SEKEM Insight

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SEKEMs Journal für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in Ägypten

SEKEM Insight Nr. 79 - März 2009

Liebe Leserinnen, liebe Leser, auch in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit ist das Thema Gleichstellung der Geschlechter seit Jahren von zentraler Bedeutung. Verschiedene internationale Organisationen haben oft im Rahmen von anderen Initiativen Programme aufgelegt, Geschlechtergerechtigkeit in Entwicklungsländern zu fördern. In den Programmen der Europäischen Union ist sie seit Jahren als „horizontaler Aspekt“ ein wichtiger Bestandteil jeder Förderung und damit Gegenstand auch der Evaluierung durchgeführter Förderprojekte. Mit der Umsetzung des GEME-Ansatzes, den wir Ihnen in dieser Ausgabe vorstellen, schließt sich SEKEM diesen Initiativen als aktives Mitglied an und hat für die Umsetzung des Projektes ein eigenes Leitungsgremium geschaffen. Der Ansatz wendet sich zunächst den Arbeitsräumen zu und betont daher wirtschaftliche und soziale Aspekte. Denn um Entwicklungsländern wirtschaftliche Prosperität zu ermöglichen, ist auch die Geschlechtergerechtigkeit von zentraler Bedeutung. SEKEM Insight wird in einer der nächsten Ausgaben detailliert über das Projekt berichten.

Ihr Redaktionsteam

Betriebe

Soziales

Events

Qualität in der Fertigung bei Naturetex

Gleiche Chancen für Männer und Frauen

Jährliche Mitgliederversammlung

Qualitätsverbesserungen bei Naturetex

Ägyptische Mitarbeiter von Naturetex überprüfen jeden Fertigungsschritt auf modernen Maschinen

Bei SEKEMs Textilfirma Naturetex arbeitet man derzeit daran, die Fertigungsprozesse für textile Produkte in Bezug auf Qualität und Warenfluss zu überarbeiten und auch die Mitarbeiter in dieser Hinsicht intensiv fortzubilden. Die unabhängige ägyptische Beratungsfirma Gherzy hat im Dezember 2008 die Fertigungsprozesse von Naturetex genau untersucht und bereits im Januar konnte damit begonnen werden, verschiedene Qualitätssicherungsprojekte in Angriff zu nehmen. Inzwischen sind erste Resultate nicht nur messbar, sondern auch

sichtbar geworden; der Warenfluss ist leichter steuerbar geworden, läuft nahtloser zwischen den Kompetenzbereichen und mit weniger Reibungsverlusten ab. Die Stoff verarbeitetenden Arbeitsbereiche konnten so geordneter und übersichtlicher strukturiert werden eine große Herausforderung in einer Firma wie Naturetex, die nicht nur ein Produkt wie z.B. T-Shirts, sondern eine große Vielzahl von verschiedenen Produkten von Bodies für Babies über Schlafanzüge, T-Shirts und Sweat-Shirts bis zu Hosen und Accessoires anfertigt. Dies ist für die Textilindustrie sehr unüblich.

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Doch die Projekte beginnen noch früher am Beginn der textilen Verarbeitungskette: die angelieferten Stoffrollen werden erst einzeln gewogen und das Gewicht pro Quadratmeter ermittelt um Ungleichmäßigkeiten im Stoffgewicht und damit im Griff der Ware zu vermeiden. Meter für Meter werden dann Strick- oder Webfehler analysiert und nach dem neu eingeführten „4-PointSystem“ nach Fehlerkategorien gekennzeichnet. Anhand dieses Systems lässt sich durch das Addieren von Kontrollpunkten die Stoffqualität ermitteln, welche für die Weiterverarbeitung von Wichtigkeit ist. Optimales Arbeiten wird so bereits im Zuschnitt möglich, und Qualitätsprobleme aufgrund von Stofffehlern können von Anfang an eliminiert werden. Nach dem Zuschnitt werden die jetzt schnell erkennbaren Fehlerteile ersetzt und zudem vermessen. So können auch Maßfehler der Fertigteile von vornherein verhindert werden. In der Produktion wurden „Verkehrslichter“ eingerichtet - kleine Fähnchen an jeder Nähmaschine - die schnell sichtbar die leichten, schwereren und heiklen Nähvorgänge anzeigen. Die zuständigen Qualitätskontrolleure begleiten die rot gekennzeichneten Maschinen intensiver. Die Qualitätskontrolleure der einzelnen Linien wurden mit Stehpulten auf Rädern ausgestattet, alle aktuellen Informationsblätter liegen hier bereit und die Verantwortlichen

