Schnüss 2018/01

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18.12.2017

10:46 Uhr

Ullrich hört 2019 im biblischen Alter von dann 88 Jahren auf, seine designierte Nachfolgerin soll die (bisherige) Kölnerin Bettina Montazem werden. Hillevi Burmester findet das gut: »Sie könnte mit ihrem iranischen Background die ›Zwei Welten‹ zusammenbringen«, hofft die SPD-Politikerin. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg. Denn ob es überhaupt zu einer Fortführung des Kleinen Theaters kommt, steht noch nicht fest. Die Verträge sind noch nicht unterschrieben, und auch das Gebäude braucht eine Sanierung. [HARALD GESTERKAMP] *

Vieldiskutierte ›dokumentarische Inszenierung‹ von Frank Heuel am Theater Bonn (2009), nach der Vorlage von Ingrid Müller-Münch

Fiere un studiere

200 JAHRE UNI BONN

FOTO UNIVERSITÄT: PRESSEAMT BONN, GIACOMO ZUCCA SONDERMANN

B

einahe ein Jahr zu früh starteten am Elften im Elften die Feierlichkeiten zum 200. Jubiläum der Bonner Universität. Inoffiziell versteht sich, aber dafür um so jecker. Die Bönnschen Karnevalisten schunkelten selig auf dem Marktplatz zum neuen Sessionsmotto: »Loss mer fiere un studiere«. Fröhliche Wissenschaft auf echt rheinische Art eben. Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn prägt bis heute das Leben der Stadt. Aus der Taufe gehoben am 18. Oktober 1818 von Friedrich Wilhelm III., heißt es in dessen Gründungsurkunde: »Wir, Friedrich-Wilhelm von Gottes Gnaden, König von Preußen …« Ausgerechnet dieses majestätische »Wir« hat die Uni als Motto für die Jubiläumsfeierlichkeiten gewählt, die offiziell am 18. Januar beginnen. Aus dem monarchistischen »Wir« soll dann ein demokratisches werden: »Wir« stehe heute für eine Universität mit rund 37 000 Studierenden, 550 Professorinnen und Professoren, mehr als 10 000 Beschäftigten, inklusive des Universitätsklinikums, sowie 200 000 lebenden Alumni weltweit, heißt es in der offiziellen Ankündigung der Universität. Die Ambivalenz des »Wir« ist aber schlüssig für eine Universität, die Tradition und Moderne zu vereinbaren sucht. Im Zeitalter von Idealismus

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und Aufklärung gegründet, fühlt sich die Uni Bonn bis heute dem Humboltschen Ideal der Einheit von Forschung und Lehre verpflichtet. Und doch haben besonders die Hochschulreformen der vergangenen 20 Jahre den Universitätsbetrieb tiefgreifend verändert und die Verschulung des Studiums mit Beginn des 21. Jahrhunderts weiter vorangetrieben.

Auf dem Weg zur Exzellenz-Uni Andererseits mausert sich die einst belächelte Hauptstadtuni zu einer internationalen Forschungsschmiede. Erst Ende November schaffte es die Uni Bonn mit sieben sogenannten Clustern in die Endrunde der Exzellenz-Initiative der Bundesregierung. Die Chancen auf neue hohe Fördermittel vom Bund stehen damit gut. Die Entscheidung fällt voraussichtlich im September 2018 und könnte zu einem dicken Geburtstagsgeschenk für die Uni ausfallen, die dann neben den Hochschulen in Köln und Aachen zur dritten Exzellenz-Uni in Nordrhein-Westfalen aufsteigen würde. Exzellenz hin oder her - gefeiert wird 2018 quartalsweise. Von Januar bis März steht zunächst einmal die eigene Geschichte auf dem Programm. Zehn Themenwochen führen von der Gründung zur Revolution von 1848 über die NS-Zeit bis hin zur heutigen Universität in der Bundestadt Bonn. Neben Veranstaltungen und Diskussionsrunden gibt es verschiedene Ausstellungen und Führungen, so etwa zum finstersten Kapitel der Geschichte: eine Sonderausstellung zur Universität in der NS-Zeit.

Von Wissenschaftsnacht bis Mensa-Aktionswoche Von April bis Juni steht das Jubiläum dann ganz im Zeichen von »Nachhaltigkeit«. Neben zahlreichen Veranstaltungen und Diskussionen, die sich mit den Themen Umwelt, Ernährung, Gesundheit und Ressourcen beschäftigen, nehmen sich auch bereits etablierte Veranstaltungsreihen – wie etwa »Uni im Rathaus« – in diesem Quartal des Themas an. Am »Tag der Artenvielfalt« im Mai werden sich die Türen der Botanischen Gärten

öffnen. Darüber hinaus lädt der Campus Klein Altendorf zu einem Tag der offenen Tür im Juni ein. Die Bonner Wissenschaftsnacht wird unter dem Motto »Kreisläufe« dem breiten Publikum interessante Forschungsprojekte, Präsentationen und ein kulturelles Rahmenprogramm präsentieren. Und die Mensa-Aktionswoche wird sich dem Thema »nachhaltige Ernährung« widmen. Im dritten Jubiläums-Quartal von Juli bis September dreht sich dann alles um die »Welt der Zahlen«. Sind Zahlen interkulturell? Welche Bedeutung haben sie in der Religion? Außerdem stehen Wahrscheinlichkeitsrechnen in der Medizin, Zahlen in der Physik, natürlich in der Mathematik und sogar Zahlen aus philosophischer Sicht auf dem Programm. Dazu gibt es etwa einen »Excellence Slam«, bei dem Wissenschaftler ihre Forschungsthemen unterhaltsam und verständlich auf einer Bühne vorstellen. Das Mathematik-Zentrum der Universität Bonn öffnet seine Türen für eine Sonderveranstaltung zum »Aktionstag Mathematik« und will mit Vorträgen, Ausstellungen und Filmen insbesondere Kindern und Jugendlichen interessante Einblicke in die mathematische Forschung geben.

Neben- und Gegeneinander von Stadt und Uni Von Oktober bis Dezember stehen schließlich die Geistes- und Sozialwissenschaften unter dem Motto »Herausforderungen der Weltgesellschaft« im Brennpunkt. In diesem Rahmenprogramm gibt es zudem eine Ausstellungen von Stadtarchiv und Stadthistorischer Bibliothek zum Thema »Universität in der Stadt«, die am 1. November 2018 eröffnet werden soll. Die Ausstellung nimmt die Universität als Motor der Stadtentwicklung im 19. Jahrhundert und die Professoren und Studenten als wichtigen Teil der Stadtgesellschaft in den Blick. Dabei wird das Mit-, Neben- und auch Gegeneinander von Stadt und Universität anhand ausgewählter Beispiele visualisiert. [ C . P. ] Alle Infos rund ums Uni-Jubiläum 2018: www.200jahre.uni-bonn.de

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