SlowFood Jahrbuch 2010

Page 1

S L O W

F O O D

J A H R B U C H



Slow Food

lt a lf ie V e h c is Biolog Erziehung werk Netz

GANZ PERSÖNLICH Edward Mukiibi, Bineta Diallo, Diego Pagani, Michal Ansky gehören zu den vielen Stimmen, die auf diesen Seiten zu Wort kommen. Der Almanach 2010 ist nicht einfach ein Bericht über die Projekte, auf die Slow Food sein Engagement 2009 hauptsächlich konzentriert hat, gegliedert nach den drei Begriffen, die uns seit Jahren besonders am Herzen liegen: “biologische Vielfalt”, “Erziehung” und “Netzwerk”. Der Almanach 2010 ist in erster Linie das Zeugnis für die Leidenschaft, die Intuition, die Energie von allen, die den Verein ausmachen. Ganz persönlich. Die fachlichen Informationen über die Projektmerkmale und auch die wirtschaftlichen und sozialen Ergebnisse hätten nicht den gleichen Wert ohne die Bilder, die die Hauptbeteiligten persönlich bei ihren Handlungen zeigen. Und ohne ihre Gedanken. «Die Umbù-Marmelade erinnert am Gaumen an einen konzentrierten Wein, der in der Eiche gereift ist, ohne dass sein Zucker sich in Alkohol umgewandelt hat», erzählt Neide Rigo und beschreibt damit den Geschmack der brasilianischen Frucht aus dem dürren Gebiet des Sertão, die seit 2004 ein Slow Food Presidio und Einkommensquelle für die lokale Gemeinschaft ist. Gedanken, die manchmal schmerzhaft sind, die globale Problem anklagen: «Wir werden alt, und die jungen Leute interessiert es nicht, Lebensmittel zu erzeugen», erklärt ein alter Mann aus Uganda, «Aber wer wird ihnen und ihren Enkeln zu essen geben?» Gedanken, die die Befriedigung über einen beginnenden Wandel erkennen lassen, wie im Fall der weißrussischen Lehrerin, die über ihre Schülerin erzählt: «Sie war überzeugt, dass Kaugummi ein Nahrungsmittel sei, nur weil es mit dem Mund gekaut wird. Ich glaube, jetzt denkt sie anders: Seit ein paar Tagen bestellt sie warme Gerichte in der Schulkantine.» Auf den folgenden Seiten sind mit der Hand am Rand die wichtigsten Sätze notiert, damit man sie nicht vergisst. Notizen, die auf andere Seiten, auf andere Geschichten, auf andere Bilder verweisen, die zusammen Netzwerke aufbauen. Jedem Leser und jeder Leserin bleibt nun die Freiheit, sie durchzublättern, und der Vorschlag, eigene Notizen hinzuzufügen. Um sie ganz persönlich zu erleben.


JAHRES-ALMANACHDERINTERNATIONALEN SLOW-FOOD-BEWEGUNG Herausgeber Carlo Petrini Redaktionsleitung Monica Mascarino Redaktionsausschuss Silvia Ceriani, Erika Lesser, Monica Mascarino, Serena Milano Redaktion und Bildarchiv Michela Marchi, Marcello Marengo, Elisa Villella Texte Francesca Baldereschi, Valeria Cometti, Elisa Demichelis, Annalisa D’Onorio, Livia Ferrara, Sarah Fleming, Mariana Guimarães, Michela Lenta, Erika Lesser, Velia Lucidi, Elisabeth Manning, Michèle Mesmain, Serena Milano, Lia Poggio, Raffaella Ponzio, Michele Rumiz, Piero Sardo, Lilia Smelkova Editing Juan Bureo, Eric Chenebier, Georges Desrues, Bess Mucke, Carla Ranicki Koordination Marco Bolasco, Olivia Reviglio Übersetzungen Simona Caldera, Giulia Fabioux, Valentina García, Fernanda Ossorio, Carla Ranicki, Annette Seimer Art Director und Layouter Stefano Pallaro Webanwendung Blulab Fotobearbeitung Imago, Marene (Cn) Druck Stargrafica, San Mauro (Torino) ISBN ALMANACCO 2010 978 88 8499 234 5 Umschlagbild Donna Frau, Mali, © P. Viesi Redaktionsschluss 31/5/2010

Iscritto al Tribunale di Alba (Cn) n.2/96 © Copyright 2010 Slow Food® Editore srl – Bra (Cn) Alle Rechte vorbehalten. Kein Bestandteil dieser Publikation darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers kopiert werden. Slow Food Editore srl Via della Mendicità Istruita, 45 Bra – Italien tel +39 0172 419611 fax +39 0172 411218 almanac@slowfood.com www.slowfood.com Verwaltung via Vittorio Emanuele II, 248 Bra – Italien tel +39 0172 419611 fax +39 0172 421293 Anzeigen Slow Food Promozione srl Ivan Piasentin, Gabriel Cena, Erika Margiaria, Enrico Bonardo via Vittorio Emanuele II, 248 12042 Bra (Cn) – Italien tel. 0172 419611 fax 0172 413640 promozione@slowfood.it Der Herausgeber erklärt seine Bereitschaft, die Rechte von Autoren im Nachhinein anzuerkennen, falls eine Kontaktaufnahme vorher nicht möglich war


INHALTSANGABE ZWANZIG JAHRE SCHON

6

Liebe Mitglieder Andere über uns - gestern und heute Enthusiasmus und Energie

8 12 16

BIOLOGISCHE VIELFALT

22

Reise zur Mitte des Lebens Süße Wirtschaft Menschen reden, lachen, tauschen Zähe Wurzeln Fermente in Höhenlage Das von den Göttern gesandte Schaf

24 26 32 38 42 48

ERZIEHUNG

52

Erwachsen werden 54 Liebes Ernährungstagebuch... 56 Ich lerne und esse Wolof 60 Helping Young People Grow 64 Ein neues, europaweites Schulnetzwerk 66 Die Früchte aus Edwards Garten 68 Erfindungsgeist bei zukünftigen Gastronomen 70 Ausbildung auf dem Bauernhof 72 Ich esse, was ich säe 74 Die Kampagne Slow Fish 78 Time For Lunch: Enthusiasmus in Stars and Stripes 82

NETZWERK

84

Poesie oder Politik? Verbindungen Der Rhythmus von Dar es Saalam Synergien im Netz Unsere 7 Grundsätze Wissensaustausch

86 88 92 96 98 104

HIGHLIGHTS

108

ANHANG

111


ZWANZIG JAHRE SCHON

SLOW FOOD ARCHIVE

ZWANZIG JAHRE SCHON

6

ALMANACH


Die Befriedigung n der ist groĂ&#x; – selbstt wen Weg noch lang is

7


Liebe Mitglieder

Einen Brief für den Slow Food Almanach 2010 zu schreiben, ist für mich ein ganz besonderes Gefühl. Denn in diesem Jahr feiern wir die ersten zwanzig Jahre seit der Gründung unseres internationalen Vereins – und so denkt man unweigerlich an die Anfänge: zum Beispiel an die Entstehung des Namens „Slow Food“, in einer piemontesischen Osteria in Treiso in den Langhe, an einem geselligen Abend unter Freunden. Damals galt noch das Modell der klassisch französischen Gourmandise, und wer sich mit Gastronomie befasste, befasste sich vorwiegend mit großen Restaurants, mit noblen Produkten und mit eleganten, teuren Weinen. Es war das Ende achtziger Jahre: Mauern fielen und im Westen brach das Zeitalter der Yuppies an. Es stand für die hektische Summe eines Lebensstils, der die Unnachhaltigkeit der menschlichen Tätigkeiten auf ein nie zuvor erreichtes Niveau brachte. Die Finanz- und die Umweltkrise, die wir heute erleben, hat viele ihrer Wurzeln im damaligen Triumph einer Kultur, die sich der Natur überlegen und entfremdet fühlt und keinerlei Respekt für künftigen Generationen und die Erde, auf der wir leben, zeigt. Unsere kleine Gruppe interessierte sich schon damals für das Terroir, für einfache, natürliche Traditionen, Osterien und Kleinerzeuger, die kleine und zum Teil unbekannte Meisterwerke kreierten. Im Nachhinein kann ich sagen, dass wir in einem gewissen Sinne eine Avantgarde waren. Und dass in der Ablehnung des Fast Life in unserem Manifest auch schon alle Voraussetzungen für das enthalten waren, was Jahre später “Öko-Gastronomie” genannt wurde. Auch wenn wir vielleicht noch nicht direkt das Bedürfnis verspürten, die biologische Vielfalt zu verteidigen, respektierten wir sie doch bereits, indem wir Kontakt zu den Menschen aufnahmen, die zu ihren wahren Verfechtern geworden sind: den Bauern und Erzeugern, die heute die Bündnisse von Terra Madre bilden. Schon damals arbeitete in den Büros von Slow Food in Bra ein Häuflein engagierter Enthusiasten, die sich – erfüllt vom Willen, große Ideen zu verwirklichen – mit den notwendigen Abrechnungen herumschlugen. Das Ganze mit gewaltigem Einsatz und in einem Tempo, das man kaum als slow bezeichnen kann. Inzwischen sind die weltweiten Mitgliederzahlen gestiegen und es gibt mehr und mehr Menschen, die mit uns in Bündnissen und Projekten zusammenarbeiten. Auch die Zahl der Mitarbeiter in

8

ALMANACH

M.MARENGO/SLOW FOOD ARCHIVE

ZWANZIG JAHRE SCHON


CARLO PETRINI ZWISCHEN VANDANA SHIVA UND ALICE WATERS WÄHREND DES 4. INTERNATIONALEN KONGRESSES IN NEAPEL 2003.

unserer Zentrale in Bra ist gewachsen. Geblieben ist die anfängliche Begeisterung in einer Organisation, die inzwischen fast 150 Beschäftigte zählt. Nach wie vor sind wir eine Gruppe von Freunden, die in den schlichten Büros der Altstadt zusammen arbeiten. Und die ein Netzwerk verwaltet, das längst größer ist als seine reine Mitgliederzahl vermuten lässt: mit Terra Madre, den Universitäten, Presidi, Schulgärten und Erziehungsprojekten ist heute eine Zahl von Menschen miteinbezogen, die vor zwanzig Jahren undenkbar gewesen wäre. Ich glaube, dass das bindende Element, das uns eint und von allen anderen unterscheidet, ebenfalls schon in unserem Gründungsmanifest festgehalten wurde: Es ist die Geselligkeit, die – in Verbindung mit Genuss und der Freude an einfachen Dingen – die verschiedensten Menschen einander näher und ins Gespräch bringt; die jenes übergreifende Gefühl der Brüderlichkeit hervorruft, das unserer postmodernen Gesellschaft abhanden gekommen ist. Konsumismus ist der Ursprung eines ungebremsten Individualismus, durch den wir den Bezug zu unserer Erde verloren haben und der uns vorgegaukelt hat, dass wir uns endlos von Lebensmittel ernähren können, deren Ursprung ein anderer sein könnte als jener einer gesunden Landwirtschaft auf menschlichem Maßstab. Und der uns weismachen wollte, dass man auf die Arbeit von realen Menschen – den Bauern – verzichten könne. Alleingelassen und isoliert haben wir schließlich, statt Lebensmittel zu essen, uns von den Lebensmitteln auffressen lassen. Zusammen mit unserer Existenz verschlingen sie Umwelt, Landschaft, biologische Vielfalt, Bauern und Stadtbewohner in aller Welt. Doch nach und nach setzt sich der gesunde Menschenverstand durch, der in der Botschaft der Schnecke liegt. Sie sagt uns, dass die Welt nicht so sein muss – sonder dass ein anderes Modell möglich ist. Ein Modell, das sowohl von den Menschen, aus denen die Bewegung besteht, als auch von der eigenen Umgebung und der Freude an der Geselligkeit ausgeht. So können wir nach zwanzig Jahren getrost sagen, dass – auch wenn noch ein weiter Weg vor uns liegt – die Befriedigung über das Erreichte groß ist. Denn unsere Freundschaft und unsere Brüderlichkeit werden wir uns niemals und von keinem nehmen lassen. Carlo Petrini, Präsident von Slow Food International 9


ZWANZIG JAHRE SCHON

1980

Canté i’euv

INTERNATIONALES VOLKSMUSIK-TREFFEN IN DEN LANGHE

1989

Paris

DAS MANIFEST DER INTERNATIONALEN SLOW FOOD BEWEGUNG WIRD IN DER OPÉRA COMIQUE IN PARIS UNTERSCHRIEBEN

DIE PIEMONTESISCHE KÖCHIN MARIA PAGLIASCO BEI DER VORGÄNGER-VERANSTALTUNG DES SALONE DEL GUSTO

10

ALMANACH

SLOW FOOD ARCHIVE

1994 no Golosa Mila


1998 Salone del Gusto

DER SALONE ÖFFNET ZUM ZWEITEN MAL SEINE TÜREN. 120 000 PERSONEN NEHMEN AN GESCHMACKSLABORATORIEN, KONVENTEN UND KONGRESSEN TEIL

2004 Salone del Gusto

MEHR ALS 140 000 BESUCHER NEHMEN AN DER 5. AUSGABE DES TURINER FESTES TEIL. ZUR GLEICHEN ZEIT FINDET DAS INTERNATIONALE TERRA MADRE TREFFEN STATT

2007 xiko Me

IN PUEBLA FINDET DER 5. INTERNATIONALE SLOW FOOD KONGRESS STATT

11


ZWANZIG JAHRE SCHON

-MANIFEST DAS SLOW-FOOD

M.MARENGO/SLOW FOOD ARCHIVE

st die Mallschaft hat zuer Die Industriegese d nach ihr das Leben moun schine erfunden delliert. [...] uktivität und Namen von Prod d bedroht Fast Life hat im t er ben veränd un Rendite unser Le Food ist die richtige AntSlow unsere Umwelt. . uf wort dara der Opèra r 1989wurde in Am 10. Dezembe fiziell die internationale of Comique in Paris rteidigung des Rechts Ve e di r fü g Bewegun det. ün gr ge ss nu auf Ge

12

ALMANACH


1989-2009

DER WEG VON SLOW FOOD: STIMMEN UND REFLEXIONEN

ANDERE ÜBER UNS GESTERN UND HEUTE TWENTY YEARS 1989 TODAY *

Nach Jahrtausenden der idealistischen Vorherrschaft der Seele fordert und proklamiert die verdrängte Materialität des Körpers ihre natürliche Würde. Zwei Jahrhunderte nach 1789 ruft die Kultur des Körpers - im Namen derselben Prinzipien - nach Freiheit, Gleichheit, das Recht auf materiellen Genuss. Ist dies ein neuer, anderer Humanismus? Ganz sicher ist es ein Projekt: sich der Logik der vorherrschenden Ideologie von Produktivität und Profit zu widersetzen. Ein ernsthaft fröhliches Projekt, wie es eben der Genuss will und wie es sich der Körper wünscht. Folco Portinari, Gastronomiehistoriker, Schriftsteller und Journalist Fast Food ist das absolute Übel. Es steht den kulturellen Traditionen der romanischen Völker entgegen. Bis vor kurzem hat mich sein Erfolg beunruhigt – jetzt scheint es mir, als wäre seine Ausbreitung zum Stillstand gekommen. Glücklicherweise gilt in der Ernährung nicht das Greshamsche Gesetz, das besagt, dass „schlechtes Geld das gute Geld aus dem Umlauf verdrängt“. Jacques Le Goff, Historiker und Professor Bei Slow Food handelt es sich um eine großartige Idee. Das Loblied des Genusses ist wesentlich. Man kann sagen: «Man lebt nicht vom Brot allein, aber vor allem muss man von Genuss leben». Dario Fo, Schauspieler und Theaterschriftsteller, Literatur-Nobelpreisträger 1997 Ein Mensch - also auch ein Sportler -, der die Freuden des Lebens schätzt, kann nicht umhin, die Idee von Slow Food zu schätzen. Und sie natürlich in die Praxis umzusetzen, indem er Moden und Banalitäten überdribbelt. Michel Platini, Ex-Fußballer, Sportfunktionär Traurig ist Fastfood mit Fastlove im Fastlive: Gebt mir Slowtriclinium, kingsizestyle! Edoardo Sanguineti, Dichter * Zitate aus dem Newsletter von Slow Food Prezzemolo, Ausgaben 4/5 und 8 (Oktober und November 1989). 13


ZWANZIG JAHRE SCHON

2009

Amerika muss die Slow-Werte der gemeinsamen Mahlzeit in der Familie lernen, die uns unter anderem lehren, dass Tafelfreuden nicht nur ein privates, sondern auch ein soziales Gut sind. Diese Werte - Mäßigkeit, Gespräch, Toleranz, Großzügigkeit und Geselligkeit - sind zivile Tugenden. Gleichzeitig erzeugt der Genuss auch Verantwortung: gegenüber anderen Menschen, den Tieren, von denen wir uns ernähren, der Erde und denen, die sie beackern. Das in allen Aspekten gesunde Essen wird uns in Bezug auf Zeit und Geld mehr kosten. Aber wenn wir den realen Preis für die Lebensmittel und die wahre „Be-Lohnung“ des Essens verstanden haben, werden wir damit die Grundlagen nicht nur für ein gesünderes Lebensmittelsystem, sondern auch für eine gesündere Demokratie für das 21. Jahrhundert gelegt haben. Alice Waters, Vizepräsidentin von Slow Food International So wichtig es ist, zu bedenken, dass Lebensmittel stets Ausdruck von Arbeit und der Sorgfalt und Weisheit von Jahrhunderten ist, so darf man nicht vergessen, dass die Küchentradition nichts Statisches ist. Als Bewegung ist Slow Food sich dieser Spannungen bewusst. Gianluca Brunori, Dozent an der Universität Pisa mit starker Bindung an die Bewegung, sagt dazu: “Zusammen mit Einwanderern versuchen die lokalen Slow-Food-Gruppen den Austausch von Ernährungskulturen und -identitäten zu fördern”. Als Beweis dafür nennt er das größte, je von der Bewegung organisierte Treffen: Terra Madre in Turin 2006. Menschen aus 150 Ländern teilten Mahlzeiten und Ideale des Wandels im Lebensmittelsystem unter der Ägide von Slow Food. Raj Patel, Forscher für Ernährungspolitik. Aus: Stuffed and starved, Portobello Books 2007 14

ALMANACH

M.MARENGO/SLOW FOOD ARCHIVE I © A. PEROLI I SLOW FOOD ARCHIVE

Einer der wichtigsten Beiträge von Slow Food ist es, aufzuzeigen, dass Genuss und Politik sich nicht widersprechen müssen. Essen bereitet mir großen Genuss, aber dieser Genuss gründet sich auf das Wissen, wie es erzeugt wurde, wer es produziert hat und wie es auf meinen Teller gelangt ist. Die genussvollste Art des Essens ist immer zugleich die nachhaltigste und sozial verantwortlichste. Das ist der Grund, weshalb ich mich der Slow-Food-Bewegung geistig so verbunden fühle. Generell denken die Amerikaner, dass es sich bei Genuss und Politik um Gegensätze handelt. Es ist Carlo Petrinis wichtigster Beitrag, darauf hinzuweisen, dass sie sich in Einklang bringen lassen. Michael Pollan, Journalist und Dozent für Journalismus an der Berkeley University


Es scheint klar, dass Slow Food und andere Nichtregierungsorganisationen, die für eine alternative Globalisierung kämpfen, versuchen, gegen das blinde Vertrauen in die kreative Zerstörung anzukämpfen und eine praktizierbare Alternative zu finden, die deren schlimmste Auswirkungen mindert. Das blinde Vertrauen in Verbindung mit der Idee der kreativen Zerstörung will glauben machen, dass die Zerstörung unvermeidlich in die Kreation des Neuen mündet. Das hieße, dass man das Alte abschaffen müsse, um Platz für Neues zu schaffen, und wenn der Platz einmal da sei, würde das Neue automatisch kommen. George Ritzer, Soziologe und Dozent an der Universität Maryland

M.MARENGO/SLOW FOOD ARCHIVE

Die sechste Krise der Ausrottung der Arten durch die exzessive Ausbeutung der natürlichen Lebensräume, durch die Umweltverschmutzung, die Fragmentierung der Ökosysteme, die Invasion neuer Jägerarten und den Klimawandel ist in vollem Gang. Da der Moment des Kollapses gefährlich nahe ist, ist die Zeit für Wachstumsverweigerung gekommen! Die Gesellschaft der bewussten Nüchternheit, die in diesem Zuge entstehen wird, wird ein anderes Verhältnis zur Zeit voraussetzen. Ein “gesundes” Verhältnis zur Zeit wiederherzustellen, bedeutet einfach, erneut zu lernen, die Welt zu bewohnen. Es bedeutet, sich von der Abhängigkeit von Arbeit zu befreien, um die Langsamkeit wieder zu finden, den Geschmack eines Lebens, das an die Umgebung, die Nähe und den Nächsten gebunden ist, wieder zu entdecken. Serge Latouche, Professor a.D. für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Paris Armut kann ausschließlich durch die Ausweitung von Lebensmittelsicherheit ausgerottet werden, die auf einer diversifizierten, lokalen Landwirtschaftsproduktion beruht. Aus dieser Überzeugung heraus haben wir ein Slow-Food-Convivium gegründet, um gemeinsam für ein Afrika zu arbeiten, das sich selbst ernähren kann. Juliette Zingan, Bündnis der Hersteller und Verarbeiterinnen von Obst und Gemüse in Thiès – Slow Food Suxaali Sunnu Goxx, Senegal Ein Lebensmittelbündnis hängt auch von einer kulturellen Anerkennung, von Kommunikation und einem solidarischen, globalen Engagement ab. Das haben wir bei Terra Madre erkannt, und die Mitgliedschaft bei Slow Food gibt uns die Möglichkeit, es umzusetzen. Gilbert Dalla Rosa, Bündnis der Weißwein-Winzer aus Jurançon – Slow Food Béarn, Frankreich 15


A. MONTANARO E SLOW FOOD ARCHIVE

ZWANZIG JAHRE SCHON

16

ALMANACH


r e d e i l g t i M 100 000 n r e d n ä L 3 in 15 PORTRÄT DES VEREINS

ENTHUSIASMUS UND ENERGIE ZWANZIG JAHRE SCHON

Slow Food stellt heute eine in ihrer Art einzigartige Realität dar. Ein lebendiges, internationales Netzwerk, das aus den verschiedensten Menschen besteht, die die selbe Philosophie teilen und sich mit Leidenschaft dafür einsetzen, sie auf lokaler Ebene Wirklichkeit werden zu lassen – jeder auf seine Art und quer über den Erdball. Dieses Netzwerk hat erkannt, dass der essentielle Genuss des gemeinsamen Essens, täglich oder anlässlich eines Festes, das beste Bindemittel ist, das es gibt: bei einem gemeinsamen Essen verbrüdern sich auch die unterschiedlichsten Menschen. Aus diesem Grunde drehen sich alle unsere Initiativen um den Genuss und Geschmack: Weil wir überzeugt sind, dass ein Wandel möglich und notwendig ist, aber kollektives Engagement erfordert. In den 20 Jahren seines Bestehen hat sich der Verein sicherlich geändert und ist auch reifer geworden. Seine Entstehung in Italien war eine Reaktion auf die drohende Zerstörung des kulinarischen Erbes, den die Italiener in ihrer DNA zu haben glaubten. Im Laufe der Zeit wurde immer deutlicher, dass die Ursachen für dieses Phänomen globale Reichweite haben. Dass sie überall auftreten, wenn auch mit Varianten, und manchmal kaum wahrnehmbar, aber immer mit verheerenden Auswirkungen auf die Gemeinschaften, die Gesundheit und die Umwelt. Dadurch hat sich die Berufung des Vereins erweitert und seine Aktionen wurden vielschichtiger und systematischer. Heute arbeiten 100.000 Mitglieder in 153 Ländern in ihren Städten und Dörfern zusammen mit Schulen, Bauern, Filmemachern, Politikern und Köchen und beschäftigen sich mit den historischen, soziologischen, kulturellen und persönlichen Aspekten von Lebensmitteln. Für sie alle steht die persönliche Erfahrung im Mittelpunkt ihrer Initiativen: das Probieren, das Sehen, die Begegnung und der Austausch führen zu einer besseren Verständigung und ermöglichen Veränderung.

