Schnüss 2018/09

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23.08.2018

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SOLIDARISCHER OBSTANBAU Zwischen den Bäumen summt es. So weit das Auge reicht, ziehen sich Blühstreifen auf den Anbauflächen des Obsthofs Rönn dahin. Im Obstanbaugebiet rund um Meckenheim ein seltener Anblick. Zwischen den Bäumen vieler Betriebe sieht man durch den Einsatz von Pestiziden häufig nur karge Streifen.

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Monika und Michael Rönn wollen auf diesem Wege auch mehr Kontakt zu ihren Kunden bekommen. Und sich gemeinsam weiterentwickeln. »Wir wollen nicht viel verdienen«, sagt Monika Rönn. »Wir wollen einfach unseren Betrieb für die Kinder erhalten und davon leben können.« Die Idee einer Solidarischen Landwirtschaft ist natürlich nicht neu. Seit rund 20 Jahren gibt es Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) in Deutschland. Das Konzept ist einfach: Ein Hof oder eine Gärtnerei versorgt eine Gruppe von Menschen in der näheren Umgebung mit Lebensmitteln. Die Verbraucherinnen und Verbraucher binden sich vertraglich für ein Wirtschaftsjahr, zahlen einen monatlichen Beitrag und können sich an Arbeitseinsätzen oder der Anbauplanung beteiligen. In Bonn wurde bereits 2012 eine Gemüse-SoLaWi gegründet, die bis heute aktiv ist. In Stoppe-

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rich bei Linz ging 2014 eine weitere SoLaWi in der Region an den Start, bei Hennef gibt es seit dem Frühjahr die SoLaWi Hanfer Hofgemüse. Die Rönns aber sind wohl bislang der erste und einzige Obstanbaubetrieb bundesweit, der den Weg einer solidarischen Gemeinschaft beschreitet. Ein Grund dafür dürfte wohl die lange Pla-

Ökologischer Pflanzenschutz und Anbausysteme kommen zum Einsatz, Blühstreifen auf einer Gesamtlänge von 10 Kilometern, Nisthilfen für Bienen, Fledermäuse und Vögel sind entstanden.

nungs- und Bewirtschaftungszeit sein. »Salat und Gemüse kann ich innerhalb eines Wirtschaftsjahres anbauen und ernten«, sagt Michael Rönn. »Obstbäume benötigen von der Pflanzung bis zur ersten Ernte gut fünf Jahre.« Die für die SoLaWi »Rheinlandobst« vorgesehene Fläche liegt in der Nähe des Hofes. Auf einem halben Hektar tragen dort rund 1200 Apfel- und Birnbäume Früchte, die seit Anfang August mit den aktuell rund 35 SoLaWi-Mitgliedern geteilt werden. Pro Anteil an der SoLaWi bekommt jeder alle zwei Wochen etwa 2,5 kg Äpfel und Birnen. Dazu ein bis zwei Hokkaido-Kürbisse. Im Juli gab es bereits die Möglichkeit, Johannisbeeren und Sauerkirschen selbst zu pflücken. Insgesamt bauen die Rönns 14 verschiedene Sorten Äpfel und fünf verschiedene Sorten Birnen an. Langfristig können sich Monika und Michael Rönn auch den Anbau von anderem Obst mit der SoLaWi vorstellen. Zunächst aber gilt es für alle Beteiligten, im ersten SoLaWi-Jahr Erfahrungen zu sammeln und gemeinsam zu lernen. Auf dem Programm stehen die gemeinschaftliche Verteilung der Ernte, Saftpressen, Baumschnitt oder Zaunbau bis hin zu organisatorischen Dingen und natürlich Werbung. Denn für weitere Mitglieder steht die SoLaWi Rheinlandobst offen. Ein erster Schritt aber ist gemacht, und darüber sind Monika und Michael Rönn sehr froh. [ C . P. ] Infos zur SoLaWi Rheinlandobst gibt es im Netz unter solawi.rheinlandobst.de obsthof-roenn.de

SCHNÜSS · 09 | 2018

FOTOS: MONIKA RÖNN

eit 2016 haben Monika und Michael Rönn auf ihrem Obsthof in Meckenheim-Ersdorf die Produktion auf Biolandwirtschaft umgestellt. Seitdem hat sich einiges getan: Ökologischer Pflanzenschutz und Anbausysteme kommen zum Einsatz, Blühstreifen auf einer Gesamtlänge von 10 Kilometern, Nisthilfen für Bienen, Fledermäuse und Vögel sind entstanden. Den Zwängen des Marktes aber sind die Rönns mit der Umstellung noch lange nicht entkommen. Alleine zwei Biosiegel mussten her, erzählt Monika Rönn. Denn führende Supermarktketten nehmen nur auf die eine oder eben andere Art zertifizierte Bioware in den Verkauf. Und Biosiegel hin oder her: Der Großhandel hat weiterhin die Macht, diktiert Preise und Qualität. Ist eine Kiste Äpfel nicht perfekt, kommt die ganze Wagenladung zurück. Um der fatalen Spirale »Wachsen oder Weichen« zu entkommen, die immer brutaler den Alltag der landwirtschaftlichen Betriebe bestimmt, beschlossen die Rönns, sich auf ein neues Abenteuer einzulassen: Gemeinsam mit Verbraucherinnen und Verbrauchern gründeten sie im Juli eine solidarische Landwirtschaft mit Äpfeln, Birnen, Kürbissen, Kirschen und Johannisbeeren.


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