfahrung mit der Geschlechtergleichstellung in SEKEM zu analysieren. Die Interviews wurden von etwa 68% Männern und 32% Frauen ausgefüllt, deren Antworten sich nicht signifikant unterschieden. Verglichen mit anderen ägyptischen Unternehmen wurde bei

Mitarbeiter des Monats in ISIS ausgezeichnet

Beförderung oder Weiterbildung. Dies zeigte sich in der relativ hohen Zufriedenheit der Mitarbeiter. Es ergaben sich aus den Interviews und aus den Richtlinien des Projektes allerdings auch Bereiche, in denen SEKEM noch Verbesserungen einführen konnte. Besonders betrifft dies die formelle Festschreibung in den Firmenrichtlinien, dass die Gleichstellung der Geschlechter gefördert wird und die Einrichtung eines zuverlässigen Systems für die Abwicklung von Beschwerden und Petitionen. Hierzu wurden viele Trainingskurse mit den Mitarbeitern des Managements und auch mit den Mitarbeitern aus der Produktion durchgeführt. Das Ziel war, den Mitarbeitern bewusst zu machen, dass sie ein Recht auf Gleichstellung haben, dass SEKEM die Gleichstellung fördern will und dies in den Firmengrundsätzen festgeschrieben ist. Außerdem sollte das Bewusstsein geweckt werden, dass ein sicheres System zur Verfügung steht um Beschwerden anonymisiert einzureichen so dass dass keine persönlichen Nachteile zu befürchten sind. Im Rahmen des Projektes wurden Strukturen geschaffen, um den Fortschritt der Gleichstellung in SEKEM regelmäßig zu überprüfen. Dies geschieht durch laufende Evaluationen während des Projektverlaufs.

Teilnehmerinnen am Gleichstellungsseminar

SEKEM eine sehr gute Grundlage festgestellt, die Firmenkultur fördert Frauen und verbietet eine Benachteiligung bei Einstellung,

Im Juli hat SEKEM die offizielle Plakette des Ministeriums und damit die formale Anerkennung ihrer Bemühungen erhalten. Nun kann sie auch auf Werbematerialien darauf hinweisen, dass die Firma die Gleichstellung der Geschlechter in ihrer Betriebsstruktur aktiv fördert und entsprechende Bildungsmaßnahmen durchführt. Christina Boecker

Auszeichnung der Mitarbeiter des Monats in der Firma ISIS

Zum ersten Mal fand in der Firma ISIS im Juni die Wahl zum Mitarbeiter bzw zur Mitarbeiterin des Monats statt. Angeregt durch die Sozialbeauftragte der Firma, Frau Eida, wurde die Aktion ins Leben gerufen. Jeweils 2 Frauen und 2 Männer aus verschiedenen Abteilungen können von den Kollegen gewählt werden für besonderen Leistungen bei der Arbeit, Pünktlichkeit, saubere und korrekte Arbeitskleidung oder das Einbringen neuer Ideen, die umgesetzt werden können. In diesem Monat wurden die Kolleginnen Salwa aus der Honigabteilung und Sabrah aus der Gemüseabteilung sowie die Kollegen Mohamed und Darwish ausgezeichnet. Letzterer hatte die Idee für eine Saftpumpe, die die Produktion der Fruchtsäfte vereinfacht. Durch diese Ehrung, die aus einer Geldprämie und einem Präsent aus der ISIS-Produktion besteht, wird der ägyptischen Landbevölkerung ein Bewusstsein dafür vermittelt, dass es sich lohnt sich anzustrengen und gute Leistungen bei der Arbeit zu erbringen. Es wurde damit Vorbildcharakter für die anderen Mitarbeiter geschaffen und die Motivation und Lernbereitschaft bei der Arbeit erhöht. Sandra Pöttrich

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Ehrung der Gewinner des SEKEM Umweltpreises

ISIS stellt neue Produkte vor Bereits im April 2009 hat das ISISTeam ein neues Bio-Produkt am lokalen Markt eingeführt: ein neues Bio-Olivenöl. Das Öl ist in Flaschen zu 250, 500 und 750ml und in zwei verschiedenen Qualitäten erhältlich: virgin und extra virgin. Es zeichnet sich durch außergewöhnlich hohe Qualität mit besonders niedrigen Säurewerten aus und hat sich am Markt bereits in den ersten Monaten bewährt. Die besondere „extra virgin“-Qualität verkauft sich trotz höheren Preises sogar besser als das Standardprodukt. Die Verkaufszahlen steigen derzeit um rund 25% im Monat.