UN FUTURO PIÙ ARMONIOSO

Aber wie machen sie das konkret? Dazu gibt es die lokalen Fühler der Schnecke: die Convivien. Einige dieser Vereinsgruppen bestehen aus gerade fünf Mitgliedern, andere umfassen 1000. Doch sie alle organisieren den guten Willen – Freizeit, Enthusiasmus und Energien – ihrer Mitglieder rund um ein oder mehrere Projekte in 17


M.MARENGO/SLOW FOOD ARCHIVE I B.MUCKE I SLOW FOOD ARCHIVE I © P. VIESI I © A. PEROLI I B.WEILERT

ZWANZIG JAHRE SCHON

LAUTER VERSCHIEDENE MENSCHEN, DIE ALLE DIESELBE PHILOSOPHIE TEILEN

18

ALMANACH


DIE GESCHICHTE DER MENSCHHEIT BESTEHT AUS AUSTAUSCH, OHNE DEM ES KEINE IDENTITÄT GÄBE

einem spezifischen Gebiet. Sie bringen lokale Bauern in die Schulen, um den Kindern zu zeigen, wie Gemüse und Pflanzen je nach Jahreszeit wachsen; sie organisieren Messen, Bauernmärkte und Protest-Picknicks, um die lokalen Produkte und die Menschen, die dahinter stehen, bekannt zu machen; sie stellen den direkten Kontakt zwischen Köchen und Erzeugern her, um die Vertriebsketten zu verkürzen; sie nehmen an Radiosendungen oder sozialen Eingliederungsprojekten teil. Jedes Jahr versammeln sie Hunderttausende von Menschen um einen Tisch, um die lokalen Lebensmittel zu zelebrieren und den Willen zu fördern, diesen wunderbaren Schatz mit all unseren kulinarischen Waffen zu verteidigen – zum Wohle aller und jedes einzelnen. Gleichzeitig ist Slow Food auch vieles nicht. Slow Food hängt nicht mit Nostalgie der vergangenen Zeit nach, sondern schaut auf eine voreilig aufgegebene Vergangenheit, um dort den Schlüssel zu einer harmonischeren Zukunft zu finden – einer anderen Zukunft als der, die sich in voller Geschwindigkeit abzeichnet, ohne uns Zeit zum atmen zu lassen. 19


SLOW FOOD ARCHIVE

ZWANZIG JAHRE SCHON

DIE FREUDE

AN DER GEMEINSAMEN

Mahlzeit

20

ALMANACH

Slow Food will sich auch nicht in sich selbst verschließen oder Barrieren errichten, denn auf unserem Planeten ist alles miteinander verbunden und der Austausch ist eine ursprünglich verwurzelte Dynamik. Diese offene Einstellung ermöglicht es, die Phänomene auf globaler Ebene zu erfassen, so dass jeder bei sich zu Hause, ermutigt von den Erfahrungen anderer, besser agieren kann. Die Geschichte der Menschheit besteht aus Austausch, ohne den weder Wandel noch Identität existieren würde. Und schließlich bedeutet ein langsames Vorgehen zwar, sich Zeit zu lassen, aber keineswegs, dass man nichts tut oder weniger handelt. Ganz im Gegenteil bedeutet es, zu beobachten, Details wahrzunehmen, die Verbindungen und alle Dimensionen unseres Reichtums zu erfassen, um nicht zu verlieren, was es an Wesentlichem in unserem Leben gibt – die guten Gründe, weshalb wir jeden Morgen aufstehen. Und genau das ist es, was Slow Food bewahren will.


pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità


BIOLOGISCHE VIELFALT

SLOW FOOD ARCHIVE

BIOLOGISCHE VIELFALT

22

ALMANACH


Um die biologische l zu e t it m s n e b e L r e d lt Vielfa enschen M ie d n a m s s u m , n e rett nbauen, a ie s ie d , n e h ie z e b ein fischen. d n u n e t h c 端 z ie s ie d

23


BIOLOGISCHE VIELFALT

BIOLOGISCHE VIELFALT

24

ALMANACH

Slow Food beschäftigt sich nur mit einem kleinen Bereich der Artenvielfalt: nämlich jenem, der zu Lebensmittel verarbeitet, täglich auf unseren Tisch kommt. Dazu wurde die gemeinnützige Slow Food Stiftung für biologische Vielfalt gegründet, die Lebensmittel in der Arche des Geschmack katalogisiert, die Erzeuger mit Presidia unterstützt sowie Ort und Form des direkten Austausches zwischen Erzeugern und Verbrauchern organisiert. Dafür wurde das Terra Madre Netzwerk geschaffen, das Lebensmittelbündnisse aus der ganzen Welt zusammenbringt. Slow Food bezieht sich dabei nicht auf die Rezepte, sondern auf die Zutaten. Um ein Rezept zu bewahren, würde es genügen, Mengen und Zubereitungszeiten niederzuschreiben. Doch wie soll man ein Gericht wiederbeleben, dessen ursprüngliche Zutaten verschwunden sind? Wenn der letzte Rote

Tunfisch, der letzte Schwertfisch, das letzte Lamm der Kempen-Rasse ausgestorben ist? Wenn man bestimmte Reis- und Maissorten nicht mehr findet? Wenn eine besondere Wurst, ein gewisser Käse, ein bestimmtes Brot nicht mehr erhältlich sind? Um die biologische Vielfalt der Lebensmittel zu retten, muss man die Menschen einbeziehen, die sie anbauen, die sie züchten und fischen. Slow Foods Einsatz gilt der Wiederentdeckung und Aufwertung lokaler Produkte. Doch damit nicht genug; denn Produkte stellen Mittel dar, die dazu dienen können, die Herkunftsregionen zu schützen, die lokalen Kulturen und Traditionen zu bewahren, vernachlässigten Berufen wieder Würde zu verleihen und ein anderes Modell für die Wirtschaft – und für die Zukunft – vorzuschlagen. Wenn wir uns zum Beispiel mit einem Ge-

SLOW FOOD ARCHIVE

REISE ZUR MITTE DES LEBENS


wir sie ie w , lt a lf ie V e h c is Das ist biolog in bloßer Katalog verstehen: ke amen, Käsesorten. der Genen, S Bildungsreise Sondern eineung der zur Entdeck m Ziel die Welt, mit de tliche Vielfalt außerordenie die Beziehung zu retten, d n zur Natur des Mensche

müsegarten beschäftigen, geht es uns nicht darum, die Samen einer bestimmten Sorte zu erhalten und zu verteilen. Wir sind vielmehr daran interessiert, mit den letzten Bauern zusammenzuarbeiten, die diese Samen über Generationen selektiert haben; das Gebiet aufzuwerten, dem sie sich im Laufe der Jahrhunderte angepasst haben; die Kultur und die kulinarischen Traditionen der Gegend zu erforschen, in der besagtes Gemüse beheimatet ist. Auf diese Art kann auch eine Aubergine ein Zeugnis bäuerlicher Kultur sein und zum Impuls für die lokale Wirtschaft werden. Was wiederum der Gemeinschaft erlaubt, den Großkonzernen, der Massenlandwirtschaft und der subventionierten Überproduktion die Stirn zu bieten. Wenn wir uns mit einem Käse beschäftigen, so beschränken wir uns nicht nur auf seine Farbe, seine Konsistenz, sei-

nen Geschmack und sein Aroma. Was für uns zählt, ist, jeden dieser Aspekte auf die Rasse, die die Milch gegeben hat; auf die Blumen und Gräser der Weiden, auf denen sie gegrast hat; auf das Können des Käsers; und auf die Holzart, auf der der Käse zum Reifen gelegen hat, zurückzuverfolgen Das ist biologische Vielfalt, wie wir sie verstehen: kein bloßer Katalog der Genen, Samen, Käsesorten. Sondern eine Bildungsreise zur Entdeckung der Welt, mit dem Ziel die außerordentliche Vielfalt zu retten, die die Beziehung des Menschen zur Natur verkörpert. Wir möchten Ihnen gerne ein Stück dieser Reise – von den italienischen Alpen bis ins Herz Afrikas – erzählen. Dabei werden wir den Ozean zweimal überqueren: nach Brasilien und zurück – bis in den Nahen Osten. 25


© P. VIESI

BIOLOGISCHE VIELFALT

26

ALMANACH


Äthiopien

DAS NETZWERK DES QUALITÄTSHONIGS IN ÄTHIOPIEN

SÜSSE WIRTSCHAFT BIOLOGISCHE VIELFALT

In Äthiopien verspürt man eine seltsame Energie. Vielleicht liegt es an der Schönheit der Landschaft; oder daran, dass hier die Wiege von Kaffee und Weizen – zwei unserer wichtigsten Kulturprodukte – zu finden ist. Oder aber es liegt einfach daran, dass hier die Menschheit entstanden ist. Eine Legende der alten Ägypter sieht in Abessinien das Ursprungsland von Honig und Wachs. Dafür gibt es zwar keine Beweise – als sicher jedoch gilt, dass Äthiopien der größte Honig-Erzeuger in Afrika ist. Dass hier zwei Presidia zum Thema Honig – Honig aus Wukro und Honig vom Vulkan Wenchi – entstanden sind, ist also alles andere als ein Zufall. Wukro liegt auf einer Hochebene 2000 Meter über dem Meer in der Region Tigray. Im äußersten Norden des Landes an der Grenze zu Eritrea. Es ist ein dürres, unwegsames Land, in dem sich imposante rote Felsmassive mit tiefen Schluchten abwechseln. Wenchi hingegen liegt wenige Autostunden von Addis Abeba entfernt. Westlich

der Hauptstadt schlängelt sich die Straße durch Weiden und Plantagen „falscher Bananen“ – ein der Banane ähnlicher Baum, den man zur Nutzung seiner Blätter und Wurzeln pflanzt – bis sich plötzlich der Blick auf die Dendi Caldera und ihren, von dichter Vegetation aus Eukalyptus, Erika, Tannen und Wildrosen umgebenen See öffnet. Genau wie ihre Herkunftsgebiete haben die beiden Honigsorten ganz verschiedene Eigenschaften. Honig aus Wenchi ist gelb-bernsteinfarben, cremig, mit ganz feiner Körnung, Blumennoten und Nuancen von leicht geröstetem Karamell. Der Honig aus Wukro ist glänzend weiß, mit grober Körnung, einer ungleichmäßigen Konsistenz, von zartem Duft, nicht zu süßem Geschmack und anhaltender Intensität. Schon die erste Verkostung brachte das Potenzial – aber auch die Defekte – der beiden Sorten zum Vorschein. Als wir die ersten 20 Imker 2006 in Wenchi trafen, wurde der Honig noch in traditionellen Bienenstöcken hergestellt. 27


BIOLOGISCHE VIELFALT

Das sind große Bambuszylindern, die – mit den Blättern des „falschen Bananenbaums“ bedeckt – in Bäumen aufgehängt oder an steilen Felsen angebunden werden. Die Imker züchteten die Bienen nicht, sondern sammelten nur den Honig, ohne viel über die Organisation eines Bienenstocks zu wissen. Für die Honiggewinnung setzten sie Rauch ein, was den Tod der meisten Bienen verursachte und 28

ALMANACH

dem Endprodukt einen intensiven, unangenehmen Rauchgeschmack verlieh. Der auf diese Art gewonnene, unreine Honig wurde dann mitsamt der Waben entlang der Straße verkauft.

MIT DEM FLEISS DER BIENEN

Die Arbeit des Presidio setzte zunächst auf den Austausch von Kenntnissen zwischen äthiopischen und italienischen

SLOW FOOD ARCHIVE I © P. VIESI I ©P. PANZERA

ÄTHIOPIEN IST AFRIKAS GRÖSSTER HONIGPRODUZENT


AUGENZEUGENBERICHTE “Als die Slow Food Stiftung für die biologische Vielfalt mich fragte, ob ich eine Reise zu den Imkern der beiden HonigPresidia in Äthiopien unternehmen wollte, da habe ich ohne zu zögern angenommen. Ich war mir bewusst, dass ich weniger einen Beitrag als Imkertechniker, sondern vielmehr als Erzeuger leisten könnte. Maxence Fermine erzählt in seinem Roman Honig von diesem, auch ein wenig Verrücktheit vermittelnden Licht, jenem goldenen Glänzen in den Augen der Männer, die beschließen, sich dem Honigsammeln zu widmen und das

Leben der edelsten aller Insekten zu teilen. Ich war noch nie in Afrika gewesen, aber ich war mir sicher, dass ich dieses Licht dort finden würde.” Diego Pagani, Imker und Vorsitzender des Verbands Conapi, dem 250 italienische Imker angehören. “Wir schliefen – und Slow Food hat uns geweckt” Haleka Alem Abreha, Erzeuger des weißen Honigs aus Wukro, Slow Food Presidio, zur Eröffnung seiner Rede bei Terra Madre Äthiopien am 4. März 2008

29


BIOLOGISCHE VIELFALT

WIRTSCHAFTLICHE AUSWIRKUNGEN DER PRESIDI HONIG VOM VULKAN WENCHI Jahr des Beginns 2006

WEISSER HONIG AUS WUKRO Jahr des Beginns 2006

Erzeugte Menge 2006 10 Doppelzentner 2008 20 Doppelzentner

Erzeugte Menge 2006 15 Doppelzentner 2008 25 Doppelzentner

Preis 2006 2.60 Euro pro kg 2008 4.60 Euro pro kg

Preis 2006 2.50 Euro pro kg 2008 4.50 Euro pro kg

Imker 2006 26 2008 40

Imker 2006 11 2008 17

QUALITÄTS

HONIG Imkern – und anschließend auf jenen, zwischen Imkern aus Wenchi und Tigray. Diego Pagani und Moreno Borghesi vom Conapi (dem italienischen Bio-Imkerverband) brachten den äthiopischen Imkern bei, wie man die Drohnen, die Arbeiterinnen und die Königinnen unterscheidet – und wie man den Honig korrekt gewinnt, filtriert und abfüllt. Umgekehrt lernten sie eine andere Kultur kennen und entdeckten dabei eine sakrale Dimension in der Beziehung zur Na30

ALMANACH

tur und zu Lebensmitteln, wie sie in der westlichen Gesellschaft längst verloren gegangen ist. Dank der finanziellen Unterstützung der Region Piemont, Conapi und der Firma Saint Gobain konnte eine klein Ausrüstung (Bienenstöcke, Honigschleudern, Glasbehälter) angekauft und schlichte Räume für Gewinnung, Lagerung und Direktverkauf des Honigs eingerichtet werden. Von 2006 bis heute hat sich die Situation radikal verändert. Die Zahl der Imker, die Verkaufspreise und die erzeugten Mengen sind gestiegen. Der verkaufte Honig ist kein anonymes Produkt mehr, sondern verkörpert Terroir und trägt den Namen des Erzeugerverbands. Durch den Austausch wachsen sowohl die zwei Presidi, als auch das Netzwerk der Imker. In Zusammenarbeit mit anderen Weggefährten – darunter dem Verein Modena per gli Altri – fördert die Slow Food Stiftung seit 2009 eine Kartierung des Landes, durch die weiter zehn Bündnissen aufgespürt werden konnten, die die ganze Vielfalt widerspiegeln – von den Honig produzierenden Nonnen im weltberühmten Ort Lalibela bis zu den Honigsammlern in den Kaffeewäldern. Die Presidia in diesem Netzwerk dienen als übertragbare Modelle, als Informationsquellen und Fortbildungsstätten. Dabei werden die wichtigsten alltäglichen Probleme – von der Produktion über den Vertrieb bis zur Kommunikation – im Kollektiv behandelt.


offir e d , h c is r a h m A in Der Comic he Äthiopiens, über ziellen Sprac hen Methoden zur die erfolgreicualitätshonig Gewinnung von Q

DER COMIC IN AMHARISCH, DER OFFIZIELLEN SPRACHE ÄTHIOPIENS, ÜBER DIE ERFOLGREICHEN METHODEN ZUR GEWINNUNG VON QUALITÄTSHONIG, IST EINES DER INSTRUMENTE, DAS ALLEN IMKERN ZUR VERFÜGUNG STEHT.

31


BIOLOGISCHE VIELFALT

Israel

DER MARKT DER ERDE IN TEL AVIV

MENSCHEN REDEN, LACHEN, TAUSCHEN BIOLOGISCHE VIELFALT

32

ALMANACH

Für alle, die wie wir, Tel Aviv zum ersten Mal besuchen, zeigt sich die Stadt dynamisch, jung und zukunftsorientiert. Keine Postkartenbilder, nur wenige Kippas (die Kopfbedeckung der praktizierenden Juden) und keine Spur von den traditionellen orthodoxen Gewändern sind zu sehen. Es ist später Abend, aber die überfüllten Cafés und die noch offenen Supermärkte machen den Eindruck, als ginge der Tag jetzt erst los. Mit den Straßen des Zentrums voller junger Leute und der Luft gefüllt vom Salz des Meeres, könnte man fast meinen, in Barcelona zu sein. «This is not the Middle East, Israel is Europe», betont auch gleich unser Taxifahrer. Er spricht mit deutlich slawischem Akzent. Wie viele seiner Landsleute ist auch er mit der letzten großen Einwanderungswelle nach Auflösung der Sowjetunion gekommen. Wir sind hier, um den Bauernmarkt in Tel Aviv zu besuchen, der vor kurzer Zeit – am 19. März 2009 – ins Netzwerk der Slow Food Märkte der Erde aufgenommen wurde. Der Markt ist dem

Engagement der zwei jungen Israelinnen Shir Halpern und Michal Ansky zu verdanken. Michal ist Studentin an der Universität der gastronomischen Wissenschaften in Colorno. Der Markt wurde im Mai 2008 eröffnet und war der erste seiner Art im ganzen Land. Nie zuvor hatten die israelischen Kleinbauern die Möglichkeit, ihre Produkte direkt an die Verbraucher – oder besser: an die Koproduzenten, wie wir sie bei Slow Food nennen – zu verkaufen und ihnen von ihrer Geschichte und ihrer Arbeit zu erzählen.

NICHT NUR TRADITION

Früh am Freitag Morgen besuchen wir den neuen Hafen der Stadt, der im alten Hafengelände errichtet wurde, wo heute zahlreiche zu Boutiquen und Cafés umgebaute Lagerhallen zum Bummeln und Shoppen einladen. Genau Gegenüber von Hangar Nr. 11 entdecken wir das Marktzelt, vor dem sich die stürmischen Meereswellen brechen. Der Markt ist voller neugieriger Menschen, die sich zwischen den Obst- und


33

SLOW FOOD ARCHIVE


BIOLOGISCHE VIELFALT

DER MARKT

Tel Aviv

34

ALMANACH

Gemüseständen drängen, um zu kaufen, oder sich mit den über 30 Erzeugern zu erhalten, die aus allen Teilen Israels – von den Golan-Höhen im Norden bis zur Negev-Wüste im Süden – gekommen sind. Shir und Michal haben darauf geachtet, dass das ganze Land repräsentiert ist. Nicht nur israelische Bauern, sondern auch Araber und sogar einige Beduinen sind darunter. Zwei Frauen mit bedecktem Gesicht verkaufen Kaktusfeigen. Aus Ober-Galiläa kommen traditionelle Waren, wie die Schaf- und Ziegenkäse der Familie Brakin oder auch

Olivenöl. Aber es gibt auch Produkte aus dem neuen Israel, wie handwerklich hergestellte Biere und all das, was die von den Kibbuzim in einen Garten verwandelte Golan-Wüste hergibt. Bei genauerem Hinsehen scheint es, als ob der Markt ein eigenes Leben hätte – überquellend mit Düften, Stimmen, Farben und vor allem: Menschen. Menschen, die sich unterhalten, sich informieren, lachen, probieren, tauschen und kaufen. Am Ende des Tages werden es über 4000 Besucher gewesen sein – so viele wie bei jedem Mal. Eine junge, jü-

SLOW FOOD ARCHIVE

DER ERDE IN


AUGENZEUGENBERICHT «Wir haben begonnen, unseren Traum umzusetzen, indem wir durch die ländlichen Gebiete in der Umgebung der Stadt zogen und Kleinbauern und Erzeuger suchten, die traditionelle Lebensmittel in hoher Qualität herstellten. Wir hatten genug von dem geschmacklosen Gemüse und davon, uns mit einer mittelmäßigen Produktion abgeben zu müssen, während die besten lokalen Produkte nach Europa exportiert werden. Wir wollten mehr, als nur von den Bauernmärkten zu träumen, die wir in Frankreich und Italien gesehen hatten. Heute gehört der Markt der Erde fest zum städtischen Leben von Tel Aviv: Er ist beliebt bei den Einwohnern und zu einem wichtigen Anlaufpunkt für viele der besten Köche der Stadt geworden. Die Marktstände sind kreisförmig um einen Platz angeordnet, in dessen Mitte jeweils der “Erzeuger der Woche” steht. In einer

Atmosphäre, die Lichtjahre von der Kälte der Supermärkte entfernt ist, sind die Menschen hier an der frischen Luft, treffen Freunde und können frische Produkte zu einem fairen Preis und direkt von den Bauern aus der Umgebung kaufen. Der Markt will einen Ort der kulturellen Begegnung schaffen, der einen Dialog zwischen Erzeugern und Verbrauchern, Jung und Alt, Israelis und Palästinensern, Juden und Arabern ermöglicht. Auch Rundgänge für Kinder werden angeboten, um sie mit der Idee von Natürlichkeit, Saisonbezug und biologischer Vielfalt vertraut zu machen. Wir könnten nicht glücklicher sein: Unser Traum ist in Erfüllung gegangen.» Die Köchinnen/Journalistinnen Shir Halperin und Michal Ansky sind die Seele des Marktes der Erde in Tel Aviv.

35


BIOLOGISCHE VIELFALT

DER BAUERNMARKT IN TEL AVIV Projektstart: 16. Mai 2008

ZAHL DER ERZEUGER

2008: 24

BESUCHERZAHL

2008: 1,000 2009: 5,000*

2009: 50

*Die Daten wurden vom Verwaltungsausschuss des Marktes der Erde in Tel Aviv mitgeteilt

dische Köchin aus New York bummelt zwischen den Ständen und kauft Produkte für ihr kürzlich eröffnetes, thailändisches Restaurant. Ein Rabbi bahnt sich den Weg durch eine Gruppe von Studenten mit Dreadlocks. Uns wird klar, dass der Markt ins Schwarze getroffen hat: besser als das tausend Bücher könnten, fotografiert und beschreibt er sein Gebiet. Er spiegelt eine Stadt wieder, die sich entschlossen dem bitteren Geschick jenes Landes zu entziehen versucht, das sie umgibt und zu dem sie gehört. Manchmal auch um den Preis fast zu abgehoben zu erscheinen – nicht umsonst wird Tel Aviv auch „The Bubble“ genannt.

Unser Tragugmegisatngen in Erfüllun

Aber Tel Aviv ist vor allem eine Stadt, die – mehr als alle anderen in der Region – den Willen hat, ihre Wurzeln voller Mut zu erkunden, um die Unterschiede und Widersprüche dieses Landes als das erscheinen zu lassen, was sie sind: ein unerschöpflicher Quell von Reichtum und Faszination. Und das ist nicht wenig, in der heutigen Zeit. Der Tag neigt sich dem Ende. Und während die Schatten länger werden und den Sabbat ankündigen, setzen wir uns in eine der vielen Bars des Viertels. Ein junges Paar geht Händchen haltend vorüber. Sie dürften kaum älter als zwanzig sein. Sie trägt Militäruniform – und in ihrer freien Hand hält sie ihr Dienstgewehr.

DAS INTERNATIONALE NETZWERK DER MÄRKTE DER ERDE

36

ALMANACH

JAHR

MÄRKTE PRO LAND

2006

1 Italien

2007

1 Italien, 1 Libanon

2008

5 Italien, 3 Libanon, 1 Israel

2009

5 Italien, 3 Libanon, 1 Israel, 1 Rumänien


pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità


WWW.DODESIGN-S.COM.BR

BIOLOGISCHE VIELFALT

38

ALMANACH


Brazil

DAS UMBÙ-PRESIDIO

ZÄHE WURZELN BIOLOGISCHE VIELFALT

Sertão ist eins der ärmsten Gebiete im Nordosten Brasiliens. Die spärlichen Niederschläge erschweren sowohl die Landwirtschaft als auch die Viehzucht. Noch immer ist Großgrundbesitz hier das vorherrschende Wirtschaftsmodell. Dank ihrer Kenntnis der Natur und der Gegend gelang es einigen Bauern im 19. Jahrhundert den Truppen der Großgrundbesitzer Widerstand zu leisten. Dieses, als Guerra de Canudos bekannte Ereignis, hat die Geschichte des Sertão geprägt und das Bild der Sertanejos als starkes Volk geprägt – stark wie die Pflanzen in ihrer Heimat. In diesem von Dürre gestraften Gebiet gibt es eine autochthone Frucht, die man Umbù nennt. Ihre wild wachsenden Pflanzen fallen durch schirmförmige, schattenspendende Kronen auf. In der Sprache der Ureinwohner – der Tupí-Guaraní – bedeutet Umbù “der Baum, der zu trinken spendet.” Tatsächlich können seine knollenförmigen Wurzeln während der seltenen Regenfällen bis zu 3000 Liter Wasser speichern – was genügt, um in Erwartung des nächsten Gewitters zu überleben. Die Bewohner der Region sammeln die großen, kürbisartigen Wurzeln und pressen das saftige Fruchtfleisch aus, um ihren Durst zu löschen. Die Größe der Frucht variiert zwischen der einer Kirsche und jener einer Zitrone. 300 Kilogramm solcher Früchte kann ein

Baum von Dezember bis März tragen. Das Fleisch der reifen Umbù-Frucht schmeckt angenehm süßsäuerlich. Schon immer spielte der Baum eine wichtige Rolle im Sertão – aber erst seit wenigen Jahren, seit der Entdeckung seines wirtschaftlichen Potenzials, bringt er neue Aspekte für die lokalen Gemeinschaften. 2003 haben sich Frauen des Städtchen Uauà zusammengeschlossen, um in einer kleinen Werkstatt Marmelade, Saft und Süßspeisen aus der Umbù-Frucht herzustellen. Ihre Kooperative Coopercuc entstand mit Unterstützung verschiedener Organisationen: IRPAA/PROCUC, der Europäischen Kommission, der Diözese Linz, der österreichischen Regierung und der österreichischen NGO Horizon 3000. Nach einem Jahr wurde das Umbù-Presidio gegründet, um die handwerkliche Herstellung und die hohe Qualität der Produkte zu garantieren, sie zu valorisieren und ihren Absatz zu fördern. Im gleichen Jahr nahmen die Erzeuger am Salone del Gusto in Turin Teil und unterzeichneten hier die ersten Handelsvereinbarungen mit Franzosen und Österreichern – ein wichtiger Anreiz, der sie darin bestärkte, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen.