Mitarbeiterfortbildung bei Naturetex

können flexibel den Prozess begleiten und dabei die Übersicht behalten. Die Qualitätskontrolleure jeweils am Ende der Linie haben nun die Aufgabe, zusätzlich zu ihrer Kontrolltätigkeit die Basismaße jedes Kleidungsstückes zu 100% zu messen. 15% der Teile werden komplett vermessen, Maßfehler können so noch vor dem Verpacken entdeckt werden. Dies betreffend werden Tests durchgeführt um sicher zu gehen, dass die Kontrolleur/innen ihren Aufgaben gewachsen sind. Parallel dazu werden Mitarbeiterschulungen durchgeführt. Fortbildung in fachlicher Kompetenz oder zur Förderung des sozialen Zusammenspiels wird unter anderem in Form von Betriebseurythmie angeboten. Die Umstellung auf einen anderen Qualitätsstandard (von IVN zu GOTS) sowie Einlaufwerte der Stoffe, Toleranzen für Ringel und Streifen an Nähten etc. wurden in die überarbeitete Version der NaturetexStandards eingebracht. Demnächst werden Fortbildungen beginnen, um jeden Mitarbeiter über die Erneuerungen der Standards zu informieren und zu schulen. Konstanze Abouleish

Mitgliederversammlung Am Samstag, 23. Mai 2009 veranstalten die SEKEM-Freunde den jährlichen SEKEM-Tag in Stuttgart. Neben der Mitgliederversammlung des Vereins zur Förderung kultureller Entwicklung in Ägypten e.V. wird es Berichte über neue Entwicklungen in SEKEM, eine künstlerische Darbietung, einen Vortrag von Dr. Abouleish zum Thema „Keine nachhaltige Entwicklung des Menschen ohne Kunst“ und diesmal neu eine Einführung in die Arbeit und Ziele der SEKEM-Initiative geben. Wie jedes Jahr gibt es Zeit für Gespräche, eine Ausstellung und die Möglichkeit, SEKEM-Produkte zu verkosten und zu kaufen. Der SEKEM-Tag findet statt im RudolfSteiner-Haus, Zur Uhlandshöhe 10 in Stuttgart und beginnt um 14.00h.

SEKEM startet Projekt zur Gleichstellung der Geschlechter

Das Komitee des Projektes nimmt seine Arbeit auf

Das Projekt „Gemeinsames Geschäft, gleiche Chancen“ begann am 8. Dezember 2008 und läuft noch bis zum Juni 2009. Die Mitglieder des elfköpfigen Leitungskomitees trafen sich jetzt zur Hauptplanungssitzung für die kommenden Projektphasen. Anlässlich der Besprechung wurde auch SEKEMs neue Beauftragte für Gleichstellungsfragen, Samaa Shehab, eingesetzt. Haupttagesordnungspunkt war darüber die Verabschiedung einer Umfrage zur Selbsteinschätzung der Mitarbeiter/innen der SEKEMBetriebe. Auf ihrer Grundlage wird zukünftig ein Trainingsprogramm entwickelt werden, das sich an alle Mitarbeiter/innen der ägyptischen Initiative richtet. Die Entwicklung der Trainingsinhalte wird demnächst beginnen. Das „Modell zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter“ in Ägypten ist eine Initiative des Ministeriums für Investitionen und wird in Partnerschaft mit dem Ministerium für Arbeitskräfte und Immigration durchgeführt. Es wird durch die Weltbank finanziert und vom „Fund For Women (UNIFEM)“ der Vereinten Nationen und der NGO ICRW umgesetzt. Die Gründungsorganisationen vertreten die Ansicht, dass es für eine gleichberechtigte Verteilung wirt-