Die Auszeichnung der Gewinnerprojekte des SEKEM Umweltpreises für Schulen

Am 30. Juni feierten rund 300 Schüler und Schülerinnen sowie 70 Lehrer und Lehrerinnen von 8 öffentlichen Schulen im Gouvernorat Scharkeya in der SEKEM Schule die Verleihung des SEKEM Umweltpreises an die Gewinner des Umweltprojektes für die Schulen der Region. „Bereits im Mai 2008 war ich vom Wadi Environmental Science Centre zu einem Training in Umweltbildung und nachhaltiger Entwicklung eingeladen worden.” berichtet Mohamed Berry, Trainer am SEKEM Zentrum für Umweltbildung, der zuvor bereits als Schüler die SEKEM Schule besucht hatte. Die Lehrer nahmen breites Wissen im Bereich der Umweltbildung in der Schule mit nach Hause und mit ihm verbunden die „Hausaufgabe“, dieses unter ihren Kollegen weiterzuverbreiten. Von Dezember 2008 bis Juni 2009 nahmen rund 90 Lehrer öffentlicher Schulen des Gouvernorats an Trainings zu den Themen nachhaltige Entwicklung, Förderung von Umweltbewusstsein unter Schülern und Durchführung praktischer Umweltprojekte teil.

Die Trainingkurse waren vom Bildungsministerium anerkannt und freundlicherweise von der ägyptischen Mansour Firmengruppe finanziell unterstützt worden. Die Schulen waren aufgefordert, im Rahmen ihrer Lehrpläne praktische Umweltprojekte durchzuführen. Es sollte sich um Projekte handeln, die sich mit der nachhaltigen Entwicklung der Lebensräume der Kinder befassen. Ein Wettbewerb schloss das Projekt ab. Die drei Gewinnerprojekte motivierten Kinder, sich aktiv für ihren Lebensraum einzusetzen: sie sammelten alte Bücher, die sie verkauften um zum Beispiel Bäume im Schulhof zu pflanzen. In einem anderen Projekt sammelten sie gebrauchte Kleidungsstücke, reparierten und säuberten diese, um sie dann an Hilfsorganisationen für Arme weiterzugeben. Weitere Projekte befassten sich mit Müllsammelaktionen im Schulumfeld, Papierrecycling und nachhaltiger Wassernutzung im Schulgarten. Mohamed Berry

Das Marketing-Team um Produktmanager Maged Ibrahim ist stolz auf den bisherigen Erfolg und hatte zuvor umfassende Produkttests mit Konsumenten durchgeführt. Es hat bereits mit der Einführung neuer Produkte im August begonnen: biologische Rosinen, Haselnüsse und Pistazien. Eine Maßnahme zur Verkaufsförderung wird ebenfalls im August in Supermärkten und bei Einzelhändlern durchgeführt: beim Kauf von zwei Tetrapacks Bio-Milch erhält der Käufer ein Päckchen Bio-Datteln gratis, ein gerade im Hinblick auf den Fastenmonat Ramadan reizvolles Angebot für Ägypter, die das tägliche Fasten traditionell mit einem DattelMilch-Gericht beschließen. Mit biologischer Milch und Datteln von ISIS können Kunden so sicher sein, das kräftezehrende Fasten während der heißen Sommerzeit auf eine gesunde Weise zu beenden.