EIN ANDERER MARKT

Von 2004 bis 2006 wurden mit Unterstützung der Slow Food Stiftung und der

Der Baum, der zu trinken spendet 39


BIOLOGISCHE VIELFALT

DAS LAND

Region Venetien 10 neue kleine Werkstätten in den Städten Canudos, Uauà und Curaçà eingerichtet. Kurz darauf kamen drei weitere hinzu. Aus den anfänglich 44 Erzeugern sind heute 142 geworden. Jedes Jahr werden Fortbildungskurse organisiert, um das Produkt qualitativ zu verbessern und die organisatorischen und kaufmännischen Fähigkeiten der Erzeuger zu erweitern. Die Kooperative Coopercuc hat eine Baumschule angelegt, in der über 5000 neue Umbù-Bäume gepflanzt werden konnten. Die Mitglieder haben außerdem ein Convivium gegründet, das als erste

DAS UMBÙ-PRESIDIO Erzeugte Menge 2004 250 Doppelzentner 2008 250 Doppelzentner (+220%) Preis 2004 0,6-1 Euro pro Glas* 2008 1,2-1,7 Euro pro Glas (+67-100%) * Konfitüre, Kompott und eingelegte Früchte

Erzeuger 2004 44 2008 142 (+223%)

40

ALMANACH

Initiative das Umbù-Fest organisiert hat, das darauf abzielt, die Anerkennung des Baums als kulturelles und ökologisches Erbe zu erreichen. Die Kooperative empfängt jährlich über 1500 an dem Experiment interessierte Besucher. Da es sich um einen der wenigen gewerblichen Betriebe in einem Gebiet ohne asphaltierte Straßen handelt, liegt das Presidio abseits der Routen der Transportgesellschaften, was das kommerzielle Potenzial beeinträchtigt. Aber wie so oft in schwierigen Situation trug der Erfindergeist dazu bei, die Schwierigkeiten zu überwinden: die LKWs, die das Gebiet von Uauá beliefern, fahren nun nicht mehr leer in die großen Städte des Landes zurück, sondern werden mit Umbù-Süßwaren beladen. Dank der Unterstützung des Conviviums São Paulo wird Umbù jetzt in den renommiertesten Geschäften und Restaurants der Metropole angeboten. Dennoch bleibt der lokale und nationale Markt eine Herausforderung: Von den produzierten 80 Tonnen werden 55% von der brasilianischen Regierung im Rahmen eines Ernährungsprogramms aufgekauft. Es gibt also noch viel zu tun. Aber das Presidio hat bereits ausführlich bewiesen, dass es Alternativen zur Landflucht und Entvölkerung des Sertão gibt.

SLOW FOOD ARCHIVE

DES SERTÃO


DER BRASILIANISCHE SCHRIFTSTELLER EUCLIDES DA CUNHA SCHREIBT IN OS SERTÕES (DT. KRIEG IM SERTÃO) VON 1902: «GÄBE ES DEN UMBÙ-BAUM NICHT, WÄRE DIESER TEIL DES SERTÃO GÄNZLICH UNBEWOHNT».

AUGENZEUGENBERICHT «Am Gaumen erinnert die Umbù-Marmelade an einen konzentrierten Wein, der im Eichenfass gereift ist, ohne dass sein Zucker sich in Alkohol umgewandelt hat. Die gesamte Caatinga, der Buschwald des Sertão, scheint in jener aromareichen Milde vertreten zu sein, die so süß ist, dass man nach einem Stück Brot oder

Käse verlangt. Oder einfach nach einem Löffel. Und doch kennen sie nur wenige Menschen – jedenfalls unter uns Brasilianern; für Franzosen und Österreicher ist sie längst keine Neuheit mehr.» Neide Rigo, Mitglied der brasilianischen Arche-Kommission und des Slow Food Conviviums São Paulo

41


F. DOSWALD

BIOLOGISCHE VIELFALT

42

ALMANACH


Italien

PRESIDIO DES BITTO-KÄSES

FERMENTE IN HÖHENLAGE BIOLOGISCHE VIELFALT

Der Bitto ist ein Symbol der italienischen Käsereitradition und ein Aushängeschild unter den Slow Food Presidia. Der Kuhmilchkäse ist fest mit seinen heimischen Bergen verbunden. Der Name stammt vom Wildbach Bitto, der durch die Täler Gerola und Albaredo fließt, bis er in Morbegno ankommt und schließlich in der nördlichen Lombardei in den Fluss Adda mündet. Die Produktion des Bitto ist auf die Sommermonate von Mai bis September beschränkt, wenn die Hirten zu den Almen auf über 1500 m Höhe aufsteigen. Hier ist die erste Etappe des Wegs, der die Kühe der Rasse Bruna Alpina und die Ziegen, der vom Aussterben bedrohten einheimischen Rasse “Orobica” im Laufe des Sommers bis auf 2000 m Höhe führen wird. Diese Praxis heißt “umschichtige Beweidung”: Das Vieh grast solange auf der Weide, wie es Gras gibt – dann wird die Alm gewechselt. Die Käseproduktion erfolgt direkt auf den Almen. Und zwar in den uralten, kreisförmigen und trocken gemauerten Steinbauten, die man hier Calècc nennt. Die frisch gemolkene, unpasteurisierte Milch für die Herstellung des Bittos wird direkt auf der Alm und ohne Zugabe von Enzymen oder Starterkulturen verarbeitet. Die Kuhmilch wird mit der OrobicaZiegenmilch vermischt, was dem Käse ein spezielles Aroma und einen anhaltenden Geschmack verleiht.

Die Bewahrung dieser traditionellen Praktiken dient nicht nur der Qualität des Käses, sondern auch der Erhaltung der Umwelt und der biologischen Vielfalt der Alpen. Die besten Formen des Käses werden bis zu 10 Jahren gereift.

KEINE GESCHÜTZTE URSPRUNGSBEZEICHNUNG

Mit der Zeit wurde die Produktion des Bitto immer schwieriger, weil es immer weniger junge Leute gibt, die die wenig einträgliche Arbeit ihrer Väter fortsetzen wollte. Daher beschloss Slow Food im Jahr 2003, in Zusammenarbeit mit den 15 Käsemachern der „Associazione Valli del Bitto“, ein Presidio zu gründen. Drei Jahre später konnte der Erzeugerverein einen gemeinschaftlichen Raum für die Reifung der Käseformen im Herzen des Produktionsgebiets – in Gerola Alta, Provinz Sondrio – errichten. Seit damals erwirbt der Verein am Ende jedes Sommers die Formen von den einzelnen Käsern, um sie zu affinieren und nach Mindestlagerung von einem Jahr weiterzuverkaufen; die Gewinne aus dem Handel werden am Jahresende unter den Mitgliedern/Käsern aufgeteilt. Zusätzlich zur Gewinnausschüttung am Jahresende erhalten die Käser nun auch ein Preis von 16 Euro pro Kilo – statt den 8, die früher üblich waren. Auch der Verkaufspreis des Bitto ist gestiegen und steigt weiter: von 29

Lombardische Almen

43


EIN GEFÄHRDETER

Käse

44

ALMANACH

Euro pro Kilo im Jahr 2004 auf 52 Euro 2008. Errichtet wurde das Presidio, um das Einkommen der Erzeuger zu steigern und den Nachwuchs zu ermutigen, diese Arbeit fortzusetzen. Der Bitto ist durch eine Ursprungsbezeichnung geschützt, der bis vor einigen Jahren auch die Erzeuger des Presidio angeschlossen waren. Doch das Produktionsgebiet der Gebietsbezeichnung ist umfangreicher als das historisch anerkannte (auf das sich das Presidio beschränkt). Dieser Zustand führte im Laufe der Zeit zu Spannungen, die zu Problemen wurden, als das Komitee der DOP (der geschützten Gebietsbezeichnung – g.U.) des Bitto die Produktionsvorschriften veränderte: Das Produktionsge-

biet wurde vergrößert und die Verwendung von Kraftfutter sowie von industriellen Fermenten zugelassen. Auf diese Weise wurde Produzenten, die nicht aus dem historischen Produktionsgebiet des Bittos stammen, der Beitritt ermöglicht; durch das zusätzliche Futter kann die Milchproduktion im Sommer gesteigert werden. Und die industriellen Fermente verringern die Produktionsrisiken: es geht keine Käse mehr durch das, auf der Alm sonst häufig vorkommende, Anschwellen der Käseform mehr verloren – Futter und Fermente ändern aber auch den Charakter des Käses. Aus Protest haben die Presidio-Erzeuger den Schutz durch die Ursprungsbezeich-

F. DOSWALD

BIOLOGISCHE VIELFALT


AUGENZEUGENBERICHT nung abgelehnt und sind aus dem Konsortium ausgetreten. Daher können gerade jene, die den Käse traditionell herstellen, heute auch nicht mehr den historischen Namen “Bitto” verwenden. Slow Food unterstützt die Erzeuger des Presidio in dem Rechtsstreit gegen das Konsortium, denn der Kampf für den Bitto ist ein Symbol für die vielen Kämpfe, die auszustehen sind, um den fragilen Bestand traditioneller Lebensmittel zu bewahren. Den Erzeugern aus den Bitto-Tälern ist nur der Schutz des Slow Food Presidio geblieben; dieser erlaubt ihnen allerdings einen wirklich lohnenden Preis zu erhalten – nämlich das Doppelte von einem Käse mit geschützter Ursprungsbezeichnung.

«Die Ausdehnung des Produktionsgebiets und die Möglichkeit, Fermente und Futter einzusetzen, hat die Identität des Bitto gefährdet. Das war einer der Gründe, weshalb sich einige Erzeuger zu einem Verein zusammengeschlossen haben. Was wahrscheinlich nicht ausreichend gewesen wäre, hätte nicht Slow Food – als diese Probleme bekannt wurden – entscheidend interveniert und sich für uns eingesetzt.» Paolo Ciapparelli, Mitgründer und Vorsitzender des Vereins der Erzeuger Valli del Bitto

45


BIOLOGISCHE VIELFALT

TRADITIONELLE PRAKTIKEN BEI DER PRODUKTION DES BITTO IM PRESIDIO Verwendung von Milch der Orobica-Ziege (10-20%) zusammen mit der Kuhmilch. Praxis der “umschichtigen” Beweidung, die den Erhalt der Almen und des Grasmantels begünstigt: Wenn die Kuhherden von Weide zu Weide ziehen, um das verfügbare Gras zu fressen, bewegen sie mit ihren Hufen den Boden, der so das Regenwasser besser aufnehmen kann. Und ihre Exkremente wirken als Dünger. Beides steigert die Vielfalt und Reichhaltigkeit der Weiden im darauf folgenden Jahr. Das Melken von Hand erlaubt eine bessere Überwachung der Gesundheit des Tieres, da die Zitzen nicht durch die Melkmaschine belastet werden. Die Milch wird in einem Kessel über Holzfeuer erhitzt, was ein intensiveres Aroma des Käses zur Folge hat. Die Verwendung von hölzernem Gerät an Stelle von solchen aus Stahl oder Plastik, trägt dazu bei, die spontane Mikroflora der Milch zu erhalten und zu entwickeln – was

SLOW FOOD

PRESIDIO

s e s ä K o t it B s de 46

ALMANACH

jedem einzelnen Käselaib besondere geschmackliche Eigenschaften verleiht. Gesalzen wird trocken – also nicht in der Lake – und in Holzformen, was auch die seitliche Rinde atmen lässt. Dies verleiht dem Käse eine zartere Kruste und somit eine bessere Reifung. Die Nutzung der auf den Weiden verstreuten Calècc (Hütten) erlaubt es die frisch gemolkene Milch sofort und bei natürlicher Temperatur zu verarbeiten. Die Kühe werden nicht belastet oder ermüdet, da sie auf der Weide gemolken werden.


47

F. DOSWALD


BIOLOGISCHE VIELFALT

n e t a a t S e t g Vereini SCHUTZ DER RASSE NAVAJO-CHURRO UND IHRER KULTURELLEN BEDEUTUNG

DAS VON DEN GÖTTERN GESANDTE SCHAF BIOLOGISCHE VIELFALT

48

ALMANACH

Jahrhunderte lang hat das Schaf Navajo-Churro den hispanischen Volksstämmen der Pueblo und Diné im Südwesten der USA den Unterhalt gesichert. Bei den Diné wird das Tier als heilig betrachtet, und kein Teil davon darf verschwendet werden. Die Navajo-Churro-Schafe weiden frei und nähren sich von saisonalen Gräsern und Kräutern, die ihrem mageren Fleisch einen besonderen Geschmack verleihen. Das vielfarbige Fell ist ideal zum Weben geeignet. Es handelt sich um die älteste Schafrasse Nordamerikas, die trotz großer Schwierigkeiten seit über 400 Jahren überlebt hat. «Das Schaf ist Leben», sagt Jay Begay Jr., ein Hirte im Navajo-Reservat, der seine Schafe nach Praktiken aufzieht, die ihm von seiner Großmutter überliefert wurden. Roy Kady hingegen, ebenfalls Hirte und Webermeister in der Gemeinschaft T’iis Nazbas (Teec Nos Pos), hat die Arbeit von seiner Mutter Mary Clah, die, um die Familientradition fortzuführen, niemals die Schule besuchte, erlernt. Jay und Roy sind nur zwei der Hirten, die sich für die Erhaltung der Rasse mit über Generationen überlieferten Methoden einsetzen. Die legendäre Widerstandskraft dieser Schafrasse ist für die Navajo eine große Inspirationsquelle. Man geht davon aus, dass die Vorfahren der Navajo auf der Suche nach neuen Jagdtieren – darunter das „Big Horn“ Schaf – bis nach Südwesten vorgedrungen sind. Die Legende besagt,

dass die Rasse von den Göttern gesandt wurde – mit dem Versprechen, dass die Menschen eine domestizierte Form erben würden. Als der Entdecker Don Juan de Onate während der spanischen Kolonisierung am Ende des 16. Jahrhunderts das ChurroSchaf nach Amerika brachte, schien sich die Prophezeiung zu erfüllen. Dank der Pflege der Navajo passte sich die Rasse den – Mesas genannten – halbtrockenen Ebenen und den felsigen Canyons der Hochebene Colorados gut an. Dennoch war die Rasse zweimal vom Aussterben bedroht. Im Jahr 1863 wurde das Volk der Navajo zum Feind der Vereinigten Staaten erklärt, und die Regierung entsandte Kit Carson, um die Stämme zu besiegen, ihre Ernte zu verbrennen und die Churro-Herden auszurotten. Glücklicherweise gelang es einigen Familien zu fliehen und sich mit den überlebenden Exemplaren in entlegenen Canyons zu verstecken.

KIT CARSON AND CATASTROPHE In den 1930er Jahren wurde die Reduzierung der Tierbestände angeordnet, um die Erosion durch die Dust Bowls, die großen Sandstürme, die durch falsche Agrartechniken verursacht wurden, zu verringern. Die Churro wurden durch schneller wachsende Rassen ersetzt – dies waren jedoch anfälliger für Krankheiten und hatten obendrein ein kurzes, fettes Fell, das sich nicht zum Weben


49

J.EVANS


BIOLOGISCHE VIELFALT

PRESIDIO DES NAVAJO-CHURRO-SCHAFS AUFZUCHTGEBIETE Arizona, Colorado, New Mexico ANZAHL VERKAUFTER TIERE 75-100 pro Jahr im Einzehandel, an Restaurants, Märkte und Gemeinschaftshöfe (Community Supported Agriculture groups)

se Die Navajo-Churro Ras

eignete. Jahre später erkannte das USDA (das amerikanische Landwirtschaftsministerium) die Churro als geeignetste Rasse für die trockenen Gebiete an – doch der kulturelle Wert ging verloren. Die Rasse wurde nur zum Zweck der Kreuzung erhalten. Schließlich wurden die Forschungen des USDA aufgegeben und die Schafe vernachlässigt. In den 70er Jahren begann der junge Professor Lyle McNeal Exemplare aus abgelegenen Gebieten in Kalifornien und im Reservat der Navajo zu sammeln. Mit über 5000 Stück, die heute in den USA registriert sind, unterstützt das Navajo Sheep Project von McNeal die Rasse und die damit verbundenen Traditionen der Hispanics und Pueblo-Indianer. 2006 erkannte die Slow Food Stiftung für biologische Vielfalt den hohen kulturellen Wert

50

ALMANACH

des Fleischs der Navajo-Churro-Rasse und nahm sie als Presidio auf. Dadurch soll ein Markt geschaffen und in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für die Bedeutung der Rasse geweckt werden. Von Beginn an hat das Presidio Hirten einbezogen, die ihr Fleisch an lokale Köche verkaufen konnten. Mit der Strategie des Direktverkaufs – vor allem an jene Köche und Gastronomiebetriebe, die an der Verwertung des ganzen Tieres interessiert sind – begann das Presidio das Lamm als kulinarische Ressource mit einem vorteilhaften Preis für die Erzeuger in den Handel zu bringen. Außerdem hilft es bei der Suche nach Finanzierungen, um den Absatz zu entwickeln und die Weiden zu verbessern. Die Züchter des Presidio befolgen die spezifischen Re-

J.EVANS

ERLÖSE Wolle 2000 $0.05 pro Pfund 2009 $1.10 pro Pfund ($100 pro Strang) Fleisch 2009 $5 pro Pfund


AUGENZEUGENBERICHT

geln der traditionellen Zuchtmethoden der Diné, welche die Weidehaltung im Freien vorsieht und die Verwendung von Antibiotika und das Füttern mit Mais verbietet. Zusammen mit Slow Food Northern Arizona werden gemeinsame Essen, Geschmackserlebnisse, Führungen in Agritourismusbetrieben und Veranstaltungen organisiert, die dazu dienen sollen, das Lamm in der Öffentlichkeit bekannt zu machen und Erzeugern und Köchen ein nützliches Feedback zu vermitteln. 2007 hat Gay Chanler den Kurzfilm A Gift from Talking God: The Story of the Navajo Churro (Ein Geschenk des sprechenden Gottes: Die Geschichte des Navajo-Churro-Schafs) koproduziert – ein weiteres wirksames und anerkanntes Mittel, um die Kultur dieser einzigartigen, seltenen Rasse zu verbreiten.

Nur die Genetik der Tierrasse zu bewahren, wäre nichts anderes als ein Museumsstück zu bewahren. Die Hispano- und Navajo-Gemeinschaften wollten mehr: Dank der technischen Unterstützung von Slow Food und American Livestock Breeds Conservancy konnte sich ein Absatzmarkt für die besondere Wolle, sowie für den Hammel und das Lamm aus Weidehaltung entwickeln. Ein Museumsstück, das in den Kulturen und den Küchen wieder zum Leben erweckt wurde! Gary Paul Nabhan, Wissenschaftler und Schriftsteller Solange wir das Schaf haben, werden wir keinen Hunger leiden und nie arm sein, weil es uns von Gott geschenkt wurde. Jay Begay Jr, Züchter des Navajo-Churro-Schafs

51


ERZIEHUNG

© PAOLA VIESI

ERZIEHUNG

52

ALMANACH


Damit wurde m das Bildungspwrieogram auf Begriffe elkette, Nahrungsmitt ebietsbezug Terroir und G ausgedehnt.

53


ERZIEHUNG

ERZIEHUNG

54

ALMANACH

Paris, 10. Dezember 1989: An diesem Tag entsteht offiziell die internationale Slow Food Bewegung für die Verteidigung und das Recht auf Genuss, gegen Fast Life und Fast Food, für eine Entscheidung zum ruhigen materiellen Genuss, um den Reichtum der lokalen Küchen wiederzuentdecken und die Entwicklung des eigenen Geschmacks durch Austausch zu fördern. Die Zeit war gekommen, den Anspruch auf Genuss zu formulieren – um sich ihm besser, langsamer und bewusster widmen zu können. Das Bildungsprojekt umfasst Spiele, Tagungen und Geschmackslaboratorien, die dazu dienen, Lebensmittel über die Sinne, die Neugier und das Probieren zu entdecken. Damit stehen sie im krassen Gegensatz zum ernährungswissenschaftlichen Modell, das sich darauf stützt, was erlaubt ist und was nicht. Gegen Ende der neunziger Jahre führten uns unsere wachen, aufnahmefähigen Sinne hin zum ökologischen Engagement: es begann die Phase der Öko-Gastronomie mit dem Schutz der biologischen Vielfalt in den Projek-

ten der Arche, den Presidi und mit dem Slow Food Preis für biologische Vielfalt. Damit wurde das Bildungsprogramm auf Begriffe wie Nahrungsmittelkette, Terroir und Gebietsbezug ausgedehnt. Es entstanden die ersten Verkostungskurse für Mitglieder sowie das Projekt Master of Food in allen Produktbereichen der Önogastronomie: Seit 2001 wurden 3000 Kurse mit über 40.000 Teilnehmern in Italien, Japan, Kroatien, der Schweiz und Frankreich durchgeführt. In Schulen wird den Lehrern mit Dire Fare e Gustare ein Kurs und ein Handbuch für Ernährungserziehung angeboten. Slow Food wird vom Ministerium für Unterricht und Forschung anerkannt. Damals ist es uns gelungen, über 9000 Lehrer und 1500 Studenten der Hotelfachschulen mit anzusprechen. Von den Ökogastronomen bis zu den Neogastronomen ist es nur ein kleiner Schritt: In den Jahren 2004-2009 setzen wir uns dafür ein, jenen Menschen eine Stimme zu verleihen und gerechte Anerkennung zu verschaffen, die Lebensmittel unter Achtung der Umwelt, der Kultur ihrer Heimat

M. MARENGO/SLOW FOOD ARCHIVE I SLOW FOOD ARCHIVE

ERWACHSEN WERDEN


J.BAUMBES I SLOW FOOD ARCHIVE

derung or f s u a r e H e oß r g ie D steht für die Zukullntfät gbliechen darin, die a wohnheiten in Ernährungsgehhaltigkeit zu Richtung Nac verändern. und der zukünftigen Generationen herstellen. Es war dies die brodelnste, vielseitigste und internationalste Phase des Vereins, geprägt von Großprojekten wie Terra Madre, der Stiftung für die biologische Vielfalt und der Universität der gastronomischen Wissenschaften in Pollenzo und Colorno. Auch in der Bildung definiert sich kulinarische Qualität nun durch die drei Begriffe “gut, sauber und fair”, was in Projekten mit internationaler Reichweite, wie Schulgärten (heute über 400 weltweit), nachhaltigen Kantinen (in Schulen, Krankenhäusern und Betrieben), dem Netzwerk der Lerngemeinschaften und die Sinnesbildung für Kinder und Erwachsene (mit den Veröffentlichungen In che senso, Zu den Wurzeln des Geschmacks) zum Ausdruck kommt. Das Bildungsprogramm wagt sich an die schwierige Aufgabe heran, den Übergang vom Verbraucher zum Ko-Produzenten zu fördern und die Begriffe Geselligkeit und Neogastronomie in die Gemeinschaftsgastronomie einzuführen. Es setzt sich systematisch für den Dialog

und den Kenntnisaustausch zwischen den Generationen sowie zwischen Menschen verschiedener Ethnien und Berufe ein und fördert überall den Aufbau echter Lerngemeinschaften. Wie sieht die Erziehung von morgen aus? Die große Herausforderung für die Zukunft besteht darin, die alltäglichen Ernährungsgewohnheiten in Richtung Nachhaltigkeit zu verändern. Und in ihnen einen langsamen, dauerhaften Genuss zu sehen, der es erlaubt, die Komplexität des Lebensmittelsystems zu erfassen. Die Bildungsangebote sind darauf ausgerichtet, Kontakte in der Umgebung zu fördern, um die Auseinandersetzung mit dem Thema auch bei Lokalpolitikern anzuregen. Um jung und alt zu erreichen, werden die pädagogischen Angebote in verschiedenste Ausdrucksformen wie Erzählungen, Filme und Verkostungen verpackt. Das inzwischen ausgereifte Erziehungsprojekt schafft den notwendigen kulturellen Rahmen für Geschmacksbildung und wird bei der Terra Madre 2010 präsentiert. 55