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schaftlicher Profitabilität sowie einer solchen Teilnahme von Männern und Frauen an den wirtschaftlichen Wertschöpfungsprozessen notwendig ist, private Unternehmer enger in den Entwicklungsprozess einzubinden. Auf diese Weise solle eine Kultur der Gleichberechtigung dauerhaft auch in Wirtschaftsbetrieben Einzug halten. Das „Gender Equity Model Egypt (GEME)“ hat sich das Ziel gesetzt, ein solches Betriebsklima aktiv auch in Ägypten zu fördern. Bestimmungen zur Gleichstellung der Geschlechter sollen Eingang auch in die offiziellen Positionen der Unternehmen gegenüber ihren Mitarbeitern finden und gleichmäßige Zugangsmöglichkeiten zum Beispiel zu Jobs, Arbeitsbedingungen, oder Fortbildungen schaffen sowie eine Beteiligung an innerbetrieblichen Entscheidungsprozessen sicherstellen. Dazu bedient sich das Modell sogenannten „Management Systemen“ und sucht Veränderungen evolutionär und von aktiver Selbsteinschätzung getragen kooperativ in den beteiligten Unternehmen umzusetzen. Dabei betont GEME den Mehrwert, den Betriebe durch eine gleichberechtigte Einbeziehung von Männern und Frauen erwerben können. Dabei geht es sowohl um die Optimierung von Humankapital als auch um die Verbesserung von Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit, die Förderung guter Mitarbeiterbeziehungen auf der Grundlage unterschiedlicher Fähigkeiten, Talente, und Ansichten sowie ihres Beitrags zum Gesamtwohl des Unternehmens. Außerdem strebt GEME an, Produktivität und Loyalität der Mitarbeiter zu erhöhen. Außerdem wird es Konsumenten ermöglicht, Produkte mithilfe eines Siegels entsprechend zu differenzieren.

SEKEM weiht dörflichen Schulzweig ein

Impressionen

Die SEKEM Development Foundation eröffnete bereits am 1. September 2008 die Community School, einen neuen Zweig für die Schulbildung der Kamillekinder im Alter von 10-14 Jahren, das heißt jener Kinder, die aufgrund ihrer sozialen Situation keine Schule besuchen können, oder diese abbrechen mussten. 65 Kinder werden in SEKEM in diesem staatlich anerkannten Schulzweig den Unterstufenabschluss nachholen. Dafür wurden Kleinklassen für maximal 16 Kinder eingerichtet, um auf einzelne Schüler besonders individuell eingehen zu können. 4 Lehrer/innen unterrichten die Schüler und ein Sozialarbeiter kümmert sich um die medizinischen und sozialen Belange und hält engen Kontakt zu den Familien . Die Schüler erleben in der Community oft erstmals, dass man ohne Angst seine Testvorbereitungen machen und die Prüfungen bestehen kann. Der Unterricht umfasst die Fächer Arabisch, Mathematik, Religion, Kunst und Englisch. Bisher wurden 21 Mädchen und 44 Jungen im Alter von 10 bis 14 Jahren aufgenommen. Die älteren Schüler im Alter von 15 und 16 Jahren erhalten weiterhin den Analphabetenkurs mit dem sie dann einen staatlich anerkannten Abschluss erlangen. Dieser Abschluss berechtigt sie zur Aufnahme einer Berufsausbildung. Die Lehrer, die für diesen Aufgabenbereich neu eingestellt wurden, werden von den erfahrenen Lehrern der SEKEMSchule geschult und beraten und nehmen überdies am umfassenden Lehrerbildungsprogramm der SEKEM Schule teil, das allen Lehrkräften zugute kommt.

Das Projekt befindet sich derzeit in der Entwicklung und SEKEM Insight wird in einer zukünftigen Ausgabe ausführlicher darüber berichten.

SEKEM dankt insbesondere dem holländischen Förderverein für seine großzügige Unterstützung beim Aufbau der Community School.

Samaa Shebhab

Yvonne Floride

Der parlamentarische Staatssekretär Dr. Gerd Müller besuchte mit seiner Frau Gerti Müller-Hoorens SEKEM

Der parlamentarische Staatssekretär Dr. Gerd Müller besuchte gemeinsam mit seiner Ehefrau Gerti Müller-Hoorens und Mitarbeitern seines Stabes am 4. Februar 2009 SEKEM. SEKEM ist auch unter deutschen Regierungsvertretern als ein Modellprojekt für innovatives Wirtschaften und praktizierte Nachhaltigkeit wohl bekannt und hat in der Vergangenheit bereits mehrfach Repräsentanten verschiedener politischer Institutionen empfangen dürfen. Begleitet wurde die Delegation unter anderem auch von einem Vertreter der „Germany Trade and Invest“-Agentur, einer Gesellschaft, die sich besonders für die Intensivierung der wirtschaftlichen Kontakte zwischen Ägypten und Deutschland einsetzt.

Impressum: Herausgeber: SEKEM, Egypt Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korrespondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben. Redakteure: Christina Boecker Bijan Kafi Kontakt: SEKEM-Insight c/o SEKEM Holding P.O.Box 2834, El Horreya, Heliopolis, Cairo, Egypt insight@SEKEM.com

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