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Impressionen

Nachhaltiges Wirtschaften nach der Krise Der kürzlich veröffentlichte 6. ägyptische Wettbewerbsbericht erscheint zu einem kritischen Zeitpunkt für Ägypten. Wie andere Entwicklungsländer muss Ägypten das Überleben und das Wachsen in einer turbulenten, von Globalisierung und vielfältigen Unsicherheiten geprägten Weltwirtschaft und während einer tiefgreifenden Wirtschaftskrise erst lernen. Die diesjährige Ausgabe des Berichts befasst sich mit dem Thema Klimawandel und nachhaltiger Entwicklung im ägyptischen Kontext. Studien zeigen, bereits geringfügige Veränderungen des Wetters ganze Industriezweige und Wirtschaftssektoren in Mitleidenschaft ziehen würden. Ebenfalls gefährdet ist Ägyptens Wasserversorgung und Lebensmittelsicherheit zwei Bereiche, die bereits heute vom rapiden Bevölkerungswachstum akut bedroht sind. Diese Risiken machen deutlich, dass der Klimawandel ein ebenso lokales wie globales Problem ist. Ägypten hat graduelle Fortschritte im Bereich der Nachhaltigkeit zu verzeichnen, vor allem im Energiesektor. Investitionen im Bereich von Solar-, Wind- und Biomassetechnologie haben beträchtlich zugenommen. Andere Sektoren wie die Landwirtschaft bedürfen noch größerer Aufmerksamkeit. Vor dem Hintergrund der Relevanz gerade des landwirtschaftlichen Sektors als einer wichtigen BIP-Quelle, als arbeitsintensiver Wirtschaftsbereich sowie seiner Bedeutung für die Lebensmittelsicherheit, ist es beunruhigend, wie wenig Aufmerksamkeit er bislang erhält. Mit nachhaltigeren landwirtschaftlichen Methoden könnte nicht nur die Effizienz des Wasser- und Energieverbrauchs erhöht werden. Landwirtschaft könnte auch als Möglichkeit zur Anlagerung von CO2 dienen.

Eines der wichtigsten Kapitel des Berichts erläutert die zentralen Stärken und Schwächen des ägyptischen Landwirtschaftssektors. Die Autoren ziehen die Bilanz, dass die Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz des Sektors beträchtlich gesteigert werden könnten, insbesondere auf internationalen Märkten, und zwar durch die Umstellung auf nachhaltige Bewirtschaftung. Nicht nur würde dies zu enormen Einsparungen natürlicher Ressourcen wie Wasser und Energie und höheren Einkommen führen. Es würde auch dem deutlichen Trend im Kaufverhalten westlicher Konsumenten entsprechen, Produkte zu erwerben, die sich durch Umweltfreundlichkeit und eine nachhaltige Produktion auszeichnen. Zukünftiger Fortschritt wird davon abhängen, wie wir die Beziehung zwischen Nachhaltigkeit und nationaler Wettbewerbsfähigkeit definieren. Nachhaltige Entwicklung meint die Befriedigung derzeitiger Bedürfnisse ohne diejenige zukünftiger Generationen aufs Spiel zu setzen. Nationale Wettbewerbsfähigkeit bezieht sich auf langfristigen Wohlstand und wachsenden Lebensstandard. Beide Ziele sind nicht nur kompatibel, sondern können sich gegenseitig positiv beeinflussen. Regierungen müssen dazu beitragen, dass die sozialen, umweltbezogenen und ökonomischen Konsequenzen gleichberechtigt im langfristigen, nicht nur kurzfristigen Kontext, einbezogen werden. Die Botschaft des Berichts ist, dass in einer Welt, in der Risiko und Unsicherheit regieren und nicht mehr die Ausnahme sind, mehr getan werden kann und muss, um die natürlichen Ressourcen zu schützen. Verantwortungsvoller Wettbewerb benötigt einen gemeinschaftlichen Einsatz von Zivilgesellschaft, privatem Sektor und Regierungen.

Auf SEKEM Sinai schützt der Mais die Orangenbäumchen vor dem Austrocknen

Wo vor zwei Jahren noch endlose Sandwüste das Bild prägte, stehen heute auf SEKEM Sinai lange Reihen von Orangenbäumen. Um sie vor der heißen Sommersonne zu schützen, wurde schattenspendender Mais gesät. Er wächst schnell und kann dann an die Schafe verfüttert werden, sorgt aber bis zur Ernte dafür, dass die noch kleinen Orangenbäumchen vor Austrocknung geschützt sind, dass der aufgebrachte Kompost nicht so einfach verweht wird und weniger Wasser für die Bewässerung benötigt wird. Auf fast 100ha sind außerdem Erdnüsse angebaut, die als Leguminosenart viel Stickstoff in den Boden bringen und ihn damit ideal auf die nächste Anpflanzung vorbereiten.

Impressum: Herausgeber: SEKEM, Egypt Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korrespondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben. Redakteure: Christina Boecker Bijan Kafi Kontakt: SEKEM-Insight c/o SEKEM Holding P.O.Box 2834, El Horreya, Heliopolis, Cairo, Egypt insight@SEKEM.com

Helmy Abouleish

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