ERZIEHUNG

d n a l s s u r ß i We

FORSCHUNG FÜR WEISSRUSSISCHE STUDENTEN

LIEBES ERNÄHRUNGSTAGEBUCH... ERZIEHUNG

56

ALMANACH

Ziel des Projekts der Mittelschule Nr. 3 in Berioza in Weißrussland ist es, die tägliche Speisenwahl der Schüler und ihrer Familien zu verbessern und den lokalen Konsum mit Hilfe von Sinneserziehung und praktischer Erfahrung zu fördern. Was dieses Projekt von den anderen 1300 Slow Food-Erziehungsprojekten weltweit unterscheidet, ist eine laufende Studie über das Ergebnis der Initiative, an der über 1000 Jugendliche und ihre Familien teilnehmen. Berioza ist ein landwirtschaftlich geprägtes Städtchen – trotzdem wird Essen auch hier nur allzu oft als Statussymbol betrachtet: heutzutage geben viele Kinder ihr Taschengeld lieber für einen Beutel Chips als für ein warmes Gericht aus. Das Projekt wurde im Januar 2008 auf Initiative der Conviviumleiterin von Berioza – Lidzya Vistunova – und der Schulleiterin Marina Nikonuk aufgenommen: 120 Schüler im Alter zwischen 9 und 15 Jahren nahmen im Schuljahr 2009-2010 an diversen Kursen teil. Dabei lernten sie die Herkunft der lokalen Lebensmittel und die lokalen Herstellungsmethoden kennen. Neben den Geschmacksprofilen und qualitativen Eigenschaften der Lebensmittel lernten sie auch die sozi-

alen und wirtschaftlichen Auswirkungen ihrer Ernährungsgewohnheiten kennen. In der ersten Projektphase wurde der Hauswirtschaftsunterricht in vergleichende Workshops verwandelt: Die Schüler bereiteten das gleiche Gericht mit zwei verschiedenen Zutaten zu: zum Beispiel mit Zuchtfisch und wildem Fisch. Von Januar bis Mai 2009 wurde im Rahmen des Projekts ein Kurs von 20 Stunden pro Schülergruppe – also insgesamt 140 Unterrichtseinheiten – veranstaltet. In “Sinnesgymnastik” – berühren, riechen, beschreiben – entdeckten die Kinder dann die Rolle der Sinne, probierten lokale Produkte, trafen Bauern, kochten gesundes Schulessen und besuchten die lokalen Terra Madre Bündnisse. Im September 2009 ging es mit der dritten Projektphase weiter: In 10 Stunden wurden die Schüler für die Vorteile der lokalen Lebensmittelproduktion und des lokalen Verbrauchs sensibilisiert. Als Ergänzung zum Unterricht in der Schule füllt jeder Schüler Fragebögen aus und führt ein Ernährungstagebuch, in dem er vermerkt, was er jeden Tag in der Schule isst. Außerdem steht den Kindern ein Übungsbuch auf der Grundlage des Slow Food Kits für Sinneserziehung – “Zu den Wurzeln


KRISTIN KIESEL I NIKOLAY SINKEVITCH I LILIA SMELKOVA

SLOW FOOD PROJEKT IN BERIOZA ZIELGRUPPE Über 1.000 Schüler und ihre Familien TÄTIGKEITEN Unterricht in der Klasse, Verfassen eines täglichen Ernährungstagebuchs und Besuche bei den Erzeugern von Terra Madre PARTNER Universität Kalifornien (Berkeley) ENTWICKLUNGSSTAND Vier neue Schulen in Weißrussland wurden im September 2009 miteinbezogen. Das Projekt wurde auf Aserbaidschan, Turkmenistan und die Ukraine ausgeweitet. 57


KRISTIN KIESEL I NIKOLAY SINKEVITCH I LILIA SMELKOVA

ERZIEHUNG

DIE KINDER TRAFEN TERRA MADRE LANDWIRTE UND LEBENSMITTELBÜNDNISSE

AUGENZEUGENBERICHT «In ihrem Tagebuch vermerkte Anya, dass sie früher zu Mittag nur Kaugummi und Bonbons aß. Sie war überzeugt, dass Kaugummi – da man ihn in den Mund steckt – ein Nahrungsmittel sei. Ich glaube, jetzt denkt sie anders: Seit ein paar Tagen bestellt sie warme Gerichte in der Schulkantine.» Tatiana, Lehrerin in der Mittelschule Nr. 3 in Berioza

des Geschmacks” – zur Verfügung, das an die weißrussische Realität angepasst wurde. In Zusammenarbeit mit der Fakultät für Agrarwirtschaft und Ressourcen an der Universität Kalifornien in Berkeley wurde die Studie “Nutritional Education and Food Consumption: Evidence from a Field Experiment” (Ernährungserziehung und Lebensmittelkonsum: Ergeb58

ALMANACH

nisse eines Feldversuchs) begonnen. Diese soll die empirischen Beobachtungen der Lehrer und Eltern durch wissenschaftliche zahlen stützen. Vier weitere weißrussische Schulen wurden angesprochen – und haben den Lehrplan des Projekts im September 2009 eingeführt. Inzwischen wurde die Initiative auf Aserbaidschan, Turkmenistan und die Ukraine ausgedehnt.


pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità


ERZIEHUNG

Senegal

DIE BINDUNG AN DIE ERDE

ICH LERNE UND ESSE WOLOF ERZIEHUNG

60

ALMANACH

In Senegal schwächt der Rückgang im Verbrauch von lokalen Lebensmitteln nicht nur die regionale Wirtschaft, sondern steigert auch die Armut der Bauern, führt zum Verlust von traditionellem Wissen und vermindert die landwirtschaftlich-biologische Vielfalt. Während der im Norden des Landes angebaute Reis keinen Markt findet, werden 95% des Reisbedarfs aus Thailand importier. Zudem hat der importierte Reis auch einige traditionelle Getreidesorten wie Foniohirse verdrängt, was sich stark auf die kulinarischen Traditionen und die Ernährungsgewohnheiten der jungen Generation auswirkt. Das Projekt Mangeons Local (lokal essen) entstand 2008, als das Convivium Lék Magnef Sénégal in Dakar eine Zusammenarbeit mit den lokalen Köchen aus dem Terra Madre Netzwerk aufnahm. Gemeinsam erarbeiteten sie ein pädagogisches Programm, das sich mit lokaler Landwirtschaft und Ernährungstraditionen befasst. Es richtet sich an Kinder von 10 bis 12 Jahren und wurde zwei Schulen im Zentrum von Dakar angeboten. Theoretischer und praktischer Unterricht, Erzählun-

gen und Legenden zu den lokalen Getreidesorten, Quiz und Spiele sollten den Schülern helfen, ihre Eltern von der Notwendigkeit zu überzeugen lokale Lebensmittel zu konsumieren. Fatmata Diaraye, 12 Jahre, hat nicht lange gewartet, um das Gelernte aus den ersten Stunden in die Praxis umzusetzen. Zu Hause schlug sie ihrer Mutter vor, das französische Frühstück mit Baguette und Kaffee durch einen Brei aus lokaler Maiskleie zu ersetzen. In ihrer Familie waren alle zufrieden – auch deshalb, weil importierte Lebensmittel (wie Milchpulver und Reis) auch teurer sind. «Nachdem sie es probiert hatten, haben mich alle ermutigt», erzählt das Mädchen. Ein paar Wochen später organisierte Fatmata zusammen mit ihrer Klassenkameradin Sira eine gemeinsame Kasse und kochte Foniohirse mit Fleischsauce. Auch in der Schule Liberté V, die sich dem Projekt angeschlossen hat, sind die Schüler begeistert: «Wir haben in dem Projekt gelernt, wie man eine Knollenpflanze von einem Getreide unterscheidet. Wir haben auch das Prinzip der fünf “M” – der Hygiene in der Gastronomie – gelernt: milieu (die Küche), manipulateur (die Köche und die anderen Mitarbeiter), méthode (die


© PAOLA VIESI 2009

AUGENZEUGENBERICHT «Heute sind diese Kinder in der Lage, mehrere traditionelle Gerichte mit lokalen Zutaten zubereiten. Und sie sind sich bewusst, wie wichtig es ist, lokal zu konsumieren.» Bineta Diallo, Köchin und Mitarbeiterin des Projekts

Heute koche ich Fonio 61


© PAOLA VIESI 2009

ERZIEHUNG

Esst Lokales PROJEKT MANGEONS LOCAL ZIELGRUPPE 100 Schüler und 300 weitere Personen (Familienangehörige und Mitglieder der Gemeinschaft) PARTNER 2 Grundschulen: HLM Grand Yoff II und Liberté V 2 Köche von Terra Madre: Bineta Diallo und Mayé Ndour Slow Food Convivium Lek Mégnef Sénégal in Dakar Iara Lee and George Gund Foundation (USA) KOORDINATION Slow Food Stiftung für biologische Vielfalt Madieng Seck, Leiter des Slow Food Conviviums Lek Mégnef Sénégal

62

ALMANACH

Zubereitung), matériel (die Küchengeräte), matière (die Rohstoffe). Und wir wissen jetzt auch unsere fünf Sinne zu nutzen, mit denen wir den Geschmack und das Wesen eines landwirtschaftlichen Produkts erkennen können», erzählt die Schülerin Djénaba Barry völlig ungezwungen. Slow zu essen ist eine Angewohnheit, die in den Ernährungstraditionen im ländlichen Afrika tief verwurzelt ist: Die Familien in den Dörfern nehmen die Mahlzeiten gemeinsam ein. Dabei sitzen alle um den Calabash – einem halbierten, getrockneten Kürbis – herum, der als Schüssel zum Auftragen, als Gefäß für die Zubereitung, als Wasserbehälter oder einfach als Schale verwendet wird. Die Mahlzeit ist ein Moment der Gemeinsamkeit, der dem Austausch von Informationen und Gefühlen dient und Verwandtschafts- und Freundschaftsbande stärkt. «Wenn jemand nicht die Mahlzeit mit uns teilen will, wird er nie als einer der unsrigen betrachtet werden», sagt ein Sprichwort der Wolof. Das Projekt Mangeons Local will diese Tradition auch in den Städten bewahren, wo die Bindung an die Erde noch leichter verloren geht.


pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità A spring which flowspubblicità on the Luserna Stone, whichpubblicità pubblicità pubblicità different from the others, with its pubblicità elegance, purity, pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità is found only in a limited geographical area in the clearness,lightness and good taste. Sparea water pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità Piedmontese Alps. This direct contact with such a can be found in the best Italian and International pubblicità pubblicità pubblicità uniquepubblicità stone is whatpubblicità makes Spareapubblicità mineral water pubblicità pubblicità pubblicità restaurants and in the most refined places. pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità A WATER WHICHpubblicità IS STRONGLY LINKED TO pubblicità ITS LAND OF pubblicità ORIGN, pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità

SPAREA SPRING,THE LUSERNA STONE.


ERZIEHUNG

Kalifornien

DAS SCHULPROJEKT GROWING HEALTHY YOUTH

GEMÜSE HILFT BEIM WACHSTUM ERZIEHUNG

64

ALMANACH

65% der Schüler an der Diablo Community Day School (DCD) im Contra Costa County in Kalifornien gelten vom sozialen und wirtschaftlichen Standpunkt her als benachteiligt. Ihre Resultate bei Rechen- und Lesetests liegen meistens unterhalb des Landesdurchschnitts – und ihre Kompetenzen in Englisch, Mathematik und Naturwissenschaften weit unter dem kalifornischen Standard. DCD nimmt Schüler aus den mittleren und oberen Klassen auf, die aus anderen Schulen ausgeschlossen wurden und von der Kommission des School Attendance Review Board hierher verwiesen wurden. Im Gespräch mit den Koordinatoren der Schulgartenprojekte – Lesley Stiles und Stephanie Jacob sowie der Convivienleiterin von Slow Food Delta Diablo, Gail Wadsworth – erklärt Schulleiterin Marilyn Jamerson die Gründe, die sie dazu brachten, einen Schulgarten anzulegen: «Es ist traurig mit anzusehen, wie die Jugendlichen sich die Taschen mit dem abgepacktem Schulessen füllen, das sie zu Mittag erhalten. Sie bringen es täglich nach Hause zu ihren Familien, weil diese nicht genug zu essen haben.» Angesichts der Aufgabe, die Jugendlichen auf die Wiedereingliederung in konventionelle Schulen vorzubereiten, hat die DCD ein Schulgartenprojekt umgesetzt, das für die Schüler sehr viel mehr ist als nur eine Quelle gesunder Kost. «Für die meisten Schüler ist dies

die letzte Chance, ihre Ausbildung in einer öffentlichen Einrichtung abzuschließen», erklärt Gail. «Wir arbeiten mit Schülern, die von den meisten unter uns als zu schwierig abgetan würden. Und das in einem Bezirk, der seine Schulen nur mit Mühe erhalten kann.» Im Herbst 2008 haben die drei Frauen das Projekt „Growing Healthy Youth“ eingeleitet und die Schüler der DCD in alle nötigen Aspekte zur Errichtung eines biologischen Gemüsegartens eingeweiht: von der Vorbereitung der Beete über den Transport von Erde und Kompost bis zur Installation der automatischen Bewässerungsanlage.

GEDULD ERNTEN

Nach der Aussaat begaben sich Lesley und Stephanie jeden Dienstag zur DCD, um ihre Ideen, ihre botanischen Kenntnisse und ihre Leidenschaft fürs Essen weiterzugeben. Sie nutzten die Produkte aus dem Garten für Kochdemonstrationen und Geschmackserziehung und brachten den Kindern ausgefallene Sorten Obst und Getreide mit. Und sie pflanzten sogar Obstbäume, Rebstöcke und Heidelbeerbüsche, um nützlichen Insekten einen Lebensraum zu geben und den Garten schöner zu gestalten. Ein wichtiger Aspekt des Projekts Growing Healthy Youth ist die Einbeziehung der Lehrer und der Eltern. Die Lehrer der DCD hören immer häufiger von den Schülern, wie begeistert sie von den neu ent-


AUGENZEUGENBERICHT «Die Schüler, mit denen wir dieses Jahr verbrachten, haben sich in vieler Hinsicht verändert. Einige sehen den Garten als ihr Geschöpf an und wollen ihn auch im Sommer pflegen, so dass sie sich Credits für den Dienst an der Gemeinschaft erarbeiten. Einige haben gelernt, neue Geschmacksrichtungen wahrzunehmen, andere Obst und Gemüse zu schätzen. Fast alle sind uns und unseren seltsamen Ideen gegenüber toleranter geworden.» Gail Wadsworth, Leiterin des Slow Food Conviviums Delta Diablo «Es erfüllt mich mit Stolz, zu wissen, dass einige der wunderbaren Produkte, die ich im Garten gesät habe, noch immer wachsen.» Raeshell, Schülerin der Diablo Community Day School

FUNDING AND RECOGNITION Das Projekt Growing Healthy Youth wurde mit dem Juvenile Justice Award 2009 ausgezeichnet, der von der Juvenile Justice Commission und der Delinquency Prevention Commission verliehen wird. Es erhielt außerdem die finanzielle Unterstützung der gemeinnützigen Krankenkasseneinrichtung Kaiser Permanente und des Slow Food Conviviums Delta Diablo sowie eine Mikrofinanzierung von Slow Food USA für das Programm Slow Food in Schools.

M.MARENGO/SLOW FOOD ARCHIVE

Der Geschmack von Selbstvertrauen

deckten und gekosteten Produkten sind. Angie DeLeon, eine der Lehrerinnen, kochte für die Schüler Reis, der zu dem traditionellen koreanischen Kimchi aus fermentiertem Gemüse und Gewürzen gegessen wird, das in der Woche davor zubereitet wurde. Bei einer Veranstaltung für die Eltern und die lokale Gemeinschaft bereitete das Slow Food Convivium Delta Diablo frisch geerntete Erbsen, Broccoli und Zwiebeln zu, während die Schüler ihren Eltern den von ihnen angelegten Gemüsegarten zeigten. Zu Ende des Schuljahres feierten Schüler, Lehrer und Projektkoordinatoren gemeinsam das „Garden Harvest Feast“ –

ein Erntedankfest. Es gab Hühner-Tacos mit Salsa aus dem Gemüsegarten und dazu frisch geerntete Salate. Gail stellte bei den Schülern einen Wandel fest: Viele erzählen, dass sie sich bei der Arbeit im Gemüsegarten ausgeglichener und konzentrierter fühlten. Und dass sie ein neues Gefühl der Ruhe kennen lernten, indem sie die Früchte der Erde beim Wachsen begleiteten. Einer von ihnen, Wesley Taufoou, schreibt: «Eines Tages werde ich meinen Gemüsegarten zu Hause haben. Dann kann meine Familie das gleiche erleben, das ich hier an der Schule erlebt habe.»

65


ERZIEHUNG

Europa

EIN NEUES, EUROPAWEITES SCHULNETZWERK

“Buona

PENSA CH

, pulita

E MENSA

e giusta

… SCOLAS

TICA!

ERZIEHUNG

Linee guida per una mensa scolastica di qualità 1

Das Recht auf Genuss und auf eine ausgewogene, umweltschonende Ernährung gehört zu den wichtigsten Anliegen von Slow Food. Ein Anliegen, das darauf beruht, die Problematiken der täglichen Ernährung zu erforschen – und das seit dem Landeskongress von Slow Food Italien 2006 zu den obersten Prioritäten der Bewegung zählt. Seit damals hat der italienische Verein die ersten konkreten Aktionen zum Thema „tägliche Ernährung“ unternommen – unter anderem mit der Beteiligung im Großküchenbereich wie in Schul- oder Krankenhauskantinen. Ausgangspunkt war eine überraschend erfolgreiche Studie: Über 50 Gemeinden füllten den detaillierten Fragebogen aus und gaben Auskunft über ihr jeweiliges Angebot im Kantinen-Bereich. Die Ergebnisse wurden in den Kantinen-Leitlinien Pensa che mensa... scolastica! zusammengefasst und bei der Cheese 2009 vorgestellt. Dies war die erste einer Reihe von Veröffentlichungen, die den Bezug des Vereins zum Kantinen-Bereich erläutern und verbreiten sollten. Weitere Ziele waren, die Kantinenküche näher an kulinarische Traditionen und lokale Erzeuger heran zu bringen und die Geselligkeit in den Speisesälen zu fördern.

ÜBER DAS KLASSENZIMMER HINAUS

Ebenfalls bei der Cheese 2009 konnte das neue internationalen Projekt Slow Food in the Canteen präsentiert werden. A European School Network (Slow Food in der Kantine. Ein europäisches Schul66

ALMANACH

netzwerk). In den ersten Monaten des Schuljahrs 2009-2010 wurden Schulen in 11 europäischen Ländern (Belgien, Bulgarien, Dänemark, Frankreich, Irland, Italien, Lettland, Nordirland, Polen, Rumänien und Spanien) in das Projekt miteinbezogen. Bis zum Frühjahr 2010 soll mindestens eine Schule in jedem Land Europas beteiligt sein. Slow Food in the Canteen richtet sich nicht nur an die Schulverwaltungen, sondern auch an Lehrer, Fachleute, lokale Erzeuger, Schüler, Eltern, Convivien und die gesamte Öffentlichkeit. Das Projekt will die Probleme im Zusammenhang mit der geringen Qualität der Lebensmittel lösen, die in den Kantinen serviert oder während eines Schultages verzehrt werden. Alle beteiligten Schulen verpflichten sich, die Qualität ihrer gastronomischen Dienste zu verbessern. Dafür erhalten sie den Slow Food-Kit für Sinnesbildung: Zu den Wurzeln des Geschmacks. Darin ist Material für pädagogische Initiativen enthalten, die darauf abzielen, das Wissen und Verständnis für Lebensmittel, ihren Geschmack sowie ihre Herkunft und ihre Herstellungsmethoden anzuregen. Die Schulkantinen sind die beste Gelegenheit, um einen positiven Einfluss auf den Markt auszuüben und die Geschmackserziehung zu fördern. Daher ist Slow Food bereit, die laufenden Aktivitäten fortzusetzen und neue anzubieten – in der Hoffnung, dass jeder Einzelne Schritt für Schritt Zugang zu guten, sauberen und fairen Produkten für seine tägliche Ernährung erhält.

SLOW FOOD ARCHIVE I M.POSZONY (TURDA) I M. MARENGO/SLOW FOOD ARCHIVE

GESCHMACK AM SCHULESSEN


SLOW FOOD IN THE CANTEEN ZIELGRUPPE 4000 Schüler in 11 europäischen Ländern ZIELE Das Schulessen zu verbessern, damit es frischer, geschmackvoller und ausgewogener wird. Lokale Produkte zu essen und kürzere Produktketten zu fördern. Geschmackserziehung bei den Mahlzeiten zu fördern, um das, was wir essen, besser zu verstehen und besser auswählen zu können. Umweltschutz durch nachhaltige Produktion zu erreichen, weniger zu verschwenden und mehr zu recyceln. Die geographische Umgebung und die Traditionen kennen zu lernen, die hinter jedem Gericht stehen. Geselligkeit bei Tisch zu fördern.

AUGENZEUGENBERICHT «Wir arbeiten mit Slow Food in the Canteen zusammen, um zu lernen, wie wir unsere Lebensmittel selbst anbauen können, wie man Qualität erkennt, wie man kocht, Tierrassen unterscheidet, Verständnis für biologische Vielfalt entwickelt und vieles mehr. Das erste Projektjahr war ein großer Erfolg. Wir hoffen, das Projekt im nächsten Jahr auch in anderen Schulen umsetzen zu können.» Marta Pozsnoyi, Slow Food Turda, Rumänien

67


ERZIEHUNG

Uganda

EINE ANTWORT AUF DIE LEBENSMITTELKRISE IN UGANDISCHEN SCHULEN

DIE FRÜCHTE AUS EDWARDS GARTEN

68

ALMANACH

Traditionell wird Feldarbeit in Uganda ungehorsamen Schülern als Strafe auferlegt. Das erklärt, warum viele junge Ugander die Landwirtschaft verachten und als eine Tätigkeit wahrnehmen, der man dann nachzugehen hat, wenn man sich schlecht verhalten hat. Neben den geringen Gewinnaussichten ist es dieser negative Beigeschmack, der bewirkt, dass sich viele junge Leute anderen Beschäftigungsformen zuwenden. Dadurch verlieren sie die Bindung an ihre eigene ländliche Herkunft sowie das Interesse für die lokale Lebensmittelproduktion und die damit verbundenen Kenntnisse. Edward Mukiibi, der dreiundzwanzigjährige Leiter des Conviviums Mukuno, versucht diesen Prozess umzukehren. Vor sieben Jahren hat Edward das Projekt Disc (Developing Innovations in School Cultivation) eingeführt, um das Verhältnis zwischen Schülern und Landwirtschaft zu verbessern. Er arbeitete mit lokalen Schulen zusammen, um unterhaltsame Tätigkeiten in Schulgärten und in der Klasse anzubieten und den Schülern zu vermitteln, wie lohnend und befriedigend es sein kann, Lebensmittel anzubauen. Nach der Teilnahme an Terra Madre 2008, bei der Edward als Vertreter des Nachwuchses anderen Verantwortlichen von Erziehungsprogrammen und Lerngemeinschaften das Projekt vorstellte, wurde in Zusammenarbeit mit Slow Food ein

Plan erstellt, der bis Ende 2009 17 Schulen einbeziehen soll.

