Schnüss 2018/07

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22.06.2018

10:40 Uhr

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Tierisch gut geworden: der sanierte Spielplatz in der Von-Pfingsten-Straße (Beuel)

In Bonn werden öffentliche Plätze nicht überall wirklich gut behandelt und gehändelt. Den Bahnhofsvorplatz hat man leider Investoren überlassen, den Stiftsplatz den Ansprüchen der Autoparker-Community – die mittlerweile leider auch Bereiche des an sich so gelungen gestalteten Platzes vor dem Haus der Bildung für sich okkupiert. Doch immerhin: Bonns Spielplätze stehen in der Rangliste der »schönsten Spielplätze im Rheinland« auf Platz zwei – und, dies sei vorab gesagt, völlig zu Recht.

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m Verwaltungsdeutsch heißen sie »Spielflächen«, die Plätze, die im Bonner Stadtgebiet zum Turnen, Toben, Schaukeln, Klettern, Bolzen einladen – oder einfach nur zum Rumhängen, je nach Alter und Interesse der Benutzer und Besucher. 285 solcher Plätze unterhält die Stadt, das ist (für insgesamt 340.000 Einwohner) eine beträchtliche Anzahl. Und eine beträchtliche Aufgabe für die Mitarbeiter im Amt für Stadtgrün und im Amt für Kinder und Jugend, die in enger Zusammenarbeit dafür sorgen, dass diese Areale attraktiv gestaltet, technisch ›gut in Schuss‹ und (landschaftlich) gepflegt sind. David Baier (Landschaftsarchitekt, Abteilungsleiter und stv. Amtsleiter im Amt für Stadtgrün), seine Fachkolleginnen Frau Sump (Diplomingenieurin Landschaftsarchitektur, Amt für Stadtgrün), Sabine Berger (dto) und Andrea Koors (Diplompädagogin, Jugendamt Bonn) stehen gern Rede und Antwort zu Fragen rund um ›ihren‹ Aufgabenbereich - dem sie sich mit spürbarem Enthusiasmus widmen.

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Dem Spielflächenkonzept der Stadt Bonn von 2015 ist ein Astrid Lindgren-Zitat vorangestellt: »Kinder sollen mehr spielen, als viele Kinder es heutzutage tun. Denn wenn man genügend spielt, solange man klein ist, trägt man Schätze mit sich herum, aus denen man später sein Leben lang schöpfen kann. Dann weiß man, was es heißt in sich eine warme, geheime Welt zu haben; was man auch erlebt, man hat diese Welt in seinem Inneren, an die man sich halten kann.« Diese so simpel logische Erkenntnis ist Leitgedanke der hiesigen Planung – was indes nicht bedeutet, dass diese Planung kinderleicht ist, die Umsetzung ist es erst recht nicht. »Die ideale Stadt braucht keinen Spielplatz«, sagt Baier gleich eingangs unseres Gesprächs (und nicht allein die Kolleginnen stimmen ihm da zweifellos zu) – die ideale Stadt ist immer auch Spielplatz. Allerdings gehört dieses Ideal einer Bilderbuchwelt an – das Idyll Bullerbü ist Vergangenheit; die Zeiten, in denen Kinder nachmittags

›raus zum Spielen gingen und abends aus Wald und Feld oder vom Bolzen auf stiller Straße verschwitzt, verschmutzt und ausgetobt wieder heimkamen, sind lange passé. Im Gegenteil bietet der städtische Raum heute immer weniger spielplatzfreundliche Areale: Infolge der dichten und immer dichteren Bebauung stehen immer weniger »Ausgleichflächen« zur Verfügung, diese aber »müssen immer mehr Bedürfnisse abdecken«: für Nutzer ganz unterschiedlicher Altersgruppen, die sich alle hier ausprobieren, austoben, wohlfühlen sollen. Eine ›Spielinsel für alle‹ quasi, für die ganz Kleinen, die ›Mittelkleinen‹, für Jugendliche und junge Erwachsene, für die Eltern und Großeltern. Und das mitten in der Stadt beziehungsweise an Standorten, die für alle Nutzer möglicht gut und auch barrierefrei erreichbar sein sollen. Es ist eine Art Quadratur des Kreises, die Planern und Gestaltern hier in toto gelingen soll – wahrlich kein Kinderspiel. Denn es sind da noch zahlreiche weitere Kriterien, die einbezogen sein wollen. Das fängt bei der Struktur des jeweiligen Bezirks an, für den eine Spielfläche konzipiert und gestaltet wird: Wie ist – etwa in der Nordstadt, in der Südstadt, in Kessenich, Endenich, Duisdorf, Beuel – jeweils die Altersstruktur der Anwohnerschaft beschaffen, wie die soziale Struktur, wie die Umgebung? Gibt es dort zum Beispiel viele Jugendliche im Alter ab 13, die nicht mehr nur ›toben‹ wollen, sondern sich auch einen Treffpunkt zum sozialen Chillen wünschen, zum Quatschen, Rumsitzen, Unter-sich-Sein? Gibt es viele Grup-

SCHNÜSS · 07 | 2018

FOTOS BAUMSCHULWÄLDCHEN: B. GROTH, ALLE WEITEREN FOTOS: STADT BONN

(K)EIN KINDERSPIEL


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