FREIWILLIG GEGEN DEN HUNGER

Heute sind jährlich über 1,5 Millionen Ugander wegen der durch anhaltende Dürre und Überschwemmungen verursachten Katastrophen vom Hungertod bedroht. Anfang 2009, als die ugandische Regierung erklärte, dass der Mangel an Lebensmitteln das Niveau einer Hungersnot erreicht hatte und 52 Distrikte im ganzen Land von der Lebensmittelunsicherheit bedroht waren, kündigte Edward an, in diesem Jahr einfach konzipierte Schulgärten anzulegen, die für die klimatischen Probleme wie die extreme Dürre und die Bodenerosion geeignet sein sollten. Edward und seine Gruppe arbeiteten ehrenamtlich in den Schulen des ganzen Landes, um für den jeweiligen lokalen Boden geeignete Schulgärten zu planen, anzulegen und zu pflegen. Die Ernte aus den 17 Schulgärten ergänzte die Schulkost und garantierte den Schülern eine tägliche, gesunde und nahrhafte Mahlzeit; um die Initiative zu finanzieren, wurden die überschüssigen Produkte auf den lokalen Märkten verkauft. Das Projekt Disc wurde auch auf der nationalen Landwirtschafts- und Handelsmesse vorgestellt, an der afrikanische Bauern und Agrarexperten teilnehmen. Die einbezogenen Schüler erlebten eine derart

SLOW FOOD ARCHIVE

ERZIEHUNG


positive Erfahrung und Befriedigung, dass sie jetzt begeistert neue Gemüsegärten zu Hause und in ihren Vierteln anlegen wollen, um das Gelernte weiterzugeben. Als Anerkennung für seine Arbeit vertrat Edward die Bewegung Youth Food Movement von Slow Food beim Welternährungsgipfel der FAO und beim International Civil Society Youth Forum 2009. 2010 werden 31 Schulen und über 1000 Studenten an dem Projekt beteiligt sein.

PROJEKT DISC EINBEZOGEN 17 Schulen und 620 Studenten Aktivitäten Schul- und Gemeinschaftsgärten, Programme für Schulessen, Geschmackserlebnisse mit den Produkten des Gemüsegartens. Unterricht zu: Landwirtschaftstechniken, Planung des Gemüsegartens, Kompostierung, Ernährungswissenschaft, Zubereitung traditioneller Gerichte.

AUGENZEUGENBERICHT «Wir selbst werden alt – und die jungen Leute interessiert es nicht, Lebensmittel zu erzeugen. Aber wer wird ihnen und ihren Enkeln zu essen geben? Ich danke dem Projekt Disc und Slow Food, weil sie an die Zukunft denken. Ich weiß jetzt, dass die Kinder unserer Kinder keinen Hunger leiden werden.» Eliazari Magala, ein alter Ugander

69


ERZIEHUNG

Unisg

PROJEKTE AUS DER SLOW FOOD UNIVERSITÄT

ERFINDUNGSGEIST BEI ZUKÜNFTIGEN GASTRONOMEN

70

ALMANACH

Vielleicht war es ausschlaggebend, dass ich, als ich an der Universität für gastronomischen Wissenschaften (UNISG) inskribierte, keine Ahnung hatte, was mich erwartete: Die Entscheidung für Pollenzo war ein Sprung ins Ungewisse. Ich war spontan von der Idee beeindruckt, Lebensmittel als Kulturgüter aufzufassen und zu studieren. So zog ich ins Piemont und schlug diesen verzweigten und abwechslungsreichen Weg ein. Vor kurzer Zeit habe ich nun den zweiten Aufbaukurs begonnen. Diese Universität hat seit ich sei kenne, nie aufgehört, sich zu verändern: Jedes Jahr ist anders als das vorige. Seit ihrer Entstehung hat sie keine Chance ausgelassen, sich weiter zu entwickeln und an die Studenten anzupassen. Während wir zu Gastronomen wurden, wurde die Universität zur Institution. Das Ambiente in Pollenzo ist eine unglaubliche Ideenschmiede, sehr viel mehr als eine normale Studienerfahrung und völlig unkonventionell. Man wechselt von wissenschaftlichen zu humanistischen Themen, erfasst die Realität der Produktion, trifft Lebensmittelbündnisse, setzt sich mit Studenten aus aller Welt auseinander. Das macht die UNISG zu einer ungewöhnlichen Erfahrung, die zwar auch unbequem sein kann – in jedem Fall aber einen deutlich breiteren Horizont vermittelt als jede andere Hochschule dieses Sektors in Italien.

Obwohl seit ihrer Gründung einige Zeit vergangen ist, muss man leider feststellen, dass der italienische Markt für das Berufsbild des Gastronomen noch ziemlich verschlossen – beziehungsweise noch zu unreif – ist. Es ist also etwas Initiative und vor allem Kreativität gefragt, um für eine so ungewöhnliche Ausbildung eine praktische Anwendung zu finden.

FAHRENDE GASTRONOMIE

Die Lösung des Problems fanden wir in “Cavolfiori a merenda” („Blumenkohl zur Jause“), einem Verein zur Förderung der gastronomischen Kultur, der zusammen mit Studienkollegen gegründet wurde. Das fahrende Projekt besteht aus einer Reihe von Veranstaltungen, in denen sich Verbraucher und Erzeuger (alles Agrarbetriebe) begegnen, um Lebensmittel zu genießen und zu besprechen. Die Events finden unter freiem Himmel statt und enden in einem Abendessen an einer langen Tafel inmitten der Felder und Weingärten. Die gesamte Tour – die uns in die Toskana, Emilia, Lombardei und nach Apulien geführt hat – wurde von uns sieben jungen Leuten konzipiert und durchgeführt. Sie weckte die Neugier unserer Gäste – nicht nur für das Projekt selbst, sondern auch für unsere Universität, die sogar einigen Slow Food Mitglieder oft noch unbekannt war.

E.KIDD

ERZIEHUNG


, schwollen oder n s e t s c is Conta ie mehr w Italienisch iela S n Wenn Sie bitte (in udentin Da t n S e ls e ie ib d re tik . ch) an ses Ar Englis Autorin die Pirani,

71


ERZIEHUNG

n e t a a t S e Vereinigt

DIE QUILLISASCUT FARM NIMMT DIE TERRA MADRE MIT NACH HAUSE

ERZIEHUNG

72

ALMANACH

Die Fischerin Amy Grondin wohnt im Südosten Alaskas. Im Oktober 2008 nahm sie am internationalen Terra Madre Treffen in Turin teil. Dabei lernte Amy zwei andere Erzeugerinnen kennen, die sich im Staat Washington der nachhaltigen Landwirtschaft und der biologischen Vielfalt widmen: Kim Bast, Köchin und Ziegenzüchterin, und Lora Lea Misterly, Käserin und Mitbesitzerin der Ziegenzucht Quillisascut in Rice. Die Freundschaft zwischen Amy, Kim und Lora Lea entstand durch ihre gemeinsame Liebe zum “einfachen Genuss” und zu den Menschen, die diesen durch die Produktion von Lebensmitteln ermöglichen. Josh Viertel, Präsident von Slow Food USA, bat alle Teilnehmer des Turiner Treffens, die Botschaft von Terra Madre mit nach Hause zu nehmen und die Programme von Slow Food für den Nachwuchs zu unterstützen. Lora Lea nahm diese Aufforderung sehr ernst. Um die Kenntnisse weiterzugeben, die sie als Slow Food Mitglied und Erzeuger erworben hat, schlug sie Amy und Kim vor, einen einwöchigen Kurs im seit 30 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann geführten Landwirtschaftsbetrieb in Quillisascut zu organisieren. Das Seminar fand im August 2009 statt und ermöglichte zwölf Schülern im Alter von 18-19 Jahren, vollständig in das Leben auf dem Bauernhof einzutauchen. So lernten sie die tägliche Arbeit kennen, die nö-

tig ist, um die Lebensmittel vom Acker auf den Tisch zu bringen. Dazu gehörten auch Aufgaben im Bereich der Bienenzucht und der Ziegenkäseherstellung. Die Schüler lernten, wie viele und welche verschiedenen Rollen es in einem Lebensmittelbündnis gibt und wie man mit den eigenen Entscheidungen die anderen Mitglieder der Gemeinschaft unterstützt. Sie verkochten die täglich geernteten Produkten und nahmen an Diskussionen über die Arbeit, über die Bedeutung von “gut, sauber und fair”, über Genmanipulation und biologische Vielfalt teil. In den Debatten bildeten die Teilnehmer eine eigene Gruppe mit spezifischen Zielen und brachten Ideen ein. Durch die gemeinsame Arbeit entwickelte sich Vertrauen und gegenseitiger Respekt. Das Seminar in der Quillisascut Farm wurde von der DeVlieg Family Foundation und von vielen Slow Food Convivien im Staat Washington finanziert, die auch den jüngeren Mitgliedern Stipendien anboten. Wie z.B. Danny Barksdale, Lehrer bei FareStart (einem Programm für die Fortbildung und berufliche Eingliederung benachteiligter Menschen im Lebensmittelsektor) und Ariana Rose Taylor-Stanley, Studentin der University of Washington und Auszubildende auf einem Bauernhof. Von ihren Erfahrungen in Quillisascut erzählten die beiden jungen Leute bei einem Essen, das FareStart im November organisiert hat, um Fonds für die Stipendien 2010 zu sammeln.

HTTP://QUILLISASCUT.NING.COM

AUSBILDUNG AUF DEM BAUERNHOF


GEDANKEN BEIM ABWASCHEN Spülen, waschen, spülen, durch meine Hände gehen die Teller dieses Abends vor dem Fenster ein Garten im Osten eine Weite mit Bäumen, Feldern und dem Heuschober des Nachbarn in meinen Händen die Verbindung aus Arbeit und Erde Wärme, Regen und Liebe Erinnerungen an weiche Euter das Salz im Käse den warmen Geschmack der sonnengereiften Paprika während meine Hände die Hände anderer sanft spülen waschen und spülen damit es schon bald wieder ein Fest gibt Emily Fielding, Teilnehmerin des Programms und Mitglied von Slow Food Portland

AUGENZEUGENBERICHT «Rick und Lora Lea sind eine aussterbende Art in der modernen Welt; seltene Vögel, die verletzt, aber noch nicht tot sind. Die Rettung ihrer Art liegt bei den Bauern, die sich für den Weg des biologischen Anbaus entscheiden; bei den Studenten, die Ernährungsgruppen gründen; bei den Politikern, die für gesunde, saubere und faire Lebensmittel stimmen; und bei uns allen, wenn wir beim täglichen Einkauf im Supermarkt, auf dem Markt oder beim Essen im Restaurant eine Entscheidung treffen. Rick und Lora Lea sind Revolutionäre, die mit Hacke und Schaufel in der Hand und mit der Kraft der Ideen kämpfen. Ihnen gilt meine ganze Bewunderung.» Claire Nevels, Mitglied bei Slow Food Fourth Corner

73


ERZIEHUNG

Irland

AUSTAUSCH VON ERFAHRUNGEN UND SAMEN

ICH ESSE, WAS ICH SÄE ERZIEHUNG

74

ALMANACH

Michelle Obama ist nicht die einzige, die 2009 begonnen hat, ihr Gemüse im eigenen Garten anzubauen. Auch bei den irischen Convivien steigt das Interesse, Lebensmittel selbst zu erzeugen. Die irische Behörde für Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion Teagasc wurde von Informationsanfragen überschwemmt, die «nicht von Landwirten, sondern von allen möglichen Menschen kamen». Daher veröffentlichte sie im März 2009 A Guide to Vegetable Growing (Anleitung für den Gemüseanbau). Um dem steigenden Interesse entgegenzukommen, beschlossen der Journalist Michael Kelly und Donal Lehane – Leiter des Slow Food Convivium South East – das Thema des Gemüseanbaus im Eigenheim bei Slow Food Ireland einzubringen. Seit fünf Jahren bauen Michael und seine Frau ihr eigenes Gemüse an. Am Anfang suchten sie eine Gruppe lokaler Erzeuger, um sich ihnen anzuschließen und zu lernen, wie man die Erde bearbeitet und auch um Gleichgesinnte kennen zu lernen. Da sie keine Gruppe fanden, organisierten sie ein Treffen zum Thema in der lokalen Bibliothek. Zu ihrer großen Überraschung nahmen mehr als 100 Personen teil.

DAS GRAS IM EIGENEN GARTEN IST IMMER GRÜNER

Als beim Waterford Harvest Festival (12. September 2009), ein Jahr nach Terra Madre Irland 2008, das irische Netzwerk der Grow It Yourself-Gemüsebauer gegründet wurde (wörtl.: Bau es selbst an, breitete sich der Erfolg von Michaels Initiativ aufs ganze Land aus. Ziel ist es, die Menschen dazu zu ermutigen, sich an den Anbau zu wagen, und ihnen die erforderlichen Kenntnisse für ein gutes Gelingen zu vermitteln. Die Veranstaltung wurde zu einer Feier der “guten, sauberen und fairen” Lebensmittel und brachte den Teilnehmern die Vorteile von selbstgezogenen Gemüse und Obst näher. Das Programm bot zahlreiche Initiativen und Vorträge von Persönlichkeiten wie der Gründerin der Ballymaloe Cookery School und internationalen Beirätin von Slow Food Darina Allen, Michael Kelly und Clodagh McKenna – einem Terra Madre-Koch. In den Seminaren wurde über Gesundheit und Ernährung, Zubereitung von Backwaren, Permakultur, Bewahrung des Saatguts, Schrebergärten und Gemeinschaftsgärten diskutiert. Über 300 Delegierte nahmen daran teil. Mit der Ausbreitung des Phänomens be-


«Angesichts der Wirtschaftskrise und der steigenden Sorge über die Qualität des aktuellen Lebensmittelsystems besteht ein großes Interesse für den Anbau von biologischen Lebensmitteln in Eigen-, Schreber- oder Gemeinschaftsgärten. Viele Leute sind überzeugt, dass es nicht nur eine wirtschaftlich sinnvolle Entscheidung ist, seine eigenen Lebensmittel herzustellen, sondern dass man sich dadurch auch lebendiger, aktiver und mehr mit der Gemeinschaft und der Umwelt verbunden fühlt». Michael Kelly, Gründer von Grow It Yourself Ireland

M.MARENGO/SLOW FOOD

D.LEHANES PERSONAL COLLECTION

AUGENZEUGENBERICHT

75


M.MARENGO/SLOW FOOD

D.LEHANES PERSONAL COLLECTION

ERZIEHUNG

GROW IT YOURSELF OBJEKTIVE Die GIY-Gruppen wollen den individuellen Aspekt der “Selbstversorgung” überwinden und die Amateurbauern vereinen, damit sie voneinander lernen und mit Gleichgesinnten in Kontakt treten können. AKTIVITÄTEN Schulungskurse; Besuche von Nutzgärten; Tauschhandel mit Saatgut und Produkten; Webseiten-Forum (Informationen zu Gemüsegärten. z.B. Bodenvorbereitung, Fruchtfolge, Nachrichten und Veranstaltungen, Fotogalerie, Links und interaktives Forum); Meitheals sind traditionell-irische Treffen, bei denen die GIY-Mitglieder gemeinsam Gartenarbeit betreiben. Der Begriff Meitheals geht auf landwirtschaftliche Arbeitsgruppen zurück, die sich früher bei der Vorbereitung des Heus oder der Getreideernte gegenseitig halfen. 76

ALMANACH

gannen begeisterte häusliche Gemüsebauer sich in den lokalen GIY zu treffen, um Kenntnisse und Erfahrungen auszutauschen. Eine solche gegenseitige Unterstützung ist normalerweise nur bei Schrebergarteninhabern üblich. Derzeit gibt es 33 GIY-Gruppen, die sich jeden Monat treffen und für jeden offen sind, der sich für den Anbau von Lebensmitteln interessiert – ob es sich nun um ein paar Kräuter auf dem Balkon oder um eine komplette Selbstversorgung handelt. Die GIY-Bewegung wächst weiter: Jede Woche kommen etwa drei neue Gruppen hinzu. Derzeit sind 18 Grafschaften einbezogen. Ziel aber ist, bis zum Frühjahr 2010 mindestens eine Gruppe in jeder der 32 irischen Countys zu haben.


Bontempi and Laudi Award 2010

pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità It was awarded on February 3 at the Regional Museum of Natural Sciences of Turin the Rinaldo Bontempi pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità and Maurizio Laudi Award, an important piece of the Ethics and Sport project promoted by Regione Piemonte, pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità in collaboration with Turinpubblicità Olympic Park and editedpubblicità by a Scientific Committee, made up of influential members pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità of the sporting, social, political and economic world. pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità Rinaldo Bontempi was apubblicità respected politician died in the summer ofpubblicità 2007,and itpubblicità was he pubblicità pubblicità pubblicitàof Piedmont, pubblicitàwho pubblicità pubblicità who promote, as vice-president of TOROC, the Organizing Committee for the XX Olympic Winter Games of pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità Turin 2006, a committee of the values and the “Charter of Intents”, first example of a document within the pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità Olympic social responsibility of sport. pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità Maurizio Laudi, died in pubblicità September ofpubblicità 2009, waspubblicità a young judge, deputy Prosecutor Turin then appointed pubblicità pubblicità pubblicità pubblicitàof pubblicità pubblicità Republic’s Prosecutor once transferredpubblicità to Asti. In 1995 he was appointed Calcio and Federcalcio, Sport pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicitàby Lega pubblicità pubblicità pubblicità Judge for national competitions. Sincepubblicità 2008 he waspubblicità the leader of the Scientific Committeepubblicità of Ethics and Sports pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità of the Piedmont Region, started by Rinaldo Bontempi, giving a strong contribution in the dissemination a proper pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicitàofpubblicità sports education and to the concept ofpubblicità sport as a cultural phenomenon. pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità THE PRIZES IN THEpubblicità FIVE CATEGORIES pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità 1) INSTITuTIONS CATEGORy pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità CITY OF TURIN: for having committed to let the citizenship know pubblicità the principles pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità of good sports culture by the exposition of the Ethics Charter for Sport Piedmont. pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità 2) ASSOCIATIONS/SPORTS CLuBS CATEGORy ITALIANpubblicità FEDERATION pubblicità HIT BALL: sportpubblicità invented in Turin by a teacher to prevent pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità discomfort in the school. Afterwardspubblicità it has been organized into apubblicità federation. pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità 3) PROJECTS CATEGORy pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità MATTI pubblicità PER IL CALCIO:pubblicità is the National Football League with 7 players for each team, which pubblicità involves patients in mental health centers, pubblicità psychiatrists and nurses (by pubblicità Uisp). pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità 4) ATHLETES/TECHNICAL/ MANAGEMENT CATEGORy pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità ROBERTA FIANDINO: Biathlon athlete, awarded forpubblicità her continuous commitmentpubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità and significant achievements in a sport that unfortunately is often not considered. pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità BRUNApubblicità MATTA GUARINO: A.S.D. MARCHESA’s President awarded for her daily work for the elderlypubblicità and for a vision of sport based not on competition but on the wide participation. pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità 5) COMMuNICATIONS CATEGORy pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità IL CORRIERE SPORTIVO: for giving voice to the sport in its local dimension, pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità growing a culture of ethics in sport. pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità www.eticasport.it pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità

WINNER OF ISSUE 2010: SAMPLES OF ETHICS AND SPORT


ARCHIVIO SLOW FISH, ©A.PEROLI

ERZIEHUNG

78

ALMANACH


h s i F w o l S e n g a Die Kamp DIE VIELFALT DER MEERE BEWAHREN

IM NETZWERK GEFANGEN ERZIEHUNG

Die Probleme, denen die Meere dieser Welt gegenüberstehen, sind zahlreich und komplex. Darum fällt es uns, wenn es um nachhaltige Fischerei geht, so schwer, zu wissen, auf wen oder was wir hören sollen. Eines ist allerdings klar: Der Fischfang folgt der gleichen Logik wie die industrielle Landwirtschaft und Viehzucht: Die Produktion wird intensiviert, um einen weltweiten Massenmarkt zu beliefern, auf dem Lebensmittel zu einer Ware wie jede andere auch werden; eine Commodity, die wir ohne zu Zögern auch Tausende von Kilometern weit transportieren, sofern sie nur beim Meistbietenden ankommt. Kolossale Subventionen unterstützen die intensive Produktion, ohne die daraus entstehenden, schweren Ungleichgewichte in Betracht zu ziehen. Den hohen Preis dafür zahlen die Umwelt, die biologische Vielfalt, die Gemeinschaften und unsere Gesundheit. Wir erleben den Verfall der marinen Ökosysteme und den gefährlichen Rückgang jener Arten, die eine lebenswichtige Rolle in der Nahrungskette erfüllen. Sowie die zunehmende Ungerechtigkeit beim Zugang zu den Ressourcen und den enormen Druck, der auf den handwerklich arbeitenden Fischergemeinschaften und ihren nachhaltigen Methoden lastet. Slow Food ist fest davon überzeugt, dass jeder von uns in seinem kleinen Rahmen

handeln kann, um diesen Mechanismus aufzuhalten: Indem wir uns für eine Ernährung entscheiden, die aus einer handwerklichen, umweltschonenden Produktion stammt. Wir haben es in der Landwirtschaft gesehen: Der Verbraucher hat einen fairen, biologischen, lokalen und saisonbezogenen Markt “geschaffen” – mit Schwerpunkt auf Bauernmärkte und Gemeinschaftshöfe (Community Supported Agriculture), bei denen die Verbraucher zu “Aktionären” eines Bauernhofs werden und sowohl Risiken als auch den Gewinn der Lebensmittelproduktion teilen. Im Rahmen des Fischfangs lässt – mit Ausnahme von einigen umstrittenen, wenn auch notwendigen Kennzeichnungsmethoden – der Anstoß zu einem nachhaltigen Verbrauch noch auf sich warten. Und das, obwohl die Situation zunehmend kritischer wird.

NACHHALTIGE REZEPTE

Slow Food ist der Überzeugung, dass, um die Situation umzukehren, die gleiche Strategie wie in der Landwirtschaft nötig ist: eine Rückkehr zu den Ursprüngen der Ernährung. Das heißt: Neugier und Genuss in den Dienst nachhaltiger Entscheidungen zu stellen; Rezepte und vergessene Geschmacksrichtungen wiederentdecken, die auf dem globalen Markt zu verschwinden drohen; Kenntnis der traditionellen 79


ERZIEHUNG

Praktiken im Umgang mit den Ressourcen der Bäche, Flüsse, Seen und Meere zu vertiefen. Dafür wurden im Rahmen der internationalen Kampagne Slow Fish zahlreiche Initiativen gestartet, die darauf abzielen, die traditionelle Kleinfischerei sowie vergessene Fischarten aufzuwerten. Größtes Aushängeschild dieses Engagements ist wohl die internationale Slow Fish-Messe, die alle zwei Jahre in Genua stattfindet. Im Rahmen der Messe werden Konferenzen und didaktische Aktivitäten 80

ALMANACH

abgehalten, die sich sowohl mit der Bedrohung der Weltmeere, als auch mit positiven Entwicklungen beschäftigen. Auch Aktivitäten für Kinder und Jugendliche werden angeboten, um ihnen den Zugang zum Meer und seinen Bewohnern näher zu bringen. Natürlich wird dabei auch nicht auf die Verkostung von Köstlichkeiten aus dem Meer vergessen. Für die Kampagne ist eine Internetseite in vier Sprachen geplant, die all jene verfügbaren Informationen zusammenfasst, die es ermöglichen, die Probleme,

©A.PEROLI

DIE RESSOURCEN DER OZEANE SIND IN EINEM BEUNRUHIGENDEN ZUSTAND


FISCH NACHHALTIG PRODUZIEREN UND KONSUMIEREN

die mit Fischkonsum verbunden sind, zu erkennen. Ein Bereich der Website ist den Beiträgen aus der Slow Fish Challenge gewidmet. Diese bietet all jenen, die zum Slow Food und Terra Madre Netzwerk gehören, Rezepte und wissenschaftliche Informationen über lokalen und nachhaltigen Fisch an. Ein anderer Bereich informiert über alle Aktionen, die jeden Tag von den Mitgliedern des Netzwerks umgesetzt werden, um guten, sauberen und fairen Fisch zu fördern. Spezifische Angebote richten sich an

Die Ozeane begreifen

Schulen, um mit didaktischen Mitteln die Grundbegriffe der Nachhaltigkeit zu illustrieren. Auf dieser Basis soll jede Klasse eine Untersuchung über die lokalen Arten durchführen. Auch die Slow Food Stiftung für die biologische Vielfalt ist involviert: zusammen mit den Meeresbündnissen von Terra Madre hat sie bereits 23 Projekte für Presidi aufgenommen und bereitet neue Initiativen in Verbindung mit nachhaltigem Fischfang und mit Blick auf die Terra Madre 2010 vor. Fortsetzung folgt...

81


ERZIEHUNG

n e t a a t S e Vereinigt CAMPAGNE FÜR ECHTES ESSEN IN SCHULEN

TIME FOR LUNCH: ENTHUSIASMUS IN STARS AND STRIPES ERZIEHUNG

82

ALMANACH

Im März 2009 kündigte das Weiße Haus an, dass ein kleiner Gemüsegarten für den Bedarf der Präsidentenküche angelegt würde. First Lady Michelle Obama lud Kinder der lokalen Grundschulen ein, das Projekt mit ihr zu beginnen und dann wiederzukommen, um zu säen, zu ernten und HulaHoop zu spielen. Die Initiativen der First Lady vermitteln eine starke Botschaft über den Wert natürlicher Lebensmittel. Ihre Stimme ergänzt die schon aktive Bewegung all jener, die sich dafür engagieren, die Lebensmittel von der Erde auf den Tisch zu bringen: den Unterstützern von Slow Food ist seit längerer Zeit klar, dass Gemüsegärten nicht nur ein wichtiges Element in der Erziehung der Kinder bedeuten, sondern auch dazu geeignet sind, deren Verhältnis zum Essen zu verbessern. Angesichts des günstigen politischen Klimas und der Erfahrung der Slow-Bewegung bei der Förderung der Geschmackserziehung bei Kindern und Jugendlichen war es für Slow Food USA eine natürliche Entwicklung, sich über die Politik für eine Veränderung des Systems einzusetzen. 2009 begannen die amerikanischen Convivien, Initiativen auf lokaler Ebene zu organisieren, um eine Änderung des National School Lunch Program – dem landesweiten Programm für das Schulessen – zu fordern.

Über 31 Millionen amerikanische Kinder essen täglich in der Schule: Die Verbesserung des nationalen Programms ist eine außerordentliche Chance, um die Schulen an die lokalen Landwirtschaftsbetriebe zu binden und den Kindern eine gesunde Ernährung zu garantieren. Der Mangel an Finanzmitteln ist für die Schulen das schwerste Hindernis. Derzeit gewährt ihnen der Kongress lediglich einen Dollar pro Mahlzeit für den Einkauf von Lebensmitteln. (Der Rest des Geldes wird für Gehälter, Ausrüstung etc...verwendet). Natürlich ist es alles andere als dienlich, dass es Automatenaufstellern genehmigt wurde, Trash-Food in den Schulen zu verkaufen. Und dass die Schulen heute nicht mehr über die Ausstattung und Ressourcen verfügen, um frische Produkte von lokalen Bauern zu kaufen und zu kochen.

SIT AND EAT

Slow Food USA hat die Kampagne Time for Lunch lanciert und eine große öffentliche Veranstaltung zur Unterstützung jener Schulen organisiert, die natürliche Lebensmittel servieren wollen. Anlässlich des Labor Days am 1. September 2009 veranstalteten Convivien und Freiwillige über 300 Eat-Ins – eine Kreuzung aus gemeinsamem Essen und Sit-in. Über 20.000 Menschen in 50 Staaten


SLOW FOOD ARCHIVE

haben gemeinsam in Parks, in Schul-, Hinter – und Bauernhöfen und auf Rathausplätzen getafelt. Das darauf folgende, große Medienecho beweist, dass Amerikas Familien Taten von Seiten des Kongress sehen wollen. Für eines der sechs Eat-Ins im Gebiet von Los Angeles hat sich Emily Ventura von Slow Food Los Angeles mit dem Homegirl Café – einem gemeinnützigen Verein, der Jugendliche von der Straße holt, indem er ihnen professionelle Kochkurse anbietet – zusammen getan. Die jungen Köche haben die Bauernmärkte und lokalen Geschäfte mit einbezogen, um die Idee der Kampagne bei anderen Mitgliedern der Gemeinschaft zu verbreiten und alle zur Teilnahme am EatIn aufzufordern. Die Zusammenarbeit mit neuen Partnern trug außerdem dazu bei, die Botschaft von Slow Food in jenen Teilen der Gesellschaft zu verbreiten, die das Convivium nicht erreicht. Über 400 Menschen nahmen an dem Event teil. Als Kristin Hayles feststellte, dass in ihrer Heimatstadt Houston kein Eat-In geplant war, wurde sie sofort aktiv: sie schickte E-Mails an Freude, baute eine Organisationsgruppe auf und trommelte Sympathisanten zusammen. Schließlich willigte Reverend Mark Downs ein, das Eat-In in seiner Kirche zu veranstalten. Im ganzen Land wurden ähnliche Erfolge erzielt: das Eat-In von Slow Food Santa

Cruz lockte mehr als 100 Menschen an und verstärkte die Bindungen des Conviviums zu den lokalen Organisationen; sogar Kongressmitglied Sam Farr nahm daran teil und sprach zur Menge. Das Slow Food Convivium Huntington in New York überzeugte das städtische Verwaltungsorgan Board of Supervisors, den 7. September zum Time for Lunch Day zu erklären. Slow Food Atlanta versammelte über 350 Menschen, die Banner malten und fröhlich durch den Piedmont Park zogen. Nach wie vor zieht die Kampagne große Aufmerksamkeit und immer mehr Mitglieder an: Tausende von Briefen wurden an die Kongressmitglieder geschickt, um sie zu bewegen, die Nährwerte der Lebensmittel in den Schulen zu verbessern, die Fonds für das Schulessen zu erhöhen und verpflichtende Finanzierungen für das Programm Farm to School zu erreichen. Noch ist es zu früh, um die Reaktion des Kongresses abzusehen (die Überarbeitung des Gesetzes ist bis September 2010 geplant), aber die Kampagne hat die Prinzipien von Slow Food – Recht auf Genuss und Engagement für den Zugang zu natürlichen Lebensmitteln – mit Sicherheit nutzen können, um eine Bewegung anzuregen, die aus dem amerikanischen Volk heraus entsteht. 83


NETZWERK

A.OBICE

NETZWERK

84

ALMANACH


Nahrung ist Politik. t is lt a lf ie V r e d r vo t k Respe atur ist N r e d it m g n a g m U . ik Polit itik. ol P t is e r d a M a r r e Politik – T

85


NETZWERK

NETZWERK

86

ALMANACH

« Ein seltsames Gefühl kann einen überkommen, wenn man zum ersten Mal die Menschlichkeit von Terra Madre erblickt. Die Vielfalt, der man sich gegenüber sieht, ist derart groß, dass der Anblick zunächst befremdlich wirken kann. Seit der ersten Veranstaltung haben zahlreiche Teilnehmer beschlossen, sich bei dem Treffen stolz in ihren traditionellen Trachten zu zeigen. Statt Terra Madre als das zu erkennen, was es ist, nämlich ein Sinnbild jener Menschen, die unsere Erde bewohnen und bestellen, könnte man das Ganze als spektakuläre Parade missverstehen; als eine hübsche Dritte Welt-Schau (tatsächlich fallen die Trachten der ärmsten Völker viel mehr auf als die “normale” Kleidung der westlichen Bauern); oder als einen nostalgischen Appell an noble Gefühle – irgendwo zwischen ländlicher Idylle und Mitgefühl. Doch nein: Terra Madre ist nichts davon. Zweifellos birgt der Anblick dieser Viel-

falt, die in einem Saal versammelt ist oder neugierig, fröhlich durch die Ausstellungshallen spaziert, eine starke ästhetische Komponente. Der Eindruck ist einfach bewegend, und ich bin überzeugt, dass jeder, der dies erlebt, daraus neue Kraft, neuen Schwung und eine außerordentliche Eingebung schöpfen wird. Sicher hat Terra Madre eine poetische Dimension, die aus der starken Würde der Vielfalt und aus der Schönheit dieser Menschen entsteht. Oder einfach nur aus dem Gefühl heraus, das einen überkommt, wenn man sie vereint sieht – aber Terra Madre hat auch und vor allem eine politische Dimension. Terra Madre verkörpert den Traum all jener, die stets nur als Randfiguren – als das sprichwörtliche “fünfte Rad am Wagen” – betrachtet wurden, sich endlich bedeutend und vereint zu fühlen. Die wahre Bedeutung jenes Teils der Menschheit, der aus Kleinbauern oder sonstigen Produzenten nachhaltiger Le-

A.OBICE

POESIE ODER POLITIK?


isse von n d n ü lb e t it m s n e b e Die L ttet, e r e g n e b a h e r d a Terra M t vernichtet hatten. was wir längs un, von Zweifeln Und was wir nerbeleben wollen: geplagt, wied it, Genügsamkeit, Nachhaltigkechere, reale eine menschli Wirtschaft. bensmittel besteht, wurde stets unter-

schätzt. Im besten Fall betrachtete man sie als „zurückgeblieben“ und als unfähig, mit der Zeit zu gehen. Im schlimmsten Fall als “unterentwickelt”, ja sogar als Ausgestoßene. Dies war ein schwerer Denkfehler, der dem herrschenden wirtschaftlichen und politischen System zum Verhängnis werden könnte. Die Politik hat die Bauern aus dem demokratischen Prozess ausgeschlossen: im reichen Westen, wo sie kaum mehr existieren; im armen Süden, wo sie als Wählerstimmen gebraucht, aber keineswegs als würdig betrachtet werden, einen anständigen Lebensstandard zu führen. Trotz allem haben sie ihr Wissen und Können bewahrt. Und haben nie aufgehört, qualitativ und in Harmonie mit der Erde zu produzieren und jene Werte und Praktiken zu bewahren, die wir viel zu früh auf dem Altar des Konsumismus geopfert haben. Die Lebensmittelbündnisse von Terra Madre haben gerettet, was wir längst vernichtet hatten. Und was wir nun, von Zweifeln geplagt, wiederbeleben wollen: Nachhaltigkeit, Genügsamkeit, eine menschlichere, reale Wirtschaft. Das Schicksal unserer Nahrung liegt in ihrer Hand. Sie sind dazu in der Lage,

eine Revolution in der Produktion auszulösen. Alles was sie verlangen, ist gehört und respektiert zu werden – und gemäß ihren Traditionen und Begabungen weiterzumachen. Nahrung ist Politik. Respekt vor der Vielfalt ist Politik. Umgang mit der Natur ist Politik – Terra Madre ist Politik. Und wenn sich Politik mit Poesie erfüllt; wenn sich das Schöne und Edle mit dem Ernsthaften und Greifbaren vereint – so tut das der Politik keinen Abbruch. Die Zeit ist gekommen, in der Ethik und Ästhetik nicht mehr getrennt werden dürfen; in der sowohl die Poesie als auch die Politik von Terra Madre die Welt lehren, nicht noch hässlicher zu werden, nicht diesen Prozess der globalen Gleichschaltung fortzusetzen, der die Völker erniedrigt und ihnen die Entscheidungsfähigkeit nimmt. Terra Madre ist durchdrungen von revolutionären Werten. Denn nur sie sind in der Lage, unser Schicksal zu beeinflussen und jeden von uns in seinem Innersten zu verändern. Unsere einzige Chance, um zu beginnen, die Übel dieser Erde zu bekämpfen.» Aus: Carlo Petrini, Terra Madre. Come non farci mangiare dal cibo, Slow Food Editore/Giunti 2009. 87


M.MARENGO/SLOW FOOD ARCHIVE I L.RINALDINI I B.MUCKE

NETZWERK

88

ALMANACH


Convivien unlgdemeinschaften Lebensmitte SLOW FOOD UND TERRA MADRE: KEINS OHNE DEM ANDEREN

VERBINDUNGEN NETZWERK

Terra Madre entstand aus einer Eingebung heraus: nämlich der Erkenntnis, dass die Begegnung und der Austausch zwischen den wahren Akteuren der Landwirtschaft – jenen Vertretern einer anderen Auffassung von Lebensmittelproduktion – notwendig ist. Die Eingebung hat sich in den Willen gewandelt, ein großes, weltweites Netzwerk von Lebensmittelbündnissen aufzubauen. Ein Lebensmittelbündnis besteht aus allen, die hochwertige Lebensmittel erzeugen, verarbeiten und in den Handel bringen. Und dabei nachhaltige Praktiken anwenden und eng an ihr Land gebunden sind. Diese Bündnisse kämpfen gegen die intensive Landwirtschaft, die die natürlichen Ressourcen schädigt. Und gegen die Massen-Lebensmittelindustrie, die auf Gleichschaltung des Geschmacks abzielt und die Existenz der Kleinerzeuger gefährdet.

DIE BISHERIGEN SCHRITTE

2004 fand in Turin das erste Treffen der Lebensmittelbündnisse statt: es war dies die erste, wesentliche Etappe zur Gründung des internationalen Netzwerks. Das zweite Treffen 2006 bezog auch Köche mit ein, die durch Unterstützung und Austausch mit den Erzeugern die Bündnisse stärken und sich für den Erhalt der traditionellen Anbaukulturen einsetzen. An dem Treffen nahmen auch Universitäten und Forschungszentren aus aller Welt teil, so dass sich traditionelles Wissen und offi-

zielle Wissenschaft im Netzwerk zusammenschlossen. Zu den Teilnehmern am dritten Treffen gehörten auch Jugendliche, welche die wahren Botschafter der Mission von Terra Madre sind. Sie sind es, die die Wichtigkeit der neuen Generationen für die Zukunft der kleinen Landwirtschafts- und Lebensmittelproduktion verdeutlichen. Heute umfasst das Netzwerk Terra Madre fast 3000 Bündnisse, von denen viele zu einer Anlaufstelle für ihre Umgebung und für Slow Food geworden sind. Denn gerade aus den Lebensmittelbündnissen sind viele Convivien hervorgegangen – ein Zeugnis für die unerlässliche und notwendige Verbindung zwischen Slow Food und Terra Madre. Die Leiter der Bündnisse werden zu Botschaftern von Slow Food, unterstützen die Philosophie und verbreiten die Themen und Ziele in Gesprächen, Veranstaltungen, Events quer über den Erdball.

AUSTAUSCH UND SOLIDARITÄT

Die große Kraft von Terra Madre liegt genau hierin: im Kontakt und in der Verbreitung der zahlreichen Events, von denen einige von der Zentrale koordiniert, andere eigenständig gefördert werden. Das Netzwerk Terra Madre ist längst unabhängig, es trägt sich selbst, es will und kann nicht „verwaltet“ werden. Man denke nur an die nationalen Terra Madre Treffen: in Brasilien, Äthiopien, den Niederlanden, Irland, Weißrussland, Schweden, Spanien, Kenia, Argentinien... 89


©A.PEROLI, 2007

NETZWERK

KEINS OHNE

DEM ANDEREN

TerraoodMadre Slow F

Terra Madre bedeutet auch Solidarität: Die Bündnisse sind immer bereit, Bauern oder Bevölkerungsgruppen in Schwierigkeiten solidarisch zur Seite zu stehen. Eins von vielen Beispielen ist die Unterstützung für die mexikanische Region Tabasco im November 2007, als diese von einer verheerenden Überschwemmung heimgesucht wurde. Das Netzwerk Terra Madre hatte sich in Gang gesetzt, um der lokalen Bevölkerung zu helfen und sie zu unterstützen – was schließlich zu einem Projekt für einen umfangreichen Zusammenschluss von Kakaobauern führte. Terra Madre bedeutet Kooperation: zum Beispiel wurden die Projekte, die zur Gründung dreier „Märkte der Erde“ im Libanon und der Presidi im Süden der Welt geführt haben, in den letzten zwei Jahren auf Afrika und Südamerika ausgedehnt. Und dann die Erziehung, die sich vor allem an Kinder und Jugendliche richtet – eine Notwendigkeit für eine Welt, in der die Bindung zwischen jungen Menschen einerseits und der Erde und den Lebensmitteln andererseits immer schwächer wird. In über 100 Ländern gibt es Hunderte von Initiativen, die von den Terra Madre Bündnissen direkt gelenkt werden. Als Beispiel seien die Schulgärten genannt, von denen es rund 700 in

90

ALMANACH

aller Welt gibt und an denen allein in Italien über 15.000 Kinder teilnehmen. Vergessen wir auch nicht den Schutz von Naturvölkern: Am dritten Turiner Treffen nahm auch die äthiopische Musikgruppe Zala Kamba vom Stamm der Gamo teil, der – trotz des hohen Ansehens, das Musiker in Äthiopien genießen – von jeher ausgegrenzt wird. Bei ihrer Rückkehr nach Äthiopien wurden die Zala Kamba von der Lokalregierung mit einer Zeremonie empfangen – dadurch sind sie zum Symbol und zu Repräsentanten ihrer Gemeinschaft geworden.

POLITISCHER AKTEUR

Durch die tägliche Arbeit von tausenden Menschen in der ganzen Welt stärkt sich das Bewusstsein, dass wir nicht allein sind im Kampfe gegen die Standardisierung und die Gleichschaltung in allen Bereichen unseres Lebens; dass die Arbeit, für die wir uns alle gemeinsam einsetzen, wesentlich für das Überleben der gesamten Menschheit ist. Im Namen einer biologisch vielfältigen Welt verteidigen wir unsere Regionen und ihre Einzigartigkeiten. In dieser Welt existiert und behauptet sich das Netzwerk von Slow Food und Terra Madre, dem wir alle angehören und das wir alle ausbauen können.


Scriba Studio

pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità Wäh le diepubblicità Univerpubblicità sität pubblicità r Gastro nomis pubblicità pubblicità pubblicitàde pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità chen W issens chaftepubblicità n pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità Entdecke die Möglichkeit, reisend zu pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità studieren pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità > Bachelor-S tudiengan g in Gastr onomische n Wissenschaften pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità > Master-Studiengang in Kommunikation und Management des Gastronomischen pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità und Touris tischenpubblicità Erbes pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità Einjährige r Master pubblicità Post laurepubblicità am: pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità > Italian Gastronomy and Tourism pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità > Food Culture and Communications pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità

DIE ZUKUNFT DES ESSENS MACH MIT!

www.unisg.it

pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità Universität der Gastronomischen Wissenschaften Piazza Vittorio Emanuele 9, fraz. Pollenzo - 12042 Bra (Cn) Italien - Tel. +39 0172 458511 info@unisg.it


SLOW FOOD ARCHIVE

NETZWERK

92

ALMANACH


Tansania

TERRA MADRE IN AFRIKA

DER RHYTHMUS VON DAR ES SAALAM NETZWERK

Als Mwadhini Manza, Leiter des Conviviums in Asilia in Tansania, am 29. Mai das Wort ergreift, ist er sichtbar zufrieden. Und trotz seines eleganten und beherrschten Auftretens auch ziemlich aufgeregt. Der Saal ist gedrängt voll: Über 200 Vertreter von Bündnissen, Presidi, Entwicklungsprojekten und Fairtrade-Organisationen sowie Köche, Journalisten und Fachleute für biologischen Anbau, sind aus allen Ecken Tansanias, aus Sansibar, aus Uganda, aus Kenia, Madagaskar und Somalia nach Dar es Saslam gekommen. Die Veranstaltung beginnt mit der Begrüßung der Teilnehmer durch Joannes Kamonga, dem Vorsitzenden von Cefa Trustees sowie dem italienischen Botschafter in Dar – Francesco Catania – und genanntem Mwadhini Manza. Begleitet wird sie von tosendem, bewegendem Applaus. Die außerordentliche Anteilnahme ist auf die mobilisierende Kraft des Terra Madre Netzwerks zurückzuführen, das mittlerweile in vielen Gebietens Afrikas spürbar verankert ist. Sie ist aber auch der organisatorischen Fähigkeiten einer Organisation namens Cefa aus Bologna zu verdanken. Zusammen mit der Slow Food Stiftung für biologische Vielfalt arbeitet Cefa an einem europäischen Projekt, das Aktionen finanziert, die darauf abzielen, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und fairen Handel zwischen Nord und Süd zu fördern. Seit vielen Jahren schon ist Cefa vor Ort aktiv und verfügt über eine attraktive Niederlassung

im Süden der Stadt sowie über ein bequem ausgestattetes Gästehaus und über gute Kontakte im ganzen Land. Miteinbezogen ist auch eine Organisation Namens Cope. Eine kleine – aber effiziente – NGO aus Catania, die seit Jahren in der Landwirtschaft im Süden Tansanias tätig ist. Die Themen des europäischen Projekts waren Gegenstand einer ausführlichen Debatte, in deren Zentrum ebenfalls die Probleme des Handels mit lokalen Produkten standen. Ein Handel, der heute stark unter der subventionierten Konkurrenz aus dem Westen sowie den – für das gesamte subsaharische Afrika typischen – infrastrukturellen Problemen leidet. Trotz aller Probleme wurden auch optimistische – oder zumindest konstruktive – Stimmen von jenen Delegierten laut, die bereits an Terra Madre in Turin teilgenommen hatten. Sich als Teil eines großen solidarischen Netzwerks zu fühlen, eine gemeinsame Idee von Landwirtschaft, von Qualität (am Ende sprachen alle von “gut, sauber und fair”) und von Relokalisierung des Verbrauchs zu vertreten, war für die teilnehmenden afrikanischen Bauern, Fischer und Züchter nicht nur Grund zur Hoffnung, sondern stellte auch eine Möglichkeit der Befreiung dar. Die wertvolle Arbeit jener Organisationen, die Terra Madre Tansania ermöglicht hatten, hat zu einem Erfolg geführt, der weit über die Erwartungen hinausging. Und von dem man sich neue Impulse für die Aktivitäten von Slow 93


SLOW FOOD ARCHIVE

NETZWERK

TERRA

MADRE

Tansania

94

ALMANACH

Food in diesem Gebiet erwarten kann. Von Slow Food Tansania kam die Idee, am letzten Tag des Treffens einen Bauernmarkt in Slipway, dem elegantesten Viertel der Hauptstadt, zu veranstalten. Die Bauern errichteten rund dreißig Stände. Auf den Tischen standen Slow Food-Kärtchen – und über dem Eingang wehte die Slow Food Fahne. Verkauft wurde frisches und getrocknetes Obst und Gemüse sowie Saucen und Konserven, Eier, Pilze, Käse, Reis, Knollenfrüchte, frische und getrocknete Heil- und Küchenkräuter, Kräutertees, Cremes und Leder, das mit natürlichen Methoden ge-

gerbt wird: eine Art Markt der Erde, der die schöne Piazzetta am Meer mit Farben und Düften belebte und der Veranstaltung eine authentische, volkstümliche Lebendigkeit verlieh. Kein Land wäre besser geeignet als Tansania, um den Rahmen für die erste Terra Madre in Afrika zu bilden: Dies ist eine magische Region, eine Art Eden, wo man alles anbauen kann, wo alles üppig blüht, wo noch die faszinierendsten, wildesten Tiere leben. Eine echte „Terra Madre„ – eine „Mutter Erde“ im wahrsten Sinn des Wortes – in der die Themen von Slow Food mit Sicherheit auf noch mehr Gehör treffen werden.


www.regione.lombardia.it

pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità pubblicità

Green is in our nature.

In the last 10 years Regione Lombardia has planted an additional 10 million trees. Enjoy them all.


NETZWERK

Brasilien

TERRA MADRE IN BRASILIEN

SYNERGIEN IM NETZ NETZWERK

96

ALMANACH

Die Förderung der lokalen Lebensmittel und der Schutz der pflanzlichen und kulturellen Vielfalt sind in Brasilien entscheidende Fragen. Denn dieses Land bekommt die Globalisierung und Gleichschaltung der Lebensmittel, das Schrumpfen der Anbauflächen für die Bauern und das schnelle Verschwinden der Ökosysteme durch die Abholzung der Wälder und Ausbreitung der GVO-Anbauten mit all ihren negativen Auswirkungen besonders stark zu spüren. Die Landwirtschaft im kleinen Rahmen zu stärken und die hochwertigen Agrarproduktionen aufzuwerten: dies sind daher die Hauptziele des Netzwerks Terra Madre in Brasilien, das aus den Vertretern von 50 Lebensmittelbündnissen und 11 Universitäten, den Erzeugern aus 8 Presidi, 20 Köchen, 15 Studenten aus dem Youth Food Movement und 10 beliebten Künstlern besteht. Das 2004 gegründete brasilianische Netzwerk hat mit den Themen von Terra Madre großes Interesse erregt und nimmt immer mehr Verbündete auf, die sich in diesem stabilen System zur gegenseitigen Unterstützung, Förderung und Verbreitung der eigenen Produkte sowie zum Schutz des reichen gastronomischen Bestandes vereinen. So kam es 2007 parallel zur IV. Feira Nacional de Agricultura Familiar e Reforma Agrária – der größten brasilianischen Messe für die Landwirtschaft in kleinem Maßstab

und Produkte des lokalen Handwerks – zum ersten nationalen Terra Madre Treffen in Brasilia. Die Messe wird vom Ministerium für landwirtschaftliche Entwicklung Brasiliens organisiert, mit dem Slow Food seit August 2004 zusammenarbeitet. Berührungspunkte der beiden Veranstaltungen waren der Gourmet-Bereich, in dem die Köche des Netzwerks Geschmackserlebnisse und Veranstaltungen zur Ökogastronomie abhielten, sowie ein Restaurant, in dem die Besucher Gerichte mit den Zutaten von lokalen Kleinerzeugern serviert bekamen. Durch die Synergie zwischen der Feira und Terra Madre konnte der Austausch unter den Erzeugern gesteigert und der Kontakt zwischen Bauern und Köchen sowie Universitätsdozenten und Forschern hergestellt werden. Dieses erste Treffen ist eine wichtige Etappe auf dem Weg von Terra Madre in Brasilien. Vor allem deshalb, weil es die Kommunikation und die Akteure des Netzwerks bestärkte, den Weg fortzusetzen. So gibt es jetzt z.B. einen Bereich auf der Website von Slow Food in Brasilien, der sich der Realität von Terra Madre widmet. In diesem virtuellen Raum kann man Artikel und Bilder veröffentlichen, Themen zu Produktion und Verbrauch vertiefen, Aktivitäten ankündigen, von Erfahrungen berichten und Initiativen verbreiten. 2006 entstand auch eine Online-Diskussionsgruppe, die


M.RIEDER

den intelectuais da terra zur Verfügung steht – eine optimale Methode, um das Gespräch und den Austausch zwischen Gleichgesinnten zu fördern. Im Anschluss wurde eine nationale Terra Madre Kommission gegründet, um die zweite Ausgabe des regionalen Events im März 2010 in Brasilia zu koordinieren. Im Zentrum des Meetings stand ein von Vorschlägen geprägter Zugang, der dazu dienen sollte, erfolgreiche Erfahrungen zu unterstreichen und möglich Alternativen zu besprechen. Schlüsselthema der Veranstaltung war: „die kulturelle Bedeutung von Nahrung als Symbol von Identität und Vielfalt.“

AUGENZEUGENBERICHT Os encontros do Terra Madre são uma questão dinâmica na defesa desta terra e da agricultura orgânica se alimentar com prazer nada de coisa mecânica (Die Treffen von Terra Madre/ sind immer sehr dynamisch/ für den Schutz von Erde und Anbau/ denn wir wollen sie organisch/ Ernährung mit Genuss/ ist ganz und gar nicht mechanisch) Claiton Freitas, Fachmann des Bündnisses der Erzeuger von Agua-Mehl aus Bragança

97


NETZWERK

y a D e r d a Terra M

DIE INTERNATIONALE REICHWEITE DER BEWEGUNG

UNSERE 7 GRUNDSÄTZE NETZWERK

Der Terra Madre Day wird zum wichtigsten Termin für das Netzwerk Terra Madre und für den Verein Slow Food. Das beweisen schon die Zahlen der ersten Ausgabe, die eher im Stillen – mit wenig Geld (ein paar Tausend Euro, um den Organisatoren rund hundert Postkarten, eine

Fahne und ein paar DVD zu schicken), einer Internetseite und ein paar E-Mails mit Hinweisen und Tipps – organisiert wurde. Am 10. Dezember 2009 (dem 20. Jahrestag der Gründung von Slow Food) haben weltweit 200.000 Menschen in 118 Ländern an 1028 Terra Madre Days teilgenommen.

ES FOLGEN DIE SIEBEN FUNDAMENTE DER VERNUNFTVOLLEN ERNÄHRUNG, AUF DIE DER

r Zugang enzuundgutfaeni-, BiologischtescVhiealffat ltuninddbeei sauber ensmitteln Landwir ensmitteln ren Leb den Leb

98

ALMANACH

ACCESSO A UN CIBO BUONO, PULITO E GIUSTO

BIODIVERSITÀ AGRICOLA E ALIMENTARE

1 Slow Foods Zugang zur Landwirtschaft, zur Lebensmittelproduktion und zur Gastronomie gründet auf einer Qualitätsvorstellung, die von drei miteinander verknüpften Prinzipien umrissen wird: gut, sauber und fair. „Gut“ steht für eine frische, schmackhafte tägliche Ernährung, die Sinne befriedigt und zu unserer lokalen Kultur gehört; „sauber“ bedeutet, dass sie ohne Schäden für die Umwelt oder die Gesundheit des Menschen erzeugt wurde; und „fair“, dass sie den Bauern faire Bedingungen und Vergütungen und den Verbrauchern erschwingliche Preise garantiert. Slow Food setzt sich dafür ein, das Recht aller Menschen auf gute, saubere und faire Lebensmittel zu verteidigen, wobei Genuss und Verantwortung untrennbar miteinander verbunden sind..

2 Im letzten Jahrhundert sind 80% der biologischen Lebensmittel Vielfalt verloren gegangen. Ein Drittel der einheimischen Rinder-, Schaf- und Schweinerassen sind inzwischen ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. 300.000 Pflanzenarten sind bereits verschwunden – alle sechs Stunden verschwindet eine weitere. Slow Food setzt sich dafür ein, traditionelle, nachhaltige und hochwertige Lebensmittel zu schützen, indem die Anbau- und Verarbeitungsmethoden bewahrt und die Biodiversität der Kulturarten und der autochthonen Rassen geschützt werden.


SLOW FOOD ARCHIVE

Ein weiterer Beweis ist der Enthusiasmus der Bündnisse, Convivien, Schulen, Institutionen, Erzeuger oder einfacher Freundesgruppen. Sowie die gut organisierten Initiativen, die seriösen und präzisen politischen und sozialen Botschaften, die auch im einfachsten Event vermittelt wurden.

Überzeugen Sie sich selbst und blättern Sie durch die Geschichten und die Fotos, die aus allen Teilen der Welt bei der Hauptstelle des internationalen Vereins eintrafen und auf dessen Website veröffentlicht wurden. Darin ist leicht zu erkennen, dass wir es

TERRA MADRE DAY SEIN AUGENMERK RICHTETE, UM LOKALE ERNÄHRUNG ZU ZELEBRIEREN.

ou s s g n u r h ä n r E o r lp e Lebensminitktleinem veränität duktion ab 4 Maßst SOVRANITÀ ALIMENTARE

PRODUZIONE ALIMENTARE DI PICCOLA SCALA

3 Das hyper-produktive System, das von der Agrarindustrie und der Globalisierung durchgesetzt wurde, ist gescheitert. Es hat die Milliarden Menschen, die heute Hunger leiden, nicht ernährt; es hat die Erde und das Wasser verseucht; es hat die lokalen Identitäten von ganzen Bevölkerungsgruppen zerstört und die Artenvielfalt drastisch reduziert. Die Lebensmittelproduktion in kleinem Maßstab, die in den lokalen Gemeinschaften verwurzelt ist, kann uns mit ihrem Wissen und Können einen Weg zu einer besseren Zukunft weisen. Vor allem in den ärmsten Regionen der Welt ist der beste Zugang zu Landwirtschaft und Fischfang einer, der die lokalen Kulturen und deren – im Einklang mit der Umwelt stehendes – Wissen achtet.

Alle Völker müssen die Möglichkeit und Freiheit haben, ihr Wissen zu bewahren und selbst zu entscheiden, was sie anbauen, wie sie es verarbeiten und wie sie sich täglich ernähren. Vor allem in den Entwicklungsländern garantiert der Schutz der ländlichen Traditionen und des damit verbundenen Wissens das Überleben der Gemeinschaften und ihrer Kultur. Immer häufiger verlieren aber Kleinbauern ihr Land, das auf Kosten der lokalen Lebensmittelprodukte für die Produktion von Biokraftstoff oder Exportprodukten umgewidmet wird. Gleichzeitig verlieren sie ihre wichtigste Ressource: das Saatgut. Die multinationalen Konzerne patentieren die produktivsten Sorten, die einen starken Einsatz von Dünger und Pestiziden erfordern und zwingen die Bauern, das traditionelle Saatgut zugunsten der für den Export bestimmten Monokulturen aufzugeben. Bildung ist eine wesentliche Voraussetzung, um die Ernährungssouveränität zu fördern. 99


NETZWERK

SLOW FOOD ARCHIVE

Kenia

TERRA MADRE DAY

ES FOLGEN DIE SIEBEN FUNDAMENTE DER VERNUNFTVOLLEN ERNÄHRUNG, AUF DIE DER

Verteidioigneullneg ndSeprrachen, tradit n und des damit Umweltfreundliche Kulture enen Wissens Lebensmittelproduktion verbund 5 Alle Völker müssen die Möglichkeit und Freiheit haben, ihre Sprache, ihre Kultur und ihr traditionelles Wissen zu bewahren. Wir haben den Ausdruck „Lebensmittelbündnis” geprägt, um eine neue Idee der lokalen Wirtschaft zu beschreiben, die sich auf Lebensmittel, Landwirtschaft, Tradition und Kultur stützt. Wenn wir den Bündnissen und ihrer Arbeit den richtigen Wert beimessen, geben wir auch den Kleinbauern ihre kulturelle Würde zurück, indem wir die Bedeutung ihres Könnens anerkennen. So helfen wir den eingeborenen Gemeinschaften, ihre eigene Kultur und ihre Traditionen zu fördern und an nachfolgende Generationen weiterzugeben. Bildung ist eine wesentliche Voraussetzung, um kulturelle Vielfalt zu garantieren.

100

ALMANACH

6 Landwirtschaft und Fischfang sind eng mit der Umwelt verbunden. Sie können nicht einfach als Wirtschaftsbranchen betrachtet werden, die den Gesetzen von Angebot und Nachfrage unterliegen. Wir müssen dafür sorgen, dass die Lebensmittelproduktion auf den Einsatz von Chemikalien verzichtet, die Fruchtbarkeit des Bodens sowie die Qualität von Wasser und Ökosystemen schützt, weniger Abfall produziert und die Nutzung erneuerbarer Energien fördert.


Türkei

TERRA MADRE DAY

TERRA MADRE DAY SEIN AUGENMERK RICHTETE, UM LOKALE ERNÄHRUNG ZU ZELEBRIEREN.

Fairer, ltiger Handel nachha AUGENZEUGENBERICHT “Der Terra Madre Day wird wachsen und sich ausbreiten. Denn was die Bewegung ausmacht, sind nicht nur ihre starken Wurzeln, sondern auch die mitreißende Kraft ihrer Ideen, die die Welt verändern können.” Carlo Petrini, Präsident von Slow Food International

7 Soziale Gerechtigkeit und fairer Handel können durch eine gerechte Vergütung für die Bauern, gerechte Preise für die Verbraucher, Solidarität und Achtung der kulturellen Unterschiede erreicht werden. Dafür muss man kurze Produktionsketten fördern, die wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen Landwirtschaft sind. Die Netzwerke der lokalen Lebensmittel verringern Umweltschäden und Transport, werten die lokalen Produkte auf und tragen zur Erhaltung der traditionellen Kulturen bei. Außerdem erreicht man durch die geringere Zahl der Zwischenhändler ein besseres wirtschaftliches Ergebnis, sowohl für die Erzeuger als auch für die Verbraucher.

101


NETZWERK

lien a t I Gambia

mit einer beeindruckenden, ursprünglichen, spontanen und fröhlichen Mobilisierung zu tun haben. Jedes der Events wurde um das Thema der lokalen Lebensmittel herum aufgebaut. Um sie zu feiern, haben einige symbolisch Obstbäume gepflanzt, andere Besuche auf dem Markt oder Bauernhöfen organisiert oder gemeinsam gekocht. Ausgehend von ihrer eigenen Region haben Hunderttausende von Menschen durch kleinere und größere Initiativen ihren Einsatz für eine bessere Gesellschaft, in der Vielfalt, lokalen Kulturen, Umwelt

102

ALMANACH

und Erde mehr Beachtung zukommt, beigesteuert. Seit ihrem Beginn im Jahr 2004 wurde Terra Madre von Slow Food als ein internationales Netzwerk erdacht und gefördert. Dabei zeigt das alle zwei Jahre in Turin stattfindende Treffen die wesentlichen Etappen auf: die Entstehung, die Aufnahme neuer Mitglieder (zu den Bauern gesellten sich Köche, Universitäten, Musiker, Jugendliche) und die politische Legitimierung (durch die Teilnahme bedeutender Persönlichkeiten, wie dem Präsidenten der Republik Italien, Giorgio Napolitano, oder Prinz Charles von

SLOW FOOD ARCHIVE

TERRA MADRE DAY


Mexiko

TERRA MADRE DAY

England). Vor allem aber, sind es die zahlreichen lokalen Terra Madre Treffen, die das Netzwerk konsolidieren. In diesen Jahren haben sich die Lebensmittelbündnisse regelmäßig getroffen. So wurden sowohl auf nationaler Ebene (Terra Madre Brasilien, Terra Madre Schweden, Terra Madre Argentinien, Terra Madre Irland, Terra Madre Äthiopien, Terra Madre Weißrussland) als auch auf regionaler Ebene (Terra Madre Toskana) wichtige Netzwerke geknüpft Der Terra Madre Day ist ein weiterer entscheidender Schritt im Entstehen und in der Festigung der Bewegung.

DIE ZAHLEN DES TERRA MADRE DAY Angemeldete Initiativen: 1,028 Europa: 606 (40 Länder) Nordamerika: 121 (11 Länder) Südamerika: 107 (10 Länder) Afrika: 96 (33 Länder) Asien und Mittlerer Orient: 67 (21 Länder) Ozeanien: 21(3 Länder) Beteiligte Länder: 118 Teilnehmer in aller Welt: 200.000

Indien 103


NETZWERK

©P.VIESI

Von Mauretanien

104

ALMANACH


Presidi

BOTTARGA HERSTELLUNG

WISSENSAUSTAUSCH NETZWERK

In Banc d’Arguin an der Nordküste Mauretaniens leben die Imraguen, ein Nomadenvolksstamm, der Goldmeeräschen und Adlerfische fängt. Aus ihrem Rogen stellen die Frauen eine traditionelle Spezialität her. Durch die Gründung eines Presidio konnte seit 2006 die Arbeit der Frauen aufgewertet und die Produktion verbessert werden. Bis dahin wurde unter ungünstigen hygienischen Bedingungen produziert. Gearbeitet wurde überwiegend auf dem Boden. Für die Trocknung

wurde verwendet, was gerade zur Verfügung stand (Blech, Hausdächer, Holzbretter im Freien), und es gab keinerlei chemische und bakteriologische Untersuchungen des Produkts. Die Slow Food Stiftung für die biologische Vielfalt hat die Fischer der Lagunenfischereigenossenschaft Cooperativa Orbetello Pesca Lagunare (einem historischen Slow Food Presidio in der Toskana) einbezogen, um den Imraguen-Frauen bei der Verbesserung ihrer Produktion zu helfen. Durch Austausch und Besuche vor Ort so-

SLOW FOOD ARCHIVE

nach Orbetello

105


NETZWERK

IN MAURETANIEN IST DIE MEHRZAHL DER FISCHERBOOTE UND DER EINRICHTUNGEN ZUR FISCHVERARBEITUNG IN EUROPÄISCHEN HÄNDEN

« Dies ist ein wichtiges Projekt unter den Initiativen der Slow Food Stiftung für die biologische Vielfalt. Auch deswegen, weil es ein vorbildliches Beispiel für Partnerschaft und Zusammenarbeit ist: zwei Presidi, zwei in Problemen und Zielen vergleichbare Realitäten, die zusammenarbeiten, um eine lokale Wirtschaft zu stärken. Für uns ist es eine große Chance, den mauretanischen Frauen dabei zu helfen, Werkstätten für die Herstellung von Fischrogen und getrocknetem Fisch in Nouadhibau und Nouackchott einzurichten. Denn dies ist ein wichtiges Instrument zu sozialer und wirtschaftlicher Förderung des Gebiets. Für mich als Slow Food Mitglied, das sich um die Verbreitung unserer Philosophie bemüht, ist es wichtig, dazu beizutragen, dass die Frauen und Männer in einem Land,

106

ALMANACH

das vom Westen systematisch ausgebeutet wird, ihre Würde zurückerobern können. In Mauretanien sind die meisten Schiffe und Fischverarbeitungsbetriebe in europäischen Händen. Wer dort arbeitet, ist den ausländischen Großkonzernen ausgeliefert. Dieses Projekt stellt eine konkrete Antwort für die ganze Gemeinschaft dar. Obendrein steigert und verbessert es die Qualität des Fischfangs in den mauretanischen Gewässern, die zu den fischreichsten der Welt gehören. Das – mit Hilfe der ONG Mauritanie2000, dem lokalen Partner der Slow Food Stiftung für biologische Vielfalt – erarbeitete Pilotprojekt könnte wiederholt und auf weitere Erzeugerinnen ausgeweitet werden.» Massimo Bernacchini, Referent des Slow Food Presidio Rogen aus Orbetello

©ALBERTO PEROLI 2006

AUGENZEUGENBERICHT


DAS PRESIDIO DER BOTTARGA VON ORTEBELLO VEREINT ÜBER 60 LAGUNEN-FISCHER

SLOW FOOD ARCHIVE

Möglichkeiten zum Wachstum

wie in Fortbildungskursen in Sachen Hygienevorschriften und Fischverarbeitung konnten die Frauen lernen, den Rogen so zu verarbeiten, dass bei der Entnahme aus dem Fisch die Eier nicht beschädigt werden. Die Produkte des Presidio wurden beim Salone del Gusto 2006 in Turin zum ersten Mal erfolgreich vorgestellt und verkauft. Bei der Slow Fish in den Jahren 2007 und 2009 sowie beim Salone del Gusto 2008 fanden sie ebenfalls großen Anklang. Dieser Erfolg ist auch der längst konsolidierten Beziehung zum Presidio in Orbetello zu verdanken. Die Zusammenarbeit, die weiter ausgebaut und verstärkt wird, begann 2006, als die Erzeugerinnen bei den toskanischen Fischern zu Gast waren. Während ihres zweiwöchigen Aufenthalts besuchten sie einen Kurs über Hygienevorschrif-

ten (geleitet vom Lebensmitteltechnologen Augusto Cattaneo) und arbeiteten bei der Fertigung des dortigen Rogens mit. Im Gegenzug waren die Fischer aus Orbetello drei Mal zu Besuch in Mauretanien, um die Situation zu überwachen und die Produktionskette zu verbessern. Ziel ist es also, der mauretanischen Kooperative volle Selbständigkeit bei der Produktion und beim Handel mit dem hochwertigen Fischrogen zu ermöglichen – damit er einen lohnenden Marktpreis erzielt. Die nächsten Schritte sind: Ankauf eines Grundstücks und Bau einer kleinen Werkstatt nach EU-Standard; Aufbau einer Gruppe von Fischern, um die Rückverfolgbarkeit über die ganze Kette und eine bessere Qualität des Fangs zu garantieren; und schließlich die Aufwertung des Produkts auf lokaler und internationaler Ebene.

107


HIGHLIGHTS

2009

EVENTS, KAMPAGNEN, TERMINE IM SLOW-RHYTHMUS

HIGHLIGHTS EUROPA

Belgien

Nationale Slow Food-Woche, 20.-27. September Hunderte von Menschen entdecken in den Initiativen der 10 Convivien die biologische Vielfalt, die lokalen Erzeuger und Gaumenfreuden. Acht Köche aus dem Netzwerk Terra Madre beteiligen sich an der Organisation von “0-Kilometer-Menüs”.

Bosnien-Herzegowina – Ustikolina

Okusa Festival, 25.-26. September Slow Food Goražde und das Presidio Slatko aus Pozegaca-Pflaumen organisieren das erste Fest des Geschmacks für die hochwertigen Kleinproduktionen aus Bosnien-Herzegowina. Mehrere Presidi von Slow Food und die Lebensmittelbündnisse der Region nehmen daran teil.

Bulgarien

Koalition “Clean Food Fair Livelihood” Slow Food in Bulgarien führt eine landesweite Kampagne für die handwerkliche Produktion und den Direktverkauf durch und baut die Koalition “Clean Food Fair Livelihood” auf. Mit dem Landwirtschaftsministerium wird eine Diskussion über eine Reglementierung und den Schutz typischer Produkte eröffnet.

Deutschland – Stuttgart

Markt des guten Geschmacks , 2-5. April Messeveranstaltung im Zeichen des “Gut, sauber und fair” in der deutschen Önogastronomie. Die Messe findet 2009 zum dritten Mal statt und zieht rund 40.000 Besucher an.

Frankreich – Tours

Terra Madre Young Europeans, 27.-29. November Zahlreiche junge Menschen diskutieren über Projekte und Ideen, um das heutige Lebensmittelsystem zu verbessern. Dabei beziehen

108

ALMANACH

sie auch Vertreter des Europäischen Parlaments und der FAO mit ein. Die Veranstaltung wird zusammen mit Slow Food France organisiert.

Großbritannien – South Oxfordshire

The Taste Adventure, Juni Beim Children’s Food Festival führt Slow Food UK die interaktive Veranstaltung The Taste Adventure ein. Dabei lernen die Kinder, beim Essen alle fünf Sinne zu benutzen.

Irland – Stradbally

Musik und Essen für die Massen, 4-6. September Beim Electric Picnic, einem bedeutenden Musikevent in Irland, versorgt das Youth Food Movement (YFM) die 35.000 entfesselten Zuschauer mit Essen und Trinken. Am Sonntag wird auch ein Eat-in organisiert, bei dem lokale Produkte serviert werden.

Italien – Genua

Slow Fish, 17.-20. April Slow Food organisiert die vierte internationale Messe für Fisch und nachhaltige Fischerei. Schwerpunkt ist das Mittelmeer mit seinen Fischen, Realitäten und Problemen. Für die Besucher finden zahlreiche pädagogische Angebote, Tagungen und Verkostungen statt.

Italien - Bra

Cheese, 18.-21. September Zum siebten Mal findet in der Slow Food Heimatstadt das wichtigste europäische Treffen für Qualitätskäse statt. Käsereiprodukte – allen voran die Presidì – und Erzeuger beleben die Gassen und Plätze der Altstadt. Dazu gibt es noch ein reiches Programm an pädagogischen Aktivitäten für Erwachsene und Kinder.


Italien – Bologna

Slow Food on Film, 6.-10. Mai Zum zweiten Mal ist das Internationale Festival für kulinarisches Kino zu sehen, das von Slow Food und der Cineteca Bologna gefördert wird. In Kurzfilmen, Dokumentarfilmen und Fernsehserien wird ein neues kritisches Bewusstsein für die Ernährungskultur verbreitet.

Niederlande – Amsterdam

Eat-In für das Youth Food Movement, 21. September Über 200 Jugendliche kommen zum ersten landesweiten Eat-In zusammen. Der Erlös aus den verkauften Mahlzeiten wird für die Finanzierung der Nachwuchsbewegung des Landes und für die Mitgliedsbeiträge aller anwesenden jungen Menschen verwendet.

Norwegen – Flåm

Terra Madre Norwegen, 23.-25. Oktober Im Dorf Flåm in der Grafschaft Aurland findet das erste norwegische Landestreffen Terra Madre statt. Die rund hundert Teilnehmer sind Mitglieder, Convivienleiter, Vertreter der 14 Lebensmittelbündnisse und Erzeuger aus den fünf norwegischen Presidi.

Österreich – Wien

Terra Madre Austria, 27.-28. Oktober Zahlreiche Erzeuger nehmen an den Seminaren bei Terra Madre Austria teil, 10.000 Besucher kommen. Die Veranstaltung endet mit einer Absichtserklärung – der „Wiener Deklaration“ – für eine neue Agrar- und Lebensmittelpolitik im Geiste der Terra MadreBewegung.

lichst von den Presidi oder der Arche des Geschmacks, zu servieren, um die Umweltbelastung durch den Transport der Lebensmittel vom Erzeuger auf den Tisch zu verringern.

Türkei – Istanbul

Kampagne We Are What We Eat, November Als Reaktion auf die Pro-GVO-Gesetzgebung der Regierung fördert das Slow Food Convivium Fikir Sahibi Damaklar Initiativen zur Sensibilisierung und Information zum Thema GVO in der Hauptstadt. Berühmte Popstars und Schauspieler schließen sich der Kampagne an.

LATEINAMERIKA

Argentinien – Buenos Aires

Terra Madre Argentinien, August An dem Treffen nehmen rund dreihundert Vertreter des nationalen Netzwerks teil: Bauern, Fischer, Züchter, Verarbeiter, Köche, Lehrer und Studenten. Auch eine umfangreiche Delegation von Mitgliedern, Köchen und Erzeugern aus Uruguay ist angereist.

Brasilien und Chile

Zusammenarbeit der Mitglieder aus dem Netzwerk Terra Madre Zwei Fachleute aus dem Netzwerk Terra Madre organisieren Schulungskurse bei den Presidi: nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen für die Erzeuger aus Aratù, Marketing und nachhaltiges Packaging für die Hersteller von Merquèn und die Züchter der Hühner mit den blauen Eiern.

Kolumbien, Guatemala, Uruguay und Kuba

Bauernmarkt “Targul Taranului” Der 2008 eröffnete Bauernmarkt wird in das Netzwerk der Märkte der Erde von Slow Food aufgenommen. Er umfasst 20 bis 25 Stände.

Geschmackserziehung und Slow Food Convivium Mit der spielerischen Errichtung von Schulgärten und auf spiele vermitteln vier lateinamerikanische Convivien Kindern und Eltern einen kritischeren, gesünderen Zugang zu Lebensmittel.

Spanien

Mexiko – Bundesstaat Tabasco

Rumänien – Bukarest

Null Kilometer

Zwanzig Köche aus dem Netzwerk Terra Madre in Spanien schließen sich zum Projekt “Null Kilometer” zusammen. Ziel ist es, in ihren Restaurants lokale Produkte, mög-

Presidio Kakao aus der Region Chontalpa Dank der Spenden von Mitgliedern und Convivien werden erhebliche Produktionsverbesserungen auf dem Feld und nach der Ernte für den Kakao des Presidio eingeführt.

109


HIGHLIGHTS

Das Presidio war 2008 gegründet worden, um die von der Überschwemmung 2007 betroffenen Bauern zu unterstützen.

NORDAMERIKA Wollen Sie mehr wissen? Lesen Sie monatlich die OnlineVeröffentlichung Slow Food &Terra Madre Newsletter für alle Mitglieder

Kanada – Vancouver

Slow Food Vancouver Summer Cycle Tours, August Bei der jährlichen Radtour können die 1500 Teilnehmer die Herkunft der lokalen Lebensmittel kennen lernen, indem sie familiär geführte Bauernhöfe besichtigen, die Erzeuger treffen und natürliche Produkte probieren.

Vereinigte Staaten

Die Kampagne Time for Lunch, September Slow Food USA ruft Time for Lunch ins Leben. Ziel der Kampagne ist es, den Schulen im Rahmen des nationalen Plans für Schulkantinenessen dabei zu helfen, unverfälschtes Essen zu servieren. Mehr als 20000 Personen nehmen an den 300 Eat-ins Teil, die anlässlich der Einweihung der Kampagne im ganzen Land organisiert werden. Bis zum heutigen Tag hat Slow Food USA über 140000 Briefe und Unterschriftenformulare an den Kongress versandt. Noch wird über das Gesetz diskutiert – aber die Bewegung wächst.

ASIEN & OZEANIEN

Australien

Hari Organik Drei Messen zum biologischen Anbau mit dem Namen Hari Organik werden in diesem Jahr vom Convivium Klang Valley organisiert. Ausgestellt werden frische und verarbeitete lokale Produkte. Pädagogische Initiativen und Veranstaltungen zu Gesundheitsthemen begleiten die Veranstaltungen.

AFRIKA

Marokko – Tafraoute

Mandel-Fest, 28. Februar Slow Food nimmt am jährlichen Mandel-Fest teil und organisiert ein Treffen mit dem Agrarminister, um einen Dialog zwischen den Institutionen und den lokalen Akteuren zum Thema „Gut, sauber und fair“ aufzubauen. Mehrere marokkanische Presidi und Lebensmittelbündnisse nehmen daran teil.

Senegal – Dakar

Fest anlässlich des Projekts „Mangeons local“, Juli Das Projekt „Mangeons local“ (Essen wir Lokales) wurde 2008 gestartet, um den Konsum lokaler Produkte und die traditionelle kulinarische Kultur zu fördern. Die zwei in das Projekt einbezogenen Schulen in Dakar organisieren ein Fest zum Schulabschluss, das vom Convivium Lék Manef Sénégal in Dakar unterstützt wird.

Australien

Tansania – Daressalam

Indien

Bestandsaufnahme im Gujarat, Juni ALMANACH

Malaysia – Klang Valley

In Defense of Raw Milk Cheese, 28. Oktober Slow Food Australien führt die öffentliche Kampagne In Defense of Raw Milk Cheese durch. Damit soll erreicht werden, dass den australischen Käsern das Recht zuerkannt wird, Rohmilchkäse zu produzieren – und den Verbrauchern das Recht, ihn zu konsumieren. In den ersten Tagen werden 300 Unterschriften gesammelt. Picking Slow Fruit, 2. November Der australische Verein fördert die Kampagne Picking slow fruit. Die Idee ist, Informationen und Bilder von vom Aussterben bedrohter Pflanzen und Obstbäume zu sammeln und sie dann in die Produkte der Arche des Geschmacks aufzunehmen oder in Presidi zu verwandeln.

110

Das Projekt in Zusammenarbeit von Slow Food und dem Self Employed Women’s Association (Sewa) verfolgt das Ziel, die Ernährungstradition in der indischen Region in Filmen und Artikeln zu dokumentieren, die von den dort lebenden jungen Frauen realisiert werden.

Terra Madre Tansania, 29-30 Mai In Workshops, Konferenzen und Verkostungen werden die Themen der Nachhaltigkeit, der Bewahrung der Biodiversität und der Lebensmittelhoheit verteidigt. Die von Cefa, Slow Food und Fairtrade organisierte Veranstaltung steht im Mittelpunkt des Projekts „Sustainable agriculture, biodiversity protection and fair trade, together against poverty“, das von der Europäischen Union mitfinanziert wird.


ANHANG

2009

FINANZ- UND MITGLIEDERZAHLEN

FAKTEN UND ZAHLEN Zuwachs der internationalen Mitgliederzahlen 83.981

85.000 80.000 75.000

72.241

63.929

65.000 59.899

60.000 55.000 50.000

73.097

68.993

70.000

58.856

56.483 51.113 47.019

51.678

50.082

52.542

53.696

56.009

46.494

45.000

Soci Slow Food Direzioni Nazionali

40.000 35.000 30.000 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 0 2002

2003

2004

2005

Länder mit nationaler Leitung

2006

2007

2008

31-10-2009

Slow Food Mitglieder

Am 31.10.2009 zählte Slow Food 83.981 aktive Mitglieder. Der Mitgliederzahl ist im Laufe der Jahre gestiegen. Bemerkenswert ist, dass während im Jahr 2002 92% der Mitglieder aus Ländern mit nationaler Leitung (Italien, USA, Deutschland, Japan, Frankreich, Holland und Australien) stammten, dieser Anteil im Oktober durch den Zuwachs der Mitglieder in anderen Ländern nur mehr 87% betrug.

111


ANHANG

Mitgliederzahlen nach Weltregionen Osteuropa Afrika 1% Lateinamerika Asien und Ozeanien 3% 1% 5% Italien 30%

Westeuropa 27%

Nordamerika 33%

Anstieg der Mitgliederzahlen in Entwicklungsländern Der signifikante Mitgliederzuwachs in den Entwicklungsländern ist auf die Veranstaltung des Terra Madre-Treffens zurückzuführen. Während des Treffens der Lebensmittelbündnisse 2006 entschlossen sich 608 Vertreter dieser Länder zum Beitritt. 2008 waren es 716. Von 2002 bis 2009 stieg der Anteil der Mitglieder aus Entwicklungsländern von 1,5 auf fast 6 Prozent der gesamten Mitgliederzahl. 5.000 4.506

4.500

4.187 3.962

4.000 3.500 3.000 2.291

2.500 2.000 1.500 1.000

765

1.182

843

963

2003

2004

500 0 2002

112

ALMANACH

2005

2006

2007

2008

31-102009


Slow Food weltweit Slow FoodConvivien

Slow FoodMitglieder

Terra Madre und Slow Food

107 Länder 1310 Convivien

132 Länder

153 Länder

Terra Madre Teilnehmer nach geografischer Herkunft 30% 46%

30%

32%

30%

46%

47%

49%

Americhe Africa e Medioriente Asia e Oceania Europa

Americhe Africa e Medioriente Asia e Oceania Europa Est 14%

14%

2004

14%

2006 10%

Americhe Nord-, Zentral- und Südamerika Africa Medioriente Afrikaeund Mittlerer Osten Asia Asiene Oceania und Ozeanien Europa Europa 12%

2008 10%

7%

9%

Teilnehmer nach Berufsgruppen 5%

30%

18%

46% 6% 18%

Produttori di comunità del cibo

Produttori di comunità del cibo Cuochi Accademici

14%

14%

2006

77%

Americhe Produzenten der Lebensmittelbündnisse Cuochi Africa Köchee Medioriente Accademici Asia e Oceania Wissenschaftler Europa Jugendvertreter

2008

62%

10%

113


ANHANG

Presidi rund um die Welt 147 Projekte in 52 Ländern 177 Presidi in Italien (Stand Juni 2010)

Western Europe 1. Austria – Pit Cabbage 2. Austria – Tauern Rye from Lungau 3. Austria – Vienna Gemischter Satz Wines 4. Austria – Wachauer Saffron 5. Austria – Wiesenwienerwald Chequer Tree 6. Cyprus – Tsamarella 7. France – Barèges-Gavarnie Mutton 8. France – Béarn Mountain Pasture Cheese 9. France – Breton Pie Noir Cow 10. France – Gascon Chicken 11. France – Gascon Aréolé Ox 12. France – Haute-Provence Einkorn 13. France – Noir de Bigorre Pig 14. France – Pardailhan Black Turnip 15. France – Pélardon Affiné 16. France – Roussillon Dry Rancios 17. France – Rove Brousse Goat Cheese 18. France – Saint-Flour Golden Lentil 19. Germany – Bamberger Hörnla Potato 20. Germany – Champagner Bratbirne Pear Spumante 21. Germany – Limpurg Cattle 22. Ireland – Irish Raw Milk Cheese 23. Netherlands – Aged Artisanal Gouda 24. Netherlands – Chaam Chicken 25. Netherlands – Drenthe Heath Sheep 26. Netherlands – Kermpen Heath Sheep 27. Netherlands – Oosterschelde Lobster 28. Netherlands – Texel Sheep Cheese 29. Norway – Artisanal Sognefjord Geitost 30. Norway – Møre og Romsdal Salted Cod 31. Norway – Pultost from Hedmark and Oppland Counties 32. Norway – Sørøya Island Stockfish 33. Norway – Sunnmøre Cured and Smoked Herrings 34. Norway – Villsau Sheep 35. Portugal – Mirandesa Sausage 36. Spain – Ballobar Capers 37. Spain – Carranzana Cara Negra Sheep Cheese 38. Spain – Euskal Txerria Pig 39. Spain – Extra-Virgin Olive Oil from Maestrat Millenary Trees 40. Spain – Ganxet Bean 41. Spain – Jiloca Saffron 42. Spain – Mungia Talo 43. Spain – Sitges Malvasia

114

ALMANACH

44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64.

Spain – Zalla Violet Onion Sweden – Brown Beans from the Island of Öland Sweden – Jämtland Cellar Matured Goat Cheese Sweden – Reindeer Suovas Switzerland – Bedretto Valley Pastefrolle Cookies Switzerland – Farina Bóna Switzerland – Locarno Valley Cicitt Switzerland – Muggio Valley Zincarlin Switzerland – Müstair Valley Rye Bread Switzerland – Pays d’Enhaut Chantzet Switzerland – Raw Milk Butter Switzerland – Raw Milk Vacherin Fribourgeois Switzerland – Swiss Brenzerkirsch Switzerland – Tafeljura Plum Orchards Switzerland – Traditional Matured Emmentaler Switzerland – Wallis Traditional Rye Bread United Kingdom – Artisanal Somerset Cheddar United Kingdom – Fal Oyster United Kingdom – Gloucester Cheese United Kingdom – Old Gloucester Beef United Kingdom – Three Counties Perry

Central and Eastern Europe 65. Belarus – Rosson Wild Fruits and Infusions 66. Bosnia and Herzegovina – Cheese in a Sack 67. Bosnia and Herzegovina – Pozegaca Plum Slatko 68. Bulgaria – Karakachan Sheep 69. Bulgaria – Smylian Beans 70. Bulgaria – Tcherni Vit Green Cheese 71. Croatia – Ljubitovica Šarak Garlic 72. Georgia – Georgian Wine in Jars 73. Hungary – Mangalica Sausage 74. Macedonia – Wild Figs Slatko 75. Poland – Oscypek 76. Poland – Polish Mead 77. Romania – Brânzá de Burduf 78. Romania – Saxon Village Preserves 79. Tajikistan – Pamir Mulberry 80. Uzbekistan – Bostanlyk Ancient Varieties of Almonds Middle East 81. Afghanistan – Abjosh Raisin from Herat 82. Lebanon – Freekeh of Jabal ‘Amel 83. Lebanon – Kechek el Fouqara Cheese

North America 84. Canada – Red Fife Wheat 85. United States – American Raw Milk Cheese 86. United States – Anishinaabeg Manoomin Rice 87. United States – Cape May Oyster 88. United States – Makah Ozette Potato 89. United States – Navajo-Churro Sheep 90. United States – Sebastopol Gravenstein Apple Latin America 91. Argentina – Andean Corn 92. Argentina – Quebrada de Humahuaca Andean Potatoes 93. Argentina – Yacón 94. Bolivia – Pando Brazil Nut 95. Brazil – Aratù 96. Brazil – Barù Nut 93. Brazil – Canapù Bean 98. Brazil - Juçara Palm Heart 99. Brazil – Red Rice from Piancò Valley


100. 101. 102. 103. 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. 111. 112. 113. 114. 115. 116. 117. 118.

Brazil – Sateré Mawé Canudo Nectar Brazil – Sateré Mawé Native Waranà Brazil – Serra Catarinense Araucaria Nut Brazil – Umbù Chile – Blue Egg Chicken Chile – Calbuco Black-Bordered Oyster Chile – Merquèn Chile – Purén White Strawberries Chile – Robinson Crusoe Island Seafood Dominican Republic – Sierra Cafetalera Coffee Ecuador – Nacional Cacao Guatemala – Huehuetenango Highlands Coffee Guatemala – Ixcán Cardamom Mexico – Chinantla Vanilla Mexico – Chontalpa Cacao Mexico – Seri Fire Roasted Mesquite Mexico – Tehuacán Amaranth Peru – Andean Kañihua Peru – Pampacorral Sweet Potatoes

119. Peru – San Marcos Andean Fruit 120. Peru – Traditional White Chuño Africa 121. 122. 123. 124. 125. 126. 127. 128. 129. 130. 131. 132. 133. 134. 135.

Cape Verde – Matured Planalto de Bolona Goat Cheese Egypt – Siwa Date Ethiopia – Wenchi Volcano Honey Ethiopia – Wild Harenna Forest Coffee Ethiopia – Wukro White Honey Kenya – Lare Pumpkin Kenya – Mau Stinging Nettle Kenya – Mushunu Chicken from Molo Kenya – Pokot Ash Yoghurt Kenya – River Nzoia Reed Salt Madagascar – Andasibe Red Rice Madagascar – Mananara Vanilla Mali – Dogon Somè Morocco – Argan Oil Morocco – Alnif Cumin

136. 137. 138. 139. 140.

Morocco – Taliouine Saffron Morocco – Zerradoun Salt Mauritania – Imraguen Women’s Mullet Bottarga Senegal – Dionewar Island Wild Fruit Juices South Africa – Zulu Sheep

Asia 141. 142. 143. 144. 145. 146. 147.

Armenia – Motal China – Tibetan Plateau Yak Cheese India – Dehra Dun Basmati Rice Japan – Unzen Takana Vegetable Malaysia – Bario Rice Malaysia – Rimbàs Black Pepper New Caledonia – Lifou Island Taro and Yam

Weitere Informationen: http://www.slowfoodfoundation.com/ welcome_eng.lasso

115


ANHANG

Slow Food Finanzbericht 2009 2009 arbeitete Slow Food mit einem Haushalt von rund 2.193.000 Euro. Damit war das Budget um 122.000 Euro höher als im Jahr 2008 – was sich durch die Realisierung mehrerer Erziehungsprojekte im Jahr 2009 erklärt. Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen Zuwendungen für Veranstaltungen Zuwendungen für Projekte sowie Spenden Zuwendungen für das Terra Madre Netzwerk Finanzeinahmen Slow Food Gesamteinnahmen

964.835 100.800 417.610 700.000 10.084 2.193.330

Aktivitäten zur Mitgliederentwicklung Kommunikation Zuschüsse für Entwicklungsprojekte Personalkosten Infrastrukturkosten Weitere Kosten Slow Food Gesamtausgaben

211.177 173.802 304.254 944.569 272.925 243.907 2.150.634

Operatives Ergebnis

42.696

Aufschlüsselung der Einnahmequellen (2009) Zuwendungen für das Netzwerk Terra Madre 32%

Zuwendungen für Projekte sowie Spenden 19%

116

ALMANACH

Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen 44%

Einnahmen aus Veranstaltungen 5%


Die Mitgliedsbeiträge waren die Haupteinnahmequelle von Slow Food (44%). Internationale Events erwirtschafteten 5 Prozent der Einnahmen; Spenden und Zuwendungen für Projekte von Stitungen, Verbänden und Einzelunterstützern summierten sich auf 19%. Die Zuwendungen für das Netzwerk Terra Madre (32%) waren zweckgebunden für die Koordination und Entwicklung des Netzwerks der Lebensmittelbündnisse.

Aufschlüsselung der Ausgaben (2009) Personalkosten 44% Infrastrukturkosten 13%

Weitere Ausgaben 11%

Zuschüsse für Entwicklungsländer 14%

Kommunikation 8%

Aktivitäten zur Mitgliederentwicklung 10%

2009 umfassten die Aktivitäten zur Mitgliederentwicklung (10% des Haushalts) die Kosten für Mitglieder-Service sowie Reise- und Unterbringungskosten. Die Kommunikationskosten (Serviceleistungen für Mitglieder wie die Newsletter und das Eintreten für die Verbreitung der Themen der Bewegung) beliefen sich auf 8%. Keine Kosten bereitete hingegen der Annual Report, der 2009 das Slow Food Jahrbuch ersetzt hat. Die Zuschüsse für Entwicklungsländer beliefen sich auf 14 Prozent der Investitionen 2009. Die Begünstigten dieser Zuschüsse, die auch Events und Bildungsprojekte mit einschließen, waren die Erzeuger der Presidi in den Entwicklungsländern und mehrere Lebensmittelbündnisse aus dem Netzwerk Terra Madre. Die Personalkosten machten mit 44 Prozent den größten Anteil aus. Die Infrastrukturkosten (15 Prozent) beziehen sich auf Mieten und Betriebskosten, Datenverarbeitung und Telefonanlagen sowie Verwaltungs- und Bankgebühren. Zu den “weiteren Ausgaben” gehören Steuerlasten (2%), Aufwendungen für die Organisation des internationalen Kongresses (1%), Wertberichtigungen sowie Wertberichtigungen für Beteiligungen, der Fonds für künftige Ausgaben und die Vermögenswerte, die insgesamt einen Anteil von 8% ausmachen.

117


ANHANG

Die Slow Food-Stiftung für biologische Vielfalt Die Slow Food-Stiftung für biologische Vielfalt unterstützt Produzentengemeinschaften der Presidi und der Märkte der Erde. 2009 standen rund 1,027 Millionen Euro zur Verfügung, von denen 40 Prozent an die verschiedenen Interessenträger der Stiftung gingen (Netto-Wertschöpfung), d.h. an die Erzeuger (Arche des Geschmacks, Presidi, Märkte der Erde und andere Projekte); an die lokalen Bündnisse, die durch die Kommunikationsarbeit der Stiftung einbezogen und für die Verteidigung der biologischen Vielfalt sensibilisiert wurden; und an das Personal der Stiftung.

Finanzbericht 2009 Zuschüsse von Förderern Beiträge aus der Welt von Slow Food Veranstaltungen Einnahmen durch Projekte Andere Einnahmen Nutzung des Beitragsfonds für institutionelle Aktivitäten Slow Food-Stiftung für biologische Vielfalt Gesamteinnahmen Slow Food Gesamteinnahmen

492.137 64.807 25.920 321.463 70.923 67.518 -15.539 1.027.229

Projekte der Presidi Märkte der Erde Entwicklungsprojekte Kommunikation und Aufklärung der Öffentlichkeit Personalkosten Infrastrukturkosten Steuern Slow Food-Stiftung für biologische Vielfalt Gesamtausgaben

315.223 14.019 154.246 30.197 345.958 157.081 10.505 1.027.229

Operatives Ergebnis

–—

Aufteilung des Mehrwerts der Stiftung für biologische Vielfalt 2009 Personalkosten 37%

Institutionelle Kommunikation 3%

118

Fundraising 3%

Entwicklungsprojekte 18%

ALMANACH

Arche des Geschmacks Beiträge für 2% Mitarbeiter Dienstreise Presidi 9% vor Ort 22% 11% Erstellung von Informationsmaterial 9% Teilnahme Gründung von Presidi an Veranstaltungen 34% 13%

Investitionen in die Presidi 37%

Märkte der Erde 2%


Die Terra Madre-Stiftung Das Netzwerk der Lebensmittelbündnisse wird von der Terra Madre-Stiftung organisiert, deren Gründungsmitglieder Slow Food, das italienische Außenministerium/Entwicklungshilfe, das italienische Landwirtschaftsministerium, die Region Piemont und die Stadt Turin sind. Gemeinsam mit anderen Geldgebern trugen diese Körperschaften im Zwei-Jahres-Zeitraum 2008/2009 rund 6.364.000 Euro zusammen. 2008 war das Welttreffen Terra Madre der Hauptausgabenposten, der die Organisation und Realisierung des Turiner Events sowie die Reise- und Unterbringungskosten für die Delegierten der verschiedenen Lebensmittelbündnisse umfasst. 2009, im Jahr nach dem Treffen, fielen hauptsächlich Personalkosten an, um das Netzwerk aufrecht zu erhalten und weiter zu entwickeln. Diese Bilanz enthält nicht die Aktivitäten des Netzwerks in den Ländern vor Ort. Die Zahlen 2009 könnten noch Veränderungen unterliegen, da das Geschäftsjahr noch nicht abgeschlossen ist.

Terra Madre Finanzbericht 2008/2009 Gesammelte Zuschüsse für die Unterstützung der Bündnisse Gesamteinnahmen der Terra Madre-Stiftung

6.364.395 6.364.395

Organisation des Welttreffens Terra Madre Reisekosten der Bündnisse Unterbringungskosten der Bündnisse Institutionelle Kommunikation Personalkosten Infrastrukturkosten Weitere Kosten Gesamtausgaben der Terra Madre-Stiftung

1.436.344 1.524.686 695.393 159.649 1.482.826 526.547 53.503 5.878.949

Operatives Ergebnis

485.446

Aufteilung der Ausgaben für die Jahre 2008 bis 2009 Personalkosten 17%

Infrastrukturkosten 6%

Organisation des Welttreffens Terra Madre 29%

Institutionelle Kommunikation 3%

Unterbringungskosten 14% Reisekosten der Bündnisse 31%

119


ANHANG

Organisation Die internationale Verein Slow Food wird durch den Internationalen Beirat koordiniert und durch einen Vorstand geleitet. Die Mandatsträger sind auf vier Jahre gewählt. Der Hauptsitz von Slow Food International ist in Bra (Piemont). In einigen Ländern – Italien, USA, Deutschland, Schweiz, Frankreich, Japan, Großbritannien, Australien und Niederlande – werden die Aktivitäten des Vereins eigenständig durch eine nationale Leitung organisiert, die sich mit dem internationalen Vorstand abstimmt.

Internationaler Vorstand

INTERNATIONALER BEIRAT*

Vorsitzener Carlo Petrini (Italien)

Italien Silvio Barbero Massimo Bernacchini Marco Brogiotti Roberto Burdese Daniele Buttignol Valeria Cometti Antonello Del Vecchio Andrea Pezzana

Stellvertretende Vorsitzende John Kariuki Mwangi (Kenia) Vandana Shiva (Indien) Alice Waters (USA) Internationaler Sekretär Paolo Di Croce (Italien) Beisitzer Roberto Burdese (Italien) Gerry Danby (Großbritannien) Ursula Hudson (Deutschland) Jean Lheritier (Frankreich) Nick Padol (Australien) Rafael Perez (Schweiz) Geert Veenendaal (Niederlande) Josh Viertel (USA) Hirotoshi Wako (Japan)

USA Erika Lesser Jeff Roberts Joel Smith Josh Viertel Deutschland Rupert Ebner Ursula Hudson Lars Jäger Walter Kress Großbritannien Gerry Danby Schweiz Markus Gehri Rafael Pérez Giorgio Romano Japan Yutaka Kayaba Hirotoshi Wako

120

ALMANACH

Frankreich Lucien Biolatto Jean Lhéritier Niederlande Friederike Kleijn Geert Veenendaal Australien Ann Shaw Rungie Kanada Sinclair Philip Spanien Mariano Gomez

Indien Vandana Shiva Bulgarien Dessislava Dimitrova Vertreterin der Slow FoodStiftung für biologische Vielfalt Serena Milano (Italien) Vertreterin der Universität der Gastronomischen Wissenschaften Cinzia Scaffidi (Italien)

Österreich Manfred Flieser Schweden Ola Buckard Irland Darina Allen Kenia Samuel Karanja Muhunyu Mexiko Raúl Garciadiego Brasilien Roberta Marins de Sá

* Alle Mitglieder des internationalen Vorstands gehören zugleich dem Internationalen Beirat an. Die Mitglieder des Internationalen Beirats sind 2007 während des Internationalen Kongresses in Puebla (Mexiko) gewählt worden.



Slow Food Editore


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.